lie:zeit Ausgabe 116

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Die Lösung. IT-Infrastruktur Print-Copy Bürokonzepte Im alten Riet 38 LI-9494 Schaan T +423 239 09 09 www.bueromarxer.com SPANNEND & ZUKUNFTSICHER MIT UNS ANS ZIEL WIDMER.LI Der neue Genussgipfel in Liechtenstein. Restaurant Alpspitz Selemad 10 9487 Gamprin-Bendern www.restaurant-alpspitz.li «Eine gesunde Bevölkerung ist Garant für eine florierende Wirtschaft.» Dr. Gert Risch Seite 6 116 06/2023 Zeitschrift für Liechtenstein und die Region

Kunstausstellung one love – futebol

17. Juni – 2. Juli 23

Werke von zeitgenössischen brasilianischen Künstlerinnen und

Ausschreibung

Werkjahrstipendium 2024

Die Kulturstiftung Liechtenstein vergibt in der Regel jährlich ein Werkjahrstipendium an professionelle Künstlerinnen und Künstler. Dabei stehen die Förderung der Person und deren künstlerische Entwicklung sowie Weiterbildung im Vordergrund. Auslandsaufenthalte sind erwünscht. Über die Vergabe des Werkjahrstipendiums entscheidet der Stiftungsrat einmal pro Jahr. Diese Ausschreibung betriff t das Werkjahrstipendium für das Jahr 2024.

Die Bewerbungsunterlagen bestehen aus:

• Konzept: Dieses kann Recherchen zu einem künstlerischen Thema, Fortbildungselemente und Elemente des Netzwerkens beinhalten.

• Darlegung des persönlichen Entwicklungsziels sowie von Etappenzielen und eine Reflexion zur künstlerischen Praxis

• Zeitplan

• Budget mit ungefähren Angaben zu den Lebenshaltungskosten und weiteren Aufwendungen

• Biographie mit Angaben über die künstlerische Ausbildung und Tätigkeit

• Dokumentation des bisherigen Schaffens

Wenn Sie an einem Werkjahrstipendium interessiert sind, setzen Sie sich bitte so bald wie möglich, spätestens bis Ende Juni 2023, mit der Geschäftsstelle der Kulturstiftung (Tel: 236 60 87, info@kulturstiftung.li) in Verbindung, um frühzeitig ein Beratungsgespräch zu vereinbaren. Die definitiven Bewerbungsunterlagen sind bis 10. August 2023 einzureichen.

Weitere Informationen zum Werkjahrstipendium: www.kulturstiftung.li

Samstag, 16. September 2023

Ruggell / Schellenberg

Der Hindernislauf in Liechtenstein Jetzt anmelden: liemudrun.li

lie:zeit 2 06/2023 Anzeigen

Liebe Leserin, lieber Leser

Der bekannte Liechtensteiner Mediziner Gert Risch ist über 80 Jahre alt und immer noch agil und aktiv. Täglich ist er auf Achse und setzt sich unter anderem als VR-Mitglied der Dr. Risch-Gruppe bei monatlichen Treffen mit strategischen Fragen auseinander. Im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Günther Meier äussert er sich auch zu Themen wie Landesspital und Gesundheitspolitik, Hochschulbildung mit Schwerpunkt Private Universität Triesen und zur Liechtensteiner Landespoltik.

Stichwort Familien- & Väterhaus. Wir stellen zum 10-Jahr-Jubiläum den Verein für Männerfragen näher vor. Seit der Gründung 2013 hat der Verein 21 Männern eine temporäre Unterkunft besorgt.

Daniel Meier ist über die Landesgrenzen hinaus besser bekannt als Zauberer DANINI. Diese Rolle macht ihm viel Freude, genau wie

seinem Publikum. Unser Mitarbeiter Heribert Beck hat mit ihm gesprochen.

Oft denke ich an ihn zurück, an den begnadeten Musiker Marco Hoch, der Musikwissenschaften in Wien studiert und die Liechtensteinische Musikschule während Jahrzehnten als Direktor geprägt hat Er widmete sich u.a. auch der Musikforschung und war Mitglied im Liechtensteiner Landtag. Lesen Sie seine faszinierenden Erzählungen aus seiner Jugendzeit.

Der FC Balzers hat es geschafft. Nach nur einem Jahr Abwesenheit kehrt die Mannschaft von Trainer Michele Polverino in die 1. Liga zurück. Unsere herzlichsten Glückwünsche.

Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute und viel Freude bei der Lektüre.

3 06/2023 editorial
Zaubershow fürKinder 13:00 Uhr 16:00 Uhr DJ ab 17:00 Uhr Landhaus Nendeln,Churer Strasse 4 Wir freuen uns auf Euch Samstag,01.Juli 2023 ab 11:00 Uhr viele weitere Überraschungen Tag der offenen Tür Anzeige

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Impressum

Verleger: Zeit-Verlag Anstalt, Essanestrasse 116, 9492 Eschen, +423 375 9000 · Redaktion: Herbert Oehri (Redaktionsleiter), Johannes Kaiser, Vera Oehri-Kindle, Heribert Beck Beiträge/InterviewpartnerInnen: Günther Meier, Toni Büchel, Anton Beck, Serpil Yörümez, Regierungschef Daniel Risch, Christian Marold, Sabine Frei-Wille, Christian Imhof, Daniel Meier, Larissa Mächler-Gassner, Alessia Blöchlinger, Christoph Kindle, Konrad Fünfstück, Oliver Klaus, Michele Polverino · Grafik/Layout: Joanne Rohner · Carolin Schuller Anzeigen: Vera Oehri-Kindle, Brigitte Hasler ·

Fotos: Michael Zanghellini, Jürgen Posch, Julian Konrad, Liechtenstein Marketing, Vaduz Classic, Medienbuero AG, Pixabay, Freepik, ZVG · Urheberschutz: Die Texte und Bilder dürfen ohne vorherige Genehmigung des Herausgebers/Verlegers nicht kommerziell genutzt, weitergegeben oder veröffentlicht werden · Meinungsvielfalt: Die lie:zeit gibt Gastautoren Platz, um ihre Meinung zu äussern. Dabei muss der Inhalt mit der Meinung der Redaktion und der Herausgeber nicht übereinstimmen. ·

