29 Gastkolumne FDP.qxp_kloen 25.07.22 13:39 Seite 29
MEINE MEINUNG
Wolf Achim Wiegand: „Tempo 30 in ganz Hamburg ist nur ein Traum.“
Stellungnahme Ist Tempo 30 in einer Großstadt wie Hamburg umsetzbar oder behindert
FOTO: MEDIASERVER HAMBURG - GEHEIMTIPP HAMBURG
es nur Verkehr und Wirtschaft?
Wolf Achim Wiegand. Tempo 30 in Hamburg
Schneckenstrecken? Nein danke Angesichts des Klimawandels steht auch der Stadtverkehr auf dem Prüfstand. Manche wollen die Autofahrer ausbremsen. Aber ist das wirklich eine gute Idee?
ALUSMNTE G KO
Klönschnack 8 · 2022
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arum ist der Igel beim Te mp o - 3 0 - A p o Wettlauf auf dem Buxtehu- logeten argumentieder Acker schneller als der ren weiters mit Hase? Weil er sich mit ei- Unfallgefahren. Sie nem Trick schneller macht, brandmarken Autoals er von Natur aus ist. Ein Märchen halt. fahrer pauschal als In der Hamburger Stadtrealität geht das Raser. Das Kfz sei eine nicht. Wer schnell von Punkt A nach Punkt Art Waffe. Wirklich? B möchte, muss mobil sein. Dafür hat die Jeder Mensch hinterm Menschheit motorisierte Fortbewegungs- Lenkrad ein potenzieller mittel erfunden. Autos eben. Mörder? Die allermeisNun fordern Radfahrlobbyisten Tempo ten Autofahrer lenken umsichtig. Punkt. 30. Als Regel. Stadtweit. Auch auf HauptZudem ist der Einfluss von Geschwindigverkehrsstraßen wie Osdorfer Landstraße keit auf Unfälle nicht bewiesen. Es gibt usw. (B431) oder Elbchaussee. Begrün- kaum Analysen. Im Gegenteil! Studien zeidung: Es wirke dem Klimawandel entgegen gen: Tempo allein löst selten Unfälle aus. und mindere Unfälle, Lärm, Und nichts deutet darauf schlechte Luft. Die Menhin, dass Tempo-30-Gegurschen sollten vom Auto aufs ke plötzliche Liebschaften Fahrrad umsteigen. Oder in zu unbequemen Bussen und Busse und Bahnen. Bahnen erzeugte. Laut ErDoch die Tempo-30-Idee fahrung nehmen Autofahrer ist nur ein Traum. Das Argueher Nebenstrecken. Denn ment Umweltschutz hinkt. das wird passieren: Tempo Die Landesanstalt für Mes30 entwertet einst ruhige sungen in Baden-WürttemWohnquartiere zu Durchberg sagt: Schadstoffemisfahrtszonen. Mit Staus, Wolf Achim Wiegand sionen sind bei dauernder ist FDP-Abgeordneter in der Luftverpestung, MotorenTempo-50-Fahrt geringer als Bezirksversammlung Altona, lärm. Direkt vor der Hausbei Tempo 30. Abbremsen Vize-Fraktionschef und Spreoder Wohnungstür. verringere weder den Aus- cher für Verkehrs-, Klima-, Weitere Fakten. Auf fast stoß von Stickoxid noch den Umwelt- und Verbraucher60 Prozent des Hamburger fragen. von CO2. Straßennetzes gilt schon
Tempo 30 oder weniger, hat der rotgrüne Senat der Bürgerschaft mitgeteilt. Wirklich herrscht in weiten Teilen der Stadt wegen des Baustellenwirrwarrs sogar längst Tempo 20. Wir sind Staustadt. Die Wirtschaft hat ebenso Ansprüche. Erinnern wir uns: Die Holsten Brauerei in der Altonaer Stresemannstraße (seit 1879) ist wegen der mies gewordenen Verkehrslage ins Randgebiet Hausbruch gezogen. Restriktionen wie nächtliches Bierausladeverbot und zu lange Wege für Mitarbeiter waren tödlich. 70 der 450 Jobs fielen weg. Damit wir uns nicht missverstehen: Es ist vollkommen ok, wenn enge Wohngebiete nur mit 30 durchfahren werden dürfen. Auch gefährdete Kitas, Schulen oder Altersheime können durch Langsamfahrten geschützt werden. Manche kurze Strecke ist sogar spielstraßentauglich (Tempo 10), wenn dort wirklich Kinder wohnen. Aber in einer wirtschaftlich aktiven ZweiMillionen-Stadt wie Hamburg ist es existentiell, über Hauptachsen effizient von Blankenese nach Bergedorf zu kommen. Oder von Lurup nach Langenbek. Nicht jeder hat eine S- und U-Bahn oder einen Bus vor der Haustür. Klubs, Kinos und Theater sowie Sportstätten, Einkaufszentren und Dienstleister wie Ärzte findet man nicht immer um die Ecke. Also, anstatt Autofahrer zu drangsalieren müsste Hamburgs Senat den ÖPNV innovativ ausbauen. Ladenhüter gehen weg wie warme Semmeln, wenn man sie kostengünstiger macht und dazu noch verbessert. Abhilfe im Verkehr könnten stadtweit montierte „Schlauampeln“ schaffen. Die digitalisierten und vernetzten Anlagen berechnen den Verkehr. Sie schaffen grüne Wellen. Das mindert Bremsen, Anfahren und Schadstoffe. Der Verkehr bleibt im Fluss. Worüber reden wir also? Mein Vorschlag: Sprechen wir über Erfindungsreichtum. Die Menschheit hat noch immer Lösungen ausgetüftelt – ganz ohne Zwang. Experten sagen: Ab 2025 gibt’s automatisierte Taxis und Busse, ab 2030 selbststeuernde Lkw und erste Pkw. Ab 2040: Jeder weltweit verkaufte Neu-Pkw wird mit E-Motor fahren. Lassen wir also die Kirche im Dorf. Hamburg wird niemals Bullerbü sein. Autos sind zum Fahren da, nicht zum Schleichen. Schneckenstrecken? Nein danke. Stadtweites Tempo 30 bringt keine MobilitätsWENDE, sondern das MobilitätsENDE. Wolf Achim Wiegand
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