Grosseltern-Magazin 04/2021

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MAGAZIN

Grosseltern

# 04 / 2021

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WIE W hemenheft WOH IR IM ALTE NEN WOLL R EN

grosseltern-magazin.ch

Grosseltern Das Magazin über das Leben mit Enkelkindern

Altersgerechtes Wohnen

4 Generationen, 1 Haus

Dranbleiben

Felix Bohn, Architekt und Gerentologe, empfiehlt, sich früh genug Gedanken zu machen. (S. 24)

Autor Lorenz Wagner lebt einen Familienalltag, der vielleicht zukunftsweisend ist. (S. 30)

Das langjährige Familiendomizil zu räumen, braucht vor allem eins: Disziplin. (S. 46)

Grosseltern MAGAZIN CHF 9.50 EUR 8.50

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~ Magazin ~ EDITORIAL

Wohn(t)räume

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or sechzehn Jahren, ein Kleinkind an der Hand, ein zweites unterwegs, kauften wir ein Haus. Die Vorbesitzerin, eine energische Fünfundachtzigjährige mit kristallklarem Geist und seit kurzem verwitwet, führte uns durch ihr Heim, das, wie sie sagte, denselben Jahr-

Mittlerweile ging sie an einem Stock. Das grosszügige Bad mit der flachen Dusche zeigte sie mir zwei Mal. «Eine altersgerechte Wohnung ist für mich die vierte Säule der Altersvorsorge», sagt Architekt und Gerontologe Felix Bohn im Interview auf Seite 24. Der Alterswohnspezialist bestätigt damit, was

gang hatte wie sie selbst. Wir stiegen die enge Treppe hoch zum ersten Stock, beäugten das kleine Bad, in dem es nur eine Badewanne zum Duschen gab, folgten ihr die vier geländerlosen Stufen hinaus in den Garten. Der Treppenabgang zum Keller war so ausgetreten, dass ich beinahe ausgerutscht wäre. Ich war jung, beschäftigt mit Kleinkindererziehung, Schwangerschaft und dem unvorstellbaren Gedanken, möglicherweise Hausbesitzerin zu werden, wo ich doch vorgestern noch in einer WG gehaust habe – der Begriff des altersgerechten Wohnens war mir, wenn, dann sicher nur unbewusst ein Begriff. Aber während ich der gehbehinderten Dame folgte, ging selbst mir durch den Kopf, dass dies vermutlich nicht mehr die geeignetste Wohnform für sie war. Umso mehr freute ich mich, als sie mich einige Monate später in ihre neue, schwellenlose Wohnung einlud. Sie erzählte, wie froh sie um die mühelose Erreichbarkeit von allem sei, was sie in ihrem Alltag brauche.

ich vor sechzehn Jahren nur ahnte: Man tut gut daran, sich besser früher als später erste Gedanken darüber zu machen, wo und wie man im Alter wohnen möchte, ob das angestammte Heim auch dann noch für einen taugt, wenn es die Gesundheit nicht mehr zuverlässig tut. Liebe Grosseltern, wir widmen dieses Heft dem Thema «Wie wir im Alter wohnen wollen» nicht mit der Absicht, unfrohe Voraussichten heraufzubeschwören, sondern sehen unsere vielfältige Auswahl an Berichten über gemeinschaftliche Alters-Wohnprojekte, über die Wunschvorstellungen prominenter Schweizerinnen und Schweizer was ihren Alterswohnsitz betrifft, und unsere Hintergrundgeschichte zum Vorgehen bei der Räumung des langjährigen Familiendomizils als Denkanstoss. Als gedanklicher Einstieg in einen Lebensabschnitt, der, gerade wenn begleitet von Enkelkindern, alles andere als unfroh sein soll. •

KARIN DEHMER (47) Stv. Chefredaktorin, vermisst während Ferien ihr Haus wie ein Familienmitglied. Der Gedanke, es jemals verlassen zu müssen, scheint ihr unvorstellbar. karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch

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INHALT # 04 / 2021

Wir ziehen um

Vom langjährigen Familienheim in eine kleinere Wohnung: Zwei Familien und eine Räumsungsexpertin berichten. (S. 46)

Zusammen ist man weniger allein

Vier Generationen unter einem Dach – so wohnt unser Autor. Ein Modell der Zukunft – sagt die Wissenschaft. (S. 30)

Schicke Masche

Herzerwärmend: Sommerliches Jäckchen für den Spaziergang durchs Blumenfeld. (S. 66)

Cover: Die Familie von Autor Lorenz Wagner lebt unter einem Dach mit seiner Schwiegermutter und deren Eltern. Foto: Daniel Delang

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~ Magazin ~ INHALTSVERZEICHNIS

Magazin

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Editorial Inhaltsverzeichnis Meine Grosseltern Bergsteigerin Evelyne Binsacks Grossvater hat im 2. Weltkrieg

viel Mut gezeigt.

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Ben Moore Weshalb menschliche und tierische Skelette nur selten versteinern.

13 Ari meint: 16

Der Mensch ist auch nur ein Tier. Freiwilliges Engagement Albina und Reto Pichlbauer unterstützen die Lehrperson im Waldkindergarten.

19 Kolumne: Meine Kinder, meine Enkel Vater Fabian und Grossvater Hannes Bucher über Mehrgenerationwohnen.

20 Anderswo:

Hintergrund 8

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Wohnen im Alter Experte François Höpflinger über Trends und Gegentrends

Felix Bohn Der Gerontologe und Architekt

ist Berater rund ums Wohnen im Alter. Im Interview benennt er Probleme und gibt Tipps.

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Zusammen ist man weniger allein Vier Generationen unter einem Dach – so wohnt unser Autor. Ein Modell der Zukunft – sagt die Wissenschaft.

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Beratungsstelle Wohnen im Alter ist oft eine Frage des Geldes. Wir haben sie Nadine Bischof von Pro Senectute Schweiz gestellt.

Nairobi, Kenia Mama Benja hat drei Enkel und betreut als Ersatz- grossmutter viele weitere Kinder in einem Slum von Nairobi.

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Leserbriefe

52 Einblicke

GrossmütterRevolution De Foifer und s Weggli

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Service 54 54 56 57

Aus der Praxis Hausarzt Edy Riesen Hebamme Carole Lüscher Psychologin Dagmar Schifferli

58 Unterwegs 58 60 61

Hoch hinaus: Bergwärts mit der ganzen Familie Wanderung und Hotel Museumstesterin

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Stricken und Basteln Sommerliches Jäckchen Knete selber machen

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70 Experimentieren 70 Wasser

Wie es uns gefällt Zehn Senior:innen haben beschlossen, im Alter zusammenzuwohnen. Das Resultat: eine Genossenschaft im Stürlerhaus in Bern.

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73 Backen

73 Butterkeksrollen 74 Lesen 74 Kinderbuch: «früh los» mit detailreichen Illustrationen 75

Buchtipps September und Oktober

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Kaufen, Spielen Einkaufstipps mit Stil Wohnen für Kinder

Vom Haus in die Wohnung Wie ist es, wenn man das Haus für die nächste Generation räumt? Zwei Familien und eine Räumungsexpertin berichten.

Schweizer Persönlichkeiten über ihre Vorstellung vom Wohnen im Alter

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82 65 79 63 81

Das Schlusswort Von François Höpflinger Wettbewerb Rätsel Kurs: Wohnen im Alter Impressum / Vorschau


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Grosse

«

Hände,

tannige

Von KARIN DEHMER (Text)

Geht es um meine Grosseltern, erzähle ich am liebsten von meinem Grossvater mütterlicherseits. Er ist 1945 an plötzlichem Herzversagen gestorben, ich habe ihn also nie kennengelernt. Dennoch fühle ich eine grosse Verbindung zu ihm und glaube, dass sich ein Teil seiner Persönlichkeit auf mich übertragen hat. Meine Grosseltern bauerten am Jüra-Südfuss. Der «Giigehof» heisst noch heute so

Hosen

Der Grossvater von Bergsteigerin Evelyne Binsack hat im 2. Welt­ krieg zwei russische Fallschirm­ jäger versteckt. Die mutige Tat prägt seine Enkelin bis heute.

und entstammt der Herkunft meiner Vorfahren – Fahrende und Musiker, die sich vor über 400 Jahren unterhalb des Balmbergs niedergelassen haben. Heute wird der Hof von meinem Cousin Herbert betrieben. Der Bauernhof war während meiner Kindheit ein Ort, den ich liebte und von dem ich sehr viele schöne Erinnerungen in mir trage, auch als meine Grossmutter noch lebte. Grossmutters Mann, mein Grossvater Emil, griff Ende 1944 zwei russische Fallschirmspringer auf, die statt in Deutschland im Kanton Schaffhausen gelandet waren und in der Folge durch den Norden unseres Landes irrten. Wie es zur Begegnung zwischen Grossvater und den Soldaten kam, weiss ich nicht. Er versteckte die beiden in seiner Alphütte. Zu Hause sagte er nichts, packte aber immer viele Esswaren ein, worüber sich Grossmutter der Legende nach schon wunderte. Glücklicherweise erzählte Grossvater einem einzigen Freund von den beiden Soldaten, denn im Februar 1945 erlitt er völlig unerwartet einen Herzinfarkt und starb. Er war 66 Jahre alt. Für meine Mutter, die damals 18 war, ein Weltuntergang. Sie hat sehr an ihrem Vater gehangen. Obwohl sie sich immer auch ein wenig für sein bäurisches Auftreten, die grossen Hände und die «tannigen» Hosen geschämt hatte. Nach Grossvaters plötzlichem Tod nahm sich sein Freund bis zum Kriegsende im September 1945 der beiden Russen an. Die zwei blieben im Dorf und liessen sich schliesslich in der Schweiz nieder. Es gibt also Nachfahren der beiden, die hier leben, weil mein Grossvater den Mut hatte, sie zu verstecken. Meine Mutter hat mir die Geschichte mehrmals erzählt und ich hörte ihr jedesmal fasziniert zu. Grossvaters befreiter Geist, seine Menschlichkeit machen mich bis heute stolz. Er ist für mich ein Vorbild. Was meine Grosseltern väterlicherseits betrifft, so liegt vieles im Dunkeln. Grossvater Marcel kam im Emmental als vermutlich uneheliches Kind zur Welt. Er wurde als Baby vom Ehepaar Binsack in Bern adoptiert. Mein nicht leiblicher Urgrossvater Binsack war ein Kürschner aus Deutschland, der durch diese Adoption das Schweizer Bürgerrecht erlangte. Grossvater wuchs # 04 ~ 2021

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1 Grossmutter mütterlicherseits, Anna. 2 Das grosse Vorbild: Grossvater mütterlicherseits, Emil. 3 Der Adoptivvater von Evelyne Binsacks Vater, Grossvater Marcel Binsack.


~ Magazin ~ MEINE GROSSELTERN

Foto: Julian Rohn

EVELYNE BINSACK (54) Berufsbergführerin und Aben­ teurerin aus Leidenschaft, Referentin und Autorin. Als erste Schweizerin erreichte sie alle drei Pole aus eigener Muskelkraft: den Gipfel des Mount Everest, den Südpol und den Nordpol. Ihr Buch «Grenzgängerin – Ein Leben für drei Pole» ist im Wörter­ seh-Verlag erschienen. binsack.ch

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also in dieser Familie auf und blieb zeitlebens in der Stadt Bern.

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Ich kannte ihn gut, aber ich war ein lebendiges Kind und mitten in der Stadt konnte ich meinen Bewegungsdrang nicht ausleben, deshalb war ich nicht besonders oft dort. Mein Vater kam zwei Wochen vor der Trauung seiner Eltern zur Welt. Ich weiss nichts Genaueres, aber vermutlich, weil er noch unehelich zur Welt kam und dies damals gesellschaftlich unerwünscht war, lebte er die ersten sieben Jahre bei Grossvater Binsack, dem Adoptivvater seines Vaters. Erst mit der Geburt seines kleinen Bruders durfte er zurück in seine Familie, wo er allerdings eher als Arbeitskraft eingesetzt wurde. So schickten ihn seine Eltern auf die Strassen von Bern, um Pferdemist einzusammeln, mit dem der Ofen beheizt wurde. Durch diese emotionale Distanz entwickelte mein Vater eine gewisse Gefühlskälte. Vielleicht waren es die nicht verarbeiteten negativen Erlebnisse aus seiner Kindheit, die seine Neigung zu plötzlichen Stimmungswechseln verursachten. Die unberechenbaren Schwankungen zwischen gut gelaunt und wutentbrannt waren für mich als Kind schwierig. Wir lebten zu viert in einer kleinen Vierzimmerwohnung. Im Gegensatz zu meiner Schwester fiel es mir schwer, mich abzukapseln, wenn Vaters Launenhaftigkeit ungerechtfertigt auf uns niederprasselte. Das Erste, was ich jeweils tat, wenn ich nach Hause kam, war zu schnuppern. Die Luft roch anders, wenn Vater da war. Im Sport fand ich ein Ventil, meinen emotionalen Stau, ausgelöst durch Vaters Aggressionen, freizusetzen. Es war eine Art Alchemie, die mich zu immer grösseren körperlichen Leistungen befähigte. Auch meine Fähigkeit zu aussergewöhnlicher Wachsamkeit, der sogenannten Hypervigilianz, wurde unter diesen Umständen unbewusst geformt. Dieses feinste Gespür für Energien, das Antizipieren von Gefahren, das augenblickliche Wahrnehmen von kleinsten Veränderungen ermöglichen mir bis heute blitzschnelles Reagieren und Handeln. So habe ich aus meinen Kindheitserfahrungen viele positive Eigenschaften und Kräfte gewonnen. Trotzdem: «Familie» blieb für mich stets mit einem diffusen Gefühl von Gefangenschaft verbunden.» • # 04 ~ 2021


~ Hintergrund ~ EINLEITUNG

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Wohnen im Alter

Trends und Gegentrends

Von FRANÇOIS HÖPFLINGER (Text)

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ie letzten Jahrzehnte waren durch eine Zunahme von Kleinhaushalten gekennzeichnet, und dies gilt auch für ältere Menschen. Während die «jungen Alten» primär in Paarhaushalten leben, steigt im hohen Lebensalter der Anteil an Alleinlebenden, speziell bei Frauen. Gegenwärtig leben gut vier Fünftel der über 80-jährigen Frauen, die in ihren Häusern oder Wohnungen leben, allein. Im hohen Alter werden Menschen, die jahrzehntelang selbstbestimmt gelebt haben, oft mit einem Wechsel in ein Alters- und Pflegeheim konfrontiert; eine Wohnform, die mit eingeschränkter individueller Eigenständigkeit in Verbindung gebracht wird. Bis Mitte der 1990er-Jahre wurde die stationäre Alterspflege in vielen Regionen der Schweiz ausgebaut. Danach wurden vermehrt ambulante Pflegestrukturen (Spitex) gefördert. Dies erlaubte ein längeres Verbleiben alter Menschen in privaten Haushaltungen. Zwischen 2000 und 2019 hat sich damit der Anteil

an 80-jährigen und älteren Personen, die in Alters- und Pflegeheimen lebten, von 21 Prozent auf knapp 15 Prozent verringert. Festzustellen ist zudem ein Trend in Richtung einer Auflösung der klassischen Zweiteilung «Daheim» oder «im Heim». Flexible Betreuungsstrukturen wurden eingeführt, wie betreute Wohnformen oder dezentralisierte Pflegewohngruppen. In den letzten Jahren entstanden vermehrt alternative Wohnformen, die unter drei Stichworten zusammengefasst werden können: a) «gemeinsam statt einsam», b) «zusammen statt getrennt» und c) «individuell betreut statt institutionell versorgt». GEMEINSAM STATT EINSAM Wohngemeinschaftliche Lebensformen wurden in den 1960erund 1970er-Jahren von der Jugend- und Studentenbewegung als kulturelle Gegenentwürfe zur bürgerlichen Kleinfamilie entwickelt. Ab den 1980er-Jahren wurden private Formen eines

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gemeinschaftlichen Wohnens auch für spätere Lebensphasen propagiert (Alterswohngemeinschaft oder Altershausgemeinschaft). Als zentrale Vorteile eines altersgemeinschaftlichen Wohnens werden gegenseitige Hilfe, gemeinsame Aktivitäten sowie für alleinstehende Personen ein geringeres Risiko von Vereinsamung angeführt. Dabei geht es nicht um die Aufgabe von Individualität durch kollektive Wohn- und Lebensformen, sondern um die Ergänzung der eigenen Individualität mit gemeinschaftlichen Kontakten. Ein Kernthema jeder Alterswohngemeinschaft besteht darin, die richtige Balance zwischen Privatleben und Gemeinschaftlichkeit zu finden. Durch gemeinsames Haushalten entstehen namhafte Einsparungen, weil sich Wohnkosten auf mehrere Personen verteilen. Gemeinsames Einkaufen, Kochen und Essen ist kostengünstig und erhöht gleichzeitig die Lebensqualität. Dadurch vermögen auch weniger bemittelte ältere Frauen und Männer von einer guten Wohnqualität zu profitieren. Allerdings setzt gemeinschaftliches Wohnen hohe soziale Kompetenzen der Bewohnerinnen voraus. Wichtig ist ein soziales Engagement, das über jene einer unverbindlichen Nachbarschaft hinausgeht. ZUSAMMEN STATT GETRENNT Generationengemischtes Wohnen im Alter wurde in den letzten Jahren erneut populärer. Teilweise geht es um familiales Zusammenleben (Grosseltern – Eltern – Enkelkinder), wobei am häufigsten ein intergenerationelles Wohnen im gleichen Haus, aber mit getrennten Haushalten zu beobachten ist. Damit kann familiale Gemeinsamkeit und Selbstständigkeit jeder Generation flexibel kombiniert werden. In den letzten Jahren kam es zur gezielten Planung und Gründung von Mehrgenerationenhäusern und generationengemischten Wohnsiedlungen. Bei vielen Projekten geht es um die Kombination einer altersgemischten Nachbarschaft mit gemeinschaftlichen Kontakten und intergenerationellen Hilfeleistungen. Damit wird eine soziale Trennung von Jung und Alt verhindert. Intergenerative Wohnformen sind allerdings nicht für alle älteren Menschen gleichermassen geeignet. Profitieren von einer durchmischten Nachbarschaft oder einer generationenübergreifenden Hausgemeinschaft können vor allem ältere Menschen, die aktiv an sozialen Kontakten interessiert sind und im Umgang mit jüngeren Menschen offen und tolerant sind. Generationenübergreifende Kontakte – die über ein nachbarschaftliches Nebeneinander hinausgehen – müssen gezielt und regelmässig betreut werden. Auch die architektonische Gestaltung beeinflusst die sozialen Beziehungen zwischen den Generationen. Positive Auswirkungen haben etwa ansprechen-

de Gemeinschaftseinrichtungen und gut gegliederte räumliche Aussen- und Grünanlagen. Eine geeignete räumliche Gliederung der Aussenanlagen, die sowohl ruhige als auch lebhafte Aktivitäten erlaubt, reduziert intergenerationelle Konfliktflächen und erhöht die Chancen gemeinsamer Aktivitäten. INDIVIDUELL BETREUT STATT INSTITUTIONELL VERSORGT Im hohen Lebensalter können körperliche Einschränkungen ein selbstständiges Wohnen erschweren. Selbstständig zu leben ist dabei am ehesten unter zwei Wohnbedingungen möglich: Erstens sollten Wohnung und Wohnzugang möglichst hindernisfrei sein. Bedeutsam sind etwa ein schwellenloser Zugang zur Wohnung (Lift) und eine Wohnung, die hindernisfrei gestaltet ist. Zweitens sollte eine gute Unterstützung, Betreuung und Pflege vorliegen, durch ambulante Pflegeangebote und unterstützende soziale Netze (Angehörige, Freunde, Nachbarn). In diesem Rahmen gewannen seit den 1980er-Jahren Konzepte eines betreuten Wohnens (auch Service-Wohnen genannt) an Bedeutung. Betreutes Wohnen besteht aus der Kombination einer hindernisfreien Wohneinheit mit Küche und Bad und individuell wählbaren Service-, Hilfe- und Betreuungsleistungen. Zentrales Ziel ist eine selbstständige Wohn- und Lebensweise auch bei körperlichen Einschränkungen. Konzepte und Formen des betreuten Wohnens sind jedoch keineswegs einheitlich und Wohnqualität wie Art und Weise der Hilfeleistungen variieren. Bei den Serviceleistungen häufig vorhanden sind Notrufsystem und Mahlzeitendienst. Andere Dienstleistungen wie Betreuung, Pflege, Reinigung und Wäscheservice oder soziale Aktivitäten sind nur teilweise vorhanden, ebenso wie das Angebot einer 24-Stunden-Ansprechperson. Insgesamt haben sich die Wohnoptionen im und für das Alter enorm ausgeweitet. Allerdings profitieren gegenwärtig primär ältere und alte Menschen, die einerseits genügend finanzielle Mittel für Wohnexperimente aufweisen und die sich andererseits aktiv um Wohnfragen im Alter kümmern. •

FRANÇOIS HÖPFLINGER ist emeritierter Titularprofessor für Soziologie an der Universität Zürich. Er forscht zu Alters- und Generationenfragen, etwa zum Thema Wohnen in der zweiten Lebenshälfte, und ist u. a. Mitglied der Leitungsgruppe des Zentrums für Gerontologie. Er ist Autor zahlreicher Studien und Publikationen.

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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VERSCHIEDENE GENOSSENSCHAFTEN, VERSCHIEDENE REALISATIONSSTUFEN 1 Zukunftsbild für das Generationenhaus Langnau, der Baustart für das Projekt Mooseggstrasse hat dieses Jahr stattgefunden 2 Gartenstadt Weissenstein der Eisenbahnergenossenschaft Bern, die nun auch über 100 Jahre alt ist 3 Grundriss einer Clusterwohnung in der WBG-Warmbächli

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~ Aktuell ~

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WOHNSCHAU

Was bieten Wohnbaugenossenschaften? Wofür setzen sie sich ein? Welche Innovationen treiben sie im Wohnungsbau voran? Diesen Fragen geht Wohnbaugenossenschaften Bern-Solothurn in einer Ausstellung nach, die sie zu ihrem 101-Jahr-Jubiläum zeigt. «Wie wollen wir wohnen» informiert über Wohnbaugenossenschaften und will zeigen, wie diese besondere Form des Wohnens Innovation, Mitbestimmung und -verantwortung und Solidarität fördert. Verschiedene Beispiele beweisen die Vielfältigkeit von gemeinnützigen Wohnbauprojekten. Es sind zwar regionale Projekte, aber die Idee dahinter ist überregional gültig. ~CAP

«Wie wollen wir wohnen», im Innenhof des Berner Generationenhauses. Infos und weitere Veranstaltungen zum Thema: wiewollenwirwohnen.ch # 04 ~ 2021


~ Magazin ~ NICHT VON DIESER WELT

SELTENE

SKELETTE Jüngste archäologische Funde legen nahe, dass der Mensch bereits vor 300 000 Jahren in Afrika weit verbreitet war und vor rund 200 000 Jahren die Migration nach Europa begann. Wir lebten mit geschätzten acht eng verwandten Arten zusammen, darunter Neandertaler und Denisovaner. Neandertaler waren nicht einfach «dümmliche» Verwandte des Menschen, wie man früher dachte. Sie hatten grössere Gehirne, benutzten Feuer, um Werkzeuge herzustellen, fertigten Felskunst an und pflegten kulturelle Rituale und eine symbolische Kommunikation. Der grösste Teil unseres Wissens über sie stammt von Feuerstellen und Gemälden in Höhlen. Verloren sind all die Kunst und die Zeugnisse ihrer Gesellschaft und ihres Verhaltens, die ausserhalb von Höhlen existierten und seitdem weggespült wurden. Es wurden bisher nur wenige vollständige Neandertaler-Skelette gefunden und von den Denisovanern nur Fragmente. Aus diesen Fossilien konnte allerdings der genetische Code extrahiert werden und man konnte nachweisen, dass sich diese verwandten Arten mit dem Menschen paarten – einige Prozente unseres genetischen Codes stammen von Neandertalern und Denisovanern! Die letzten Neandertaler lebten bis vor etwa 40 000 Jahren in Europa, und wir teilten uns noch bis vor 15 000 Jahren Höhlen mit Denisovanern. Es ist nicht bekannt, wie oder warum diese Arten ausgestorben sind. Tatsächlich würden alle bisher entdeckten Fossilien unserer Vorfahren, die verwendet wurden, um unsere früheste Geschichte zu rekonstruieren, in einen Kleiderschrank passen. Wir wissen mehr über die Geschichte des Universums als über unsere eigene Spezies! Der Fossilienbestand ist so klein, weil die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein totes Tier oder ein toter Mensch in ein intaktes Fossil verwandelt, das dann entdeckt wird, bei etwa eins zu einer Milliarde liegt. Um zu einem Fossil zu werden, dürfen Skelette nicht von Mikroben gefressen, durch Erosion zerstört oder durch tektonische Bewegungen zerquetscht werden. Damit die Knochen versteinern und mineralisieren können, hilft es ausserdem, wenn sie über Hunderttausende von Jahren von kalzium- und silikatreichem Wasser durchsickert werden. Diese Mineralien füllen die winzigen Lücken in den Knochen und verwandeln sie in einen kristallinen Stein. Es gibt heute schätzungsweise zehn Millionen lebende Tierarten auf der Erde. Aber über 99 Prozent der jemals aufgetauchten Arten sind ausgestorben. Eine Versteinerung ist so unwahrscheinlich, dass die meisten Arten, die es jemals gegeben hat, unbekannt bleiben werden. Sogar der Beweis für eines der grössten Lebewesen auf der Erde, den Argentinosaurus, der schätzungsweise 100 Tonnen wog, stammt einzig von einem unvollständigen Fossil. Mehr zum Thema Dinosaurier in der nächsten Ausgabe!