Druck: Südostschweiz Druckzentrum, Haag · Auflage: 22’500 Exemplare ·

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5 06/2023 inhalt 6
«Die Zukunft gemeinsam mit der Bevölkerung gestalten»
34 69 «Wir trauen uns»
Gert Risch
Hochzeits-Special FC Balzers Fragen an … 10 Toni Büchel: Das Bauernland im Kopf 12 Autonome Strompreisgestaltung 13 Menschen in der FBP 14 Betreuungs- & Pflegegeld – Erfolgsmodell 15 Stabilität in unsicheren Zeiten 16 10 Jahre Familien- & Väterhaus 19 Faustschlag ins Gesicht mit Folgen 28 Persönlich: Daniel Meier 31 Jugend-Interview 49 Neues Glück mit verändertem Team? 64 Interview mit neuem Nationaltrainer 67 USV: Ein Mann für alle Fussball-Fälle 68
50 «Im
21 Der Sommer auf Radio Liechtenstein wird vielfältig
Radio hörte ich erstmals das Wort Krieg» Pepi Frommelt (1935 – 2019)
Radio Liechtenstein

«Die Zukunft gemeinsam mit der Bevölkerung gestalten»

Eine der schlechtesten Erfindungen, sagte Gert Risch einmal, sei die Pensionierung mit einem fixen Ablaufdatum. «Mir wäre es im Ruhestand zu langweilig», bekannte er, als er das 80. Lebensjahr schon hinter sich gelassen hatte. Und heute, ein paar Jahre später? Immer noch aktiv, aber ein bisschen weniger. Er ist noch Mitglied des Verwaltungsrates der Dr. Risch-Gruppe, deren Grundstein er 1970 mit dem Aufbau eines medizinischen Laboratoriums gelegt und deren Leitung er im Jahr 2011 an die Hände seiner beiden Söhne Martin und Lorenz übergeben hat.

Text: Günther Meier

Monatlich einmal trifft sich die Führungsmannschaft der Dr. Risch-Gruppe, um aktuelle oder strategische Fragen zu besprechen. Das persönliche Interesse von Gert Risch gilt seit einiger Zeit einem brisanten, kontrovers diskutierten und unterschiedlich bewerteten Thema: Wie entwickelt sich derzeit und in Zukunft die medizinische Versorgung der

Bevölkerung? Für ihn ist eines klar: Sowohl in Liechtenstein als auch in der Schweiz werden zu wenige Mediziner ausgebildet, gibt es zu wenig Nachwuchs in allen Bereichen der medizinischen Versorgung. Damit ist seine Sorge verbunden, in Zukunft könnten der zunehmend älter werdenden und auf eine umfassende medizinische Versorgung angewiesenen

Bevölkerung nicht mehr die gleichen Standards zur Verfügung stehen, wie sie heute üblich sind. Wie rasch sich eine Situation im Gesundheitsbereich verändern könne, habe man während der Corona-Pandemie erlebt, gibt Gert Risch zu bedenken. Die Wirtschaft sei in diesem Zeitraum massiv unter Druck geraten – und die alte, aber in der Vergangenheit etwas

lie:zeit 6 06/2023
Dr. Gert Risch im Gespräch mit Angestellten seines Labors.

Titelstory

vergessene Weisheit habe sich wieder einmal bestätigt: «Eine gesunde Bevölkerung ist eine Garantie für eine florierende Wirtschaft.»

Erstes Labor im Laurentiusbad in Schaan

Ohne Gert Risch gäbe es wohl kein medizinisches Labor in Liechtenstein. Das Interesse an der Medizin ist ihm sozusagen in die Wiege gelegt worden. Sein Vater Martin Risch war Arzt und Landesphysikus, Vertrauensarzt des Liechtensteinischen Roten Kreuzes und Gründungspräsident des liechtensteinischen Ärztevereins. Gert Rischs Kindheit- und Jugendzeit war geprägt durch das medizinische Elternhaus, womit die Berufswahl schon vorgezeichnet war. «Bei mir ging es nur noch um die Frage», erinnert er sich, «ob Arzt oder Apotheker.» Spontan habe er sich für den Apotheker entschieden, ausgehend von seinen Interessen für Naturwissenschaften, was auch ausschlaggebend war für sein Studium an der ETH Zürich und die Promotion als Dr. sc. nat. am Universitätsspital Zürich. Pharmazie und medizinisches Labor passte für Gert Risch ausgezeichnet zusammen, weil der Mensch im Mittelpunkt steht. Von diesem Selbstverständnis wird auch die heutige Dr. Risch-Gruppe getragen, die in einer Informationsbroschüre ihre Ausrichtung mit einem prägnanten Bekenntnis definiert: «Die Gesundheit von Mensch und Gesellschaft zu fördern, ist für uns eine Herzensangelegenheit.»

Der Aufbau der Dr. Risch-Gruppe begann im Jahr 1970 im Laurentiusbad in Schaan. Wie der Name Laurentiusbad andeutet, handelte es sich um ein Heilbad, das nach den Regeln von Pfarrer Kneipp geführt wurde. Das Kurangebot umfasste Bäder, Güsse und Wickel, die von ausländischen Kurgästen nachgefragt wurden. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs erwarb der Heilpraktiker Pfarrer Albert Emmenegger den Betrieb. Mit dem Besitzerwechsel wurde die frühere «Bad und Kuranstalt Gustav Biedermann» in «Kneippbad Emmenegger» umgetauft. Pfarrer Emmenegger, der das Laurentiusbad bis zu seinem Tod 1967 betrieb, hatte von der Regierung eine Konzession für den Kurbetrieb erhalten, allerdings mit der Auflage, keine einheimischen Patienten für eine Behandlung aufzunehmen. Für Gert Risch ist diese Auflage heute noch völlig unverständlich, denn wöchentlich seien bis zu 90 Kurgäste nach Schaan gekommen, die neben medizinischen Anwendungen viel freie Zeit

hatten, um Schaan und Umgebung kennenzulernen – und auch viele Einkäufe tätigten. Eigentlich ein einträgliches Geschäft, dessen Möglichkeiten man damals jedoch offensichtlich nicht erkannt hatte.

