RePHlex Ausgabe 39

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Studierendenzeitung der PH Zürich Nr. 39, 22. Februar 2021


Bücher erhalten für das Studium und das Klassenzimmer trotz Lockdown? ben blei d Wir r un hba c i e h ac err rn n l i e fe s e ! u Ha

Pädagogische Hochschule Zürich Lehrmittelverlag Zürich

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Ausgabe: RePHlex Nr. 39, 22. Februar 2021, Auflage: ∞ Stück. Herausgeber: VS PH Zürich, Versammlung der Studierenden der PHZH; Lagerstrasse 2, Büro LAC-E073 8090 Zürich; vs@phzh.ch; www.facebook.com/vsphzh Redaktion: RePHlex, Zeitung des VS PH Zürich, Lagerstrasse 2, Büro: LAC-E073, 8090 Zürich; rephlex@phzh.ch Redaktionsleitung: Marcel Freuler Redaktion: Jelena Bosiokovic, Céline Haag, Miro Müller, Teresa Dreßler, Lisa Rebmann, Chiara Profeta, Valentina Botic, Dorina Kista, Gioia Rodriguez, Marcel Freuler, Sabrina Fehr, Vera Kobler, Endrit Sula Titelbild: Lisa Rebmann Layout & Gestaltung: Miro Müller und Vera Kobler Inserieren: public-relations@vs.phzh.ch – Einsendeschluss Ausgabe 40: 12.05.2021 2


Traumwelten 4

Editorial

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Albträume Wenn mich eine Giraffe mit schlabbriger Zunge von einer Brücke stösst

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Luzides Träumen Träumst du vom selbstbestimmten Träumen? Mit diesen Tipps wirst du Regisseur*in deiner Träume.

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Insomnia Träumst du schon lange nicht mehr? Die RePHlex weiss Rat!

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Tägliche Panik: Nächtliche Panik Was wollen uns unsere Träume sagen?

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Traumplätze in Zürich Zürcher Orte, die nicht von dieser Welt sind!

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2 Impressum 16

Portraitiert

22 Serienempfehlung: Ru Paul‘s Drag Race! 30

Love is love: Wen liebst du?

31 Pinnwand 32 #phlife 32 Comic 34

Dr. PHlex

Exgüsi, dass das gad würkli dis Lebe isch und du nöd verwache chasch!

Traumgeschichte Orangenmenschen und peitschende Gliedmassen

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Träume on the rocks Wie sich unsere Zukunftsträume verändert haben

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Traumklassenzimmer Wie soll dein Traumklassenzimmer aussehen?

DIE ZAHL

17,5

Anzahl Träume, die ein Mensch pro Nacht durchschnittlich hat

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Traumwelten In der griechischen Mythologie sind die Oneiroi die Verkörperung der Träume. Das Land der Träume ist nach Homer Teil der Unterwelt und befindet sich jenseits des Ozeans, des weissen Felsens und der Tore der Sonne. Wie du dieser Schattenwelt entfliehen kannst und wieder Regisseur*in deiner Träume wirst, erfährst du im Artikel über das luzide Träumen. Probiere es aus, sodass du deine Albträume loswerden kannst. Auch wenn du an Schlafstörungen leidest, haben wir für dich im Artikel „Insomnia – Die Krankheit, die nie schläft“, einige Tipps zusammengetragen. Vielleicht bist du auch schon mal in deinen Träumen über die Landschaft geflogen oder wurdest von scheusslichen Monstern heimgesucht. Im „Portraitiert“ erzählen unsere Kommiliton*innen über ihre aussergewöhnlichsten Träume. Warst du in deinem Traum gelähmt, in einem Klassenzimmer oder du bist im freien Fall erwacht? Die Deutungen dazu erhältst du im Artikel „Tägliche Panik: Nächtliche Panik“. All dies und noch vieles mehr findest du in unserer neusten Ausgabe. Nun wünschen wir euch allen eine spannende Lektüre, einen guten Start ins neue Semester und vor allem süsse sowie angstfreie Träume. Foto Miro Müller

Marcel Freuler 5


Wenn mich eine mit schlabbriger Zunge von der Brücke stossen will Äussere Reize beeinflussen unser Gehirn normalerweise, sodass diverse Bilder in unseren Köpfen entstehen. Während wir schlafen, empfangen wir keine Inputs mehr von der Aussenwelt. So werden die über den Tag gespeicherten Bilder neu zusammengesetzt. Was wir in unseren Träumen erleben sind nicht immer schöne Dinge – willkommen im Albtraum. Text Marcel Freuler Illustration Valentina Botic „Plötzlich setzt sich eine riesige Hornisse mit ihren sechs Beinen und einem dicken, fetten Stachel auf meine Nase“ - und in diesem Moment wird der Träumende dieser Geschichte mit freigesetztem Adrenalin in der Blutbahn, Herzrasen und total erschrocken aus dem Schlaf gerissen. Genau so fühlt es sich in etwa an, wenn einem ein Albtraum ein böses Erwachen beschert. Hässlicher Alb Der Alb ist der sprachliche Urgrossvater des Elfen. In der nordischen Mythologie setzt sich dieses haarige, bösartig grinsendeWesen den schlafenden Personen auf die Brust und sorgt für hässlicheTräume. Dementsprechend wurde früher auch vom Albdruck gesprochen, der das Atmen erschwert haben und so den Angsttraum ausgelöst haben soll. 6

Albträume treten meist in der zweiten Nachthälfte, sprich in der REM-Phase („Rapid Eye Movement“), auf. In diesem Zeitraum befinden wir uns im leichten Schlaf und unsere Augen bewegen sich rasch hin und her. Wie kommt es zu diesen unliebsamen Träumen? Mittlerweile geht man davon aus, dass in unserem Gedächtnis durch das Träumen Erlebnisse miteinander verknüpft sowie eingeordnet werden. Träume helfen uns also bei der Verarbeitung. Während eines Albtraums findet eine Überlastung dieser Verarbeitungsfunktion statt, durch die wir aus dem Schlaf gerissen werden können. Häufig müssen wir in Angstträumen Konflikte lösen. Wir werden beispielsweise von einem Fuchs oder bösartigen Menschen


verfolgt, oder wir rennen vor etwas anderem weg und erwachen im freien Fall von einer Klippe wieder. Es kommt auch vor, dass wir einen chaotischen, verwirrenden Angsttraum erleben, wie beispielsweise, dass wir beim Überqueren einer Brücke von einer bösartigen, grimmig blickenden Giraffe in den Abgrund gestossen werden. In Albträumen können wir auch erschossen werden und sogar spüren, wie uns die Zähne schmerzlich ausfallen. Die Ursachen für solche Träume können Stress und genetische Veranlagungen sein. Prüfungen, persönliche Probleme oder Krankheiten schlagen sich oftmals in Albträumen nieder. Pandemisches Träumen Es ist auch nicht überraschend, dass die Ängste unserer pandemischen Wachwelt im Schlaf verarbeitet wer-

den und weltweit eine erhöhte Traumaktivität vermeldet wird. In Finnland berichtete ein Viertel von 4000 Studienteilnehmenden, öfter Albträume zu haben als noch vor der Pandemie. Das könnte beispielsweise ein vereinbartes Abendessen zu zweit sein, bei dem nach und nach mehr Leute in den Raum kommen und man dann eigentlich aus epidemiologischen Gründen gehen will. Weil man aber gleichzeitig seinen Freund nicht enttäuschen will, gerät man in einen psychischen Stress. Bei solchen Träumen hilft die Konfrontation (Traumtagebuch), die Bewältigung (potenziell glimpfliches Ende im Wachzustand ausdenken) sowie das luzide Träumen, bei welchem man sich im Traum bewusst wird, dass man träumt, und so Einfluss nehmen kann. Wenn dich das Thema luzides Träumen interessiert, findest du dazu mehr auf den nächsten beiden Seiten. 7