BEN MOORE ist Professor für Astrophysik, Autor, Musiker und Direktor des Zentrums für Theoretische Astrophysik und Kosmologie an der Universität Zürich. Er mag es, die grossen Fragen so zu beantworten, dass es auch Kinder und Menschen ohne Universitätsabschluss verstehen.

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

Von RUDOLF HUG (Text und Bild)

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~ Fotografien ~

TIERGESCHICHTEN EINE KALTFRONT MACHT DEN TAG ZUR NACHT

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ein Ziel ist das Tswalu Game Reserve, das in der Kalahari-Wüste in Südafrika liegt. Bei der Ankunft am Nachmittag ist es kalt, keine zehn Grad. Nun ist Kälte in der Wüs-

te ja nichts Aussergewöhnliches – aber in der Nacht und nicht am Tag! Eine Kaltfront aus der Antarktis ist dafür verantwortlich. Dick eingemummt gehe ich gleich auf Pirschfahrt. Im hohen Gras sind die Tiere schwierig auszumachen, doch plötzlich ruft der Fahrer enthusiastisch: «Aardvark!» Ein Erdferkel um diese Tageszeit? Normalerweise kommen diese eigenartigen Tiere nur in der Nacht aus ihren Erdhöhlen, weil es ihnen am Tag zu warm ist. Sie suchen dann auf ihren Streifzügen hauptsächlich nach Ameisen und Termiten. Rasch springe ich vom Land Rover und mache mich mit dem Guide auf, das Tier zu suchen. Kein einfaches Unterfangen, denn die Erdferkel sind schnell und sehr scheu. Eine gute Taktik,

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Schenke

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Erinnerungen ~ Ari meint ~

n e be m L h r ig e n e d aus s 18 -Jä e i ne

SIND WIR BLOSS TIERE  ?

sein muss, um zu funktionieren. Wieso nehmen wir uns also so wichtig? Im Mittelalter galten wir laut der Kirche sogar als Krone der Schöpfung. Wenn man schaut, was wir so treiben und was uns Freude bereitet, sind wir nicht so wahnsinnig weit gekommen. Wir haben alle einen unbedingten Überlebenswillen. Wir wollen Geld verdienen, um unsere Familie zu ernähren, wir wollen Kinder haben, Fortpflanzung betreiben, wir kaufen ein Haus, stecken so unser Revier ab. Wir lieben die Konkurrenz, wollen besser sein als andere, in der Hackordnung aufsteigen. Es sind dieselben Grundprinzipien wie im Tierreich, die uns antreiben. Pinguine schmücken ihr Nest, um Weibchen anzulocken. Wir kaufen dicke Yachten und schmücken uns mit Diamanten. Der Verzicht liegt nicht in der Natur von Tieren. Und der Mensch ist ein Tier. Hat schon mal ein Hund sein Fressen verweigert? In der heutigen Zeit wäre der Verzicht essenziell. Wir ersticken förmlich an unserer Konsumfreudigkeit. Doch jedes Tier strebt danach, sein Habitat zu vergrössern. So auch wir. Wir wollen mehr Geld, mehr Macht. Mit diesem Gedanken lässt sich vieles erklären. Zum Beispiel die altbekannte Frage, wieso es scheinbar oft die «Bösen» sind, die gewinnen. Die egoistischen, rücksichtslosen Menschen. Die Antwort findet man in ihrer Skrupellosigkeit. Sie nehmen sich, was sie wollen. Genau wie bei den Affen. Der, der sich als Erstes die grösste Frucht nimmt, hat sie. Ich bin der Meinung, dieses Phänomen ist der Grundbaustein von Erfolg oder Nichterfolg. Also das nächste Mal, wenn man etwas nicht bekommt, weil man Hemmungen hatte, darum zu kämpfen, weil man das Gegenüber nicht nerven wollte, weil man auf die Gefühle anderer oder, noch häufiger, auf die eigenen Rücksicht genommen hat, kann man sich sagen, ich muss das jetzt tun, ich habe das Recht dazu. Denn schliesslich bin ich auch nur ein Tier. Ich sage nicht, dass diese These richtig ist, Doch sie ist verständlich und erklärbar. Sie lässt einem freier atmen. Ein bisschen weniger zweifeln. •

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Wenn man sich heute umschaut, was in der Welt so los ist, kann man leicht den Blick für das Menschliche in uns verlieren. Man kann leicht das Gefühl bekommen, keiner sei sich mehr der Konsequenzen seines Handelns bewusst, vor allem auch wie sehr er anderen schadet. Erst kommt das Fressen, dann die Moral, wie Bert Brecht schon sagte. Was unterscheidet uns überhaupt vom Tier? Laut der Biologie sind wir nicht mehr als eine weiterentwickelte Affenart, die mindestens sechs Stunden am Tag bewusstlos

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Im Kino ~

SUPERNOVA Seit bei Tusker eine früh einsetzende Demenz diagnostiziert wurde, hat sich im Zusammenleben mit seinem Partner Sam vieles geändert. Aber auch nach 20 Jahren sind die beiden Männer ein unzertrennliches Paar und leidenschaftlich verliebt. Im Wissen, dass ihre gemeinsame Zeit begrenzt ist, begeben sie sich mit dem Wohnmobil auf einen herbstlichen Roadtrip durch England. Doch während der Reise beginnen die persönlichen Zukunftsvorstellungen von Sam und Tusker allmählich zu kollidieren, und ihre Liebe zueinander wird auf die Probe gestellt. Herzergreifend und mit feinfühligem Humor

«Supernova». Regie: Harry Macqueen. Mit Stanley Tucci (links) und Colin Firth. Ab 14. Oktober im Kino

erzählt «Supernova» eine romantische Liebesgeschichte. Colin Firth und Stanley Tucci schlüpfen in die Rollen zweier Menschen, deren innige Beziehung erschüttert wird. ~AT

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~ Aktuell ~

Die Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich (SAW) betreibt rund 2000 preisgünstige Wohnungen. Wird eine davon frei, wurde bis anhin eine Bewerberin, ein Bewerber von der Warteliste berücksichtigt. Vorausplaner:innen liessen sich schon früh auf diese Liste setzen. Sie umfasst 4000 Personen, die aufgrund des Datums ihrer Anmeldung bei der Wohnungsvergabe berücksichtigt wurden. Anfang Mai nun aber kündigte die SAW an, ab Oktober auf die Warteliste zu verzichten. Künftig soll eine freie Wohnung online ausgeschrieben und nach dem Zufallsprinzip vergeben werden. Laut Tages-Anzeiger hagelt es seit der Ankündigung der SAW Beschwerdebriefe an den Stadtzürcher Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri (GLP), Präsident des Stiftungsrates. Beschwerdeschreiber vergleichen die neue Wohnungsvergabe mit Lottospielen, eine zeitraubendes Zocken um ein neues Zuhause. Die heftigen Re-

ZÜRCHER ALTERSWOHNUNGSNOT aktionen auf die neue Vergabe-Strategie haben die Stadt überrascht. Jetzt gibt es eine Planänderung. Hauri räumt Fehler ein. «Das lief kommunikativ nicht optimal», sagte er dem Tages-Anzeiger. Die Warteliste für die 2000 Alterswohnungen in den 34 Siedlungen bleibt neu bis Ende Juni 2024 bestehen. Ab dann soll die Vergabe der Wohnungen nach Zufallsgenerator geschehen. Das Zufallssystem sei gerechter als das bisherige. Wenig Verständnis für das Vorgehen der Stadt hat der Mieterverband. Nicht altersgerecht findet Sprecher Walter Angst das Vorgehen und ist als AL-Gemeinderat und Stadtratskandidat politisch aktiv geworden. Zusammen mit der SP und den Grünen hat seine Partei im Rat einen Vorstoss zum Thema eingereicht. Dieser wird vor den Sommerferien beraten.

Angst will, dass die SAW ganz auf die Einführung des neuen Vergabesystems mit Losverfahren verzichtet. Ein ewiges Bewerben um die gleichen Wohnungen sei nicht zumutbar. Wenn die SAW ein neues Vergabesystem einführen wolle, müsse sie dieses mit den Betroffenen entwickeln. Um die aktuell sehr langen Wartefristen zu verkürzen, solle sich die SAW im Sinne einer Sofortmassnahme darum bemühen, Wohnungen anderer gemeinnütziger Wohnbauträger anbieten zu können. Mittelfristig könne die SAW ihre Probleme allerdings nur lösen, wenn sie ihr eigenes Angebot erhöht. Die Stadt Zürich müsse deshalb viel mehr Alterswohnungen bauen. ~CAP

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ES LIG NT L I E IW FRE AGEM ENG M ei

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or drei Jahren wurden in unserer 500-Seelengemeinde Masein freiwillige Senioren gesucht, die Zeit haben, die Kindergärtnerin am Donnerstagvormittag mit rund 20 Kindern in den Wald zu begleiten. Mein Mann und ich haben uns gemeldet, insgesamt sind wir sechs «Nanas» und «Nenis», die abwechslungsweise eingesetzt werden. Den Einsatzplan erstellt die Kindergärtnerin. Sie teilt mich und meinen Mann auf Wunsch nur im Herbst und Winter ein, weil wir in der wärmeren Jahreszeit viel mit dem Camper unterwegs sind. Als wir uns für diese Freiwilligenarbeit gemeldet haben, waren zwei Enkelkinder dabei und jetzt ist es noch eine Enkelin. Die Kindergärtnerin hat eine Zusatzausbildung für den Waldkindergarten absolviert und setzt ihre Kenntnisse beim Basteln mit Materialien aus dem Wald ein, beim Singen, Pflanzen- und Tierwelt entdecken und beim Vorlesen von Geschichten. Wir treffen uns jeweils um 8.15 Uhr im Kindergarten und dann geht es Richtung Wald. Im Wald hat es eine Grillstelle. Das Holz ist meistens vorhanden, um ein Feuer anzuzünden für die Znünipause. Im Kindergarten gibt es jede Woche ein «Wochenkind» und dieses darf immer das Feuer anzünden. Auch ist es immer vorne in der Gruppe. Die Kinder bringen jeweils Würste, Teig für Schlangenbrot, Brot zum Toasten usw. mit. Bis das Feuer bereit ist zum Grillieren, geniessen die Kinder oft das

und Holzsammeln. Wir staunen oft, wie kreativ die Kinder sind und wie sie mit wenig wunderschöne Bastelarbeiten anfertigen, die sie dann nach Hause oder in den Kindergarten bringen. Sie lernen dabei, mit Materialien aus der Natur zu arbeiten. Das Singen hat jedes Mal einen Platz und sie machen es mit Freude und es werden viele Bewegungen eingeplant. Die Kinder können die Natur erspüren und erfahren, sie sind Wind und Wetter ausgesetzt, müssen auch mal lernen durchzuhalten. Schlechtes Wetter macht den Kindern eigentlich nichts aus. Pandemiebedingt gelten in der «Znünipause» strenge Regeln. Früher durften die Kinder das Essen mit Anderen teilen oder tauschen, das ist zurzeit nicht möglich. Es gibt immer viele kleine Aufgaben wie Schuhe binden, aufs WC begleiten, Reissverschlüsse schliessen, Handschuhe und Kappen anziehen, Rucksack anlegen, schauen, dass die Regeln beim Umgang mit dem Messer eingehalten werden. Sehr beliebt ist unsere Hilfe auch beim Schneehüttenbauen und beim Schlittenziehen. Gegen 11 Uhr wird zusammengeräumt und es geht zurück in den Kindergarten. Es ist immer schön, wenn die Kinder uns im Dorf wiedererkennen und grüssen. Der Einsatz als Freiwillige macht uns Spass und ist eine Bereicherung für alle. Wir haben viel Freude an den Zeichnungen und den Filzunterlagen, die von den Kindergärtnern angefertigt wurden und die wir als Dank für unseren Einsatz geschenkt bekommen haben. ~AP Dies ist ein Beitrag von Leserin Albina Pichlbauer. Für was engagieren Sie sich freiwillig? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Aktuell ~

IHRE UMGEBUNG IM TEST Altersfreundliche Umgebungen werden den Bedürfnissen der älteren Bevölkerung gerecht und fördern deren Gesundheit, Autonomie, Selbstständigkeit sowie deren Integration in die Gesellschaft. Den grössten Handlungsbedarf in diesem Zusammenhang sehen die Gemeinden in den Bereichen Wohnen, öffentlicher Verkehr und Mobilität sowie bei den Gesundheitsund Unterstützungsdienstleistungen, so eine Studie des Forschungsinstituts gfs.bern aus dem letzten Jahr*. Gefragt sind insbesondere bezahlbare und altersgerechte Wohnräume und Infrastrukturen wie Arztpraxen und Einkaufsmöglichkeiten. Die Gestaltung öffentlicher Räume und Infrastrukturen etwa mit Sitzgelegenheiten, hindernisfreien WCs und Trottoir-Rändern, guter Beleuchtung, leicht verständlicher Beschilderung sowie akustischen Signalen beeinflusst, wie mobil und selbstständig ältere Menschen in ihrer Umgebung leben können. Weitere Schlüsselfaktoren für die Altersfreundlichkeit von Gemeinden sind bezahlbare altersgerechte Wohnformen und Unterstützungsdienstleistungen sowie der Zugang zu aktuellen praktischen Informationen für eine selbstbestimmte Lebensführung. Öffentliche Verkehrsmittel, die wichtige Fahrziele wie etwa Läden, Post und Ärzte erschliessen, sowie Gesundheitsakteure, die ihre Angebote koordinieren, sind ebenfalls wichtig für ein aktives und gesundes Alter. Die Teilhabe an sozialen und kulturellen Aktivitäten ermöglicht, sich weiterhin ins öffentliche Leben zu integrieren und erhöht die Lebensqualität. ~YK

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* Altersfreundliche Umgebungen in der Schweiz Die Studie ist im Auftrag der «a+ Swiss Plattform Ageing Society» und in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften, dem Schweizerischen Gemeindeverband und dem Schweizerischen Städteverband entstanden.

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Bildarchiv ~

LUFTAUFNAHME

Trotz der hohen Einwohnerdichte belegt diese Schweizer Stadt Platz 2 auf der Liste der Städte mit der höchsten Lebensqualität der Welt. Hier arbeitet mehr als ein Drittel aller Journalistinnen und Journalisten in unserem Land. Die erste Bahnverbindung der Schweiz endete hier. ~AF Die Lösung finden Sie auf Seite 78.

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~ Kolumne ~ MEINE KINDER, MEINE ENKEL

Da wäre noch Platz

HANNES BUCHER (68) hat bis zu seiner Pensionierung als Schulleiter gearbeitet. Er ist verheiratet und hat einen Sohn und zwei Töchter. Seine sieben Grosskinder sind zwischen zwei und acht Jahren alt. Er wohnt im Kanton Luzern und schreibt als freier Journalist.

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FABIAN BUCHER (38) ist Produzent beim Schweizer Fernsehen SRF. Er ist verheiratet und Vater von Jan, zweieinhalb, und Mara, vier Jahre alt. Fabian arbeitet in einem Teilzeitpensum und hat so zwei Tage pro Woche, die er allein mit den Kindern ist. Er lebt mit seiner Familie in Zürich.

Vor Jahren sind die drei Kinder ausgeflogen. Uns Eltern kommt es wie gestern vor. Die vertrauten Stimmen, die Geräusche – auch mal «Nebengeräusche» – scheinen auch nach der «Nestflucht» noch da zu sein, in der Luft zu liegen. Die leeren Kinderzimmer haben inzwischen die zeitweilige Melancholie wieder verloren: Seit bald zehn Jahren beleben sieben Enkelkinder das Haus. Erst wurde der Stubenwagen, dann die Kinderbetten wieder hervorgeholt. Für ein Wochenende, ein paar Ferientage kehrt jeweils pralles Leben zurück. Das Haus scheint sich mit den Grosseltern mitzufreuen. Es ist wieder ein Nest, ein Hort, der Esstisch ist rundum besetzt. Ein Kommen – aber eben immer auch ein Gehen. Zurück bleibt viel Platz. Da taucht schon mal der Gedanke auf, wie es wäre, wenn sie blieben. Eine der drei Familien ihr Zuhause da hätte. Ein Architekt hat auch schon Pläne skizziert. Ja, es wäre möglich, eine zweite Wohnung unten einzubauen. Wie damals beim Schwiegervater, der auch nach «unten» zog, sein Haus und die grosse Wohnung oben der Familie des Sohnes übergab. Für alle war das eine gute Lösung. Einander aushelfen, hüten, unangemeldet zusammensitzen, aber auch spüren, wenn Abstandnehmen, Sich-Zurückhalten angebracht sind. Das wären wichtige Grundbedingungen für beide Seiten. «Wären». Im Moment scheint dies keine Option. Die Jungen haben sich ihr eigenes Umfeld am Wohnort eingerichtet, Beziehungen aufgebaut. Die Kinder sind teils eingeschult. Ein neues Zuhause ist geschaffen. «Heimkommen» kann man ja auch, ohne gleich zu bleiben. Für die Enkelkinder ist die Welt, wie sie ist, sowieso in Ordnung. Für sie ist klar: «In ‹Rusmu› bei den Grosseltern sind wir auch zu Hause.» •

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Es ist Zeit für ein Geständnis: Ich habe Landflucht begangen. Aufgewachsen in einem beschaulichen Luzerner Dorf, hat es mich vor 20 Jahren zuerst in die Westschweiz und dann nach Zürich verschlagen. Hier, mitten im «Kuchen», ziehen wir unsere zwei Kinder gross. Bis jetzt klappt das ganz gut, auch wenn ich dann und wann die Nase rümpfe über zu grossstädtisches Getue und mich dann jeweils unweigerlich an meine ruralen Wurzeln zurückerinnere. Meine Eltern wohnen noch immer dort, wo ich mit meinen Schwestern aufgewachsen bin. Nun schlafen meine Kinder mittlerweile in meinem Bett – ganz nebenbei bemerkt: Ein Bild, das mich immer wieder berührt. Doch darum geht es jetzt nicht. Denn die Kehrseite meiner Flucht in die Grossstadt ist, dass es immer eine Stunde Autofahrt braucht, um meine Eltern zu besuchen. Dabei gefiele mir die Idee von einem Mehrgenerationenhaus durchaus: nah bei den Eltern, und was aus der Sicht meiner Kinder noch viel wichtiger wäre: nah bei Grossmami und Grosspapi. Denn sie würden am liebsten jede freie Minute da verbringen. Aber eben: Irgendwie geht das halt nicht. Halb im Scherz habe ich meinen Eltern schon vorgeschlagen, nach Zürich zu kommen. Die Begeisterung hielt sich in Grenzen. Und uns in der Mitte treffen – das wäre irgendwo im Kanton Zug – nun, das liegt schon rein finanziell nicht drin: die Immobilienpreise, Sie verstehen … Deshalb bleibt das Mehrgenerationenwohnen für unsere Familie also vage Wunschvorstellung. Und ich werde noch zahlreiche Gespräche dieser Art mit meinen Kindern führen: Ich: «Sagt bitte Grossmami und Grosspapi tschüss, wir fahren nach Hause.» Kinder: «Aber wir sind auch hier zu Hause.» •

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~ Magazin ~ ANDERSWO

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Die Seele des Slums: Mama Benja mit ihrer Frauenselbsthilfegruppe und unten mit ihrem Pflege-Enkelkind.

NAIROBI

MAJENGO

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Mama Benja Josephine Asami hat zwei Enkel und ist «Ersatz-Grossmutter» für zahlreiche Kinder und Jugendliche. Sie lebt in einem Slum von Nairobi. Den Alltag meistert sie mit e ­ rstaunlicher Gelassenheit – und mit Humor. Von MICHAELA SCHNEIDER ( Text und Fotos)

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as Leben in einem Slum ist für seine Bewohner:innen ein unermüdliches Ringen: um Arbeit, sauberes Wasser, sichere Sanitäreinrichtungen und kontinuierliche Müllversorgung. Der Mangel an Privatsphäre durch die räumliche Enge belastet zusätzlich. Dennoch kann es gelingen, dass dieser anstrengende Alltag mit Gelassenheit gemeistert wird, wie Mama Benja beweist. Mama Benja – eigentlich Josephine Asami – ist eine zierliche Frau, die jünger wirkt, als sie ist. Sie wohnt im Slum Majengo, einem der zahlreichen kleineren Slums von Nairobi. Sie hat vier Kinder und zwei Enkel, 16 und 6 Jahre alt, und betreute zeitweise ein Pflegekind, das permanent bei ihr lebte. Genannt nach ihrem ältesten Sohn, lebt die 62-Jährige in einer spärlich eingerichteten, engen Lehmhütte. Diese ist Teil einer weitverzweigten Wellblechsiedlung. Ein Raum, möbliert mit zwei Sofas, einem Holztisch, einem Doppelstockbett sowie einer Anzahl von Klappstühlen, diente früher den grösseren Kindern als Wohnund Schlafraum, Mama Benja teilte sich in einem getrennten Nebenraum ein Bett mit dem Pflegekind. Zugleich ist die Hütte bis heute offener Aufenthaltsort für ver-

schiedene Kinder und Jugendliche aus der Nachbarschaft, die mitversorgt werden, weil sie keine eigenen Familien haben oder weil ihre Mütter ausserhalb der Stadt arbeiten. Als «Ersatz-Gross­mutter» ist Mama Benja i­hnen Ruhepol und Zufluchtsort. Viele erhalten hier auch jeden Abend ihre einzige Mahlzeit am Tag, Maisbrei und Bohnen. In einem winzigen Verschlag neben dem Wohnraum bereitet ihre ältere Tochter auf einem kleinen Holzschemel sitzend das Abendessen zu. Nacheinander werden die einzelnen Beilagen auf einem tragbaren Holzkohleöfchen gekocht, dann in getrennten Töpfen mit Zeitungspapier warm gehalten – eine Aufgabe, die jeden Nachmittag mehrere Stunden dauert. FINANZIERUNGSHILFEN Finanziert wird diese – für Mama Benja selbstverständliche – Nachbarschaftshilfe aus verschiedenen Quellen: Ihr Mann betreibt mehrere Busstunden von Nairobi entfernt eine kleine Farm. Der Verkauf von Hühnern trägt zum Lebensunterhalt der Familie bei. Die jüngere Tochter leistet einen finanziellen Beitrag, indem sie vor der Hütte Wäsche für Bewohner ausser# 04 ~ 2021

halb des Slums reinigt, in Plastik­wannen, mit kaltem Wasser. Von den Nachbarsjungen, die sich gelegentlich einige Schillinge mit der Abfallbeseitigung im Slum verdienen, erhält sie ebenfalls Zuschüsse für die Lebensmittel. Eine ehemalige somalische Nachbarin schickte regelmässig einen kleinen Betrag aus dem Sudan für den Unterhalt ihres Kleinkindes, das sie bei Mama Benja zurücklassen musste, und welches diese für zwei Jahre mit derselben Hingabe betreute wie ihre eigene Enkeltochter. Mama Benjas besondere Sorge galt lange Zeit Sammy Mulami, einem Albino, dem als Jugendlicher eine abenteuerliche Flucht vor brutalen «witch doctors» aus Tanzania gelang. Noch immer werden Albinos in seiner Heimat gejagt, verstümmelt oder getötet. Hartnäckig hält sich der Aberglaube, dass von ihren Körperteilen magische Kräfte ausgehen. Sammy verdiente sich durch Hilfsarbeiten in einem Community Center etwas Geld, mietete in der Nähe von Mama Benja einen Schlafraum und fand bei ihr neben der täglichen Mahlzeit einen sicheren Unterschlupf. Heute lebt Sammy im St. John’s Community Center und arbeitet für ein «educational center» in Pumwani. ~


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NAIROBI, KENIA Gegenwärtiger Staatspräsident seit 2013 Uhuru Muigai Kenyatta, Sohn von Jomo Kenyatta, dem ersten Staatspräsidenten in der unabhängigen Republik Kenia. Einwohner 55 Mio. fast 40 Prozent sind unter 15 Jahre Einwohner in der Hauptstadt Nairobi ca. 4,5. Mio., 2018 lebten rund 47 Prozent der städtischen Bevölkerung in Slums.

