Klönschnack Januar 2022

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11-12 Interview.qxp_kloen 23.12.21 12:05 Seite 11

INTERVIEW DES MONATS

… Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien

„Nichts Ehrenrühriges“ Kultur und Medien erleben gerade schwere Zeiten, dabei sind sie für uns unverzichtbar, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Senator Carsten Brosda verrät im Interview warum. Herr Brosda, wie wichtig sind Kultur und Medien für uns gerade jetzt, wo Fakten und Fiktion so nah beisammen zirkulieren? Beide Bereiche sind für unsere freie und offene Gesellschaft essenziell. Dabei erfüllen sie aber jeweils ganz unterschiedliche Rollen. Bei den Medien geht es insbesondere um die faktenbasierte Information. Gegen Phänomene wie die Trumpsche Präsidentschaft oder die Querdenker-Szene hilft eine qualitätsvolle und freie Medienlandschaft. In der Kunst kann die Wahrheit hingegen gerade in der Fiktion liegen. Hier erleben wir es immer wieder, dass wir gerade durch die Fiktion auf tieferliegende Wahrheiten und Zusammenhänge gestoßen werden. Beides brauchen wir: Sowohl die vertrauenswürdige Information als auch die Möglichkeit, zu spielen und zu spekulieren. Insofern geben wir alles, damit Kultur und Medien möglichst gut durch diese schwierige Zeit kommen.

am Anfang der Corona-Krise geschehen ist. Hier haben wir inzwischen auch im Infektionsschutzgesetz deutlich gemacht, dass dies besondere Orte sind, die auch mit Blick auf die Freiheit der Kunst einen besonderen Schutz genießen. Dennoch müssen wir natürlich die aktuelle Lage im Blick behalten und mit den entsprechenden Hygienemaßnahmen alles dafür tun, dass diese Orte auch aus Infektionssicht sichere Orte bleiben. Hier ist es wichtig, dass wir bundesweit einheitliche Regelungen haben, die jeweils mit Blick auf die regionalen Inzidenzen angepasst werden können. Halten Sie Kinos und Theater für sichere Orte? Ja. Die Häuser sind vor allem im Vergleich zu anderen gesellschaftlichen Bereichen sehr sicher. Es gibt klare Hygienekonzepte und leistungsstarke Lüftungen, mit denen mehrmals pro Stunde die komplette Luft im Saal gegen Frischluft ausgetauscht wird. Außerdem kümmert sich ein Veranstalter um Einhaltung der Hygieneregeln und die Zuschauer sitzen meistens ruhig mit Maske auf ihren Plätzen.

FOTO: ©HERNANDEZ

Anfang Dezember sagten Sie zur möglichen Schließung von Kinos, Clubs und Theatern, man müsse entsprechend der aktuellen Ereignisse handeln. Was heißt das in einer Lage, die sich ständig ändert? Es ist wichtig, dass Orte der Kultur nicht so Ihr früherer Chef, Olaf Scholz, wäre fast ihr nebenbei geschlossen werden dürfen, wie es neuer Chef geworden. Sie wurden als Kandidat

„Dass Kultur im Sommer in Hamburg auch draußen geht – das wissen jetzt alle.“

für den Posten als Kulturstaatsminister gehandelt. Sie scheinen aber recht froh zu sein, in Hamburg bleiben zu können – und die Kulturszene auch. Woran liegt das? Ich bin in der Tat sehr glücklich mit meiner hiesigen Aufgabe. Manche teilweise wilde Spekulation im Herbst habe ich recht amüsiert verfolgt. Es ist ja auch nichts Ehrenrühriges, für solche Positionen ins Spiel gebracht zu werden. Aber ich mag den konkreten Gestaltungsspielraum, den ich hier in Hamburg und auch im Deutschen Bühnenverein habe. Kultur ist Ländersache und hier werden ganz maßgeblich die Weichen für die Kunst und Kultur gestellt. Dies in einer Kulturstadt, wie sie Hamburg ist, machen zu können, ist außerordentlich beglückend. Was macht Hamburg in Sachen Kultur anders als andere Bundesländer? Wir haben zunächst eine sehr vielfältige und lebendige Kulturszene. Nachdem dies vor einigen Jahren mal ein Senat etwas aus dem Blick verloren hat, sind wir uns dessen heute absolut bewusst und versuchen, die Kultur nach Kräften zu stärken. Hinzu kommt ein sehr enger und vertrauensvoller Austausch mit den Akteuren der Szene, sodass wir auch sehr zielgenau da helfen können, wo Hilfe „Das war notwendig ist.

schon auch ein kleines Wagnis.“

Im Juli und August fand der Kultursommer statt: Meist Open-Air und kostenfrei, gefördert und unter Einbezug der ganzen Stadt sowie vieler „kleiner“ Angebote. Der Kultursommer sollte ein starkes Signal für die Rückkehr der Kultur setzten. Hat das geklappt? Oh ja. Das war schon auch ein kleines Wagnis, zum einen weil wir unglaublich wenig Zeit hatten, das Ganze auf die Beine zu stellen, vor allem aber weil wir uns nicht sicher waren, wer da nach den Monaten des Stillstandes überhaupt mitmachen wird. Doch schon die Bewerbungen haben uns überwältigt. Schlussendlich waren in den vier Wochen über 185.000 Besucherinnen und Besucher bei über 1.800 Kulturveranstaltungen. Gut 200 Veranstaltungsorte wurden mit Kultur aller Sparten bespielt, verteilt auf alle sieben Bezirke und 55 Stadtteile. Daran waren mehr als 5.700 Künstlerinnen und Künstler beteiligt, von denen mindestens 75 Prozent aus der Metropolregion Hamburg kamen. Das hat uns schon sehr gefreut und gezeigt, wie lebendig die Kulturszene in Hamburg weiter ist. Besonders schön war auch, dass die Veranstaltungen mit einer Auslastung von im Schnitt 73 Prozent sehr gut besucht waren. Das zeigt: Die Hamburgerinnen und Hamburger waren

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