Luzides Träumen „Werde Regisseur*in deiner Träume!“ Fliegen, ein Date mit deinem Schwarm haben oder um die Welt reisen: Was würdest du tun, wenn du deinen Traum selbst bestimmen könntest? Diese Vorstellung klingt im wahrsten Sinne des Wortes traumhaft: Man realisiert im Schlaf, dass man träumt und kann die Dinge aktiv beeinflussen. Beim Schlafen der Regisseur des eigenen nächtlichen Films zu sein, nennt man einen Klartraum haben oder auch „luzides“ Träumen. Text und Illustration Chiara Profeta Wenn ihr im Schlaf bereits einmal realisiert habt, dass ihr träumt, seid ihr bestimmt gleich aufgewacht. Mist! Wäre doch zu schön, einfach tun zu können, was man will. Mit luzidem Träumen könnt ihr genau das erreichen: Das Geschehen im Traum wird nach eurem Belieben gesteuert, immer mit dem Wissen, dass ihr gerade träumt. Das klappt jedoch bei den Meisten nicht auf Anhieb. Die gute Nachricht ist, dass jeder es lernen kann. Die Schlechte ist, dass man sehr viel Durchhaltevermögen und Übung braucht. Denn in der Regel dauert es ziemlich lange, bis man ein erstes Erfolgserlebnis hat, ausser man ist ein Ausnahmetalent und praktiziert das Klarträumen seit der Kindheit. Solche Menschen werden als „Oneironauten“ bezeichnet, laut Wortherkunft navigieren sie wie Seefahrer durch ihre Träume. Schlafend und doch wach Im Klartraum verschwindet die Grenze zwischenWachzustand und Traum, das Geträumte wirkt klar und real. LuzideTräumer*innen können ihrenTraum also bewusst verändern und sich die Welt so zurechtbiegen, wie es

ihnen gefällt. Das klingt nicht nur nach grossem Spass, Klarträumen wirkt sich auch positiv auf die Kreativität und die Leistungsfähigkeit aus. Was ist luzides Träumen eigentlich? Drei Faktoren unterscheiden luzides Träumen vom gewöhnlichen, „unbewussten“ Träumen: Erstens kann die träumende Person das Traumgeschehen bewusst beeinflussen. Zweitens weiss sie genau, dass sie schläft und sich im Traum befindet, und drittens kann sie sich nach dem Aufwachen an den Traum erinnern. Eine repräsentative Umfrage zum Thema Träumen hat zudem Erstaunliches ergeben: Fast die Hälfte aller Befragten gab an, dass sie bereits einmal im Leben bewusst geträumt hätte, 20 Prozent sagten, dass sie das Phänomen häufiger hätten. So kannst du luzides Träumen erlernen Ob einfach zum Spass oder zur Selbstoptimierung - mit diesen Methoden werdet ihr zum Meister eurer Träume und öffnet euch dadurch Türen in andere Welten.

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„Träume ich oder bin ich wach?“ - diese Frage muss man sich auch bei der einfachsten Klartraumtechnik sehr oft stellen. Die „Realitäts-Check-Methode“ verlangt, dass man diese Frage so verinnerlicht, dass man sie sich auch im Traum stellt.Wenn man dann feststellt, dass irgendetwas zu merkwürdig ist, als dass es wahr sein kann, dann hat man es geschafft: Man träumt und ist sich gleichzeitig bewusst, dass man träumt. Dieser Check muss vorher im Wachzustand eingeübt werden und soll einen überraschenden Moment darstellen, beispielsweise indem er die Gesetze der Physik ausser Kraft setzt. Eine weitere beliebte Übung für Anfänger*innen ist das Nasezuhalten. Kannst du im Traum unerwarteterweise trotzdem weiteratmen, weisst du, dass du dich im Traum und nicht in der Realität befindest. Noch einfacher ist es, deine Finger im Traum zu zählen: Betrachtest du deine Hände im Traum, wirst du feststellen, dass du mehr als zehn oder weniger als zehn Finger zählen wirst. Schlaf-Mantras Das Schlaf-Mantra ist eine besonders wirkungsvolle Methode beim Erlernen von luzidem Träumen. Der amerikanische Psychologe Stephen LaBerge erkannte die Kraft des Mantras. Seine Erkenntnisse machten ihn zum Pionier in Sachen Klarträumen. Von ihm stammen spannende Werke wie „Träume, was du träumen willst – die Kunst des luziden Träumens“. Die klare Absicht, luzid zu träumen, fördert das Klarträumen. Sich vor dem Schlafen bewusst dieses Ziel vor Augen zu führen, machte er sich zu Nutze. Das „Tor“ ins Klarträumen ist

für ihn eine bewusste Affirmation vor dem Schlafengehen zu wiederholen: „Das nächste Mal wenn ich träume, werde ich mich daran erinnern, dass ich träume.“ Das Traumtagebuch Ein Traumtagebuch zu führen, ist der erster Schritt, um in die Welt des luziden Träumens einzutauchen. Darin hältst du Tag für Tag direkt nach dem Aufwachen alles fest, an das du dich erinnern kannst. Fragen für dein Traumtagebuch können Dinge sein wie: * * * *

Was war es für ein Traum? (z.B. Albtraum, wirres Zeug, bevorstehendes Ereignis, Schul-/Arbeitsort, etwas aus derVergangenheit...) Wer kam darin vor? Was ist passiert? Was könnte das bedeuten?

Vor dem Einschlafen überfliegst du deine Aufzeichnungen noch einmal. Zu Beginn sind die Erinnerungen bestimmt noch relativ vage, doch mit der Zeit wirst du immer mehr Details aus deinen Träumen behalten. Das Traumgedächtnis wird geschult und das Bewusstsein für den Klartraum geschärft. Was motiviert dich dazu, das Klarträumen zu erlernen? Suchst du im Klartraum besseren Zugang zu Ideen? Willst du mit Alpträumen besser umgehen können, oder einfach nur fliegen, weil das so schön ist? Teste eine der Methoden für dich, und lerne, Regisseur*in deiner Traumwelt zu werden. 9


Schon wieder eine schlaflose Nacht. Die Sekunden werden zu Minuten und die Minuten zu Stunden, die Gedanken drehen sich weiter im Kreis und man kann nichts dagegen tun. Mit jeder Faser des Körpers möchte man sich dem Schlaf ergeben und in die Welt der Träume eintauchen – doch nichts. Das Gedankenkarussell geht weiter. Text Dorina Kista und Gioia Rodriguez Illustration Chiara Profeta Wer kennt es nicht: Das Verlangen nach der Uhrzeit zu schauen. Ich halte für einige Sekunden inne, überlege kurz und tue es trotzdem. Als ich sehe, wie spät es ist, wird das Rattern im Kopf immer lauter und schneller. Bald befinde ich mich in einem völligen Gedankenchaos, belastet durch die Gewissheit, dass ich am nächsten Tag schon wieder nicht ausgeschlafen sein und mich somit den ganzen Tag schläfrig durch die Gegend schleppen werde.

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Ändert zwar nichts an der Tatsache, dass man nicht einschlafen kann, aber vielleich hat es zumindest trotzdem eine beruhigende Wirkung.

Bettrecherchen Doch ich kann es trotz Gefühlschaos nicht seinlassen: Mit dem Handy in der Hand beginne ich, zu recherchieren. Meine müden Augen tränen, geblendet durch das blaue Licht des Bildschirms. Zu Schlagwörtern wie „schlaflos“, „Schlafstörung“, „ich kann nicht einschlafen“ und „Mittel zum Einschlafen“ finden sich massenweise Resultate im Internet, und die nächsten paar Stunden verbringe ich damit, herauszufinden, was diese Schlaflosigkeit verursacht und wie ich ihr entgegenwirken kann.

„Go to your happy place!“ Aber trotzdem will ich doch diesen Teufelskreis durchbrechen! Die Frage ist nur: Wie? Ich möchte die Hoffnung schon aufgeben, als ich einen Artikel entdecke, in dem eine Expertin sich über einen nützlichen Tipp äussert: sich schöne Gedanken machen. Sie schreibt, dass ein ruhiger Geist eine Voraussetzung für Schlaf ist. Anstatt über Sorgen zu grübeln, sollte lieber an etwas anderes gedacht werden. Beispielsweise kann das etwas sein, was einen interessiert, aber keine Wichtigkeit hat. In anderen Worten: An etwas denken, das Freude bereitet und nicht störend auf den Geist wirkt. Sie hat viele weitere Beispiele genannt, an die man denken könne. In meinem Fall hatte ich jedoch nicht einmal mehr die Kraft, den Satz richtig zu Ende zu lesen. Ich legte das Handy halbpatzig weg und dachte an atemberaubende Momente am Meer. Wenige Sekunden oder Minuten später war ich eingedöst.

