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WIRTSCHAFTSMAGAZIN
SACHSEN Ausgabe 2021/2022 Nr. 16
Macher & Marken
Neues Leben in der Alten Baumwolle Flöha
Flexitex kleidet Industrieroboter ein Porsche Werkzeugbau setzt auf offensives Personalmarketing BSI wirbt für mehr Cyber-Sicherheit Wirtschaftsmagazin SACHSEN 2021/2022
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Wenn’s ums Essen geht, solltest du wählerisch sein. Lebensmittel frisch aus der Nähe auf dem Tisch helfen den Produzenten deiner Region, dem Klima mit weniger Transportkilometern und einer verlässlicheren Versorgung. Bewusst entscheiden.
regionales.sachsen.de
STAATSMINISTERIUM FÜR ENERGIE, KLIMASCHUTZ, UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT
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Wirtschaftsmagazin SACHSEN 2021/2022
EDITORIAL
INHALT
Seit vielen Monaten bestimmt die Corona-Pandemie unseren Alltag und hat grundsätzliche Fragen neu oder wieder aufgeworfen: Welchen Stellenwert haben Familie und Gesundheit in unserem Leben? Wie gehen wir mit unserer Umwelt um? Die Antworten darauf haben gesellschaftliche Paradigmen ein Stück weit verändert und manchen Prozess beschleunigt. Die Digitalisierung ist vorangetrieben worden. Unternehmen und Unternehmer haben auf die neue Situation und die entsprechenden Herausforderungen reagiert, Chancen gesehen und ergriffen. Auch Regionalität und Heimatverbundenheit sind nicht mehr nur leere Worthülsen. Dieses Wirtschaftsmagazin SACHSEN lenkt den Blick einmal mehr auf zukunftsweisende Ideen, engagierte Projekte und Erfolgsgeschichten aus dem Freistaat. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen. Iris Kupferschmied Verlagsleitung Sachsen der Labhard Medien GmbH
9 Wer nicht wagt, der nicht gewinnt Mit dem ambitionierten Umbau der Alten Baumwolle zum lebendigen Stadtzentrum schafft Flöha sich ein neues Herzstück.
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> MACHER & MARKEN
Sächsischer Unternehmerpreis: Große Bühne für unternehmerisches Engagement ��������������������������������������� Silicon Saxony: Ein Hightech-Netzwerk im Fokus ������������������������������������������� Bosch-Chipfabrik Dresden: Voll vernetzt, datengesteuert und selbstoptimierend ������������������������������������� Kaleidoskop �����������������������������������������������������������������������������������������������������������
> STÄDTE & REGIONEN
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Baumwollspinnerei in Flöha: Alte Denkweisen über Bord werfen ���������������� 9 Region Zwickau: Leben im Landkreis der Möglichkeiten ���������������������������� 14 Zwickau: Ein Taktgeber in der modernen Automobilindustrie �������������������� 16 Regionalmanagement Erzgebirge: Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 plus Region ����������������������� 18 Beruflicher Traum und privates Glück im Erzgebirge: „Weniger ist manchmal mehr“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Landkreis Nordsachsen: Region für Unternehmungen. . . . . . . . . . . . . . . . 21 Projekt „FLASH“: Per „Autopilot“ an den Strand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Schkeuditz punktet mit Dynamik und Vielfalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Braunkohleausstieg: Reviere wagen den Wandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Forschungsstandort Görlitz im Aufwind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Landeshauptstadt Dresden setzt auf robotron*Fömi.kommunal: Fördermittelprozesse neu gedacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Bayreuth: Bühne für Innovationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
> MOBILITÄT & ZUKUNFT Regionalverkehr Sächsische Schweiz-Osterzgebirge GmbH: Umsteigen. Der Umwelt zuliebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kaleidoskop: Sanfte Mobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vogtländische Bürgerbusse schreiben Erfolgsgeschichte . . . . . . . . . . . . . Kaleidoskop: Elektromobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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> UNTERNEHMEN & NETZWERKE
Die Zukunft liegt in der Nische In Kunnersdorf fertigt das Familienunternehmen Flexitex maßgeschneiderte Schutzhüllen für Industrieroboter.
49 Im Wettbewerb um die besten Köpfe Bei der Nachwuchsgewinnung setzt Porsche Werkzeugbau aus Schwarzenberg auf neue Impulse für traditionelle Ausbildungsberufe.
Neue Produkte in der Corona-Pandemie: Mit kühlem Kopf durch die Krise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ICM – Institut Chemnitzer Maschinen- und Anlagenbau e. V.: Automation sehen, verstehen und umsetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Flexitex GmbH: Hightech trifft Handwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TBRS UV-Systeme: UV-C-Power gegen die Virenlast . . . . . . . . . . . . . . . . . ONI Temperiertechnik Rhytemper: Mit Energiespartechnik weltweit aktiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cyber-Security bleibt ganz oben auf der Tagesordnung – Gastbeitrag von Arne Schönbohm, Präsident des BSI . . . . . . . . . . . . . . . . Kaleidoskop. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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> AUSBILDUNG & KARRIERE Porsche Werkzeugbau GmbH: „Wir müssen zeigen, was wir haben“ . . . . Recruiting mit „Scout Ed“: Die „Digital Natives“ ins Unternehmen holen . . . Kaleidoskop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Messen im Umbruch: Erfindet sich ein Industriezweig neu? . . . . . . . . . . .
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> SERVICE Impressum ����������������������������������������������������������������������������������������������������������� 56
Wirtschaftsmagazin SACHSEN 2021/2022
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Macher & Marken
MACHER & MARKEN* * Macher machen Marken und Marken benötigen Macher. Was einfach klingt, erfordert immense Anstrengungen, einen wachen Geist und immer wieder neue Pläne und Visionen. Genau dieser Unternehmensspirit wird in Sachsen groß geschrieben. Bereits in der Vergangenheit kamen aus Sachsen Marken, die man immer noch kennt: Odol, Melitta oder Meissener Porzellan zum Beispiel. Der Erfindergeist ist etwas, das den Sachsen im Blut liegt. Der Bierdeckel, die Zahn pasta oder der Teebeutel – alles haben sächsische Tüftler entwickelt. Und auch heute ist und bleibt der Freistaat ein Nährboden für kreative Ideen und Sprung brett für Visionäre. Ob Branchenriese oder kleines Start-up: Es kommt auf die Menschen und ihren Mut an, um eine Marke erfolgreich zu machen. Auf Gründer, die sich trauen, ihr Vorhaben umzusetzen, Teams, die über die Zukunft entschei den, oder Inhaber, die Firmenerweiterungen im Millionenbereich anstoßen. Sie alle haben eines gemeinsam: das Vertrauen in ihre eigene Stärke.
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Wirtschaftsmagazin SACHSEN 2021/2022
GROSSE BÜHNE FÜR UNTERNEHMERISCHES ENGAGEMENT Seit seiner ersten Verleihung im Jahr 2005 hat der Sächsische Unternehmerpreis viele Erfolgsgeschichten in den Fokus gerückt.
2021 entschied die Jury, gleich drei „Unternehmer des Jahres“ zu küren. Vater Werner Bang und seine Söhne Christoph und Marcus nahmen als Geschäftsführer der BANG Kransysteme GmbH & Co. KG aus dem vogtländischen Oelsnitz die Auszeichnung entgegen. Begonnen hat alles 1989 als Ein-Mann-Betrieb, heute zählt die Firma 150 Beschäftigte, die meisten davon sind seit mehr als zehn Jahren dabei. Das Erfolgsgeheimnis: Das klassische Familienunternehmen investierte in den vergangenen Jahren viel in den eigenen Kran-Campus, das eigene Know-how und das Team und behauptet sich so erfolgreich gegen die internationale Konkurrenz. Neben den wirtschaftlichen Erfolgen punktet BANG Kransysteme als lokaler Arbeitgeber im Vogtland – und bleibt dank gelungener Nachfolgeregelung auch in Zukunft in den Händen der Gründerfamilie.
Flexibel, agil und zuversichtlich
Zu den aus 80 Bewerbungen ermittelten Finalisten des Wettbewerbes gehörte auch Hubertus Bartsch, geschäftsführender Gesellschafter der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH. Er wurde schließlich für sein Lebenswerk geehrt. „Ohne eine engagierte Mannschaft ist man nichts“, betonte der Chef eines 500-köpfigen Teams. Nach der Übernahme vom Insolvenzverwalter entwickelte sich das Unternehmen ab 1999 äußerst erfolgreich, wurde erster externer Lieferant für VW, überlebte die Finanz- und Wirtschaftskrise trotz eines Auftragsrückgangs um 25 Prozent, startete Produktionen in der Slowakei und China und schaffte mit seinen Zahnrädern die Grundlage für die heutige Serienproduktion von E-Mobilitätund Hybridantrieben.
Weitere Sonderpreise wurden in den Kategorien „Fokus X – Bester Chancenmanager“ und „Sachsen gründet – Start-up 2021“ vergeben. Mit ihrer Geschäftsidee gewannen Alexander und Ute Helm aus Werdau, die in ihrer Firma Casida pflanzliche Naturmedizin herstellen. Als „Chancenmanager“ wurden Melissa Blankenship-Küttner und Rüdiger School von der Saxony International School Carl Hahn gGmbH aus Glauchau gewürdigt. In den 16 freien Schulen des Schulverbundes konnte während der Schulschließungen der Corona-Krise nach nahezu unveränderten Stundenplänen fast vollständig im Distanzunterricht gelernt werden. Zusätzliche Angebote wie Chorproben, Experimente oder Kochshows fanden über tägliche Videokonferenzen statt. unternehmerpreis.de Wirtschaftsmagazin SACHSEN 2021/2022
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Foto: © 2021, Claudia Jacquemin, www.jacquem.in
Macher & Marken
Macher & Marken
EIN HIGHTECH-NETZWERK IM FOKUS Der Branchenverbund „Silicon Saxony“ ist angesichts der rasant zunehmenden Digitalisierung auf der Höhe der Zeit.
der Region als auch dem Netzwerk, große Hoffnungen. Corona, die plötzlich rasant zunehmende Digitalisierung und vor allem der daraus resultierende weltweite Halbleitermangel gaben einer langen Entwicklung in den vergangenen Jahren den letzten Impuls. Wenn aktuell in Europa über Begriffe wie Technologiesouveränität, Ansiedlungen von internationalen Tech-Playern, exzellenter Forschung und Entwicklung sowie einem enorm steigenden IKTFachkräftebedarf gesprochen wird, dann ist auch das sächsische Hightech-Cluster „Silicon Saxony“ mittendrin.
Foto: Bosch
Als ein amerikanischer Journalist im Jahr 1998 Sachsen und dessen Ambitionen in puncto Hochtechnologie unter dem Begriff „Silicon Saxony“ subsumierte – ein damals schmeichelhafter Vergleich zum Silicon Valley –, spielte mehr Vorahnung als Gewissheit eine Rolle. Und als sich im Jahr 2000 20 Unternehmen und Institutionen im Freistaat für die Gründung des gemeinsamen Hochtechnologienetzwerkes „Silicon Saxony“ entschieden, belächelten einige diesen Namen, empfanden ihn als „gewagt“ oder „abgehoben“. 20 Jahre später sieht das anders aus. Inzwischen ruhen auf „Silicon Saxony“, sowohl
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Entwicklung zu einem Cluster mit Magnetwirkung
Arbeiteten im Jahr 2011 noch rund 50.000 IKT-Fachkräfte in der Region, sind es heute bereits über 70.000, Tendenz stark steigend. Rund 2.800 Softwareunternehmen mit rund 31.000 Beschäftigten wies das Statistische Landesamt Sachsen 2020 aus. Die großen Halbleiterunternehmen wie Infineon, GlobalFoundries, X-Fab und Bosch sind hier zu Hause. Hinzu kommen hunderte Unternehmen, die sich rund um die großen Chipfabriken als deren Partner und Dienstleister ansiedelten. Milliardenschwere Neuansiedlungen wie zuletzt die Halbleiterfab von Bosch, spannende Entwicklungszentren wie von Vodafone oder Gerüchte wie um die aktuellen Standortsondierungen von Intels oder TSMCs neuen Halbleiterfabriken in Sachsen zeigen die Dynamik der Region. Und sie zeigen die Magnetwirkung des größten Mikroelektronik- und einem der größten IKT-Cluster des Kontinents. Diese Schlagkraft unterstützt das Netzwerk „Silicon Saxony“ mit seinen inzwischen über 370 Mitgliedern, seinen Leistungen und Lösungen unaufhörlich. Vernetzung, Wissens- und Technologietransfer, Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie Eventplattformen, um all die genannten Kompetenzen in die Welt zu tragen, bietet „Silicon Saxony“ an. All das, um die Region und die hier ansässigen Unternehmen und Institutionen sowie deren Technologien bestmöglich zu vermarkten bzw. weiterzuentwickeln. Schließlich hat Europa große Pläne. Pläne, wie die Weiterentwicklung der Quantentechnologie, die Steigerung des Weltmarktanteils der Chipproduktion oder eine führende Stellung bei der Nutzung Künstlicher Intelligenzen.
Foto: Silicon Saxony
silicon-saxony.de
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Die neue Bosch-Fab in Dresden ist fertiggestellt. Die Produktion hat bereits begonnen. Bald sollen hier bis zu 700 Fachkräfte arbeiten.
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„Silicon Saxony“ ist jährlich bei dutzenden Veranstaltungen, wie hier bei der SEMICON Europa, dabei. Ziel ist stets, die Aufmerksamkeit auf Sachsen und dessen Hightech-Kompetenzen zu lenken.
Macher & Marken
VOLL VERNETZT, DATENGESTEUERT UND SELBSTOPTIMIEREND Ein halbes Jahr früher als geplant verließen im Juli 2021 die ersten Chips für Elektrowerkzeuge das neue, hochmoderne Halbleiterwerk der Robert Bosch GmbH in Dresden.
werks ist, dass es doppelt existiert – einmal in der realen Welt und einmal in der digitalen. Man spricht vom „digitalen Zwilling“. Alle Teile der Fabrik und alle relevanten Bauwerksdaten wurden dafür bereits während der Bauphase erfasst und in Form eines dreidimensionalen Modells visualisiert. Damit lassen sich Prozessoptimierungen, aber auch Umbauarbeiten simulieren, ohne in die laufende Fertigung einzugreifen. Bosch investiert rund eine Milliarde Euro in den High-Tech-Standort. Das ist die größte Einzelinvestition in der mehr als 130-jährigen Geschichte des Unternehmens. Auf 300-Millimeter-Wafern werden hier Chips für das Internet der Dinge und die Automobilindustrie gefertigt. In der Endausbauphase des Standorts soll das Team auf 700 Beschäftigte anwachsen.
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bosch.de fünftgrößte weltweit. Jeder dritte in Europa produzierte Chip wird hier gefertigt. Bosch nutzt im Dresdner Werk auch Augmented Reality (AR). Dank smarter AR-Datenbrillen oder Tablets werden Nutzern digitale Inhalte in die reale Umgebung eingeblendet. Eine selbst entwickelte AR-App macht beispielsweise die Energiedaten aus der Waferfab in einem virtuellen Gebäudemodell sichtbar. Damit lässt sich der CO₂-Fußabdruck von Fertigungsanlagen optimieren. Zudem unterstützen Datenbrillen bei der Bauplanung und sind künftig ein wichtiges Hilfsmittel bei der Fernwartung von Anlagen durch Experten weltweit, die gar nicht vor Ort sind. Eine weitere Besonderheit des Halbleiter-
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Auch die Eröffnung der neuen Chipfabrik am 7. Juni 2021 stand im Zeichen der digitalen Möglichkeiten: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Bundes kanzlerin Angela Merkel, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH Dr. Volkmar Denner, die Vizepräsidentin der EU-Kommission Margrethe Vestager und der Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH Harald Kröger (v. l.).
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Wafer heißen die nur einen Millimeter dünnen und 300 Millimeter großen runden Scheiben aus Silizium, auf denen in einem sechswöchigen Fertigungsprozess Mikrochips entstehen.
Fotos: Robert Bosch GmbH
Hochautomatisierte, voll vernetzte Maschinen und integrierte Prozesse, kombiniert mit Methoden der Künstlichen Intelligenz machen das Werk in Dresden zu einer intelligenten Fabrik und zum Vorreiter der Industrie 4.0. Im virtuellen Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Vizepräsidentin der EU-Kommission Mar grethe Vestager und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer wurde die Hightech-Fertigung am 7. Juni 2021 offiziell eröffnet. Bosch hatte sich nach einem weltweiten Städtevergleich für Dresden als Standort für seine Halbleiterfabrik entschieden. Die als „Silicon Saxony“ bekannte Region um die Stadt an der Elbe ist Europas größter Mikroelektronik-Standort und der
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Macher & Marken
Kaleidoskop Der Fahrradhändler BIKE24 aus Dresden hat am 25. Juni 2021 den Gang an die Börse gewagt. Der Bruttoemissionserlös von rund 100 Millionen Euro fließt unter anderem in die weitere Beschleunigung des Wachstumskurses des Unternehmens und die Fortsetzung der internationalen Expansion. „Der Online-Handel mit Teilen, Zubehör, Bekleidung sowie Fahrrädern bietet enormes Potenzial“, sagt Geschäftsführer Andrés Martin-Birner. Er erwartet sowohl für den europäischen als auch für den deutschen Fahrradmarkt weiteres Wachstum, das durch langfristige gesellschaftliche Megatrends wie ein steigendes Gesundheitsbewusstsein, nachhaltige grüne Mobilitätslösungen und den Wunsch nach Premium-Produkten im Internet zusätzlich angetrieben wird.