Sammy Mulami, ein Albino, musste vor «witch doctors» fliehen und fand bei Mama Benja Schutz. Heute hat er ein eigenes Zuhause und Arbeit. Verdienstmöglichkeit: Die Frauen waschen Kleider von Leuten, die ausserhalb des Slums wohnen.

Grösster Slum Kibera in Nairobi; es ist schwer, eine aktuelle und genaue Bevölkerungszahl zu erfahren. 2010 schätzte die UN, dass dort bis zu 700 000 Menschen auf ca. 3 Quadratkilometern leben. Einwohner Majengo Slum ca. 29 000 Sprache Swahili (Suaheli) und Englisch gelten als offizielle Landessprachen, darüber hinaus gibt es ca. 59 verschiedene Stammesdialekte. Hilfsprojekt Die Deutsche Kindernothilfe entwickelte mit «Starke Frauen, starke Kinder» ein Selbsthilfekonzept, welches Frauen ermutigt, sich zusammenzuschliessen und zu unterstützen, unabhängig eigene Ressourcen zu mobilisieren. Jede Frau zahlt wöchentlich einen freiwillig festgelegten Betrag in den Sparfond ein. Das im Lauf der Zeit angesparte Kapital erlaubt den Frauen, Kredite innerhalb der Gruppe für individuelle Investitionen zu vergeben. Pandemie Die Auswirkungen von Corona sind für die Slumbewohner verheerend, das grösste Problem ist der Hunger. Es betrifft vor allem diejenigen, die sich ihren Unterhalt ausserhalb des Slums verdienten. Diese Tagesjobs fielen durch die Restriktionen weg. Es ist unklar, wie viele Bewohner in Majengo von Covid betroffen sind, da sich aufgrund der hohen Kosten die wenigsten testen lassen und keine adäquate medizinische Versorgung gewährleistet ist. Schulen (wie im St. John’s Community Center) waren von März bis Oktober 2020 ganz geschlossen. ~MS

FRAUEN UNTER SICH Höhepunkt der Woche sind für Mama Benja die Versammlungen der Mwangaza Self Help Group, einer Frauenselbsthilfegruppe. Platz ist in der kleinsten Hütte, und so öffnet Mama Benja einen Nachmittag pro Woche ihren Wohnraum für etwa 20 Frauen, die sich eigenverantwortlich und in Selbstregie unterstützen, Ressourcen zu mobilisieren und finanziell unabhängig zu werden. Bei den Diskussionen während ihrer Treffen beteiligt sich jede Frau aktiv an der Suche nach einer Lösung für ihre Familienprobleme, denn in den meisten Fällen müssen sie ohne Hilfe ihrer Männer die Kinder erziehen. Die finanzielle # 04 ~ 2021

Zuwendung, welche Mama Benja von ihrem Mann erhält, ist die Ausnahme. Bei den Gruppentreffen wird lebhaft diskutiert – über Geld, Ehe und Männer, über mögliche Investitionen angesparter Beträge. Es gibt offene Meinungsverschiedenheiten und zahlreiche Beweise gegenseitiger Unterstützung bei der Betreuung aller ihrer Kinder. Es sind Treffen voller Energie, Lebhaftigkeit und Humor. Das wichtigste Anliegen: die Gewährleistung und Absicherung der finanziellen Unterstützung ihrer Familien. Mama Benja ist die tragende Figur dieser Frauenselbsthilfegruppe. Und sie ist die Seele ihrer Nachbarschaft in Majengo. •


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Über die Ehe für alle kann ja diskutiert werden. Aber wenn es um Kinder in einer gleichgeschlechtlichen Ehe geht, ist die Situation nicht so banal, wie sie dargelegt wird. Ich kenne ein gleichgeschlechtliches Paar mit zwei Kindern. Der Junge hat mein Kind schon gefragt, wie es mit einem Vater sei. Auch geht er sehr oft zur Nachbarsfamilie und sucht Kontakt zum Vater. Angesprochen wird die Situation von niemandem.

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Meine vier Enkel sind bereits über das Alter hinaus, in dem sie mit Oma basteln wollen. Die Artikel in Ihrer Zeitschrift decken meine Interessen nur noch teilweise ab. Ich werde «Grosseltern» jedoch in bester Erinnerung behalten und bei jeder Gelegenheit weiterempfehlen. Der Redaktion möchte ich bei dieser Gelegenheit meinen Dank aussprechen für ihren täglichen Einsatz für uns Omas und Opas. J.H., via E-Mail

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Ich habe meiner Enkelin das Gilet aus dem Grosseltern-Magazin 05/19 gestrickt. Inzwischen ist sie dem Gilet entwachsen und hätte gerne nochmal eines. Ist die Strickvorlage noch irgendwo abrufbar? Andrea Schmid, via E-Mail Antwort der Redaktion: Gerne schicken wir Abonenntinen und Abonennten einzelne Beiträge als PDF-Datei zu. Schreiben Sie uns: redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Hintergrund ~ INTERVIEW

« Eine altersgerechte Wohnung ist die vierte Säule der Altersvorsorge » Architekt und Gerontologe Felix Bohn ist Experte dafür, wie man im Alter wohnen kann und soll. Altersgerecht ist für ihn gleichbedeutend mit menschengerecht. Von KARIN DEHMER (Interview) und IRENE MEIER (Illustration)

Foto: zvg

Herr Bohn, Sie haben einmal in einem Alters- und Pflegeheim Probe gelebt. Wie war das? Felix Bohn: Probe gelebt ist etwas viel gesagt. Es war nur eine Nacht. Aber ich wäre gern länger geblieben. Das darf man leider nicht. Und ich mache mir auch keine Illusionen: Freiwillig und ohne körperliche Einschränkungen einen Tag in einem Pflegezentrum zu verbringen, kann einem nie einen richtigen Eindruck davon geben, wie es ist, täglich auf Hilfe angewiesen zu sein und seinen Tagesablauf nicht mehr selbstbestimmt leben zu können. FELIX BOHN Dipl. Architekt ETH, Dipl. Ergotherapeut HF, zert. Gerontologe INAG und zert. Lichtdesigner SLG. Als selbständiger Fachberater für alters- und demenzgerechtes Bauen und Wohnen im Alter berät er Gemeinden, private und institutionelle Bauherrschaften, Spitäler und Pflegezentren. wohnenimalter.ch

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Für die meisten Menschen ist der Gedanke, Jahre oder Monate in einem Alters- und Pflegeheim zu verbringen, unvorstellbar. Es zieht tatsächlich kaum jemand freiwillig in ein Pflegeheim. Meist kommt der Eintritt, wenn man nicht mehr selber für sich sorgen kann. Eine Vorstellung von teilweiser Abhängigkeit, die bei jedem erwachsenen Menschen Angst auslöst. Gegen diese Furcht hilft auch das Wissen nicht, dass Alters-


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und Pflegeheime längst nicht mehr so geführt sind, wie vielleicht noch vor dreissig Jahren. Es ist nicht so, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner zur selben Zeit aufstehen oder essen müssen, dass man in langen, monotonen Korridoren ohne Kontakt zur Aussenwelt auf das nächste Essen oder den Tod wartet. Tatsache bleibt: Das Pflegeheim ist die letzte Station in einem Menschenleben. Ja, das kann man nicht schönreden. Im Altersheim beginnt die letzte Lebensphase, bei deren Bewältigung man Hilfe benötigt. Wie viele Jahre verbringt man durchschnittlich in Alters- und Pflegeheimen? Dank des gut ausgebauten Systems von ambulanter Pflege können wir heute auch mit gesundheitlichen Problemen sehr lange zu Hause wohnen bleiben. Im Durchschnitt verbringen ältere Menschen noch etwa eineinhalb Jahre in einem Pflegezentrum. Es trifft sicher nicht auf alle Bewohnenden von Alters- und Pflegeheimen zu, aber kann man trotzdem sagen, dass, wenn man sich frühzeitig um einen Wechsel in eine sogenannt «altersgerechte» Wohnung kümmert, das die Chancen, in ein Heim eintreten zu müssen, verringert? Das ist definitiv so. Ich habe das kürzlich ganz unmittelbar am Beispiel meiner Mutter erlebt. Sie ist über achtzig und lebte in einem Mehrfamilienhaus im obersten Stock, ohne Lift. Seit Jahren habe ich ihr geraten, in eine andere Wohnung zu ziehen. Sie hat es herausgeschoben. Im letzten Jahr ging es ihr gesundheitlich dann sehr schlecht – Herzinfarkt, mehrere Stürze, operative Eingriffe. Es war klar, dass sie nicht in ihre Wohnung zurückkehren kann. Glücklicherweise stand sie seit drei Jahren auf der Warteliste für eine

Niemand will «alt» sein, niemand will sich mit zukünftigen Gebrechen auseinandersetzen. Und deshalb ist es schwierig, Menschen über 60 zu finden, die sich als Politikerinnen oder engagierte Bürger für dieses Thema einsetzen. Alterswohnung in ihrem Quartier. Dort war gerade noch eine Wohnung frei, als sie aus der Reha kam. Ansonsten wäre nur die Alternative Pflegeheim geblieben, obwohl sie abgesehen von einer eingeschränkten Mobilität noch sehr selbstständig ist. Bestünde denn nicht die Möglichkeit, sich in einem Pflegeheim vorübergehend zu erholen, und wenn es einem besser geht, wieder auszuziehen? Zurück in die angestammte Wohnung, vielleicht mit Unterstützung der Spitex? Diese Möglichkeit gibt es. Und solche Angebote von Übergangspflege werden auch genutzt. Aber, wie gesagt, wenn man nach einem Sturz oder Schlagan-

fall körperlich geschwächt ist, kann man womöglich keine Treppen mehr steigen, braucht eine grössere, schwellenlose Dusche oder andere Anpassungen. Die Chance, dass die angestammte Wohnung nicht mehr geeignet ist, ist gross, und dann kann es mehrere Monate dauern, bis eine geeignete Wohnung oder eine Alterswohnung gefunden wird. Es braucht dann viel Willensstärke und allenfalls umfassende Unterstützung von Angehörigen. Sie empfehlen, sich frühzeitig darüber Gedanken zu machen, wie und wo man die restlichen Lebensjahre verbringen will. Eine altersgerechte Wohnung ist für mich die vierte Säule der Altersvor-


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sorge. Grundsätzlich ist es sinnvoll, sich bei wichtigen Ereignissen oder Entscheidungen Gedanken zum Thema zu machen, auch wenn man erst Mitte fünfzig ist. Das kann der Auszug der Kinder, eine Trennung oder ein Hauskauf sein. Wenn man sich früh um eine hindernisfreie Wohnung kümmert, kann man definitiv länger selbstständig wohnen, länger Spitex in Anspruch nehmen und im gewohnten Umfeld bleiben. Schwierig daran ist, eine solche Wohnung zu finden, die zum persönlichen Budget passt. Das Budget ist ein gutes Stichwort. Eigenheimbesitzer argumentieren, sie würden doch nicht ihren grossen, oft abbezahlten Wohnraum zugunsten einer kleineren Wohnung aufgeben, die dazu meist noch teurer ist. Das ist nachvollziehbar und kann auch nicht wegdiskutiert werden. Umso mehr sollte man dann aber den angestammten Wohnraum auf seine Tauglichkeit für das Leben im höheren Alter prüfen und umrüsten. Kann man eine

schwellenlose Dusche einbauen? Gibt es die Möglichkeit für einen Treppenlift? Sind die Türen breit genug? Wenn man ein halbes Jahr oder ganzes Jahr später ins Pflegeheim muss, haben sich die Mehrkosten einer Alterswohnung oder einer Wohnungsanpassung meist bereits gerechnet. Ich bleibe dabei: Schlussendlich ist bei einem Umzug in eine kleinere, altersgerechte Wohnung die Chance grösser, dass man viel später oder, wenn man Glück hat, gar nicht in ein Pflegeheim ziehen muss. Nun wird unsere Bevölkerung immer älter. Nimmt der Druck zu, altersgerechte Wohnungen auch in Überbauungen und Wohnhäusern zu realisieren, die nicht spezifisch Alterswohnprojekte sind? Ich mag den Begriff «altersgerecht» ja eigentlich nicht besonders. Ich nenne es «menschengerecht». Denn auch eine schwangere Frau oder ein junger Mann nach einem Skiunfall sind froh, wenn sie sich im Treppenhaus an einem Handlauf festhalten können. Wenn ein # 04 ~ 2021

ausreichend grosser Lift vorhanden ist, damit man auch mit einem Kinderwagen bis in die Wohnung fahren kann und nicht erst mit dem Rollator, ist das doch auch wünschenswert. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Nein, ich glaube nicht, dass der Druck zugenommen hat. Leider. Was allerdings hilft, ist das Behinderten-Gleichstellungsgesetz, das bei Projekten ab einer bestimmten Grösse verlangt, dass die Wohnungen hindernisfrei erreicht werden können. Schwellen innerhalb der Wohnung sind eigentlich schon länger kein Thema mehr. Ebenso sind flache Duschen zum Standard geworden. Nichts davon verbindet man mit «altersgerecht». Aber das tönt doch schon mal gut. Was bemängeln Sie denn noch? Planerinnen, Investoren und Gemeindevertreter behandeln das Alter immer noch als Ausnahmezustand, als sei es eine Krankheit. Handgriffe in der Dusche und neben dem WC sollten Standard werden. Zwei Handläufe im


~ Hintergrund ~ INTERVIEW Treppenhaus und eine gescheite Beleuchtung auch. Wie ich schon gesagt, habe, solche Dinge erleichtern nicht nur älteren Menschen den Alltag, sondern erhöhen die Sicherheit für alle. Sind das auch die häufigsten baulichen Massnahmen, die Sie empfehlen? Bei Fehlen eines Aufzugs sollte die Möglichkeit für den Einbau eines Treppenlifts gewährleistet sein und meist ist ein Umbau oder eine Anpassung im Badezimmer nötig. Handgriffe und Handläufe kann man mit etwas handwerklichem Geschick sogar selber anbringen. Darf man in Mietwohnungen solche Änderungen überhaupt vornehmen? Im Prinzip ja. Ein Handlauf in der Wohnung geht überall. Bei der Montage eines Haltegriffs auf den Badezimmer-

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plättli ist die Situation etwas komplizierter. Da sollte die Einwilligung des Vermieters eingeholt werden. Heikel kann es auch bei Stockwerkeigentum werden: Wenn die Nachbarn ein nachträglich einzubauender Treppenlift stört, wird es schwierig. Auch hier gilt: Wenn man mit Anfang oder Mitte 50 ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung kauft, lohnt es sich, daran zu denken, dass man vielleicht auch in zwanzig oder dreissig Jahren noch an dem Ort leben wird. Entsprechende Vorkehrungen sollten eingeplant werden, auch wenn einem das Älterwerden noch weit weg vorkommt. Heutzutage haben viele Menschen um die 50 noch

Fehlt eine starke Lobby fürs – ich verwende das Wort jetzt wieder – altersgerechtes Bauen? Viele in der heutigen Generation der Ü65-Jährigen sind vermögend und wären eine interessante Klientel. Zudem haben wir den gesellschaftlichen Auftrag, uns für alle Generationen einzusetzen. Das Problem ist: Niemand will «alt» sein, niemand will sich mit zukünftigen Gebrechen auseinandersetzen. Und deshalb ist es sogar schwierig, Menschen über 60 zu finden, die sich als Politiker oder engagierte Bürgerinnen für dieses Thema einsetzen. Ich treffe immer wieder Gemeindepolitiker in meinem Alter, die nicht realisieren,

schulpflichtige Kinder und stehen mitten im Berufsalltag. Verständlich, dass man da nicht ans Alter denkt.

dass eine gute Alterspolitik auch ein Engagement für die nicht so ferne eigene Zukunft ist. Hat die Zurückhaltung darin, vorausschauend altersgerecht zu bauen, mit der Tabuisierung unserer Endlichkeit und des Todes zu tun? Ja. Ich würde sagen ja.

Ich verstehe nicht, weshalb Gemeindebauverordnungen nicht vorsehen, dass generell mehr hindernisfreie Wohnungen gebaut werden, nicht nur in Alterssiedlungen. # 04 ~ 2021

Auf Gemeindeebene nehme ich ein gesteigertes Bewusstsein für das Thema Wohnen im Alter wahr. Täuscht das? Nein, das ist schon so. Es ist in fast jeder Gemeinde ein Thema. Das ist gut. Für mich ist da das Problem, dass viele dieser Projekte eine homogene Mieterschaft vorsehen. Hier das Dorf, da die Alterssiedlung. Man lebt dann zwar in einer tollen, hindernisfreien Wohnung, ist aber unmittelbar nur umgeben von anderen alten Leuten. Ich verstehe nicht, weshalb Gemeindebauverordnungen nicht vorsehen, dass generell mehr hindernisfreie Wohnungen gebaut werden, nicht nur in Alterssiedlungen. Wie ist es mit den Kosten? Können sich Menschen, die Ergänzungsleistungen (EL) beziehen oder generell ein niedriges Einkommen haben, eine altersgerechte und somit meist neuere Wohnung überhaupt leisten?


~ Hintergrund ~ INTERVIEW

28 Das kann ein Problem sein. Vor allem Gemeinden und Genossenschaften bemühen sich aber meistens, eine gewisse Anzahl Wohnungen zu erstellen, die EL-tauglich sind. Die sind dann eventuell etwas kleiner, haben einen etwas niedrigeren Ausbaustandard. Fehlende Finanzkraft ist also kein Grund, um nicht mehr selbst wählen zu können, ob man in ein Pflegeheim eintritt? Nein. Das Pflegeheim ist auch nicht die billigere Lösung. Aber Ihre Annahme ist insofern richtig, dass finanziell schwächer gestellte Menschen oft nicht gut vernetzt sind. Sie wissen sich weniger zu helfen und wissen nicht, an wen sie sich bezüglich der Angebote von Alterswohnungen wenden müssen. Wie und wo informiere ich mich über die verschiedenen Möglichkeiten des Wohnens im Alter oder über mögliche Anpassungen im eigenen Haus?

Pro Senectute und vielerorts auch Städte und Gemeinden unterstützen die Auseinandersetzungen mit dem Thema mit Broschüren, die Informationen und Tipps liefern (siehe Kasten). Aber wer setzt das um? Weiss der Sanitärinstallateur, wo die Haltegriffe im Bad am besten platziert werden? Weiss der Elektriker, der eine zusätzliche Leuchte im Flur anbringen soll, dass ältere Menschen zwar deutlich mehr Licht benötigen, aber auch viel blendempfindlicher sind? Bei der Umsetzung bräuchte es neutrale Berater, die zu einem nach Hause kommen, konkrete Vorschläge machen und bei der Umsetzung fachliche Unterstützung bieten. Solche Fachleute gibt es aber kaum. Ein Ergotherapeut, eine Ergotherapeutin? Ja, das wäre die geeignetste Berufsgruppe. Sie haben sowohl das medizinisch-therapeutische Wissen als auch den Zugang zu praktischen Lösungen. Aber auch hier fehlt eine zentrale Anlaufstelle. Sie sind gerade 60 geworden. Ein Alter, in dem Sie empfehlen, sich ein erstes Mal Gedanken zu machen über die mögliche Wohnsituation im Alter. Und? Eine gemeine Frage zum Schluss (lacht). Sie haben mich erwischt. Ich lebe in einem alten Bauernhaus. Absolut ungeeignet fürs Alter. Zu meiner «Verteidigung» könnte ich anfügen, dass ich noch zwei Kinder im Primarschulalter habe und mich so noch gar nicht mit meinem persönlichen Wohnen im Alter auseinandersetzen kann. Wir haben aber vor ein paar Jahren einen Hausteil im Zentrum gekauft und möglichst altersgerecht ausgebaut. Und doch geht es mir im Alltag nicht anders als allen anderen: Ich erwische mich immer wieder in der Illusion, ewig jung und fit zu bleiben und für alles noch viel Zeit zu haben. •

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ALTERSGERECHT WOHNEN

Die Pro Senectute verschickt ihre kostenlose Broschüre Wie möchte ich im Alter wohnen mit hilfreichen Checklisten, Tipps zu Umund Neubau und Vergleichen der verschiedenen Wohnformen. prosenectute.ch/de/ shop/ratgeber

Wohnungsanpassungen bei behinderten und älteren Menschen, Felix Bohn, 25 Franken. Der Ratgeber kann bestellt werden unter 044 299 97 97 oder alter@hindernisfrei-bauen.ch

Viele Städte, Gemeinden und Kantone bieten mittlerweile auf ihren Websites Informationspakete oder gedruckte Info-Broschüren zum Thema Wohnen im Alter an. Selbstständig zu Hause wohnen des Gesundheits- und Umweltdepartements der Stadt Zürich gibt einen umfassenden Überblick und kann gratis von der Webiste heruntergeladen werden. stadt-zuerich.ch/gud.ch


~ Kolumne ~ GROSSMÜTTERREVOLUTION

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De Foifer und s Weggli

K

lein, aber mein! Ich wohne seit meiner Scheidung vor vielen Jahren in einer kleinen Eigentumswohnung. Beruhigend zu wissen, dass mir keine Mietzinserhöhung oder der Sanierungsplan einer Immobilienfirma und damit die Kündigung drohen. Meine Wohnung ist ebenerdig, falls irgendwann nötig rollstuhlgängig und ein kleiner Einkaufsladen liegt direkt um die Ecke. Selbst idyllische Spazierwege beginnen direkt vor meiner Haustüre. Im Haus wohnen nur vier Parteien: ich und eine ebenfalls ältere Frau, ein alleinstehen-

RUTH FRIES aus Wallisellen ist diplomierte Fundraiserin und war früher in der Taubblinden-Beratung des Zentralvereins für das Blinden­ wesen tätig. Sie ist Mitglied des Matronats und seit Beginn der GrossmütterRevolution dabei.

der Mann und ein Paar mit drei kleinen Kindern. Die perfekte soziale Mischung: Wir Alten hüten hie und da die Kinder, die Mutter ist ein handwerkliches Genie, der Vater erfüllt unsere Transportwünsche (Liegestuhl in den Keller, Altpapier an den Strassenrand), und der junge Mann repariert alle Macken unserer PCs. Wir schauen zueinander und wir grillieren, plaudern, lachen oder philosophieren gemeinsam. Unsere spontanen Treppenhaus-Gespräche sind legendär. Ich fühle mich in diesem sozialen Umfeld pudelwohl und sogar während der Pandemiezeit war ich niemals einsam. Also alles in Butter? Bisher ja, aber nun zeigen sich nicht nur bei mir, auch bei unserem Haus langsam einige «Alterserscheinungen». Das

GROSSMÜTTERREVOLUTION: FRAUEN*STREIK 2021 Revolutionäre Grossmütter erinnerten am 14. Juni in verschiedenen Regionen an bestehende Diskriminierungen und stellten Forderungen. Wir waren in Aarau, Basel, Bern, Langenthal, Luzern, Richterswil und Zürich mit dabei und machten mit kreativen, eindrücklichen Aktionen die nach wie vor unbefriedigenden Zustände sichtbar: Die Lohnliste zeigt die Wertehaltung unserer Gesellschaft ungeschminkt und gnadenlos. Notstand in der Pflege, die Wut über prekäre Arbeitsverhältnisse, die ungleich verteilte Care-Arbeit, sexuelle Gewalt usw.