Frustrierte Nachteulen Schlafstörung, auch Insomnia genannt, bezeichnet unterschiedlich verursachte Beeinträchtigungen des Schlafens. Es wird zwischen äusseren und biologischen Faktoren unterschieden. Die äusseren Faktoren können beispielsweise Lärm oder die Strassenbeleuchtung sein, welche zu Schlaflosigkeit führen. Häufige Ursachen sind vor allem Stress und schlechte Schlafgewohnheiten. Stress erleben wir besonders, wenn wir lange Tage voller Termine hinter uns haben, uns viele Termine bevorstehen und unser Kopf jedes Detail gedanklich durchspielt, weshalb Probleme beim Einschlafen auftauchen. Es ist ein Teufelskreis, die Gedanken sind frustrierend und aus dieser Frustration wächst Wut und diese Anspannung verhindert das Einschlafen erst recht. Ausserdem steht da noch, dass ein Viertel der Schweizer Bevölkerung an Schlafproblemen leidet.

Natürlich geht das nicht für alle so einfach. Insomnia ist auch mit verschiedenen mentalen Krankheiten verlinkt. Die beiden Stars in dem Feld sind, durch die momentane Situation natürlich noch verstärkt, Depression und verschiedene Formen von Anxiety. Wenn man sich in einer Spirale von negativen oder stressinduzierenden Gedanken bewegt, ist es eine der schwierigsten Sache, sich etwas Schönes vorzustellen, was einen dann auch wirklich entspannt. Diese sonst schönen Gedanken haben in diesem Moment einfach nicht das erwünschte Gewicht. Ein häufiger Ausweg ist es, sich abzulenken und müde zu machen. Das Problem dabei ist nur, dass wir das meist mit elektronischen Geräten versuchen, was dem Ganzen natürlich kein Stück weiterhilft. Ob du nun nicht schlafen kannst wegen Faktoren aus der Umwelt, Stress oder mentaler Unruhe: Hier ist eine kleine Liste mit Tipps, die eventuell helfen können.


7 Tipps zum einschlafen 4. Bewegung Auch wenn man eine stressige Zeit durchmacht: Bewegung hilft! Nimm dir pro Tag ca. eine Stunde, um dich zu bewegen. Das kann Spazieren, Joggen, Workout oder sonst was sein – Hauptsache, dein Körper wird müde. 1. Handy weg

Spätestens eine Stunde vor dem Einschlafen sollten elektronische Bildschirme nicht mehr verwendet werden. Das blaue Licht der Displays hemmt die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin und erhöht zudem die geistig-emotionale Aktivität, was uns vom Schlafen abhält.

2. Atemübungen Eine bewährte Übung ist die 4-7-8 Technik (selbst schon ausprobiert und siehe da, es hat funktioniert). Lege dich dafür in eine bequeme Position und lege die Zunge etwas nach hinten zum Gaumen und drücke leicht dagegen. Dann langsam einatmen und gedanklich bis vier zählen. Den Atem nun anhalten und gedanklich weiter bis sieben zählen. Ausatmen, von vorne bis acht zählen, und das Ganze wiederholen.

3. Schlafzimmer lüften Ein angenehmes Raumklima fördert einen erholsamen Schlaf. Es wird eine Schlafzimmertemperatur von ca. 16 bis 18 Grad empfohlen. Am besten morgens und abends jeweils 15 Minuten lüften, dann sollte es mit dem Einschlafen besser gelingen.

5. Gute Ernährung Keine grosse Neuigkeit, aber trotzdem etwas Essentielles. Nicht vergessen: Auch Zuhause nicht nur immer snacken, sondern reguläre, ausgewogene und vollwerte Gerichte zubereiten. YouTube, Instagram und TikTok sind voll von schnellen und einfachen Rezepten, die man selbst nachkochen kann. Ein gesunder Körper und regulierte Essenszeiten helfen, die mentale Gesundheit und somit den Schlafrhythmus zu unterstützen. Einige Accounts auf Instagram wären zum Beispiel @Tastemade, @food52, @the. korean.vegan und @avantgardevegan. 6. Ablenkung Nicht jede Form von Ablenkung ist schlecht. Früher wurde uns ja auch vorgelesen oder vorgesungen. Manchmal ist es genau das, was einem helfen kann, aus seinen eigenen Gedanken herauskommen und sich auf etwas fokussieren, bis man einschläft. Aus diesem Grund: Podcasts und Hörspiele! Ob man etwas Lehrreiches hören möchte, oder einfach eine Geschichte, das sei jedem selber überlassen. Für Podcasts (und auf manchen Apps auch für Hörspiele) kann man einen Schlaftimer stellen und ganz entspannt abdriften. 7. Aromatherapie Das ist einer dieser alten Hexentricks, der momentan völlig Mainstream geworden ist. Vielen Leuten hilft es, ätherische Öle zu riechen, um besser schlafen zu können. Oft wird Pfefferminze gegen Stress oder Lavendel für Beruhigung vorgeschlagen. Solche Diffusoren kann man mittlerweile fast überall finden, beispielsweise im Depot, oft schon mit einem Öl im Paket. 11


Tägliche Panik: Nächtliche Panik

Träume. Wir träumen oft. Wir träumen nichts. Und manchmal wachen wir auf, mitten in der Nacht, weil wir gerade von maskierten Männern in unserer Berufsschule verfolgt worden sind und sie am Nordpol abgewimmelt haben. Da merken wir plötzlich, dass es nur ein Traum war und fragen uns: „Warum? Was bedeutet das?“ Text Jelena Bosiokovic Illustration Sabrina Fehr

Man kann Träume aus zwei verschiedenen Perspektiven analysieren: Wissenschaftlich/psychologisch oder spirituell/religiös. In der Wissenschaft ist die Traumwelt noch relativ unerforscht und daher kontrovers. Wie viel das Unterbewusstsein des Menschen jedoch in Träumen verarbeitet, soll an einem Beispiel verdeutlicht werden: Eine deutsche Frau, die von Beruf Ethnologin war, hat sich bezüglich ihrer Forschung eine Zeit lang einem Ureinwohnerstamm angeschlossen – wo genau, ist mir leider entfallen. Sie hat ihre Erfahrungen schriftlich festgehalten, ihre Ergebnisse ausgewertet und alles lief 12

eigentlich normal – nur, dass sie seit ihrer Rückkehr jede Nacht von einer Eiche geträumt hatte, die ein Fell hatte. Eine Eiche mit Fell. Ausnahmslos jede Nacht. Sie träumte nichts anderes, jahrelang. Irgendwann kam ihr das komisch vor und sie suchte einen Therapeuten auf. Nach längerer psychologischer Betreuung und Therapie kam das Ergebnis: Sie wurde während ihrer Forschung, als sie bei den Ureinwohnern gelebt hatte, von allen Männern des Stammes in einer Nacht gleichzeitig vergewaltigt. Ihre Psyche konnte das nicht verarbeiten und hat es darum so verdrängt, dass ihr Bewusst-