Foto: Alexander Palacios
BIKE24 GEHT AN DIE BÖRSE
BIKE24-CEO Andrés Martin-Birner (links) und CFO Timm Armbrust am Tag des Börsengangs
BIKE24 ist derzeit mit länderspezifischen Webshops auf dem deutschen, österreichischen und spanischen Markt aktiv. corporate.bike24.com
SACHSENENERGIE INVESTIERT IN VERSORGUNGSSICHERHEIT ken. Dafür wird die breite Produktpalette etwa bei der Digitalisierung, der technologischen Entwicklung oder der Dekarbonisierung weiter ausgebaut. Ein wichtiger Firmengrundsatz ist die Gleichbehandlung von Stadt und Land bei allen Versorgungsstandards, wie beispielsweise beim Glasfaserausbau und der Gigabit-Versorgung. Das in der Region verwurzelte Unternehmen fördert darüber hinaus Kultur, Sport und soziales Engagement vor Ort. sachsenenergie.de
Foto: SachsenEnergie AG
Am 1. Januar 2021 schlug die offizielle Geburtsstunde des größten Kommunalversorgers Ostdeutschlands: der SachsenEnergie AG. Entstanden aus der Fusion zwischen der DREWAG – Stadtwerke Dresden GmbH und der ENSO Energie Sachsen Ost AG beliefert diese die sächsische Landeshauptstadt sowie die Landkreise Meißen, Sächsische Schweiz-Ost erzgebirge, Bautzen und Görlitz mit allen leitungsgebundenen Medien. In den kommenden zehn Jahren will SachsenEnergie über zwei Milliarden Euro in die Infrastruktur investieren und das Einzugsgebiet stär-
Dr. Frank Brinkmann, Vorstandsvorsitzender der SachsenEnergie AG, vor dem Unternehmenssitz in Dresden 6
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Macher & Marken
ENTSORGUNGSHINWEISE.DE FORDERT RECYCLING-REFORM
Foto: entsorgungshinweise.de
Nur rund 16 Prozent aller Abfälle in Deutschland werden ordentlich recycelt – ein Großteil landet in Verbrennungsanlagen. Aus diesem Grund hat das Team der Plattform Entsorgungshinweise.de aus Leipzig ein VierPunkte-Programm vorgestellt, um die Recyclingquote zu verbessern. Darin enthalten ist auch die Forderung, Entsorgungs- und Trennhinweise auf allen Verpackungen verpflichtend zu machen und so einen entscheidenden Schritt in Richtung nachhaltige Entsorgung zu gehen. Obwohl Deutschland als Vorreiter in der Mülltrennung gilt und 67 Prozent der Haushalte in einer repräsentativen Umfrage angeben, ihre Abfälle korrekt zu trennen, ist dies häufig nicht der Fall. Der Grund: Viele Menschen wissen nicht, dass die Trennung einzelner Verpackungsbestandteile unabdingbar für ein erfolgreiches Recycling ist. Eine bessere Recyclingquote wird somit verhindert, denn Verpackungen aus einem Materialmix können nur schlecht oder gar Das Team hinter Entsorgungshinweise.de nicht recycelt werden. Generell wünscht sich das Team eine verstärkte Aufklärungsarbeit, damit die korrekte Mülltren- Entsorgungshinweise.de wurde im März 2020 gegründet und ist eine ehnung in den Haushalten ankommt, und spricht sich deutlich gegen die of- renamtliche Gruppe aus Mitarbeitern des Leipziger Start-ups Pharetis fizielle Lesart aus, dass auch das Verbrennen und Exportieren von Müll als sowie Studierenden und weiteren Experten aus verschiedenen Bereichen. Verwertung gilt und in die Statistik einfließt. Entsorgungshinweise.de
Mitte Juni ist das Messegeschäft in Sachsen wieder angelaufen. „Für Unternehmen, Organisationen, Institutionen und medizinische Fachgesellschaften sind Messen und Kongresse unverzichtbar. Sie sind Plattform für Marketing, Informationsvermittlung, Networking und Bildung. Hybride Formate haben an Bedeutung gewonnen, doch ohne direkten Kontakt und Austausch geht es nicht auf Dauer – auch das hat uns die Pandemie vor Augen geführt“, sagt Martin Dulig, Sachsens Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Die Leipziger Messe plant mit mehr als 60 Veranstaltungen im zweiten Halbjahr 2021 und hat zudem ein neues Hotelportal an den Start gebracht. Über 20 Partnerhotels in Leipzig beteiligen sich an der gemeinsamen Initiative, die das Kostenrisiko für Übernachtungsgäste deutlich senken soll. Dazu wurde für das Jahr 2021 eine Zusatzvereinbarung getroffen. Diese sieht vor, dass durch die Leipziger Messe vermittelte Hotels keine Stornierungskosten berechnen, falls Veran-
Foto: leipzig.travel/Luise Karwofsky
LEIPZIGER MESSE UND PARTNERHOTELS STARTEN GEMEINSAME INITIATIVE
staltungen pandemiebedingt abgesagt werden, Beherbergungsverbote oder Reisebeschränkungen bestehen. Damit soll die Planungssicherheit für Teilnehmer an Präsenzveranstaltungen deutlich erhöht werden. Mit den Veranstaltungen der Leipziger Messe verbindet sich jährlich ein Kaufkraftvolumen von mehr als 650 Millionen Euro mit positiven Effekten für Hotellerie, Gastronomie, Messebau, ÖPNV, Taxigewerbe, Künstler und Einzelhandel. Mehr als 6.500 Arbeitsplätze hängen unmittelbar davon ab. leipziger-messe.de/unterkunft Wirtschaftsmagazin SACHSEN 2021/2022
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Städte & Regionen
STÄDTE & REGIONEN* * Heimat bedeutet meist, einen Ort zu haben, an dem man sich wohlfühlt, gern lebt und viele Entfaltungsmöglichkeiten besitzt. Jede Gemeinde, jede Stadt und jeder Landkreis strebt danach, die richtige Mischung zwischen Wirtschaft lichkeit und lebenswerter Umgebung zu bieten. Denn nur dort, wo Wirtschaft ist, gibt es Arbeit und die damit verbundenen Chancen, sich ein komfortables Leben aufzubauen. Die Voraussetzungen sind in jeder Region anders. Sachsen machen vor allem die abwechslungsreiche Landschaft, zahlreiche Kulturstätten, ein weitverzweigtes Bildungs- und Forschungsnetz, gestützt durch einen starken Mittelstand aus. Dazu kommen engagierte Menschen, die sich tagtäglich für ein gutes Miteinander einsetzen.
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Städte & Regionen
ALTE DENKWEISEN ÜBER BORD WERFEN „Eigentlich ist dieses Vorhaben für eine Stadt wie uns zu groß“, erklärt Bauamtsleiter Andre Stefan mit Blick auf die roten Fassaden der ehemaligen Produktionshallen der Baumwollspinnerei in Flöha. „Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt“.
Gemeint ist das Projekt zur Umgestaltung des Industriedenkmals Alte Baumwolle, für das die 10.000-Einwohner-Stadt seit den 1990er Jahren kämpft. Aus dem ehemaligen Motor der Industrialisierung bildet sich ein neues Zentrum mit einem Marktplatz heraus, den es bisher in Flöha nicht gab. Das Leben soll hier wieder pulsieren. Die Bücherei, eine der größten Kindertagesstätten Sachsens und Lebensmittelhändler sind bereits in die sanierten Gebäude gezogen. Gerade entstehen neue Eigentumswohnungen und weitere sind in Planung. Über 200 bewegte Jahre
heim oder die Verwahranstalt für Kinder, eine Art Kindergarten. Sogar eine betriebseigene Feuerwehr wurde später auf dem Gelände integriert. Zu DDR-Zeiten kümmerten sich Betriebsärzte und Versorgungsläden um die Beschäftigten und deren Angehörige. 1994 sollte schließlich zum Schicksalsjahr der Alten Baumwolle werden. Mit dem Zusammenbruch der Textilindustrie endete die Zeit der großen Produktion in Flöha, Hunderte verloren ihre Arbeit. Aber selbst in dieser schwierigen Phase keimten bereits Ideen, wie das Areal weiter genutzt werden könnte. Ein erster Investor sei schnell gefunden worden, der zunächst sehr viele nicht erforderliche Gebäude und Altlasten beseitigte, erinnert sich Stefan. „Leider ging dieser aufgrund anderer Projekte in Konkurs und es herrschte wieder Stillstand.“ Der damalige Oberbürgermeister Friedrich Schlosser und der Stadtrat wollten dabei nicht tatenlos zusehen und ergriffen die Initiative. Zum Symbolwert von einer D-Mark kauften
Foto: Ticoncept GmbH
Seit 1809 prägt die Baumwollspinnerei die Stadt. Jede Flöhaer Familie ist auf die ein oder andere Weise mit der „Baumwolle“ verbunden. Sie ist ein großes Stück Identität für die Einheimischen. Angesiedelt an der Zschopau, mauserte sich die Spinnerei nach und nach zu einem großen Arbeitgeber der Textilbran-
che. Besonders unter der Fabrikantenfamilie Clauß entfaltete sich das Areal bis etwa 1910 zu seiner jetzigen Größe von etwa 65.000 Quadratmetern. An den Gebäuden kann man diese Entwicklung sehr gut ablesen. Zunächst wurden Häuser mit sehr vielen Fenstern gebraucht, damit viel Licht in die Räume fällt. In ihnen werden gerade Eigentumswohnungen realisiert. Danach entstanden immer größere Hallen mit hohen Decken und imposanten Glasscheiben, um für Maschinen Platz zu schaffen. Von außen fällt zuerst die Klinkerstruktur ins Auge. Auch Verzierungen und der durch die Ecktürme ausgelöste kastellartige Eindruck bilden ein stimmiges Gesamtkunstwerk. „Das war kein profaner Industriebau“, bekräftigt Andre Stefan. Otto und Ernst Iselin Clauß errichteten um 1900 außerdem die Fabrikantenvilla, den heute öffentlichen Park mit Gehölzen aus den Ursprungsländern der Baumwolle, Arbeitshäuser und Sozialbauten, wie ein Ledigenwohn-
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Foto: Ticoncept GmbH
Städte & Regionen
„Dieses Projekt ist wirklich außergewöhnlich. Dabei wollten wir solch ein großes Vorhaben gar nicht mehr in Angriff nehmen. Doch die Altbauten an der Parkseite der Alten Baumwolle ließen uns nicht mehr los. Wann kann man als mittelständisches Unternehmen schon bei der Gestaltung eines neuen Stadtzentrums mitwirken? Für uns eine einmalige Chance. Gemeinsam mit unseren Architekten Jürgen und Colja Wischnewski setzen wir nun diese anspruchsvolle Aufgabe um. Die ersten Wohnungen des 1. Bauabschnittes werden Ende 2021 übergeben, die Bauarbeiten für den 2. Abschnitt haben bereits begonnen. Ebenso außergewöhnlich ist die Zusammenarbeit mit den Entscheidungsträgern der Stadt und den engagierten Menschen vor Ort. Alle ziehen gemeinsam an einem Strang, alle wollen das Ziel eines lebendigen Stadtzentrums unbedingt erreichen. Wenn etwas nicht passt, gibt es schnelle, unkomplizierte Lösungen. Das imponiert uns allen sehr.“
Foto: Stadtverwaltung Flöha
Maik Renner Geschäftsführender Gesellschafter der Ticoncept Bauprojektentwicklungs- und Vertriebs GmbH
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Visualisierung: Ticoncept GmbH
Städte & Regionen
sie 2001 das Gelände von der Treuhandanstalt und starteten mit der Sanierung des sogenannten Wasserbaus, der alten Spulerei und Dämpferei, die 2006 abgeschlossen wurde. Heute sind hier die Bibliothek, der Stadtsaal, Vereine und zukünftig der Bürgerservice mit dem Stadtarchiv beheimatet. Großes Interesse erregte die Eröffnung der Kindertagesstätte „Baumwollzwerge“ 2014. Mit derzeit über 300 Kindern ist sie nicht nur eine der größten Kitas Sachsens, sondern besitzt auch architektonisch einen einzigartigen Clou: Die ehemalige Shedhalle mit ihrem typischen Sägezahndach, das mehr Licht einlässt, wurde so gestaltet, dass zwischen den zweigeschossigen Gebäuden Spielterrassen für die einzelnen Gruppen angelegt wurden, auf denen nach Herzenslust getobt werden kann. Blickwinkel verändern
Danach geriet das Prestigeobjekt etwas ins Stocken. Für den Ausbau des größten Produktionsgebäudes zur Nahversorgung konnte erst kein geeigneter Förderer gefunden werden. „Wir fokussierten uns dann vorrangig auf die Öffentlichkeitsarbeit“, erinnert sich der Bauamtsleiter. „Wir haben die Menschen immer ganz nah am Projekt teilhaben lassen, sie mit einbezogen und immer informiert. 2016 engagierte sich schließlich ein privater Investor, der den sogenannten Neubau in Angriff nahm und ihn samt ehemaligem Ballenlager sanierte und ein Einkaufszentrum entwickelte.
Foto: Rewe
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„Das imposante Gebäude strahlt auch innen seine Größe aus, wodurch wir hier ein sehr angenehmes Arbeitsklima haben. Durch die großen Fensterfronten dringt sehr viel Tageslicht. Auch dank der hohen Decken fühlt sich alles weitläufig an, beim Arbeiten als auch beim Einkaufen. Die Herausforderung beim Bau lag darin, Denkmalschutz und die moderne Einrichtung eines REWE-Marktes unter einen Hut zu bekommen. Das Areal wird immer mehr zu Flöhas neuem Mittelpunkt, es ist einzigartig und hat Strahlkraft für die ganze Umgebung.“ Ralf Ruscher Leiter des im sogenannten „Neubau“ der Alten Baumwolle errichteten REWE-Marktes, der als schönste Handelsimmobilie Deutschlands mit dem „Fachmarkt Star 2020“ ausgezeichnet wurde Wirtschaftsmagazin SACHSEN 2021/2022
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Immer wieder neue Wege gehen, ist eine Devise der Verantwortlichen. Und so gab es im Frühjahr und Sommer 2016 einen Architekturwettbewerb mit Studierenden für die Altbauten auf der südlichen Seite des Areals, der entscheidende neue Ansätze brachte. Mit diesem Wettbewerb entwickelte sich auch erst die Idee, die mittig gelegene Freifläche des Geländes mit zusätzlichen Gebäuden einzufassen und ihm so den Charakter eines Marktplatzes zu geben. Durch den Zusammenschluss Flöhas mit drei umliegenden Dörfern im 19. und 20. Jahrhundert formte sich bis heute kein gewachsenes Zentrum. „Wir mussten alte Denkweisen über Bord werfen, den Bebauungsplan überarbeiten und auch ein bisschen auf das Glück vertrauen“, reflektiert Andre Stefan. Dieses kam in Form eines neuen Investors, der Ticoncept Bauprojektentwicklungs- und Vertriebs GmbH um Maik Renner. „Ihn haben wir intensiv begleitet, sind auf seine Wünsche eingegangen, konnten aber auch unsere Vorstellungen mit einbringen – das war für alle eine Win-Win-Situation und ist so in größeren Städten vielleicht gar nicht umsetzbar.“ Mittlerweile ist bereits der erste Bauabschnitt für neue Wohnungen in den sanierten Altbauten abgeschlossen. Alle Quartiere sind verkauft. Der zweite Bauabschnitt läuft. Entstehen sollen Eigentumswohnungen und Geschäftseinheiten im Erdgeschoss, die Teil der Vision des neuen Marktplatzes sind. Das Gesamtprojekt ist bis etwa 2030 ausgelegt. Bis dahin sollen weitere Wohnhäuser und ein Parkhaus auf der noch brachliegenden Fläche gebaut werden. Ziel ist ein geschlossener, eingefasster Marktplatz mit Verweilmöglichkei-
Foto: Stadtbibliothek Flöha
Städte & Regionen
Hell, luftig und farbenfroh – unsere Bibliothek besticht durch ihre moderne Innenraumgestaltung in einer altehrwürdigen Hülle. Erst auf den zweiten Blick merkt man, dass man sich in einem ehemaligen Spinnereisaal befindet ... das ist ein tolles Erlebnis für alle Besucher! Susanne Stengel Leiterin der Stadtbibliothek Flöha
ten und Gastronomie, ein neuer Knotenpunkt der Begegnung. Das Thema Wasser soll eine große Rolle spielen, als Reminiszenz an die Kraft der Zschopau, die die Ansiedlung der Textilindustrie erst ermöglichte. Als ergänzende Puzzlesteine auf dem Weg zum Stadtzentrum sind ein Beleuchtungskonzept und eine Dauerausstellung zur Baumwolle geplant. Bereits im Herbst 2021 soll ein Rundgang anhand großer Schautafeln, auf denen die Funktionen der Gebäude erklärt werden, an die Ur-
sprünge eines der größten Industriedenkmäler Sachsens erinnern. Andre Stefan betrachtet die rote Fassade des Wasserbaus und resümiert: „Es war und ist ein erhebliches Stück Arbeit. Mit Hilfe von Investoren, der Städtebauförderung von Bund und Freistaat und engagierten Menschen sind wir auf einem sehr guten Weg. Immer dranbleiben und nicht aufgeben, führte uns zum Erfolg. Darauf können wir stolz sein.“ baumwolle-floeha.de
Foto: Stadtverwaltung Flöha
Christiane Schwarzbach
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Mit der Umgestaltung des Industriedenkmals Alte Baumwolle schafft sich die 10.000-Einwohner-Stadt Flöha ein neues Herzstück. Das ambitionierte Projekt begann vor 20 Jahren.
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In der einstigen Shedhalle der Spinnerei eröffnete 2014 die Kindertagesstätte „Baumwollzwerge“. Mit mehr als 360 Plätzen ist sie eine der größten Einrichtungen in Sachsen.
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An der südlichen Seite des weitläufigen Geländes soll bis 2030 ein Marktplatz entstehen. Die Idee wurde im Rahmen eines Architekturwettbewerbes mit Studierenden im Jahr 2016 entwickelt.
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Schon 2006 zog die Stadtbibliothek in den sanierten Wasserbau an der Zschopau ein. Auch mehrere Vereine haben in dem repräsentativen Klinkerbau von 1903 ihr Domizil.
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Städte & Regionen
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LEBEN IM LANDKREIS DER MÖGLICHKEITEN Kaum eine Gegend in Mitteldeutschland ist so facettenreich wie die Region Zwickau.
Im kleinsten Landkreis Sachsens wechselt die Szenerie zwischen Industriestädten wie Crimmitschau, Glauchau und Meerane sowie malerischen Orten im Flusstal der Mulde wie der Töpferstadt Waldenburg. Hügelreich ist das grüne Erzgebirgsvorland mit Hartenstein, Hartmannsdorf und Hirschfeld. In wald- und bachreicher Landschaft liegen Niedercrinitz, ein typisches Waldhufendorf, und Mülsen, mit 15 Kilometern das längste Dorf Sachsens. Musikalisch inspiriert ist das Leben in der Robert-Schumann-Stadt Zwickau, literarisch in der Karl-May-Stadt Hohenstein-Ernstthal, historisch nahe den Schlössern und Burgen in Blankenhain, Lichtenstein, Schönfels und Wildenfels.
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Zu den bedeutenden Standortvorteilen des Landkreises zählt auch die Vielfalt an wohnortnaher und bildungsfreundlicher Kinderbetreuung. Ergänzt wird das Angebot durch attraktive Vereine, Kultur- und Freizeiteinrichtungen. All das garantiert eine hohe Lebensqualität sowie beste Vereinbarkeit von Familie und Arbeit.
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Die jährlichen MotoGP-Rennen auf dem traditionsreichen Sachsenring bei Hohenstein-Ernstthal sind legendär.
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Auf Schloss Blankenhain zeigt das Deutsche Landwirtschaftsmuseum beeindruckende Einblicke in ländliche Lebens- und Arbeitswelten.
Ausbildung, Familie und Arbeit im Einklang
KONTAKT Landratsamt Zwickau Stabsstelle Wirtschaftsförderung und Klimaschutz Beigeordneter Carsten Michaelis LL.M. oec. Robert-Müller-Str. 4–8, 08058 Zwickau Tel. 0375 4402-25100 wirtschaft@landkreis-zwickau.de landkreis-zwickau.de
Fotos: Landkreis Zwickau
Als traditioneller und starker Wirtschaftsstandort in Sachsen ist die Region Zwickau seit jeher auch ein Zentrum der Bildung. Das Angebot ist breit gefächert und qualitativ hochwertig. Es reicht von der Grundschule bis zum Gymnasium, vom Berufsschulzentrum bis zur Hochschule. Damit ist lebenslanges Lernen für jeden möglich: für Schülerinnen und Schüler, Auszubildende, Studierende und Berufstätige. Für die individuelle Selbstverwirklichung stehen daher jeder und jedem die Türen der vielen Bildungseinrichtungen offen. Ein weiteres Plus ist die enge Vernetzung und Kooperation von Bildung und Wirtschaft. Rechtzeitige Berufsorientierung wird gefördert. Das schafft insbesondere für junge Menschen in der Erstqualifikation beste Voraussetzungen für einen guten Start in den Beruf.
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region-zwickau.de
Voller Chancen für unsere Zukunft.
Eine Initiative der AG Zwickau
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Städte & Regionen
EIN TAKTGEBER IN DER MODERNEN AUTOMOBILINDUSTRIE Seit Anfang Juli 2021 ist die Zwickauer Oberbürgermeisterin vollelektrisch unterwegs: mit ihrem Dienstwagen, einem ID.4 Pro Performance, dem neuesten Produkt der ID.-Familie, dem „Weltauto des Jahres 2021“.
