ConvenienceShop/3/2020/CS_2020_03 - Seite 26
hp - 28.04.2020 10:48
HANDEL IFH Köln
„DIE VERUNSICHERUNG IST ENORM“ Eine schnelle Erholung des Außer-Haus-Marktes hält Kai Hudetz vom IFH Köln nach dem Shutdown und einer abflauenden Krise für möglich. Insgesamt jedoch sei momentan die Verunsicherung bei deutschen Verbrauchern groß und die veränderten Konsumgewohnheiten noch keineswegs nachhaltig. INTERVIEW MARTIN HEIERMANN
Das Institut für Handelsforschung, IFH Köln, beobachtet seit Jahren die Entwicklung auch des Online-Handels. Gerade jetzt, in Zeiten der Corona-Krise, schaut das Institut mit Hilfe seines Corona Consumer Checks genau hin, wie sich die Konsumenten verhalten. Viele stationäre Läden sind oder waren geschlossen. Doch dem Lebensmittelhandel beschert die Krise einen wahren Boom. Und die Kunden, kaufen sie Lebensmittel auch online? Wir haben dazu Kai Hudetz, Geschäftsführer des IFH Köln, einige Fragen gestellt. Die drohende Pandemie stellt sämtliche frühere Prognosen in Frage. So auch im Online-Handel mit Lebensmitteln. Bleiben Sie vor diesem Hintergrund als IFH Köln dabei, dass bis zum Jahr 2030 der E-Food-Handel in Deutschland auf bis zu 9 Prozent steigen wird?
Kai Hudetz: Kurzfristig wird der Online-Handel tatsächlich durch die begrenzten Ressourcen beschränkt. Die Online-Händler, die in der Lebensmittelbranche agieren, erleben allerdings einen Boom. Dieser Boom basiert aber darauf, dass viele Konsumenten aktuell bereit sind, für Haustürbelieferungen mehr zu bezahlen, um ihr Ansteckungsrisiko zu reduzieren. Die entscheidende Frage wird sein, wie dies nach der Krise aussieht. Es ist noch zu früh, zum jetzigen Zeitpunkt eine fundierte Prognose abzugeben. Deshalb müs26
Der Geschäftsführer des IFH Köln, Kai Hudetz, hat auch eigene Erfahrungen im E-Food-Shopping gesammelt.
sen wir beispielsweise noch etwas abwarten, wie sich die Krise auf die Kaufkraft auswirkt. Wie ist Ihre persönliche Einschätzung?
Ich persönlich gehe davon aus, dass der Online-Handel mit Lebensmitteln nach der Krise auf ein höheres Niveau weiterwachsen wird. Haustürbelieferung mit Lebensmitteln ist mit seiner extrem aufwändigen Logistik zumindest im Vollsortiment ein Premium-Dienst. Den Massenmarkt sehe ich daher
auch nach der Krise nicht, denn die meisten Konsumenten werden die notwendigen Aufpreise nicht bezahlen wollen oder können. Das IFH Köln sieht aktuell laut Ihrer Umfrage 13 Prozent der Konsumenten die zusätzliche Online-Einkäufe getätigt haben. Wie bewerten Sie diese Zahl?
Die aus meiner Sicht vergleichsweise niedrige Zahl zeigt die starke Verunsicherung der Konsumenten. Natürlich werden Produkte, die ich stationär nicht oder nur schwer convenienceshop 3/20