Dach muss erneuert und isoliert werden. Die Heizung wird auf erneuerbare Energie umgestellt und für unseren langjährigen, pensionierten Hauswart müssen wir einen Nachfolger suchen. Nun heisst es Offerten, aktuelle Energie-Studien, wissenschaftliche Analysen, Heizungs- und Installationspläne studieren und eben (siehe oben) ist auch noch die passende Bewerbung auszuwählen. Ich möchte viele andere Dinge tun und hatte absolut keine Lust, mich mit all diesen Fragen zu beschäftigen. Aber meinen sicheren Altershafen zu verlassen oder gar in eine ge-

schützte Wohnform zu wechseln, kam nicht in Frage. Was nun? Nach einigen schlaflosen Nächten habe ich mich entschlossen, die Wohnung – inklusiv Wohnrecht für mich auf Lebzeiten – meiner Tochter zu überschreiben. Eine wunderbare Idee. Nun füllt sich ihr Mail-Account mit den ungeliebten Offerten, sie nimmt an den endlos langen Eigentümer-Sitzungen teil und sie ist nun für alle Kontakte mit der Verwaltung zuständig. Meine Tochter findet es spannend und ich bin entlastet. Perfekt! Mit dieser grossen Umstellung habe ich nun die passende Wohnform: Unkündbare Wohnung und ich muss trotzdem keine weittragenden Entscheidungen treffen. Wahrlich «de Föifer und s Weggli»! •

Die Balance finden – suchen! – zwischen Wünschbarem und Machbarem, Resignation und Engagement, bezahlter und unbezahlter Arbeit, Müssen und Wollen, Haushalt und Musse, Gotteslohn und Spitzensalär. Damit der Balanceakt zwischen den verschiedenen Lebensaufgaben,

gesellschaftlichen und sozialen Engagements gelingen kann, muss Gleichberechtigung endlich umgesetzt werden. Wie lange es wohl noch dauert, bis systemrelevante Tätigkeiten angemessen honoriert werden? Wir bleiben dran! grossmuetter.ch

Die Balance finden: Die Grossmütter­ Revolution am Frauenstreik 2021

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Zusammen

ist man weniger alt Vier Generationen unter einem Dach – so wohnt unser Autor. Ein Modell der Zukunft, sagt die Wissenschaft. Hier knirscht es erst und wird dann zu einem Miteinander, das alles verändert – das Leben. Und das Altern. Von LORENZ WAGNER ( Text) und DANIEL DELANG (Fotos)

A

ls in der Früh die Männer mit den Sägen kommen, verbirgt sich Willi in seinem Bett. Einer der Männer klettert in den Wipfel, 25 Meter in der Höhe, doppelt so hoch wie das Haus. Die Spitze des Stamms fällt nach dem Mittagessen, der Fuss zur Dämmerung, Haus und Boden zittern, Sophia klammert sich um meinen Hals. In der ganzen Strasse riecht es nach geschlagenem Holz, eine Woche lang. Und eine Woche lang kommt Willi nicht aus seinem Zimmer. «Ich habe beschlossen», sagt er zu uns, «ich bin jetzt bettlägerig.» Er bricht uns das Herz. Dann geht Helga, seine Frau, zu ihm: «Die Sonne scheint so schön.» – «Nein!» Eine Stunde später Susanna, seine Tochter. Schliesslich Franziska: «Opa, bitte komm.» Sie führt ihn in den Garten, zu einem Stuhl. Seine Fichte! Älter als er mit seinen 95 Jahren. Borkenkäfer hatten sie dem Tod geweiht. Tränen füllen seine Augen. Dieses Loch im Gartenhimmel. Sophia kommt gelaufen, meine Tochter, vier Jahre alt. Sie stellt einen Stuhl vor Uropa Willis Füsse und, fein gereiht, einen zweiten, dritten, vierten, fünften. Ich muss mich nach vorn setzen, alle anderen dahinter, und sie beginnt zu singen: «Tuff, Tuff, Tuff, die Eisenbahn, wer will mit der Eisenbahn fahrn? Alleine fahren will ich nicht, da nehme ich den Opa mit.» Und ich sehe Willi hinter mir lächeln. Vier Generationen unter einem Dach. Kommt Besuch, drehen sich die Gespräche schnell um diese Familienaufstellung. Dieses scheinbar alte Modell wird zurückkommen, sagte mir ~

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~ Hintergrund ~ 4-GENERATIONEN-HAUS

Franziska, 40, Lorenz, 50, mit S ­ ophia, 4

Susanna, 64, mit ihrem Labrador Paula

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Helga, 85


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~ Hintergrund ~ 4-GENERATIONEN-HAUS

der Altersforscher Andrew Scott der Oxford-Universität: «Wie Sie zusammenleben ist in unserer alternden Gesellschaft die Zukunft.» Vier Jahre ist es her, dass Franziska und ich mit Kind, Hund und Harfe vor dieser kleinen, alten Villa vorfuhren. Vorne im Erdgeschoss hat Helga ihre Räume, 85 Jahre alt, die Seele im Haus. Fünf Mädchen hat sie grossgezogen und ist darüber jung geblieben. Einmal fuhren wir mit ihr zum Camping. Sie schlief eine Woche auf dem Beifahrersitz. Gewaltiger als Helgas Herz sind nur ihr Kleiderschrank und ihr Niesen, das der Grund dafür sein muss, dass einer der beiden Schornsteine abgebrochen ist. Die linke Seite liegt, bewacht von zwei bemoosten Steinlöwen, wie ein Waldhaus da. Hier lebt Susanna, 64, mit ihrem Labrador Paula. Als vor zehn Jahren die Finanzkrise ihr Geschäft als Puppenmacherin in Stücke geschlagen hatte und ihr Le-

Lebendigkeit zurück. Als ich hinzutrat, sah ich, wie sich Franziska um Sophia, Susanna um Franziska und Helga um alle kümmerte. Mich beschlich eine Hoffnung, wie es sein kann, wenn vier Generationen unter einem Dach leben. Die Idee des Einzugs haben die Mütter unter sich ausgemacht. Franziska wollte, dass Sophia im Grünen aufwächst. Helga erfüllte die Vorstellung, eine Urenkelin in ihrer Nähe zu haben, mit Aufregung. Und Susanna hatte angeboten, dass sie uns die Dachwohnung überlässt, sich auf eineinhalb Zimmer im Erdgeschoss verkleinert. Ein wenig half bei diesem Opfer, dass Labrador Paula kaum mehr die Treppe hochkam, ein Konstrukt, das beim Einzug auch unsere Möbelpacker entsetzte. Immerhin, das grösste Möbelstück durfte im ersten Stock bleiben: das Sofa, unser Beitrag fürs gemeinschaftliche Wohnzimmer, der bei Helga und Susanna kreischendes Gelächter ausge-

bensgefährte gestorben war, kehrte sie ins Elternhaus zurück. Helga und Willi begannen, alt zu werden. Susanna liess sich als Heilpraktikerin ausbilden. Hinten war die Villa holzverkleidet, im ersten Stock liegen Willis Zimmer. Er hat ein verschmitztes Lächeln und die gewaltigsten Augenbrauen, was beides in seinem Leben hilfreich war, verliess sich einst doch Charlie Bluhdorn auf ihn, wenn es darum ging, im richtigen Augenblick zu lächeln oder streng zu schauen. 150 Unternehmen zählten zu Bluhdorns Reich, darunter die Paramount, was dazu führte, dass Willi als Produzent eng mit Romy Schneider und Robert Redford verkehrte. Die warmen Monate verbringt Willi im Hausgarten, vor der vierten Gebäudeseite. Wein überwuchert die Fassade, die Blätter hängen so tief, dass sie mein Gesicht streiften, als ich damals durch die Eingangstür trat. Sophia, noch ein schlummerndes Bündel, war das Erste, was wir ins neue Heim trugen. Franziska ging mit ihr in Susannas Reich und legte sich in ihrer Mutter Bett. Franziska war nach der Geburt erkrankt, erst langsam kehrte ihre überquellende

löst hatte und von dem Willi nichts ahnte. Orange und lindgrün, die Kissen geblümt, alle Farben, nur eine einzige fehlte: weiss. Die von Willis Sofa, das weichen musste. Müde sass ich am Abend in unserer neuen Küche, von unten hörte ich einen aufgeregten Mix aus Stimmen. Da kam Franziska gelaufen. «Der Opa hat das Sofa gesehen.» In einer perfekten Welt, sagte mir mal eine Beziehungsforscherin, wären wir allein: Solch eine Mühe ist es, den Tag mit anderen in Einklang zu bringen. Nun mag es nicht leicht sein, den Tag mit anderen zu teilen; schwerer ist es, unter einem Dach zu leben. Du musst nicht nur den Tag, du musst dein Leben mit anderen in Einklang bringen. Und so war vor dem Einzug – bei aller Vorfreude – in uns ein Unbehagen aufgestiegen. Susannas Blick verdüsterte sich, als sie ihr Hab und Gut ins Erdgeschoss tragen sollte. Wie viele Wochen sie vor ihren Sachen sass, den alten Puppenstoffen, den Büchern ihres verstorbenen Lebensgefährten … Nicht mal die Hälfte würde sie in der neuen Bleibe unterkriegen. Es waren nicht nur Kisten, die Susanna tragen musste.

«Tuff, Tuff, Tuff, die Eisenbahn, wer will mit der Eisenbahn fahrn? Alleine fahren will ich nicht, da nehme ich den Opa mit.» SOPHIA

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In einer perfekten Welt, sagte mir mal eine Beziehungsforscherin, wären wir allein: Solch eine Mühe ist es, den Tag mit anderen in Einklang zu bringen.

Von Helgas Sorgen erfuhren wir über Umwege. Auf einem Fest fragte sie ein Nachbar, wie es wohl werden würde, mit uns im

Bauch? Und der Ton war nicht in Ordnung. Und wir brauchten niemanden, der, wenn wir weg sind, den alten Lavendel aus

Haus. «Ich weiss nicht», hörten wir Helga sagen. Mit Baby im Haus würde sie sicher nicht mehr die Musik laut stellen und durch die Zimmer tanzen. Schliesslich unsere Zweifel. Mit sechzehn Jahren war Franziska von zu Hause ausgezogen, nun sollte sie mit 36 noch mal mit ihrer Mutter zusammenziehen. Und: Was bedeutete das für unsere Dreisamkeit, Sophia, Franziska und mich? Den ersten Ärger, das Sofa, kittet Sophia. Als sie bei Opa Willi auf dem Schoss sass, wurde aus «Ihr könnt gleich wieder ausziehen» ein «Wäre ich nicht 90 Jahre alt, könntet ihr gleich wieder ausziehen». Und so nahm das neue Leben seinen Anfang. Das Gefühl, in einer Puppenwohnung zu wohnen. Gartentage, Glühwürmchen-Stunden, Tischtennis gegen Helga. «Wehe, du lässt mich gewinnen.» Herbstlaub, erster Schnee, Weihnachten, Willi kommt, von zwei Generationen gestützt, nach oben. «Danke, dass wir hier wohnen dürfen.» – «Ach was. Schön, dass ihr da seid.» Jede Generation hat ein eigenes Bad, einen eigenen Herd, einen eigenen Fleck im Garten, doch Zentrum ist Willis und Helgas Küche. Scheint die Sonne, verlagern sich die Treffen in den Hausgarten. Hier stellten wir im ersten Frühling Grill und Planschbecken auf, hier serviert Helga ihren Erdbeerkuchen, den sie nach Ostern fast täglich backt. Schliesslich sind die Beeren im Angebot und müssen, um Geld zu sparen, gekauft werden. Im ersten Frühling war es auch, dass die ersten Streitereien aufkamen. «Franziska! Räum bitte meinen Geschirrspüler nicht mehr ein, du machst das nicht richtig.» – «Lorenz! Man darf die Waschmaschine nicht so voll machen.» – «Franziska, wie sieht es hier wieder aus?» Und sie hatten ja recht. Aber: Sahen sie nicht, wie es ist, mit Tüten in der Hand, Sophia vor dem

unseren Balkonkübeln ausgräbt. Und wir brauchen auch keine ständigen Ratschläge, was gut für Sophia ist. Streit, wie er in jeder Familie vorkommt, aber zugleich Ausdruck von Vertrauen. Erklärt mir die Beziehungsforscherin, die mir einst sagte, dass wir in einer perfekten Welt alleine leben würden: Anna Machin von der Oxford-Universität. Im MRT unserer Gehirne lässt sich beobachten, wie achtsam wir gegenüber Freunden sind und wie nachlässig gegenüber der Familie. «Weil wir genetisch verbunden sind, vertrauen wir mehr in diese Beziehung.» Und so musste, weil wir uns biochemisch zu sicher sind, öfter mal der Familienrat tagen. Langsam ruckelte es sich zurecht. Es ging leichter, als man denkt, so, wie man im Ausland beiläufig eine fremde Sprache lernt, lernt man im Zusammenleben die Sprache des Miteinanders. Die Rollen pendeln sich neu ein, Susanna wurde eine andere Mutter, Franziska eine andere Tochter, als sie es früher waren. Das Alter lässt erwachsene Mütter irgendwann schrumpfen und erwachsene Töchter wachsen. So fanden sich beide auf Augenhöhe wieder. Unsere grosse Hilfe bei allem: Sophia. Wir sahen Sophia beim Wachsen zu und merken gar nicht, wie wir mit ihr wuchsen. Unsere Rücksicht, das Verständnis, unsere Gemeinschaft. Nachdem Sophia mit Willis Rollator das Laufen gelernt hatte, eroberte sie das ganze Haus. «Oma Susi!« – «Ja?» – «Vorlesen!» – «Oma Helga! Trampolin hüpfen!» – «Opa Willi, Trompete spielen!» Und nach dem, was ein Tag so bringt, Vorlesen, Füttern, Tränentrocknen, sind alle am Abend aufgearbeitet; aber belohnt mit 400 Kinderlachen, statt der 15, die Erwachsene im Schnitt am Tag lachen. Da erträgt Willi lächelnd, wenn ihm Sophia auf dem Kopf herumhopst, wenn er ein Stockwerk tiefer seinen heiligen Abendfilm anschauen will. Er ist der zweite verbindende Mensch in unserem Haus, der zweite, der uns alle braucht. Er hat Pflegestufe 4, alle im ~

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~ Hintergrund ~ 4-GENERATIONEN-HAUS

Haus helfen mit, unterstützt von einer mobilen Pflege am Morgen: anziehen, waschen, Medikamente bereitstellen, Honigbrot schmieren, den Weg in den Garten gehen, auch bei Laune halten. Ohne unsere Hilfe könnte er hier nicht mehr leben. Aber ohne ihn und Sophia hätte unser Modell nicht seine Stärke. Es sind die Schwächsten, die eine Gesellschaft zusammenhalten. Neben Willis Schlafzimmer hängt ein Foto, er in meinem Alter, breite Brust, der Schopf dicht, Geschäftsreise mit Charlie, die Welt bewegen, der Flieger wartet. Nun, Willi ein halbes Jahrhundert später: die Brust schmal, das Haar weiss, die Hände am Rollator. Das Alter ist ein Räuber. Oft sitzen Willi und ich in der Küche und sprechen darüber. Ob er hundert werden wolle? «Überhaupt nicht. Im Verhältnis zu dem, was ich die letzten achtzig Jahre gehabt habe, ist das jetzige Dasein unerfreulich. Am schönsten wäre es, wenn ich einschlafe und beim Aufwachen feststelle, dass ich nicht mehr …» Was das Alter mir wohl rauben wird? Ich begann zu sehen, wie wir Jungen es den Alten schwermachen, ungewollt, in kleinen Ereignissen. Als wir Bilder anschauen, jeder hat was zu sagen, auch Sophia. «Die … Die …» hebt sie an, alle warteten geduldig, bis sie sagt, was sie sagen will. Kurz darauf Willi: «Als … als …» Es dauert. Und schon spricht einer rein. Und er schweigt. Oder als wir im Garten sitzen, Willi auf seiner Liege. «Wo hast du denn deine Kreuzworträtsel?» – «Die mache ich nicht mehr, weil ich’s nicht mehr lesen kann.» – «Oh. Seit wann?» – «Seit Herbst.» Ich schäme mich. Weihnachten hatten wir ihm Kreuzworträtsel geschenkt. Ach, würden wir doch mehr hinschauen. Lebten Franziska und ich wie vorher, in der Zweigenerationen-Wohnung, nichts wüsste ich über das Altern. Ich begann mich damit zu beschäftigen, lieh mir bei der Caritas einen Altersanzug, mit Gewichten, die den Gang stören, mit Handschuhen, die das Greifen erschweren. Als sei ich 80. «So ein Unsinn», sagt Willi. «Wir brauchen einen Anzug, der dich fühlen lässt wie 35.» Ich sprach mit renommierten Altersforschern auf der ganzen Welt. Erstmals in der Geschichte, sagen Mediziner wie der Harvard-Professor David Sinclair, lasse sich das Altern umkehren. Medizin, die Zellen verjüngen oder im Körper Prozesse auslösen, als treibe man Sport oder faste. Medizin, die Gene aktiviert, die einen gesünder altern lassen. Nur darum geht es: die Gesundheit verlängern. Professor Sinclair erzählte mir von Mitteln, die er schon schluckt. Etwa das Molekül NMN, das in Studien Mausgreise in Rennmäuse verwandelte. Das seriöse, zurückhaltende Journal Nature widmete ihm gleich 23 Seiten, gestützt auf 272 Studien

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Willi, 95, mit Tochter Susanne, Ehefrau Helga und Urenkelin Sophia


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und Quellen. Das Urteil: NMN bietet «einen aufregenden therapeutischen Ansatz, Alterserkrankungen zu behandeln und die gesunde Lebenszeit zu erhöhen.» Die Zeit bricht an, sagen Wissenschaftler, in der Menschen im Alter weniger Leid erdulden müssen. Ich bestellte einige der Moleküle. Helga, Susanna und ich schlucken sie. Mit erstaunlichen Ergebnissen. Das dritte Jahr, «an die Zeit werden wir uns immer erinnern», sagt Helga. Dann kam die Pandemie. Wir definierten Abstandsflächen, wollten für Helga einkaufen. Sie lachte nur: Das Rausgehen in die Welt war eine Freiheit, die sie sich nicht nehmen lässt. Auch nicht die Spaziergänge mit ihrer Freundin Ruth, bei denen sie Sophia mitnehmen, weil sie durch die Kleine den Wald mit anderen Augen sehen. Einsamkeit kennen wir in der Pandemie nicht. Aber wir müssen vorsichtig sein. Inzwischen sind wir geimpft.

Lorenz Wagner, geboren 1970, war viele Jahre Chefreporter der

Financial Times Deutschlands und ist heute Autor des Süddeutsche

Zeitung Magazins. Er wurde vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Theodor-Wolff-Preis, dem Deutschen Journalistenpreis und dem Medienpreis der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin.

Lorenz Wagner zieht mit Frau und Tochter in ein besonderes Haus: vier Generationen unter einem Dach. Erst knirscht es zwischen Jung und Alt, dann entfaltet ihr Zusammenleben seinen Zauber. In dem Haus, in der sich die Jüngste auf das Leben und der Älteste auf den Tod vorbereitet, ist das Altern ständiger Mitbewohner – mal lächelnd, mal bedrückend, aber immer gegenwärtig. Und so wächst im Laufe der Zeit in Wagner eine Sehnsucht: wie die Urgroßeltern noch viele Jahre mit seinen Lieben zu teilen, aber ohne die Leiden, die das Alter mit sich bringt. Eines Tages lernt er den Harvard-Professor David Sinclair kennen, der Atemberaubendes berichtet: Erstmals seien wir in der Lage, das Altern zu bremsen, sogar umzukehren. Erleben wir eine medizinische Revolution? Wagner beschafft sich geheimnisvolle Moleküle und spricht mit weltbekannten Altersforschern. Seine wichtigste Einsicht aber gewinnt er im eigenen Heim.

Zusammen ist man weniger alt, das neue Werk des internationalen Bestsellerautors, verbindet eine berührende Familiengeschichte mit einer faszinierenden Wissensreise. Aufwändig recherchiert, mit bahnbrechenden und fundierten Erkenntnissen aus Medizin, Genetik und Altersforschung.

»Wie Lorenz Wagner persönliche Geschichte und Wissenschaft verbinden kann, ist einfach ganz großes Kino.«

Lorenz Wa g n e r

WIE WOLLEN WIR ALT WERDEN UND WIE ALT WOLLEN WIR WERDEN?

ZUSAMMEN IST MAN WENIGER ALT

«Danke, dass wir hier wohnen dürfen.» – «Ach was. Schön, dass ihr da seid.»

Samstagmorgen. Was ist unten los? Gestern war ich lange wach, habe in eine Serie reingeschaut, Altenheim für Vierjährige, Nir Barzilai hatte mir davon erzählt, New Yorker Professor, weltbekannt für seine Studien mit Hundertjährigen. Die Idee der Serie: Vierjährige besuchen ein Altersheim. Jung und Alt, einfach Zeit teilen: Malen, Singen, Teig kneten, Lachen, Berührung. Ärztliches Fazit nach sieben Wochen: dramatische Stimmungsaufhellung, Gleichgewichtssinn um 50 Prozent verbessert. Drei Viertel der Alten fallen Setzen und Aufstehen leichter. Schrittzahl und Griffstärke verdoppelt. Die Kraft einer alten Dame hat um 15 Kilo zugenommen. Und es stärkt auch die Kinder. In den «Blauen Zonen», den Gebieten der Welt, in denen Menschen besonders alt werden, behalten diese die Alten in der Nähe – es senkt auch Sterblichkeit und Krankheitsrate der Kinder. Zusammen ist man weniger alt. Ich gehe runter. Alle sitzen um Sophia herum. Franziska ist, Befehl von Sophia, das Flugzeug, muss sie heranbringen. Sophia steigt aus, in der Hand einen Luftballon. Sie wirft ihn zu Willi, zu Helga, so geht es Minuten, bis Sophia mit dem Kopf gegen den Schrank knallt und Franziska sie in die Arme nimmt. Sophias Augen füllen sich mit Tränen; aber sie macht sich los. «Kein Aua», sagt sie. Weitermachen. Mit Helga und Willi. Und die beiden haben gerade auch kein Aua. •

L o r e n z Wa g n e r »Unbemerkt hatte ich das Paket in den ersten Stock getragen, ins Damenzimmer. Wie ich dieses Wort mag! Her mit der Schere, das Paket aufgeschnitten: fünf kleine Dosen, ich schraube sie auf: ein Pulver. Ich feuch-

ZUSAMMEN IST MAN WENIGER ALT

te meinen Finger an, tauche ihn ein. Schmeckt sauer-bitter, mein Mund zieht sich zusammen, ich muss niesen: Professor Sinclairs Wundermolekül. Soll ich es nehmen?«

Lorenz Wagner

Christine Westermann ORIGINAL AUSGABE ISBN 978-3-442-31611-3

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur München Umschlagmotiv: FinePic®, München Autorenfoto: ©Julian Baumann

9783442316113_1.0_SU_Wagner_Zusammen weniger alt_51l_30-3.indd Alle Seiten

20,00 € (D) 20,60 € (A) WG 1973

LORENZ WAGNER ist Autor und Journalist beim «SZ Magazin». Aus dem täglichen Miteinander im Haus und vielen Gesprächen mit Medizinern und Alternsforschern entstand das Buch «Zusammen ist man weniger alt – Ein Mehrgenerationenhaus und die wissenschaftliche Antwort darauf, wie man gesund und glücklich altert.» Verlag Goldmann, 2021, 384 Seiten, ca. 32 Franken.

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~ Hintergrund ~ STÜRLERHAUS

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~ Hintergrund ~ STÜRLERHAUS

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Wie es uns gefällt

Von GERALDINE CAPAUL ( Text) und MATTHIAS LUGGEN (Fotos)

Für ihren letzten Lebensabschnitt wollten sie etwas anderes: Zehn Seniorinnenund Senioren haben ein Haus gekauft und Wohnungen eingebaut. Nun leben sie dort als Genossenschaft. Zusammen haben sie 17 Kinder und 31 Enkel, die sich gut kennen und verstehen.