Neben dem ID.4 verfügt die Stadtverwaltung über elf weitere E-Fahrzeuge. „Gern verlasse ich mich künftig bei meinen Fahrten auf die Kompetenz der Mannschaft, die den ID.4 in Zwickau baut“, sagt Stadtoberhaupt Constance Arndt. Das tut sie mit Fug und Recht, entwickelt sich der Zwickauer VW-Standort doch gerade zum größten und leistungsfähigsten E-Auto-Werk Europas und übernimmt damit eine Vorreiterrolle bei der Transformation des weltweiten Produktionsnetzwerkes von Volkswagen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der im Juni 2021 zum Auftakt seiner Besuchsreihe „Industrielle Leuchttürme in Ostdeutschland“ die VW-Elektroauto-Fabrik 16
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besuchte, bezeichnete Zwickau als „Taktgeber in der modernen Automobilindustrie“. Der Beginn einer zukunftsweisenden Ära
„Tradition trifft Zukunft“ – der Slogan, der heute vom VW-Werk Zwickau in Richtung Autobahn grüßt, könnte passender nicht sein. Nach vielen Fahrzeuggenerationen rollt hier seit dem 4. November 2019 der ID.3 in Serie vom Band. Der Tag markierte den Beginn einer zukunftsweisenden Ära. Für den Systemwechsel des VW-Konzerns in Richtung E-Mobilität spielt das Zwickauer Werk eine Schlüsselrolle: Erstmals wird eine große Autofabrik mit Investitionen von rund 1,2 Milli-
arden Euro komplett auf Elektromobilität umgerüstet. Mehr als 8.000 Mitarbeiter wurden intensiv auf den Umgang mit Hochvoltsystemen geschult. Mit der finalen Ausbaustufe ab September 2021 werden am Mehr-Marken-Standort Zwickau sechs E-Modelle für die drei Konzernmarken Volkswagen, Audi und Seat gebaut. Im vollen Produktionsjahr 2022 werden hier auf Basis des Modularen EAntriebsbaukastens (MEB) mehr als 300.000 E-Autos produziert. Eine Weltpremiere verkündete die Volkswagentochter Audi im Frühjahr 2021: Der Autobauer aus Ingolstadt kehrt zu seinen sächsischen Wurzeln zurück und lässt im Zwickauer
Städte & Regionen
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Attraktiver Standort für Neugründungen
Studium und Forschung unter optimalen Bedingungen
Für innovative Projekte mit der WHZ stehen das ubineum Zwickau, ein Kompetenzzentrum im ehemaligen Erlenbad als zentrale Anlaufstelle zum Thema „Wohnen
und Leben heute und in Zukunft“, oder das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Optische Messtechnik und Oberflächentechnologien, kurz AZOM. Die Forschungseinrichtung wurde fünf Jahre nach ihrer Gründung von externen Gutachtern positiv bewertet. Sichtbare Erfolge in zahlreichen öffentlich geförderten und Industrieforschungsprojekten und die feste Verankerung in der Region tragen dazu bei, dass sich das Anwendungszentrum aus eigenen Mitteln weiterfinanzieren kann und in Zwickau verstetigt. Das Fraunhofer AZOM arbeitet eng mit der deutschen Automobilindustrie zusammen. Eine besondere Rolle spielt die Entwicklung optischer Messtechnik für technische Oberflächen unter anderem bei der Produktion von Fahrzeugen. Um den fast 4.000 Studierenden und Forschern weiterhin optimale Bedingungen zu bieten, errichtet der Freistaat Sachsen aktuell ein neues Hochtechnologiezentrum und ein neues Technikum auf dem Innenstadtcampus.
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Das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Optische Messtechnik und Oberflächentechnologien (AZOM) arbeitet eng mit der Automobilindustrie zusammen.
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Der VW-Konzern rüstet sein Zwickauer Werk für rund 1,2 Milliarden Euro komplett auf Elektromobilität um.
KONTAKT Stadt Zwickau Büro für Wirtschaftsförderung Katharinenstraße 11 08056 Zwickau Tel. 0375 83-8000 wirtschaftsfoerderung@zwickau.de zwickau.de
Fotos: Oliver Killig
Foto: Helge Gerischer
Fahrzeugwerk von VW Sachsen das neue heckgetriebene, vollelektrische Kompaktmodell Audi Q4 e-tron produzieren. Audi ist Teil einer langen Tradition, die in Zwickau anno 1904 mit der Ansiedlung der A. Horch & Cie. Motorwagenwerke AG und der Produktion der Marke Horch begann. 1909 gründete der findige Ingenieur August Horch die Audi Automobilwerke GmbH (das lateinische „Audi“ bedeutet so viel wie „Horch“).
Zwickaus vielgestaltige Wirtschaft hat starke ortsansässige Partner in der Wissenschaft. Die Westsächsische Hochschule Zwickau (WHZ) versteht sich als forschende Hochschule, die nicht nur international tätige Global Player wie VW unterstützt, sondern auch kleinere Firmen. Talentierte Nachwuchsforscher und ideenreiche Gründer aus der WHZ-Kaderschmiede etablierten sich bereits am Markt, zum Beispiel die Firma Alpha Sigma, spezialisiert auf die Herstellung und Verarbeitung von Faserverbundstoffen. Oder Pendix – 2013 noch erfolgreiches Start-up, später Marktführer bei Nachrüstantrieben für Fahrräder und Produzent des Komplettbikes Pendix eDrive, das als Serienprodukt auf den Markt kam. 2020 beteiligte sich die städtische Wirtschaftsförderung erfolgreich am Modellvorhaben „Best Practice Gründerökosystem in den neuen Bundesländern“, initiiert und gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium. Die vom Existenzgründernetzwerk StartUp Zwickau unterstützte Initiative zielt nicht nur auf die Eröffnung eines Gründerzentrums, sondern setzt viel früher an, indem junge Talente für eine eigene unternehmerische Tätigkeit sensibilisiert, Netzwerke ausgebaut und risikoarme Experimentierflächen geschaffen werden. Vor Ort können Gründer so ihre Marktorientierung testen und stärken. Die Region Zwickau wird damit als attraktiver Gründungsstandort weithin sichtbar gemacht, denn stabile und erfolgreiche Gründungen sind für die wirtschaftliche Entwicklung wichtige Impulsgeber.
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EUROPÄISCHE KULTURHAUPTSTADT CHEMNITZ 2025 PLUS REGION …oder warum Hauptstadt nur mit Provinz funktioniert
Fotos: Josephine Leonhardt Photographie
#1 Makers Day als Impulsgeber für kreative Ideen
Unter diesem Aspekt stand der Gedanke der Kollaboration an erster Stelle des Makers Days. Sei es in Form einer Ode an einen Stuhl durch den Professor der Hochschule für Angewandte Kunst Schneeberg, Jacob Strobel, der dazu animierte, dass die Teilnehmer ihre mitgebrachten Sitzgelegenheiten ebenso würdigten. Oder die live in der Veranstaltung entwickelte Zeitung MACHEN! durch Vertreter des Kreativen Erzgebirges in Zusammenarbeit mit dem Verein Trubel in der Poche. In welcher Form Gäste des Kulturhauptstadtjahrs nicht nur bloße Kulturkonsumenten sein, sondern zu echten Koproduzenten der Kulturhauptstadt werden sollen, stellte Josephine Hage vom Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e. V. vor, der mit der Projektkonzeption und ‑planung für den Baustein „Makers, Business & Arts“ beauftragt ist. Der Tag war damit ein erster erfolgreicher Schritt, um die Kulturhauptstadt Chemnitz als Ganzes anzugehen.
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Es ist inzwischen kein Geheimnis mehr, dass der Erfolg der Chemnitzer Bewerbung für den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt maßgeblich davon geprägt wurde, dass die Stadt ihre Verflechtungen ins Umland in die Waagschale warf. Um diese Verbindung mit Leben zu erfüllen, gründete sich bereits zum Jahresende 2020 ein Förderverein der Kulturregion Chemnitz 2025, in dem inzwischen über 30 Umlandkommunen vom Erzgebirgskreis über Mittelsachsen bis Zwickau mitwirken. Für alle Beteiligten ist dabei klar, dass es nicht um das Entzünden eines Leuchtfeuers im Jahr 2025 geht, sondern der Prozess bis dahin das wichtigste Element der Bewerbung ist. Selbstbewusst in die Welt hinausgehen
Einen bedeutenden Meilenstein bildete der #1 Makers Day am 9. Juli 2021 im Herrenhaus Auerhammer in Aue-Bad Schlema, bei dem sich rund 120 Akteure der Region – Vertreter aus Kultur- und Kreativwirtschaft, Kommunen und Unternehmen – vernetzten. Dass dieser Auftakt im Erzgebirge zustande kam, mag nicht verwundern, versteht sich die Region doch per se als lebendiges Beispiel eines kreativen Prozesses der stetigen Neuerfindung, der mit den ersten Silberfunden vor über 800 Jahren seinen Anfang nahm und die DNA der Bewohner so prägte, dass das Motto „Gedacht. Gemacht.“ zum Claim der Wirtschaftsregion wurde. Wie Chemnitz leidet das Erzgebirge unter seiner eigenen Bescheidenheit, so dass „C the Unseen“ der Impuls ist, um zumindest innerhalb Europas deutlicher wahrgenommen zu werden. Wie Bernd Birkigt, der Vereinsvorsitzende und Bürgermeister der Stadt Oelsnitz/Erzgeb., betont, wird Chemnitz als Kulturhauptstadt daran gemessen, wie das Thema nachhaltig mit seiner Einbindung in Mittel- und Osteuropa umgesetzt wird. „Durch den gewonnenen Zuschlag als Kulturhauptstadt muss es gelingen, die Region als Modell zu entwickeln, in dem unterschiedliche Akteure aus Kultur und Wirtschaft gemeinsam innovative Ideen und Technologien entwickeln. Kreative aus unterschiedlichen Branchen und Regionen sollen sich gegenseitig befruchten und die Ergebnisse in die Welt tragen.“ 18
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Die Vertreter des Vereins Kreatives Erzgebirge präsentieren zum Makers Day die Inhalte der frisch entstandenen Zeitung MACHEN!
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So vielfältig wie die Sitzgelegenheiten zum #1 Makers Day sind die Möglichkeiten, sich im Prozess der Kulturhauptstadt einzubringen. Josephine Hage vom „Kreativen Sachsen“ stellt den Baustein „Makers, Business & Arts“ vor.
KONTAKT Regionalmanagement Erzgebirge c/o Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH Adam-Ries-Straße 16, 09456 Annaberg-Buchholz Tel. 03733 145-140 kontakt@erzgebirge-gedachtgemacht.de erzgebirge-gedachtgemacht.de Dieses Vorhaben wird aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ durch den Freistaat Sachsen gefördert.
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Städte & Regionen
„WENIGER IST MANCHMAL MEHR“ Daniel Drechsel kam mit seiner Frau zurück ins Erzgebirge. Hier gründete er eine Familie. Und hier gründete er jetzt auch sein eigenes Unternehmen, denn dem privaten Glück sollte nun auch der berufliche Traum folgen.
Als Fachkraft zurück, als Unternehmer angekommen
Alles wollte für den Schritt ins Unternehmertum durchdacht sein: die familiäre Situation, das finanzielle Risiko, persönliche Abwägungen, aber auch ein Businessplan musste her. Vor drei Jahren wurde es dann für den Kfz-Meister konkret: „Die Kinder waren alt und ich noch jung
genug, um die Ideen in die Tat umzusetzen“, erzählt Daniel Drechsel mit einem Schmunzeln. Er inserierte bei der Handwerkskammer, um einen bestehenden Betrieb in der Region zu übernehmen. Daraus ergab sich der Kauf eines insolventen Autohauses mit Werkstatt und Gashandel: „Letztendlich habe ich einen Asset Deal gemacht und die für mich interessanten Unternehmensgüter erworben.“ Aber nicht nur das, auch alle Mitarbeiter, die bleiben wollten, übernahm der Gründer. Selbst und ständig? Zufrieden und frei!
Aus dem bisherigen Angestellten wurde nun der Chef des Kfz-Service Drechsel in Aue. Die bisherige Alltagsstruktur wurde über den Haufen geworfen. „Angestellt sein hat viele Vorteile: geregelte Arbeitszeiten, finanzielle Sicherheiten, fixe Rahmenbedingungen“, weiß Daniel Drechsel. Und dennoch: „Ich gehe zufrieden auf Arbeit, auch wenn es viel mehr zu tun gibt als vorher.“ Wichtig ist ihm aber eins: „Samstag und Sonntag sollen arbeitsfrei sein – für meine Kollegen, für mich und insbesondere für meine Familie.“ Selbst in Hochphasen ist es sein Ziel, spätestens die Zeit der Gute-Nacht-Geschichten mit den Kindern zu verbringen.
Foto: Regionalmanagement Erzgebirge
Als Daniel Drechsel und seine Frau Kirsten vor der Familiengründung standen, entschieden sie sich bewusst, nach über zehn Jahren in Stuttgart zurück ins Erzgebirge zu ziehen – ein Glücksmoment für die junge Familie. Zurück in der Region, arbeitete Daniel als Angestellter in seinem Beruf als Kfz-Meister. Zwei Kinder kamen in der neuen, alten Heimat zur Welt. Aber nicht nur die Familie wuchs, sondern auch der Wunsch zur Selbstständigkeit: „Der Plan, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, reifte in mir schon lange“, so der Familienvater. Nach der Freude, im Erzgebirge wieder eine Heimat gefunden zu haben, fand er hier schließlich auch die Chance, seine berufliche Vision Wirklichkeit werden zu lassen.
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Städte & Regionen
Foto: Regionalmanagement Erzgebirge
„Man muss immer wieder Dinge neu denken, ausprobieren und lernen. Man bleibt nicht stehen. Der Weg, der vor zwei Jahren funktioniert hat, muss in zwei Jahren nicht mehr der Beste sein.“
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Daniel Drechsel
Beruf und Familie zusammenzubringen, ist für Daniel Drechsel eine nicht immer ganz einfache Herausforderung, der er sich aber stellt: „Ich habe Ehrgeiz. Ich möchte Dinge schaffen, im Unternehmen und Zuhause. Den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden und etwas zu bewegen, das stellt mich zufrieden.“ Und hier in seiner Heimat fällt es ihm zusammen mit seiner Familie leicht, den richtigen Ausgleich zu finden: „Wir sind in wenigen Minuten im Wald. Dort kann ich auch gern mal eine Stunde auf einer Bank Pause machen, den Ausblick genießen, ein Bier trinken. Aber auch unser Garten und das Haus bieten mir Freiraum, da komme ich zur Ruhe.“ Kraftquelle ist für den 36-Jährigen außerdem das Umfeld: „Das ist einfach ein unbezahlbares soziales Kapital“. Anzeige
„Als Unternehmer schaffst du Werte, nicht Geld“
Mit der Kfz-Service Drechsel GmbH hat sich Daniel Drechsel seinen Traum erfüllt – und ist gleichzeitig zum Allrounder geworden: Einkauf, Rechnung, Personal, Kundenarbeit und ab und zu selbst schrauben. „Wenn man sich selbstständig macht, muss man auch ein kleines bisschen verrückt sein“, meint er lächelnd. Aber genau darin kann er sich entfalten: „Man muss immer wieder Dinge neu denken, ausprobieren und lernen. Man bleibt nicht stehen. Der Weg, der vor zwei Jahren funktioniert hat, muss in zwei Jahren nicht mehr der Beste sein.“ Flexibel und damit frei zu sein, sind für Daniel Drechsel wesentliche Zufriedenheitsfaktoren: „Als Unternehmer schaffst du Werte, nicht Geld. Für dich selbst, aber auch im Umgang miteinander. Wir sind ein kleines Team von acht Leuten. Wir können individuell agieren und aufeinander eingehen.“ So ist das Entfalten dieser Freiheit – sowohl beruflich, als auch privat – ein Teil seiner Zufriedenheit. Dafür soll die Firma „klein und fein“ bleiben. Zwar sucht er Mitarbeiter und Auszubildende, möchte aber – schon aus der eigenen Erfahrung heraus – kein Großbetrieb werden. Wichtig sind ihm Überschaubarkeit, Flexibilität, Individualität und das Familiäre. „Weniger ist manchmal mehr“, sagt er. Und vielleicht ist es genau diese Erkenntnis, die Daniel Drechsel so zufrieden macht. (Quelle: erzgebirge-gedachtgemacht.de)
Der Standort Gewerbegebiet Hoffeld liegt im Zentrum der Wirtschaftsregion Chemnitz – Zwickau in unmittelbarer Nähe der Bundesautobahnen A 72 und A 4. Die Wirtschaftsregion Chemnitz – Zwickau gehört zu den wichtigsten Wachstumsgebieten im Bundesland Sachsen und bietet ideale Rahmenbedingungen für Industrie- und Gewerbeansiedlung. Zukünftigen Investoren stehen im Gewerbegebiet Hoffeld attraktive Grundstücke von 1.000 m² bis 50.000 m² zu fairen Preisen mit Highspeed-Internet-Anschluss zur Verfügung.
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„Mein Antrieb ist Zufriedenheit“, sagt Daniel Drechsel, der sich nach seiner Rückkehr in die Heimat schließlich mit einem KfzBetrieb selbstständig machte. Den richtigen Ausgleich zur Arbeit findet er in der Natur.
Kontakt: Zweckverband „Gewerbegebiet Hoffeld“ Rathausplatz 1 09376 Oelsnitz/Erzgeb.
www.oelsnitz-erzgeb.de 20
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T +4937298 38100 F +4937298 38330 E info@oelsnitz-erzgeb.de
www.stadt-lugau.de
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Foto: Sabine Schulze-Schwarz
Ausgebildete Fachkräfte und eine sehr gute Infrastruktur erwarten Sie!
Foto: Flughafen Leipzig/Halle, Uwe Schoßig
Blick auf den Frachtbereich Süd des Flughafens Leipzig/Halle
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REGION FÜR UNTERNEHMUNGEN Nordsachsen ist wegen seiner strategisch günstigen Lage ein idealer Wirtschaftsstandort.
Der Landkreis Nordsachsen punktet mit dem internationalen Luftfracht-Drehkreuz Leipzig/Halle im Westen und dem trimodalen Standort Torgau mit Elbhafen im Osten. Durch die Autobahnen A 9 und A 14 ist die unmittelbare Anbindung an das transeuropäische Autobahnnetz gegeben. Aufgrund dieser ausgezeichneten Lage identifizierte die Potenzialstudie zu Industrie- und Gewerbeflächen in der Region Mitteldeutschland kürzlich vor allem im westlichen Kreisgebiet viele sogenannte Jokerflächen für Ansiedlungen und zahlreiche „grüne“ Gewerbestandorte. Insgesamt verfügt die Region über eine Vielzahl an attraktiven und sofort verfügbaren Gewerbeflächen. In den vergangenen zehn Jahren boomten in Nordsachsen vor allem die wissensintensiven Industrien mit einem Zuwachs von mehr als 50 Prozent. Als Vorreiter im Breitband-Ausbau schafft der Landkreis aktuell weitere zukunftsweisende infrastrukturelle Voraussetzungen. Auf dieser Basis setzen erste 5G-Campusnetze an. Diese kommen besonders Unternehmen in den Bereichen Logistik 4.0 und Mobilität zugute. Zudem hat Nordsachsen die Unabdingbarkeit von intelligenten Energienetzen und grünem Wasserstoff fest im Blick und beteiligt sich an den aktuellen Initiativen der Region. Qualifiziertes Personal und reizvolle Landschaften
Für qualifiziertes Personal sorgt unter anderem die aus sächsischen Landesmitteln finanzierte „Fachkräfteallianz Nordsachsen“. Diese fördert seit 2016 jährlich Initiativen im Bereich Fachkräftegewinnung und -sicherung. Bei der Berufsorientierung im Bereich MINT setzt die Wirtschaftsförderung des Landkreises seit Jahrzehnten wegweisende Akzente. Mit dem GlasCampus Torgau entsteht derzeit ein WissensHub für die Glas-, Keramik- und Baubranche. Eingebettet in reizvolle Landschaften bietet Nordsachsen mit dem nördlichen Leipziger Neuseenland und den Elbauen, der Dübener und Dahlener Heide sowie der Mühlenregion außerdem eine hohe Lebens-
qualität. Die Wege zu urbanen Kultur- und Freizeiteinrichtungen sind durch Städte wie Torgau und Delitzsch sowie die angrenzende Großstadt Leipzig extrem kurz.
