158 – Theo o.j. fuchs
Foto: katharina winter
theobald O.J. fuchs: die beiden Herberts Wir hatten ja einen echten Verbrecher in der Familie. Als ich ein Bub war, da war mein liebster Verwandter mein Onkel Herbert. Der Mann von meiner Tante Bärbel. Später freilich: Der Ex-Mann. Der Onkel Herbert war ein echter Verbrecher, und ich fand das super. Weil ich dachte, der schenkt mir bestimmt zum fünfzehnten Geburtstag einen echten Revolver. Und ich darf später mit seinem Cadillac herumfahren und Schnaps trinken mit seinen Gangster-Kumpeln. In einer finsteren Kneipe in der Südstadt, und stinkende Zigarren rauchen wie der Opa und kartenspielen. Dem Herbert hat nämlich bald nach dem Krieg ein Grundstück in der Vorderen Sterngasse gehört, wo er einen Parkplatz darauf betrieben hat. Die Leute haben dem Onkel Herbert Geld gezahlt, dass sie dort ihr Auto abstellen dürfen. Und während die Leute in der Stadt einkaufen waren, hat der Herbert von anderen Leuten Geld dafür genommen, dass er ihnen erlaubt hat, die geparkten Autos aufzubrechen und auszuräumen. Und wenn die dann nicht gewusst haben, wo sie hin sollen mit dem Zeug, das sie geklaut haben, hat ihnen der Herbert auch geholfen. Gegen eine gewisse Gebühr freilich. Und weil auf dem Parkplatz auch noch Platz für zwei Wohnwagen war, hat der Herbert die dort aufgestellt und vermietet. An Damen mit besonderen Spezialkenntnissen. Die haben in den Wohnwägen ihre Kunden behandelt und der Herbert hat Geld abbekommen. Die Tante Bärbel hat nichts davon gewusst. Sie hat bloß gewusst, dass der Herbert Geld hat wie Heu und dass er todschicke Autos fährt. Und dass er recht cholerisch war, vor allem beim Einparken. Wo er gerne mal das Auto davor und das Auto dahinter gerammt hat,