AAM Nr. 43 Mai 2022

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© Venedig.Info.com

Biennale. Venedig ist zum 59. Male Kunstmetropole, 213 Künstler zeigen bis 27. November in den Giardini und in Arsenale ihre Werke. Österreich ist mit der Installation „Invitation of the Soft Machine and Her Angry Body Pants“ vertreten.

Bademäntel. Neben Handtüchern das

liebste „Klaugut“ deutscher Hotelgäste. Österreicher nehmen laut Statistik auch gerne Geschirr mit, Italiener sollen auf Weingläser abfahren, bei Holländern sind Glühbirnen und Klopapier „in“.

Spritzpistolen. Sie werden in Venedig an Hotelgäste abgegeben - um bei Tisch lästige Möwen & Tauben zu vertreiben. Besonders wirkungsvoll gegen den Möwenhunger sollen orange Wasserpistolen sein.

Bodensee. Auf Instagram ist der Bo-

densee mit zwei Millionen Postings Österreichs Badesee Nr. 1, gefolgt vom Wörthersee (halbe Million Postings) und dem Tiroler Aachensee, der den Neusiedler See vom Stockerl wegpostete.

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© Shutterstock

Laute Motorräder. Tirol begegnet der Lärmplage auf mehreren Passstraßen mit einem Fahrverbot für Motorräder ab 95 dB Standgeräusch. In einigen Ländern gibt es Lärmblitzer, die zu laute Gefährte zwecks Bestrafung fotografieren.

Barzahlung. Immer weniger Menschen bezahlen (auch coronabedingt) bar - was sich negativ aufs Trinkgeld auswirkt. Barzahler sind nämlich freigiebiger. Prošek. Der kroatische Dessertwein

kämpft um die Anerkennung als Ursprungsbezeichnung - Italien wehrt sich, weil man eine Verwechslungsgefahr mit dem Bestseller Prosecco befürchtet.

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HEINZ GRÖTSCHNIG

ÖBCESB Zur Zukunft der Corona-Strategien: Warum in Österreich Inzidenzen bald per Lotterie ermittelt werden könnten.

W

orüber soll der Pepe in seiner letzten Kolumne fabulieren? Am besten wohl über ein Thema, das das Land in Zwietracht eint, das Gesundheitsminister aerosolartig verduften lässt und das hierzulande eine ganze Babyelefantenpopulation eliminiert hat. Ja, auch ich hatte Corona, gottlob als dreifach Geimpfter die Short-, nicht die Longvariante. Das war im Februar - auf den Absonderungsbescheid warte ich bis heute. Nicht, dass ich ihn noch bräuchte, man staunt ja nur, wie da alles wie am Schnürchen nicht geklappt hat. Vielleicht lebe ich ja nur im falschen Bundesland. Vielleicht wird in meinem der Absonderungsbescheid nur an Personen ausgeliefert, deren PCR-Test an ungeraden Tagen mit Nieselregen abgegeben wurde (Und von Personen, die nicht mehr als zwei Mitlaute im Namen haben. Und deren Selbstlaute nicht mit denen des Gurgelortes übereinstimmen). Das mit den Bundesländern ist ja echt so eine Sache. Wer weiß heute noch, was wo gilt, galt, gegolten hat oder gelten wird. Da zeichnet sich - besonders für nächste Pandemiewellen - ein neues Berufsbild ab: Der Österreichische Bundesländercoronaeigenheitenspezialberater (ÖBCESB). Selbiger navigiert durch den Maßnahmenvorschriftenausnahmendschungel, immer in Abstimmung mit allen neun Landeshauptleuten und -leutinnen. Die Ausbildung zum ÖBCESB erfolgt an Fachhochschulen, deren Inzidenz allerdings die Summe der Postleitzahl der jeweiligen Landeshauptstadt nicht überschreiten darf. Womit man in Klagenfurt bis zu einer Inzidenz von 9020 studieren darf, in Wien aber bereits bei einer 1010er-Inzidenz ins Distancestudying verbannt wird. Was aber nicht viel ausmacht, da diese Quarantäne nur Studierende betrifft, die den Drittstich mit einem Scheintotimpfstoff nach 16 Uhr erhalten haben. Der jeweilige Landeshauptmann hat übrigens ein Vetorecht und kann per Erlass dekretieren,

dass der Inzidenzwert durch die Zahl Pi zu teilen ist. Der Gesundheitsminister hat auch ein Einspruchsrecht, das sich allerdings auf Abnehmende-Mond-Tage beschränkt, sofern sich diese an den gesetzlich empfohlenen Mindestabstand halten. In Tirol gilt das alles aber nur bedingt, da der dortige Tourismuslandesrat vom bereits durch Pi geteilten Inzidenzwert noch das Nächtigungsminus abziehen darf. Sollte dadurch die Inzidenz unter 0 fallen, wird dieser Unternullwert dem Nachbarn Vorarlberg gutgeschrieben. Im Burgenland wiederum wird die Inzidenz im Rahmen einer Lotterie ermittelt - sollte das Ergebnis dem dortigen Landeshauptmann missfallen, darf er es um die Beliebtheitsprozente von SPÖ-Chefin Rendi-Wagner reduzieren lassen. Die Gecko-Kommission, die in puncto Corona bislang Österreichs Regierung beraten hat, verliert ihren Auftrag. Begründung: Geckos sind vorwiegend in Wüsten anzutreffen, also müsse man eine derartige Kommission auch in die Wüste schicken, verlautete es aus dem Parlament. Als künftige Corona-Berater dürfen auch nicht Virologen oder Epidemiologen fungieren, da diese durch ihre Nähe zum Virus als befangen gelten. Die bisherige Impfpflicht wird durch die Schimpfpflicht ersetzt. Wer nachgewiesenermaßen dreimal gegen Corona geschimpft hat, gilt als geschützt, besonders, wenn er die Wirkung durch einen Schimpf-Booster (mindestens 90 Dezibel) steigert. Masken sind ab Herbst nur mehr im Fasching in Venedig, Rio de Janeiro und in Villach notwendig, je kreativer, desto besser. Wer besonders originell sein will, verkleidet sich als Luftreinigungsgerät und wird dann kostensparend in Schulen oder Ämtern eingesetzt. Sie sehen: Wir haben für die Zukunft alles bombenfest im Griff. Sollten die Infektionszahlen trotzdem erneut explodieren - kein Problem: Corona-Hotline anrufen. Es hebt wahrscheinlich eh keiner ab. ■


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