Die Wirtschaftsförderung des Landkreises berät und unterstützt ansässige und ansiedlungswillige Unternehmen u. a. bei: > > > > >
Expansion und Ansiedlung Gründung und Nachfolge Umsetzung von Innovationsvorhaben Fachkräftesicherung Genehmigungen zu Förderverfahren
KONTAKT Landratsamt Nordsachsen Amt für Wirtschaftsförderung und Landwirtschaft Richard-Wagner-Straße 7 a 04509 Delitzsch landkreis-nordsachsen.de Uta Schladitz Amtsleiterin und Geschäftsführerin Tel. 03421 758-1050 wirtschaft@lra-nordsachsen.de
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PER „AUTOPILOT“ AN DEN STRAND Ein Bus, der selbstständig seine Route abfährt, an Haltestellen anhält, Passagiere ein- und aussteigen lässt – und das alles ohne einen menschlichen Fahrer? Was für viele noch nach Science-Fiction klingt, ist im Landkreis Nordsachsen schon (fast) Realität.
des Fahrzeugs und den fließenden Wechsel zwischen beiden Modi ermöglicht. „Von Beginn an ging es uns dabei um ein konkretes Anwendungsszenario, das die Potenziale der Technologie deutlich macht. Mit FLASH schließen wir ein attraktives Naherholungsgebiet der Region an das ÖPNV-Netz an und erhöhen so die Attraktivität der Region für Einwohner und Touristen“, so Christian Hoyas. Sicherer Umgang mit komplexen Verkehrssituationen
Bevor der Shuttlebus zur ersten Fahrt aufbrechen konnte, waren jede Menge technische Voraussetzungen zu schaffen. Zuerst wurde die Basis, ein verlängerter VW Crafter, zu einem Midibus für den ÖPNV umgebaut und anschließend mit Sensor- und Automatisierungstechnik ausgerüstet. Insgesamt acht Radarsensoren, sechs Laserscanner und neun Kameras sowie eine Software für die Fahrzeugsteuerung sorgen dafür, dass der Shuttlebus seine Umgebung in einem 360-Grad-Winkel jederzeit überwachen kann und so andere Verkehrsteilnehmer, Verkehrszeichen oder Hindernisse erkennt. Darüber hinaus hält der Bus auch viel Komfort für die bis zu 21 Fahrgäste bereit. Dazu gehören neben einem klimatisierten Fahrgastraum ein Niederflurbereich für die Mitnahme von Kinderwagen und Rollstühlen, automatisch ausfahrbare Trittstufen für
Fotos: Christian Hüller
Ab 2022 wird ein automatisiert fahrender Shuttlebus Fahrgäste vom Bahnhof Rackwitz zum Schladitzer See und zurück befördern. „Die Technologie des hochautomatisierten Fahrens eröffnet besonders für den ländlichen Raum neue Perspektiven für bedarfsgerechte und attraktive Angebote im Öffentlichen Personennahverkehr“, ist Christian Hoyas, Sachgebietsleiter im Straßenverkehrsamt des Landkreises Nordsachsen überzeugt. Er leitet das Projekt „FLASH“ (FahrerLoses Automatisiertes SHuttle), in dessen Rahmen der Shuttle-Bus eingesetzt werden soll. Der Name FLASH (Englisch: Blitz) ist dabei bewusst gewählt, denn mit einer Geschwindigkeit von bis zu 70 Stundenkilometern wird das Fahrzeug zu den schnellsten automatisiert fahrenden ÖPNV-Bussen in Deutschland gehören. Der Startschuss für FLASH fiel bereits im Herbst 2018. Damals wurden in einer ersten, von der Metropolregion Mitteldeutschland über das Modellvorhaben „Unternehmen Revier“ geförderten Projektphase die konzeptionellen Grundlagen gelegt. Dazu gehörten unter anderem die Untersuchung geeigneter Linienführungen, die Definition der technischen Anforderungen sowie eine Kostenplanung für das Gesamtprojekt. Darüber hinaus wurde ein hybrides Steuerungskonzept entwickelt, das sowohl den automatisierten als auch den manuellen Betrieb
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den Ein- und Ausstieg, USB-Steckdosen zum Laden von Smartphones und Tablets sowie ein WLAN-Netz für kostenfreies Surfen. Seit Juli dieses Jahres verkehrt der FLASH-Bus nun im sogenannten Applikationsbetrieb. „Dabei wird das Fahrzeug das hochautomatisierte Fahren mittels seiner Sensorsysteme und Künstlicher Intelligenz regelrecht lernen. Eine besondere Herausforderung ist der sichere Umgang mit komplexen Verkehrssituationen, etwa das Befahren von Kreuzungen und die Interaktion mit anderen Verkehrsteilnehmern“, erklärt Christian Hoyas. Deshalb sind während dieser Phase noch keine Fahrgäste an Bord, dafür aber ein menschlicher Fahrer, der jederzeit eingreifen und den Bus übernehmen kann. Wenn alles planmäßig läuft, startet im Frühjahr 2022 der Pilotbetrieb mit Fahrgästen. Bereits dann soll das Fahrzeug in das reguläre Liniennetz des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) integriert werden.
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Schon jetzt plant der Landkreis in einem Folgeprojekt den Aufbau einer Leitstelle für automatisiert fahrende Busse. Von dort aus sollen diese mittels 5G-Funkverbindung überwacht werden können. Somit könnten fahrerlose Busse bald selbstverständlicher Teil des Straßenbildes in der Region sein. flash-bus.de
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Der fahrerlose Bus FLASH wurde am 14. Juli 2021 zum Nordsächsischen Mobilitätstag erstmals vor Fachpublikum präsentiert. Ausgerüstet mit Sensor- und Automatisierungstechnik, soll er künftig zwischen dem Bahnhof Rackwitz und dem Schladitzer See Fahrgäste befördern. Der Pilotbetrieb ist ab Frühjahr 2022 geplant.
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Im Schnittpunkt der verkehrstechnischen und digitalen europäischen Trassen gelegen, bietet Schkeuditz mit seiner modernen Infrastruktur ideale Perspektiven für ein nachhaltiges Wachstum von Global Playern und Mittelständlern. Seine günstige geografische Lage und sehr gute Infrastruktur machen den Standort zu einem bedeutenden Wirtschafts- und Dienstleistungszentrum. Ob zentral oder am Auwald – wer in Schkeuditz wohnt, profitiert davon, die Vorzüge einer kompakten Stadt mit dem urbanen Flair von Leipzig und Halle/Saale verbinden zu können. Ein besonderes Aushängeschild ist das GLOBANA Village. Die Kombination aus dem VierSterne-Haus GLOBANA Airport Hotel, dem GLOBANA Messe & Event Campus sowie dem MMC (Mitteldeutsches Mode Center) mit seinem Fashion Campus für den Modefachhan-
Foto: GLOBANA Unternehmensgruppe
SCHKEUDITZ PUNKTET MIT DYNAMIK UND VIELFALT
Die perfekte Location für Messen und Events nahe des Flughafens Leipzig/Halle: das GLOBANA Village in Schkeuditz
del der neuen Bundesländer stärkt den Wirtschaftsstandort enorm. Im GLOBANA Village bekommen Messen und Events einen besonderen Charakter. Drei große Hallen bieten Raum für individuelle Veranstaltungen, inspirierende Seminare, kreative Tagungen, ideenreiche Ausstellungen, erfolgsorientierte Messen oder exklusive Events. Die eindrucksvolle Location ermöglicht vielseitige Nutzungsvarianten auf einer Fläche von über 8.000 Quadratmetern. Ein erstklassiger Full-Service für Catering, Mes-
sebau, Veranstaltungstechnik und Leistungen des erlebnisorientierten Event-Marketings runden das Angebot aus einer Hand ab. KONTAKT Stadt Schkeuditz Rathausplatz 3 04435 Schkeuditz Tel. 034204 88-131 sv@schkeuditz.de schkeuditz.de
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Städte & Regionen
REVIERE WAGEN DEN WANDEL
Foto: LTM/Tom Schulze
Nach dem beschlossenen Kohleausstieg bis 2038 sind in Sachsen erste Strukturprojekte auf den Weg gebracht worden.
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durch die Ansiedlung von Forschungsinstituten und Bundesbehörden, flächendeckenden Breitbandausbau und die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur zu stärken. Außerdem wurden Ende Juni 2021 56 konkrete kommunale Projekte auf den Weg gebracht, die von den Mitteln des Strukturstärkungsgesetzes profitieren sollen. Diese decken verschiedenste Bereiche ab, von Daseinsfürsorge bis Kultur, von Verkehr bis Tourismus. Der Freistaat hat dem Bund zusätzlich neun Landesvorhaben vorgeschlagen: Beispielsweise entsteht mit dem Projekt „InnoCarbEnergy“ am LEAG-Standort in Boxberg ein europaweit einzigartiges und weltweit drittes Forschungszentrum für kostengünstige, maßgeschneiderte und „grüne“ Carbonfasern.
Foto: Axel Heimken
Die Abkehr von Kohlenstoff zur Gewinnung von Energie, die sogenannte Dekarbonisierung, ist eine der Hauptaufgaben des 21. Jahrhunderts. Mitte 2020 hat der Bund den schrittweisen Kohleausstieg Deutschlands bis 2038 beschlossen. Damit wird die Braunkohleförderung im Mitteldeutschen und im Lausitzer Revier Geschichte sein. Bis Ende 2029 sollen die ersten beiden Blöcke des Kraftwerkes Boxberg vom Netz gehen, die Abschaltung des Kraftwerkes Lippendorf ist bis Ende 2035 geplant, bevor schließlich bis Ende 2038 auch das Kraftwerk Schwarze Pumpe und die beiden verbliebenen Blöcke in Boxberg außer Dienst gestellt werden. Für diesen Ausstieg und den notwendigen Strukturwandel erhält Sachsen in den nächsten Jahren rund zehn Milliarden Euro. Geplant ist, die Regionen unter anderem
Ein neues Kapitel für die Lausitz
Während in der Region um Leipzig zahlreiche weitere finanzkräftige Wirtschaftszweige ansässig sind, ist die Lausitz bis jetzt stark von der Braunkohle abhängig. Ein tiefgreifender Wandel ist im Gange, nicht der erste in den vergangenen 150 Jahren. Davon berichtet eindrucksvoll die Energiefabrik Knappenrode, die zum Zweckverband Sächsisches Industriemuseum gehört. Mit einer komplett überarbeiteten und im Oktober 2020 wiedereröffneten Ausstellung begleitet die ehemalige Brikettfabrik den Wandel in der Gesellschaft und in der Landschaft. Sie erzählt, wie im 19. Jahrhundert aus Bauern Bergleute wurden, wie später Menschen aus ganz Deutschland und anderen Nationen kamen, um in der Braunkohle zu arbeiten. In der DDR war sie der einzige heimische Rohstoff, der in ausreichendem Maße zur Energieerzeugung und Stromversorgung des Landes zur Verfügung stand. 1985 kam ein Fünftel der weltweit geförderten Kohle aus der Lausitz. Mit der Neusortierung nach der Wende brachen tausende Arbeitsplätze weg und aus gefluteten Tagebaurestlöchern entsteht seitdem die größte von Menschenhand geschaffene Wasserlandschaft Europas. Aus der durch den großflächigen Abbau zerstörten Landschaft wird ein Urlaubsparadies. Mit der beschlossenen Energiewende folgt nun die komplette Abkehr von der Kohle. strukturentwicklung.sachsen.de energiefabrik-knappenrode.de
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Südlich von Leipzig ist aus ehemaligen Braunkohletagebauen das Leipziger Neuseenland entstanden.
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Die Energiefabrik Knappenrode begleitet mit ihrer Ausstellung den Wandel von Gesellschaft und Landschaft in der Lausitz.
Foto: M. Kertzscher
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FORSCHUNGSSTANDORT GÖRLITZ IM AUFWIND Die Hochschule Zittau/Görlitz und mehrere Institute namhafter Einrichtungen formen hier die Zukunft.
Von der Cybersicherheit über die kleinsten Bodentiere bis hin zur effizienten Nutzung von Wasserstoff – in Görlitz legen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits heute die Grundlagen für die Zukunft. Die Forschungskapazitäten in der Neißestadt sind in den vergangenen Jahren rapide gestiegen. Neben der Hochschule Zittau/Görlitz mit ihren wissenschaftlichen Einrichtungen sind nunmehr sechs weitere Forschungsinstitute und -projekte vor Ort. Interdisziplinär aufgestellt und international beachtet, erhöhen sie den Takt des erfolgreichen Strukturwandels und die Innovationsgeschwindigkeit der regionalen Wirtschaft. Systemforschung neu gedacht: CASUS
Foto: Paul Glaser
2019 wurde das CASUS – Zentrum für Datenintensive Systemforschung in Görlitz gegründet und seitdem hat sich das Institut mit mehr als 50 Beschäftigten bereits einen internationalen Ruf erarbeitet. Mitten in der historischen Altstadt wird mit Supercomputern interdisziplinäre Methodenforschung betrieben. Ein weiterer Ausbau ist geplant: Bis zu 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen es Ende 2022 insgesamt sein.
Praxisnah für Unternehmen: Wasserstoff, Sicherheit und Werkstoffe
Die Fraunhofer-Einrichtungen stehen für anwendungsorientierte Forschung – so auch die Institute in Görlitz. Das 2021 gegründete Hydrogen Lab stellt dabei die Wasserstoff-Wertschöpfungskette in den Fokus. In enger Kooperation mit der ortsansässigen Siemens Energy sollen hier neue Ansätze von der Erzeugung über die Speicherung bis hin zur Nutzung des Brennstoffes gefunden werden. Das Lernlabor Cybersicherheit wiederum hat die IT-Sicherheit von kritischen Infrastrukturen wie Strom- und Wasserversorgung im Blick. Weitere Institute am Standort Zittau forschen an Werkstoffen und Fertigungsprozessen. Die Städte von morgen
Wie insbesondere Klein- und Mittelstädte dem demografischen Wandel und den wirtschaftsstrukturellen Änderungen begegnen können, erforscht praxisnah das Interdisziplinäre Zentrum für transformativen Stadtumbau (IZS) der Technischen Universität Dresden. Görlitz ist dabei Praxisobjekt und Forschungsstandort in einem. Neue Antworten auf das Bauen von morgen will das Projekt Bauen 4.0 der TU Dresden liefern. Dabei wird erforscht und auch gleich erprobt, wie die vollständig vernetzte Baustelle aufgestellt ist und vor allem funktioniert. Biodiversität aus Tradition
Seit mehr als 200 Jahren wird in Görlitz bereits Naturforschung betrieben. In der heutigen Senckenberg-Einrichtung dreht sich alles um Biodiversität. Mit dem aktuellen Neubau des Forschungscampus mit einer Investitionssumme von mehr als 60 Millionen Euro setzt Senckenberg ein deutliches Zeichen für die Zukunft seiner 120 Angestellten in Görlitz. KONTAKT
Der Forschungsstandort Görlitz wächst. 2019 wurde beispielsweise das Zentrum für Datenintensive Systemforschung CASUS gegründet.
Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH für Wirtschaftsförderung, Tourismus und Standortmarketing Fleischerstraße 19, 02826 Görlitz Tel. 03581 4757-40 wirtschaft@europastadt-goerlitz.de goerlitz.de/wirtschaft goerlitz.de/wissenschaft-und-forschung.html
Wirtschaftsmagazin SACHSEN 2021/2022
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Städte & Regionen
Foto: MclittleStock – stock.adobe.com / Robotron Datenbank Software GmbH
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FÖRDERMITTELPROZESSE NEU GEDACHT Die Landeshauptstadt Dresden setzt auf robotron*Fömi.kommunal und damit auf ein ämterübergreifendes Fördermittelmanagement.
Das Beantragen und Ausreichen von Fördermitteln gehören zum Tagesgeschehen von Kommunalverwaltungen, doch der damit verbundene Aufwand für die Antragstellung, die Bewirtschaftung und die Abrechnung ist enorm. Ämterspezifische Softwarelösungen erschweren oft eine zentrale Berichterstattung und Auswertung. Wie viele Kommunen stand auch die Landeshauptstadt Dresden vor dieser Herausforderung. Sie startete deswegen Ende 2018 mit dem Dresdner Unternehmen Robotron einen Entwicklungs- und Einführungsprozess. Seit über 30 Jahren bietet die Robotron Datenbank-Software GmbH Softwarelösungen für die kommunale Verwaltung an und setzt den Fokus unter anderem auf die Implementierung von Datenbanken, Vorgangsverwaltungen und Analysen. Entstanden ist eine Softwarelösung zur Fördermittelverwaltung, die optimal auf den kommunalen Bedarf ausgerichtet ist. Die Stadt Dresden konzipierte, beauftragte und nutzt nun die Vorgänge für die Vergabe von Fördermitteln. Daneben entwickelte das erfahrene Softwarehaus die Funktionen, die Kommunen für die Vorgänge zum Empfang von Fördermitteln benötigen. Fördermittelempfänger als auch -geber arbeiten mit einer gemeinsamen Datenbank, sodass auch komplexe Fördervorhaben auf Basis einzelner Fördermaßnahmen übersichtlich abgebildet werden können. Dabei behält jeder Fachbereich bzw. jedes Amt durch ein klares Rechte- und Rollenkonzept die Verantwortung für seine Fördermittel und ermöglicht trotzdem eine übergreifende Recherche. Pilotprojekt startete Mitte 2020
Nachdem die Anforderungen an die neue Softwarelösung umgesetzt waren, hieß die zentrale Herausforderung, robotron*Fömi.kommunal zu implementieren und Insellösungen abzuschaffen. „Dazu war es wichtig, alle Ämter, die sich mit Fördermitteln beschäftigen, schritt26
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weise ins System einzubinden“, erläutert Cornelia Möckel, Amtsleiterin der Stadtkämmerei Dresden. Die Landeshauptstadt startete mit zwei Pilotämtern – dem Sozialamt und dem Amt für Kultur und Denkmalschutz. Beide haben vielfältige Fördervarianten und eine reichhaltige Förderrichtlinie. Ziel war es, Prozesse zu standardisieren, um eine Arbeitsgrundlage für andere Ämter zu schaffen. Ein Projektteam setzte die Landeslösung mittels Workshops und Schulungen unter Einbeziehung von Rechnungsprüfungsamt und Datenschutz gemeinsam mit den Ämtern um. Gleichzeitig wurden die Fachanträge und -formulare nach einer Rahmenrichtlinie vereinheitlicht. Im Juni 2020 fiel der Startschuss. Seitdem werden die ersten Fördermittelvergabeprozesse der Landeshauptstadt Dresden über robotron*Fömi.kommunal umgesetzt. Dies beinhaltet die strukturierte Erfassung von Fördermittelanträgen sowie die Unterstützung im Fördervollzug, beispielsweise bei Auszahlungen und bei der Verwendungsnachweisprüfung. Künftig können die Sachbearbeiter der Fachämter und die Stadtkämmerei Dresden auch Auswertungs- und Berichtsmöglichkeiten anwenden. Doppelförderungen sind somit passé und die Qualität der Entscheidungsgrundlage wird signifikant verbessert. Durch die digitale Abwicklung werden die Arbeitsabläufe deutlich beschleunigt. Auf dem Weg zur digitalen Kommune
Die Bürger von Dresden profitieren ebenfalls von dem einheitlichen Fördermittelmanagementsystem. Das digitale „Backoffice“ der Stadt Dresden ermöglicht eine einfache Online-Beantragung von Fördermitteln und damit eine transparente und zeitgemäße Vorgangsbearbeitung. 2022 wird das Projekt abgeschlossen. Alle Ämter der Landeshauptstadt sind dann eingebunden. Dresden macht hierdurch einen großen Schritt auf dem Weg zur digitalen Kommune.