Vom Labor Risch zur Dr. Risch-Gruppe

Wie aber kam Gert Risch mit seiner Idee, ein medizinisches Labor zu eröffnen, in das Laurentiusbad? Nach dem Tod Emmeneggers versuchten einige Geschäftsleute aus Schaan, das Bad weiterzuführen und suchten nach Mietern oder Anbietern von medizinischen Leistungen. Das Angebot erreichte auch Gert Risch, der dann mit den beiden Ärzten Arthur Ospelt und Josef Marogg die Liegenschaft übernahm. Weil zuerst Marogg ausstieg und anderswo seine Praxis eröffnete und etwas später auch Ospelt, blieb Gert Risch als einziger übrig. Trotz Erweiterungen und Umbauten erwies sich das Gebäude, in dem die heute noch bestehende Apotheke untergebracht war, als zu klein für das expandierende Labor. Gert Risch entschloss sich, ein neues Laborgebäude

zu bauen, in welches im Jahr 2000 der gesamte Laborbetrieb verlegt wurde. Dieses Gebäude war aber wiederum innerhalb von 14 Jahren zu klein geworden, sodass ein Neubau geplant und gebaut werden musste. Gleichzeitig musste die Analytik für Einsender aus der Schweiz aufgrund einer neuen Interpretation des Territorialgesetzes innert kürzester Zeit in die Schweiz verlegt werden. Für das Gebäude an der Landstrasse in Schaan gab es keine weitere Verwendung. Es wurde einer liechtensteinischen Firma verkauft, die es dann für eine Spielbank zur Verfügung stellte. Gehört Gert Risch damit zu den Casino-Besitzern? «Nein, auf keinen Fall», winkt er ab, «das war das einzige Mal in meinem Leben, dass ich ein Gebäude oder ein Grundstück verkauft habe.»

Die Dr. Risch-Gruppe verlegte 2016 den Firmensitz in einen Neubau an der Wuhrstrasse in Vaduz. Gert Risch hatte das Glück, dass beide Söhne eine Ausbildung zu Ärzten und dann zu Labor-Spezialärzten FAMH absolviert haben. Dadurch konnte die langfristige Erhaltung und Ausrichtung des Unternehmens gesichert werden. Lorenz und Martin Risch übernahmen ab dem Jahr 2011 zunehmend Funktionen in der Gruppenleitung. Nach dieser zukunftsgerichteten Nachfolgeregelung verblieb der Firmengründer im Unternehmen vorerst als Präsident des Verwaltungsrats, später als einfacher Verwaltungsrat. Er unterstützt seine Nachfolger aber bis heute mit seiner langjährigen Erfahrung.

Der Ausbau der Dr. Risch-Gruppe konnte in den letzten Jahren weitergeführt werden, sodass sie inzwischen über 22 Standorte in der Schweiz und einen in Liechtenstein verfügt: eine Unternehmung im Gesundheitssektor, die jeden Tag rund um die Uhr ihre leistungsfähige Infrastruktur sowohl Ärzten als auch Spitälern zur Verfügung stellt. Sie gehört heute im Raum Liechtenstein-Schweiz zu den führenden Dienstleistern im Gesundheitswesen. Die Laborgruppe engagiert sich aber auch in der Ausbildung und Forschung, erarbeitet eigene Studien und ist anerkannter Partner bei internationalen Forschungs- und Entwicklungsprojekten.

Engagement für die Hochschulbildung

Nach beinahe zwanzig Jahren ist Gert Risch als Stiftungsratspräsident der Privaten Universität Liechtenstein auf Anfang dieses Jahres zu-

7 lie:zeit 06/2023
Die Gesundheit von Mensch und Gesellschaft zu fördern, ist für uns eine Herzensangelegenheit.
Dr. Gert Risch

rückgetreten. Sein Engagement für die Hochschulbildung resultierte aus der Überlegung, dass Liechtenstein weder Bodenschätze noch andere natürliche Ressourcen habe, womit für ihn die Förderung des geistigen Kapitals im Vordergrund stand. Investitionen in die Bildung hatten für ihn immer hohe Priorität: Schon Ende der 1960er-Jahre habe er ein Exposé geschrieben zuhanden des damaligen Regierungschefs Gerard Batliner mit dem Kernsatz: Liechtenstein sollte eine eigene Universität haben. Leider ist dieses Papier nicht mehr auffindbar, weder bei ihm selbst noch im Regierungsarchiv. «Bei der Übergabe des Exposés hatte ich den Eindruck, dass ich ihn von meiner Idee nicht überzeugen konnte», sagt Risch. Dennoch bildete die Regierung eine Hochschulkommission, in die auch Gert Risch berufen wurde. Die Kommission tagte zwar, konkrete Beschlüsse zur Errichtung einer eigenen Universität resultierten aber nicht.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Gert Risch im Jahr 2005 dem Ruf von Peter Ritter folgte, Einsitz im Universitätsrat der Privaten Universität zu nehmen. Dort aber lief auch nicht alles nach Plan. «Nach und nach haben sich alle Mitglieder des Universitätsrates verabschiedet, aus unterschiedlichen Gründen», blickt Gert Risch auf diese schwierige Phase zurück. Er stellte gezwungenermassen ein neues Gremium zusammen. Die Private Universität konnte damit erhalten werden und hat nach seiner Einschätzung in den letzten Jahren wesentliche Schritte nach vorne gemacht. Sein Sohn Lorenz folgte ihm als Stiftungsratspräsident, aber geblieben seien zwei Probleme: Einerseits erfahre die Private Universität aus der Politik nicht die erhoffte Anerkennung, andererseits sei es sehr schwierig, Geldgeber zur Finanzierung dieser einmaligen Hochschule zu finden – wobei das eine Problem eng mit dem anderen verbunden sei.

