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MHK: Durchdachte Nachfolgeregelungen sichern den Mittelstand Wie beurteilen Sie das Thema Nachfolgereglung aus der Perspektive des deutschlandweiten Küchen- und Einrichtungsfachhandels? Die Nachfolgeregelung ist ein sehr wichtiges Thema – insbesondere im Küchen- und Möbelfachhandel. Wenn mittelständische Studios wegen fehlender Nachfolger schließen müssen, wird sich die Handelslandschaft stark verändern. Auch zum Nachteil der Verbraucher, die – das belegen auch die Vergleichszahlen zwischen Großfläche und Fachhandel – großen Wert auf Qualität und Bratungskompetenz legen.
Dr. Olaf Hoppelshäuser,
In welchen Bereichen sehen Sie die größten Probleme bei der Umsetzung der Nachfolgeregelung? Zum einen sehen wir Probleme in der bereits angesprochene emotionalen Bindung des Unternehmers an sein Lebenswerk. Ein anderes Problem ist die Wahrnehmung vom eigenen Unternehmen. Für den Nachfolger ist und bleibt es am wichtigsten, dass er ein gesundes und gut positioniertes Geschäft übernehmen kann. Einen Nachfolger für ein weniger attraktives Geschäft ohne Bekanntheit zu finden, wird immer schwierig. Deshalb empfehlen wir unseren Partner, dass sie kontinuierlich in ihr Geschäft investieren – hier bietet die Cronbank mit maßgeschneiderten Finanzierungskonzepten Unterstützung – und einen erstklassigen Namen aufbauen. Die Ware an und für sich ist bei einer Geschäftsübergabe vergleichsweise wenig wert. Denn wer heute ein Unternehmen gründen möchte, kann dies mit relativ geringen Kosten. Die wichtigsten Argumente sind deshalb der gute Name des Geschäftes und ein fester Kundenstamm, denn diese aufzubauen, kostet nicht nur Geld, sondern auch viel Zeit. Eine dritte sehr große Herausforderung sehen wir in der Motivation des Nachwuchses. Viele junge Menschen haben kein Interesse daran, das elterliche Geschäft zu übernehmen. 6-Tage-Woche, 12-Stunden-Job und viel Arbeit neben der Beratung schrecken viele ab. Die Folge: Die Kinder der Inhaber suchen sich nach der Ausbildung oder dem Studium eine andere Arbeit.
MHK Vorstand
Wie viel Prozent Ihrer Mitglieder stehen in den nächsten fünf Jahren vor der Aufgabe, Ihre Nachfolge zu regeln? Das Thema Nachfolge begleitet uns seit gut zehn Jahren. Viele Unternehmen wurden in den 80er Jahren gegründet. Das heißt, für die damals 30-Jährigen stand ab den 2010er Jahren der Gedanke im Raum, sich zur Ruhe zu setzten. Die Zahl der Unternehmen, die vor einer Geschäftsübergabe standen und in den nächsten rund fünf Jahren stehen, bewegt sich in unserer Gruppe seither bei rund 15 bis 20 Prozent. Diese Prozesse sind großteilig auch durch die Begleitung der MHK Group geplant oder schon umgesetzt. Wieviel Prozent Ihrer Mitglieder finden ihre Nachfolger in der eigenen Familie? Wieviel Prozent müssen am Markt auf die Suche nach einem möglichen Nachfolger gehen? In der Tat ist die Frage, wer das Unternehmen künftig weiterführen soll, nicht überall geklärt. Rund die Hälfte unserer betroffenen Partner wird das Unternehmen an den eignen Nachwuchs oder an einen der Mitarbeiter übergeben. Bei der anderen Hälfte ist die Nachfolge noch ungeklärt. Wann sollte man Ihrer Erfahrung nach mit der Planung einer möglichen Nachfolge beginnen? Der Rückzug aus dem eigenen Unternehmen ist für die meisten sehr emotional. Deshalb ist die Unternehmensnachfolge innerhalb der Familie oft komplizierter zu regeln, als der Verkauf an einen Fremden. Nicht selten scheitert die Nachfolge vor allem an emotionalen Hürden. Der Inhaber kann sein „Lebenswerk“ nicht loslassen und/oder die von den Kindern angesprochenen „Veränderungen“ oder „Neuerungen“ führen zu der Befürchtung, das Lebenswerk könne vernichtet werden. Hinzu kommt die Frage, wie die persönliche Zukunft eigentlich ohne das Unternehmen aussehen soll. Aus diesen Gründen empfehlen wir unseren Partnern, sich frühzeitig und persönlich – vor allem aber möglichst emotionslos – mit dem Thema auseinander zu setzen, die nachfolgende Generation und deren Pläne zu akzeptieren und gleichzeitig die weitere persönliche Zukunft ohne den Betrieb zu planen. Sinnvoll ist es, diese Dinge mit Erreichen des 55. Lebensjahres anzugehen, denn dann bleibt genügend Zeit, um die Un48 | küche + architektur
ternehmensführung Schritt für Schritt an die nächste Generation abzugeben. Idealerweise arbeiten Senior und Junior in einer Übergangsphase eng zusammen. Hier kann beispielsweise auch ein Coach helfen und vermitteln. Einen Experten sollten beide Parteien auch in puncto Finanzen hinzuziehen. Zum einen, um einen Weg zu finden, wie die Eltern finanziell abgesichert werden können, zum anderen, um steuerliche Aspekte zu prüfen. Auch hier profitieren die MHKPartner vom Know-how unserer Spezialisten.
Mit welchen Maßnahmen unterstützen Sie Ihre Mitglieder bei der Findung einer Nachfolgeregelung? Die Nachfolgeregelung steht bereits seit vielen Jahren auf der Agenda unserer Verbandsarbeit. So bieten wir Seminare und persönliche Beratungen für Unternehmer an, die vor einer Geschäftsübergabe stehen. Da wir einen sehr engen Kontakt zu unseren Handelspartner pflegen, wird auch sehr aktiv über das Thema Unternehmensnachfolge gesprochen. Im Idealfall steht natürlich ein Familienmitglied in den Startlöchern – der Junior, die Juniorin. Anderenfalls unterstützen wir unsere Partner auch bei der Suche nach einem möglichen Nachfolger, zum Beispiel unter den Verkäufern oder Mitarbeitern des Unternehmens oder auf dem freien Markt. Die Hilfestellung beginnt aber nicht erst, wenn das Thema akut wird. Um den jungen Menschen zu zeigen, dass eine unternehmerische Selbstständigkeit nicht nur Arbeit, sondern auch Spaß und Erfüllung bedeuten, haben wir die MHK-Junioren gegründet.