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Wochenlang am Limit. Krankenhausmitarbeiter bedanken sich in Barcelona für den Applaus der Nachbarn, März 2020.
Armutszeugnis für alle Die weltweiten Gesundheitssysteme waren auf Covid-19 schlecht vorbereitet. Sparprogramme und Privatisierungen haben ihre Spuren hinterlassen. Von Uta von Schrenk
I
n der Corona-Krise wird das Recht von Millionen Menschen auf Schutz von Gesundheit und Leben erheblich verletzt. Und dies ist offensichtlich nicht nur in Schwellen- und Entwicklungsländern der Fall. Auch im Globalen Norden brachen zuletzt die Gesundheitssysteme reihenweise unter der Last der zu versorgenden Fälle zusammen und wurden besonders Schutzbedürftige nicht ausreichend versorgt. In Italien erlagen Tausende der neuartigen Lungenerkrankung Covid-19 unversorgt zu Hause, weil kein Krankenhausbett für sie frei war. In Spanien starben die Bewohner von Altersheimen gleich flurweise. In Deutschland scheiterten die Kommunen an einer angemessenen Versorgung der stark gefährdeten Obdachlosen. In den USA traf die Erkrankung besonders ärmere Bevölkerungsgruppen wie Afroamerikaner und Latinos. In Griechenland wütet das Virus in überfüllten Flüchtlingslagern (sie-
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he Seiten 12–15). »Das Virus ist für vulnerable Bevölkerungsgruppen besonders gefährlich, weil ihr Immunsystem unter anderem durch Armut, Umweltverschmutzung, erhöhten Stress und Hunger schon herabgesetzt ist und die individuellen Abwehrkräfte geschwächt sind«, warnt Ernst-Ludwig Iskenius, Arzt in Rente und langjähriges Mitglied des Amnesty-Aktionsnetzes Heilberufe. »Wieder einmal wird sich zeigen, dass die größten Verlierer auch in einer Pandemie die Ärmsten sein werden.« Wie schlecht die weltweiten Gesundheitssysteme auf den Pandemiefall vorbereitet waren, hat der Global Health Security Index bereits im vergangenen Jahr gezeigt. Der globale Index liegt bei 35,9 von 100 möglichen Punkten. Ein »extrem niedriger Durchschnitt«, schreibt das internationale Forscherteam. Die Ursache für die derzeit mangelnde Gesundheitsversorgung und die damit einhergehende Einschränkung von Grund-
AMNESTY JOURNAL | 03/2020