Der Politiker und die Grenzen des Wachstums

Sein Vater war für Gert Risch nicht nur das Vorbild für die Berufswahl im Medizinbereich, sondern auch für seine politischen Aktivitäten. Martin Risch gehörte dem Landtag von 1953 bis 1966 an, amtierte dort zeitweilig als Fraktionssprecher der Fortschrittlichen Bürgerpartei und stand von 1960 bis 1966 als Landtagspräsident an der Spitze des Parlaments. Gert Risch begann die politische Karriere in Vaduz,

Titelstory

wo er von 1975 bis 1983 dem Gemeinderat angehörte. Nach einer kurzen Pause kandidierte er 1986 als Abgeordneter für den Landtag, wurde stellvertretender Abgeordneter bis 1989 und hatte von 2001 bis 2005 Einsitz in der Regierung als Regierungsrat-Stellvertreter. Die Zeit zwischen seinem Engagement in Vaduzer Gemeinderat und der Kandidatur für den Landtag nutzte er als «politische Auszeit», um sich wieder voll auf seine beruflichen Tätigkeiten zu konzentrieren. «Um mit einem modernen, medizinischen Labor höchsten Ansprüchen zu genügen», sagte er zu dieser

nen Jahrzehnte bewertete er als Voraussetzung für den hohen Lebensstandard und das hohe Mass an sozialer Sicherheit. Liechtenstein sei eine ländliche Gegend, habe aber Angebote einer städtischen Agglomeration. Beim rasanten Wachstum stelle sich die Frage, wie lange diese Entwicklung durchgehalten werden könne: «Wir müssen uns der Kleinheit unseres Landes bewusst sein.» Und dann fügte er, vorausschauend auf die verbleibenden Möglichkeiten der künftigen Generationen hinzu: «Es wäre an der Zeit, sich zu überlegen, wo die Grenzen unseres Wachstums liegen.»

Entscheidung, «muss man sich immer wieder für eine Zeitlang ganz seinem Beruf widmen.» Schon drei Jahre später folgte seine Rückkehr auf die politische Bühne. Man sollte nicht nur reden, sagte er an der damaligen Nominationsversammlung, sondern aktiv etwas für die Gesellschaft tun. Kritisch bewertete er damals die Aussenpolitik, welche die Mitglieder der Regierung in einer Art «Polittourismus» immer wieder ins Ausland führe. «Anstatt überall an irgendwelchen Konferenzen teilzunehmen», regte er an, «wäre es wahrscheinlich für unser Land nützlicher, eigene Lösungen zu erarbeiten.» Schon damals setzte Gert Risch sich mit den «Grenzen des Wachstums» auseinander. Die Entwicklung der vorangegange-

Gesundheitspolitik

müsste höchste Priorität haben Der Politiker wird in Gert Risch wieder lebendig, wenn es um die Frage des Spitals geht. Schon als Gemeinderat setzte er sich für den Ausbau des damaligen Krankenhauses ein und sich mit seiner Vorstellung eines Landesspitals durch – gegen viele Widerstände, wie ihm noch gut in Erinnerung ist. Für ihn ist unverständlich, wie in der heutigen Situation, mit bedeutend mehr Geldreserven als damals, kein Spitalprojekt umgesetzt wird. Wenn es um Investitionen geht, dann hat für ihn die Gesundheit der Bevölkerung höchste Priorität. Aber offenbar nimmt nach seiner Einschätzung das Gesundheitswesen nicht jenen Stellenwert ein,

lie:zeit 8 06/2023
Gerne macht Gert Risch Fahrradtouren.

wie es sein sollte: gleichrangig mit dem Bildungswesen oder der öffentlichen Sicherheit.

Bei der Eröffnung des Spitals Vaduz im Jahr 1981, erinnert sich Gert Risch, habe er bei seiner Ansprache darauf hingewiesen, man könne nun fünf Jahre sehen, wie es im neuen Spital laufe – und dann habe man fünf Jahre Zeit, um sich mit der Planung für einen Weiterausbau zu beschäftigen. Wenn es nach seiner damaligen Vorstellung gegangen wäre, dann hätte man Anfang der 1990er-Jahre mit dem Ausbau beginnen müssen. «Und was haben wir heute»? Mit Verspätung von drei Jahrzehnten wisse man immer noch nicht richtig, ob ein neues Spital verwirklicht werde.

Das Gesundheitswesen und die Spitalplanung sind für Gert Risch nicht nur eine Frage der Volkswohlfahrt, sondern haben auch eine bedeutende wirtschaftliche Komponente.

Wenn möglichst viele Gesundheitsleistungen im Land angeboten würden, bliebe die Wertschöpfung dort, ganz abgesehen von den vielfältigen Berufsangeboten im Gesundheitsbereich. Bei Kooperationen mit ausländischen Spitälern fliesse das Geld jedoch ins Ausland. Natürlich könne man aufgrund der Kleinheit des Landes nicht alles anbieten, was mit der heutigen Medizin möglich wäre. Insbesondere dürfe man seiner Auffassung nach aber keine hohen Risiken eingehen, die Qualität stehe im Vordergrund.

Seine Idealvorstellung bei der Spitalversorgung? Eine gewisse Grosszügigkeit bei der Planung wäre notwendig, also kein Feilschen um ein paar Millionen. Gert Risch ist sich bewusst, dass er sich in die Nesseln setzt, aber kann einem Vergleich doch nicht widerstehen: In die Feuerwehrdepots in den Gemeinden ist in den vergangenen paar Jahren mehr inves-

tiert worden als ein grosszügig ausgebautes Spital kosten würde. «Natürlich erfüllen die Feuerwehren eine wichtige Aufgabe für die Sicherheit der Bevölkerung, aber für mich ist es unverständlich, dass über diese Investitionen nicht diskutiert wird, bei der Spitalplanung jedoch jahrelange Diskussionen stattfinden.»

Also findet Gert Risch: Grosszügig planen wie in der Privatwirtschaft. Wenn nur so viel gemacht wird, wie aktuell unbedingt notwendig ist, dann bleibt in Zukunft für eine organische Weiterentwicklung kein Spielraum. Wenn zu knapp geplant werde, bestehe bereits Handlungsbedarf für einen Weiterausbau, wenn das neue Gebäude seiner Bestimmung übergeben wird.

polit:zeit

9 polit:zeit 06/2023
Titelstory

Fragen an

Bleiben wir permanent Strompreis-Schocks ausgesetzt?