Städte & Regionen
ZUSCHÜSSE FÜR KREATIVDIENSTLEISTUNGEN IN DRESDEN Dresdner Kleinst- und Kleinunternehmen, die mit Leistungen der hiesigen Kultur- und Kreativwirtschaft die Corona-Krise überwinden möchten, können seit Ende Juni 2021 finanzielle Förderung der Landeshauptstadt beantragen. Das kann die Gestaltung und Programmierung eines neuen Webshops sein, aber auch eine innovative Produktpräsentation etwa für Messen oder ein filmisches Unternehmensporträt. Insgesamt 100.000 Euro fasst der Unterstützungsfonds für 2021 und 2022. Robert Franke, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung: „Ob Produktdesignerin, Softwareentwickler oder Werbeagenturen – Kreative können die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen steigern. Wir wollen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie kooperativ überwinden und Gewinn für alle Beteiligten zu schaffen.“
Zeitnahe Förderung soll Branche wieder Schwung geben
Bezuschusst werden dabei 50 Prozent der förderfähigen Kosten. Der Zuwendungsbetrag liegt zwischen 1.000 und 5.000 Euro. Der Branchenverband „Wir gestalten Dresden“ (WGD) berät zur neuen Förderrichtlinie und nimmt die Anträge entgegen: „Viele Branchen erlitten mit Corona Umsatzeinbußen, weil Aufträge und Innovationsprojekte gestoppt wurden. Jetzt wird wieder nach vorn geschaut, unser Zuschuss soll dabei einen Schub geben. Die Beantragung läuft online und die möglichen Zuwendungen fließen zeitnah“, sagt Lydia Göbel, Leiterin der Geschäftsstelle von WGD. Unter wir-gestalten-dresden.de/uhu finden Interessierte ausführliche Hinweise zu den Förderkriterien.
Das Förderprogramm „Unternehmen helfen Unternehmen“ des Amtes für Wirtschaftsförderung umfasst verschiedene Instrumente, um die Kultur- und Kreativwirtschaft zu stärken. Neben konkreten Maßnahmen für die Branche soll auch der Branchenverband weiter professionalisiert werden. „Wir gestalten Dresden“ vertritt die Interessen von 18.500 Beschäftigten und 2.000 Unternehmen in der Stadt. wir-gestalten-dresden.de/uhu
„Ob Produktdesignerin, Softwareentwickler oder Werbeagenturen – Kreative können die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen steigern.“ Robert Franke Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung der Stadt Dresden
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Kommunales Fördermittelmanagement Eine Lösung für zwei Sichten robotron*Fömi.kommunal unterstützt Sie beim Fördermittelprozess mit der perfekten Gesamtlösung für die Bearbeitung von Förderverfahren – sowohl für Empfänger als auch für Geber von Zuwendungen.
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Wirtschaftsmagazin SACHSEN 2021/2022
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Städte & Regionen
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BÜHNE FÜR INNOVATIONEN Als Wagnerstadt weltberühmt, macht sich Bayreuth auch als aufstrebender Zukunftsstandort im Herzen Nordbayerns einen Namen.
Forschung, Lehre und Wirtschaft eng verzahnt
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Um den spannenden Transfer von kreativen Ideen in Unternehmen vor Ort und umgekehrt von wertvollen Erkenntnissen aus der Praxis in die Forschung noch weiter zu intensivieren, steht bereits ein weiteres Projekt in den Startlöchern. Wiederum in direkter Nachbarschaft zur Universität und zum Institut für Entrepreneurship und Innovation plant die Stadt das Regionale Gründer- und Innovationszentrum (RIZ), das sich ebenfalls sowohl an Studierende als auch an Start-ups und etablierte Unternehmen richten wird. Bis es so weit ist, wurde bereits eine kleine Lösung im Herzen Bayreuths etabliert. Im StartUp Point finden Gründerinnen und Gründer
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bestmögliche Unterstützung auf ihrem Weg in die Selbständigkeit – mit günstigen Büroflächen, Rat und Hilfe von Experten und der Möglichkeit, sich auszutauschen und Networking zu betreiben. 1
Zu den zahlreichen Forschungseinrichtungen Bayreuths gehören das 2015 eröffnete Fraunhofer-Zentrum für HochtemperaturLeichtbau (HTL) sowie die beiden Fraunhofer-Projektgruppen Wirtschaftsinformatik und Prozessinnovation.
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Seit 1876 genießt Bayreuth als Festspielstadt Weltruf. Doch nicht nur während der Festspielzeit ist die Stadt ein Publikumsmagnet. Neben spannenden Karrieremöglichkeiten bietet Bayreuth auch beste Voraussetzungen, um gut zu leben.
Aktive regionale Gründerszene
Foto: Rainer Bez
Zum Angebot der Universität Bayreuth gehören seit jeher zukunftsweisende Einrichtungen. Zu den jüngsten Neugründungen zählt unter anderem das Institut für Entrepreneur-
ship und Innovation. „Dieses unterstreicht, wie in Bayreuth Synergieeffekte zwischen Forschung, Lehre und regionaler Wirtschaft optimal genutzt werden“, so Prof. Dr. Stefan Leible, Präsident der Universität Bayreuth. „Am Standort Bayreuth hat sich so ein tragfähiges Innovationsökosystem etabliert, das dank der Vernetzung kluger Köpfe, neuer Ideen, exzellenter Forschung und umsetzungsstarker Unternehmen nachhaltig wächst.“
KONTAKT Bayreuth Marketing & Tourismus GmbH Opernstraße 22 95444 Bayreuth Tel. 0921 885757 standortmarketing@bayreuth-tourismus.de bayreuth.de bayreuth-wirtschaft.de
Foto: Corinna Weih
Neben großen und teils global tätigen Unternehmen, die die Vorzüge des oberfränkischen Standorts für sich entdeckt haben, sind auch mehrere namhafte Forschungseinrichtungen hier zu Hause und schätzen besonders die enge Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth. „In den vergangenen Jahren hat sich in unmittelbarer Nähe zur Uni ein regelrechter Innovationspool entwickelt, der vor allem entlang der Technologieachse internationale Standards setzt und das Kompetenzportfolio Bayreuths weit über die klassische universitäre Forschung hinaus erweitert“, erklärt Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger. Zu den ortsansässigen Forschungseinrichtungen zählen unter anderem das Fraunhofer-Zentrum mit zwei weiteren Projektgruppen, die Technologie Allianz Oberfranken (TAO), das Bayerische Zentrum für Batterietechnik sowie das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk.
B AY R E U T H -W I R T S C H A F T. D E
Sie denken an Drama. Wir denken an Weltmarktführer.
Bayreuth. Bühne für Wirtschaft
Mobilität
MOBILITÄT & ZUKUNFT* * Wie gelangen wir künftig auf Arbeit, zum Einkaufen oder ins Kino? Fragen, die angesichts des Klimawandels und der zunehmenden Umweltverschmut zung drängender denn je sind. Welchen CO2-Fußabdruck will jeder Einzelne von uns auf der Erde hinterlassen, um auch nachfolgenden Generationen noch ein lebenswertes Zuhause zu bieten? Gibt es eine Form oder eine Richtung, auf die sich alle einigen können? In Städten scheint die Zukunft der Mobilität klarer: Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, Sharingangebote, die Nutzung von Lastenrädern und E-Mobilität werden dort vorangetrieben. Doch was ist mit den ländlichen Regionen? Auch hier müssen Konzepte her, um die Menschen umweltverträglich und zukunftsorientiert mobil zu halten. Mobilität bedeutet nicht zuletzt sozialen Kontakt und Teilhabe am öffentlichen Leben. Einige säch sische Beispiele stellen wir auf den kommenden Seiten vor.
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Mobilität & Zukunft
Fotos: RVSOE GmbH
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UMSTEIGEN. DER UMWELT ZULIEBE. Unter diesem Slogan agiert die Regionalverkehr Sächsische Schweiz-Osterzgebirge GmbH, kurz RVSOE, zwischen Großstadt und Nationalparkregion.
Mit rund 240 Linienbussen, zehn Fährschiffen, welche die RVSOE GmbH als größter Binnenfährbetrieb Deutschlands auf acht Fährverbindungen einsetzt, der Kirnitzschtalbahn und dem Wanderschiff werden jährlich über 17 Millionen Fahrgäste befördert. Das 1.654 Quadratkilometer umfassende Bediengebiet erstreckt sich über den gesamten Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge bis an die Grenzen der Landeshauptstadt Dresden im Norden und Tschechiens im Süden. Die RVSOE GmbH ist Partner im Verkehrsverbund Oberelbe (VVO), Mitglied im Tourismusverband Sächsische Schweiz, im Tourismusverband Erzgebirge, Nationalparkpartner sowie Forststeigpartner und engagiert sich dabei in all diesen Gremien für Nachhaltigkeit und Verbesserung der angebotenen Leistungen, um den Individualverkehr durch ein attraktives und gut abgestimmtes Fahrtenangebot auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu verlagern. Dabei sind die PlusBus-, Wanderbus- und FahrradBUS-Linien besonders attraktive ÖPNV-Angebote, die den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel leicht machen. Der Bus mit einem gewissen Plus
PlusBus-Linien zeichnen bestimmte Qualitätskriterien aus. Sie verbinden die ländlichen Regionen untereinander sowie mit den Ballungsräumen. Unter der Regie der RVSOE GmbH verkehren fünf PlusBus-Linien im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge: +
261 Dresden – Stolpen – Neustadt – Sebnitz + 333 Dresden – Kesselsdorf – Wilsdruff – Mohorn – Hetzdorf + 348 Freital-Deuben – Rabenau – Dippoldiswalde + 360 Dresden – Possendorf – Dippoldiswalde – Kurort Altenberg + 388 Dippoldiswalde – Niederfrauendorf – Glashütte
Kriterien von PlusBus-Linien > > > > > >
mindestens 15 Fahrten pro Richtung montags bis freitags mindestens sechs Fahrten pro Richtung am Samstag mindestens vier Fahrten pro Richtung am Sonntag fahren auch in den Ferien einheitliche Linienführung Anschlüsse zu Zügen, Übergang in der Regel max. 10 Minuten
FahrradBUS- und Wanderbus-Linien
In der Sommersaison werden ausgewählte Buslinien an den Wochenenden mit Fahrradanhängern versehen. Zudem tragen 13 Buslinien den Titel „Wanderbus“ und bringen Ausflügler an Wochenenden und Feiertagen der Sommersaison in die schönsten Rad-, Wander- und Klettergebiete der Sächsischen und Böhmischen Schweiz. Abgerundet wird das Angebot von der Kirnitzschtalbahn, die seit 1898 im Kirnitzschtal verkehrt und heute etwa 225.000 Fahrgäste pro Jahr chauffiert. Seit 1994 werden rund 30 Prozent des Energiebedarfs der Bahn über eine hauseigene Photovoltaikanlage erzeugt und eingespeist. KONTAKT Regionalverkehr Sächsische Schweiz-Osterzgebirge GmbH Bahnhofstraße 14 a, 01796 Pirna Tel. 03501 7111-999 service@rvsoe.de rvsoe.de
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Mobilität & Zukunft
Die neuen Dresdner Stadtbahnen bieten mehr Platz und Komfort für die Fahrgäste.
ERSTE NEUE DRESDNER STADTBAHN KURZ VOR DER FERTIGSTELLUNG Der erste von insgesamt 30 neuen Stadtbahnwagen der Dresdner Verkehrsbetriebe soll Anfang Oktober der Öffentlichkeit präsentiert werden. Nach anschließenden Probefahrten und technischen Prüfungen könnte die Bahn im Januar 2022 im Linienbetrieb fahren. Bis Ende 2023 sollen alle bestellten Wagen ausgeliefert sein. Sie werden beim Schienenfahrzeughersteller Alstom, vormals Bombardier, in Bautzen gebaut und sind mit 2,65 Metern rund 35 Zentimeter breiter als die bisher in Dresden eingesetzten. In den Wagen finden bis zu 290 Passagiere Platz. Für stressfreies Ein- und Aussteigen wurden mehr und größere Türen eingeplant. Neben großen Panoramafenstern sorgt eine LED-Ambientebeleuchtung für eine helle Atmosphäre. Ebenfalls neu ist der Einsatz einer ausgeklügelten Belüftungstechnik, die im Sommer auch als Klimaanlage für angenehme Temperaturen sorgt. dvb.de
Zum Jahreswechsel 2021/2022 eröffnet der Verkehrsverbund Mittelsachsen die ausgebaute Bahnstrecke von Chemnitz nach Thalheim und Aue. Damit wird die Ausbaustufe 2 des sogenannten „Chemnitzer Modells“ realisiert. Dank gleicher Spurweiten im Eisenbahn- und Straßenbahnnetz können die rot-weiß-grünen Regionalstadtbahnen der City-Bahn Chemnitz aus dem Umland direkt in die Innenstadt fahren. Dort sind sie als Straßenbahn elektrisch unterwegs, außerhalb fahren die Züge mit Diesel. Das „Chemnitzer Modell“ startete 2002 mit der Pilotstrecke nach Stollberg, in der nächsten Ausbaustufe wurden Burgstädt, Mittweida und Hainichen in das Netz eingebunden. Mittlerweile haben die Vorplanungen für die Verbindung nach Limbach-Oberfrohna begonnen. Dieser Abschnitt soll Anfang der 2030er Jahre fertiggestellt sein. vms.de
Die City-Bahn nach Limbach-Oberfrohna soll perspektivisch über die Chemnitzer Brückenstraße vorbei am Karl-Marx-Kopf fahren.
HOHENSTEIN-ERNSTTHAL LOCKT MIT GRATIS-BUSFAHRTEN IN DIE INNENSTADT
Foto: Stadt Hohenstein-Ernstthal
ZUWACHS FÜR DAS „CHEMNITZER MODELL“
Fotomontage: VMS/Brumm
Visualisierung: DVB
Kaleidoskop
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Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr hat HohensteinErnstthal 2021 erneut zum kostenlosen Stadtbus-Fahren eingeladen. Auf den beiden Linien durften die Passagiere in den Sommermonaten Juli und August gratis einsteigen. „Wir wollten damit einen Beitrag zur Belebung der Innenstadt und des öffentlichen Personennahverkehrs leisten. Gleichzeitig diente diese Aktion auch als Werbung für unsere Stadtbuslinien“, erklärt Oberbürgermeister Lars Kluge. Durch die Folgen der Corona-Krise waren in der Karl-May-Geburtsstadt die Umsätze der Gewerbetreibenden eingebrochen und die Fahrgastzahlen im ÖPNV stark zurückgegangen. 2020 erhöhte sich die durchschnittliche Zahl der Stadtbus-Fahrten während der Gratis-Aktion um 50 Prozent. Die Mehrkosten in Höhe von 12.000 Euro konnten durch Einsparungen in anderen Haushaltsstellen aufgebracht werden. hohenstein-ernstthal.de
Mobilität & Zukunft
VOGTLÄNDISCHE BÜRGERBUSSE SCHREIBEN ERFOLGSGESCHICHTE
Foto: Archiv TVV e. V./Tino Peisker
Ob zum Einkauf oder zum Arzttermin – im ländlichen Raum ist es vor allem für ältere Menschen schwer, ohne Auto mobil zu bleiben. Seit vier Jahren verkehren deshalb im Vogtland Bürgerbusse. In Bad Elster, Adorf und Lengenfeld fahren sie an ausgewählten Wochentagen nach einem festen Fahrplan. Im Bürgerbus ist der Name Programm, denn hier sitzen die Einheimischen selbst ehrenamtlich am Lenkrad. „Wie eine mobile Nachbarschaftshilfe ist das“, berichtet Heide Schäller, die 2020 der 10.000. Fahrgast im 7.000Einwohner-Städtchen Lengenfeld sein durfte. „Dieser Bürgerbus bereichert mein Leben unglaublich“, betont die Seniorin. Die achtsitzigen Niederflurbusse, die auch Rollstühle, Rollatoren oder Kinderwagen mitnehmen können, verbinden die Wohngebiete mit den Stadtzentren und bedienen Gebiete, in denen kein regulärer Linienbetrieb möglich ist. Krankenhäuser, Einkaufsmärkte, Bahnhof, Friedhof und Ausflugsziele sind so auf festen Linien zum Tarif des Verkehrsverbundes Vogtland zu erreichen. Zudem nutzen viele Stammgäste die Busse als Treffpunkt, um sich auszutauschen und in Kontakt zu bleiben
Foto: VVV
In Bad Elster, Adorf und Lengenfeld sitzen Ehrenamtliche hinterm Lenkrad. Vor allem Senioren profitieren.
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50.000 Fahrgäste in vier Jahren
Die Erfolgsgeschichte der Bürgerbusse konnte nicht einmal die Corona-Pandemie bremsen.
Im April 2021 wurde in Adorf die 89-jährige Hannelore Roßbach als insgesamt 50.000. Fahrgast aller drei Städte begrüßt. „Man kann nur den Hut ziehen vor unseren Busfahrern. Die machen alles Machbare möglich“, schwärmt sie. So trug man ihr sogar schon die schweren Einkaufstaschen bis zur Haustür, weil der Kleinbus im obervogtländischen Schneegestöber die letzten Meter des Steilhanges nicht mehr schaffte. „Die Fahrerinnen und Fahrer sind unser Lebenselixier“, bestätigt auch Olaf Schott, der Vorsitzende des Bürgerbus Vogtland e. V. Nachwuchs werde immer gesucht. „Alle am Fahrdienst Interessierten können sich bei den Bürgermeistern der Städte melden.“ vogtlandauskunft.de
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Der 68-jährige Heinz Hager ist der Chef des Bürgerbus-Teams in Adorf.
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Auch Ausflugsziele wie das Königliche Kurhaus in Bad Elster steuern die Bürgerbusse an.
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Mobilität & Zukunft
Kaleidoskop
Quelle: CATI
AUTOLAND SACHSEN BLEIBT SPITZENREITER BEIM BAU VON ELEKTRO-PKW Die Fertigung von Elektro-Pkw hat sich 2020 in Europa gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Deutschland und insbesondere das Autoland Sachsen spielen dabei zunehmend eine dominierende Rolle. Das zeigt das E-Mobility Dashboard 2020 des Chemnitz Automotive Institute (CATI). Mehr als 600.000 batterieelektrische Pkw (Battery Electric Vehicles BEV) wurden 2020 an europäischen Standorten produziert – ein Plus von rund 325.000 Fahrzeugen gegenüber 2019. Mit rund 190.000 Fahrzeugen kam dabei nahezu ein Drittel der gesamten europäischen BEV-Produktion aus Deutschland. Davon wiederum rollten 114.000 vollelektrische Pkw aus den sächsischen Werken von VW in Zwickau und Dresden sowie BMW in Leipzig vom Band. „Sachsen ist 2020 zur europäischen Top-Region für die Produktion batterieelektrischer Pkw aufgestiegen. Etwa jedes fünfte in Europa gebaute E-Auto war ‚Made in Saxony‘. Die Prognosen zeigen, dass es in diesem Jahr mehr als jedes vierte E-Fahrzeug sein wird“, sagt Prof. Dr. Werner Olle, Direktionsmitglied von CATI. Die Fachleute prognostizieren für 2021 einen Anstieg auf insgesamt nahezu eine Million BEV, davon etwa 40 Prozent aus Standorten in Deutschland. cati.institute
Nur acht Monate, nachdem BMW die Batteriefertigung im Werk Leipzig angekündigt hatte, startete im Mai 2021 die Serienproduktion der Module. Sie werden im vollelektrischen BMW iX verbaut. Eine weitere Produktionslinie geht 2022 in Betrieb. So könne der stetig steigenden Nachfrage nach E-Antrieben mit entsprechenden Volumen auf der Batterieseite begegnet werden. „Wir gehen davon aus, dass im Jahr 2030 mindestens 50 Prozent der Fahrzeuge, die wir weltweit an unsere Kunden ausliefern, vollelektrisch sein werden“, so Michael Nikolaides, Leiter Planung und Produktion Motoren und E-Antriebe. Bis nächstes Jahr investiert die BMW Group mehr als 100 Millionen Euro am Standort Leipzig in den Aufbau der Batteriemodulfertigung. Diese hat auf rund 10.000 Quadratmetern der ehemaligen Produktionsfläche des BMW i8 ihren Platz gefunden. Mit dem BMW i3 wird in Leipzig seit 2013 das erste vollelektrische Fahrzeug der BMW Group gebaut. bmw-werk-leipzig.de 34
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Foto: BMW Group
BMW PRODUZIERT BATTERIEMODULE IN LEIPZIG
Mobilität & Zukunft
Gemeinsam mit der SachsenEnergie AG geht Hermsdorf im Erzgebirge gleich zwei Schritte in Richtung Elektromobilität. Direkt am Rathaus am Kirchplatz kann seit Juli 2021 Strom getankt werden. Zudem erhielt Bürgermeister Andreas Liebscher einen VW E-Golf von Ostdeutschlands größtem Kommunalversorger. Die SachsenEnergie arbeitet eng mit den Städten und Gemeinden in ihrem Gebiet zusammen und verdichtet seit Jahren das regionale Ladenetz. So konnten bisher bereits 65 Ladesäulen in Ostsachsen realisiert werden. Die Kommunen stellen dabei den öffentlichen Raum für die Ladesäulen bereit, SachsenEnergie errichtet und betreibt sie. Mit dem Programm „Elektromobilität in Kommunen und kommunalen Unternehmen“ übergibt SachsenEnergie darüber hinaus Elektroautos für den kommunalen Dienstalltag. In Hermsdorf steht eine sogenannte wechselstrombetriebene AC-Säule. Die zwei 22-kW-Ladepunkte sind mit standardisierten Typ2-Steckern ausgestattet. Bezahlt wird entweder mit dem Smartphone beziehungsweise der auf dem Gerät installierten eCharging-App oder mit einer eRoaming-fähigen RFID-Ladekarte eines Mobilitätsan bieters. hermsdorf-erzgebirge.de
Foto: Egbert Kamprath
DOPPELT E-MOBIL IN HERMSDORF
Kommunalvertriebsleiter Gunnar Schneider von SachsenEnergie übergibt eine E-Ladesäule und ein Elektroauto an den Bürgermeister von Hermsdorf/Erzgebirge, Andreas Liebscher (rechts).
