Brixner 374 - März 2021

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Wirtschaft & Umwelt

WOHER KOMMT DAS BRIXNER TRINKWASSER?

Auf Schatzsuche

Das Brixner Trinkwasser ist alles, was man sich wünschen kann: Frisch sprudelt es Tag für Tag direkt aus der Quelle, umweltfreundlich und gesund. Trotzdem werden jeden Tag mehrere tausend Plastikflaschen in Brixen entsorgt – ein ökologischer und ökonomischer Unsinn.

„Hier, ohne die siehst du nichts“, sagt Andreas Schroffenegger und drückt mir eine Stirnlampe in die Hand. Oha, denke ich, worauf habe ich mich da eingelassen? Dass ich auf der Suche nach einem Schatz bin, das wusste ich zwar, aber mit dieser Ausrüstung hatte ich dann doch nicht gerechnet. Gemeinsam mit Schroffenegger will der „Brixner“ sich auf die Suche nach dem Ursprung des Brixner Trinkwassers machen – ein wertvolles Gut, dem im Alltag oft wenig Beachtung geschenkt wird. Zugegeben, bisher war Trinkwasser auch für mich recht selbstverständlich. Wasserhahn auf, Wasser kommt raus, Wasserhahn zu. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das Wasser ist dabei

aus. Viele Brixner bevorzugen nach wie vor das Gut aus der Plastikflasche. Woran liegt das?

Seit 1990. Als ich mich einige

Tage zuvor zum ersten Mal mit Andreas Schroffenegger treffe, geht es noch etwas weniger abenteuerlich, aber nicht minder interessant zu. Im Bürogebäude der Stadtwerke erklärt er mir – natürlich immer mit Mund-NasenSchutz und Sicherheitsabstand – die Grundsätze rund um das Brixner Trinkwasser. Seit 1990 kümmern sich die Stadtwerke Brixen um die Trinkwasser-und Abwasserversorgung in Brixen und Vahrn. 2017 übernahmen sie diesen Dienst auch für Klausen, Natz-Schabs und Franzensfeste, dann kamen 2019 Lüsen und 2020

sorgen, das komplexe Trinkwassernetz ständig zu überwachen, wenn nötig zu restaurieren und damit die Qualität des Wassers abzusichern. Wie funktioniert das also logistisch? „Brixen ist in drei Zonen aufgeteilt, bedingt durch den Eisack und die Rienz sowie die verschiedenen Höhenunterschiede. Wir unterscheiden Brixen mit Vahrn und Industriezone, Milland mit Köstlan und Elvas sowie Neustift“, so Schroffenegger. In der Gemeinde Brixen gibt es zudem viele kleine Interessentschaften, die nicht von den Stadtwerken betreut werden; das sind eine Gruppe von Haushalten, die eine eigene Quelle besitzt und sich selbst versorgt. Albeins gehört dazu, genauso Pfeffersberg, und

wie es um Brixens Trinkwasser bestellt ist. „Wir arbeiten rund um die Uhr im Bereitschaftsdienst, um im Notfall schnell vor Ort sein zu können“, so Schroffenegger. Ein Leck in einem der Rohre oder ein verstopftes Ventil kann nicht nur zu einem schnellen Verlust von Unmengen an Trinkwasser führen, sondern auch erhebliche Schäden verursachen. „Über unser System wissen wir aber jederzeit genau, wie viel Wasser jedes Speicherbecken gerade führt, wie viel konsumiert wird und wo eventuell Nachfüllbedarf herrscht. Auch den können wir hier per Mausklick steuern“, so Schroffenegger. Seit knapp 30 Jahren führt er seinen Beruf aus, der ihm nach wie vor sehr viel Freude zu bereiten scheint. Das Wissen rund

„Das Trinkwasser im Brixner Raum hat absolut Mineralwasserqualität“_ Andreas Schroffenegger, Leiter der Abteilung Trinkwasser und Abwasser der Stadtwerke immer sauber, ohne Rückstände, ohne komischen Geschmack. Und nicht nur zum Trinken nutzen wir es! Auch das Wasser, das wir zum Kochen, Putzen, Duschen, ja sogar in der Toilette verwenden, hat dieselbe Qualität. Das ist nicht selbstverständlich, denn laut UNICEF ist es für etwa 2,2 Milliarden Menschen weltweit nach wie vor unmöglich, regelmäßig an sauberes Wasser zu kommen. Wasserknappheit ist daran schuld und eine oft immer noch unzureichende Infrastruktur. Wir Brixner jedoch haben das Privileg von ständig zur Verfügung stehenden sauberem Wasser – und doch nutzen viele von uns es nicht 50

schließlich Mühlbach und Rodeneck. Die Stadtwerke gehören zu 99,93 Prozent der Gemeinde Brixen; die anderen Gemeinden, in denen die Stadtwerke sich um die Trink- und Abwasserversorgung kümmern, besitzen jeweils 0,01 Prozent. Die Stadtwerke befassen sich dabei mit vielen technische Aufgaben rund ums Wasser: Von den Neuanschlüssen für Trink- und Abwasser über die Montage und Abrechnung des Wasserzählers bis hin zur Wartung – alles liegt in der Hand der Stadtwerke. Vor allem aber geht es darum, die jeweiligen Gemeinden immer mit genügend Trinkwasser zu ver-

am Ploseberg gibt es zahlreiche dieser Interessentschaften. Schroffenegger erzählt, dass die Gemeinde Brixen ihr Wasser aus 16 Quellen bezieht, sechs Pumpstationen und 15 Hochbehälter liefern es an unsere Haushalte. Außerdem verfügt das Trinkwassernetz noch über weitere technische Details, um reibungslos zu funktionieren. All das will er mir in den nächsten Tagen zeigen.

Ferngesteuertes Netzleitsystem. Zunächst begeben wir uns in die Leitwarte – ein Büroraum mit großen Fenstern. An den Computern kann man jederzeit ablesen,

um unser Trinkwasser, das er sich über diese Zeit angeeignet hat, muss ihm jedenfalls erst jemand nachmachen. Ein Beruf, der neben viel Abwechslung auch viel Verantwortung mit sich bringt, denn schließlich ist er dafür zuständig, dass wir immer sauberes Trinkwasser zur Verfügung haben. Es ist faszinierend zu beobachten, wie genau die Stadtwerke über diese Netzleittechnik wissen, welcher Behälter zu welcher Uhrzeit wie viel Wasser abgibt – und damit also, wie viel Wasser in einer der Zonen verbraucht wird. Auch die Wasserentnahme an den Quellen, Hochbehältern und Tiefbrunnen wird hier ständig


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