sein diese Erinnerung gar nicht mehr abrufen konnte. Aber warum eine Eiche? Woher das Fell? Was hat das mit Ureinwohnern zu tun? Ganz einfach: Der Stamm hiess „Fellachen“. Ihre Psyche konnte die Erinnerung an die Fellachen nicht verarbeiten und hat darum das Wort „Fellache“ in „Felleiche“ kodiert, um das Trauma in einem Traum zu verarbeiten, ohne die Erinnerung wieder aufleben zu lassen. Ich weiss nicht, wie es dir gerade geht, aber ich war aus allen Socken, als mein Psychologielehrer mir diese Geschichte erzählte. Diese Geschichte verdeutlicht meiner Meinung nach ganz klar, wie fest Sprache und Wahrnehmung miteinander vernetzt sind und wie ausgeprägt unser Hirn und unsere Psyche ist, dass es unverdauliche Ereignisse komplett aus der bewussten Erinnerung verdrängen kann. Was steckt hinter dem nächtlichen Treiben? In der spirituellen Traumwelt sind Träume weniger Verarbeitung und mehr Zukunftsvorhersagen, jedoch nicht immer genau so, wie man sie träumt. So heisst es beispielsweise, dass, wenn man vom Tod träumt, etwas Schönes passieren sollte, und Träume von einer Geburt oder einem Neugeborenen eine Warnung sind. Jede Glaubensrichtung deutet Symbole und Ereignisse in Träumen komplett anders, jedoch sind sich alle, mit denen ich mich auseinandergesetzt habe, einig, dass Träume einem einen Blick in die Seele des Menschen ermöglichen. Aber… Was bedeuten meine Träume denn nun? Lähmung Träume, in denen man nicht laufen oder sprechen kann, können Angst auslösen. Die einfachste Erklärung ist, dass man sich hilflos und in seinen Lebensumständen gefangen fühlt. Aus irgendeinem Grund ist man nicht fähig etwas Neues zu beginnen – vielleicht, weil man sich nicht entscheiden kann, welcher Weg der beste ist. Wenn man eine Behinderung hat, im Rollstuhl sitzt oder ein Mensch mit Behinderung im Traum auftaucht, dann kann das auf einen Aspekt des Wesens hinweisen, der damit kämpft, sich auszudrücken, oder der sein wahres Potenzial nicht entfaltet. Vielleicht fehlt es an Selbstvertrauen oder man hat Ambitionen oder Ziele, die nicht erreichbar sind. Eine Situation hat sich vielleicht nicht so entwickelt, wie erhofft. Oder man wurde stark verletzt, und zwar auf eine Art und Weise, die man sich selbst nicht eingestehen will. Wenn man sich nicht bewegen kann, weil man schwere Lasten trägt, ist das ein Zeichen, dass man sich zu viele Aufgaben aufgebürdet hat: Sag häufiger Nein oder bitte andere um Hilfe. Unvorbereitet sein Wenn man unvorbereitet in eine Prüfung oder zu einem wichtigen Termin geht oder im Examen durchfällt,

dann erfüllt man nicht seine eigene Erwartung. Im Traum mag es aussehen, als würde man von Lehrpersonen, Ausbildner*innen oder Interviewer*innen beurteilt, doch in Wirklichkeit ist man selbst die Person, die beurteilt – und zwar strenger, als es irgendeine Lehrperson je tun könnte. Es fehlt an Selbstvertrauen, und man macht sich Sorgen, dass die Erwartung der anderen nicht erfüllt wird. Der träumende Geist will, dass man mehr Selbstbewusstsein zeigt und ein selbstbestimmtes Leben führt. Er drängt, sich mehr auf die Stärken als auf die Schwächen zu konzentrieren. Fallen Das Fallen in einem Traum ist ein klares Zeichen, dass eine Situation oder Beziehung ausser Kontrolle geraten ist. Es ist eigentlich egal, ob man von einer hohen Klippe, einem Dach, einem Gebäude, einer hohen Stelle oder aus einem Flugzeug nach unten fällt.Wie immer das Szenario aussehen mag, man kann sich nirgendwo festhalten – es fehlt an Stabilität. Das Schlüsselthema dieses Motivs ist Unsicherheit. Das Unterbewusstsein drängt, wieder die Kontrolle über sein eigenes Leben zu übernehmen, bevor man wieder leichtsinnig wird und einen schweren Fehler macht. Tod oder Sterben Um meine Aussage von vorhin noch zu vertiefen, will ich die Bedeutung von Tod in Träumen genauer erklären. Es ist nämlich kein Omen, dass du oder jemand in deinem Umfeld bald sterben wird – ganz im Gegenteil. Träume über den Tod sind typischerweise ein Zeichen für eine positive Veränderung und deuten darauf hin, dass man die Vergangenheit hinter sich lassen und nach vorn blicken kann. Wenn man in einem Traum stirbt, dann weist das auf inneres Wachstum und Selbstfindung. Oder man schlägt ein neues Kapitel im Leben auf – beispielsweise nach der Ausbildung oder einer Therapie. Wenn eine andere Person stirbt, kann das bedeuten, dass die Beziehung zu dieser Person sich entwickelt oder die Person, die stirbt, für eine Seite an einem steht, die sich verändern sollte. Ein Abschnitt geht zu Ende, ein neuer beginnt. Wenn man den Verstorbenen nicht kennt, dann fühlt man sich tief im Inneren vielleicht weit entfernt von Ereignissen im Leben und sollte sich einer kritischen Selbstreflexion unterziehen. In der Schule Davon ausgehend, dass du nicht gerade von realen Ereignissen in deiner Klasse träumst, sondern als Schüler *in im Traum auftauchst, weist dieser Traum auf Lektionen, die im wirklichen Leben gelernt werden müssen. Jetzt weisst du, warum. 13


Text Valentina Botic Illustration Vera Kobler „Lueg uf dich“, „Hauptsach, du bisch zfriede“, „konzentrier dich uf dich“, „scheiss uf anderi“ … Wie oft hört man solche Sprüche von Freundinnen, die ihre gerade sitzengelassene Freundin trösten, von Eltern, die ihre Kinder versuchen zu erziehen, oder von Geschwistern, die ihrer Schwester bei einem Problem helfen wollen? Was ist das Ergebnis davon? Bestimmt ein sehr glückliches Leben, allein. Wie viel Self-Care ist zu viel? Oft wird mir gepredigt, zu sozial zu sein und ständig an andere zu denken. Natürlich ist es anstrengend und manchmal vernachlässige ich mich selbst dabei und ärgere mich darüber, wenn es nicht geschätzt wird. Trotzdem: Lebe ich allein auf diesem Planeten? Trage ich meinen Teil zu dieser Welt bei, indem ich mich nur für mich interessiere? Ist das die Erfüllung des Lebens? Gebe ich das Beste von mir, wenn ich nur mich selbst als wichtig erachte? 14

Wenn ich mich so umschaue, sehe ich viele Abschreckbeispiele des Egoismus: „Wenn du Erfolg und Wohlstand haben willst, musst du egoistisch sein.“ Da wir in einer sehr geldgeilen Welt leben und es unser Wirtschaftssystem ist, welches diese Botschaft sendet, müssen wir uns nicht wundern, dass der Ellbogen zum wichtigsten Körperteil geworden ist, noch vor Herz oder Hirn. „Solang de Lohn stimmt...“ Auch in unserem Beruf sind viele Egoisten zu finden. Wieso liegt die Burnout-Rate bei Lehrberufen so hoch? Es liegt meiner Meinung nach nicht daran, dass an der Bildung gespart wird, die Aufgaben als Lehrperson immer anspruchsvoller sind, Lehrberufe unterbezahlt sind oder es zu viele Kinder sind. Denn Fakt ist, dass für die Bildung in den letzten 10 Jahren immer mehr Geld ausgegeben wurde, nur in gewissen Bereichen wurde gespart. Fakt ist auch, dass die Heilpädagog*innen, die Fachleute für Lo-


gopädie und Psychomotorik, die Klassenassistent*innen und das Betreuungspersonal uns doch viel Arbeit abnehmen. Dennoch ist das Tempo in der Bildung deutlich gestiegen. Im Vergleich zu anderen Ländern liegt die Schweiz mit ihren Klassengrössen eher im kleineren Bereich - und mal ganz ehrlich, als Lehrperson wird man in der Schweiz nicht schlecht bezahlt. Widersprüchlich, nicht wahr? Woran liegt es also, dass unser Beruf so Burnout-freundlich ist? Meiner Meinung nach ist es der Egoismus, welcher ein viel zu grosser Teil unserer Gesellschaft ist. TEAM: Toll, ein anderer machts! Überlegen wir einmal ein paar Szenarien: Eine soziale Lehrperson mit einer Klasse, von denen 90 % der Kinder zu Egoisten erzogen worden sind. Eine egoistische Lehrperson, welche diesen Beruf nur aus den beiden Gründen Ferien und Geld gewählt hat, mit einer Klasse, von der sie entweder als cool bezeichnet wird, weil sie nichts macht, oder aber als Arschloch, weil sie ihr Wohlbefinden über jenes der Kinder stellt. Eine Lehrperson mit einer altruistischen Haltung beim Elterngespräch mit Eltern, die nur ihre eigenen Ziele verwirklichen wollen und denen das Wort „miteinander“ fremd ist. Bei diesen Vorstellungen wundert mich die Burnout-Rate gar nicht. Wie soll man bei diesen selbstsüchtigen Voraussetzungen in einem sozialen Beruf arbeiten? Ziel ist es doch, an einem Strang zu ziehen. Stattdessen denkt jeder an seinen eigenen Allerwertesten und treibt kompetente soziale Personen in den Wahnsinn.

