58
DEHOGA
»
INTERVIEW
Vom Bohren dicker Bretter Die DEHOGA NRW-Regionalpräsidenten Hans-Dietmar Wosberg und Andreas Büscher im Interview. Das Interview fand kurz vor der Hochwasser-Katastrophe statt. Die Fragen stellte Peter Erik Hillenbach Seit vielen Jahren ist es das erklärte Ziel der drei DEHOGA-Regional verbände in NRW, näher zusammenzuarbeiten und geschlossener aufzutreten. Bei der Neuwahl des Präsidiums des Landesverbandes Ende April dieses Jahres haben sich die Delegierten einstimmig dazu ent-
schlossen, die drei Präsidenten der Regionalverbände Haakon Herbst (DEHOGA Nordrhein), Andreas Büscher (DEHOGA Ostwestfalen) und Dietmar Wosberg (DEHOGA Westfalen) interimsweise für ein Jahr mit der Führung des Landesverbandes zu beauftragen.
Herr Wosberg, Herr Büscher, wie würden Sie die aktuelle Stimmung unter Ihren Mitgliedern beschreiben?
Andreas Büscher: Sehr unterschiedlich. So unterschiedlich unsere Branche ist, so unterschiedlich sind häufig auch die Einschätzungen in der Branche in Bezug auf den aktuellen Stand. Eine Kneipe ohne Terrasse hat es mit Sicherheit gerade in den Sommermonaten schwererals ein Betrieb, der seine Gäste im wahrsten Sinne des Wortes vor die Tür setzen kann. Die Situation für Club- und Diskothekenbetreiber bleibt unübersichtlich. Businesshotels leiden weiterhin massiv am ausbleibenden Geschäftsreiseverkehr; Veranstaltungsgastronomen an Veranstaltungen, die nicht stattfinden. Andererseits machen viele Kollegen auch gute Umsätze, weil sie zum Beispiel größere außengastronomische Flächen nutzen können oder weil ihr Betrieb an einem viel frequentierten Radweg liegt. Dietmar Wosberg: Ich stelle mit den gleichen Unterscheidungen, die Andreas Büscher getroffen hat, eine Mischung aus vorsichtigem Optimismus und der Angst vor Herbst und Winter fest. Das Ende des letzten Jahres mit dem monatelangen Lockdown haben wir noch im Hinterkopf. Schöner Sommer, schlimmes Jahresende. So etwas darf definitiv nicht mehr passieren. Aber für einen gewissen Optimismus gibt es ja auch einige gute Gründe, vor allen Dingen der Impffortschritt macht mich zuversichtlich, dass 2021 nicht wie 2020 endet. Allerdings ist die Lage insgesamt und das leider absehbar noch so instabil, dass die Branche weiterhin staatliche Unterstützungsleistungen benötigt. Die Überbrückungshilfe III muss schleunigst verlängert werden. Der 30. September reicht nicht.
Wir können nicht bis in den Herbst schauen, aber fordern Sie Stand heute ebenfalls die Aufhebung aller Coronabeschränkungen, sobald alle ein Impfangebot bekommen haben?
Wosberg: Wir fordern in erster Linie, dass der Staat alles – und damit meinen wir auch alles – unternimmt, dass wir geöffnet bleiben dürfen. Das Schlimmste, was passieren könnte, wäre ein neuerliche Schließung der Branche. Das würde uns das Genick brechen. Also lieber Offenbleiben mit einigen wenigen Einschränkungen als ganz geschlossen, nur weil davor einige Wochen ohne Beschränkungen geöffnet war. Das gilt im Übrigen für das gesamte gesellschaftliche Leben. Wenn es die Situation zulässt, hätten wir natürlich die uneingeschränkte Öffnung am liebsten. Dass wir verantwortungsvoll mit der Situation umgehen, haben wir ausreichend unter Beweis gestellt.
„So unterschiedlich unsere Branche ist, so unterschiedlich sind häufig auch die Einschätzungen in der Branche in Bezug auf den aktuellen Stand.“ Andreas Büscher ist Inhaber des Hotel-Restaurants Büscher in Bielefeld, das sich seit 1884 in Familienbesitz befindet
3/4.2021