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E-Mobilität, die zu Ihnen passt.
Ihr Unternehmen soll e-mobil werden? Mit SachsenEnergie fahren Sie immer gut. Unsere Experten begleiten Sie mit passgenauen Konzepten und individuellen Lösungen beim Umstieg. Umfassend, nachhaltig, effizient und aus einer Hand. Lassen Sie sich jetzt beraten. SachsenEnergie AG E-Mail: Vertrieb.Elektromobilitaet@SachsenEnergie.de
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Unternehmen & Netzwerke
UNTERNEHMEN UND NETZWERKE* * Gemeinsam ist man stark. Diese Weisheit trifft natürlich auch in der Busi nesswelt zu. Geschäftsbeziehungen, Cluster oder Unternehmerabende – Möglichkeiten, zusammenzukommen und sich auszutauschen, sind vielfältig. Besonders im Bereich der Forschung ist Sachsen sehr gut aufgestellt. Allein in einem der größten Mikroelektronik- und IT-Cluster Europas, „Silicon Saxony“, ziehen über 370 Unternehmen und Forschungseinrichtungen an einem Strang. Die große Dichte im Biotechnologie-Netzwerk „biosaxony“ macht den Frei staat in der Life-Science-Branche besonders innovativ. Und auch die Auto mobilbranche ist im Netzwerk Automobilzulieferer (AMZ) bestens verlinkt. Es geht darum, Synergien zu finden, Kompetenzen auszubauen und neue Wege zu beschreiten, die im Endeffekt nicht nur das einzelne Unternehmen, sondern auch den Wirtschaftsstandort Sachsen voranbringen.
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Unternehmen & Netzwerke
MIT KÜHLEM KOPF DURCH DIE KRISE Sächsische Start-ups und Unternehmen haben zahlreiche neue Produkte entwickelt, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie aktiv zu reduzieren.
Nachhaltiges Mobiliar von AidBoards
Foto: AidBoards
Das Projekt AidBoards aus Dresden entwickelt nachhaltiges Mobiliar, optimiert für globale humanitäre Hilfe. Produkte wie Feldbetten sind für günstige und massenhafte Verfügbarkeit, einmaligen Transport und Aufbau sowie einfaches Recycling oder umweltverträgliche Entsorgung gestaltet. Diese Anforderungen erfüllen flach gepackte und leichte Bausätze auf Basis von Schwerwellpappe und anderen Naturfasern. Die Idee dazu entstand 2016 an der Technischen Universität Dresden. AidBoards erhielt 2020 ein EXIST-Gründerstipendium und gehörte mit seiner Entwicklung zu den Nominierten des Sächsischen Gründerpreises 2021. Für 2022 ist nun die Gründung als GmbH geplant. aidboards.com
Mit dem Know-how, den Vliesstoffen aus eigener Produktion und dem Anspruch „aus Sachsen und für Sachsen“ wurde bei Norafin in Mildenau und Xenon in Dresden im März 2020 pandemiebedingt mit der Maskenentwicklung und -herstellung begonnen. Mehr als 300 Prüftests wurden durchgeführt, um eine optimale Lagenzusammensetzung und -struktur für eine neuartige FFP2-Maske zu generieren. Bereits Anfang Juni 2020 wurden erste Masken auf der Linie bei XENON gefertigt und zur FFP2-Zertifizierung eingereicht. Anfang Dezember 2020 erhielt Norafin das FFP2-Zertifikat und konnte die vollautomatisierte Produktion starten. Die Idee war für den Sächsischen Innovationspreis 2021 nominiert. norafin.de
Digitales Einlass-Management von Sensape
Foto: Sensape
Foto: Norafin
Sachsenmaske von Norafin Industries und Xenon Automation
Für sicheres Shopping hat das Leipziger Start-up Sensape eine Stele konstruiert, die eine automatische Kundenzählung und optische Einlassprüfung ermöglicht. Auf dem Display lassen sich sowohl Warnhinweise kommunizieren als auch über ein Ampelsystem der Zugang zum Geschäft regeln. Optional erkennt das System, ob beispielsweise ein Mundschutz vorhanden ist und richtig getragen wird. sensape.com
Schneller kommunizieren mit Staffbase Eine sofort einsetzbare Mitarbeiter-App zur Krisenkommunikation brachte das Chemnitzer Unternehmen Staffbase auf den Markt. In drei Tagen lässt sich mit Staffbase NOW ein zentraler Kommunikationskanal für alle Beschäftigten aufsetzen. staffbase.com Mehr kreative Beispiele sowie Fördermöglichkeiten und Unterstützungsangebote für Start-ups finden sich bei futureSAX, der Innovationsplattform des Freistaates Sachsen unter futuresax.de. Wirtschaftsmagazin SACHSEN 2021/2022
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Unternehmen & Netzwerke
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AUTOMATION SEHEN, VERSTEHEN UND UMSETZEN Im Schulungs- und Anwendungszentrum (SchAz) des ICM – Institut Chemnitzer Maschinen- und Anlagenbau e. V. kommen Menschen und Maschinen an einem gemeinsamen Lernort zusammen.
Experimentierfeld für neuartige technische Lösungen
Das SchAz zeichnet sich dadurch aus, dass Menschen und Maschinen an einem Lernort zusammenkommen, für verschiedene Problemstellungen in unterschiedlichen Veranstaltungsformaten sensibilisiert werden und ein direktes Ausprobieren mit professionellem Feedback möglich ist. Neben der technischen Machbarkeit sind unter anderem Sicherheitskonzepte bezüglich Arbeits- und Maschinensicherheit, intuitive Bedienkonzepte sowie die ausführliche Diskussion von Wirtschaftlichkeitsaspekten thematische Schwerpunkte. Das ICM entwickelt und betreut verschiedenste Kooperationsnetzwerke wie Verbünde aus KMU, Hochschulen und Forschungseinrichtungen. So kümmert sich das Innovationsnetzwerk AuRoMi beispielsweise um die gemeinsame Konzeption, Erstellung und Realisierung innovativer, technischer sowie organisatorischer Lösungen im Bereich
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Automation und Robotik mit Schwerpunkt auf den Problemstellungen des Mittelstandes. Das SchAz dient an dieser Stelle als Experimentierfeld zur Erprobung neuartiger Automationslösungen und Anwendungen von Robotik. Ein Fokus ist die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter in der Produktion, wo höchste Anforderungen an die Sicherheitstechnik und intuitive Bedienbarkeit vorherrschen. 1
Zur Demonstration einer flexiblen Montage kann eine Lochplatte individuell mit verschiedenartigen Bolzen bestückt werden.
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Für die kollaborative Montage eines Maßbandes arbeiten Roboter und Mensch Hand in Hand.
KONTAKT ICM – Institut Chemnitzer Maschinen- und Anlagenbau e. V. Otto-Schmerbach-Straße 19, 09117 Chemnitz schaz@icm-chemnitz.de schaz-chemnitz.de
Isabell Grundmann Organisation/Veranstaltungen Tel. 0371 27836-158
Marcel Ott Technische Verantwortung Tel. 0371 27836-233
Fotos: ICM
Eine der größten Herausforderungen für die Automatisierung der Produktion in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) sind geringe und schwankende Stückzahlen bis hin zur Losgröße 1. Nur Anlagen, die sich schnell für verschiedenartige Produkte umrüsten lassen, können unter diesen Bedingungen amortisiert und damit wettbewerbsfähig betrieben werden. Wie solche Anlagen strukturiert und aufgebaut sein sollten, zeigt das ICM – Institut Chemnitzer Maschinen- und Anlagenbau e. V. in seinem Schulungs- und Anwendungszentrum (SchAz). Dort veranschaulichen vielfältige Demonstratoren allgemeine, aber auch spezifische Anwendungsfälle und ermöglichen es Unternehmen der industriellen und gewerblichen Wirtschaft, modernste Technologien zu testen und die Einsatzbereiche für den eigenen Betrieb zu prüfen. Ausgehend von den individuellen Produktivitätspotenzialen entwickelt und bewertet das ICM technische und technologische Lösungsansätze und setzt diese gegebenenfalls prototypisch im SchAz um.
Unternehmen & Netzwerke
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Fotos: Landratsamt Mittelsachsen
chen Robotertyp es sich handelt, welche Tätigkeiten und Abläufe der Roboter beherrscht, bei welchen Temperaturen er eingesetzt wird, mit welchen Medien und Materialien er arbeitet. Wichtig ist, dass nicht nur der Roboter, sondern auch alle Werkzeuge in die Schutzhülle integriert sind, ebenso wie Druckluftschläuche und Wasserzuführungen. Viele Kunden sind Stammkunden, kommen immer wieder. Flexitex beliefert Automobilhersteller und -zulieferer sowie Fertigungsbetriebe aus der Automatisierungstechnik oder dem Maschinenbau. „Die meisten unserer Kunden sitzen in den alten Bundesländern“, berichtet Vertriebsleiterin Claudia Ebert. „Hier in der Region scheuen Unternehmen manchmal die Investition in eine Roboterschutzhülle – doch wir können ihnen versichern: Es lohnt sich. Die oft preisintensiven Industrieroboter halten deutlich länger, Ausfallzeiten werden spürbar reduziert.“
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Zukunft in der Nische
HIGHTECH TRIFFT HANDWERK Das Familienunternehmen Flexitex aus Mittelsachsen fertigt Maßanzüge für Industrieroboter.
Bei Flexitex in Kunnersdorf, einem idyllischen Ortsteil von Augustusburg, sind mehrere Konfektionäre Tag für Tag damit beschäftigt, genau zu messen, zu schneidern und Anzüge so anzupassen, dass bei jeder Bewegung alles perfekt sitzt. „Wir entwickeln, fertigen, montieren und vertreiben Schutzhüllen für Industrieroboter“, erklärt Claudia Ebert, Leiterin für Vertrieb und Marketing im inhabergeführten Familienunternehmen. „Immer mehr Firmen erkennen, dass sich ihre wertvollen Investitionen dadurch wirkungsvoll schützen lassen und sich die Kosten der Schutzhülle schnell amortisieren.“ Die Idee zur Fertigung von Roboterschutzhüllen hatte Carmen Uhlmann, Claudia Eberts Mutter, im Jahr 2002. Die Textil expertin, die ursprünglich aus der Strumpf industrie kam, hatte das Unternehmen für technische Textilien 1999 gegründet und in die alten Gemäuer einer einstigen Wattefabrik integriert. „Kleine Mengen und Spezial anwendungen sind die Nische, in der man sich in Deutschland behaupten kann“, wurde ihr damals klar.
Für jedes Werkzeug die richtige Hülle
Kommt ein Kunde mit einer Anfrage auf Flexitex zu, wird zunächst genau erörtert, um wel-
Für die Zukunft sieht sich Flexitex gut aufgestellt. „Wir bieten intelligenzintensive Produkte“, sagt Claudia Ebert. „Da gilt es, sich technisch weiterzuentwickeln – auch mit eigenen Innovationen.“ In ihrer Diplomarbeit untersuchte die Betriebswirtin das Potenzial für Roboterschutzhüllen in deutschen Industrieunternehmen. Ihr Fazit: „Es ist riesengroß. Wir müssen nicht alles global beschaffen. Nischenprodukte werden zunehmen und es wird auch hierzulande immer mehr Roboter in der Lebensmittel- und Outdoorbranche, in Reinräumen oder beim Schmieden geben.“ wirtschaft-in-mittelsachsen.de
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Wie funktioniert es, wenn Mutter, Vater und Tochter Tag für Tag im selben Unternehmen zusammenarbeiten? „Früher konnte ich mir das nicht vorstellen“, lacht Claudia Ebert. „Doch es funktioniert gut.“ Das Geheimnis: „Wir reden viel.“
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In der Konfektionierung für LackierroboterSchutzhüllen dürfen sich keine Fette, Öle oder Fussel auf den silikonfreien Stoff schleichen.
KONTAKT Flexitex GmbH Claudia Ebert Kleinolbersdorfer Straße 5 a 09573 Augustusburg Tel. 037291 17015-0 info@flexitex.de flexitex.de
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Unternehmen & Netzwerke
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UV-C-POWER GEGEN DIE VIRENLAST Zwei Jungunternehmer aus Altmittweida haben einen cleveren RaumluftEntkeimer entwickelt. Zum Einsatz kommt eine etablierte Industrietechnologie, kombiniert mit einem durchdachten Konzept.
Das Altmittweidaer Gegenstück zur sprichwörtlichen Start-up-Garage ist eine Scheune. Binnen weniger Wochen haben Thomas Berlin und Rico Schwarzbach darin den Prototypen für ihren Raumluft-Entkeimer TBRS-1 entwickelt. Das ehemalige Lager ist heute eine geräumige Fertigungshalle und das Domizil des jungen Unternehmens TBRS UV-Systeme. Im Dezember 2020, im harten Corona-Lockdown, wurden die ersten drei Geräte im Bürgerbüro der Stadtverwaltung Mittweida installiert und seitdem steigt die Nachfrage stetig. Die beiden Gründer haben mit ihrer Idee einen Nerv getroffen: Inmitten der Diskussion über die Ansteckungsgefahr durch Aerosole ist das Interesse an Luftreinigern groß. Oft kommen dabei Filtergeräte zum Einsatz, Schwarzbach und Berlin bedienen sich jedoch einer anderen, bisher hauptsächlich in der Industrie verbreiteten Technologie. „Wir nutzen UV-C-Strahlung zur Entkeimung“, betonen sie. Dafür wird Luft angesaugt und an einer UVC-Lampe vorbeigeleitet. Geschützt in einem Gehäuse verbaut und damit für Menschen ungefährlich, zerstört dieser Strahler die DNA der Corona-Viren und macht sie so dauerhaft unschädlich. 40
Wirtschaftsmagazin SACHSEN 2021/2022
Robust, leise und vielseitig
„Wir geben den Leuten dadurch mehr Sicherheit“, weiß Rico Schwarzbach. Und das unabhängig von Covid-19. „Das Coronavirus ist nur ein Krankheitserreger von vielen, die durch Aerosole übertragen werden“, erklärt der Umwelt- und Biotechnologe. „Die jährliche Erkältungs- und Grippewelle lässt sich mit unserer Anlage ebenfalls wirksam bekämpfen.“ Bestellungen kommen indes aus dem gesamten Bundesgebiet. Der Entkeimer hängt mittlerweile in zahlreichen Großraumbüros, Fitnessstudios und Klassenzimmern. Die Stadt Limbach-Oberfrohna rüstete sogar sämtliche Schulen damit aus. Bewusst haben Schwarzbach und Berlin ihr Produkt so konzipiert, dass es rund um die Uhr im Dauerbetrieb eingesetzt werden kann. Das schmale Gerät ist mit 1,30 Meter Höhe relativ klein und wird an der Wand angebracht. „Auf diese Weise steht es niemandem im Weg und erzielt an der optimalen Position den besten Effekt“, beschreibt der erfahrene Lüftungsbauer Thomas Berlin die Herangehensweise. Die UV-C-Lampe als einziges Verschleißteil müsse frühestens nach
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einem Jahr ausgetauscht werden. Entscheidend sei außerdem gewesen, den Geräuschpegel und den entstehenden Luftstrom gering zu halten, um das „Behaglichkeitsgefühl“ nicht zu stören, wie Thomas Berlin es nennt.
bekommen. Mit dem TBRS-2 für Säle und Hallen steht nicht zuletzt die nächste Entwicklung bereits in den Startlöchern. tbrs-uvsysteme.de Claudia Weber
Regionale Firmen profitieren vom Erfolg
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Thomas Berlin (links) und Rico Schwarzbach (rechts) liefern ihren Raumluft-Entkeimer mittlerweile an Kunden in ganz Deutschland.
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Die Komponenten des TBRS-1 sind für den Dauerbetrieb ausgelegt.
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Durch die wechselbare Haube sind individuellen Designs kaum Grenzen gesetzt.
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Aufgrund der geringen UV-C-Strahlung entsteht beim Betrieb der Geräte aus Altmittweida kein Ozon. Neben Großraumbüros und Fitnessstudios wurden auch zahlreiche Schulen damit ausgerüstet.
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Foto: TBRS UV-Systeme GmbH
Fotos: Matthias Weber
Ein gutes Gefühl ist den Jungunternehmern auch beim Thema Wertschöpfung wichtig, weshalb sie bei ihren Lieferanten auf ein regionales Netzwerk setzen. Die Elektrobautechnik beziehen sie von der Lebenshilfe Mittweida, weitere Partner stammen aus der Lausitz, dem Raum Chemnitz und aus Thüringen. Und nicht selten lesen Kunden auf den Verpackungskartons die Nachricht: „Ich wurde wiederverwendet, um die Umwelt zu schonen und Ressourcen mehrfach zu nutzen“. Unterdessen tüfteln die beiden Altmittweidaer an Erweiterungen für ihren Erstling – vom integrierten CO₂-Sensor, der das Signal zum Lüften gibt, bis zur Hintergrundbeleuchtung mit LED-Streifen sind Nachrüst-Kits in Planung. Auch das Design der Hauben, die schon jetzt nach Kundenwunsch individuell gestaltet werden können, soll neue Impulse
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Unternehmen & Netzwerke
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MIT ENERGIESPARTECHNIK WELTWEIT AKTIV Die Erfolgsgeschichte der ONI-Unternehmensgruppe mit den Themenschwerpunkten Energieeffizienz und Umweltschutz hat sich auch im Jahr 2020 fortgeschrieben.