Warum machen wir unseren Job? Viele Lehrberufseinsteiger haben wahrscheinlich sehr hohe Erwartungen an sich selbst und hoffen natürlich genauso wie ich selbst, einen guten Einfluss auf die Kinder zu haben, ein Stück die Gesellschaft von Morgen auf den richtigen Weg zu bringen, weil die heutige so verkorkst ist. Um sich selbst zu schützen und nicht der nächste auf der Liste der Burnout-Aussteiger zu sein, ist nicht Egoismus die Lösung. Das Bewusstsein der Realität ist es: Bei so viel Egozentrik auf unserem Planeten muss uns bewusst sein, dass es fast unmöglich ist, Selbstlosigkeit weiterzugeben. Wenn wir selbstlosen Menschen nur ein Kind von 25 erreicht haben, ist es bereits ein kleiner Erfolg. Egomanen haben meiner Meinung nach nichts auf diesem Planeten zu suchen. Um aber keinen Amok auszulösen, bitte ich die Egozentriker, sich im Wirtschaftssektor zu begeben, wo gerne mit den Ellbogen gearbeitet wird. Ich selbst bin nicht aus diesem Sektor geflohen, um das gleiche Spiel im Lehrberuf zu spielen. In unserem Beruf ist Herz und Seele gefragt und jede Lehrkraft, die mit Leidenschaft bei der Arbeit ist und Lebenserfahrung ausserhalb der Schule gesammelt hat und somit in die Realität geworfen wurde, sollte meiner Meinung nach mit dem hohen Pensum an Aufgaben umgehen können. Lohn ist mehr als Geld Es heisst nicht umsonst in dieser Reihenfolge: Geben und Nehmen. Gib der Welt ein Teil von dir und du erhältst auch einen Teil dieser Welt zu spüren. Gib Verständnis, bevor du es ersehnst, gib Liebe, bevor du sie erhoffst, gib Anstand und Respekt, bevor du ihn erwartest. Oft wird nicht gerade die Person, welche vor einem steht, jene sein, die etwas zurückgibt. Zumindest kann man aber jemand sein, der eines Tages von diesem Planeten Ego abgehen und behaupten kann, einen sinnvollen Beitrag geleistet zu haben. 15


Portraitiert: Traummenschen, Menschenträume

Interviews Sabrina Fehr und Vera Kobler Illustration Vera Kobler

Erguen Primar BA 2020H

Wenn du aufwachst und gerade einen Traum hattest, welche Bedeutung hat er für dich? Ein solcher Traum hat eine grosse Bedeutung für mich, ich selber habe schon einige Déjà-vus erlebt. Persönlich befasste ich mich auch schon mit dem Traumdeuten, da das Thema Träumen in meiner Familie eine grosse Rolle spielt. Meine Mutter ist eine Traumdeuterin, sie nimmt die Geschehnisse im Traum sehr wahr und verknüpft diese mit ihrer eigenen Vergangenheit oder Zukunft. Was ist für dich ein Albtraum? Im Traum: Wenn Ängste real werden. Besonders Verlustängste, wenn etwas verloren geht oder man einen Termin verpasst. Der Albtraum im Alltag ist für mich ein Tag, an dem nichts gelingt, das Leben läuft aus dem Ruder. 16

Was war dein aussergewöhnlichster Traum? Leider bleiben einem oft nach dem Erwachen die negativen Träume am meisten – zum Beispiel Prüfungen verschlafen oder wichtige Termine verpassen. Einen kurzen Moment nach dem Erwachen scheint alles noch so real und die Gedanken drehen sich nur um dieses im Traum geschehene Erlebnis. Und dann, in der nächsten Sekunde, ist der Traum weg und die Realität wieder da. Kannst du mir einen Moment, ein Objekt oder eine Kreatur aus einem Traum beschreiben, die nicht der realen Welt entspricht? Eine Kreatur oder ein Objekt fällt mir nicht ein, aber das Erlebnis des Fliegens konnte ich im Traum auch schon erleben. Was ich dann fliegend beobachte, ist nicht relevant, sondern eher das ungewöhnliche Gefühl davon. Wie stellst du dir eine Traumwelt vor? Grün, Grün, Grün, weitläufig, Natur mit Menschen, aber nie eine Stadt. Sehr offen und leer. Eigentlich ruhige, intakte Naturlandschaft sehe ich als Traumwelt. □


Rafael Ghirlanda Sek 1 MA

Wenn du aufwachst und gerade einen Traum hattest, welche Bedeutung hat er für dich? Wenn man mich fragen würde, ob ich Träume in mein Leben miteinbeziehe, so würde ich wohl eher nein sagen. Ich weiss zwar, dass wir mit Träumen viel aus unserem Leben verarbeiten, würde dennoch sagen, dass mich meine Träume sehr kurzfristig oder gar nicht beeinflussen. Was ist für dich ein Albtraum? Träume, in denen ich harte Schicksalsschläge, Angst, oder den Tod erlebe. Ganz schlimm war das, als ich mit 10 Jahren das erste Mal Jurasssic Park gesehen habe. Ich hatte danach eine Woche lang Albträume. Was war dein aussergewöhnlichster Traum? Aussergewöhnlich sind vor allem die Träume, in denen ich mich selbst in einer Art Film oder Abenteuer wiederfinde. Ein spezifischer Traum kommt mir da spontan in den Sinn. Eine Gruppe von Freunden, mich eingeschlossen, lebten auf einem weit entfernten Planeten oder einer fremden Welt. Wir litten unter schwierigen Lebensbedingungen, da diese Welt von einem korrupten Regime regiert wurde. Als dann auch noch eine Naturkatastrophe drohte, jene Welt und uns mit zu vernichten, gelangen wir durch Zufall an eine Karte, die uns den Weg durch die Erde in ein neues gelobtes Land weisen sollte. Wir entkamen der drohenden Vernichtung um Haaresbreite

durch einen unterirdischen Gang, eingelassen in einen Berg. Die Karte lotste uns immer tiefer in die Erde. Wir mussten viele Fallen und unwegsame Passagen überwinden. Zusätzlich stellten sich uns fremdartige Wesen in den Weg, die wir bekämpfen mussten. Auf dem Weg verloren wir immer mehr Kameraden und es deutete darauf hin, dass wir das Ziel nie erreichen würden. Leider überlebte ich den Traum auch nicht. Ich opferte mich, um meinen Freunden den Weg zu bahnen - und dann bin ich schweissgebadet aufgewacht. Kannst du mir einen Moment, ein Objekt oder eine Kreatur aus einem Traum beschreiben, die nicht der realen Welt entspricht? Da ich mich als Fantasie-Fan bezeichnen würde und auch ein gesegnetes Mass an Fantasie besitze, begegnete ich schon so allerlei komischen Wesen in meiner Traumwelt. Auch Raumschiffe, surreale Gebäude, Gebilde im Raum und ferne Welten gehören dazu. Als das komischste Wesen würde ich eine Masse intelligenten Schleims bezeichnen. Die Masse kann sich teilen und wieder verschmelzen. Sie sieht in etwa so aus wie eine Götterspeise, giftgrün mit lila Streifen. Dieses Ding verschlang alles auf seinem Weg und war in der Lage, ganze Welten zu verschlingen und in sich zu homogenisieren. Wie stellst du dir eine Traumwelt vor? Sehr unterschiedlich. In dieser Welt haben Menschen Fähigkeiten, die sie hier nicht haben – z. B. Fliegen, Unterwasseratmung, etc. Die Erde ist darin auch nicht der einzige bewohnte Ort. Wir reisen im Weltraum umher und entdecken viele wundersame Orte, freunden uns mit fremden Spezies an und müssen uns gemeinsam gegen unbekannte Bedrohungen behaupten. □ 17


