Verbände | strategie + zukunft
Realistische Kaufpreisvorstellungen nehmer a.D.“ stellen muss. Bis ein Unternehmer jedoch erfolgreich Nicht selten existieren unrealistische Kaufpreisvorstellungen des Über- loslassen kann, sollte er sich ausgiebig der Analyse seiner Geschäftsgebers. Diese beruhen auf einer zu starken Orientierung an der Subs- entwicklung, einhergehend mit einer permanenten Überprüfung des tanzwertbetrachtung und damit verbundener Überbewertung mit zu ver- eigenen Geschäftsmodells widmen. Diese bildet die Basis für eine erkaufender Warenbestände und Geschäftseinrichtungen sofolgversprechende Nachfolgeregelung. Die Sortiments wie am wirtschaftlichen Erfolg der Vergangenheit. Soll qualität und Inszenierung der Produkte im Geschäft, „Die Sicherung ein erzielter Verkaufspreis zudem eine wesentliche Basis fachkundige Beratung, besondere Serviceleistungen der Nachfolge der Altersversorgung des Übergebers sei, führt dies oftspielen hierbei eine zentrale Rolle. Nicht zu vergessen mals auch zu Überschätzungen. Der Substanzwert stellt motivierte Mitarbeiter, die maßgeblich zum Erfolg beiist die größte genauso wenig einen den Unternehmenswert bestimmentragen. unternehmerische den Faktor dar, wie die vergangenen Betriebsgewinne. Leistung.“ Grundsätzlich gilt das Ertragswertprinzip als allgemein Der richtige Nachfolger, gültiger Bewertungsstandard. Dabei dienen die aktueldie richtige Nachfolgerin len und vorsichtig geplanten Erträge, bereinigt um auLeichter erfolgt der Übergang zur UnternehmensnachReinhard Mohn ßerordentliche und periodenfremde Aufwands- und (deutscher Unternehmer, folge durch den geeigneten Nachfolger: Dieser sollte Ertragspositionen als Grundlage für einen Unternehüber alle für die unternehmerische Selbständigkeit erBertelsmann) menswert. Zudem sind bei einer individuellen Bewertung forderlichen persönlichen Eigenschaften, über fachlides Facheinzelhandelsunternehmens die Abhängigkeiten u.a. von der Per- che Kompetenz und wenn immer möglich über berufliche Erfahrung son des Inhabers, von Mitarbeitern, von Kunden, vom Standort und im Handel verfügen. dem Investitionsstau zu berücksichtigen. Bei der Erstellung eines Unternehmensexposés inkl. Aufbereitung der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und der Diskussion möglicher Erste Priorität: Loslassen können Finanzierungsoptionen bieten Verbundgruppen wie FinanzdienstleisJeder Unternehmer hängt an seinem Lebenswerk, entsprechend ter und Juristen in Kooperation individuell Hilfeleistungen durch die schwer fällt es ihm, andere Menschen ans Ruder zu lassen. Auch das komplette Phase der Nachfolgeregelung und der eventuellen Existenzist ein langfristiger Lernprozess, dem sich der angehende „Unter- Neugründung, inklusive der Erstellung von Business-Plänen.
MZE: Wer seine Nachfolge regelt, muss loslassen lernen Wie beurteilen Sie das Thema der Nachfolgeregelung im deutschen Küchen- und Einrichtungsfachhandel? Bundesweit denke ich, dass die Nachfolgeregelung im Küchen- und Einrichtungsfachhandel eine permanente Aufgabe ist, ob im Familienbetrieb selbst ein Nachfolger zur Verfügung steht oder ob eine externe Person in Frage kommt. Bei mittelständischen inhabergeführten Häusern muss frühzeitig mit den Überlegungen begonnen werden, ob und wann eine Übergabe erfolgen soll.
werden kann. Mit externen Personen oder im Idealfall langjährigen Mitarbeitern, ist mit einer Planungsund Umsetzungszeit von bis zu 10 Jahren zu rechnen.
Rüdiger Gehse, Geschäftsleitung MZE-Möbel-ZentralEinkauf GmbH
Wie viel Prozent Ihrer Mitglieder stehen in den nächsten fünf Jahren vor der Aufgabe, Ihre Nachfolge zu regeln? Für den Küchen- und Möbelbereich schätze ich ca. 10-15 %. Wie viel Prozent finden ihre Nachfolger in der eigenen Familie? Wie viel Prozent müssen am Markt auf die Suche gehen? Ich schätze, dass ca. 15% der Häuser mit einer Nachfolgesuche befasst sind. Von denen können maximal ein Drittel mit einer Nachfolge aus der eigenen Familie rechnen. Wann sollte man mit der Planung der Nachfolge beginnen? Sicher kann man nicht früh genug damit beginnen, sich mit der Nachfolgeregung auseinanderzusetzen. Wichtig bei einer Nachfolge in der Familie ist, dass die Nachfolger erst ein gewisses Alter bzw. Reife erlangt haben müssen, damit hier zuverlässig geplant
In welchen Bereichen sehen Sie die größten Pro bleme bei der Umsetzung? Ist der Inhaber (Senior) selbst bereit zur Übergabe? Kann/wird er „loslassen“ können und schenkt er dem Nachfolger das nötige Vertrauen? Ist die Einschätzung des Seniors über den Marktwert des Unternehmens richtig? Was erwartet er vom Nachfolger? Ist eine Übergabe aus betriebswirtschaftlicher Sicht möglich, bzw. sinnvoll und lohnend?
Mit welchen Maßnahmen unterstützen Sie Ihre Mitglieder bei der Findung einer Nachfolgeregelung? MZE bietet hierzu regelmäßig kurze Einführungsvorträge z.B. auf Erfa-Tagungen durch externe Fachleute/Kanzleien an, um für das Thema frühzeitig zu sensibilisieren. Es handelt sich hier um Fachleute, die sich auf die Nachfolgeplanung spezialisiert haben und in den Bereichen Ertragssteuerrecht, Freibeträgen, Erbschaftssteuerecht verbindlich Auskunft geben und die Nachfolgeplanung begleiten und durchführen. Je nach Fall ist aber auch eine Vermittlung zwischen den Generationen von Nöten. Auch hier sind wir als Verband als neutrale Vertrauensperson gefragt, um den langfristigen Fortbestand des www.mze.de Unternehmens zu sichern. küche + architektur | 45