Mehr als 6.000 Firmen in über 70 Ländern der Welt schätzen die energiesparenden und prozessoptimierenden ONI-Systemlösungen und nutzen das breit gefächerte Know-how für ihren Erfolg. Zur Unternehmensgruppe gehören die ONI Temperiertechnik Rhytemper GmbH in Großröhrsdorf, die ONI-Wärmetrafo GmbH in Lindlar und die ONI Energy Saving Technology Co., Ltd. in Kunshan (China). Der Kundenkreis reicht dabei vom kleinen, mittelständischen Betrieb bis zum Weltkonzern. So nutzen unter anderem Airbus, Audi, BMW, Bosch, Gardena, Gerresheimer, Gizeh, Johnson Controls, Jokey, Lego oder Leifheit die technischen Lösungen aus dem Hause ONI. Auch Mannesmann, Mercedes, Siemens, ThyssenKrupp, Tupperware, Vorwerk, VW oder ZF setzen auf die ausgeklügelten Anlagen, um ihre Energieund Produktionskosten auf Minimalniveau zu halten. Aus Sachsen an die Spitze
In Großröhrsdorf entwickelt und produziert die ONI Temperiertechnik Rhytemper GmbH innovative Werkzeug-Temperiersysteme sowie elektronische Durchfluss- und Temperaturmesssysteme. Im Bereich der dynamisch diskontinuierlichen Mehrkanaltemperierung nimmt das Unternehmen am Markt eine Spitzenstellung ein. Weltweit setzen Firmen der Kunststoffspritzguss- und der Metalldruckgussindustrie auf die äußerst wirkungsvollen und prozessoptimierenden Verfahren. Die Kombination von einzigartigem Fachwissen mit einem vielfältigen Produktspektrum
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und einem herausragenden Kompetenzteam verschafft der sächsischen Tochter eine Alleinstellung am internationalen Markt. „In den für uns wichtigen Industriebranchen hat sich längst herumgesprochen, dass wir mehr als nur eine effiziente Anlage in den Bereichen Kühl-/Kälteanlagen, Wärmerückgewinnung, Klima-, Lüftungs- und Reinraumtechnik, Temperiersysteme, Maschinenoptimierung, Wasseraufbereitung und Druckluftversorgung liefern“, verdeutlicht Falk Liebsch, Geschäftsführer der ONI Temperiertechnik Rhytemper GmbH. „Wir kümmern uns um die ganzheitliche Systemoptimierung im Umfeld unserer Anlagentechnik. Dabei nutzen wir unsere langjährigen Erfahrungen in den verschiedenen Industriesparten zum Vorteil unserer Kunden. Dieses und eine Reihe weiterer Alleinstellungsmerkmale wurden durch den Eintrag in das Lexikon der deutschen Weltmarktführer besonders gewürdigt und werden dadurch von Zielkunden in der ganzen Welt wahrgenommen“, fügt Wolfgang Oehm als Geschäftsführer und geschäftsführender Gesellschafter der ONI-Wärmetrafo GmbH hinzu. Erfolg hat viele Gesichter
47 nationale und internationale Preise und Auszeichnungen spiegeln den Erfolg eindrucksvoll wider. Dazu zählen unter anderem sechs Siege im Wettbewerb „Großer Preis des Mittelstandes“, die Auszeichnung „Beste Lehrlingsausbildung“ unter 33.000 Betrieben der Handwerkskammer zu Köln, vier Preise im Unternehmerwettbewerb
Unternehmen & Netzwerke
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„Entrepreneur des Jahres“ oder die Auszeichnung „Hidden Champion“ durch den Nachrichtensender n-tv. Um das Wachstum nachhaltig zu sichern, treibt ONI den Ausbau der Vertriebsorganisation konsequent voran. Ein Schwerpunkt liegt auf den Regionen Osteuropa, China und Südamerika. So wurden in Osteuropa neue Vertriebspartner gefunden und bestehende Partnerschaften gestärkt. In China wurde eine eigene Gesellschaft gegründet und die Kapazität an Fachkräften verdoppelt. Dort konnten bestens qualifizierte und optimal vernetzte Mitarbeiter gewonnen werden. Im Zusammenwirken mit Vertriebsgesellschaften namhafter Maschinenhersteller soll der chinesische Markt mit großer Intensität erschlossen werden. Neben der Ausweitung der Vertriebsaktivitäten im Ausland sind verschiedene Produktneuentwicklungen dazu angelegt, das Unternehmenswachstum weiter voranzutreiben. „Unser Erfolgsrezept beruht auf einer leistungsstarken, ausgesprochen motivierten Mannschaft, vom Auszubildenden bis zum leitenden Angestellten, in Kombination mit hocheffizienten, energiesparenden Systemlösungen. So finanzieren sich unsere Anlagensysteme in der Regel in 0,8 bis zwei Jahren und leisten gleichzeitig einen wesentlichen Beitrag zur Umweltentlastung. Bestes Beispiel ist das neu entwickelte ONI-AquaClean System, das mit modernster Technik für eine
Top-Wasserqualität in Kühlwasserkreisläufen sorgt. Mit innovativer Technik, einem leistungsstarken Team von 485 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einer zukunftsorientierten Strategie sind wir für kommende Aufgaben gut gerüstet“, fasst Wolfgang Oehm die weitere Ausrichtung der Unternehmensgruppe zusammen. 1
Das 2017 neu bezogene Firmengebäude in Großröhrsdorf
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Aufgrund des stetigen Wachstums wurde im Stammwerk in Lindlar ein zusätzliches Verwaltungsgebäude errichtet.
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In China gründete ONI Anfang 2017 eine Niederlassung.
KONTAKT ONI Temperiertechnik Rhytemper GmbH Christian-Bürkert-Straße 4 01900 Großröhrsdorf Tel. 035952 4110-0 info@oni-rhytemper.de oni-rhytemper.de
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„In den für uns wichtigen Industriebranchen hat sich längst herumgesprochen, dass wir mehr als nur eine effiziente Anlage liefern.“
Falk Liebsch Geschäftsführer der ONI Temperiertechnik Rhytemper GmbH
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CYBER-SECURITY BLEIBT GANZ OBEN AUF DER TAGESORDNUNG Gastbeitrag von Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
Citrix VPN, Microsoft Exchange, Pulse Connect Secure. Die Liste der Schwachstellen in IT-Systemen und IT-Produkten wird nicht kürzer. Doch die deutschen Unternehmen stehen dieser Herausforderung nicht schutzlos gegenüber. Sie dürfen nur – gerade aufgrund des coronabedingten Digitalisierungsschubs – nicht aufhören, sie ernst zu nehmen. Die täglichen Berichte in den Medien sprechen eine deutliche Sprache: Cyber-Angriffe gehören mittlerweile zum Unternehmens alltag. Und die immer wieder auftretenden Schwachstellen, neue Angriffsmethoden und 44
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eine steigende Komplexität in der IT-Landschaft werden dafür sorgen, dass die CyberSicherheitslage dynamisch und angespannt bleibt. Sicherheitslücke Microsoft Exchange
Ein Beispiel: Im März 2021 waren aufgrund einer Sicherheitslücke bei Microsoft zehntausende Exchange-Server in Deutschland über das Internet angreifbar. In Teilen waren sie sogar bereits mit Schadsoftware infiziert. Das BSI gab eine Sicherheitswarnung der Bedrohungsstufe 3 (hoch) heraus und
informierte die potenziell Betroffenen. Als die Sicherheitslücke bekannt wurde, waren nach Schätzung des BSI davon bis zu 60.000 Systeme in Deutschland betroffen. Das BSI empfahl allen Betreibern von betroffenen Exchange-Servern, sofort die im März von Microsoft bereitgestellten Patches einzuspielen. Anfällige Exchange-Systeme sollten aufgrund des sehr hohen Angriffsrisikos dringend auf entsprechende Auffälligkeiten geprüft werden. Doch trotz des hohen Sicherheitsrisikos erfolgte die Absicherung der anfälligen Ex-
Unternehmen & Netzwerke
change-Server in Deutschland eher schleppend. Nach Kenntnis des BSI waren auch Monate nach der Sicherheitswarnung noch immer deutlich über 3.500 verwundbare Systeme über das Internet erreichbar. Die Notwendigkeit, auf Warnmeldungen schnell und effizient zu reagieren und zu patchen, ist in den Unternehmen offenbar noch nicht ausreichend angekommen. Hier muss weiter sensibilisiert und nachgearbeitet werden.
Homeoffice vergrößert Angriffsfläche
Auch die Corona-Pandemie mit ihren neuen und ungewohnten Rahmen- und Arbeitsbedingungen (Homeoffice, virtuelle Meetings, Messengerdienste) wird von den Angreifern in vielfacher Weise ausgenutzt, um Schadsoftware zu implementieren, einen IT-Lockdown zu erzwingen und/oder mit einer Cyber-Erpressung zu drohen. Denn in der Krise wurden viele technologische und organisatorische Änderungen
schnell und spontan umgesetzt. Für viele Unternehmen war Arbeit im Homeoffice in dieser Dimension zudem weitgehend Neuland, oftmals war sie nicht oder nur unzureichend geregelt. Die Prüfung, ob auch sicher ist, was nun genutzt oder neu eingesetzt wurde, war dabei zeitbedingt oft nachrangig. Die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter 1.000 Unternehmen aus dem ersten Pandemiejahr zum Thema Sicherheit im Homeoffice belegen das:
127 der Unternehmen haben Cyber-Angriffe bestätigt. Für Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden hatte eine von vier Attacken sehr schwere oder sogar existenzbedrohende Folgen. > Aber: Nur 42 Prozent der Unternehmen nutzen ausschließlich eigene IT,
27 Prozent private und unternehmenseigene IT gleichermaßen, 12 Prozent überwiegend oder ausschließlich private IT. > Aber: Nur 38 Prozent der Unternehmen managen die Sicherheit von
Handys, Laptops, Tablets und weiterer mobiler Endgeräte mit Verbindung zum Firmennetzwerk (Mobile Device Management). > Aber: Während einfache Maßnahmen wie der Passwortschutz meist noch
Foto: fizkes/stock.adobe.com
umgesetzt werden, werden viele andere Maßnahmen wie die Segmentierung und Absicherung von Netzen oder eine Mehr-Faktor-Authentifizierung nur von jedem zweiten Unternehmen angewendet.
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Unternehmen & Netzwerke
den. Zudem kann VPN als zwingend voreingestellt werden und es gibt ein funktionierendes Patch-System. Unternehmen sollten IT-Notfallübungen ähnlich wie Feueralarmübungen regelmäßig durchführen. Sollte ein Notfall eintreten, muss schnell gehandelt werden. Alarmierungsund Meldewege müssen festgelegt und regelmäßig realitätsnah geübt werden.
Das BSI hat bereits 2020 als kurzfristige Reaktion auf die Corona-Krise eine Kurzanleitung für den sicheren Homeoffice-Betrieb herausgegeben. Es empfiehlt grundlegende Maßnahmen, die mit überschaubarem Aufwand umgesetzt werden können.
> Alle für die Arbeit im Homeoffice
> Alle Standardmaßnahmen zum Schutz
relevanten Sicherheitsmaßnahmen sollten in einer verpflichtenden Sicherheits richtlinie dokumentiert werden.
> Es sollte klar geregelt werden,
welche Kommunikationsmöglichkeiten unter welchen Rahmenbedingungen genutzt werden dürfen. > Die IT-Notfallkarte „Verhalten bei IT-
Notfällen“ sollte an zentralen Orten platziert und so den Beschäftigten wichtige Verhaltenshinweise bei IT Notfällen aller Art an die Hand gegeben werden.
Ausführliche Sicherheitsanforderungen an den Homeoffice-Betrieb finden sich darüber hinaus im IT-Grundschutzkompendium, in den Bausteinen zu häuslichen und mobilen Arbeitsplätzen, zur Telearbeit und zu VPN. Das BSI und Sachsen
Bereits seit 2018 kooperiert das BSI eng mit dem Freistaat Sachsen, um ein Höchstmaß an Cyber-Sicherheit zu schaffen und Innovationen auf den Weg zu bringen. Mit der Einweihung der dauerhaften Dienstliegenschaft in Freital im Juli 2021 ist das BSI endgültig im Freistaat angekommen. Die perspektivisch rund 200 Mitarbeitenden stehen auf ihren Arbeitsfeldern auch der regionalen Wirtschaft als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zur Seite, sei es bei Fragen zu 5G oder auch dem Digitalen Verbraucherschutz. Rund 149 kleine bis große Unternehmen und Institutionen aus Sachsen sind Teil des großen BSI-Netzwerks Allianz für CyberSicherheit. Hier stärken sich die Mitglieder gegenseitig im Einsatz für mehr Informationssicherheit. Das Angebot ist kostenlos 46
Schutz ist möglich
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von IT-Systemen wie das Einspielen aktueller Software-Patches und AV-Signaturen sowie der Einsatz einer Firewall sollten umgesetzt sein.
> Alle Zugangsmöglichkeiten auf die Server
der Institution sowie alle Zugriffsrechte auf die darauf gespeicherten Informationen sollten auf das notwendige Mindestmaß beschränkt sein.
und durch die vielfältigen Schulungs- und Austauschmöglichkeiten eine echte Bereicherung. Früher hieß es: Ohne Sicherheit keine Freiheit – in Bezug auf die Digitalisierung muss es heute heißen: Ohne Cyber-Sicherheit ist keine
Digitalisierung erfolgreich. So wie Cyber-Angriffe zum Alltag geworden sind, muss darum auch die Sensibilisierung der Unternehmen zum Alltag werden. bsi.bund.de
Zur Person:
Der gebürtige Hamburger Arne Schönbohm ist seit 2016 Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Er ist Autor diverser Bücher, darunter auch „Deutschlands Sicherheit – Cybercrime und Cyberwar“.
Foto: BSI
Hier besteht Handlungsbedarf, sowohl durch technische ebenso wie durch organisatorische Maßnahmen. Nicht zuletzt die Sicherheitslücke bei Microsoft Exchange hat gezeigt, wie einfach man sich über mobile Kommunikation auf Unternehmensservern einnisten kann. Mit einem guten Mobil Device Management können Endgeräte bei Verlust aus der Ferne gesperrt wer-
Unternehmen & Netzwerke
Kaleidoskop Foto: Leonard Wolf
„JUGEND HACKT“ JETZT AUCH IN SACHSEN
Mit einer gemeinsamen Auftaktveranstaltung sind im Juli 2021 drei sächsische Hackspaces gestartet. In Dresden, Freiberg und Görlitz können Jugendliche künftig unter Anleitung von Fachleuten in das Thema Künstliche Intelligenz (KI) eintauchen, mit Algorithmen des maschinellen Lernens experimentieren und eigene Projekte entwickeln. Einschlägige Erfahrung ist nicht vonnöten. Interessierte im Alter von 12 bis 18 Jahren können jederzeit vorbeikommen und testen, ob sie Gefallen an dem kostenlosen Angebot finden. Die sogenannten KI-Labs laufen an den Technischen Sammlungen Dresden, am Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie und am Center for Advanced Systems Understanding (CASUS) in Görlitz. Die Labs sind Teil des deutschlandweiten Programms „Jugend hackt“. jugendhackt.org/labs
STADT LEIPZIG FÖRDERT SMARTE PROJEKTE Mit jeweils 25.000 Euro fördert das Referat Digitale Stadt drei Unternehmen, die den Innovationswettbewerb „Smart City Challenge Leipzig 2021“ für sich entschieden haben. Damit werden die prämierten Vorhaben in den nächsten Monaten umgesetzt. Das Startup cityscaper aus Aachen plant eine App, mit der die Bevölkerung Ideen zur Gestaltung und Verbesserung des öffentlichen Raumes direkt an die Kommune übermitteln kann. Die Software nutzt Augmented Reality, wodurch diese Vorschläge unmittelbar erlebbar werden. Einen virtuellen Stadtrundgang für Familien hat das Leipziger Unternehmen DroidSolutions erdacht, während Hawa Dawa aus München mit einer speziellen Software Daten zu Luftqualität, Wetter, Pollenflug oder Gesundheit auswertet und leicht verständlich aufbereitet. Sie sollen auf der Webseite der Stadt Leipzig veröffentlicht werden und so für die Umweltbelastung durch Emissionen sensibilisieren. digitalcampus.leipzig.de/innovationswettbewerb
DRESDEN BEKOMMT VODAFONE-INNOVATIONSZENTRUM Foto: Vodafone
Die Vodafone-Gruppe wird in Dresden ein globales Kompetenzzentrum für Forschung, Entwicklung und Innovation aufbauen. Der Fokus liegt auf Zukunftstechnologien wie 5G und 6G sowie auf konkreten Anwendungen in den Bereichen autonomes Fahren, vernetzte Landwirtschaft, Chemie und Bau. Ebenso soll in Dresden an zukunftsweisenden Technologien wie OpenRAN geforscht werden. Mit dem Kompetenzzentrum schafft das Unternehmen in den kommenden Jahren mehr als 200 hochqualifizierte Arbeitsplätze. Im Januar 2021 hatte Vodafone einen internationalen Wettbewerb gestartet, in dem sich acht vorab ausgewählte europäische Städte als Standort für das neue Zentrum bewerben konnten. Nach einer umfassenden Analyse aller Bewerbungsunterlagen fiel die Entscheidung für Dresden. vodafone.de Wirtschaftsmagazin SACHSEN 2021/2022
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AUSBILDUNG & KARRIERE* * Fachkräfte sind gefragt wie nie. Gutes Personal bildet den Grundstock jedes Unternehmens und trägt zum Erfolg am Markt bei. Bereit sein, Leistung zu bringen, eigene Ideen umzusetzen und über den Tellerrand hinauszuschauen, sind geschätzte Eigenschaften. Und so setzen immer mehr Firmen darauf, ihren Nachwuchs selbst auszubilden und die eigenen Fachkräfte kontinuierlich zu schulen und damit langfristig zu binden. Dafür zeigen sie sich auch gern bereit, entsprechende Gehälter zu zahlen und darüber hinaus verschiedenste Benefits zu bieten, etwa betriebliche Gesundheitsförderung, flexible Arbeitszeiten oder hausinterne Kinderbetreuung. Das motiviert und schafft Zufriedenheit. Doch wie kommt der Nachwuchs in das Unternehmen? Die Möglichkeiten sind hier vielfältig, es kristallisiert sich allerdings ein Trend heraus: Bewerbungsprozesse könnten zukünftig vermehrt digitalisiert stattfinden und so wahrscheinlich direkter, schneller und durch Videoformate auch persönlicher werden.
Foto: Marco Prosch (2019)
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„WIR MÜSSEN ZEIGEN, WAS WIR HABEN“ Im Wettbewerb um die besten Köpfe setzt die Porsche Werkzeugbau GmbH aus dem erzgebirgischen Schwarzenberg auf eine hausinterne Ausbildungswerkstatt, eine offene Unternehmenskultur und neue Impulse für traditionelle Handwerksberufe.
Immer wieder schallt Nicole Thümer ein freundliches „Mahlzeit“ entgegen. Beim mittäglichen Rundgang durch die Produktionshallen der Porsche Werkzeugbau GmbH, dem größten Arbeitgeber Schwarzenbergs, wird die Personalreferentin ein ums andere Mal gegrüßt – man kennt sich. „In einem mittelständischen Unternehmen wie unserem ist das noch möglich“, sagt die studierte Juristin. Auch bei derzeit rund 450 Beschäftigten. Knapp 40 davon sind Auszubildende und absolvieren eine insgesamt 3,5-jährige Lehre zum Werkzeug- oder Zerspanungsmechaniker.
