Wiesen, Weiden, Wälder „Es ist eine Gegend, in der man schon mit erklecklichem Behagen geboren worden sein kann, eine recht schöne Gegend in der wirklichen Bedeutung des Wortes,“ so beschreibt Wilhelm Raabe in seiner Erzählung „Das Odfeld“ die historische Kulturlandschaft, die wir Ihnen mit diesem Buch näherbringen wollen. Mit ihrer eindrucksvollen Schönheit hat sie einige Dichter und Schriftsteller begeistert. Viele Geschichten, die von Jägern und Bauern, von Waldarbeitern und Wilderern, vom Köhlerhandwerk und Wan-
derglashütten, von Hude und Mast sowie von Steinbrechern und Steinhauern erzählen, sind mit dieser Landschaft eng verbunden. Von jeher haben die Bewohner dieser Gegend von und mit der Landschaft gelebt und sie durch ihr Wirken gestaltend verändert. Heutzutage sind viele der alten Handwerke in Vergessenheit geraten, das Vieh wird nicht mehr zum Weiden in den Wald getrieben und die Steinbrucharbeit hat längst nicht mehr eine so große Bedeutung wie noch in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Laufe der Erdgeschichte und des Wirkens der Menschen in den letzten tausend Jahren hat sich durch ein vielfältiges Nebeneinander von Höhen und
Tälern, Wäldern und Feldern eine wunderschöne Mittelgebirgslandschaft ausgebildet. Aus dem Tal der Weser steigt sanft, von ausgedehnten Wäldern bedeckt, der Solling empor. Nur von Wiesentälern mit klaren, Weser und Leine zustrebenden Bächen durchzogen, bietet er als größtes Sandsteingebiet der Region ein einförmiges, ruhiges Bild, das von jeher durch den Wald geprägt ist. Mit seinen höchsten Erhebungen von bis zu 528 Meter bildet er innerhalb dieser Landschaft eine kuppelförmige Aufwölbung mit dem Charakter einer Hochfläche. Vom Rande leiten steilere Hänge mit tiefeingeschnittenen Kerbtälern, offeneren Wäldern und breiteren Wiesentälern in eine von Hecken durchzogene, mit Grünländern und kleineren Ackerflächen umgebene kleinbäuerliche Landschaft über. Kleinere Dörfer haben sich schon früh am Fuße des Sollings angesiedelt. Reste von Wanderglashütten und durch knorrige Eichen märchenhaft anmutende
Gegenüberliegende Seite: Mauern im Solling: Die herausgeschobenen Steine dienen als Stufen, um die Mauer zu überwinden. Die mit endlos langen Trockenmauern umgebenen Weiden um Neuhaus erinnern an die Tradition der Pferdezucht, die bis in das 15. Jahrhundert zurück reicht.
Trockenmauer bei Neuhaus
Karte des Weserdistricts aus dem 18. Jahrhundert
Feldscheune bei Holzminden
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DAS WESERBERGLAND