Selina Miller KUst BA 2020H

Wenn du aufwachst und gerade einen Traum hattest, welche Bedeutung hat er für dich? In letzter Zeit hatte ich fast jede Nacht sehr intensive Träume. Darum führe ich mittlerweile ein Traumtagebuch. Manche Träume können mich einige Tage lang beschäftigen, andere haben keine Bedeutung für mich. Was war dein aussergewöhnlichster Traum? Im Traum war ich aus der Ich-Perspektive in einem dunklen Raum. Am anderen Ende des Raumes brannte ein Licht und ich fühlte mich davon angezogen. Ich lief auf das Licht zu und trat vor einen Spiegel, in dem ich mich selbst wiedererkannte. Ich betrachtete mich eine Weile im Spiegel, kehrte mir selbst den Rücken zu, lief aus dem Raum durch eine grüne Tür hinaus und schloss sie hinter mir. Danach bin ich wieder aufgewacht. Das sehr Spezielle an diesem Traum ist, dass wenige Menschen das eigene Spiegelbild im Traum sehen. Es war so, als ob ich einen Teil von mir verabschiedet hätte. 18

Kannst du mir einen Moment, ein Objekt oder eine Kreatur aus einem Traum beschreiben, die nicht der realen Welt entspricht? In einem Traum war mein Hund ein Fabelwesen. Ich konnte mich mit ihr unterhalten, und sie hatte die Fähigkeit, sich grösser und kleiner zu machen. Somit konnte ich auf ihr fliegen, wenn ich irgendwo hin musste, oder sie konnte sich so klein machen, dass ich sie immer in meiner Jackentasche dabei haben konnte. Was ist für dich ein Albtraum? Sobald ich in meinem Traum in einer Situation gefangen bin, wird dieser für mich zum Albtraum. Meistens sind es Situationen, in denen ich nicht wegrennen kann oder nicht fähig bin, eine Notfallnummer zu wählen. Ich wache dann mit Herzrasen auf und starte nicht gerade gut gelaunt in den Tag. Wie stellst du dir eine Traumwelt vor? Bei dieser Frage könnte man weit ausholen. In einer bzw. in meiner Traumwelt wären alle Menschen nett zueinander. Das Wort „Hass“ würde nicht existieren und es gäbe Gerechtigkeit auf der Welt. Diktatoren würde es nicht geben und wir würden mit den Tieren zusammen die Welt regieren. □


Whitney Huber Sek I MA 2018H

Wenn du aufwachst und gerade einen Traum hattest, welche Bedeutung hat er für dich? Sehr unterschiedlich. Wenn ich merke, dass der Traum einen klaren Zusammenhang mit dem Vortag hatte, bringe ich ihn in Verbindung, deute ihn aber nicht. Das ist für mich wie eine Verarbeitung des Erlebten im Traum. Wenn ich einen Traum hatte, in welchem ich eine Prüfung schrieb, dann ist mir bewusst, dass das Thema mich gerade beschäftigt. Was war dein aussergewöhnlichster Traum? Ein Traum, in dem ich realisierte, dass ich in einem Traum bin. Ich hatte die Spielregeln in der Hand, die ich befolgen musste. Ich bin dann in einem anderen Traum erwacht, obwohl ich immer noch schlief. Dort erzählte mir jemand, dass ich an einem Experiment übers luzide Träumen* mitgemacht hatte. Dann bin ich erneut erwacht, dieses Mal in der Realität. Das war verwirrend.

Was ist für dich ein Albtraum? Ich hatte einmal einen Traum, in dem ich alle meine Zähne verlor. Zum Glück erwachte ich kurz darauf. Diese Art von Träumen sehe ich eher als Fantasieträume, sie schrecken mich nicht so sehr ab, weil der Traum wenig mit der Realität zu tun hat. Wenn ich träumend meine Freunde enttäusche oder verliere, dann ist das für mich ein Albtraum. Wie stellst du dir eine Traumwelt vor? Ich bin sehr geprägt von der Kunst, besonders vom Künstler Salvador Dali. Der Surrealist zeigt in seinen, von Träumen inspirierten, Werken Welten, die mich sehr daran erinnern, wie es in einer Traumwelt sein könnte. Doch persönlich sehe ich in seinen Werken nicht meine Traumwelt. Sie dienen mir eher als Inspirationsquelle. □ *Luzides Träumen: Luzide Träume werden auch „Klarträume“ genannt. Sie zeichnen sich durch das Bewusstsein für den aktuellen Traumzustand aus und können gezielt beeinflusst werden. 19


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Rentenwiese

Kasernenareal

Üetliberg

Saffa-Insel

Traumplätze in Zürich Fotos Sabrina Fehr


Zürichsee Hürlimann

Zürichberg

Zürichberg Bucheggplatz

«Wenn Träume durch das Leben fliegen und plötzlich in meinen Armen liegen, dann nur, weil ich es mir erlaube und auch morgen daran glaube.»

Letten

Sabrina Fehr

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Gentlemen, start your engines …

RuPaul’s Drag Race ist eine einzigartige US-amerikanische Reality-TV-Serie, in der Drag Queens ihre Kunstform ausleben und präsentieren. Sie hat internationale Reichweite und erhielt schon einige Emmy-Awards verliehen. Die Show wird von der Drag Queen „RuPaul“ moderiert. Sie war die Person, die die Kunstform des „Drags“ berühmt machte. Es wurden schon 13 Staffeln gedreht und viele weitere werden noch folgen! Die Serie ist auch auf Netflix. Text Endrit Sula Guuurl, was ist Drag überhaupt? In früheren Zeiten, als Frauen noch nicht in Theatern mitspielen durften, mussten Männer die weiblichen Rollen übernehmen. Daher kommt auch der Begriff „Drag“ (engl. Dressed as a girl, dt. als Mädchen verkleidet). In heutigen Zeiten jedoch ist Drag eine Kunstform, in der eine Person sehr weibliche Kleidung, kunstvolles Makeup, übertriebene „Stöggelischueh“ und passende Perücken trägt. Es ist eine Art Karikatur der heutigen Schönheitsideale. In jeder Drag Race-Staffel werden 13 Queens eingeladen, ihr Charisma, Uniqueness, Nerve und Talent (CUNT, engl. abwertend für einen männlichen Homosexuellen) unter Beweis zu stellen. Sie nahmen das Wort und machten etwas Positives 22

daraus! In jeder Episode gibt es eine Mini-Challenge, bei der die Drag Queens kleinere Herausforderungen meistern müssen. Nach der Mini-Challenge folgt die Maxi-Challenge. Die Maxi-Challenge besteht aus einer übertriebenen und extraordinären Herausforderung. Nach der Maxi-Challenge müssen die Queens auf der „Main stage“ dem Runway, einen Look präsentieren. Bei jedem Runwaylook gibt es eine Kategorie, welche mit „The category is...“ angekündigt wird. Die Kategorie ist ein in etwa das Synonym für „Thema”. Dabei nennt die Moderatorin RuPaul jeweils eine Kategorie, und die Queens sind angehalten, nach ihrer eigenen Interpretation und ihrem Dragstyle ein Outfit zu


Die drei Drag Queen-Contestants Gigi Goode, Blu Hydrangea undValentina (v.l.n.r.). präsentieren und, noch wichtiger, auf dem Runway eine Geschichte (Mimik, Gestik, Laufstil) zu erzählen. Im folgenden Abschnitt finden sich einige Beispiele für eine Mini-Challenge: * Reading-Challenge: Witzig und prägnant die Fehler einer Person aufdecken (d.h. sie „wie ein Buch lesen“), oft übertrieben oder ausgearbeitet, fortgeschrittene Form der Beleidigung * Unter Wasser modeln * „Everybody loves puppets“: Mit Puppen andere Drag Queens humorvoll imitieren Maxi-Challenges sind aufwändiger und schwieriger: * Eigene Songtexte performen * Look nähen und präsentieren * Bestimmte Personen roasten

Are you ready to snatch that crown? Die Juror*innen von RuPaul’s Drag Race sind RuPaul selbst, die Musikerin Michelle Visage, Komiker Ross Mathews und Designer Carson Kressley. Alle haben eine unglaubliche Karriere in der Mode- oder Musikbranche vorzuweisen. In jeder Episode wird eine Gastjurorin oder ein Gastjuror eingeladen. So waren auch schon die US-Senatorin Alexandria Ocasio-Cortez, die Rapperin Nicki Minaj oder die Sängerin Rita Ora Gastjurorinnen. Die Gewinnerinnen einer Staffel von RuPaul’s Drag Race erhalten 100‘000 US-Dollar - und einen Jahresvorrat an Makeup der luxuriösen Marke Anastasia Beverly Hills.

