114-115 Immobilien.qxp_kloen 24.01.22 13:40 Seite 114
IMMOBILIEN KOLUMNE
Hamburg in den wilden 20ern 1919 zählte Hamburg eine Million Einwohner. Der erste Weltkrieg hatte seine Spuren in der Stadt und bei ihrer Bevölkerung hinterlassen. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, herrschte eine Aufbruch- und Hoffnungsstimmung, die den Weg für die legendären Zwanziger Jahre ebnete. Der Wirbel der wilden Zwanziger erfasste vor 100 Jahren vor allem die Metropole Berlin. Doch auch in Hamburg wurden die Roaring 20ies ausgiebig gefeiert. Der Hafen wurde zum Einfallstor für US-amerikanische Jazzmusik in Europa, denn für viele Ensembles war die Hansestadt die erste europäische Anlaufstation. An Auftrittsorten mangelte es nicht: Rund um St. Pauli und St. Georg, aber auch im Stadtzentrum, entwickelte sich eine rege Revue-, Varieté- und Tanzclub-Szene. Mehr als 200 Tanzlokale zählte das Hamburger Stadtgebiet. Fast jedes Café oder Hotel besaß eine Bühne oder einen Tanzsalon. Zu den bekanntesten Lokalen in St. Georg gehörten zum Beispiel das Kaffeehaus Siegler und das Kabarett Boccaccio. Auf der Reeperbahn lockten das Alkazar und das Trichter-Varieté, und rund um Gänsemarkt und Jungfernstieg lagen etwa der Tanzpalast Trocadero, das Faun Tanz Casino und der Alsterpavillon. Sogar die weltberühmte Stilikone, Charleston-Tänzerin und spätere Weltkriegsagentin Josephine Baker stattete Hamburg in den 20ern einen Besuch ab und begeisterte das Publikum unter anderem im Hansa-Theater. Aus dieser Zeit können wir zwei Lehren für Gegenwart und Zukunft
ziehen. Erstens: Auf schlechte Zeiten folgen wieder gute. Die Pandemie hinterlässt unbestritten wirtschaftliche, körperliche und seelische Spuren.
Oliver Moll
Doch ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Selbst nach einem Weltkrieg haben die Hamburger sich wieder hochgekämpft und ihre Lebensfreude wieder gefunden. Zweitens: Stadtteile entwickeln sich kontinuierlich weiter. Dabei werden sie sowohl von harten Faktoren wie der wirtschaftlichen Lage als auch von weichen Faktoren wie Kunst, Kultur und Lebensgefühl beeinflusst. Vor diesem Hintergrund hält die Pandemie für die Stadtentwicklung Herausforderungen, aber auch Chancen bereit. Das Stadtzentrum etwa ist aktuell stark von Bürogebäuden und Handel geprägt. Der Trend zum Homeoffice ist jedoch gekommen, um zu bleiben. Und ob der Einzelhandel in seiner jetzigen Form noch lange gegen den E-Commerce wird bestehen können, ist ungewiss. Die 20er Jahre dieses Jahrhunderts sind noch jung. Wir können gespannt sein, wie sie das Hamburger Stadtbild beeinflussen werden. Oliver Moll, Moll & Moll Zinshaus
NEUBAU
Klönschnack 2 · 2022
Kostenfreie Online-Seminare zum energieeffizienten Bauen
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Seit der Gründung der Hamburger Energielotsen im Jahr 2019 gehören kostenfreie Informations- und Fachveranstaltungen fest zum Angebot. Im vergangenen Jahr haben sich zu den 17 Online-Seminaren rund 2.000 TeilnehmerInnen zugeschaltet und ihr Wissen zum nachhaltigen Bauen erweitert. Auch in diesem Jahr bieten die Hamburger Energielotsen BauherrInnen, ImmobilienbesitzerInnen und Baufachleuten wieder eine Reihe von kostenfreien Online-Seminaren an. Das Themenspektrum reicht von der Vorstellung neuer Förderangebote über die Nutzung erneuerbarer Energien und Wärmepumpen zum Heizen bis hin zum Einsatz nachhaltiger Baustoffe und deren Bedeutung für die graue Energie eines Gebäudes. Eine Anmeldung für die Seminare im ersten Halbjahr ist online auf www.hamburg.de/ energielotsen/veranstaltungen möglich.