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Das Kärnten Klagenfurt, am 28.02.2021, Nr: 4, 15x/Jahr, Seite: 22 Druckauflage: 212 000, Größe: 91,13%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13419244, SB: Ischgl
Wie immer: „Die nächsten Wochen sind entscheidend!“ Seit einem Jahr müssen wir uns von den „Regierungs-MöchtegernExperten“ leere Inhalte und Versprechen bei den PKs anhören.
N
ach knapp einem Jahr Corona hat die Bundesregierung noch immer nichts im Griff. Außer alles zuzusperren fällt den Damen und Herren Ministern wenig ein. Auch waren und sind die gesetzten Maßnahmen offenbar wirkungslos, denn die Coronazahlen steigen oder sinken völlig unabhängig von allen Restriktionen. Trotzdem sind die Spitäler weit davon entfernt, überfüllt zu sein. Ganz im Gegenteil. Wir schaffen es sogar Covid-Patienten aus Portugal aufzunehmen und diese auf unseren Intensivstationen zu versorgen. Was wir allerdings nicht geschafft haben, ist, ausreichend Impfstoff zu bestellen. Da haben wir uns als braver „Musterschüler“ auf die EU verlassen. Ergebnis ist, dass es zu wenig Impfdosen für Österreich gibt. Statt auf diesen Engpass zu reagieren und etwa wie Ungarn auf hochwirksame Impfstoffe aus Russland oder China auszuweichen, begnügen wir uns mit dem augenscheinlich nur schwach wirksamen Astra-Zeneca-Vakzin, das aber ohnehin nicht in ausreichenden Mengen verfügbar ist. Stattdessen gefällt sich die Bundesregierung in Dauertestungen, die außer Momentaufnahmen keinerlei Wirkung entfalten, aber beim Frisörbesuch vorgezeigt werden müssen. Ein Bauchfleck des Gesundheitsministers auf allen Ebenen. Es stellt sich weiters die Frage, warum man zuerst 80-, 90- und 100-Jährige in den Heimen impft, die ohnehin kaum Kontakt zur Außenwelt haben, aber Lehrer erst in der nächsten Phase. Damit verzögert man völlig unnötig einen dringend notwendigen, regulären Schulstart. Dies zu Lasten unserer
Kinder, die bereits jetzt abschätzig „Generation-Corona“ genannt werden. Auch belastet die Pandemie, beziehungsweise die gegen sie gesetzten Maßnahmen, das restliche Gesundheitswesen. Vorsorgeuntersuchungen sind drastisch zurückgegangen. Notwendige Operationen wurden verschoben und Arztbesuche wurden vermieden. Das alles wird dramatische Spätfolgen nach sich ziehen. Besonders bei der Krebsfrüherkennung. Stichwort Brust- und Darmkrebs, denn besonders in diesen beiden Bereichen, die bei rechtzeitiger Entdeckung leicht geheilt werden können, sind die Vorsorgeuntersuchungen drastisch eingebro-
chen. Mit anderen Worten: Wer nicht an Corona stirbt, hat höhere Chancen an Krebs zu erkranken. Dafür sind dank der Hygienemaßnahmen grippale Infekte nahezu verschwunden. Immerhin! Vergangene Woche hat uns der Gesundheitsminister wieder einmal mittgeteilt, dass die kommenden zwei Wochen entscheidend sein werden. Warum, dann die Lokale erst nach Ostern, also in sechs Wochen, aufsperren dürfen, erschließt sich daraus freilich nicht. Es scheint aber so, als wolle sich die Bundesregierung an der Gastronomie für die Blamage in Ischgl rächen. Denn anders ist es kaum mehr zu erklären, warum ausgerechnet diese Wirtschaftssparte
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geschlossen halten muss, während sogar körpernahe Dienstleister wieder aufsperren dürfen. Was man in der Corona-Strategie der Bundesregierung vergeblich sucht ist ein Plan, ein Ziel und Verlässlichkeit. Die gesetzten Maßnahmen wirken willkürlich, skurril und wenig durchdacht. Kein Wunder, wenn sich Widerstand in weiten Teilen der Bevölkerung breit macht. Die Bundesregierung hat es geschafft das anfängliche Vertrauen der Bevölkerung zu verspielen. Gut ist das weder für die Wirtschaft, noch für die Pandemiebekämpfung.
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