MOMENTO!
Lesezeit! Claudia Voigt
Kulturredakteurin mit Schwerpunkt Literatur beim „Spiegel“ in Hamburg: Haruki Murakami: „IQ84“ (dumont) „Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumen lässt“ (Shakespeare). Unter den zeitgenössischen Schriftstellern ist der Japaner Haruki Murakami derjenige, der das genauso sieht, und er kann traumwandlerisch und mitreißend davon erzählen; IQ84 ist sein bester Roman. Nicole Krauss: „die Geschichte der Liebe“ (rororo) In einer Gegenwart, in der nur die allerneueste Nachricht zählt, spannt Nicole Krauss einen großen literarischen Bogen und zeigt, wie das, was in der Vergangenheit geschah, ins Heute hineinfunkt. Susanne Matthiessen: „Ozelot und Friesennerz“ (Ullstein) Die Bundesrepublik war in den 70er Jahren ein muffiges und enges Land. Wer mal frische Luft brauchte, fuhr nach Sylt – Susanne Matthiessen, geborene Sylterin, erzählt eine unglaublich unterhaltsame Geschichte von der Urlaubsinsel und liefert ein Sittengemälde.
Peter Pisa
Literaturkritiker beim „Kurier“ in Wien: Clemens J. Setz: die Bienen und das Unsichtbare (Suhrkamp) Der Grazer über erfundene Sprachen - wobei "ghubra" der Geruch des eigenen Bauchnabels ist. Sigrid Nunez: der Freund (Aufbau) Weltliteratur über die Beziehung Mensch-Hund samt Essay über Liebe und Verlust. Colum McCann: Apeirogon (rowohlt) 1.001 Romanfragmente, damit das Töten zwischen Israeli und Palästinensern aufhört.
Un momento, per favore, liebe Literaturspezialisten. Wir bitten um drei besondere Buchtipps für einen Winter, der uns wohl viel Lesezeit bescheren wird. INTERVIEWS H. & M. GrÖTSCHNIG FOTOS STEFAN SCHWEIGER, KK, GRÖMEDIA
Werner Krause
schreibt (35 Jahre lang als Redakteur, jetzt als freier Journalist) Literaturkritiken für die Kleine Zeitung: Antonio Scurati: M. der Sohn des Jahrhunderts (KlettCotta) Das größte literarische Wagnis jüngerer Zeit in Italien: Mussolinis Lebensgeschichte in Romanform. Wuchtig, beklemmend, brisant – Pflichtlektüre. Fabio Geda: Ein Sonntag mit Elena (hanserblau) Italienisches Kopfkino in Reinkultur – über die Wege des Zufalls, die einen vereinsamten Witwer und eine junge Mutter zusammenführen. Poetische Feinkunst. Ennio Flaiano: Alles hat seine Zeit (Manesse) Federico Fellinis genialer Drehbuch-Autor schickte in seinem einzigen Roman einen tragikomischen Antihelden in den Krieg nach Afrika. Weltliteratur.
Helmut Zechner
ist GF der Buchhandlung Heyn in Klagenfurt: Marco Balzano: Ich bleibe hier (diogenes) Balzano hat mich verzaubert. Großartig geschrieben, dicht, poetisch, spannend und historisch hochinteressant schildert Balzano auf 288 Seiten eine Geschichte, die im eigenen Kopf auf mindestens 700 großartige Seiten anwächst. Helmut Krausser: Für die Ewigkeit (Berlin Verlag) Eine höchst unterhaltsame und originelle (Liebes-)Geschichte, die einen nach Buenos Aires und Brasilien des beginnenden 20. Jahrhunderts entführt und sehr feine Lesestunden beschert. Haruki Murakami: Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt (btb) Bereits viermal habe ich Murakamis Ausnahmebuch schon gelesen und jedes Mal entdecke ich neue Facetten dieser unglaublich spannenden, aber auch abgedrehten Geschichte.
Isabella Straub
Ingeborg Sperl
Ottessa Moshfegh: Mein Jahr der ruhe und Entspannung (Liebeskind) Eine junge New Yorkerin beschließt, mit pharmazeutischer Hilfe Winterschlaf zu halten - ebenso bitterböse wie unterhaltsam.
Massimo Carlotto: die Frau am dienstag (Folio) Ein Pornostar liebt eine geheimnisvolle Kundin, ein Eifersuchtsmord bringt Chaos in die Liebesgeschichte unter Außenseitern. Sensibel und spannend.
In Klagenfurt und Wien lebende Schriftstellerin. Aktuelles Buch: Wer hier schlief (Blumenbar):
Mircea Cărtărescu: Solenoid (Zsolnay) Fantastisch-poetischer Text, in den man hinabsteigt wie in ein literarisches Höhlenlabyrinth; perfekt, um alles rundherum zu vergessen. richard russo: Ein grundzufriedener Mann (audible Studios) Russos Klassiker (im Original "Nobody's Fool", verfilmt mit Paul Newman in der Hauptrolle), hervorragend gelesen von Stefan Kaminski: 25 Stunden Hörgenuss vom Feinsten.
bespricht auf krimiblog.at und im „Der Standard“ Kriminalromane:
Sam Hawken: Vermisst (Polar) An der Grenze zwischen den USA und Mexiko wird klar, warum der War on Drugs längst verloren ist. Hart, schnell, grausam: Ein Vater sucht seine entführte Tochter. Eric Plamondon: Taqawan (Lenos) Ein fantastisch guter Krimi um Kanadas Ureinwohner, die von Engländern und Franzosen brutal missachtet wurden: Der Autor mischt historische Einschübe mit rezenten Verbrechen.
momento! | alpe adria magazin
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