AUSBLICK AUF DIE SPIELZEIT A
m 26. April 2020 präsentierte der designierte Direktor Bogdan Roščić im Gespräch mit dem neuen Musikdirektor Philippe Jordan, dem neuen Ballettdirektor Martin Schläpfer und Peter Fässlacher die mit Spannung erwartete neue Saison. Corona-bedingt nicht wie geplant vor versammeltem Publikum, sondern von ORF III übertragen (mit überdurchschnittlich hoher Einschaltquote) auf der Bühne des Hauses vor dem leeren Zuschauerraum. Die wesentlichen Eckpunkte des vorgestellten Spielplanes sind im Folgenden noch einmal zusammengefasst. (Ausführliche Informationen finden Sie im neuen Saisonbuch siehe Bild rechts und unter www.wiener-staatsoper.at) Erstmals seit der Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper 1955 steht im kommenden Herbst nicht eine Repertoirevorstellung, sondern eine Premiere am Beginn einer neuen Spielzeit: Die poetische, mit japanischen Stilelementen arbeitende Madama Butterfly-Inszenierung des Oscar-Preisträgers Anthony Minghella startet am 7. September einen Neuproduktionenreigen, der seit der Ära Herbert von Karajans nicht mehr so dicht gewesen ist. Unter dem neuen Musikdirektor Philippe Jordan geben an diesem ersten Abend der Saison unter anderem Asmik Grigorian als Cio-Cio-San (die meisten Opernliebhaber kennen die international gefeierte junge Sopranistin seit ihrer fulminanten Salome bei den Salzburger Festspielen) und der amerikanische Tenor Freddie De Tommaso als Pinkerton ihre Hausdebüts. Bereits am nächsten Tag kehrt Franz Welser-Möst nach sechs Jahren Pause mit der Wiederaufnahme der legendären Elektra-Inszenierung Harry Kupfers zurück an die Staatsoper und am 27. September folgt schon die Wiederaufnahme der mittlerweile Kultstatus genießenden Produktion des französischen Don Carlos unter Bertrand de Billy und mit Jonas Kaufmann in der Titelpartie. Mit der Entführung aus dem Serail-Premiere in der szenischen Deutung Hans Neuenfels’ wird am 12. Oktober eine empfindliche Lücke im MozartAngebot des Hauses geschlossen und mit der
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Eugen Onegin-Premiere am 25. Oktober dem Staatsopernpublikum erstmals eine Arbeit des mehrfach preisgekrönten Regisseurs Dmitri Tcherniakov vorgestellt. Durch die Erstaufführung von Henzes Verratenem Meer am 13. Dezember wird das Repertoire um ein wichtiges Werk eines zentralen Komponisten der klassischen Moderne erweitert – die musikalische Leitung liegt in den Händen von Simone Young, auf szenischer Seite debütiert das Regieteam Jossi Wieler / Sergio Morabito an der Wiener Staatsoper, an der Seite der Bühnen- und Kostümbildnerin Anna Viebrock, mit der sie gemeinsam weltweit bereits über 20 Opern inszeniert haben. Unter der scheinbar realistischen Oberfläche des Geschehens ertastet ihre Aufführung paranoide Wahrnehmungsstrukturen und spürt den Gefährdungen und der Zerbrechlichkeit von Identitäten nach. Philippe Jordan, den eine große Affinität mit dem Strauss-Repertoire verbindet, leitete bereits vor einigen Jahren eine musikalische Neueinstudierung des Rosenkavaliers an der Wiener Staatsoper und dirigierte die Oper zudem in Mailand, Berlin und Paris. Als neuer Musikdirektor wird er das Werk nun im Dezember abermals musikalisch neu einstudieren und in gleich zwei Serien mit exquisiter Sängerbesetzung leiten. Rund einen Monat später wird er am 24. Jänner überdies bei der Wiederaufnahme der über viele Jahrzehnte werkprägenden Le nozze di Figaro-Inszenierung Jean-Pierre Ponnelles am Pult stehen. Beginnend mit diesem Werk wird er, gemeinsam mit einer jungen und international aufstrebenden Sängergeneration, die oft beschworene und in der Nachkriegszeit zur Blüte gelangten Idee eines weltweit ausstrahlenden Wiener Mozart-Ensembles neu aufgreifen. Nachdem Calixto Bieito als Schauspielregisseur Berühmtheit erlangt hatte, war Carmen 1999 seine erste große Opernregiearbeit. Seither hat er diese legendäre Inszenierung mehrfach überarbeitet und verfeinert und wird sie am 6. Februar an der Wiener Staatsoper neu herausbringen. In dieser Premiere wird außerdem die weltweit als Carmen gefeierte Anita Rachvelishvili (im Haus am Ring konnte sie bisher als Amneris begeistern) diese