Mit Vorankündigung gegen Ende des letzten Jahres sind die Strompreise exorbitant gestiegen. Richtig eingefahren – vor allem bei Privathaushalten und Gewerbe – ist diese Energiepreis-Steigerung mit dem Eintreffen der Quartalsrechnung der LKW. Wenn in Zukunft eine leichte Abflachung der Energiepreise eintreten wird, wird die Rückkehr zu den ursprünglichen Strompreisen wohl kaum realistisch sein. Vielmehr wird die Beschaffung von Energie an den internationalen Märkten noch turbulenter, denn der Ausstieg aus Atom- und Kohlekraftwerken hin zu erneuerbaren Energien wird die die Energiepreise in Zukunft massiv erhöhen. Also bleibt diese Abhängigkeit Liechtensteins von Energieeinkauf an den Spotmärkten für Liechtensteins Bevölkerung, aber auch für die Wirtschaft, eine finanzielle Mehrbelastung.

Fragen

1. Der Eigenversorgungsgrad sowie die Strompreisgestaltung haben einen direkten Zusammenhang. Wie kann Liechtenstein den Eigenversorgungsgrad markant steigern?

2. Erfüllt der Plan der Energiestrategie Liechtensteins die Zielsetzung einer weitgehenden Strommarkt-Unabhängigkeit?

3. Wie kann Liechtenstein in der Energiebeschaffung marktautark werden?

4. Wie schützt ihre Partei die Bevölkerung und das Gewerbe vor weiteren künftigen enormen Energiepreis-Steigerungen?

1. Auf eigenem Territorium können wir nur mit Wasser, Wind, Sonne und etwas Geothermie oder Holz Energie gewinnen. Doch wichtiger als der Eigenversorgungsgrad des Landes ist der Eigenversorgungsgrad der einzelnen Bürger. Mit der Förderung von Energieffizienzmassnahmen oder PV-Anlagen wird diese Unabhänigkgeit unterstützt.

2. Als Kleinstaat wird Liechtenstein in vielen Bereichen immer von internationalen Märkten abhängen. Obwohl die Energiestrategie bereits auf eine höhere Eigenversorgung setzt, wird ein diversifiziertes europäisches Energiesystem mit vielen Marktteilnehmern resilienter sein als das heutige System, in dem wir von wenigen Ölund Gasförderstaaten abhängen. Die Sonne im Süden, die Winde im Norden und die Höhen der Alpen bilden hervorragende Rahmenbedingungen.

3. Indem wir in die Gewinnung von ausreichend Primärenergie investieren. Da sich auf unseren 160 Quadratkilometern jedoch nicht genügend Energie gewinnen lässt, müsste zusätzlich massiv in ausländische Kraftwerke investiert werden, und selbst dann bleiben wir beispielsweise von ausländischen Wasser- oder Windnutzungsrechten abhängig.

4. Wir treiben nachhaltige Investitionen in unserer Bevölkerung, in Unternehmen sowie in der öffentliche Infrastruktur voran, und die Vorbildfunktion des Staates liegt uns am Herzen. Zusätzlich möchten wir sicherstellen, dass besonders kostbare Energieträger wie Gas nur noch dort eingesetzt werden, wo es keine preiswerteren Alternativen gibt. Mit einer attraktiven Wirtschaftspolitik streben wir zudem an, dass Lohnerhöhungen die steigenden Energiepreise kompensieren können.

1. Der Landtag hat den ersten Schritt bereits getan und zwei Motionen zugestimmt, die eine Photovoltaik-Pflicht auf allen Dächern Liechtensteins fordern. Die Regierung hat den Ball aufgenommen und bringt in der zweiten Jahreshälfte die entsprechende Gesetzesänderung in den Landtag. Mit einer konsequenten Ausstattung aller geeigneten Dachflächen im Land können wir den Jahresdurchschnitt der Eigenversorgung markant erhöhen. Und wenn vor allem die Besitzerinnen und Besitzer grosser Gebäude auch die Fassaden mit einer PV-Anlage bestücken, haben wir im Winter ebenfalls eine Erhöhung des Eigenversorgungsgrades. Ausserdem müssen wir in Liechtenstein das Potenzial der Windenergie erneut angehen sowie jenes der Geothermie. Die Energiesuffizienz – banal gesagt das Einsparen von Energie bei gleichem Komfort – ist eine weitere wichtige Quelle den, um Eigenversorgungsgrad um 20 bis 30 Prozent zu erhöhen.

2. Ja, aber nur, wenn wir diese konsequent umsetzen.

3. Es ist unrealistisch, dass Liechtenstein bei der Energieproduktion komplett autark wird. Wir werden immer auf Energie aus dem Ausland angewiesen sein. Es ist daher unsere Verantwortung, dass wir dabei auf nachhaltige und erneuerbare Energien setzen und mit Strom sparsam umgehen.

4. Der Landtag hat bereits letztes Jahr einer Energiekostenpauschale für Private zugestimmt und im Juni die Erhöhung sowie allenfalls die Verlängerung dieser Pauschale gefordert. Auch energieintensive Unternehmen können einen Unterstützungsbeitrag einfordern. Für die Freie Liste ist es nach wie vor sehr wichtig, dass der Staat Subventionen für die energetische Sanierung von Gebäuden und Heizungen ausbezahlt, denn ein geringerer Energiebedarf schont das Haushaltsbudget und verursacht eine geringere Umweltbelastung.

polit:zeit 10 06/2023
Sebastian Gassner Patrick Risch

1. Liechtenstein konnte ab der Inbetriebnahme des Saminawerks im Jahr 1949 bis zum Ende der 50er Jahre den eigenen Strombedarf zur Gänze selbst decken.

Liechtenstein tut gut daran, sich aus dieser Anfang der 60er Jahre entstandenen und sich in den Jahren fortsetzenden negativen Entwicklung verbunden mit einer grösseren energiepolitischen Abhängigkeit zum Ausland, sich schnell, selbstbewusst und schrittweise zu befreien. Wenn wir nicht schnell aufwachen, werden wir von dieser Krise bald in die nächste taumeln.

2. Verbrauch von Primärenergie und in der Produktion von Treibhausgasemissionen. Die ungenügende Entwicklung war auch im letzten Dezemberlandtag behandelten Monitoringbericht der Regierung ersichtlich. Nur mit dem Prinzip der Hoffnung werden wir selbst diese Ziele nicht erreichen. Wir sind alle aufgefordert konkreter und modellierter zu steuern!

