bodyLIFE Ausgabe 10|2020

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ABNEHMEN   MANAGEMENT

Abnehmen gelingt zwar mit einer Reihe verschiedener Methoden wie verringerter Energiezufuhr und erhöhter körperlicher Aktivität. Ein negativer Nebeneffekt dieser Methoden ist jedoch, dass die Gewichtsreduktion oft mit einer Abnahme der Muskelmasse einhergeht. Ob mithilfe von Elektromyostimulation diesem Effekt entgegengewirkt werden kann, wurde in einer aktuellen Studie untersucht.

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as mit Übergewicht einhergehende gesteigerte Risiko für Bluthochdruck, Diabetes Typ 2 oder kardiovaskuläre Erkrankungen ist hinlänglich bekannt. Die direkt und indirekt damit verbundenen Kosten für das Gesundheitssystem wie die Behandlung von Krankheiten oder Arbeitsausfall sind immens. Aus diesem Grund wurden verschiedene Strategien entwickelt, um Übergewicht entgegenzutreten. Ein Kaloriendefizit, das ausschließlich über eine verringerte Energiezufuhr erreicht wird, hilft zwar dabei, Gewicht zu verlieren, allerdings geht mit dieser Methode der Gewichtsreduktion häufig eine beträchtliche Abnahme der Muskelmasse einher. Eine effektive Strategie zur Eindämmung des Verlusts von Muskelmasse ist erwiesenermaßen die erhöhte Zufuhr von Proteinen. Eine weitere Möglichkeit der Gewichtsreduktion ist eine erhöhte körperliche Aktivität oder gezieltes Ausdauerund Krafttraining. Gerade durch Krafttraining ist der Energieverbrauch nicht nur während eines Trainings und in der Regenerationsphase nach einem Training erhöht, sondern durch Muskelzuwachs auch der Energieumsatz in Ruhe. Die Kombination aus Krafttraining und erhöhter Proteinzufuhr während Phasen reduzierter Energieaufnahme über Ernährung erscheint daher sehr vielversprechend, um eine Reduktion des Körpergewichts überwiegend durch eine verringerte Fettmasse – und eben nicht durch den Rückgang von Muskelmasse – zu erreichen.

EMS zum Abnehmen? Neben einem erhöhten Zeitaufwand und der Ablehnung intensiver Übungen stellen gerade bei übergewichtigen Personen vorhandene orthopädische Probleme Hürden für die gezielte Durchfüh-

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rung eines Krafttrainings dar. An dieser Stelle kommt mit der Ganzkörper-Elektromyostimulation (EMS) eine relativ neue Trainingstechnologie ins Spiel. EMS ist zeitsparend, gelenkschonend und stark individualisierbar – aus diesen Gründen erscheint sie für den Einsatz bei sonst schwer zu erreichenden Zielgruppen ideal. Die Effekte von EMS im Hinblick auf den Muskelzuwachs, die Kraftsteigerung sowie die Fettreduktion fallen dabei ähnlich aus wie bei einem intensiven Krafttraining. Vor diesem Hintergrund untersuchten deutsche Wissenschaftler nun den Effekt von EMS auf die Körperzusammensetzung im Rahmen einer Intervention, bestehend aus verringerter Energiezufuhr und gleichzeitig erhöhter körperlicher Aktivität und Proteineinnahme. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich in der Fachzeitschrift Frontiers in Physiology veröffentlicht.¹

Die Studie Für die 16-wöchige Interventionsstudie wurden insgesamt 90 übergewichtige Frauen im Alter von 25 bis 50 Jahren rekrutiert. Um an der Studie teilnehmen zu können, mussten neben dem erwähnten Übergewicht eine Reihe weiterer Kriterien erfüllt sein, wie z. B. keine Krankheiten und keine Einnahme von Medikamenten, die die Muskelmasse oder die Fettmasse beeinflussen können, kein Einsatz von Herzschrittmachern und kein zurückliegender Herzinfarkt. Die Teilnehmerinnen wurden gleichmäßig auf drei Gruppen aufgeteilt (d. h. jeweils 30 Personen pro Gruppe): W   Gruppe 1 (Kontrollgruppe): Negative Energiebilanz von 500 kcal pro Tag ausschließlich durch verringerte Energiezufuhr. Einnahme von Proteinpulver (1,2 g pro kg Körpergewicht und Tag). Beibehaltung des Aktivitätslevels.

Gruppe 2 (Aktivitätsgruppe): Negative Energiebilanz von 500 kcal pro Tag durch verringerte Energiezufuhr sowie durch Steigerung des Aktivitätslevels (je 250 kcal). Erhöhte Einnahme von Proteinpulver (1,7 g pro kg Körpergewicht und Tag). W   Gruppe 3 (EMS-Gruppe): Wie Aktivitätsgruppe, jedoch mit zusätzlichem EMS- Training 1,5-mal pro Woche für je 20 Minuten. Die Aktivitätsgruppe erreichte den Mehrverbrauch von 250 kcal pro Tag durch eine erhöhte Schrittzahl (z. B. Spazierengehen), die mithilfe eines Fitnesstrackers kontrolliert wurde. Das zusätzliche EMS-Training der dritten Gruppe richtete sich an den gesamten Körper und bestand aus bipolaren Impulsen von 85 Hz (Impulsbreite 350 µs) mit Zyklen von jeweils sechs Sekunden Stromapplikation und vier Sekunden Pause. Die Teilnehmerinnen führten während der Applikationsphasen in zwei Sätzen mit je sechs bis acht Wiederholungen einfache Übungen mit kleinem Bewegungsumfang wie Kniebeuge, Butterfly oder Rumpfextension durch. Die Reizintensität wurde vom Übungsleiter in Absprache mit der jeweiligen Teilnehmerin individuell auf Basis einer Skala zum subjektiven Belastungsempfinden angepasst. Die Vorgabe für das Belastungsempfinden seitens der Studienleitung war „hart“ bis „sehr hart“. Wichtig zu erwähnen ist, dass der zusätzliche Energieverbrauch der Gruppe mit EMS-Training mit der täglichen Energiezufuhr verrechnet wurde, sodass in dieser Hinsicht eine Vergleichbarkeit der drei Gruppen gegeben war. W

Was wurde untersucht? Vor und nach Beendigung des 16-wöchigen Interventionszeitraums wurde die Körperzusammensetzung der Teilneh-

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