EL AVISO | 02/2022
Blitze
und Fliegen
Fliege, Ameise, Fleck, Spinne, Wurm… Dies ist nur eine kleine Auswahl der Begriffe mit denen wir in der Augenklinik praktisch täglich konfrontiert werden. Der Patient beschreibt „etwas“, das vor seinem Auge hin und her schwirrt. Nicht selten versucht der Betroffene das Objekt wegzuwischen oder zu fangen, bis er merkt, das da gar nichts vor dem Auge, sondern wohl etwas in dem Auge ist. Ein rascher Blick bei Dr Google führt dann meist zu einem noch rascheren Anruf bei uns. Der Patient ist alarmiert, denn im Internet steht, dass dieser harmlos erscheinende Fleck in Wirklichkeit den Verlust des Augenlichts bewirken kann. Was ist passiert? Das Auge ist in seinem Inneren, zwischen der Augenlinse und der Netzhaut, von einer gelartigen,
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durchsichtigen Substanz ausgefüllt. Diese besteht zu 98% aus Wasser, zu 2% aus Hyaluronsäure und wird durch eine Kollagenstruktur zusammengehalten. Auf dem Weg des Lichts durch das Auge muss es diesen Glaskörper (auch „Vitreo“ genannt) durchqueren, um zur Netzhaut zu gelangen, wo das Licht wahrgenommen wird. Verändern sich die Kol-lagenstrukturen so führt dies dazu, dass sich der Glaskörper verflüssigt und sich die Kollagenfasern verklumpen. Schuld ist meist das zunehmende Alter, aber auch die Kurzsichtigkeit oder z.B. Verletzungen können diesen Prozess auslösen. Fällt das Licht nun auf eine dieser dichteren, im verflüssigten Glaskörper schwimmenden Stellen, so bildet sich ein kleiner Schatten auf der Netzhaut. Dieser Fleck wandert je nach Augenbewegung hin und her und ist die Ursache für die vermeintliche Fliege, die man sieht. Das Phänomen wird „mouches volantes“ (französisch für fliegende Mücke) genannt. Es entsteht nur dann, wenn Licht in das Auge fällt und ist besser zu sehen auf einem hellen Hintergrund. Eigentlich nicht dramatisch Die Abhebung des Glaskörpers ist sehr häufig und nur selten gefährlich. Bei über 50% aller Augen findet dieses Phänomen irgendwann statt. Meist hebt sich der hintere Teil ab und dies geschieht häufig asymptomatisch – bis halt die Mücke auftritt. Symptome die auf den akuten Vorgang hindeuten sind Blitze,
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die der Patient, im Gegenteil zu den Flecken, bei Dunkelheit wahrnimmt. Diese huschen wie eine Sternschnuppe durch das äußere Gesichtsfeld. Ursache sind Stimulierungen der Netzhaut, an der anliegende Glaskörperanteile ziehen. Eventuell kann auch ein Nebel oder ein „Rußregen“ wahrgenommen werden, der durch eine Einblutung bedingt ist. In diesem Falle handelt es sich um eine akute traumatische Abhebung.
Aber es kann auch gefährlich werden Die große Gefahr bei einer Glaskörperablösung ist die akute Netzhautablösung bei der aufgrund eines Risses in der Netzhaut Wasser zwischen die Aderhaut und die Netzhaut fließt. Dies geschieht wesentlich seltener als man bei eigenen Internetrecherchen annimmt. Nur circa 1 zu 5.000 Abhebungen enden mit einer Netzhautablösung. Jedoch steigt die Zahl deutlich, sobald der Patient akute Symptome wie beschrieben wahrnimmt. Dann liegt die Zahl schon bei 2,5 zu 100! Wird ein Einriss rechtzeitig entdeckt so ist dieser mit einer unproblematischen Laserbehandlung rasch zu reparieren. Daher gilt grundsätzlich die Empfehlung, dass man sich bei neu auftretenden Flecken, Blitzen oder erst recht bei einem Nebel sofort bei seinem Augenarzt melden sollte. Dieser kann einen entweder beruhigen oder aber behandeln und das schlimmste verhindern.
Dr. Sebastian Beckers Deutsche Augenklinik Mallorca Avda. Rei Jaume I, Santa Ponsa, Tel.:871 570 606 Camí dels Reis, 308 Palma, Tel.: 971 905 202 www.deutsche-augen-klinik.de