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Kronen Zeitung Wien, am 28.02.2021, 365x/Jahr, Seite: 57-58 Druckauflage: 1 312 301, Größe: 93,11%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13412724, SB: Ischgl
Jeder gegen jeden: Österreich und seine Gesellschaft erscheinen gespaltener denn je: Wir streiten vor allem zwischen Stadt und Land bzw. haben den Generationenkonflikt. Das ist beides nicht neu. Doch hat die Corona-Pandemie die Spaltung der Gesellschaft verstärkt. Politische Parteien missbrauchen das für taktische Manöver und strategische Spielchen.
Peter Filzmaier ist Professor für Politikwissenschaft an der Donau-Universität Krems und der Karl-Franzens-Universität Graz.
Sagen Sie bitte einmal ehrlich, ob Sie sich einmal über die Infektionszahlen in Ihrem Bundesland oder Ihrer Gemeinde insofern gefreut haben, weil es anderswo noch schlimmer ist. Natürlich ist das Unsinn, weil eine Pandemie durch gemeinsame Maßnahmen und Impfungen zu bekämpfen ist. Sonst würde sie infolge von Mutationen niemals aufhören, weil wir uns ständig über Ländergrenzen hinweg gegenseitig anstecken. Doch offenbar liegt es in der menschlichen Natur, zu hoffen, dass ein Problem beim Nachbarn größer ist. Sogar die österreichische Bundesregierung kann der Versuchung nicht widerstehen ständig über andere Staaten zu reden, welche noch ärger dran sind. Was freilich am Leid hierzulande mit viel zu vielen eigenen Kranken und Toten exakt null Komma null ändert.
Innerstaatlich wurde im Frühherbst 2020 Innenminister Karl Nehammer nicht müde, vor der Wienwahl beim Coronathema sprachlich auf die Bundeshauptstadt hinzuhauen. Gegen die dortige rotgrüne Regierung passte das Nehammer als türkisen Niederösterreicher mit Hietzinger Parteifunktion ziemlich skrupellos ins Konzept. Umgekehrt ist es zum Wiener Volkssport geworden, vor allem im Internet die Tiroler mit Bezug auf Corona als hinterlistig dumm und gemeingefährlich geldgeil darzustellen. Nicht bloß als sehr berechtigte Kritik am zögerlichen und schlechten Krisenmanagement von Ischgl bis ins Zillertal. Sondern teilweise als Kampfpropaganda von Leuten, welche die konservative ÖVP nicht mögen, sondern sehr klar links, linksliberal oder liberal sind. Im politisch-ideologischen Hickhack gibt es auch in der Bevölkerung immer weniger Konsens für ein Miteinander gegen die Pandemie. Hinzu kommt, dass im ländlichen Raum die ÖVP in der letzten Wahl so
Das Coronavirus hält weiterhin die Welt in Geiselhaft und betätigt sich als gesellschaftlicher Spaltpilz. ý
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