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die sie an Touristen vermieten, Gemeinschaftsräume

W

ir kennen uns so gut», sagt Regula Willi, «weil wir miteinander reden und einander zuhören». Sie sitzt an einem grossen Holztisch, zusammen mit Ruth Falb, Pia Sieber und Richard Hehl. «Wir», das sind aber nicht nur diese vier, die sich an diesem Montagmorgen zusammengesetzt haben, um über ihr Erfolgsprojekt, das Stürlerhaus, zu berichten. «Wir» sind zehn Seniorinnen und Senioren, die vor vielen Jahren beschlossen haben, im Alter zusammenzuwohnen. Sie haben dieses Ziel hartnäckig verfolgt und schliesslich erreicht. Aber von vorn: Im Jahr 1996 beschlossen drei Frauen, dass sie in ihrem letzten Lebensabschnitt anders leben wollten – sie wollten mit Gleichgesinnten und Gleichaltrigen alt werden. Sie haben ihren ganzen Bekanntenkreis zum Brunch und zum Brainstorming eingeladen. Gefunden hat sich eine Kerngruppe, die sich danach regelmässig traf. Niemand hatte einen Alters­druck. «Wir waren 50 oder älter», sagt Pia Sieber. Manche ihrer Kinder waren noch nicht aus dem Haus. Schliesslich aber wurde es konkret, sprich: Wie viel Geld habt ihr? Danach wurden Liegenschaften angeschaut, sehr viele Liegenschaften. Bis sie das alte Stürlerhaus besichtigen konnten. Es zeigte sich an jenem regnerischen, grauen Tag nicht von seiner besten Seite. Aber für alle war klar: Das ist es. Sie bauten um und vor 19 Jahren konnten sie schliesslich einziehen. Sieben Wohnungen mit Küche und Bad, zwei Gästeräume mit Küche,

mit einer top ausgerüsteten Gemeinschaftsküche, ein riesiger Keller, in welchem kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Heute leben drei Paare und vier Singles – sechs Frauen und vier Männer – im Alter zwischen 71 und 87 Jahren im mehrstöckigen Stürlerhaus. In der ganzen Zeit gab es einen Wechsel – das war vor 13 Jahren. Sie haben alle Familien. Total sind das 17 Kinder und 31 Enkelinnen und Enkel. Letztere sind zwischen 3½ und 31 Jahre alt; die älteren sind oft im Stürlerhaus zu Besuch und unterhalten sich mit ihren Grosseltern – über Ausbildungsfragen etwa oder Beziehungsprobleme. Im Lockdown haben sie die Bewohner:innen mit Einkäufen versorgt, damit ja niemand aus dem Haus gehen musste. Die jüngeren nehmen immer noch den Hütedienst der Grosseltern in Anspruch, was deren berufstätige Kinder natürlich entlastet. «Wir organisierten auch schon – zu ihrer und unserer Freude – Kinder- und Enkelfeste. So lernten sich alle untereinander kennen.» Die Kinder schätzen das alte Haus, den Kinoraum, den Töggelikasten, den grossen Garten mit Springbrunnen, in dem im Sommer sogar gebadet wird. Es ist definitiv genug Platz da, um sich auszutoben. Sogar Geburtstagsfeste finden hier manchmal statt und werden von allen, auch den nicht daran beteiligten Bewohner:innen, nicht nur toleriert, sondern richtig genossen. ALLE BRINGEN SICH EIN Das Haus funktioniert als Genossenschaft und alle Bewohner:innen sind mit gleich hohen Anteilscheinen an der Finanzierung beteiligt. Das ist wichtig, denn niemand hat mehr Rechte nur auf Grund einer besseren finanziellen Ausgangslage. Es gibt Statuten, Arbeitsgruppen – für den Garten, die Finanzen, Website, Technik etc. –, die sich regelmässig treffen, und alle zwei Wochen eine Sitzung. Die Genossenschafter:innen entscheiden basisdemokratisch, suchen den Kompromiss. «Manchmal war ich nach den Sitzungen so wütend», sagt Pia Sieber. «Ehrlich? ~

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~ Hintergrund ~ STÜRLERHAUS

An einem schönen Sonntag: Spielen, Hühner füttern und anschliessend in der Gemeinschaftsküche Mittagessen kochen. Unten: Pia Sieber (links) und Regula Willi

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40 Das war mir nicht bewusst», sagt Regula Willi. Heute laufen die Entscheidungsfindungen ausgeglichener ab. «Das mussten wir lernen.» Aktuell macht der Rasen Kopfzerbrechen. Rasen erneuern oder nicht? Wenn ja, Rollrasen? Wenn nein, Unkraut stehen lassen? Immer sonntags brunchen alle zusammen, jeden Montagabend schauen sie im Keller Serien, alle zwei Jahren haben sie eine Retraite. In der Regel reisen sie dafür für zwei Tage irgendwohin und besprechen neue Ideen. Ist die Genossenschaft wie eine zweite Familie? Nein, diesen Vergleich finden sie nicht passend.

Klar verbringen sie gern Zeit miteinander, aber es hat jede und jeder seinen Rückzug, jede und jeder pflegt seine eigenen Beziehungen ausserhalb des Hauses. Und im Weinkeller hat es zwar ein gemeinsames Abteil, aber es hat auch jeder deutlich angeschrieben seine eigenen Flaschen. In letzter Zeit wurde die Frage rund um gegenseitige Hilfeleistungen aktuell. Ein Bewohner leidet an Parkinson, seine Frau und er bekommen Unterstützung von der Spitex. In den Statuten steht, dass sich die Bewohner:innen «gegenseitig unterstützen und helfen bei Krankheit und speziellen Bedürfnissen». In der Praxis aber konnten sie die Hilfeleistungen nicht immer in gewünschter Art leisten. Die Genossenschafter:innen werden selber älter und eigene Unpässlichkeiten machen einzelnen zu schaffen oder sie möchten Kultur, Freundschaften und Reisen geniessen oder eigene Projekte realisieren. KONFLIKTFÄHIG UND TOLERANT Wie muss man sein, um im Stürlerhaus akzeptiert zu werden? Tolerant, offen, nicht eingleisig, mit einem gesunden Verständnis für Nähe und Distanz und konfliktfähig. «Letzteres gelingt uns nicht immer, wir hatten, gerade in der Coronazeit, herausfordernde Diskussionen und sind nun froh, dass nicht allzu viel Geschirr zerschlagen wurde.» Auch wenn es teilweise herausfordernd sein kann, sind sie sich einig: «Man bleibt fit im Kopf.» Es sei ein ähnlich gutes Training, wie zwischendurch rückwärts zu laufen. Oder die Küche umzuräumen. •

Ein solches Haus braucht Unterhalt – drum gibts verschiedene Arbeitsgruppen. Pia Sieber ist in der Gartengruppe, Unterstützung bekommt sie von Matteo, dem Enkel von Regula und Fritz Willi.

Infos zum Stürlerhaus siehe Box Seite 42 # 04 ~ 2021


~ Hintergrund ~ STÜRLERHAUS

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Blick in einen der Aufenthaltsräume und ins Kellerkino (unten).

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~ Hintergrund ~ STÜRLERHAUS

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Die Enkelkinder kennen und mögen sich untereinander. Gut bestückt: Wein- und Velokeller.

STÜRLERHAUS Das Haus wurde 1659 erbaut. Es liegt am Fuss des Altenberghangs am rechten Aareufer in Bern, unterhalb des Diakonissen­hauses. Bis 1918 wurde es von den Diakonissen als Spital genutzt. Seit 2001 ist es im Besitz der «Genossenschaft Andere Wohnformen im Stürlerhaus am Altenberg». Es gibt ein Buch über das Stürlerhaus: Margareta Hehl und Barbara Zohren, «Neue Wohnformen für Mutige», Verlag die Brotsuppe, 2015. stuerlerhaus.com # 04 ~ 2021


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« Eine schnelle Veränderung ist oft nur mit Abstrichen zu machen »

Wohnen im Alter ist häufig auch eine Frage des Geldes. Nadine Bischof von Pro Senectute Schweiz über die Erfahrungen aus ihrem Beratungsalltag.

schnelle Veränderung geht oftmals mit Abstrichen einher. Man muss zum Beispiel das Quartier verlassen oder in ein Altersheim, obwohl man das ver-

Von GERALDINE CAPAUL (Interview)

Nadine Bischof, welches sind die häufigsten finanziellen Unsicherheiten, wenn es ums Wohnen im Alter geht? Nadine Bischof: Oft sind es die hohen Mieten. Das ist vor allem in städtischen Regionen und Agglomerationen ein Problem. Wenn langjährige Mieterinnen und Mieter nach einer Renovation die gestiegene Miete eigentlich nicht mehr zahlen können, kann das dazu führen, dass sie die Wohnung oder das Quartier verlassen müssen, in dem sie ihr halbes Leben gewohnt haben. Manche entscheiden sich, die hohe Miete wohl oder übel zu bezahlen. Das führt dazu, dass man beim Lebensbedarf Abstriche machen muss, beim ÖV-Ticket, beim Essen oder man verzichtet sogar auf einen notwendigen Zahnarztbesuch. Die Wohnsituation ist teilweise ja wirklich prekär. Ja, leider gibt es wenig günstigen Wohnraum, der auch noch barrierefrei ist. Ist es in ländlichen Regionen einfacher, eine bezahlbare und barrierefreie Wohnung zu finden? Die Wohnungssituation ist hier sicher weniger angespannt. Es gibt aber auch auf dem Land Regionen, wo es schwierig ist. Oftmals sind auch Bausubstanz und Infrastruktur in schlechtem Zustand.

meiden wollte. Oder man muss in jenes Altersheim, in welches man nicht unbedingt wollte. Mit dem Druck, die Wohnsituation möglichst schnell ändern zu müssen, hat man weniger Wahlmöglichkeiten.

Wie verhindert man, dass man in eine solch angespannte Lage gerät? Es ist sinnvoll, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen: Wie will ich wohnen, wo will ich wohnen, in welcher Form will ich wohnen? Was kann ich mir leisten? Und sich danach über mögliche Angebote und das Vorgehen zu informieren. Ihre wichtigste Empfehlung? Genau dieser Punkt: Sich rechtzeitig mit dem Thema befassen. Wenn man stürzt, sich das Bein oder die Hüfte bricht, wenn der Partner stirbt, kann es plötzlich sein, dass die Wohnungssituation nicht mehr passt und es eine schnelle Veränderung braucht. Diese # 04 ~ 2021

Kann es vorkommen, dass jemand sein Eigenheim verkaufen muss, um die Miete für eine Alterswohnung oder für ein Altersheim zu bezahlen? Das ist sehr individuell. Es gibt keine einfachen, allgemeingültigen Lösungen. Ob man das Haus verkaufen oder vermieten soll, muss im Detail angeschaut werden, das hängt von vielen Faktoren ab. Sind da Kinder, die es wollen, wie belastet ist es ... Wichtig ist, dass man über die verschiedenen Varianten nachdenkt und sich Hilfe holt, allenfalls bei einem Anwalt. Für Personen, die sich das nicht leisten können und die Situation umfassend besprechen möchten, steht auch Pro Senectute zur Verfügung. Was raten Sie Menschen, die Ihr Eigenheim verschenken wollen, damit es später nicht den hohen Heim- oder Pflegekosten zum Opfer fällt? In einem Alters- oder Pflegeheim sind die Kosten sehr hoch. Wenn nicht genügend Einnahmen oder verfügbares Vermögen vorhanden sind, kommt


~ Hintergrund ~ FINANZEN & VORSORGE man in finanzielle Schwierigkeiten. In diesem Fall wird geprüft, ob Anspruch auf Ergänzungsleistungen (EL) besteht. Dabei wird der Wert des verschenkten Eigenheims angerechnet. Das geht weit zurück, bis zu 20 Jahren Kann es sein, dass die Kinder für die Pflegekosten der Eltern aufkommen müssen? Auf Ebene der Sozialhilfe gibt es die Verwandtenunterstützungspflicht, die Kinder dazu verpflichtet, die Pflegekosten der Eltern mitzutragen. Aber soweit kommt es nur in ganz seltenen Fällen. Ganz kurz: Man braucht ein gewisses Vermögen und ein relativ hohes Einkommen, damit man quasi von Amtswegen dazu verpflichtet ist, die Eltern zu unterstützen. Wenn jemand jedoch Anspruch auf EL hat, gibt es keine gesetzliche Verpflichtung der Kinder, sich an den Heimkosten zu beteiligen. Darf man das Haus dem eigenen Kind zu einem tieferen Preis verkaufen? Das geht in die gleiche Richtung wie verschenken. Wenn ich meiner Tochter mein Haus für 300 000 Franken verkaufe, es jedoch einen Marktwert von einer Million hat, wird mir die Differenz bei den Ergänzungsleistungen als verschenktes Vermögen angerechnet. Grundsätzlich gilt: Wenn viel liquides Vermögen vorhanden ist, kann auch eine Schenkung gemacht werden. Sobald jemand jedoch auf staatliche Leistungen angewiesen ist, wird das zum Problem. Man will das Haus verkaufen. Wie geht man vor, wenn man mehrere Kinder hat? Das Gespräch suchen, verschiedene Optionen prüfen. Vielleicht will kein Kind das Haus. Vielleicht will nur ein Kind das Haus, dann muss man sich überlegen, wie man das andere Kind begünstigt. Da geht’s ja ums Erbe. Ziel ist, dass möglichst alle Beteiligten mit der Option zufrieden sind und man so einen Streit nach dem Tod vermeiden

kann. Und es nicht zu den vorgenannten Problemen bei einem allfälligen Heimeintritt kommt. Gibt es Ergänzungsleistungen für jede Wohnform? Die Wohnform spielt keine Rolle. Man unterscheidet einfach, ob man monatlich Miete zahlt oder ob man in einem Heim ist. Da spricht man von Hotellerie und Pflegekosten. Die Kosten im Heim sind höher, da die meisten Auslagen mit der Tagestaxe gedeckt sind. Welches ist die finanziell beste Lösung: Alters- und Pflegheim oder zu Hause bleiben mit privat organisierter Unterstützung? Das hängt von vielen Faktoren ab. Ich empfehle, zuerst unabhängig von den Finanzen zu überlegen, was man will. Es gibt Personen, die in ein Altersheim möchten. Weil sie da Kontakte haben, sie können gemeinsam Mittag essen, Ausflüge machen. Und es gibt Leute, die das unter keinen Umständen wollen.

45 sind finanziell schlecht gestellt. Diese Menschen sind in den Wahlmöglichkeiten stark eingeschränkt. Dies im Gegensatz zu Personen, die genügend Geld haben und die Wohnform freier wählen können. Ist die Nachfrage nach barrierefreien Wohnungen steigend? Ich denke schon, dass die Nachfrage gestiegen ist. Das Thema an sich scheint mir in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen zu haben. Es wurde viel gebaut. Die Mieten für diese neuen Wohnungen sind oftmals unerschwinglich. Umso wichtiger ist es, dass im Rahmen der EL-Reform die Mietzinsmaxima per 1. Januar erhöht und nach Mietzinsregion angepasst wurden. Die EL berechnet dann zum Beispiel maximal 1400 Franken für die Miete. Durch diese Erhöhung der Mietzinsmaxima hat sich sicher für einige Menschen die finanzielle Situation verbessert. Dennoch ist es wünschenswert, dass künftig mehr in barrierefreie und bezahlbare Wohnungen investiert wird. •

Was kommt auf Leute zu, die zu Hause bleiben wollen? Die Kosten für eine Haushaltshilfe etwa werden nur von Zusatzversicherungen bezahlt. Betreuungsleistungen wie gemeinsames Essen oder administrative Unterstützung werden von der Grundversicherung nicht übernommen. Wenn jemand diese Betreuungsleistungen nicht finanzieren kann, kann das dazu führen, dass ein Eintritt in ein Altersheim nicht mehr vermieden werden kann. Leider ist die Betreuung zu Hause momentan sehr schlecht geregelt. Was viele Personen jedoch nicht wissen: Auch die EL beteiligt sich unter gewissen Voraussetzungen an Betreuungsleistungen zu Hause. Wie viele Leute haben das Geld nicht, um dort zu wohnen, wo sie tatsächlich wohnen wollen? Das kann ich so nicht sagen. Die meisten Personen, die eine Beratung von Pro Senectute in Anspruch nehmen, # 04 ~ 2021

NADINE BISCHOF ist Sozialarbeiterin und Fachverantwortliche Beratung bei Pro Senectute Schweiz. Sie arbeitete in ihrer vorherigen Funktion zehn Jahre lang in der Sozialberatung einer kantonalen Pro-Senectute-Organisation. Die 130 Beratungsstellen der Pro Senectute sind über die ganzen Schweiz verteilt. Die Fachpersonen beraten unentgeltlich, kompetent und vertraulich bei Fragen zu Finanzen, Vorsorge, Gesundheit, Lebens­ gestaltung, Wohnen und Betreuung. Es werden nicht nur Seniorinnen und Senioren beraten, sondern auch deren Bezugspersonen. prosenectute.ch


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~ Hintergrund ~ VOM HAUS IN DIE WOHNUNG

Kein Neuanfang,

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ein Weiterziehen

Von KARIN DEHMER ( Text) und CHRIS ISELI (Fotos)

Was jahrelang unvorstellbar schien, ist plötzlich nicht mehr abwegig: Der Gedanke, das leer gewordene Familienheim zugunsten einer kleineren Wohnung aufzugeben.

Im nächsten Frühling wird Tochter Sandra Rachmühl (vorne) mit ihrer Familie das Einfamilienhaus übernehmen, in dem sie aufgewachsen ist. Ihre Eltern, Doris und Edy Müller (hinten), ziehen derweil weiter in eine Eigentumswohnung.

«

Ohne das hier wäre ich schon aufgeschmis-

sen», sagt Elsbeth Specht bei der Begrüssung auf ihrem Gartensitzplatz. «Ich bin froh, haben wir immer noch die Möglichkeit draussen zu sitzen und gibt es diese Töpfe und Rabatten, um die ich mich kümmern kann.» Seit zweieinhalb Jahren wohnen Elsbeth (76) und Pit (78) Specht in der Überbauung am Rand ihrer Wohngemeinde im Aargauer Reusstal, in der sie seit über 40 Jahren heimisch sind. Hergezogen sind sie aus einem anderen Teil des Dorfes. 40 Jahre haben sie dort in einem Reiheneinfamilienhaus gelebt, über 20 Jahre mit ihren beiden Kindern, danach nur noch zu zweit. «Bis 65 habe ich gearbeitet. Da ist mir all die überflüssige Arbeit gar nicht aufgefallen», sagt Elsbeth Specht. «Die unbewohnten Zimmer staubsaugen, die vielen Fenster putzen, den Garten im Schuss halten – ich habe es einfach erledigt, obwohl ich immer weniger Lust darauf hatte.» Vor ungefähr acht Jahren dachten die Spechts schliesslich zum ersten Mal darüber nach, ihr Haus zu verkaufen. Aber ihre Kinder waren noch ungebunden und kinderlos. Wer weiss, vielleicht wollten ihre Tochter oder ihr Sohn das Haus ja einmal übernehmen? Vier Jahre und zwei Enkelkinder später kam es schliesslich zum entscheidenden Gespräch. Keines der beiden Kinder meldete Bedarf am Familienheim an. Die Tochter hatte sich mit ihrer Familie mittlerweile in Zürich angesiedelt, der Sohn zeigte ebenfalls kein Interesse. «Die beiden haben uns klipp und klar gesagt, dass sie zudem keine Lust hätten, einmal das Haus für uns räumen zu müssen.» Elsbeth Specht lacht. «Das kann ich verstehen. Pit hortete gefühlt Tausende von Kartonkisten mit Krimskrams, überall, ich weiss gar nicht, was da überall drin war.» ~

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«Bei der neuen Wohnung ist ein altersgerechter Ausbau wichtig, sonst würde das Ganze wenig Sinn machen», Grosseltern Edy und Doris Müller mit Enkel Noah.

Nun also stand den beiden nichts mehr im Weg, sich nach einer neuen Bleibe umzusehen. «Wir hatten ein Affenglück, ich kann es nicht anders sagen», sagt Elsbeth Specht. «Zuerst fanden wir diese super Wohnung hier – optimale Grösse, Lift, alles rollstuhlgängig, falls nötig, und der Vermieter erlaubte uns zudem, die Badewanne herauszureissen und eine schwellenlose Dusche einzubauen.» Das Beste an Spechts «Affenglück» war, dass der Mietbeginn mit der Übergabe des Hauses an die neuen Besitzer übereinstimmte. Und dann kam der Moment, in dem sich Elsbeth und Pit mit ihrer in über 40 Jahren angesammelten Materie auseinandersetzen mussten. «Es war ein Krampf. Ich bin froh, haben wirs gemacht. Schon jetzt, zwei Jahre später, wüsste ich nicht, ob ich nochmals die Kraft dazu hätte», sagt Elsbeth Specht, die alles andere als einen unfitten Eindruck macht. Ein lokales Zügelunternehmen erstellte nach einer Bestandesaufnahme eine erste Offerte für Umzug und Entsorgung und lieferte eine Menge leerer Kisten an. Zimmer für Zimmer gingen Spechts danach ihr Haus durch. «Bei den grösseren Gegenständen arbeiteten wir mit farbigen Klebepunkten. Eine Farbe für alles, was gezügelt wird, eine andere für alles, was weg kommt.» Gab es Meinungsverschiedenheiten? «Nein, wir waren uns stets einig.» Und romantische Momente, in denen man über einer Kiste mit Fotoalben oder Briefen die Zeit vergisst? «Auch nicht, nein. Wir gingen sehr pragmatisch vor. Die Fotoalben habe ich gar nicht gesehen, die sind in Pits Kisten.»

Das hört sich alles nicht besonders wehmütig an für einen Abschied nach so langer Zeit. Elsbeth Specht bestätigt den Eindruck: «Ich war nie traurig. Auch bei unserem Abschiedsfest im Quartier nicht. Traurig waren eher die Nachbarn und Freunde, die gekommen sind. Für uns war klar, dass es das Richtige ist. Wir blieben ja im Dorf. Das alles war kein Neuanfang oder Aufbruch, es war bloss ein Weiterziehen.» DAS HAUS RÄUMEN – EIN KRAFTAKT Was die Spechts hinter sich haben, haben Doris (63) und Edy (67) Müller aus Winterthur noch vor sich. Im kommenden Frühjahr werden sie nach 27 Jahren aus ihrem dreistöckigen Einfamilienhaus in eine Viereinhalbzimmerwohnung ziehen. Übernehmen wird ihr langjähriges Familiendomizil, in dem sie zwei Kinder grossgezogen haben, Tochter Sandra mit ihrem Mann und den beiden Kindern. «Obwohl Sandra schon seit einigen Jahren Interesse am Haus angemeldet hat und wir von der Idee angetan waren, haben wir einen definitiven Entscheid vor uns hergeschoben», sagt Doris Müller. Ähnlich wie Elsbeth Specht bereitet auch ihr die viele unnötige Arbeit im zu gross gewordenen Haus längst keine grosse Freude mehr. Im letzten Jahr schliesslich stiessen Müllers auf ein Bauprojekt mit Wohnungen, das ihnen entsprach. Plötzlich musste es schnell gehen. Eine Reservation und Anzahlung für die zukünftige Wohnung musste innerhalb einer Woche geleistet werden. Eine Woche, die den Beteiligten blieb, um zur neuen Situation «Ja» zu sagen. «Ja» sagen musste auch Sandra Rachmühls Bruder. «Es war ein

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~ Hintergrund ~ VOM HAUS IN DIE WOHNUNG Weg», fasst Sandra die Gespräche mit ihm zusammen. «Das Ganze sollte fair und gerecht verlaufen, das braucht Offenheit und Ehrlichkeit.» Und auch eine gewisse Kompromissbereitschaft. «Wir haben das Haus zum Schätzpreis an unsere Tochter und unseren Schwiegersohn verkauft», sagt Edy Müller. «In einem Bieterverfahren hätte man natürlich mehr herausholen können.» Schlussendlich war aber allen Familienmitgliedern, auch dem Sohn, wichtiger, dass das Haus in der Familie bleibt. Haben sich Müllers schon Gedanken um das Verkleinern ihres Haushaltes gemacht? Immerhin warfen Elsbeth und Pit Specht 3,5 Tonnen weg. «So viel haben wir nicht», wehrt Doris Müller ab. «Ich räume immer einmal im Jahr gründlich auf, so kann sich nicht viel ansammeln.» Man ist sich einig, was behalten und weggeworfen wird. «Bis auf die riesigen Lautsprecher meines Mannes. Da müssen wir noch eine Lösung finden.» Zurzeit beschäftigt Müllers jedoch weniger das Räumen ihres Hauses als der Innenausbau ihrer

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künftigen Wohnung, die sich noch im Rohbau befindet. Schauen sie dabei auch auf einen altersgerechten Ausbau? «Klar», sagt Edy Müller. «Sonst würde das Ganze keinen Sinn machen.» Elsbeth Specht führt am Ende des Gesprächs durch die drei Zimmer ihrer neuen Wohnung. Eines für Wohnen/Essen, eines für sie, eines für Ehemann Pit. Die Tür zu Letzterem lässt sich wegen den herumstehenden Kartonkisten nicht ganz öffnen. «Der Inhalt dieser Kisten wartet noch immer auf einen geeigneten Platz», lacht sie und schliesst die Tür schnell wieder. Vor einer Wand im Flur mit Kinderzeichnungen bleiben wir stehen. «Beim Umzug habe ich im alten Keller unzählige vergilbte Zeichnungen meiner Kinder von den Wänden genommen und jetzt hängen hier wieder neue Kunstwerke, von den Enkelkindern.» Eine Art Kreislauf, wie er sich auf andere Weise auch bei Müllers in Winterthur vollziehen wird: Enkel Noah wird schon bald im ehemaligen Kinderzimmer seiner Mutter schlafen. •

« Das Ansammeln von Dingen geschieht über Jahre, dann kann das Loslassen nicht in kurzer Zeit erfolgen » Einen Hausrat zu verkleinern ist kräftezehrend, kann einem aber im besten Sinne das Leben erleichtern. Wem das Loslassen schwerfällt, kann sich bei Lis Hunkeler Unterstützung holen. Die Innerschweizerin ist Entrümpelungsexpertin.

