Libelle Schwangerschaft – Geburt – Baby 2021/22

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DER KAISERSCHNITT

Davor und danach

Die Kaiserschnittrate Viele werdende Eltern schauen bei der Auswahl der Geburtsklinik auf die Kaiserschnittrate. Die allein ist jedoch wenig aussagekräftig. Risikoschwangere oder Frühgeburten werden oft per Kaiserschnitt in großen Zentren mit angeschlossener Neonatologie entbunden. So steigt dort die Rate, was aber nicht bedeutet, dass Frauen dort zur OP „gedrängt“ werden. Wie war’s bei dir? Manche Mütter leiden nach einem Notkaiserschnitt unter Schuldgefühlen, es nicht „geschafft“ zu haben. In der E-Book-Reihe „Kaiserschnitt-Mamas“ erzählen Frauen von ihren Geburten und geben Tipps zur Aufarbeitung. mutterkutter.de/spezialkaiserschnitt-mamas

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Geburtsvorbereitung Auch bei einem geplanten Kaiserschnitt macht so ein Kurs Sinn. Themen wie Stillen und Wochenbett betreffen alle Mütter, bewusstes Atmen und Entspannen helfen auch bei der Bauchgeburt.

Geburt im OP Knapp jedes dritte Baby in Deutschland erblickt im OP das Licht der Welt – beinahe doppelt so viele wie vor 20 Jahren. Dieser hohe Wert wird oft kritisiert. Warum gibt es so viele Kaiserschnitte und was sind die Folgen und Risiken für Mama und Kind? Der Kaiserschnitt ist ein Routineeingriff. Obwohl laut WHO nur etwa zehn bis 15 Prozent der Geburten aus medizinischen Gründen als Kaiserschnitt enden sollten. Der oft vorgetragene Trend zum Wunschkaiserschnitt ist in Deutschland eher eine Randerscheinung. Nur rund zwei Prozent der Kaiserschnitte werden hier ohne medizinische Indikation durchgeführt. Gründe für die steigende Kaiserschnittquote sind ein immer größer werdender Anteil an Risikoschwangerschaften und eine entsprechende Risikovermeidungsstrategie durch Ärzt:innen und Kliniken. So raten Gynäkolog:innen bei Komplikationen in der Schwangerschaft im Zweifelsfall öfter zum Kaiserschnitt – auch wegen der rechtlichen Haftung.

Zudem sind Neugeborene heute größer und schwerer. Ärzt:innen sind dazu verpflichtet, ab einem geschätzten Geburtsgewicht von über vier Kilo und weiteren Risikofaktoren auf einen Kaiserschnitt hinzuweisen – sonst können Klagen wegen mangelnder Aufklärung drohen. Aber es gibt auch den Vorwurf, dass Ärzt:innen immer öfter zum Skalpell greifen. Schließlich sind solche OPs im Krankenhausablauf besser planbar und auch finanziell ein Vorteil, da höhere Fallpauschalen gezahlt werden. Meist kommt beim Kaiserschnitt eine Regionalanästhesie am Rückenmark zum Einsatz. Vorteil: Die Gebärende bleibt bei Bewusstsein, kann die Geburt miterleben und ihr Baby gleich begrüßen. Man unterscheidet zwiLIBELLE | Schwangerschaft – Geburt – Baby 2021/22


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