3. Nun Schlagzeilen wie die des Geschäftsführers der Liechtensteinischen Kraftwerke am Energiesymposium zum 100 Jahre Jubiläum der Liechtensteiner Kraftwerke, dass ich zitiere: «es illusorisch sei, dass Liechtenstein bis zum Jahr 2050 völlig energieautark sein werde“, helfen zu einer verbindlichen Positionierung

rein gar nichts. Wir haben Potential und wir haben auch die Möglichkeiten – Stichworte: Rhein-, Windkraftwerke, Photovoltaik, Biomasse, Erdwärme und den Ausbau von Speichertechnologien. Ob wir dies auch wollen liegt nur an uns.

4. Energie ist wie Arbeit und Kapital ein zentraler Produktionsfaktor, vor allem für die Industrie. Deshalb sind die im internationalen Vergleich hohen Strompreise ein Nachteil im Standortwettbewerb. Die Politik soll sich zur Standortsicherung auf zwei Dinge konzentrieren als mit Preissubventionen erneut an der Interventionsspirale zu drehen:

a) die Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren sowie der Stromnetze.

b) der flächendeckende Verbesserung unserer Standortbedingungen – Stichwort Eigenversorgungsgrad. Sollte eine weitere Energiepreissteigerung eintreten, wird auch die Vaterländische Union sich zeitnah mit möglichen Massnahmen befassen.

1. Indem die Ressourcen im eigenen Land genutzt werden. Sonne Wind und Wasser stehen uns kostenlos zur Verfügung. Die Politik muss endlich verstehen, dass der Eigenversorgungsgrad ausgebaut werden muss, indem alle Möglichkeiten geprüft werden. Bisher setzte die Regierung auf billigen Energieimport. Den Preis für diese Ignoranz zahlt jetzt der Bürger, indem er zirka 50 Prozent mehr für Strom bezahlt als der Schweizer Durchschnitt. Es ist jetzt höchste Zeit, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Die Regierung muss endlich Projekte zur Verbesserung der Eigenversorgung entwickeln, sorgfältig prüfen und dem Landtag zur Beschlussfassung vorlegen.

2. Nein, das plant die Regierung nicht. Die zahlreichen Rufe der DpL nach einer soliden Selbstversorgung werden noch immer nicht gehört. Generell beträgt der Eigenversorgungsgrad derzeit nur 12,6 Prozent. Beim Strom liegt die Eigenproduktion inklusive der Produktionsbeteiligungen bei rund 30 Prozent. Dadurch konnten die LKW im Jahr 2022 84,1 Gigawatt-Stunden selbst bereitstellen.

Der Rest musste zu teuren Preisen beschafft werden. Die Regierung setzt praktisch ausschliesslich auf Photovoltaik. Sie will jeden Hauseigentümer verpflichten, eine Anlage zu installieren. Eine Pflicht kommt für mich nicht infrage. Es genügt, Anreize zu schaffen, wo Anlagen sinnvoll sind.

3. Aus heutiger Sicht wird das kaum oder erst in ein paar Jahrzehnten möglich sein. Einen gewissen Anteil wird man sehr wahrscheinlich immer beschaffen müssen.

4. Mit unseren Vorhaben, die Eigenproduktion auszubauen. Im Weiteren haben wir am 2. Mai 2023 einen Vorstoss zur Implementierung eines zeitlich beschränkten Strompreisdeckels eingereicht. Damit soll der Preis pro Kilowatt-Stunde ab Mitte 2023 um 10 auf zirka 30 Rappen gesenkt werden. Der Landtag hat den Vorstoss mit 16 Stimmen an die Regierung überwiesen. Wir sind gespannt, ob sich etwas bewegt.

11 polit:zeit 06/2023
Günter Vogt Thomas Rehak

Gastkommentar

Das Bauernland im Kopf

Wird Liechtenstein auf seinen Reichtum und seine Banken reduziert, wird gerne relativiert und auf die bäuerliche Vergangenheit oder die innovative Industrie verwiesen. Doch wie viel Bauer steckt noch in uns?

Ein Forschungsprojekt am Liechtenstein-Institut geht dieser Frage nach und erkundet, was es mit bäuerlichen «Mentalitäten», also mit unhinterfragten, gewohnheitsmässigen Denk- und Handlungsweisen, auf sich hat –mit Mentalitäten, die in der langen Periode der hauptsächlich bäuerlich lebenden Bevölkerung geprägt worden sind.

Boden als Sozialversicherung

Als in Schellenberg vor etwa 80 Jahren der erste Mann ein Haus ohne Stall gebaut habe, habe man fast Mitleid mit ihm gehabt, erzählte mir ein Schellenberger Landwirt. Als Gipser habe dieser nur noch ein paar Schweine und Hühner gehabt, wäre aber anders als die anderen im Dorf kein richtiger Selbstversorger mehr gewesen. Bis in die 1960er-Jahre hätten noch viele Familien das Selbstversorgerdasein hochgehalten, in den 1970er-Jahren dann immer mehr darauf verzichtet. Dadurch sei zunehmend Boden für die verbleibenden Landwirte freigeworden. Ein Blick in die Statistik bestätigt diese Beobachtung: Zählte das Land 1955 noch 1366 landwirtschaftliche Betriebe, waren es 1975 noch 582 und 2020 gerade noch 95. Mit dieser Entwicklung hörte der Boden gleichzeitig auf, seine Funktion als Sozialversicherung der grösstenteils kleinbäuerlich wirtschaftenden Bevölkerung zu übernehmen. Viele Familien besassen wohl Boden oder hatten als Bürgerfamilien Anrecht auf entsprechende Anteile am genossenschaftlich verwalteten und genutzten Gemeindeboden. Doch dessen Bewirtschaftung besorgten immer weniger und immer grössere, immer besser ausgestattete Landwirtschaftsbetriebe.

Ich statt Boden, Familie und Kirche?

