Positionen & Meinungen
Im Schatten der Pandemie Ein Blick zurück, einer nach vorn. Die große Krise liegt in der Vergangenheit, die Konsequenzen werden die Unternehmen vor allem in den nächsten sechs Monaten zu spüren bekommen. Zwölf Topmanager über die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf das zweite Halbjahr, Umsatz- und Preisentwicklungen und veränderte Arbeitsbedingungen in der Immobranche. Autor: Lisa Grüner
Peter Lazar, Vorstandsvorsitzender ViennaEstate Immobilien
Peter Lazar, ViennaEstate Immobilien
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ImmoFokus
titutionelle Investoren könnten mittelfristig umschichten und zu Lasten ihrer Rendite aus Retail, Hotel und Wohnen desinvestieren. Der Digitalisierungsschub aus der Krise wird manche Office-Anbieter, aber auch viele Dienstleister zwingen, ihre Strategien und Konzepte zu hinterfragen. Ist ein physischer Arbeitsplatz pro Mitarbeiter wirklich der Weisheit letzter Schluss? Virtuelle Besichtigungen sind langfristig ergänzende Angebote, keine ersetzenden. Wir sind gespannt, welche guten Ideen hier in den letzten Wochen entstanden sind. Jedenfalls interessant wird es nach dem Auslaufen der Staatshilfen, sobald man sieht, welche Unternehmen auch ohne diese künstliche Beatmung weiterhin lebensfähig sind. Für jene, die gut durch die Krise kommen, werden sich mit Sicherheit seltene Opportunitäten ergeben, nur muss man aufpassen, dass man sich nicht übernimmt. Wir selbst sehen vorsichtig optimistisch in den Sommer und gehen davon aus, dass wir unsere Mitarbeiter ab Juli – dann an unserem neuen Standort im HoHo Wien Seestadt – wieder in voller Stärke willkommen heißen werden. Arbeitgeberseitige Kündigungen waren bei uns kein Thema, da wir grundsätzlich auch weiterhin auf Wachstum ausgerichtet sind und die Personalkraft brauchen. Es bleibt auf jeden Fall spannend.
Copyright: Pia Morpurgo, Michael Heztmannseder, Vanessa Hartmann-Gnong
„Beim Wohnen gehen wir weiterhin von einer stabilen reisentwicklung aus.“ P
Das zweite Halbjahr wird ein Lackmustest für die wirkliche Schwere der Krise, da insbesondere deren mittelfristige Auswirkungen erst nach Auslaufen der Hilfsmaßnahmen feststellbar sein werden. Die Gesamtsituation ist jedenfalls volatil und schwieriger als erwartet und das Geschäftsklima bleibt deutlich getrübt. Doch sehen wir uns mit einem Fokus auf Wohnimmobilien besser gerüstet als andere, wie zum Beispiel Hotels. Der totale Stillstand aus dem ersten Quartal wird nicht mehr aufzuholen sein, soviel scheint klar. Wir gehen davon aus, dass sich – so sie überhaupt kommen – Kaufentscheidungen nach hinten und eher Richtung 2021 verschieben werden. Hier wird sich zeigen, wer am Markt noch Luft hat. Eine vielbeschworene zweite Welle könnte sich dann zu einem nicht so leicht überwindbaren Hindernis entwickeln. Während institutionelle Player eher abschätzen können, wie sich die Situation entwickelt und was das für sie bedeutet, wird ein privater Kaufinteressent eher zweimal nachdenken, ob er sich womöglich hoch verschuldet, um seine Traumimmobilie zu kaufen. Beim Wohnen gehen wir weiterhin von einer stabilen Preisentwicklung aus. Die Gretchenfrage wird sein, wie es die Finanzinstitute mit dem Neugeschäft bei Privatkunden halten. Bleibt Wohnen finanzierbar oder sitzt der Schock bei großen Instituten zu tief? Ins-