aFLEET 03/2021

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FLEET MANAGEMENT Prävention

«Prävention bedeutet Zuvorkommen» Ablenkung, Unachtsamkeit sowie fehlende Fitness sind Hauptursachen für Schäden im Fuhrpark. Dabei liesse sich mit verhältnismässig geringem Aufwand und den richtigen Massnahmen die Schadenquote um 15 bis 30 % senken. Text: Christoph G. Kamber

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ls ich begonnen habe, Lastwagen zu fahren, sagte mir mein damaliger Ausbilder: «Bremsen können alle. Nicht in die Situation zu kommen, harsch bremsen zu müssen, ist das Credo.» Dieser Leitsatz begleitet mich heute noch. Im Wissen, dass es kaum möglich ist, in jeder Situation dem Leitsatz gerecht zu werden. Unternehmerisches Bewusstsein Schadenfälle ereignen sich nicht, sie werden verursacht, und jeder Schadenfall birgt Kosten und Leid. Als Bundesrat Leuenberger die «Vision Zero» im Jahr 2000 initiierte, staunte die Schweiz. Es sei doch unmöglich, dass kein Mensch im Strassenverkehr sterbe, war die Diskussion. Heute bin ich mehr als überzeugt, dass die «Vision Zero» immer das Ziel sein muss. Unter «Vision Zero» verstehe ich heute: keine Schadenfälle. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, müssen die Ursachen verstanden und Massnahmen ergriffen werden. Als Fleetmanager müssen wir die Kosten für unsere Flotten kalkulieren. Leider muss auch mit einem Anteil an nicht durch die Versicherung gedeckten Kosten gerechnet werden, «Vision Zero» hin oder her. Da sich jährlich auch über 17’000 Menschen bei Verkehrsunfällen verletzen, müsste auch mit «Verletzten» gerechnet werden. Für den Grossteil der Kosten kommen Versicherungen auf, sodass diese Kalkulation nicht «notwendig» ist. Aber ein Gedanke an einen Blumenstrauss für einen Spitalbesuch oder einen Blumenkranz ist sicherlich nicht falsch. Aus Sicht des Unternehmens stellt sich auch die Frage, ob das Möglichste zur Verhinderung von Schadenfällen gemacht wird. Werden den Lenkenden die richtigen Fahrzeuge zugeteilt? Entsprechen diese dem täglichen Bedarf? Sind die Lenkenden ausgebildet und werden sie laufend weitergebildet? Entsprechen die Weiterbildungen dem Schadenbild des Unternehmens?

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Christoph G. Kamber Inhaber Kamber SE

Faktoren Mensch und Umwelt Warum ereignen sich eigentlich Schadenfälle? Die häufigsten Ursachen sind Ablenkung und Unachtsamkeit. Mit Ablenkung wird immer das Handy oder das Navigationssystem verbunden. Das stimmt. Aber inwieweit lenkt das Radio oder das Hören von Hörbüchern während der Fahrt ab? Wo sind die Gedanken? Beim nächsten Kunden oder bei der Familie und Freunden, vielleicht schon in den Ferien? Hören wir Schreckensnachrichten im Radio oder kommen beim Erklingen einer Melodie schöne Emotionen hoch, sind wir mit den Gedanken sofort an einem anderen Ort. Dasselbe geschieht beim Hörbuch. Sind knarrende Balken im Spukschloss zu hören, sind die Gedanken wohl kaum beim Abbiegen. Die Teilnahme im Strassenverkehr erfordert jedoch ein Höchstmass an Konzentration und lässt kein Abschweifen zu! Unachtsamkeit ist die zweite Hauptursache für Schadenfälle. Aussagen wie «Das habe ich nicht gesehen» oder «Wie hätte ich das erahnen können» sind typisch. Vor allem im langsamen Verkehr, respektive beim Manövrieren, ereignen sich Schadenfälle, weil die Fahrzeugdimensionen falsch ein­ geschätzt werden oder Hindernisse nicht wahrgenommen werden. Nach Ablenkung und Unachtsamkeit stellt sollte auch der Aspekt der Fitness in Betracht gezogen werden. Wer im Strassenverkehr

teilnehmen will, muss fit sein. Nebst dem Wissen um Nebenwirkungen von Medikamenten und dem Thema «Restalkohol» sind die Sehkraft und ein gutes Gehör essenziell. In den letzten Jahren hat sich die Anzahl der Fahrzeuge auf unseren Strassen enorm entwickelt. Die verfügbare Fläche an Strassen ist jedoch nahezu gleich geblieben. Mit der Dichte des Strassenverkehrs steigt auch das Risiko von Schadenfällen. Die Weitsicht und die Rücksicht nehmen ab, Aggressionen zu. Niemand würde mit über 100 km/h und 10 Meter Abstand zum vorderen Fahrzeug unterwegs sein im Bewusstsein, nicht rechtzeitig bremsen zu können. Vielmehr geht es in diesen Momenten darum, das «Rennen» zu gewinnen. Schlusswort Kosten für präventive Massnahmen den möglichen Schadenkosten gegenüberzu­ stellen, ist falsch. Denn zu den Schadenkosten müssen auch Ausfälle bis hin zu Imageschäden fürs Unternehmen gerechnet werden. Prävention rechnet sich. Mit verhältnismässig geringem Aufwand lässt sich die Anzahl der Schadenfälle um über 15 % senken. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass bis zu 30 % möglich sind. Wichtig ist, dass die Massnahmen auf das Schadenbild des Unternehmens abgestimmt werden. Ein Verständnis über die unternehmerischen, die menschlichen und die Umweltfaktoren bildet die Basis. Schadenfälle ereignen sich nicht, sie werden verursacht, und jeder Schadenfall birgt Kosten und Leid. Mit Leid meine ich Opfer und Verursacher. Beide Beteiligten müssen mit den Auswirkungen leben. Prävention bedeutet schlussendlich, sich der Risiken bewusst zu sein und zu lernen, die Risiken zu «eliminieren». Verantwortung für sich und die anderen Verkehrsteilnehmenden zu übernehmen. Denn Verantwortung ist nicht delegierbar.


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