ConvenienceShop/3/2020/CS_2020_03 - Seite 24
hp - 28.04.2020 10:47
Fotos: Dorfladennetzwerk
HANDEL Dorfladen
Gut versorgt - nicht nur in Krisenzeiten Viel Hilfestellung leisten Dorfläden immer. Denn sie sind mehr als reine Lebensmittelanbieter. Sie sind zentrale Orte der Begegnung, auch in Corona-Zeiten, in denen Sie durch die Krise helfen. Organisiert sind viele im Dorfladen-Netzwerk. TEXT SAB INE WYGAS
Als vor zehn Jahren der einzige kleine Nahversorger in Welbergen, einem Ortsteil der 20.000-Seelen-Kleinstadt Ochtrup im nördlichen Münsterland, schloss, entschieden sich die Bewohner vor Ort zur Hilfe zur Selbsthilfe. Nach einer Bürgerversammlung gründeten 421 Mitglieder, die rund 180.000 Euro Kapital investierten, eine Genossenschaft und riefen einen eigenen Dorfladen ins Leben. Die Verkaufsfläche des ehemaligen Lebensmittelladens wurde auf 150 Quadratmeter erweitert. Angeboten werden derzeit mehr als 2.000 Artikel. Heute haben sich etwa 95 der Haushalte im 1.250 Einwohner zählenden Welbergen finanziell an dem Vollsortimenter beteiligt. „Die Zahl der Lebensmittelgeschäfte in Deutschland ist in den vergangenen 50 Jahren von 160.000 auf 36.000 gesunken“, weiß Günter Lühning, Vorsitzender des Dorfladen-Netzwerk, Bundesvereinigung multifunktionaler Dorfläden, BmD, die die Nahversorgung im ländlichen Raum verbessern will. „Aus Nahversorgung ist Weitentfernt-Versorgung geworden. Immer öfter wollen sich Kommunalpolitiker und Bürgerinitiativen in Dörfern von den großen Konzernen nicht vorschreiben lassen, wie weit die Men24
„Ich gehe täglich einmal durch den Laden, leere Regale habe ich keine gesehen.“ HERMANN LASTRING, VORSTAND GENOSSENSCHAFT WELBERGEN
schen zum Einkaufen fahren müssen.“ Das habe mit „Tante Emma“ nichts mehr zu tun. „Nach dem Rückzug von Post, Sparkasse oder Bank geht es immer öfter um Nahversorgung mit der letzten Begegnungsstätte,“ so Lühning. Das gilt auch für „Unser Laden“ in Welbergen, der zentral, unweit von Kirche und Friedhof, liegt und damit fußläufig gut erreichbar ist, vor allem auch für ältere Bewohner. Das Geschäft bietet neben einer Poststation auch ein kleines Café mit Kaffee und frischen Kuchenangeboten an. 15 Mitarbeiter, fünf Festangestellte und zehn Aushilfen, arbeiten in dem Dorfladen. „Wir legen sehr großen Wert auf freundlichen Umgang mit den Kunden“, sagt Hermann Lastring, ehrenamtlich im Vorstand der Genossenschaft tätig, der in Welbergen von Beginn an dabei war. Bis vor kurzem war er hauptberuflich im Vorstand der örtlichen Volksbank, seit Anfang April dieses Jahres ist er in Rente. In den Anfangsjahren kamen die Brötchen vom örtlichen Bäcker, so Lastring. Heute bekommt der Laden Teiglinge, die während des Tages vor Ort gebacken werden, um immer frische Ware anzubieten. Bei Äpfeln, Honig, Kartoffeln, Spargel und anderen Produkten setze man vor allem auf convenienceshop 3/20