Foto: zvg

LIS HUNKELER bietet älteren Menschen vielseitige Unterstützung in deren Alltag. Sie übernimmt administrative Aufgaben, Reisebegleitungen, bietet Hilfe im Haushalt und ist Räumungscoach. lhunkeler.ch

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Frau Hunkeler, aller Anfang ist schwer: Ist es auch beim Entrümpeln eines langjährigen Hausrates so: Wenn man mal damit begonnen hat, läuft es von selbst? Noch wichtiger als der Anfang ist das Dranbleiben. Wenn man sich kein Zeitlimit setzt oder keine strikten Termine, kommt man kaum vorwärts. Oft ist es so, dass die Freude am Loslassen oder die Freude über weniger Ballast motiviert und Energie gibt. Dann ist die grösste Hürde überwunden. Wie setzt man sich Zeitfenster, ohne sich unter Druck zu setzen? Der Prozess des Aufräumens kann in allen Bereichen kräftezehrend sein. Deshalb sollte man auf jeden Fall genug Zeit einplanen. Man kann sich vornehmen, über eine gewisse Anzahl Wochen oder Monate jeden Tag eine ~


~ Hintergrund ~ VOM HAUS IN DIE WOHNUNG

50 Stunde fürs Aufräumen aufzuwenden, oder man setzt sich ein zeitliches Limit, sagt, «bis Ende Monat ist der Estrich geräumt». Man kann auch fixe Tage in der Agenda eintragen, an denen man sich der Arbeit annimmt. Denn es ist eine Arbeit. Eine definitive Zeitlimite ist wichtig, sonst bleibt man ewig dran. Wie muss man sich Ihre Arbeit als Räumungs-Beraterin vorstellen? Manchmal begleite ich Menschen für zwei Stunden und kann sie so zum Start motivieren. Sie zeigen mir alles, was sie haben, und ich stelle Fragen zu Gegenständen, die ihnen Sorgen bereiten. Oft kommt nach diesem Gespräch der Ansporn, loszulegen. Ich melde mich dann alle paar Wochen und frage nach oder gehe vorbei. Es gibt aber auch Menschen, die wollen, dass ich dabei bin und sie physisch und mental unterstütze. Welches ist die am häufigsten geäusserte Furcht von Menschen, die ihren Hausrat verkleinern müssen? Das Vergessen. Die Furcht durch das Weggeben von gewissen Dingen, Erinnerungen zu löschen. Dem ist aber nicht so. Wir erinnern uns an die schönen Sachen in unseren Leben auch ohne einen Gegenstand, der dafür steht. Ich beobachte, dass vor allem ältere Menschen, die noch mit wenig aufgewachsen sind, mehr an Dingen festhalten als die nachkommende Generation. Wie oft gibt es Streit unter Paaren, die sich uneinig sind, was behalten werden soll und was weg muss? In vielen Partnerschaften gibt es einen Sammler oder eine Sammlerin. Es hilft, sich gemeinsam bewusst zu werden, dass man sich verkleinert. Beide Seiten müssen dazu beitragen. Ich empfehle, dass zuerst jeder seine eigenen Sachen aufräumt, und dass auch hier Ziele gesetzt werden. Zum Beispiel ein Drittel der Kleider muss weg, oder alles, was in den letzten zwei Jahren nicht gebraucht worden ist. In einem zweiten Schritt

überlegt man dann gemeinsam, was man behalten will. Hier braucht es Kompromissbereitschaft. Wovon trennen sich Menschen am wenigsten gern? Das ist sehr individuell. Für viele Menschen sind Fotos etwas sehr Wichtiges. Andere können sich nicht von Büchern trennen. Sachen, die man wirklich liebt und die einem teuer und wertvoll sind, sollte man denn auch unbedingt behalten. Es kommt nicht darauf an, wie viel ich in meiner Wohnung habe, aber es kommt darauf an, dass die Sachen, die darin sind, mich glücklich machen. Minimalismus stimmt nicht für alle. Es gibt auch Menschen, die brauchen viele Sachen um sich herum. Das ist okay. Wenn sich aber jemand von gar nichts trennen kann, versuche ich herauszufinden, woran das liegen mag. Sind es alte Glaubenssätze im Sinne von «Das ist doch noch gut» oder «Früher wäre ich froh darum gewesen»? Oder ich versuche herauszufinden, welche Emotionen mit den Gegenständen verbunden sind. Hilft es, wenn erwachsene Kinder dem Prozess beiwohnen? Erwachsene Kinder können unterstützen, indem sie sich darum kümmern, Gegenstände weiterzugeben, ins Internet zu stellen oder ins Brockenhaus zu bringen. Entscheiden, was geräumt wird, sollen aber die Elternteile. Sie dürfen nicht gedrängt werden. Ich stelle mir vor, dass die eine oder andere Person auch stundenlang über Fotoalben, Briefen oder Ähnlichem verweilt? Auf jeden Fall. Das muss Platz haben. Dieser Prozess ist für den «Abschluss» wichtig. Für solche Kisten sollte man sich aber extra Zeit einräumen. Nicht während der «offiziellen» Räumungszeit über ihnen hängenbleiben, sondern sie an einem Abend oder Wochenende in aller Ruhe durchforsten. •

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TIPPS, WIE MAN DAS MINIMIEREN UND ENTRÜMPELN SCHRITT FÜR SCHRITT ANPACKT. 1. Bestandesaufnahme – Wie viel besitze ich? Gehen Sie dazu von Zimmer zu Zimmer, durch den Estrich oder Keller, und schreiben Sie grob auf, welche Möbelstücke und Dinge sich darin befinden, was der Inhalt von Schränken und Kisten ist. 2. Ziel setzen – Wie viel will ich loswerden? Beispielsweise: Die Hälfte, ein Drittel, jedes Regal/ jeder Schrank soll nur noch zur Hälfte gefüllt sein etc. 3. Hilfe – Welche Hilfe und Unterstützung brauche ich? Aufräumen kostet viel Energie, Kraft und Zeit. 4. Termine – Zeitdauer realistisch planen, Etappenziele setzen. 5. Weggeben – Bevor Sie mit dem Aufräumen beginnen, Familienmitglieder und Freunde fragen, was sie haben wollen. 6. Loslegen – Mit den Dingen beginnen, von denen man sich am leichtesten trennen kann. 7. Positive Haltung – Freuen Sie sich darüber, Ballast loszuwerden.

8. Dranbleiben WENN SIE SICH VON DINGEN NICHT TRENNEN KÖNNEN, FRAGEN SIE SICH: ● Welche Erinnerungen habe ich daran? ● Wieso bedeutet mir dieser Gegenstand so viel? ● Wann habe ich ihn zum letzten Mal wirklich gebraucht oder angesehen? ● Könnte ich diesem Gegenstand ein neues Zuhause geben, in dem er wieder gebraucht wird und wo auch jemand Freude daran hat?


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« DAS BESTE ZUM SCHLUSS » Wie wollen Sie im Alter wohnen ? Wir haben bei Schweizer Prominenten nachgefragt. Ihre Antworten zwischen ganz nüchtern und utopisch.

Von GERALDINE CAPAUL (Redaktion)

«Genau so wie jetzt und so lange wie möglich. In einer überblickbaren Wohnung, mitten in der Stadt, ruhig, mit Garten und ohne Auto, mit angenehmen Nachbarn in unterschiedlichem Alter, mit meinen Kindern und Freunden in Gehdistanz. Danach haben wir lange gesucht, vor einem halben Jahr sind wir hier eingezogen.» LUKAS HARTMANN (77) ist Autor und Grossvater von zwei Enkelkindern. Für das ältere

hat er das Kinderbuch «Die magische Zahnspange» geschrieben. Sein aktuelles Buch «Schattentanz. Die Wege des Louis Soutter» ist im Diogenes-Verlag erschienen. lukashartmann.ch

«Mein Mann und ich werden mit unserer Katze Ninja in eine sogenannte Seniorenresidenz ziehen. Und keine Erinnerungsstücke: Weg mit dem Ballast! Wir wollen in Luzern bleiben, wo wir einen grossen Freundeskreis haben. Ob wir viel unterwegs sein werden, hängt von unserer Gesundheit ab und auch von der Gesundheit dieser Welt im Allgemeinen. Und da bin ich skeptisch. Abenteuer, Entdeckungen? Warum nicht? Aber wir wollen uns nicht übermässig anstrengen. Wir haben viel erlebt und viel gesehen. Tut mir leid, aber im Alter sind wir bequem geworden. Wir übernachten nicht mehr in der freien Natur oder in einem Jeep, sondern lieber in einem guten Hotel mit Pool, Sauna und Frühstücksbüffet!» FEDERICA DE CESCO (83) ist Autorin. Sie arbeitet an einem neuen Buch, das im Europa-Verlag erscheinen wird. Zuletzt herausgekommen: «Das Erbe der Vogelmenschen», Euopa-Verlag 2020.

«Böse Zungen behaupten, Musikmachen sei keine richtige Arbeit. Deshalb kann ich mich auch nicht pensionieren lassen und muss immer weitermachen. Spass beiseite: Ich möchte meine berufliche Tätigkeit so lange wie möglich aufrechterhalten. So bleibe ich neugierig und dem Leben verbunden. Wir wohnen in einem Dreifamilienhaus. In einer der Wohnungen lebt auch eines unserer Kinder. Die Familie ist mir wichtig und wir haben das Glück, dass all unsere Lieben in der Nähe sind. Wir sind vor zehn Jahren in unser ‹Generationenhaus› umgezogen, weil es uns für die Zukunft viele Optionen bietet. Altersgerecht ist unser Haus nicht, aber sollte es einmal nötig sein, werde ich mir fürs Treppensteigen einfach ein bisschen mehr Zeit nehmen. Einen Wunsch hätt' ich noch: Jung sterben, aber so spät wie möglich!» PETER REBER (72) ist Liedermacher und Sänger. Er hat zwei Enkelkinder, für die er gerade in seinem Garten eine Seilrutsche und ein Baumhaus baut.

peterreber.ch

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~ Hintergrund ~ SO WOHNEN WIR IM ALTER «Inspiration? Das Bewährte behalten, aber stets offen für Neues bleiben. Alterswohnung oder altersgerecht umgebautes Eigenheim? Wir leben in einem Dreigenerationen-Haus und möchten das so beibehalten. Ausland oder Schweiz? Schweiz. Umgeben von Erinnerungsstücken oder befreit von angesammeltem Ballast? Von beidem etwas. Allein, zu zweit oder gemeinsam mit Kindern und Enkelkindern? Beruflich sind wir mit der ganzen Familie unterwegs, dann sind Reisen zu zweit oder mit Freunden am schönsten.» ANNEMARIE (58) und HANSUELI OESCH (62) gehen mit ihrer Musikergruppe Oesch’s die Dritten im Herbst auf Ihre verschobene «Die Reise geht weiter»-Tournee. Sie haben ein Enkelkind. oeschs-die-dritten.ch

«Nachdem mein Mann und ich bislang (fast) alles im Leben geteilt haben, möchte ich auch das Lebensende mit ihm teilen. Die Spitex weiss Bescheid. Wir mögen’s nicht so gerne fremdbestimmt. Wenn nicht Demenz oder eine andere Krankheit unser Alter diktieren wird, dann bitte auch keine Auslagerung in ein Altersheim oder dergleichen. Das Alter und dessen Ende daher am liebsten in unserem Haus, das wir vor bald 20 Jahren schon rollstuhlgängig konzipiert haben. Wir achteten bereits damals darauf, dass die ehemaligen Kinderzimmer ohne viel Aufwand zu Schlafzimmern für das Pflegepersonal umfunktioniert werden könnten. Und so bin ich zuversichtlich, dass ich, begleitet von meinen Kindern und Enkeln, von meinen Vertrauenspersonen mit den Füssen voran aus dem Haus getragen werde. Mein Mann und ich haben nicht vor, wiederzukommen, sondern uns dann in einer anderen Welt wiederzufinden: Das Beste zum Schluss!»

«Wir wohnen in einer Wohnung in einem Dreifamilienhaus. Als wir dort vor 20 Jahren eingezogen sind, waren unsere Söhne eben ausgeflogen. Es ist auf die Bedürfnisse eines Zweifamilien-Haushaltes ausgerichtet, in der Nähe des öffentlichen Verkehrs, von Restaurants und Läden. Da möchten wir bis ins hohe Alter leben.» BENEDIKT WEIBEL (74), ehemaliger SBB-Chef, hat sechs Enkelkinder. Er schreibt heute unter anderem Bücher. Am 6.September erscheint «Wir Mobilitätsmenschen. Wege und Irrwege zu einem nachhaltigen Verkehr», Verlag NZZ Libro.

ELLEN RINGIER (69) ist unter anderem Stiftungsratspräsidentin von

elternsein.ch und Herausgeberin vom Elternratgeber Fritz & Fränzi.

Sie und ihr Mann haben drei Enkelkinder.

«Das ist momentan unsere aktuelle Frage! Wir sind vor 13 Jahren von unserem Bauernhof mit viel Umschwung in eine grosse Attika-Wohnung gezogen. Seit Mitte der 80er-Jahre haben wir parallel dazu einen ZweitWohnsitz auf Teneriffa. Da wir mittlerweile dazu neigen, mehr Zeit dort verbringen zu wollen, stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, die grosse Wohnung in der Schweiz zu verkaufen und eine kleinere zu mieten?» TONI VESCOLI (79) ist Musiker. Er und seine Frau Ruth (87) haben ein Enkelkind. tonivescoli.net

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~ Aus der Praxis ~ DER HAUSARZT

Illustration: Irene Meier

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Der Hausarzt als Magier

Mediziner wissen gewisse Spontanheilungen nicht immer zu erklären. Immuniät, Regeneration oder ein starker Wille können auch mal ausreichen.

K

ürzlich erinnerte mich eine Mutter von zwei erwachsenen Töchtern daran, wie ich die Jüngere damals vom gelegentlichen Einnässen «geheilt» habe. Man muss dazu wissen, dass die Mutter eine sehr sachliche Person ist und mit Esoterik nichts am Hut hat. Das gilt notabene auch für mich. Und doch geschah bei jener kleinen Behandlung etwas, das wir nicht ganz erklären können. Natürlich war Suggestion Teil davon, selbstverständlich kennen wir die enorme Wirkung von Placebo, und doch bleiben Fragezeichen. Sie erzählt also, ich hätte mich nach Anhören der Geschichte neben dem Mädchen auf die Liege gesetzt und ihr ein geflochtenes Armbändchen über das Handgelenk gestreift. «So, das ist jetzt dein Wasser-

hahn», hätte ich erklärt. «Wenn du daran drehst, dann bleibt es trocken.» Und siehe da, es wirkte. Die Mädchen seien immer gerne in die Praxis gekommen, berichtete die Mutter. Vielleicht auch, weil wir einen ganzen Vorrat hatten an Murmeln, Ringlein, Bändchen, von denen man etwas mitnehmen durfte? Natürlich freut mich die Geschichte ungemein. Es hat ja auch längst nicht immer alles so gut geklappt. Von einem aber bin ich überzeugt: Das Mädchen, die Mutter und ich haben in jenem zauberhaften Moment ein stilles Bündnis geschlossen. Wir dachten ausschliesslich an dieses eine Problem und das mag durchaus etwas Magisches an sich haben. Das ist der Kern der guten Medizin. Die gemeinsame Konzentration und das Ab-

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kommen, dass es richtig ist, was man in diesem Moment zusammen beschliesst. Ich habe über viele Jahre die Kurse der Gesellschaft für die seriöse medizinische Hypnose besucht und dort etwas ganz Wichtiges gelernt: Das Unterbewusste ist oft ein guter Ratgeber für die Menschen. Wir stehen uns nicht selten im Weg mit unserer Klugheit, unserem Wissen und der Vernunft. Sie kennen das alle, liebe Leserinnen und Leser, plötzlich begreift man etwas, es geht einem ein Licht auf. Immer wieder habe ich Suggestionen spielerisch eingesetzt, wohlverstanden nach seriösem Abklären und Untersuchen. So habe ich über Jahre Kindern Warzen abgekauft. Ich setzte einen kleinen Vertrag auf, mit dem ich bestätigte, dass es für jede verschwundene Warze zwei Franken Belohnung gibt. Auch das hat nicht immer geklappt, aber wenn, dann war es ein Erfolgserlebnis für alle. Den Vogel abgeschossen hat ein Knabe, der mit zwölf Warzen an den Zehenkuppen

sie keine Scharlatane sind, spielen sie ihre Rolle als gute Geister im Welttheater der Medizin. •

EDY RIESEN (70) war als Hausarzt in Ziefen (BL) tätig. Er führte bis vor Kurzem eine Praxis mit seinem Schwiegersohn und ist mehrfacher Grossvater.

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Im einzigartigen Tropengarten mit Erlebnisausstellung und integrierter Fischzucht gibt es für Gross und Klein viel zu

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kam und alle innerhalb drei Wochen «wegzauberte». Sie können die Belohnung ausrechnen. Auch mein eigener Sohn, damals gerade in einer ziemlich halsstarrigen Phase, wollte seine zwei Dutzend Wasserwärzchen an den Unterschenkeln partout nicht wegkratzen lassen. Oh je, diese pusteligen Beinchen waren keine gute Reklame für den Dorfdoktor. Endlich eröffnete ich ihm, dass ich es am Tage X tun würde. Am Vortage des gefürchteten «Warzenmassakers» kam er strahlend zu mir. Alle Wärzchen waren weg. Siehe da, es funktioniert auch unbewusst. Wie aber steht es mit den Wunderheilungen von Lourdes und anderswo? Wie oft benutzen Ärzte und andere Therapeuten (unbewusst) Suggestionen? Ich behaupte, dass einige dieser geheimnisvollen Vorgänge alltäglicher sind, als allgemein angenommen, dass es eben immer wieder vorkommt, dass der Mensch sich selbst heilen kann. Das ganze Brimborium und die Mystifizierung ist oft viel Begleitlärm zu natürlichen Vorgängen, die mit Immunität, Regeneration und manchmal auch mit Willen zu tun haben. Lassen wir den Heilern, den Grotten, den Heiligen und ab und zu den Hausärzten ihren Platz. Wenn

ERLEBEN SIE DAS GRÜNE WUNDER


~ Aus der Praxis ~ DIE HEBAMME

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Geburt im Dreigenerationenhaus Die Hebamme wird zu einer Hausgeburt an einem abgelegenen Ort gerufen, wo die Grosseltern des Neugeborenen in Hörweite leben.

merke ich sofort. Julia hat keine Zeit für die Hebamme, welche zur hochschwangeren Mama kommt.

CAROLE LÜSCHER (47) ist Hebamme Msc, Geschäfts­führerin der Hebammenpraxis 9punkt9 in Bern, freie Dozentin und engagiert sich berufspolitisch. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. 9punkt9.ch

G

emeinsam mit seinen Eltern leben Samuel und Karin mit ihrer dreijährigen Tochter Julia in einem Zweifamilienhaus. Oben die junge Generation, unten die ältere. Der Garten und viel Alltag werden geteilt. Für alle Beteiligten ist es ein Gewinn: Julia pendelt frischfröhlich von oben nach unten, je nachdem, wer von den Erwachsenen für sie Zeit hat oder wo es das bessere Essen gibt. Karin und Samuel geniessen es, im stressigen Alltag manchmal an einen gedeckten Tisch sitzen und ab und zu die quirlige Julia abgeben zu können. Samuels Eltern, «Oma» und «Opa», sind ein Rentnerpaar Mitte sechzig. Sie haben das grosse Haus, in dem sie selbst vier Kinder grossgezogen haben, in ein Zweifamilienhaus umgebaut, damit ihr Sohn mit seiner Familie nahe bei ihnen leben kann. Ihre drei anderen Kinder sind der Liebe wegen ins Ausland gezogen. Auch Schwiegertochter Karin ist eine Deutsche, doch sie und Samuel haben sich für ein Leben in der Schweiz entschieden. «Gottseidank!», sagt Samuels Vater. Oma und Opa verbringen mehrere Wochen pro Jahr im Ausland bei ihren anderen Kindern und Enkeln, was die kleine Julia gar nicht schätzt, weil sie ihre Grosseltern dann schrecklich vermisst. Oma und Julia sind ein Herz und eine Seele, das

Sie ist in ein Rollenspiel mit Oma vertieft. Erst am Schluss, als ich den Blutdruck messe und die Herztöne höre, kommen die beiden dazu. Da schaut Julia ganz genau hin, und Oma ist aufgeregt, da die zweite Geburt im Haus ansteht. Karin hat unregelmässige Wehen und mich früh gerufen, da sie bereits eine sehr schnelle erste Geburt hatte. Mein Anfahrtsweg ist lange, ich bleibe deshalb im Haus und warte ab, auch die zweite Hebamme rufe ich dazu. Julia geht zum Znacht und Einschlafen zu Oma. Es ist nun 23 Uhr und die Wehen nehmen nicht wirklich zu. Von unten hören wir immer wieder Julia fröhlich plappern und singen. «Julia kann wohl nicht einschlafen», sagt Karin besorgt, «sie schläft immer in ihrem Bett. Wenn wir weg sind, kommt Oma rauf.» Samuel geht nach unten und kommt mit der übermüdeten Julia wieder. «Es geht nicht», sagt er. Wir beschliessen, dass wir uns alle hinlegen, Julia zwischen den Eltern im grossen Bett, ich und meine Kollegin auf dem Sofa. Julia plaudert noch ein bisschen und schläft dann um Mitternacht ein. Auch wir schlafen schnell ein. Wir sind es gewohnt, jede Minute Schlaf zu nutzen. Als Samuel uns eine Stunde später weckt, höre ich Karin intensiv atmen. «Hat sie schon lange so starke Wehen?» frage ich. «Nein, es ist erst die dritte. Sobald Julia eingeschlafen war, ging es los.» Ich bin froh, sind wir dageblieben und ist alles bereit, denn keine 20 Minuten später wird Lenny geboren, ein gesunder Junge. Und da Oma und Opa während der intensiven 20-Minuten-Geburt ebenfalls nicht schlafen können, fiebern sie unten mit und kommen eine Stunde nach Lennys erstem Schrei nach oben – auf leisen Sohlen und mit einer Flasche Sekt in der Hand! •

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~ Aus der Praxis ~ DIE PSYCHOLOGIN

Einliegerwohnung EINE GROSSMUTTER (74) FRAGT: Meine Tochter und ihr Mann haben vor einigen Jahren ein älteres Einfamilienhaus mit einer kleinen Einliegerwohnung, die sie vermieten, gekauft. Von Anfang an hege ich den geheimen Wunsch, in diese Wohnung ziehen zu können, obwohl sie kleiner ist als meine Mietwohnung. Ich bin alleinstehend und hätte Zeit, für meine Enkelkinder zu kochen oder auch mal etwas im Garten zu helfen. Ich hoffte, meine Tochter möge selbst auf die Idee kommen, aber bis jetzt war das nicht der Fall. Ich bin unsicher, ob ich mich offenbaren soll.

