The Red Bulletin DE 07/21

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Olympische Spiele, Weltmeisterschaft, Champions League: Als Spielerin hat ANJA MITTAG, 36, alles gewonnen. Im Trainerteam von RB Leipzig will sie ihren Sport aufs nächste Level heben – als starkes Vorbild mit eigenem Podcast.

FRAUEN SETZEN DIE TRENDS

DIE ZUKUNFT IST WEIBLICH Text: Nicol Ljubić  Fotos: Urban Zintel

Wie es sein sollte, hat Anja Mittag in der Saison 2002/03 erlebt. Letzter Spieltag, Showdown zwischen Turbine Potsdam und FFC Frankfurt, es ging um die Meisterschaft. 7900 Zuschauer drängten sich ins Karl-Liebknecht-Stadion in Babelsberg. Beim Anpfiff – daran erinnert sich Anja Mittag – standen immer noch Menschen draußen. „Diese Stimmung, diese besondere Anspannung – ich fand das großartig“, sagt sie. Es war ihre erste ­Saison in der Bundesliga und nach vielen Spielen vor ein paar Dutzend Zuschauern auch das erste Mal, dass ihr klar wurde: Krass, da geht was, die Leute interessieren sich ja doch für Frauenfußball! So sollte es immer sein, dachte sie damals, nicht nur am letzten Spieltag, wenn es um die Meisterschaft geht.

Endlich zündet der Turbo

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Schwer zu stoppen: Mit Tempo-Fußball stieg RB Leipzig zuletzt in die 2. Bundesliga auf. Hier dribbelt Marlene Müller (Nr. 27) im DFB-Pokal gegen den 1. FFC Niederkirchen.

Anja Mittag kam 2002 zu Turbine Potsdam in die 1. Bundesliga, spielte im Laufe ihrer Karriere unter anderem beim FC Rosengård und dem Malmö FF in Schweden, bei Paris Saint-Germain und dem VfL Wolfsburg. 2019 wechselte sie zu RB Leipzig und stieg mit der Mannschaft in die 2. Liga auf. Eigentlich hatte sie als Spielerin längst aufhören und sich auf ihre Aufgabe als Individualtrainerin konzentrieren wollen, aber weil immer wieder Spielerinnen aufgrund von Verletzungen fehlen, steht sie mit 36 Jahren nach wie vor auf dem Platz. Anja Mittag hat 158 Spiele für die deutsche National-

mannschaft bestritten und jeden Titel gewonnen, den es im Fußball zu gewinnen gibt: Spielerin des Jahres, Torschützenkönigin, Rekordtorschützin in den ­Vereinswettbewerben der UEFA, dazu ­Olympiasiegerin, Weltmeisterin, mehr­ fache Europameisterin sowie deutsche und schwedische Meisterin, Pokal- und Champions-League-Siegerin. Dass der Fußball heute weiblicher denn je ist, hat auch mit Spielerinnen wie ihr zu tun. Als sie anfing, hatten sie bei Turbine Potsdam nicht mal einheitliche Trainingskleidung. Anja Mittag erinnert sich an die Zeiten, in denen die eine Spielerin im THE RED BULLETIN

RB LEIPZIG

Seitdem hat sich viel getan im Frauenfußball, vor allem die vergangenen Jahre waren wie ein Turbo für die Entwicklung. Es gab einen Rekord nach dem anderen: 60.700 Zuschauer beim Ligaspiel zwischen Atlético Madrid und dem FC Barcelona, 77.800 beim Testspiel zwischen England und Deutschland im WembleyStadion. 993 Millionen Menschen weltweit vor den Fernsehern während der WM 2019 in Frankreich, 30 Prozent mehr als noch bei der Weltmeisterschaft in ­Kanada vier Jahre zuvor. 822.000 aktive Spielerinnen waren 2020 beim DFB gemeldet, 2010 waren es 711.000 gewesen. Und mittendrin in dieser Entwicklung: Anja Mittag. Es gibt wohl kaum eine bessere Zeitzeugin für das, was sich in den vergangenen zwanzig Jahren im Frauenfußball getan hat.


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