Know-how aus den eigenen Reihen sichern
Die Ausbildung des eigenen Nachwuchses hat im Unternehmen eine lange Tradition. 1898 als Erzgebirgische Schnittwerkzeug- und Maschinenfabrik (ESEM) gegründet, wurde schon 1908 die erste Betriebsberufsschule eingerichtet. Eine hausinterne Ausbildungswerkstatt gibt es seit 1931, sie hat alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umschwünge überdauert. 2015 übernahm die Porsche AG die Firma vom Automatisierungsspezialisten KUKA. Ein großer Name mit enormer Strahlkraft kam damit Wirtschaftsmagazin SACHSEN 2021/2022
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Foto: Marco Prosch
Ausbildung & Karriere
„Wir wollen das Berufsbild zukunftsfähiger machen und die digitalen Möglichkeiten viel stärker einfließen lassen.“ Ralph Teumer Kaufmännischer Leiter
Foto: Marco Prosch
nach Schwarzenberg, Investitionen in Höhe von 40 Millionen Euro wurden seitdem getätigt. „Das zieht natürlich, damit haben wir uns in die Spitzengruppe manövriert und konnten auch einige Rückkehrer gewinnen, die mit ihren Familien aus den alten Bundesländern wieder in die Heimat gezogen sind“, betont Ralph Teumer, kaufmännischer Leiter von Porsche Werkzeugbau. „Dennoch ist es nicht so, dass wir sämtliche Fachkräfte aus Dresden, Chemnitz oder Leipzig ins ländliche Erzgebirge locken können. Wir benötigen jedes Jahr acht bis zehn Auszubildende, um unseren Bedarf zu decken.“ Gemeint sind zukünftige Experten, die hochpräzise Großwerkzeuge für die Produktion von Karosseriebauteilen jeglicher Art herstellen. „Das ist ein Spezialgebiet und wir haben immenses Interesse daran, dass unsere
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Lehrlinge nach ihrer Ausbildung hier am Standort bleiben“, ergänzt Nicole Thümer. „Sie müssen dann nicht ihr ganzes Leben als Werkzeugoder Zerspanungsmechaniker arbeiten. Es gibt die Möglichkeit, sich zum Techniker oder Meister zu qualifizieren und auch, sich im Haus beispielsweise zum Konstrukteur weiterzuentwickeln.“ Offensives Personalmarketing bringt Erfolg
Den stetigen Nachschub an Fachpersonal sicherzustellen, ist unterdessen kein Selbstläufer. „Wir können zwar unsere Lehrstellen stets besetzen, doch die Zahl der Bewerbungen nimmt ab“, sagt Ralph Teumer. Das bestätigt auch seine Kollegin, die außerdem ehrenamtliches Mitglied im Berufsbildungsausschuss der IHK Chemnitz ist. „Klassische Handwerksberufe spielen bei den Wünschen der jungen Leute immer weniger eine Rolle“, berichtet Nicole Thümer. Hinzu komme, dass das angebotene Berufsbild in den Schulen meist unbekannt sei. Hier setzt Porsche Werkzeugbau mit verschiedenen Aktivitäten an: Schülerpraktika, die Teilnahme an der Woche der offenen Unternehmen und an Ausbildungsmessen, ein Tag der offenen Tür in der Ausbildungswerkstatt und Führungen im Rahmen der „Spätschicht“ zu den Tagen der Industriekultur konnten das Interesse merklich steigern. „Wir haben erkannt, dass wir zeigen müssen, was wir haben“, unterstreicht die Personalreferentin. „Wenn die Jugendlichen einmal hier sind und mit unseren Auszubildenden in Kontakt kommen, bewerben sie sich auch. Gleichzeitig können sich die Eltern ein Bild davon machen, dass ihre Kinder bei uns gut aufgehoben sind.“ Attraktiv bleiben, heißt neue Wege gehen
Für die Ausbildung sind zwei Meister verantwortlich, die zusätzlich als Prüfer für die IHK arbeiten. Dank der Ausbildungswerkstatt finden auch
Ausbildung & Karriere
Das Leistungsprinzip zählt
„Fördern und fordern“ lautet das Credo für die Nachwuchsbetreuung bei Porsche Werkzeugbau. Selbstständiges Arbeiten, sich etwas zutrauen, eigene Problemlösungen verfolgen stehen im Fokus der Ausbildung, an deren Ende die Übernahmegarantie winkt. Geknüpft ist diese an ein leistungsbezogenes „Kleeblatt“ aus Berufsschulnoten, Prüfungsergebnissen, unternehmensinternen Bewertungen und Soft Skills. Zu den beiden letzten Punkten zählen unter anderem fachliche Qualifikationen, Team- und Motivationsfähigkeit, die Bereitschaft, sich auf wandelnde Bedingungen einzustellen, sowie theoretische und praktische Leistungen. Zeigt die Ampel mehrheitlich grün, steht einem unbefristeten Arbeitsvertrag nichts im Wege. „Jeder, der sich einsetzt, hat eine Chance“, verdeutlicht der kaufmännische Leiter das Prinzip. So wie sich das Unternehmen seit seinen Anfängen als kleiner Schlossereibetrieb schon mehrfach neu erfunden hat, so ist heute in einem dynamischen Automobilmarkt ständiger Veränderungswille gefragt. Nach dem Bau von zwei zusätzlichen Fertigungshallen soll voraussichtlich bis 2024 auch eine neue Ausbildungshalle entstehen. Die Vision: Mit einer Glasfront zur angrenzenden Bundesstraße 101 wird die moderne Werkstatt als
„Klassische Handwerksberufe spielen bei den Wünschen der jungen Leute immer weniger eine Rolle.“
Foto: Porsche Werkzeugbau
alle Lehrgänge zu Themen wie Schweißen, Elektrik oder Pneumatik im Haus statt, die sonst überbetrieblich absolviert werden müssen. Nach 18 Monaten werden die Azubis mit bestandener Zwischenprüfung erstmals in der Fertigung eingesetzt und wachsen so Stück für Stück in ihr Aufgabenfeld hinein. Damit dieses auf Dauer attraktiv bleibt, hat es einige Veränderungen gegeben. „Wir wollen das Berufsbild zukunftsfähiger machen und die digitalen Möglichkeiten viel stärker einfließen lassen“, erläutert Ralph Teumer. „Seit drei Jahren bekommen unsere Auszubildenden zum Beispiel Tablets und haben ein eigenes Netzwerk, in dem sie frei kommunizieren und kreative Projekte entwickeln können.“ Leider sei es durch die schleppende Digitalisierung nach wie vor nicht möglich, die Geräte in der Berufsschule einzusetzen, bedauert Teumer. „Das hemmt uns natürlich in diesem Prozess. Wir müssen hier schneller vorankommen, um die Jugendlichen damit zu begeistern, dass sie auch im Handwerk solche Medien nutzen können.“ Auf einem guten Weg ist derweil die neue Baustellen-App, die fünf Berufsakademie-Studenten von Porsche als gemeinsame Aufgabe umgesetzt haben.
Nicole Thümer Personalreferentin
Schaufenster ins Unternehmen unmittelbare Einblicke liefern und auf diese Weise als weiterer Baustein für ein erfolgreiches Personalmarketing dienen. porsche-werkzeugbau.com Claudia Weber 1
Mit den Werkzeugen von Porsche Werkzeugbau aus Schwarzenberg werden in Presswerken des VW-Konzerns und externer Kunden weltweit die Karosserieteile produziert, bevor in den Automobilwerken in Stuttgart-Zuffenhausen und Leipzig die endmontierten Fahrzeuge vom Band rollen.
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Werkzeugbau hat am Standort Schwarzenberg eine über 120-jährige Tradition. Seit 2015 wird die Geschichte unter dem Dach der Porsche AG weitergeschrieben.
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Um das spezifische Know-how des Unternehmens für die Zukunft zu sichern, beginnen jedes Jahr acht bis zehn junge Leute ihre Ausbildung bei Porsche Werkzeugbau. In der eigenen Ausbildungswerkstatt lernen sie die Fertigkeiten von der Pike auf.
Foto: Porsche Werkzeugbau
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Ausbildung & Karriere
DIE „DIGITAL NATIVES“ INS UNTERNEHMEN HOLEN Personalverantwortliche erwarten eine zunehmende Digitalisierung von Bewerbungsprozessen. Das Portal „Scout Ed“ der Dresdner intersyst GmbH setzt dabei auf „Recrutainment“.
Kontaktbeschränkungen und zunehmendes Homeoffice, fehlende Berufsmessen und abgesagte Tage der offenen Tür – für Personalverantwortliche hat die Corona-Krise viele Herausforderungen gebracht und digitale Anwendungen im Bewerbungsprozess in den Fokus gerückt. Laut einer Studie des Bundesverbandes der Personalmanager (BPM) von 2020 gehen 84 Prozent der befragten Personalverantwortlichen davon aus, dass digitale Kompetenzen in ihrem Bereich künftig eine noch wichtigere Rolle spielen werden. Zugleich räumt allerdings jeder Zweite fehlendes Know-how und mangelnde Erfahrung im Umgang mit der Technologie ein. Der BPM hatte gemeinsam mit der Online-Jobplattform Stepstone eine Erhebung unter 2.600 Personalerinnen und Personalern und über 10.000 Bewerbenden durchgeführt. Letztere schätzen mehrheitlich die Effizienz und Schnelligkeit digitaler Angebote im Recruiting und können sich sogar einen komplett digitalen Bewerbungsprozess vorstellen. Zwei Welten kreativ miteinander verbinden
ihr Team ihr Konzept, das zwei Welten auf spielerische Weise miteinander verbindet. Auf der einen Seite stehen die Wünsche der „Digital Natives“, auf der anderen die Unsicherheiten mancher Personalverantwortlicher. „Unter der Marke ‚Scout Ed‘ bieten wir digitale Tools und eine Plattform, die Arbeitgeber und junge Arbeitsuchende auf kreative Art zusammenbringen. Wir nutzen interaktive 360-GradRundgänge und Wissensquizze unabhängig von Ort, Zeit, Ressourcen, Plattformen oder
Fotos: intersyst GmbH
Hier setzt die Dresdner Beratungsagentur intersyst an und hat das digitale RecruitingTool „Scout Ed“ entwickelt. „Recrutainment“ nennen Geschäftsführerin Jana Simmat und
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Geräten“, erklärt Jana Simmat. Die von ihrer Firma entwickelte Anwendung helfe Unternehmen, sich zu präsentieren und sich mit aussichtsreichen Nachwuchskräften zu vernetzen. „Außerdem kennen wir die Erwartungen der Generation Z in puncto Nutzwert und Schnelligkeit technischer Lösungen und wissen um die berufliche Sinnsuche und die Affinität zur Teamarbeit bei der Generation Y.“ Zum Kundenkreis gehört beispielsweise die Sachsenmilch GmbH aus Leppersdorf. „Wir konnten über ‚Scout Ed‘ bereits einige neue Auszubildende gewinnen. Es ist gar nicht so einfach, mit der digitalen Transformation bei unserer Zielgruppe Schritt zu halten“, sagt Recruiterin Susan Suchfort. „Dank der 360-Grad-Panoramen kann man jetzt jederzeit einen Blick in unser Unternehmen werfen, was sonst nicht möglich ist.“ scout-ed.de
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Sachsenmilch ist auf „Scout Ed“ mit einem digitalen Werksrundgang präsent, in dem auch aktuelle Auszubildende zu Wort kommen.
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Das intersyst-Team um Jana Simmat (Mitte) setzt auf kreative digitale Bewerbungsprozesse.
Ausbildung & Karriere
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> APRA-GERÄTEBAU GMBH CHEMNITZ > DATEN & FAKTEN Branche: Gehäuseherstellung Leistungsprogramm: • Anzeigensysteme • Terminal-Arbeitsplätze • Displaygehäuse • Industrielle Schrank- und Gehäusesysteme • Gehäuse und Pulte • 19“-Einschubsysteme • Sondergehäuse Gründung: 1995 (apra-gruppe 1969)
Mitarbeiter: 55 in Neukirchen/Erzgebirge (gesamte apra-gruppe ca. 380) Ansprechpartner für Personal: Ulrike Meffert
MEHRWERT BEI DER APRAGERÄTEBAU GMBH CHEMNITZ • sicherer Arbeitsplatz in einem modernen Fertigungsbetrieb • Weiter- bzw. Fortbildungen ARBEITSBEREICH Wir bieten qualifizierte Arbeitsplätze in folgenden Bereichen: • Konstruktionsmechanik/ Metallbau • Pulverbeschichtung • Komponentenmontage • Vertrieb und Entwicklung Auszubildende (m/w/d): • Konstruktionsmechaniker • Maschinen- und Anlagenführer • Bachelor of Engineering in der Fachrichtung Maschinenbau
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Die apra-gerätebau GmbH Chemnitz gehört zur apra-gruppe und hat sich auf die Entwicklung und Fertigung von Hightech-Elektronik-Gehäusen für verschiedenste Anwendungen der Elektronikindustrie, der Mess- und Regeltechnik sowie der Sicherheits- und Informationstechnik spezialisiert. Ein besonderer Schwerpunkt sind Anzeige-Displays und Terminals sowie kundenspezifische Sonderlösungen. Als familiengeführtes Traditionsunternehmen bieten wir interessante Arbeitsund Ausbildungsplätze. Darüber hinaus unterstützen wir individuelle Qualifizierung und Entwicklungsmöglichkeiten. Unser Ziel ist höchste Qualität auf allen Ebenen. Investitionen in neueste Produktionstechnik bewerkstelligen dies ebenso wie unsere hochqualifizierten Mitarbeiter.
Standorte: Neukirchen bei Chemnitz, Daun, Mehren sowie Vertriebsgesellschaften in Frankreich und Polen
Kontakt: apra-gerätebau GmbH Chemnitz Südstraße 15, Gewerbegebiet Süd 09221 Neukirchen Tel. 0371 28124-0 vertrieb@apra-geraetebau.de apra.de
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Wirtschaftsmagazin SACHSEN 2021/2022
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Ausbildung & Karriere
Kaleidoskop STARTSCHUSS FÜR DAS BILDUNGSTICKET
Foto: SMWA/Julian Hoffmann
Am 1. August 2021 ist in allen sächsischen Verkehrsverbünden das BildungsTicket eingeführt worden. Damit können 430.000 Schülerinnen und Schüler sowie 50.000 Jugendliche in schulischer Ausbildung zum monatlichen Abo-Preis von 15 Euro kostengünstig in ihrem Verkehrsverbund Bus und Bahn fahren. Das Ticket gilt auch in der Freizeit und in den Ferien. Es wird jeweils für zwölf Monate ausgegeben und kann online oder mit einem Verkehrsunternehmen im jeweiligen Verkehrsverbund abgeschlossen werden. Der Freistaat stellt für das BildungsTicket jährlich 50 Millionen Euro zur Verfügung. Bereits vor zwei Jahren war das AzubiTicket gestartet, mit dem Auszubildende für 68 Euro pro Monat in ganz Sachsen im öffentlichen Nahverkehr mobil sind. dein-bildungsticket.de
Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (l.) und Kultusminister Christian Piwarz (r.) bei der Präsentation des neuen BildungsTickets
AUSSTELLUNG „F.I.T. FOR FUTURE“ GEHT IN DIE VIRTUELLE VERLÄNGERUNG An welchen Themen arbeiten Sachsens Forscherinnen und Forscher? Was stellen sächsische Unternehmen her? Welche Fachkräfte benötigt die sächsische Wirtschaft? Welcher Beruf passt zu mir? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich die digitale Ausstellung „F.I.T. for future“, die bis Ende 2022 kostenfrei verfügbar ist. Die Abkürzung F.I.T. steht dabei für Forschung, Innovation und Technologie der Zukunft. 2020 war die Schau im Rahmen der 4. Sächsischen Landesausstellung „Boom. 500 Jahre Industriekultur in Sachsen“ im Souterrain des Audi-Baus in Zwickau zu sehen. Aufgrund der Corona-Beschränkungen hatte sie während der Laufzeit nicht die gewünschte Zahl junger Menschen und mit dem Thema Fachkräfte oder Innovation befasster Zielgruppen erreicht. Der 360-Grad-Rundgang führt durch fünf virtuelle Räume mit den Themenfeldern „Licht-Klang-Projektion“, „Forschung & Innovation“, „Smarte Produktionsprozesse“, „Experimentierwerkstatt“ sowie „Berufe & Arbeitswelten“. sachsen-fit-for-future.de
1991 wurde in Dresden der erste Standort der Berufsakademie Sachsen gegründet. Seitdem haben sich mit Bautzen, Breitenbrunn, Glauchau, Leipzig, Plauen und Riesa sechs weitere etabliert. Angeboten werden über 40 Studiengänge in den Bereichen Wirtschaft, Technik sowie Sozial- und Gesundheitswesen, die nach drei Jahren mit dem „Bachelor“ abschließen. Die 4.575 Studierenden werden sowohl in den Studienakademien als auch bei den jeweiligen Praxispartnern auf eine berufliche Tätigkeit vorbereitet. Die Vermittlungsquote der Absolventen in die Wirtschaft ist mit rund 90 Prozent überdurchschnittlich hoch. Das Jubiläumsjahr steht im Zeichen einer Neuausrichtung, denn die Berufsakademie strebt die Umwandlung zur Dualen Hochschule an. ba-sachsen.de 54
Wirtschaftsmagazin SACHSEN 2021/2022
Foto: Mario Schmitt
30 JAHRE BERUFSAKADEMIE SACHSEN
Ausbildung & Karriere
ERFINDET SICH EIN INDUSTRIEZWEIG NEU? Die Messebranche in Deutschland galt bis Anfang 2020 als Vorzeige-Industriezweig. Dann änderte sich durch die CoronaPandemie praktisch über Nacht alles.
Wie haben Sie das Messeverbot erlebt und darauf reagiert?
Eine vergleichbare Lage hat es in all den Jahren nicht gegeben. Nichts hat die Messelandschaft je so erschüttert und zeitgleich massive Veränderungen in die Wege geleitet. Auch aufgrund der sich ständig überholenden Nachrichtenlage im Hinblick auf Veranstaltungen blieb und bleibt keine Zeit zum Luftholen. Ad hoc haben wir den Ausstellern und Besuchern der azubi& studientage eine digitale Lösung statt der Präsenzmesse zur Verfügung gestellt, um trotz der schwierigen Situation eine etablierte Kommunikationsplattform für Nachwuchskräfte und Recruiter auf Online-Ebene anzubieten. Ist das tatsächlich die Zukunft der Messen?
Der Meinung sind wir nicht, auch nicht im digitalen Zeitalter. Wir haben intensive Gespräche mit Ausstellern und Besuchern geführt und sehr aufmerksam zugehört. Unser Resümee fällt eindeutig aus: Online-Messen
sind eine temporäre Lösung, aber auf keinen Fall ein Ersatz für Präsenzmessen. Das persönliche Gespräch am Stand ist nicht vergleichbar mit dem Gespräch von Kamera zu Kamera. Die emotionale Konnotation, die nicht selten im Bildungs- und Karrieremarketing mit ausschlaggebend für die Entscheidungsfindung ist, hat eine andere Qualität, wenn man sein Gegenüber tatsächlich sieht. Nicht jeder Mensch hat es im Blut, sich vor einer Kamera selbstsicher und selbstbewusst zu präsentieren. Und einem Unternehmen die eigene berufliche Ausbildung und Entwicklung anzuvertrauen, wenn man sich nur online trifft, ist eine deutlich schwierigere Entscheidung. Auch die jetzt viel besprochenen Hybridmessen werden höchstens ein Segment der verschiedenen Angebote belegen können. Die Präsenzmesse wird auch in Zukunft die bevorzugte Kommunikationsplattform für alle Beteiligten sein.
Foto: mmm GmbH
Seit 1994 veranstaltet die mmm message messe & marketing GmbH aus Heidelberg Bildungs- und Karrieremessen. In Sachsen ist das Unternehmen mit den azubi- & studientagen in Leipzig präsent. Wir sprachen mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Frans Louis Isrif über die zurückliegenden Monate und Zukunftspläne.
Welche Maßnahmen haben Sie für künftige Präsenzmessen ergriffen?
Wir haben als Messeveranstalter Konzepte entwickelt, die die Durchführung einer Präsenzmesse unter Einhaltung aller gebotenen Sicherheitsmaßnahmen ermöglichen. Modernste IT-Lösungen, die alle Zutritte in die Messehallen erfassen, sowie Vorab-Registrierungssysteme stehen bereit und haben sich
schon im Einsatz bewährt. Wir hoffen auf eine baldige Rückkehr zur Normalität oder auf die Entwicklung einer neuen Normalität, die es uns ermöglicht, Messen durchführen zu dürfen. azubitage.de
Wirtschaftsmagazin SACHSEN 2021/2022
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Service
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BILDUNGSTICKET Sachsen, steigt ein!
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Freie Fahrt für Schülerinnen und Schüler ab 1. August für max. 15 Euro. www.smwa.sachsen.de
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