Brauerei Forum 12/2021

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C. & A. Veltins

„Die Logistikabfläufe sind aus dem Tritt gekommen“ – Der Preis von Paletten ist explodiert Mit 40 Halbliter-Kästen geht jede Palette von Grevenstein aus auf den Weg in den Handel. Die genormte hölzerne Transportbasis gilt bei den Traditionsbrauern seit diesem Jahr als kostbarstes Gut. Zwar hat die 1,2 m x 0,8 m große Palette einen unveränderten Pfandwert von 7,50 €, doch die Neubeschaffung verlangt in diesem Herbst nach der doppelten Summe. „Es ist eine der verrücktesten Entwicklungen innerhalb der Kostenlawine, die uns in diesem Jahr überrollt“, sagt Veltins-Technik-Geschäftsführer Peter Peschmann. Alleine hier muss C. & A. Veltins bis Jahresende mehr als 1,5 Mio. € aufwenden. Und schlimmer noch: Ein Ende der Hochpreisphase für Palettenholz ist nicht in Sicht. (F.) Tatsächlich führt die Brauerei am Stammsitz in Grevenstein jedes Jahr rund 180 000 neue Paletten dem Warentransport zu, um ein einwandfreies Handling von der Abfüllung über die Hochregallagerung bis hin zum Verladen zu gewährleisten. Die neuen Paletten müssen her, weil sie regelmäßig gegen solche Exemplare ausgetauscht werden, die auf der Fördertechnik vorhersehbar für Komplikationen, im schlimmsten Fall auch stundenlangen Stillstand sorgen würden. In diesem Jahr führt das alleine zu Mehrkosten von 1,5 Mio. € – eine Steigerung von 150 %. Die Turbulenzen in der weltweiten Logistikkette machen vor der heimischen Brauwirtschaft nicht halt. Die Euro-Palette als existenzielles Standardinstrument für den gesamten Mehrwegkreislauf ist zu einem kostspieligen Gut geworden. „Es hat nie zuvor solche Preissteigerungen und Engpässe gegeben, dennoch ist die Lieferfähigkeit von Veltins gesichert“, sagte Peter Peschmann. Die Gründe für den Preisanstieg sind mehrdimensional, aber gerade deshalb so weitreichend. „Die Logistikabläufe sind aus dem Tritt gekommen“, sieht der Veltins-Technik-Geschäftsführer einen wesentlichen Grund für die Misere, die für zusätzlichen Kostendruck sorgt. Überdies ist Schnittholz für die Palettenherstellung Mangelware. Die Folge: Die Hersteller hatten über Monate hinweg kaum Spielräume, ihre Kunden bedarfsgerecht zu beliefern. Lieferverträge konnten zum Teil nur mit einer Laufzeit von einem Monat abgeschlossen werden. Man

lebte sozusagen von der Hand in den Mund. Zwar ist die Lieferfähigkeit der Biere zu keiner Zeit gefährdet, aber die Flexibilität kostet seither ihren zusätzlichen Preis. Während Veltins noch vor der Pandemie einen Stückpreis von 7,30 €, also fast auf Höhe des Pfandsatzes von 7,50 €, zugrundelegte, explodierten 2021 die Stückpreise auf zeitweise bis zu 20 €.

baren Euro-Palette weiter in die Höhe schnellen lässt. Veltins hatte frühzeitig Vorkehrungen getroffen, sich für die unsichere Zukunft zu rüsten. Die Bestände waren nach und nach hochgefahren worden, sodass das Vollgut weiter in den Markt geschickt werden kann.

Europaletten sind mittlerweile ein teures Gut und damit ein erheblicher Kostenfaktor nicht nur für Brauereien: Der Stückpreis lag zeitweise bei 20 €

Foto: C. & A. Veltins

Kein Grund zur Entwarnung Die Nachfrage nach neuen oder neuwertigen Paletten bleibt groß. Peter Peschmann betonte: „Mit einem solchen Anstieg der Kos­ten hätte niemand kalkulieren können. Jetzt müssen wir für die nächsten Jahre mit Mehrkosten auf verdoppeltem Niveau rechnen.“ Tatsächlich hat sich in den vergangenen Wochen der Preis pro Palette um die 15 € eingependelt, was immer noch eine Verdopplung der Kosten innerhalb von knapp einem Jahr ausmacht. Nach Beobachtung von Veltins gibt es im logistischen Bereich auch in der Region so gut wie keine freien Lagerflächen mehr, weil verschiedenste Güter aufgrund eines weltweit gestörten Warenflusses zwischengelagert werden müssen. Dieses Puffern von Warenbeständen blockiert veritable Palettenmengen, die damit temporär nicht zur Verfügung stehen. Hinzu kommt der pandemisch beschleunigte ECommerce-Bereich, der vielerorts neue Hochregallagerkapazitäten schafft und damit die Nachfrage nach der profanen, aber unverzichtBrauerei Forum – Dezember 2021

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