Zwischen 1901 und 2020 hat sich die Wohnbevölkerung des Landes von 7531 auf 38’756 Personen mehr als verfünffacht. Statt Anrecht auf Gemeindeboden, Solidarität in Familie und Gemeinde und kirchlichen Institutionen gewährleisten heute Sozialversicherungen die Grundversorgung der Bevölkerung. Dass das

in der Lebensplanung und im Denken und Handeln der Menschen Spuren hinterlässt, liegt auf der Hand. Durch Interviews und Quellenstudien kann es auf der einen Seite bestätigt werden, auf der anderen Seite lässt sich ein gewisses Trägheitsmoment feststellen: Wir werden nach wie vor kleinräumig – in einer Familie, in einem Dorf, in einer lokalen Gesellschaft – sozialisiert. Rund 70 Prozent der Bevölkerung sind laut Volkszählung 2020 noch römisch-katholisch, obwohl die Kirchenbänke immer leerer werden. Denken und Werte verschwinden nicht einfach, sie werden tradiert und zwischen gesellschaftlichen Akteurinnen

und Akteuren, Generationen, Berufsständen, Kulturen, Geschlechtern, schliesslich von uns allen immer wieder neu ausgehandelt.

Um die Basis für das Forschungsprojekt zu erweitern, wäre es interessant zu wissen, wo die Leserschaft in ihrer persönlichen Erfahrung dörfliche oder bäuerliche Prägungen im eigenen Denken, Handeln und Empfinden oder dem ihrer Umgebung beobachtet hat oder beobachtet.

Wir freuen uns auf Ihre Überlegungen dazu unter: toni.buechel@liechtenstein-institut.li

polit:zeit 12 06/2023
Toni Büchel Wissenschaftlicher Mitarbeiter Geschichte am Liechtenstein-Institut
«Denken und Werte verschwinden nicht einfach, sie werden tradiert.»

Mit Energieautarkie zu autonomer Strompreisgestaltung

Was uns St. Anton im Tirol vormacht, ist Energieautarkie und die wäre auch in Liechtenstein möglich, wenn die Politik das Projekt «Energiewende Liechtenstein» der liechtensteinischen Initiativgruppe für Energie Nachhaltigkeit (LIGEN) aufnimmt. Liechtenstein würde marktautark werden und hätte Strompreise ähnlich wie St. Anton und nicht wie derzeit fast 30 Rappen/kWh.

Text: Johannes Kaiser, Landtagsabgeordneter

Die Energiefrage ist heute zweifellos in dramatischem Masse an grosse Herausforderungen und vordringlichsten Handlungsbedarf gekoppelt. Die akute Verschlechterung der Energieversorgungssicherheit, der Verlust von Preisstabilität und der stetig fortschreitende Klimawandel mit gravierenden Folgen stellen heute für Folgegenerationen die grösste Bedrohung für Natur, Mensch und Gesellschaft dar. Wenn Liechtenstein so weitermacht, sind diese hohen, exorbitant gestiegenen Strompreise infolge der drastischen Abhängigkeit vom ausländischen Strommarkt erst der Anfang. Die Märkte werden in Zukunft im Zuge des steigenden globalen Energiebedarfs, der Transformation von den fossilen zu den erneuerbaren Energien, den sich noch vervielfachenden Kosten für CO2-Zertifikate sowie aufgrund des Klimawandels noch volatiler, unzuverlässiger und deren Preise noch schwieriger vorsehbar.

Die Stromkosten betragen um stromautarken St. Anton nur ein knappes Drittel vom weitgehend marktabhängigen Liechtenstein

Arbeitspreis in Rp/kWh *

LKW 29.6 Rp/kWh

32% Autarkiegrad

EWA, St. Anton

9.2 Rp/kWh

100% Autarkiegrad

Mehrkosten in Liechtenstein: 222%

Ausländisches Strompreisdiktat ist ein Schreckens- und darf kein Zukunftsszenario sein Dass wir beispielsweise in Liechtenstein 222 Prozent höhere Strompreise (29,6 Rp/kWh) haben, als sie die Bevölkerung und Gewerbetreibenden in St. Anton, Tirol, mit 9,2 Rp/kWh bezahlen, hat mit dem einfachen Grund zu tun, dass St. Anton stromautark ist. Mit anderen Worten: Es ist aufgrund des den 100-prozentigen Eigenversorgungsgrads völlig unabhängig vom Ausland. Die Liechtensteiner Bevölkerung und die Gewerbetreibenden waren und sind geschockt, als die Stromrechnungen der LKW für das erste Quartal 2023 eingetroffen sind: bis zu zwei bis dreimal höhere Stromrechnungen! Das ausländische Strompreisdiktat ist ein Schreckens- und kein Zukunftsszenario!

Strommarkt-unabhängiges Liechtenstein

Liechtenstein muss unbedingt in seine eigene Energieversorgung investieren. Das Projekt «Energiewende Liechtenstein», von dem zahlreiche Landtagabgeordnete und auch die Regierung infolge diverser Präsentationen durch die Vertreter der «Liechtensteinischen Initiativgruppe für Energie Nachhaltigkeit» Kenntnis haben, zeigt, wie sich Liechtenstein mit eigenen Energieanlagen langfristig eine sichere und kostengünstige Energieversorgung sichern kann. Im Zentrum der vorgeschlagenen Lösung für ein völlig marktautarkes Liechtenstein – mit künftigen selbstbestimmten Strompreisen von vielleicht 10, 11 oder 12 Rp/kWh – steht die ganzheitliche Betrachtung von Energieerzeugung, Energieverbrauch und Energiespeicherung sowie deren Zusammenspiel.

*) Arbeitspreis für Hochtarif; ohne Steuern, Abgaben, Messung und Netznutzung, Quelle: Aktuelle LKW Rechnung vom 17.4.2023

Weitere Infos erhalten Sie im lie:zeit-online-Interview «Ein energieautarkes Liechtenstein ist möglich» vom 27.05.2023

13 polit:zeit 06/2023

«Ein kleines Land müsste viel agiler und schneller handeln können»

Politik bedeutet, im Rampenlicht zu stehen. Dabei liefern auch Stimmen im Hintergrund einen wichtigen Beitrag für unser Land. Die Wirtschaftsprüferin Serpil Yörümez sitzt im Verwaltungsrat der Telecom, für die FBP als Ersatzmitglied in der Medienkommission, war Stimmenzählerin in Gamprin und im Vorstand der FBP-Ortsgruppe Gamprin-Bendern. Was sie besonders geprägt hat und wie sie die Liechtensteinische Politiklandschaft wahrnimmt, erzählt sie im Interview.

