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››› Joachim Leiter: Was erhalte ich als Gast bei Falkensteiner, was ich bei anderen nicht bekomme? Anders gefragt: Was ist das Versprechen der Marke?
Erich Falkensteiner: Das Falkensteiner „Welcome Home“-Versprechen. Das ist natürlich ein großes Wort, beschreibt jedoch gut die familiäre Atmosphäre, die den Gast in unseren Hotels umgibt. Mit Recht kann man nun argumentieren: Wie will man eine familiäre Atmosphäre kreieren, wenn man selbst als Inhaber nicht vor Ort ist? Die Antwort liegt in der Unternehmenskultur. Das zu vermitteln ist bei großen Ketten mit 1000 Hotels meist nicht machbar, aber sogar hier gibt es Positivbeispiele wie Marriott oder Hyatt. Das Markenversprechen „Welcome Home“ ist zwar ein großes Schlagwort, aber genau das wollen wir leben. Unser Ziel ist klar das 4-Sterne-Plus- und 5-Sterne-Segment – und das funktioniert nur mit erstens: Qualität, zweitens: Qualität und drittens: Qualität.
„Die Gesellschaft denkt über neue Formen von Urlaub nach.” Joachim Leiter: Wenn wir über neue Trends und herausragende Hotelkonzepte auf der Welt sprechen, welche Projekte fallen Ihnen dabei als erstes ein?
Erich Falkensteiner: Meiner Meinung nach wird sich vor allem die Vielfalt der Unterkünfte verändern, und genau da setzen wir als Falkensteiner Hotelgruppe bereits an. Das klassische Falkensteiner Hotel wird weiter bestehen, genauso wie die vielen familiengeführten Top-Hotelbetriebe hier in Südtirol. Die Gesellschaft denkt jedoch über neue Formen von Urlaub nach wie beispielsweise Camping oder Glamping (also 5-Sterne-CampingFormate wie das Premium Camping Zadar in Kroatien mit Luxus in Hinblick auf Platz und Kulinarik). Genauso sind Natur- und Outdoor-Themen stark im Kommen. Allerdings sehe ich die Antwort auf diesen Trend mit dem Bau von Chalets, wie derzeit im Alpenraum gerade zu beobachten, eher als Fehlentwicklung. Chapeau vor den Vorreitern, die das Konzept aufgegriffen haben, wie das San Luis in Hafling in Südtirol. Allerdings versuchen jetzt viele, dies einfach zu übernehmen, und haben Baukosten von 700.000 Euro pro Einheit, das rechnet sich in meinen Augen niemals.
Joachim Leiter: Wo steht das Unter- Erich Falkensteiner: Wir möchten organisch zwar weiter wachsen, müsnehmen Falkensteiner Hotels & Residen- sen jedoch nicht weiter wachsen, ein realistisches Ziel sind wahrscheinlich ces im Jahr 2030? um die 50 Hotels. Aber wir wachsen sicher nicht mehr opportunitätsgetrieben, sondern beständig und nur mit Betrieben, von denen wir überzeugt sind. Ich sage deutlich: Für eine Erfolgssteigerung ist die Anzahl der Hotels nicht relevant. Entscheidend sind wirkliche Spitzenhotels, mit denen man Geld verdienen kann. Wie das neue Familienhotel im Montafon: top Investor, top Destination, kein familienausgerichtetes Hotel am Markt. Wir sind derzeit im 4-Sterne- bis 4-Sterne-Superior-Segment angesiedelt mit einzelnen 5-Sterne-Häusern. Wir möchten qualitativ nochmals eine halbe Stufe nach oben, sprich eine Konsolidierung im 4-Sterne-Superior- bis 5-Sterne-Segment. Dabei strebt Falkensteiner nicht den exklusiven Luxus an, sondern erschwinglichen, realen Luxus, der leistbar ist. Wir wollen im DACH-Raum mit Kroatien/Alpe Adria in die Top 3 der Ferienhotelgruppen. Joachim Leiter: Zur aktuellen außergewöhnlichen Situation aufgrund der COVID-19-Pandemie: Worauf sollten Hotels in Krisenzeiten setzen? Wie gehen Sie mit der aktuellen Situation um?
Erich Falkensteiner: Leider machen viele Hoteliers Folgendes: Kopf in den Sand stecken, Kosten einsparen und in Schockstarre verweilen. Wir versuchen genau das Gegenteil zu tun. So haben wir im herausfordernden Jahr 2020 erstmals in TV-Werbung in Österreich investiert. Zum einen kam man uns aufgrund der aktuellen Situation preislich entgegen, der Hauptgrund war für uns jedoch: Wenn andere gerade die Werbung einstellen, erhält man mehr Sichtbarkeit und steigert die Markenbekanntheit. In Österreich haben wir einen gestützten Bekanntheitsgrad von 89 % und sind laut des Rankings der Zeitschrift „Gewinn“ Aufsteiger des Jahres als wertvollste Marke – wir belegen aktuell Platz 26 und wir sprechen hier von allen Marken, nicht nur aus der Tourismusbranche. Dieses „Gegen-den-StromDenken“ führen wir ebenso im Investmentbereich fort: Als die Pandemie losging, entschieden wir uns für den Umbau des Ehrenburgerhofs. Sobald die schlimmsten Pandemiewellen vorbei sind, stehen wir mit einem neuen Produkt in den Startlöchern.
Joachim Leiter: Und von diesem Projekt waren sofort alle überzeugt? Es handelt sich hier doch um ein hochpreisiges Produkt für den Gast?
Erich Falkensteiner: Das ist nur möglich, indem du deinen Finanzpartnern ein Konzept vorlegst, hinter dem du als Unternehmer zu 100 % stehst und in der Diskussion alle Unsicherheiten und Fragen vom Tisch fegen kannst. 22
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