20 | SPIRIT | Rolf Bachmann
«WIR MÜSSEN IMMER WIEDER NEUE REIZE SCHAFFEN» Rolf Bachmann, COO und Leiter Sport und Kommerz, nimmt in der Rückschau Stellung zu einigen wichtigen Themen der Saison 2019/20. Der Ausblick war zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses am 9. April wegen der Corona-Krise vor allem geprägt von Fragezeichen. Genereller Rückblick «Es war sportlich eine schlechte Saison. Wir haben die Wirkung aus dem erfolgreichen Abschneiden der letzten Jahre vermutlich falsch eingeschätzt – im Sinne der Frage Kontinuität versus Veränderung. Wir haben im Hinblick auf die Saison 2019/20 zu wenig Änderungen vorgenommen, um den Meisterblues zu verhindern. Allerdings gab es aus der Erfahrung der Saison 2017/18, als wir nach dem Titelgewinn keine Spur von Meisterblues verspürten, keinen Anlass, bei gleicher Trainercrew und gleichem Kern der Mannschaft diesmal von einer völlig anderen Annahme auszugehen. Ausserdem waren wir nach dem Abgang von Leonardo Genoni davon überzeugt, dass unsere mutige Lösung mit dem Torhüterduo Niklas Schlegel / Pascal Caminada funktionieren würde. Dass es nicht funktioniert hat, ist in erster Linie ein Mannschaftsthema, nicht eines der Torhüter allein. Vermutlich gab es gewisse Abnützungserscheinungen in der Mannschaft, die viele kleinere Probleme hervorgerufen haben. Dazu kamen die automatisierte Routine der Trainerarbeit im Führungsbereich und in der Trainingsintensität. Und wir wussten nicht, wie man damit umzugehen hat, wenn man nach so langanhaltendem Erfolg plötzlich nicht mehr gewinnt. Aufgrund der ungewohnt fehlerhaften Auftritte liessen sich einzelne Spieler – in der Absicht, positiven Einfluss zu nehmen – dazu verleiten, vom Gameplan abzuweichen. Das führte wie-
«ES GAB IMMER WIEDER SEHR GUTE SPIELE, IN DENEN WIR UNSERE KLASSE ZEIGEN KONNTEN, ABER DIE GUTEN LEISTUNGEN HIELTEN NIE AN.» derholt zu Chaos in unserem Spiel. So haben wir den Gegnern enorm viele Abschlussversuche aus dem gefährlichen Bereich zugestanden, nachdem wir in den Jahren zuvor diesbezüglich die Besten waren. Unter diesen Umständen hatten unsere Goalies wahrscheinlich gar nicht die Chance zu beweisen, dass sie die richtige Lösung hätten sein können. Ob aus den bereits genannten Gründen oder aus anderen: Einzelne der arrivierten Spieler konnten ihre Leistung nicht in erwartetem Mass abrufen. Das hatte zusätzliche Bedeutung, weil der Coach stets auf seine Leistungsträger gesetzt hat. In dieser Saison funktionierte das Boxplay zwar nach wie vor, das Powerplay aber überhaupt nicht. Der fehlende Erfolg im Powerplay hatte unter dem Strich auch Einfluss auf einen brutalen Niederschlag in den Resultaten: Nach vielen knappen Siegen in den Vorjahren hatten wir nun viele knappe Niederlagen. Es gab immer wieder sehr gute Spiele, in denen wir unsere Klasse zeigen konnten, aber die guten Leistungen hielten nie an. Auf ein gutes Spiel folgten meistens ein
oder mehrere schlechte. Entweder hat die physische Verfassung nicht gereicht, um nachhaltig zu performen oder eine falsche Einschätzung der eigenen Qualitäten verbunden mit einer gewissen Selbstverständlichkeit und entsprechend fehlender Leidenschaft hat dazu geführt.»
Drei Jahre hat es bestens funktioniert «Das ist so. Wir waren bis hinauf in die Sportführung des SCB der Meinung, dass wir mit den bisherigen Coaches und dem bestehenden Kern der Mannschaft ein weiteres gutes Jahr anhängen könnten. Später waren wir sicher, dass wir in dieser Besetzung den Weg aus der Krise finden würden. Entsprechend haben wir auch an Kari Jalonen und dessen grosser Erfahrung und Qualität festgehalten. Die Leistungen in den letzten Jahren, wie die Mannschaft geführt wurde, wie sie selbst jeweils agierte und reagierte, liess uns darauf vertrauen, der Erfolg werde zurückkommen. Zudem gab es immer wieder die guten Spiele, welche dieser Einschätzung Schub verliehen und die wahren Signale ausgeblendet haben. Das