Rheuma MANAGEMENT | Mai/Juni 2021
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PSORIASIS-ARTHRITIS
Gemischter Ausblick auf IL-17A/F-Inhibition Bei der Psoriasis-Arthritis (PsA) gab es zuletzt den sicher größten Zuwachs an neuen Therapieoptionen in der Rheumatologie. Auch wenn kürzlich der zweite Januskinase-Inhibitor Einzug in die PsA-Therapie gehalten hat, scheint derzeit der Ansatz an der Interleukin (IL)-17/23-Schiene die besten Ergebnisse bei peripherer Arthritis und Hautbeteiligung zu ermöglichen. Jenseits der neu zugelassenen IL-23-Inhibition mit Guselkumab schon länger etabliert sind die beiden IL-17A-Inhibitoren Secukinumab und Ixekizumab. Eine noch stärkere Wirkung, zumindest auf die Psoriasis, scheint die duale IL-17A/F-Inhibition zu versprechen, die aber auch ein deutlich höheres Risiko für Candidiasis bietet, wie zwei aktuelle Phase-III-Studien zu dem auch bei PsA erprobten IL-17A/F-Inhibitor Bimekizumab bei Plaque-Psoriasis zeigen.
Bimekizumab hoch effektiv, aber mehr Candidiasis Bereits zuvor wurde der monoklonale IgG1-Antikörper bei mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis getestet. Zu dieser Indikation wurden jetzt parallel zwei randomisierte, doppelblinde, aktivkontrollierte Phase-III-Studien mit direkten Vergleichen gegen Secukinumab und Adalimumab publiziert. Zunächst zur BE RADIANT-Studie, die stellvertretend Kristian Heich, Hamburg, und Richard B. Warren, Manchester (Großbritannien), veröffentlichten. In der Phase-IIIb-Studie waren 1.005 Patienten mit aktiver Plaque-Psoriasis im Verhältnis 1:1 auf Bimekizumab 320 mg alle 4 Wochen oder Secukinumab 300 mg 1x wöchentlich bis Woche 4 und dann alle 4 Wochen bis Woche 48 randomisiert worden. In Woche 16 wurden die Bimekizumab-Patienten 1:2 auf eine Erhaltungsdosis von 320 mg alle 4 oder 8 Wochen re-randomisiert. Den primären Endpunkt eines PASI 100-Ansprechens in Woche 16 erreichten signifikant mehr Patienten unter Bimekizumab (61,7 vs. 48,9 %; p<0,001), auch in Woche 48 blieb es bei
diesem Vorteil im PASI 100-Ansprechen (67,0 vs. 46,2 %; p<0,001). Trotz der signifikanten Überlegenheit gab es aber den Wermutstropfen einer gegenüber Secukinumab deutlich häufigeren oralen Candidiasis (19,3 vs. 3,0 %), was das langfristige Potenzial des Antikörpers prospektiv auch bei der PsA schmälern könnte. (1) Dies verdeutlicht auch die wiederum von Richard B. Warren und Kollegen publizierte Phase-IIIb-Studie BE SURE, in der 478 Patienten mit aktiver Plaque-Psoriasis im Verhältnis 1:1:1 auf Bimekizumab 320 mg alle 4 Wochen für 56 Wochen, Bimekizumab 320 mg alle 4 Wochen bis Woche 16 und danach alle 8 Wochen bis Woche 56 oder Adalimumab 40 mg alle 2 Wochen für 24 Wochen, gefolgt von Bimekizumab 320 mg alle 4 Wochen bis Woche 56 randomisiert wurden. Primäre Endpunkte waren ein PASI 90-Ansprechen und ein Investigator’s Global Assessment (IGA)-Score von 0 oder 1 in Woche 16. Ausgehend von einem Baseline-PASI von 19,8 erreichten signifikant mehr der mit Bimekizumab behandelten Patienten ein PASI 90-Ansprechen (kom-
biniert: 86,2 vs. 47,2 %; p<0,001) sowie einen IGA-Score 0/1 (kombiniert: 85,3 vs. 57,2 %; p<0,001). Neben Infektionen der oberen Atemwege, Hypertonie und Diarrhö zählte auch hier die orale Candidiasis zu den häufigsten Nebenwirkungen. (2)
Pilzinfektionen als Klasseneffekt? Vermutlich handelt es sich hier um einen IL-17A/F-Klasseneffekt, denn auch der neuartige, in einer Phase-IIb-Studie mit 383 Psoriasis-Patienten erneut erfolgreich gegen Secukinumab getestete trivalente, gegen IL-17A/F gerichtete Nanokörper Sonelokimab zeichnete sich durch eine erhöhte Rate von CandidaInfektionen aus (17,4 vs. 1,9 %). (3) m
Quellen: 1 N Engl J Med 2021; doi: 10.1056/NEJMoa2102383 2 N Engl J Med 2021; doi: 10.1056/NEJMoa2102388 3 Lancet 2021; 397(10284): 1564-1575
Bei der PsA laufen derzeit zwei Phase-III-Studien zu Bimekizumab: BE COMPLETE mit 390 auf Anti-TNF-Therapien versagenden Patienten versus Placebo und BE OPTIMAL mit 840 Patienten nach csDMARD-Versagen versus Adalimumab. Auch bei axialer Spondyloarthritis laufen zwei Phase-III-Studien. Von einer guten Wirksamkeit ist jeweils auszugehen. Auf eine Candidiasis wird aber zu achten sein, auch wenn diese in den Studien zur Plaque-Psoriasis meist nur leicht oder moderat war – dennoch könnte dies ein gewisses Problem darstellen.
AUSBLICK
Bereits vor einigen Jahren war der IL17A/F-Inhibitor Bimekizumab verstärkt in den Fokus der Rheumatologen gerückt, nachdem er in einer Phase-I-Studie ein spektakuläres ACR20-Ansprechen von gut 80 % ermöglicht hatte. Auch die daraufhin bei PsA durchgeführte Phase-IIDosisfindungsstudie BE-ACTIVE hatte vor allem in höheren Dosierungen (160 und 320 mg s.c. alle 4 Wochen) vielversprechende Ergebnisse geliefert.