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Der Standard * Österreichs unabhängige Tageszeitung Wien, am 02.03.2021, 312x/Jahr, Seite: 14 Druckauflage: 50 972, Größe: 67,41%, easyAPQ: _ Auftr.: 8420, Clip: 13414259, SB: Galtür
Krise am Arbeitsmarkt trifft Tirol besonders stark Starke regionale Unterschiede in Arbeitsmarktzahlen – in Galtür stieg die Arbeitslosigkeit um mehr als 8000 Prozent inen Arbeitslosen gab es im Februar 2020 in Galtür. Ein Jahr später waren es ganze 166 Arbeitslose, die der Tiroler Wintersportort Ende Februar zählte. Das macht ein Plus von sagenhaften 16.500 Prozent. Unterm Strich ist die Arbeitslosigkeit in der Gemeinde aber „bloß“ um 8200 Prozent angestiegen, weil die Zahl der Schulungsteilnehmer in Galtür im Jahresvergleich sank – von einer Person, die vor einem Jahr auf Schulung war, auf null heute. Galtür ist nur eine von vielen Gemeinden in Tirol, die angesichts der behördlichen Schließungen von Hotels und Restaurants stark von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Ob Ischgl, Gerlos oder Fiss – besonders Skiorte stechen mit besonders starken Zuwächsen heraus. Im Bundesland Tirol lag die Arbeitslosigkeit laut den jüngst vom Arbeitsmarktservice (AMS) veröffentlichten Monatszahlen um 134,4 Prozent höher als im Februar 2020. Am zweithöchsten war der Anstieg in Salzburg mit 75,4 Prozent.
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Im Jahresvergleich war die Arbeitslosigkeit in ganz Österreich Ende Februar weiterhin pandemiebedingt hoch. 508.923 Menschen waren arbeitslos oder in AMS-Schulung, das sind um 109.564 mehr als im Februar 2020. Im Vergleich zum Vormonat gab es mit einem Minus
von 26.500 Betroffenen weniger jedoch eine leichte Entspannung – wobei Monatsvergleiche aufgrund saisonaler Effekte weniger aussagekräftig sind als Jahresvergleiche. Bei der Kurzarbeit sind Jahresvergleiche (noch) nicht möglich. Der erste Lockdown feiert erst im März
Arbeitslose in den Bundesländern Februar 2021 | inklusive Schulungsteilnehmern | Veränderung zum Vorjahresmonat weniger als 20 % 20 % bis 30 %
OÖ 57.890 + 16,4 %
mehr als 30 %
Vbg 17.441 + 48,7 %
Tirol 40.955 + 134,4 %
Sbg 26.872 + 75,4 %
NÖ 77.648 + 13,9 % Stmk 58.632 + 20,9 % Ktn 33.816 + 22,5 %
Wien 181.485 + 22,3 % Bgld 14.184 + 14,5 %
Quellen: APA, AMS | der Standard
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seinen einjährigen Anniversaire. Zur Kurzarbeit angemeldet waren Ende Februar 496.000 Personen – und damit mehr als Ende Jänner. Das heißt aber nicht, dass ebenso viele Menschen wirklich von der Maßnahme Gebrauch gemacht haben. Im Gegenteil: Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) sagte am Montag, dass rund 100.000 Menschen in Österreich im Februar aus der Kurzarbeit zurück in Vollbeschäftigung wechselten. Grund dafür ist die Öffnung des Handels und personalintensiver Branchen wie von Friseuren und anderen körpernahen Dienstleistern. Die Schätzungen des Arbeitsministeriums fußen auf den Erfahrungen aus Öffnungen im Vorjahr.
Galtür hofft auf Saison Unter den Branchen stechen besonders Beherbergung und Gastronomie hervor, im Februar waren dort im Jahresvergleich fast 100 Prozent mehr Menschen arbeitslos oder in Schulung. Das erklärt auch, warum der Zuwachs der Arbeitslosigkeit in Tourismusgemeinden wie
Galtür dermaßen stark war. Dass der kleine Ort in Tirol den größten Arbeitslosenanstieg im Bundesland verzeichnete, hat aber auch einen anderen Grund, wie Bürgermeister Anton Mattle (ÖVP) erklärt: „Die Hälfte der Mitarbeiter im Tourismus lebt in der Gemeinde, in anderen Orten ist der Anteil der pendelnden Saisonniers größer.“ Der Tourismus ist für Galtür die weitaus wichtigste Einnahmenquelle, sagt Mattle. Die kleinen Handwerksbetriebe in der Gemeinde leben stark von den Aufträgen der Hoteliers. Die Stimmung sei dennoch nicht am Boden, erzählt der Bürgermeister. Man mache die Not zur Tugend, manche Betriebe würden die Zeit für Renovierungen oder Investitionen nutzen. Und gerade weil die Hotels in Galtür mehrheitlich kleine Familienbetriebe sind und ihre Mitarbeiter zu großen Teilen in der Gemeinde leben, könne man rasch aufsperren, sobald es möglich wird. Und aus dem Rekordanstieg der Arbeitslosigkeit würde womöglich ein Rekordrückgang. (luis)
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