Essen und Gesundheit
Mit Fifty-Fifty zum Erfolg Mit Start-ups ist es so eine Sache: Die Chancen stehen am Anfang immer 50:50, ob es ein Erfolg wird oder nicht. Außer man hat eine derart gute Idee, dass Investoren und Konsumenten gleichermaßen darauf abfahren. Wie im Fall von Rebel Meat. Der Witz daran: Die Idee selbst ist Fifty-Fifty! von markus höller
Seit Jahren drängt eine Flut von veganen und vegetarischen Produkten auf den Markt, deren vorrangiges Ziel es ist, den weltweiten Konsum von Fleisch einzudämmen. Dies aus hehren Gründen, denn die industrielle Fleischwirtschaft schadet der Umwelt, der Gesundheit und natürlich den Tieren. Der Großteil der omnivoren Konsumenten ist aber schwer zu einer Änderung des Konsumverhaltens zu bewegen, meist aus Gewohnheit, aber vor allem aus einem Grund: Die meisten Fleischersatzprodukte schmecken einfach nicht, haben eine komische Textur und bestehen aus einer Vielzahl an obskuren Zusatzstoffen. Auch sind rein pflanzliche Ersatzprodukte im Vergleich oftmals empfindlich teurer als das Fleischpendant, was der komplizierten Herstellung geschuldet ist. Auf Fleisch zu verzichten oder sich zumindest einzuschränken, fällt einem sowohl als Genussmensch als auch in finanzieller Hinsicht oft schwer, trotz guter Absichten. Was tun? Die zündende Idee Als sich Philipp Stangl und Cornelia Habacher vor ein paar Jahren über
ebendiese Problematik Gedanken machten, kam ihnen eine ebenso geniale wie einfache Idee: weg vom 100-ProzentAnsatz, sondern eben nur die Hälfte an Fleisch einsparen. Die fehlende Hälfte einfach mit einigen bekannten pflanzlichen Komponenten ergänzen, und schon hat man bei praktisch identischem Genuss nicht nur dem Planeten, sondern auch sich selbst etwas Gutes getan. Mehr noch: Weniger Fleischbedarf heißt, bei ähnlichem Preisbewusstsein dem Billigfleisch eine Absage erteilen zu können und stattdessen auf Biofleisch aus der Region zu setzen. Die bewusste Entscheidung zum geschmacklich überlegenen Premiumfleisch macht es dann noch einfacher, mit nur der Hälfte den vollen Geschmack zu erzielen. 2019 wurde Rebel Meat gegründet. Die Durchstarter Nach vielen Versuchen in der Küche und sorgsamer Wahl infrage kommender Hersteller tat sich 2020 mit der Puls 4 Start-upShow „2 Minuten, 2 Millionen“ die große Chance auf. Würden die Produkte und der ausgefuchste Businessplan die kritische Jury überzeugen? Ja, und nicht nur das. Rebel Meat sicherte sich das begehrte Rewe Start-up-Ticket, das bedeutet: österreichweite Listung in allen Billa-Plus-Märkten, in ausgesuchten Billa-Filialen, im Onlineshop und bei Sutterlütty. Ein Riesenerfolg, der das junge Unternehmen gleich zu weiteren Entwicklungen anspornte: Bratwürstel, Käsekrainer, Deluxe-Burgerpatties mit Edelpilzen, Fleischbällchen und Hühnernuggets. Aber eines bleibt immer gleich: Bei den Rebel-Meat-Produkten genießt man authentischen Fleischgeschmack, spart aber trotzdem die Hälfte an Fleisch ein.
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