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hr Wunsch, die kommenden Jahre nahe bei Ihrer Familie zu verbringen, kann ich gut nachvollziehen. Die Nähe vermittelt ein Geborgenheitsgefühl, eine Art seelische Heimat womöglich. Zudem könnten Sie sich weiterhin sehr nützlich fühlen, ihre Tochter und deren Familie entlasten und darüber hinaus viele beglückende Momente mit Ihren Enkelkindern erleben. Aber Sie ahnen es: Im gleichen Haus zu wohnen wie die Nachkommen, birgt auch das Risiko möglicher Konflikte und schafft gegenseitige Abhängigkeiten. Da es, wie so oft, auch bei Ihrem Anliegen keine eindeutige Antwort gibt, möchte ich Ihnen stattdessen einige Fragen zum Überlegen unterbreiten. Zum Beispiel: Schlummern unter Ihren praktischen Gedanken bezüglich Kinderhüten und Gartenpflege noch tiefere Wünsche oder Fantasien? Möchten Sie allenfalls etwas gutmachen, was Sie in jüngeren Jahren Ihrer Tochter gegenüber versäumt

DAGMAR SCHIFFERLI (67) ist Psychologin und Dozentin für Gerontologie und Sozialpädagogik, veröffentlicht zudem Romane und Erzählungen. Sie hat eine Tochter und drei Enkelkinder. dagmarschifferli.ch Fragen an: beratung@grosseltern-magazin.ch Die Fragen werden anonymisiert.

haben? Was verlieren Sie, wenn Sie Ihren bisherigen Wohnort verlassen würden? Kann die Nähe zu Ihrer Familie mögliche Verluste aufwiegen oder könnte die Beziehung mit zusätzlichen Bedürfnissen überfrachtet werden? Wie stellen Sie sich das Zusammenleben mit Ihrer Familie vor, wenn Sie und Ihre Enkelkinder älter sind? Wenn vielleicht nicht mehr Ihre Enkelkinder Betreuung brauchen, dafür aber Sie vermehrt Hilfe? Wie sind Sie in Ihrer Familie bisher mit Konflikten umgegangen? Konnten Sie jeweils Dinge offen ansprechen und eine gemeinsame Lösung finden? Dies sind nur einige wenige Überlegungen, die Sie sicherlich noch ergänzen können. Falls Sie danach immer noch den Wunsch hegen, in die Einliegerwohnung zu ziehen, ist es ratsam, sich vor einem Gespräch auch auf eine negative Antwort Ihrer Tochter einzustellen. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen! •

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Von KINDERREGION.CH ( Text) und MARIE-ANNE SPROSS (Illustration)

AB IN DIE HÖHE

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BADEN ZÜRICH

RAPPERSWIL ZUG

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SCHWYZ 4

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~ Service ~ UNTERWEGS

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Per Gondel, Luftseilbahn, Standseilbahn oder Bus: Wir machen uns auf ins Abenteuer auf kinderfreundlichen Wanderwegen, Spielplätzen und zu wunderbaren Aussichtspunkten.

l in r tike eit E in A a n rb mm e ion Zu s a in d e r r e g K r e mi t d

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LUFTSEILBAHN ILLGAU, ST. KARL Gleich bei der Bergstation beginnt das Abenteu­ er, denn hier startet der Chäferli­weg: Spürsinn aktivieren und los geht die Suche nach den sieben Kin­ dern der Familie Käfer. Für Unterhaltung sorgen auch die Kletterwand und der Waldspielplatz. Die Grill­ stellen entlang des Wegs sind ideal für eine kleine Stärkung zwischendurch. seilbahn.illgau.ch

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SESSELBAHN AMDEN, MATTSTOCK Das Wandergebiet auf 1292 m ü M. überrascht mit lustigen Aktivitäten für Kinder und Erwachsene. Der Munggeweg führt Spürnasen zu zwölf span­ nenden Erlebnisstationen, im Streichelzoo gibt es Tiere zu bewundern, beim Aussichtsturm kann mit der Holzkugelbahn gespielt werden und der Barfuss­ pfad führt zur uralten Fichte, die viel zu erzählen weiss. amden-weesen.ch

Coronabedingt sind einige Angaben ohne Gewähr.

3

BUS BADEN, BALDEGG In kürzester Zeit von der Stadt Baden mitten aufs Land – im abwechslungsrei­ chen Naherholungsgebiet Baldegg erwarten Familien zahlreiche Spazierwege und Ruheplätze. Umge­ ben von Natur kann Gross und Klein Sonne tanken, gemütlich spazieren und zusammen sein. Und wenn der Hunger kommt, geht es ins Liegehalle-Beizli oder ins Restaurant Baldegg mit grossem Spielplatz. dein.baden.ch 4

STANDSEILBAHN STOOS Das autofreie Bergdorf Stoos ist ein Paradies für Familien. Nicht nur die atemberaubende Natur, die Berge und Seen lo­ cken in die Höhe, auch die zahlreichen Angebote wie der Moorerlebnisweg, der Spielplatz Fronalpstock mit Geissli-Streichelzoo, das Stoos-Seeli und die vielen Grillplätze versprechen einen unvergesslichen Ausflug mit den Liebsten. stoos-muotatal.ch

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~ Herausgepickt ~ DREHGONDELBAHN SATTEL-HOCHSTUCKLI Auf dem Weg nach oben geniessen Familien die 360°-Sicht auf Täler und Seen, bevor sie sich auf die zahlreichen Angebote auf dem Berg freuen können. In Rondos Kinderwelt wird getobt und gespielt. Auf der Hüpfburg, der Tubing- und der Rodelbahn ist Action angesagt. Auf der Hängebrücke «Skywalk» schiesst der Adrenalinspiegel in die Höhe und auf dem Themen- und Erlebnisweg «Geissä Wäg» wird entdeckt und spielerisch gelernt. sattel-hochstuckli.ch

Pläne schmieden leicht gemacht: Diese und weitere Ausflugsideen finden Sie unter kinderregion.ch/ab-in-die-hoehe


~ Service ~ UNTERWEGS

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~ Wandern ~

Talalpsee

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er Ausgangspunkt dieser Sommerwanderung ist die Talstation der nostalgischen Sesselbahn Habergschwänd in Filzbach (GL). Der ausgeschilderte Wanderweg zum Talalpsee führt in 30 Minuten über Alpweiden und durch ein kurzes Waldstück, dazwischen geniesst man den Ausblick auf die Churfirsten. Geologie-Interessierte erfahren unterwegs, wohin das Talalpsee-Wasser ohne Seeabfluss fliesst und an welcher Stelle man unbedingt das Echo austesten sollte.

~ Übernachten ~

Aussicht

Beim See besteht die Möglichkeit, im Restaurant einzukehren oder an einer der beiden Feuerstellen zu bräteln. Badehose nicht vergessen! Nach einer Umrundung des Sees (30 Minuten) kann man zurück zur Bergstation spazieren oder hinab nach Filzbach wandern (1 Stunde). ~KD ZUM TALALPSEE, FILZBACH (GL) Start/Ziel: Sesselbahn Habergschwändi, Filzbach Wanderzeit: Rund 2 Stunden. Einkehren: Restaurant Talalpsee 1279 m

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m Rand von Vitznau thront etwas erhöht das Hotel Flora Alpina. Gäste mit Kindern werden sich über die grosszügige Parkanlage mit Blick auf den Vierwaldstättersee freuen. Die Gegend rund um die Rigi ist reich an Erlebnissen für die ganze Familie: Minigolf, Klettern, Seilpark gibt es in nächster Nähe, das Verkehrshaus oder der Gletschergarten in Luzern sind nur eine Schifffahrt entfernt. Bis 6 Jahre übernachten die Enkelkinder kostenfrei im Bett der Grosseltern. Familienzimmer für 2 Erwachsene und 2 Kinder ab 272 Franken. ~KD

glarnerland.ch

1085m

704 m

HOTEL FLORA ALPINA 6354 Vitznau 041 399 70 70 welcome@floraalpina.ch Foto: Schweiz Tourismus

floraalpina.ch

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~ Service ~ UNTERWEGS

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Skulpturen zum Tanzen und Lauschen

us s t ha Kun STER r e au E Aa rg MSraTu U E US Aa

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uby (4) und die Grossmutter zeigen CoOpa Thomas das Kunsthaus in Aarau. Da ist gerade eine grosse Ausstellung mit Schweizer Skulpturen seit 1945. Die breiten sich auch aus in den Park, wo sie den Skulpturen der dortigen Dauerausstellung Gesellschaft leisten. Ruby stützt den riesigen roten Tropfen, entdeckt Wölfe im Gebüsch, die sie furchtlos kitzelt, tanzt mit filigranen Gestalten. Hinter dem Fenster an der Wendeltreppe, die von der Dachterrasse ins Museum führt, machen geschnitzte Männerfiguren, die in Seilen hängend nach unten stürzen, alle neugierig. In den Sälen seufzt Opa Thomas aber auf: «Das ist mir einfach viel zu viel! Hier ist es VOLLGESTELLT, fast wie in einem Brockenhaus!» Ruby und die Grossmutter kennen sich aus mit Brockenhäusern: Da muss man halt gezielt auswählen, dann wieder

schlendern und offen sein für Überraschungen. Aber zuerst hat Ruby Durst. Und sie bekommt vom netten Mann im Museumscafé einen Holundersirup geschenkt! Danach ist sie wieder sehr konzentriert und mit ein wenig Unterstützung ihrer Begleiter wählt sie für eine genauere Betrachtung die Figur aus, deren Schlenkerarme sich mit einem Pedal in Bewegung setzen lassen (Jean Tinguely), eine rosa nackte Frau aus Wachs, die vom Kopf her abbrennt (Urs Fischer), eine Eisskulptur, die langsam schmilzt (Frantiček Klossner), einen Stein mit der Projektion von Händen und Sternenexplosionen darauf (Pippilotti Rist) und eine Rakete, die aussieht wie aus einem Comic, in der leise Musik läuft (Sylvie Fleury). Dann bestimmt Ruby: «Ich habe Hunger.» Sie wählt in der Bäckerei ein sehr skulpturales «Vogelnäschtli» aus. Opa Thomas hat keinen Hunger, erzählt aber allen, dass sie unbedingt in die Ausstellung müssen. • Bis 26. September Ausstellung «Schweizer Skulptur seit 1945» Aargauer Kunsthaus, Aargauer Platz, Aarau Di– So 10 –17 Uhr Do 10 –20 Uhr Erwachsene 17 Franken Kinder bis 16 Jahre gratis aargauerkunsthaus.ch

ELI WILHELM (61) testet mit Enkelinnen, befreundeten Kindern und Jugendlichen regelmässig Museen. museumstester.ch # 04 ~ 2021


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ENGADIN

SAMSTAG, 4. UND SONNTAG, 5. SEPTEMBER 2021 Gastgeber des Nationalen Wandertags 2021 sind St. Moritz, Silvaplana und Sils. Die Wanderinnen und Wanderer werden auf den drei prächtigen Routen von bekannten Persönlichkeiten begleitet, und für beste Unterhaltung sorgt ein Rahmenprogramm mit Musik und Festwirtschaft. Infos und Anmeldung unter: schweizerfamilie.ch/wandertag

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DER 13. NATIONALE WANDERTAG DER «SCHWEIZER FAMILIE» WIRD UNTERSTÜTZT VON: VERANSTALTER

VERANSTALTUNGSREGION

HAUPTPARTNER

PARTNER

SPONSOR

PATRONAT


~ Service ~ KURS

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Wohnen im Alter

INFOABEND IN KOOPERATION MIT PRO SENECTUTE BERN

ZU HAUSE IST DORT, WO NICHT NUR DER SCHLÜSSEL PASST ! Im Verlauf des Lebens verändern sich die Bedürfnisse von uns Menschen. Deshalb sind wir immer wieder gefordert, über unsere Wohn- und Lebensform nachzudenken. Entspricht sie noch unseren Bedürfnissen? Ein Referat mit anschliessender Diskussion bildet den Rahmen für eine Auseinandersetzung mit den erwähnten Themen und Fragen. ● Entwicklungen und aktuelle Trends im Alter(n) ● Bedürfnisse und Wohnformen im Alter(n) ● Gestaltungsmöglichkeiten der Wohn- und Lebensform im Alter(n)

DATUM

Freitag, 29. Oktober 2021 19 –20.30 Uhr KURSORT

Berner Generationenhaus bernergenerationenhaus.ch

LEITUNG

Christa Schönenberger ist Soziokulturelle Animatorin und arbeitet bei der Pro Senectute Kanton Bern im Bereich Gemeinwesenarbeit. Sie betreut verschiedene Projekte rund um das Generationenwohnen und Wohnen im Alter(n). Aktuell ist sie an der Masterausbildung Soziale Innovation an der FHNW Soziale Arbeit. Sie ist Mutter von 7 Kindern und wohnt in Burgdorf.

KOSTEN

20 Franken

Ein Infoabend in Zusammenarbeit mit

ANMELDUNG FÜR DEN INFOABEND Vorname und Name Strasse und Nr.

PLZ und Ort

Telefon

E-Mail Anmeldung bis 15. Oktober 2021 an: Grosseltern-Magazin, Wohnen im Alter, Kronengasse 4, 5400 Baden, oder per Mail an verlag@grosseltern-magazin.ch Nach Eingang Ihrer Anmeldung erhalten Sie eine Bestätigung und weitere Informationen.

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78. Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung

Gastkanton Schaffhausen

olma.ch


~ Service ~ ~ 04 / 2021 ~ UNTERWEGS WETTBEWERB

Gewinnen Sie eine Wanderreise von IMBACH an die Riviera des Walensees im Wert von 1080 Franken.

Auf dieser 4-tägigen Wanderreise Ende Oktober an der Riviera des Walensees geht es durch Wiesen, Wälder und Rebberge und zu beeindruckenden Aussichten. Dank des sonnigen und milden Klimas versprüht die Region auch im Herbst noch einen fast mediterranen Charme. Die Region rund um den Walensee ist eine Welt für sich. Sehr beliebt ist die Ortschaft Quinten, welche nur zu Fuss oder per Schiff zu erreichen ist. Geschützt gegen Norden wachsen auf der Südseite der Churfirsten auch Hanfpalmen und Feigen. Die durch eine erfahrene IMBACH Wander- und Reiseleiterin aus der Region geführten Wanderungen führen am ersten Tag von Mols nach Murg auf der gegenüberliegenden Seite der imposanten Churfirsten (3h), am zweiten Tag nach Quinten mit einem Abstecher zu den Seerenbachfällen, den höchsten Wasserfällen der Schweiz, und der Rinquelle, eines der grössten unterirdischen Flusssysteme Europas (3h), am dritten Tag von Sargans durch die Sonnenstube des Rheintals bis zur Ruine Wartau (4h) und am letzten Tag vom Weinbaudorf Fläsch auf den flachen Regitzerspitz mit einem wunderbaren Blick ins Rheintal. Sie logieren im traditionsreichen 3* Seehotel in Walenstadt, direkt am Ufer des Walensees. Der Preis beinhaltet neben den geführten Wanderungen die Unterkunft, Halbpension und die Transfers mit Postauto und Schiff sowie eine Besichtigung einer Seidenraupenzucht in Quinten. Übrigens: Auch wer nicht gewinnt, kann profitieren: Mit dem Rabattcode «WALENSEE21» erhalten Sie bei einer Buchung bis Ende September 2021 einen Rabatt von 25 Franken pro Person auf die Wanderreise «Walensee». imbach.ch/wawalen

~ Verlosung ~

SO KÖNNEN SIE GEWINNEN Schicken Sie bis zum 12. September 2021 eine E-Mail oder eine Postkarte mit dem Betreff «Walensee» an wettbewerb@grosseltern-magazin.ch oder an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Die Reise findet vom 25. bis 28. Oktober 2021 statt # 04~~2014 2021 # 01

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Jäggli mit Herz Von ILONA HERZOG (Gestricktes)

GRÖSSE/MASSE Gösse 86 bis 92 Oberweite 60 cm Länge 33 cm

MATERIAL Baby Cotton von Lang Yarns (100% Bio Baumwolle) 180 m/50g, 150 g = 3 Kn Farbe 48 altrosa, 1 Paar Nd Nr. 3.0,

MUSTER I 1 M re, 1 M

MUSTER II Glatt li = Vorders li, Rücks re

MUSTER III Herzmotiv gem Strickschrift 1

MUSTER IV Sternmotiv gem Strickschrift 2

# 04 ~ 2021


~ Service ~ STRICKEN

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Halsausschnitt: Wenn noch 23 M auf der Nd sind für den Halsausschnitt an der li Kante 6 M abk, anschl jede 2. Nd 1 x 4, 1 x 2 und 2 x 1 M abk, die restl 3 M abk.

MASCHENPROBE 28 M und 36 R = 10 x 10 cm

Rechtes Vorderteil: gegengleich arb, jedoch das Sternmotiv nach 13 cm oder in gleicher Höhe wie beim li Vorderteil arb.

AUSFÜHRUNG Rückenteil: Anschlag 85 M, 2 cm im Muster I str, anschl im Muster II weiterstr.

Ärmel: Anschlag 64 M, 2 cm im Muster I str, anschl im Muster II weiterstr. Den Raglan bei 5 cm ab Anschlag wie beim Rückenteil arb, die restl 16 M abk.

Herzmotiv: Bei 12 cm ab Anschl das Herzmotiv gem Strickschrift 1 über die mittleren 35 M str. Raglan: Bei 20 cm ab Anschl für den Raglan beids 1 x 2 M abk. Anschl beids jede 2. Nd 22 x 1 M wie folgt abn: Rdm, 2 M li, 2 M li zus str, bis 5 M vor Nadelende str, 2 M li zus str, 2 M li, Rdm. Die restl 37 M abk.

Fertigstellung: Nähte schliessen, Ärmel einsetzen. An den Vorderteilkanten je 77 M aufn, im Muster I str. An der re Verschlussborte 1 Knopfloch wie folgt arb: 62 M str, 2 M ohne Faden abk und gleich wieder anschl. Bei 2 cm alle M abk. Für die Halsborte aus dem Halsausschnitt inkl. Schmalkante der Verschlussborten 113 M aufn (Vorderteil je 23, Ärmel je 16 und Rückent 35 M), im Muster I str. Bei 1 cm Bortenhöhe ein Knopfloch wie folgt arb: Rdm, 2 M str, 2 M ohne Faden abk und gleich wieder anschlagen. Bei 2 cm Bortenhöhe alle M abk.

Linkes Vorderteil: Anschlag 41 M, 2 cm im Muster I str, anschliessend im Muster II weiterstr. Sternmotiv: Bei 7 cm ab Anschl das Sternmotiv gem Strickschrift 2 über die mittleren 27 M str. Den Raglan an der re Kante wie beim Rückent arb.

- = 1 M Vorders li, Rücks re 40 38 36 34 32 30 I I 28 I I 26 I I 24 I I 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 -

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I = 1 M Vorders re, Rücks li

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Das Material stammt von Strickcafé GmbH, dem Onlineshop rund ums Stricken und Häkeln: strickcafe.ch # 04 ~ 2021


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~ Service ~ BASTELN

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~ Service ~ BASTELN

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Von IRENE MEIER (Umsetzung ) und MIRJAM GRAF (Foto)

her  Ausrollen, in Form bringen, zusammendrücken: Man kann nie genug Knete im Haus haben. Vor allem, wenn man sie so leicht selber machen kann.

DAS BRAUCHT'S

SO GEHT’S

• 600 g Mehl • 210 g Salz • 7 EL Öl • 3 EL Zitronensaft • 430 bis 450 ml kochendes Wasser • Lebensmittelfarbe

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Mehl und Salz in eine grosse Schüssel geben. Öl, Zitronensaft und kochendes Wasser dazugeben und anschliessend von Hand gut durchkneten. Jetzt die fertige Knete nach Belieben teilen und mit verschiedenen Lebensmittelfarben einfärben. Lange kneten, damit sich die Farbe gut verteilt. Die Knete sollte nach Gebrauch luftdicht verschlossen und am besten im Kühlschrank aufbewahrt werden. Sie ist etwa ein halbes Jahr haltbar.


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~ Service ~ EXPERMENTIEREN

Wunder Wasser Wasser ist alltäglich, doch niemals langweilig – zumindest nicht für Kinder. Warum das Spielerische nicht gleich mit einem Experiment verbinden?

Ob im Regen oder am Strand: Wasser ist nass. Warum dringt es nicht durch eine Regenjacke, durch den Badeanzug aber schon? Eine Materialstudie mit Wasser.

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71 asser ist alltäglich und einzigartig zugleich. Wir verbringen keinen Tag ohne Wasser. Es ist die Grundlage für alles Lebendige und besitzt viele faszinierende Eigenschaften. So kann Wasser gewisse Gegenstände verändern und andere nicht. Was geschieht, wenn man barfuss oder mit Socken ins Wasser steigt? Wie verändern sich Holz, Metall oder Plastik, wenn sie mit Wasser in Berührung kommen? Um Antworten darauf zu finden, können die Kinder verschiedene Materialien zusammentragen und ordnen – von der Znünibox bis zum Putzlappen. Dann geht es ans Experimentieren. In eine Pipette wird Wasser aufgezogen und vorsichtig gibt man einige Wassertropfen auf die Gegenstände. Durch die Oberflächenspannung des Wassers können die Kinder die kugelförmigen Tropfen gut beobachten. Wie verhalten sich die Wassertropfen auf den unterschiedlichen Materialien? Planen Sie mit Ihren Enkelkindern genügend Zeit für das genaue Beobachten ein. Denn manche Materialien, wie beispielsweise Fleece oder Papier, erscheinen erst wasserabweisend, lassen das Wasser aber nach ei-

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Wasser und Farben: So entsteht Kinderkunst.

niger Zeit durch. Auch ausprobieren: Ein Bild mit Farben und Wassertropfen zeichnen. •

DAS BRAUCHT’S • Pipette oder Pinsel mit viel Wasser getränkt • Gefäss mit Wasser • Verschiedene Gegenstände: Regenjacke, Folie, Znünibox, T-Shirt, Erde etc. • Papier • Fliesspapier • Filzstifte

SO GEHT’S 1 2 3 4 5

Die Pipette wird mit Wasser gefüllt, oder ein Pinsel im Wasser getränkt. Die unterschiedlichen Gegenstände werden benetzt. Gemeinsames Beobachten, was mit den Gegenständen geschieht. Nun wird's bunt: Mit Filzstift werden Farbkleckse auf ein Papier gemalt. Wassertropfen darauf verteilen, sodass sich die Farbe verteilt und vermischt.

Text und Bilder aus dem Lehrmittel «Kinder begegnen Natur und Technik» des Lehrmittelverlags Zürich. lmvz.ch # 04 ~ 2021


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Nahverkehr n ke l i i t A r ti rbe a Ein n e ilk amm Zus S wis sm t mi

Warum sollte es Kinder interessieren, wo und von wem die Nahrungsmittel produziert werden, die sie täglich essen ? Ist das nicht egal, Hauptsache, sie machen satt und schmecken ? Hier ein Mini-Plädoyer für regionales und saisonales Einkaufen. Kinder lernen von den Erwachsenen. Dazu gehört insbesondere der Umgang mit anderen

REGIONAL EINKAUFEN Beeren pflücken auf dem Feld, Einkaufen im Hofladen oder ein Besuch auf dem Bauernhof gibt Ihrem Enkelkind die Möglichkeit, einen Blick aufs Feld und in den Stall zu werfen. Das schafft gegenseitige Wertschätzung.

Lebewesen, den natürlichen Ressourcen und den Mitmenschen. Als Eltern und Grosseltern prägen wir das Einkaufs-, Ess- und Konsumverhalten unserer Kinder und Enkelkinder. Diese sind durchaus empfänglich für gute Argumente, wenn es um den Schutz der Umwelt und von Tieren geht.

Fotos: zvg

PRODUKTION IN DER SCHWEIZ BEDEUTET KÜRZERE TRANSPORTWEGE

Frische saisonale und regionale Zutaten für ein gesundes Zvieri. Weitere Familienrezepte finden Sie auf unserer Rezeptdatenbank. Scannen Sie dazu mit Ihrem Smartphone den QR-Code oder Sie lassen sich unter swissmilk.ch/rezepte

inspirieren.

Stammen die Fischstäbli aus dem Atlantikfang, die Spargeln aus Peru und die Mandeln aus Kalifornien, müssen sie weit reisen, um bei uns verkauft zu werden. Das belastet die Umwelt mit grauer Energie. Je regionaler wir einkaufen, desto nachhaltiger ist das bezüglich Transport.

SAISONAL AUSWÄHLEN Setzen Sie in jeder Jahreszeit bei der Auswahl von Obst und Gemüse auf einheimische Saisonalität und erklären Sie Ihren Enkeln, weshalb Erdbeeren im Winter keinen Platz auf ihrem Teller haben.

ESSEN, WAS GERADE SAISON HAT Saisonale Früchte und Gemüsesorten sind zu einer von der Natur bestimmten Zeit im Jahr reif und werden nach der Ernte regional verkauft. Sie können im Freiland wachsen oder aus dem geschützten Anbau wie Folientunnel oder Glashaus ohne Beheizung oder künstliche Beleuchtung stammen. Importiertes Obst und Gemüse fällt nicht unter den Begriff «saisonal» – unabhängig davon, ob sie vor Ort gerade Saison haben.

ESSEN NICHT WEGWERFEN FRAGEN SIE UNS Möchten Sie mehr Informationen zu einem bestimmten Thema? Schreiben Sie uns eine Mail an: ernaehrungsberatung@swissmilk.ch

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Sicher kennen Sie viele feine Rezepte, um Resten weiter zu verarbeiten. Damit können Sie Ihren Enkelkindern zeigen, dass Essen nicht in den Abfall gehört.


~ Service ~ BACKEN

E L L O R KEKS

E T T R U B

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I

ch kann mich noch daran erinnern, wie ich vor vielen Jahren meiner Grossmutter beim Backen helfen durfte. Damals hat sie mir erlaubt, die Kekse mit dem Wallholz klein zu schlagen. Heute wünsche ich mir immer, wenn wir nach Ungarn gehen, dass sie ihre Butterkeks-Rolle macht, und die macht sie immer noch gleich gut wie vor zehn Jahren. •

So geht's Alle Zutaten für den Teig zusammenkneten. Backpapier mit Puderzucker bestäuben und den Teig darauf ca. 0,5–1cm dick ausrollen. Die Zutaten für die Füllung verrühren und auf den Teig verteilen. Anschliessend den Teig mit Hilfe des Backpapiers aufrollen und in den Kühlschrank stellen. Kalt geniessen.