Nach jeder Challenge können die Queens verschiedene Preise gewinnen, wie zum Beispiel eine Reise nach Island, Makeup, 5‘000-10‘000 US Dollar, Perückenvorrat etc.. The library is open, darling Die Extravaganz dieser Serie ist schwierig zu beschreiben. Am besten, man liest sich einige der untenstehenden Auszüge von Reads verschiedener Queens durch: * Pandora Boxx: „Tyra Sanchez, if you are America’s sweetheart, then America needs a heart transplant.” * Dan Savage: „Latrice, can you give us an example of a time when you made peace with someone you didn’t see eye to eye with?“ Latrice: „About five minutes ago. I looked across at Miss O’Hara. I realized that she was ugly, and I’m at peace with that.” * Latrice: „Valentina, take that thing off your face. Oh, it is your face. Your other one.”

… and may the best woman win! 23


Peitschende Gliedmassen und Orangenmenschen Text und Illustration Vera Kobler Auf einer bunten Wiese mit unzähligen Blüten und Gräsern liege ich und starre den Himmel und die vorbeiziehenden Wolken an. Mein Körper ist ganz ruhig, die Hände liegen sanft auf dem Gras, sie spüren die feuchte Erde, welche sich langsam zwischen meine Finger gräbt. Die Hände sinken allmählich in die Erde. Ich spüre, wie der Boden plötzlich weich wird. Mein Körper beginnt sich mit Erde zu überdecken, und wie ein Mantel legt die Erdschicht sich über mich. Mein Blick jedoch, der weicht nicht vom Himmel. Noch immer schaue ich zu den Wolken, die sich nun immer schneller bewegen. Ich bin schon halb mit Erde zugedeckt, bin starr, kann mich nicht bewegen, obwohl ich Schritt für Schritt unter der Erde begraben werde. Panik bricht in mir aus. Doch mein Körper ist 24

entspannt und reglos. Um noch ein bisschen Reserve zu haben, halte ich die Luft an, bevor sich der Erdmantel über meinen gesamten Körper legt. Ich falle. Mein Körper ist jetzt weich wie Gummi. Er schwebt in einer unendlichen und dunklen Umgebung umher. Ich sehe nichts als meine schwabbligen Gliedmassen. Sie schlagen um mich wie Peitschen, die meinen Körper foltern. Unkontrolliert fliege ich noch immer in rasendem Tempo, schaue nach links und stehe dann vor einem Abgrund. Blicke hinunter und sehe auf einen Festplatz, wo sich unzählige Menschen im exakt gleichen Schritt bewegen. Sie tanzen zu einem Lied, dessen Melodie ich nicht hören kann. Sie alle sind mit Orangenschalen bedeckt, der Saft läuft ihnen über die Beine, während sie noch immer synchron tanzen.


Der Saft fliest zu einem Bach, dessen Beet innert Sekunden zu überfliessen beginnt. Einige Kreaturen sitzen am Rand und baden genüsslich ihre Füsse darin. Mein Blick hebt sich und ich blicke vom Balkon hinaus in die mir bekannte Strasse. Nun gehe ich die Strasse entlang, laufe und laufe, meine Beine bewegen sich wie von selbst. Der Boden wird wackelig. Meine Füsse wandern auf Glasperlen, der Blick fokussiert auf den Weg. Ich halte nicht an, obwohl ich mehrmals ausrutsche, mich aber in letzter Sekunde noch auf unerklärliche Weise fangen kann. Neben mir sind Förderbänder, die die Menschen in rasendem Tempo nach vorne bewegen. Da realisiere ich, dass ich immer am selben Ort stehen bleibe. Die Murmeln drehen sich und ich kann mich nicht bewegen. Ich beginne hastig zu rennen, doch die Murmeln unter meinen Füssen bringen mich nicht einen kleinen Schritt voran. Erneut bricht Panik in mir aus. Die Menschen neben mir lachen, plaudern glücklich miteinander und niemand beachtet mich. Das Klimpern der Murmeln ist so laut, ich kann die Gespräche nicht hören. Mir wird heiss, der Schweiss läuft wie Orangensaft über meinen Körper und die Murmeln werden glitschig. Mein Körper versucht sich aufrechtzuhalten, doch fällt er immer wieder nach vorne. Von Weitem sehe ich einen Sessellift, der an mir vorbeizieht. Ich kann mich an einer Stange halten und fliege mit dem Lift davon nach oben. Höher und immer höher. Je höher der Lift steigt, desto heller wird die Umgebung. Ich schaue nach unten und die Erde wird immer kleiner.

In grossen Schritten entfernt sich der Planet von mir oder ich von ihm. Nun ist sie gerade noch so gross wie ein Nadelkopf. Der Lift zieht immer weiter, höher in die Unendlichkeit. Meine Hände krallen sich an das Eisen. Ich schaue nach oben und sehe nun, dass sich meine Hände an der Sprosse einer Leiter umklammern. Meine Füsse aber finden keinen Tritt. Mühsam erklimme ich eine Sprosse um die andere und benutze dabei nur meine Hände. Der Unterkörper lässt sich nicht bändigen und scheint durch die Schwerelosigkeit davonfliegen zu wollen. Mein Körper schwingt dabei Hin und Her wie eine Pendeluhr. «Ding - Dong - Ding - Dong» höre ich von Weitem rufen. Die Stimme wird immer lauter «DingDong», bis die Stimme zu schreien beginnt: «DINGDONG!» Ich halte den Lärm nicht länger aus und lasse meine Hände los. Wie ein Igel, der Schutz sucht, rolle ich meinen ganzen Körper zusammen, halte dabei mit beiden Händen die Ohren zu und schliesse meine Augen. Der Schrei wird dumpf und wandelt sich allmählich zu Wasserrauschen. Ich kann wieder atmen, merke, wie sich mein Körper entspannt. Nun liege ich da, den Duft von frischen Blüten in der Nase, und entscheide mich, die Augen langsam zu öffnen.

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Träume on the rocks Ein Thema, das alle Menschen beschäftigt: „Was passiert morgen, übermorgen und am Tag danach?“ Schon von klein auf ist vieles darauf ausgerichtet. Mädchen bekommen Puppen, damit sie sich mit dem mütterlichen Instinkt identifizieren und Jungs bekommen Lego und Bauklötze, um ihre konstruktiven Talente zu schulen. Von Tanten, Onkeln, Grosseltern, Lehrpersonen und Erzieher*innen werden Kinder immer wieder gefragt, was sie mal werden wollen. Die Lebensträume werden eigentlich auf berufliche Träume reduziert. Text Teresa Dreßler Illustration Chiara Profeta Die träumerische Fantasie der Kinder Wie entstehen solche Lebensträume? Von was werden sie inspiriert und geleitet? Ich zum Beispiel bin an der Fasnacht im Kindergarten von meiner Mutter als Primaballerina verkleidet worden. Ich selbst habe das Kostüm als Seiltänzerin verstanden und von da an war es mein Traum, Zirkusartistin zu werden. Bald darauf bekam ich einen Farbmalkasten zum Geburtstag und bildete mir ein, dass mein malerisches Talent unschätzbar gross sei, sodass ich eine Karriere als malende Künstlerin anstreben wollte. In der Mittelstufe fand ich meine Primarlehrerin dann dermassen blöd, dass ich jedem, der es hören wollte oder auch nicht erzählte, dass ich Lehrerin werden würde, weil ich das viel besser könne – und überhaupt, so schwer kann das ja nicht sein! Als Nächstes wurde meine Berufswunschliste von einem Zoobesuch geprägt. Nachdem ich mit meiner Familie einen Tag im Zoo verbracht hatte, war ich sicher, Zoowärterin werden zu wollen. Ich dachte, mit meinen Kaninchen zu Hause hätte ich sowieso einen guten Draht zu Tieren. In meiner Jugend sah ich eine Serie, in der ein recht cooler Automechaniker vorkam. Ihr könnt es euch denken: Ich wollte Automechanikerin werden. In diesem Bereich machte ich sogar eine Schnupperlehre. Was soll ich sagen, das Ende der Geschichte ist, dass ich nun an der PH bin und planmässig ab Sommer eine Primarschulklasse unterrichten werde. Zurückblickend muss ich feststellen, dass meine Träume sehr ambitioniert und selbstbewusst waren, wenn nicht sogar von „Selbstüberschätzung“ strotzend. Ich weiss noch, eine Klassenkameradin aus meiner Schulzeit, hatte den unerschütterlichen Traum, Kassiererin in der Migros zu werden. Die Fantasie ging ihm zu weit In meinem ersten schulischen Praktikum vor zwei Jahren habe ich eine ganz andere Erfahrung gemacht. Ich gab den Schüler*innen, die in BG bereits fertig waren, die undurchdachte, aus-dem-Ärmel-geschüttelte Aufgabe, ihr „Traumhaus“ zu zeichnen. Ein Schüler (4. Klasse) zeichnete ein Villa-ähnliches Gebäude, mit Helikopterparkplatz auf dem Dach und einem grossen, protzigen Auto vor der Tür. Als ich ihn darauf ansprach und ihn darum bat, mir von seinem Bild zu erzählen und die einzelnen Sachen zu erklären, zerknüll26