Illustration: Anna Fekete

Das braucht's Für den Teig 250g Petit Beurre, grob gerieben 45g Puderzucker 45g Butter 50g Aprikosenkonfitüre 1dl Kaffee ein wenig Rum/Rum-Aroma Für die Füllung 100g Butter 1 EL Kakaopulver 50g Puderzucker und ein wenig zum Bestäuben

Dieses Rezept stammt von unserer Praktikantin Anna Fekete. Was kochen, backen oder essen Ihre Enkelkinder gerne, wenn sie bei Ihnen sind? Wir freuen uns über Ihre Z ­ uschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch

# 04 ~ 2021


~ Service ~ LESEN

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Was die Bilder auch noch erzählen

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in Grossvater und sein Enkel ziehen «früh los» – berg-

wärts. Auf der Wanderung gibt es viel zu entdecken, aber letztlich geht es um unterschiedliche Kräfte, um das Jungsein, das Altwerden und das gegenseitige Verständnis. Erst hüpft das Kind voraus, dann fordert die Müdigkeit des Alten die Umkehr. Der Berg funktioniert auch als nicht-erreichtes Ziel gut: Dass der Grossvater früher ganz oben war, benennt Tatsachen von damals und ergibt ein Sinnbild für heute. Doch passend zum Thema dieses Magazins schaue ich jetzt auf die Wohnverhältnisse: Bevor die Geschichte einsetzt, sehen wir, wie Jon am Vorabend von zu Hause aus allein zum Grossvater geht. Eine Übersichtlichkeit à la Bullerbü. Vor dem Hof von Jons Eltern steht eine Hüpfburg; vor dem Haus des Grossvaters auch. So wohnt kein Alpöhi. Nein, Daniel Fehr erzählt von einem Rentner (Witwer?), der Brot backt und das Schlafsofa einrichtet für seinen Enkel. Die meisten von uns kennen das Foto der aufgekratzten Seniorin, die aus der SBB-Werbung grinst und

und Möbeldesign, dass sich dieser Mann vor rund 50 Jahren eingerichtet hat. Dass er beim Abendessen die Finken abstreift unterm Tisch, dass er die Fotoschachtel holt, die auf einem früheren Bild neben den Ordnern zu sehen war, das sind wichtige Details. Sie tauchen nicht auf im Text, die Illustratorin hat sie imaginiert und illustriert. Wir haben die Erfahrung, dass Kinder solche Zeichen beim wiederholten Anschauen entdecken und aufgreifen. Vermutlich lesen sie auch Einrichtungen genauer als wir annehmen. Bloss ist das selten Gesprächsthema. • HANS TEN DOORNKAAT (68) hat nie aufgehört, Kinderbücher zu lesen. So hat er ein vielseitiges Wissen über Lesestoffe für Kinder und Jugend­liche gesammelt. Er ist als Lektor, Literaturkritiker und Dozent tätig.

früh los, Daniel Fehr und Lotte Bräuning, Thienemann, 2021. 32 Seiten, ca. 24 Franken. Ab 4 Jahren

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Illustration: © Thienemann Verlag, Lotte Bräuning

Zeig mir, wie du lebst und ich rate, wer du bist. So oder ähnlich könnte man die detailreichen Illustrationen dieses Bilderbuchs verstehen, dessen Inhalt sich eigentlich um etwas ganz anderes dreht.

die Ticket-App fürs Handy anpreist. Auch Illustratorin Lotte Bräuning zeigt einen lachenden Alten. Aber die Küchenmöbel und die Bundesordner im Regal charakterisieren ihn als im besten Sinn «gewöhnlichen» älteren Mann. Es gehört zu kurzen Texten und Illustrationen, dass sie verdichten, typisieren. Aber machen wir nicht ein Gleiches, wenn wir eine Wohnung betreten? Wir nehmen einige «Signale» wahr und schliessen auf die Bewohnerinnen und Bewohner. Natürlich geht es in einem Bilderbuch um die Geschichte. Aber die Figurenzeichnung und Kulisse erzählen mit. Wie Bräuning Clichés nutzt und sie zugleich nuanciert, das illustriert auch, was die Illustratorin kann. Sie erzählt mit Fussbodenfarben


~ Service ~ LESEN

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Empfehlenswert

Für grosse Leserinnen und Leser und solche, die es noch werden 1 Bilderbuch: Warum wir vor der Stadt wohnen, Peter Stamm, Fischer Verlag, 25 Franken. Eine Grossfamilie reist auf der Suche nach einem neuen Zuhause durch die Welt. Die Familie landet an ungewöhnlichen Orten. Überall bekommt eines der Familienmitglieder ein Problem, sodass die Familie weiterziehen muss, bevor ihre Reise in einem Haus vor der Stadt endet. Die Bilder von Jutta Bauer machen dieses Bilderbuch zu einem Schmuckstück. 2 Kinderbuch ab 10 Jahren: So ein verflixtes Erbe, Andrea Schomburg, Hummelburg bei Ravensburger, 22 Franken. Opas Testament hat es echt in sich: Malina, ihre Eltern und ihr kleiner Bruder Joschi erben die Villa. Aber sie bekommen das Haus nur, wenn sie dort zusammen mit Tante Röschen und ihrem uncoolen Sohn Alexander einziehen. Doch Papa und Tante Röschen sind doch seit Jahrzehnten verfeindet! Und dann taucht auch noch dieser zwielichtige Eddie auf. Gemeinsam müssen Malina und Alexander herausfinden, wer es auf Opas Erbe abgesehen hat. Eine sehr schöne Geschichte über Familie, Andersartigkeit, Gemeinsamkeit und Toleranz. 3 Kinderkochbuch: Grüner Reis und Blaubeerbrot, Felicita Sala, Prestel, 23 Franken. Die Bewohner und Bewohnerinnen der Gartenstrasse 10 wollen zusammen ein Fest feiern. Alle kochen ihr Lieblingsgericht. Pilar macht eine spanische Salmorejo-Suppe, Herr Ping dünstet Brokkoli im Wok, es wird Fisch filetiert und Cookies, Crumble und Blaubeerbrot gebacken. Herr Singh braucht für seinen Linsen-Dal Kokosmilch und auch Spaghetti und Baba Ghanoush dürfen nicht fehlen. So kommen Speisen aus aller Welt auf den grossen Tisch unter den Bäumen. Ein wunderschön illustriertes Buch. 4 Erwachsenenbuch: Ruthchen schläft, Kerstin Campbell, Oktopus bei Kampa, 29 Franken. Frau Lemke wohnt schon ihr ganzes Leben in dem Haus, welches Georg geerbt hat. Seit vierzig Jahren bäckt sie an seinem Geburtstag für ihn und sie feiern bei Kuchen und Kaffee. Doch nun erzählt sie ihm, dass ihr Sohn möchte, dass sie zu ihm nach New York zieht. Frau Lemke würde lieber in Berlin bleiben. Georg hat eine Idee. 5 Jugendbuch ab 14 Jahren: Die Insel der besonderen Kinder (5 Bände), Ransom Riggs, Knaur, 24 Franken. Nach dem mysteriösen Tod seines Opas reist Jacob nach Wales, um mehr über ihn und seine eigenartigen Schauergeschichten zu erfahren, die er immer erzählt hat. Auf einer Insel trifft er auf eine Gruppe Kinder mit besonderen Fähigkeiten und auf Monster, die auf der Suche nach ihnen sind. Der sechste und letzte Band erscheint am 1. Dezember. Ausgewählt von der Redaktion und von der Buchhandlung «Doppelpunkt» in Uster. doppelpunkt-uster.ch # 04 ~ 2021


~ Service ~ EINKAUFEN

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Schön 1

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Gut

1 «Eames Lounge Chair» Von Vitra, Design-Ikone und ein Höchstmass an Komfort, 7010 Franken. 2 «France Chair» Von House of Finn Juhl, 3625 Franken. 3 «Chronopak» Tischuhr Von Vitra, 494 Franken. 4 Getönte Vase «Steps» Von Pols Potten, 152 Franken. 5 Weekender Von Rothirsch, für Kurztrips mit Style, 480 Franken. 6 Retro Kamera Polaroid Von Gygli Traiding, 195 Franken. 7 «Espoo» Magazinhalter mit Leder Von Everyday Design, stilvoll Magazine parat halten, 136 Franken.

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Die Artikel auf dieser Seite wurden zusammengestellt von Mooris.ch, der Online-Plattform für Möbel, Mode und Lifestyle. Mooris.ch wählt aus der Welt des Designs täglich schöne Schätze aus und inspiriert Kunden mit einem kuratierten Sortiment. Das Mooris-Team berät bei Einrichtungsfragen – online und in den 3 Showrooms in Basel, Bern und Zürich. Mit dem Code «GROSSELTERN10» erhalten Leserinnen und Leser 10 Prozent Rabatt aufs gesamte Sortiment. mooris.ch # 04 ~ 2021


~ Service ~ SPIELEN

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Spiel Spass

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Von ANNA FEKETE ( Text)

Puppenhaus und Hütten bauen: Auch Kinder setzen sich gern spielerisch mit dem Thema Wohnen auseinander.

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HEREINSPAZIERT Das Haus im Haus einfach selber machen – mit einem grossen ­Karton, Schere und Klebeband.

Foto: Privat

2

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1 Ponycamp-Übernachtungswagen von Playmobil Übernachtungswagen für Pferdenarren und -närrinen. Viele liebevolle Extras. Ab 4 Jahren. 50 Franken. playmobil.ch 2 Spielhaus «Pflanzen» Rückzugsort für Kinder, der sich in jeder Wohnung gut macht. 80 Franken. Gesehen bei tausendkind.ch 3 Spiel «Hier wohne ich» Was passiert im Kinderzimmer, im Wohnzimmer, in der Küche? Was machen die Kinder auf dem Dachboden? Das bunt illustrierte Spiel lädt zum Entdecken ein. Ab 2 Jahren. 20 Franken ravensburger.de 4 Stadt-Spiele-Set aus Holz Die Häuser, Bäume und Schilder ergeben die perfekte Miniaturstadt. Für Rollenspiele und Puppenhäuser. Ab 3 Jahren. 38 Franken. betzold.ch

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~ Service ~ RÄTSEL

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Kinderrätsel

Sudoku

Illustration: Anna Fekete

Suchen Sie zusammen mit Ihren Enkelkindern diese fünf Behausungen, die irgendwo in dieser Ausgabe versteckt sind. Schicken Sie die Seitenzahlen an kinderraetsel@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 23. 10. 2021. Zu gewinnen gibt es einen von drei Hunden von Schleich.

Punkt zu Punkt

Verbinden Sie die Punkte der Reihenfolge nach und Sie werden sehen: Aus Punkten werden Bilder.

Schwierigkeit: mittel

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Schwierigkeit: schwer

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57 13 56 6 3

7 8

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20

21

58 So lösen Sie Sudoku: Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur einmal vorkommen.

Lösung

Conceptis Puzzles

05010000723

Die Luftaufnahme auf Seite 18 zeigt Zürich. Die Lösungen der Rätsel auf dieser Seite schicken wir Ihnen gerne zu: verlag@grosseltern-magazin.ch

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~ Service ~ CHRISTA CAMPONOVOS RÄTSEL

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Damit Verstorbene und Behälter zusammenpassen ?

Gewin von zw nen Sie eine s ei n EMAIL achhaltigen L von YIV E-SETS von 14 im Wert 9 Frank en.

-

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waagrecht 1 Halt! 7 Talks, Zeitvertreibe. 12 Zwischen Lektüre und Wiederverwertung. 16 Die italienische Überschrift beginnt mit Josip Broz. 20 Heilige von Barcelona, deren Name die gut Redende bedeutet. 21 Die klassische Morgenröte. 22 Sancta Scriptura. 23 25. Dez. in Italia. 24 Anbauschlacht-Bundesrat (2. Vorname). 25 Der Schlund ist auch eine Fahrzeugmarke. 27 Steht vor Breu und Feuz. 28 Schuf «Les vacances de Monsieur Hulot». 29 Sichtbares oder unsichtbares (Brand-)Mal. 32 Sauber nach Putzen oder Entzug. 34 In der Luft, im Wasser oder durch die Prüfung … 36 Kalte Behausung aus Berner Unwahrheit. 38 Die ewige Verlobte von Mickey. 39 Kann aus Blättern, Knollen, Stängeln oder Wurzeln bestehen. 40 Bei uns, was in Kärnten der Brentler. 41 Wird industriell oder im Labor hergestellt. 43 Folgt nach dem Roman- oder Dramenschluss. ë=e

senkrecht 1 W ie dem auch … 2 Italienische Zahl macht viso zur ebensolchen Stadt. 3 Wurm und Muschel geben Hinweise. 4 …lini, Doble. 5 Die Fachfrau sagt Respiration. 6 Unerwünschte Eigenschaft aus Linse. 7 Macht die Software à jour. 8 Mit ihnen kann an Geldes statt bezahlt werden. 9 Den Computer von … Datenmüll befreien. 10 Ä, Ö oder Ü. 11 Archipel des Schreckens. 13 Captain Hook und Captain Sparrow waren solche. 14 Nicht das edelste der stillen Örtchens. 15 Dieser Vorname vor «Meinsohn» gibt einen Tennisspieler. 17 … le monde, … à fait. 18 Was bei uns Bio-Läden sind in London … Stores. 19 Gab im 6. Jh. v. Chr. Weisheiten von sich. 22 Treppe aus dem Geiste. 26 Wenn Europa kurz kickt. 29 Steht für Halbes oder stand für Lehrkraftausbildung. 30 Von dieser Aargauer Flue aus lässt sich weit blicken. 31 Macht die Mannen zum Volk. 32 Kurz und Deutsch: Inhaltsverwaltungssystem. 33 Wird auch als selbdritt dargestellt. 35 Schiffsausguck ist auch ein Vorname. 37 Adjektiv aus geschütteltem Berner Bub. 42 Macht Noe zum Atemstillstand.

Das Lösungswort ergibt sich aus den eingefärbten Feldern fortlaufend. Schicken Sie uns dieses zusammen mit Ihrer Postadresse per E-Mail an raetsel@grosseltern-magazin.ch oder via Post an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 23. 10. 2021. Die Lösung des Rätsels von Ausgabe 3 finden Sie auf Seite 81. # 04 ~ 2021


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~ Service ~ AUSMALEN

# 04 ~ 2021


~ Service ~ IMPRESSUM / VORSCHAU

Vorschau #05/2021

Impressum Verlag 3G MEDIA GMBH www.grosseltern-magazin.ch

Erscheinungsweise 6-mal im Jahr Auflage 12 000 Exemplare (reduzierte Auflage) Preise EINZELPREIS CHF 9.50 JAHRESABO CHF 55.– (6 Ausgaben) 2-JAHRES-ABO CHF 105.– (12 Ausgaben) PROBEABO CHF 20.– (3 Ausgaben) JAHRESABO EUROPA CHF 72.– (6 Ausgaben) Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt. Herausgeberin 3G MEDIA GMBH Kronengasse 4 CH-5400 Baden +41 56 558 91 77 info@3g-media.ch Druck & Vertrieb AVD GOLDACH AG www.avd.ch

Erscheint am 29.10.

Verleger DOMINIK ACHERMANN Redaktion redaktion@grosseltern-magazin.ch +41 56 558 91 77 GERALDINE CAPAUL –CAP Chefredaktorin geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch KARIN DEHMER – KD Stellvertretende Chefredaktorin karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: Fabian Bucher, Hannes Bucher, Christa Camponovo, Hans ten Doornkaat, Anna Fekete, Ruth Fries, Andreas Grote, Ilona Herzog, François Höpflinger, Rudolf Hug, Andrea Kalt, Bernadette Kurmann, Carole Lüscher, Barbara Maurer, Ben Moore, Edy Riesen, Dagmar Schifferli, Michaela Schneider, Ari Teuwsen, Lorenz Wagner, Eli Wilhelm Layout IRENE MEIER irene.meier@grosseltern-magazin.ch

Foto: Noëlle Guidon

68. Ausgabe 04/2021

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MUTTER, GROSSMUTTER, SEXARBEITERIN Joana (54, Name geändert) ist Sexarbeiterin. Joana ist auch Mutter von vier Kindern und Grossmutter von drei Enkeln. Ein Gespräch über ihre belastende Arbeit im Zürcher Lang­strassen-Quartier.

Fotografie Daniel Delang, Rudolf Hug, Chris Iseli, Matthias Luggen Illustrationen Irene Meier, Marie-Anne Spross Korrektorat Martina Fierz, Elsbeth Howald Verkauf & Vermarktung DOMINIK ACHERMANN +41 76 394 23 26 dominik.achermann@grosseltern-magazin.ch Abonnemente ABODIENST GROSSELTERN-MAGAZIN Industriestrasse 37, CH-3178 Bösingen +41 31 740 97 53 abo@grosseltern-magazin.ch

ÜBERLASTET Die heutige Generation von Grosseltern ist oft in dreifacher Weise eingespannt: Arbeit, Enkelbetreuung und Pflege betagter Eltern.

MIT SICH IM REINEN Wie entwickelt sich unser Selbstbewusstsein im Verlauf des Lebens?

~ #03/2021 ~

DES RÄTSELS LÖSUNG

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waagrecht 6 Aussichtsturm 13 Fragekataloge 16 Brand 17 Ornament 18 Adrian 19 Assisi 20 Lenin 22 NT 23 Skinni 25 Venise 27 Zt 28 Blink 29 Prison 31 Eia ... 32 Padua 34 Beos 35 Knorr 37 Les 38 Rennt 39 Menthol Wir bekennen uns zu Werbung Inserate und ContentPartnerschaften sind für unser Magazin überlebenswichtig l in und eine Bereicherung. So t i ke it n A r n ar b e i E e können wir professionell und m am unabhängig Inhalte erarbeiten. Zu s Wir haben nicht mehr Werbung als andere Magazine, kennzeichnen diese aber konsequent. Damit schaffen wir Transparenz.

# 04 ~ 2021

senkrecht 1 Turban 2 Eckdaten 3 Attraktion 4 Atlas 5 Br 6 AF 7 Sardinien 8 Ienins 9 Haon10 Sansibar 11 Uomini 12 Meniskus 14 Garnison 15 Gesindel 21 EVP 23 Szene 24 NLP 26 Erben 30 Ost 33 Aloe 35 KMU 36 Rh

Lösungswort Absatzprobleme


~ Kolumne ~ SCHLUSSWORT

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Wohnen im Alter – wie gewohnt oder sich frühzeitig neu ausrichten  ?

An und für sich ist die beobachtete hohe Wohnzufriedenheit und Wohnortsverbundenheit der überwiegenden Mehrheit der älteren Frauen und Männer ein gutes Zeichen. Es ist ein Hinweis auf eine gute Lebensqualität in einem zentralen Lebensbereich. Auf der anderen Seite kann eine hohe Wohnzufriedenheit – wie auch eine hohe Zufriedenheit mit der Wohnumgebung – dazu beitragen, dass sich alte Menschen zu spät nach einer neuen, altersgerechten Wohnung umsehen. Ebenso kann eine langjährige gegenseitige Anpassung von Person und Wohnung dazu führen, dass Wohnungsmängel, welche das Alter erschweren, nicht oder zu spät wahrgenommen werden. Hohe Wohnzufriedenheitswerte können auch bei objektiv prob-

lematischen Wohnbedingungen auftreten. Eine hohe Wohnzufriedenheit älterer Menschen ist deshalb kein geeigneter Gradmesser eit Jahren zeigen Befragundafür, ob eine Wohnung tatsächgen eine hohe Wohnzufrielich bedürfnisgerecht ist oder denheit älterer Frauen und bei altersbedingten EinschränMänner. Gut neunzig Prozent der kungen noch die richtige Lösung älteren Menschen schätzen ihre darstellt. Wohnqualität als hoch ein (deutFRANÇOIS HÖPFLINGER (70) Auch bei guter Wohnlage ist es lich mehr als dies bei jüngeren ist in selbstständiger Forschung im höheren Lebensalter deshalb Personen der Fall ist). Nur wenige und Beratung zu Alters- und empfehlenswert, sich auch dann ältere Menschen klagen etwa über Generationenfragen tätig. Nebst seinen wissenschaftlichen um alternative Wohnformen im eine zu kleine Wohnung. Einige Arbeiten schrieb der SoziologieAlter zu informieren, wenn aktuUnterschiede der Wohnzufriedenprofessor auch diverse Kurzell noch kein Wechsel gewünscht heit im Alter ergeben sich je nach geschichten, Satiren und Fabeln. Er ist verheiratet, hat zwei oder notwendig ist. Wer sich erst Beurteilung der Wohnumgebung. Kinder und vier Enkelkinder. nach Eintreten einer Notlage – wie Nahe gelegene Einkaufsmöglichder Kündigung der Wohnung oder keiten, gute Nachbarschaftsbezieder Notwendigkeit einer altersgerechten Wohnung hungen und genügend Grünflächen in der Wohnumaufgrund körperlicher Einschränkungen – um eine gebung erhöhen die Wohnzufriedenheit, wogegen neue Wohnform kümmert, verfügt über zu wenig eine (verkehrs-)lärmige Wohnlage sich negativ ausZeit (und Kraft), eine geeignete neue Wohnsituation wirkt. Die grosse Mehrheit der älteren Menschen zu finden. Nur wer sich frühzeitig informiert, kann schätzt ihre Wohnumgebung und Nachbarschaftsvon neuen Wohnformen im Alter profitieren; etwa, beziehungen positiv ein. Dennoch: Ein Siebtel der um dank gemeinschaftlichem Wohnen Einsamkeit älteren Menschen wohnt direkt an lärmiger Verzu verhindern oder um im hohen Lebensalter eine kehrslage (und dies betrifft vor allem Rentner und hindernisfreie Wohnsituation zu geniessen. Rentnerinnen mit wenig Einkommen). •

S

Die allermeisten älteren Menschen leben schon seit Jahrzehnten in ihrer aktuellen Wohnung bzw. ihrem Haus. Und mit steigender Wohndauer erhöht sich die Verbundenheit mit Wohnung und Wohnumgebung. Entsprechend zeigt sich eine hohe Identifikation mit der aktuellen Wohnung und der Wohnumgebung.

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Mit unseren Flussreisen bieten wir eine ideale Reiseform für die ganze Familie an. Während der Ferien mit der Familie werden neue, spannen­ de Orte gemeinsam entdeckt, abenteuerliche Ausflüge unternommen und Zeit zusammen verbracht.

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Basel–Speyer–Cochem–Rüdesheim–Basel 1. Tag Basel Individuelle Anreise nach Basel. Einschiffung und um 16.00 Uhr heisst es «Leinen los!». 2. Tag Speyer Gemütliche Schifffahrt entlang des Rheins. Genies­ sen Sie die Annehmlichkeiten an Bord. Ausflug(1) «Pfälzische Weine» mit Degustation lokaler Weine oder er­kunden Sie die Domstadt Speyer auf eigene Faust. ­Weiterfahrt nach Cochem. 3. Tag Cochem–Alken Ankunft am Nachmittag in Cochem. Rundgang(1) durch das historisch bedeutsame und direkt an der romantischen Flussschleife im Moseltal gelegene Städtchen. Anschliessend Besuch der Reichsburg. 4. Tag Rüdesheim Lauschen Sie während der Schifffahrt entlang des «Romantischen Rheins» den Ausführungen eines Einhei­mischen über die einzigartige Kulturland­ schaft. Am Nachmittag Ausflug(1) zum Niederwald­ denkmal in ­Rüdesheim. Weiterfahrt während des Abendessens. 5. Tag Baden-Baden Ab Plittersdorf Bustransfer(1) nach Baden-Baden. Freie Zeit in der Kunststadt, welche Sie begeistern wird. Wiedereinschiffung der Ausflugsgäste in Kehl, wo das Schiff bereits wartet. Die letzte Etappe zurück nach Basel beginnt. 6. Tag Basel Ausschiffung nach dem Frühstück und individuelle Heimreise.

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Ausflüge für Kinder i Besuch des Technik Museums in Speyer i Cityrallye durch Frankfurt i Besuch einer Kamel- und Straussenfarm Reisedatum 2021  02.10.– 06.10. 300

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Lyon–Mâcon–Arles–Avignon–Lyon MS Thurgau RhÔneiiii+ Ausflüge für Kinder i Besuch des Themenparks Hameau Duboeuf i Rundfahrt/-gang durch Lyon und Besuch des Miniatur Museum i Besuch einer Nougat Fabrik und Museum i Rundgang Arles mit Amphitheater i Papstpalast mit Schatzjagd i Schienenvelo im Doux Tal Reisedatum 2021  06.10.–13.10. 600

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