te er sein Bild urplötzlich und verlangte ein neues Blatt. Ich war erst verwirrt und gab ihm ein neues Blatt, aber fragte dann nach dem Grund. Er erwiderte, dass es dumm von ihm sei, so ein Haus zu zeichnen, da er sowieso niemals so viel Geld haben würde und sich sicher nie ein Haus oder sonst irgendwas leisten könne. Seine Aussage verschlug mir die Sprache. Ich versuchte, ihn aus dieser Ausweglosigkeit etwas zurückzuholen, indem ich sein Bild aus dem Abfall suchte, es wieder glattstrich und ihn für seine Idee und die schöne Umsetzung des Bildes lobte. Ich hatte aber leider nicht das Gefühl, zu ihm durchgedrungen zu sein. Psst! Ich träume gerade Ich habe die Beobachtung gemacht, dass die Generation unserer Eltern und Grosseltern auch viele Lebensträume gesponnen hatte. Aber das Wort heisst ja nicht umsonst Lebenstraum. Wie das Wort schon sagt, hat das Leben noch ein Wörtchen mitzureden und schlägt des Öfteren quer. Ausserdem der zweite Teil des Wortes: Traum. Es ist nun mal ein Traum und bei vielen bleibt es das leider auch bis zum Schluss. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, Träume und Ziele zu haben, denen man entgegenstreben kann. Es lohnt sich, für Träume zu kämpfen. Es kann zwar vorkommen, dass ein Traum wie eine Seifenblase zerplatzt. Aber auch aussichtslose Träume können manchmal wieder aufgenommen und doch noch verwirklicht werden. Wichtig ist nur, jene Wunschträume nicht zu verlieren, die man sich ausmalen kann, um den Alltag zu versüssen. Auch wenn mal alles rückwärts und bergab läuft … Was wünscht ihr euch? Was ist so der Traum eines durchschnittlichen PH-Studis? Wünscht sich hier irgendjemand eigentlich noch eigene Kinder? Oder ist jede und jeder ein bisschen froh, wenn sie diese um drei oder vier Uhr nachmittags nachhause schicken können? Wie viele wollen wirklich direkt nach dem Abschluss eine eigene Klasse übernehmen? Lieber erstmal ein Vikariat, Teilzeit, oder wenig Verantwortung? Und wie viele träumen davon, möglichst bald den Beruf zu wechseln? Oder steht bei allen der Fokus darauf, den Abschluss zu machen, und mit dem Diplom in der Hand der PH den Rücken zu kehren?


Wagnis-Pläne fürs 2021 Wer traut sich überhaupt noch zu träumen oder gar Pläne zu schmieden? Wer weiss schon, ob die nächsten Studierenden im vierten Semester ein QP machen können? Wer weiss schon, ob die Diplomprüfungen, die anstehen, stattfinden können? Wer weiss schon, was morgen kommt, geschweige denn übermorgen oder gar am Tag danach… Ich habe das Gefühl, unsere Träume sind kleiner und schüchterner geworden. Ich träume nicht von einer Reise durch Afrika (die vor einem Jahr noch

auf meiner Löffelliste ganz oben stand). Ich träume von einem Bier mit ein paar Freunden in einer Bar, einem Kinobesuch, oder, wenn ich mich ganz weit aus dem Fenster lehne, aber wirklich unanständig weit, dann träume ich von einem Festival. Aber für den Moment bin ich auch einfach zufrieden mit dem Überleben meiner Liebsten und damit, in dieser ganzen Situation die Nerven zu behalten. Wir sollten alle einen kühlen Kopf bewahren, solange unsere Träume auf Eis gelegt sind. 27


Creative: Traumklassenzimmer

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Love is love! von Endrit Sula und Miro Müller

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#phlife

Comic

von Vera Kobler

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Lernforum

Workshops und Impulse Das neue Kursprogramm des Lernforums ist da. ür das f e n i Term 1 FS202 h/ c .phzh. y n i t → hops works

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Dr. PHlex

er

Gratis Mitgliedschaft für Studierende

Es plagt dich PH-Kummer? Du kannst dich nicht konzentrieren? Nicht zögern: Dr. PHlex konsultieren! Liebe Dr. Phlex In letzter Zeit habe ich diese Träume. Seltsame Träume von einer Welt, die es nicht gibt und niemals geben wird. Ich bin mir nicht sicher, ob es sich dabei um die Zukunft oder die Vergangenheit, um ein Paralleluniversum oder um Wunschdenken handelt. Aber diese Träume, sie verlangen so viel Kraft von mir. Ich sehe Welten, Menschen, Wesen. Alle leben in Frieden, miteinander, nebeneinander. Sie versuchen, mit mir zu sprechen, und doch verstehe ich sie nicht. Und dann, gerade als ich sie zu hören beginne, taucht eine grosse orange Gestalt auf, hustet mir ins Gesicht und ich wache auf. Schweissgebadet, verängstigt. Was haben diese Träume bloss zu bedeuten? Schläfrig, dein Tra Umhaft

Lieber Tra

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Das klingt nach einer wilden Welt, die du dir da erträumst! Leidest du im Moment etwa unter Stress? Geniesst du es etwa nicht, zuhause eingesperrt zu sein und nur einmal in der Woche einkaufen zu gehen? Und ist es denn nicht eigentlich noch entspannend, nicht genau zu wissen, was die Zukunft bringt? Wenn man das nämlich nicht weiss, kann man sich auch nicht darauf vorbereiten und spart sich ganz schön viel Zeit! Kann es sein, dass du von der Welt vor Corona träumst? Warum sonst sollte dir jemand ins Gesicht husten. Wobei, da hatten wir ja trotzdem Krieg, Rassismus, Sexismus, Homophobie und Menschen, die Schokolade nicht mögen. Vielleicht bist du ja ein Orakel und siehst die Zukunft! Eine Zukunft in Frieden, das wäre doch mal was. Stellt sich bloss die Frage, was das mit dem orangenen Wesen zu tun hat. Es erinnert mich irgendwie an einen gewissen ehemaligen Präsidenten, der es geschafft hat, sich von mehreren Social-Media-Plattformen verbannen zu lassen. Wenn man sich den genau anschaut, dann sieht er auch aus wie eine grosse Orange mit einem Toupet auf dem Kopf. Ich rate dir dringend, weniger Zeitung zu lesen und weniger Nachrichten zu schauen. Wenn man sich das Gesicht dieses Typen zu oft anschaut, ist es ja verständlich, dass es einem im Schlaf heimsucht. Versuch es doch mal mit einer Lektüre aus der PHZH. Ich persönlich fand Entwicklungspsychologie schon immer recht einschläfernd. Oder wie wäre es mit einem Bilderbuch? Was Kindern gut tut, kann uns nicht schaden. Vielleicht ist es an der Zeit, einen Gang runterzuschalten, die Welt für einen Moment so sein zu lassen wie sie ist und in Fantasiewelten einzutauchen. Die echte Welt bietet gerade kaum etwas Schönes. Glaube mir, da sind selbst die Lehrbücher gesunder für deine Psyche. Schlaf schön und träum süss! Dr. Phlex

31.08.2020 14:31


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