Interview: Anton Beck

Wann hast du gemerkt, dass dein Einsatz einen Unterschied machen kann?

Serpil Yörümez: An der Generalversammlung des Vereins Kindertagesstätten Liechtenstein wurde ich gefragt, ob ich in den Vorstand eintreten möchte. Und das wollte ich. Mein Sohn Emir besuchte die Kita, und deren Entwicklung war mir wichtig. Mit den weiteren Vorstandsmitgliedern engagierte ich mich für eine faire Finanzierung, und daraus entwickelte sich ein positives Erlebnis. Als ich bald darauf von der FBP-Vizepräsidentin Judith Hoop, einer alten Schulfreundin, angefragt wurde, ob ich mich politisch engagieren wolle, sagte ich zu. Ich konnte dann verschiedenste Erfahrungen sammeln, etwa im Vorstand der Ortsgruppe Gamprin-Bendern oder als Stimmenzählerin.

Seit April dieses Jahres bist du Verwaltungsratsmitglied der Telecom Liechtenstein. Welche Aufgaben bringt das mit sich?

Es steht insbesondere die strategische Weiterentwicklung der

Telecom im Vordergrund. Meine Expertise ist rund um die Finanzen gefragt. Mein Wissen als Wirtschaftsprüferin hilft mir da ebenso wie jenes, das ich im Finanzsektor gesammelt habe.

Welche Erfahrung hat dich als Mensch am meisten geprägt?

Sicherlich sehr prägend war, dass meine Mutter in meiner Kindheit mit meiner Schwester und mir häufig zwischen der Türkei und Liechtenstein hin- und hergereist ist. Mein Vater war als Gastarbeiter im Land tätig, und der Familiennachzug war damals erst nach fünf Jahren Aufenthalt möglich. 2009 gründete ich dann meine eigene Familie mit meinem Ehemann Alper. 2017 kam dann unser Sohn Emir zur Welt, eine der wohl prägendsten Erfahrungen.

Und welche Herausforderung war beruflich besonders prägend?

Bevor ich 2012 zu PWC gewechselt bin, hatte ich vor allem kleinere Industriemandate geprüft. Plötzlich war ich aber als Managerin für Mandate von Banken und Fonds zuständig. Das war eine

der grössten Herausforderungen meines Lebens. Denn ich bekam damals auch das umfassendste Mandat der Ostschweiz und somit auch das grösste Prüferteam, das ich bisher leiten musste. Mir fehlten die Branchenkenntnisse als Prüferin, die Unternehmenskenntnisse der PWC sowie Führungserfahrung. Das musste ich mir alles im Eiltempo aneignen, und es erfüllte mich mit stolz, dass es so gut geklappt hat. Nach fünf tollen Jahren bei PWC wollten mein Ehemann und ich dann mit der Familienplanung beginnen.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist auch ein in der Politik häufig diskutiertes Thema. Wie stehst du dazu?

Ein kleines Land wie Liechtenstein müsste viel agiler und schneller handeln können, um die Vereinbarkeit zu fördern. Es gibt drei Stellschrauben: Mehr und günstigere Betreuungsplätze, flexible Arbeitszeitmodelle und das Bewusstsein in der Bevölkerung stärken, dass berufstätige Eltern nicht per se schlechter sind, beziehungsweise die Verantwortung nicht nur bei der Mutter liegt.

Wie nimmst du die liechtensteinische Politiklandschaft generell wahr?

Grundsätzlich finde ich sie sehr ausgeglichen, jedoch für Personen mit ausländischen Wurzeln schwer zugänglich. Ich spreche nicht davon, in eine Partei aufgenommen zu werden, sondern davon, ein Gemeinderats- oder Landtagsmandat zu erringen. Ich denke, da benötigt es noch die eine oder andere Generation.

polit:zeit 14 06/2023
Menschen in der FBP Politisch sehr engagiert: Serpil Yörümez

Das Betreuungs- und Pflegegeld –ein Erfolgsmodell

Liechtenstein nahm mit der Einführung des Betreuungs- und Pflegegeldes (BPG) im Jahr 2010 eine Vorreiterrolle ein. Dieses Modell unterstützt Betroffene sehr wirkungsvoll dabei, im Pflegefall mit familiärer oder externer Unterstützung möglichst lange zu Hause zu leben. Es ist heute angezeigt, die Ausrichtung dieses Betreuungs- und Pflegegeldes gezielt weiterzuentwickeln.

Text: Johannes Kaiser, Landtagsabgeordneter

zugutekommt. Die Höhe richtet sich nach der Pflegestufe und beträgt maximal 180 Franken pro Tag. Das BPG wird aus Steuermitteln – je hälftig von Land und Gemeinden – finanziert.

In der Pflegesituation zu Hause bleiben können

Nach mittlerweile 13 Jahren Erfahrung kann das Fazit gezogen werden, dass sich die mit der Einführung des Betreuungsund Pflegegeldes verbundenen Erwartungen, also den betroffenen Personen ein Leben Daheim zu ermöglichen, pflegende Angehörige zu entlasten, die häusliche Pflege zu stärken und, damit verbunden, die teure stationäre Betreuung und Pflege zu vermeiden bzw. hinauszuzögern, vollkommen erfüllt haben. Das Betreuungs- und Pflegegeld ist nicht mehr wegzudenken. Auch in der Schweiz wird über eine Stärkung der häuslichen Pflege diskutiert. Unser Modell des Betreuungs- und Pflegegeldes wird da und dort als Best-practice-Beispiel diskutiert.

Anspruchsberechtigt ist die gesamte Bevölkerung

Anspruch auf das Betreuungs- und Pflegegeld hat jeder in Liechtenstein Wohnhafte, unabhängig von Alter und Einkommen. Die Bedarfsabklärung erfolgt durch die Fachstelle für häusliche Betreuung und Pflege. Bei der Konzeption des Abklärungsinstrumentes wurde speziell darauf geachtet, dass das Betreuungs- und Pflegegeld auch Menschen mit einer psychischen oder Demenzerkrankung

Wie der Jahresbericht 2022 der Fachstelle für häusliche Betreuung und Pflege zeigt, nimmt die Zahl der Bezüger des Betreuungs- und Pflegegeldes jährlich kontinuierlich zu. Ende 2020 waren es 630 Personen, die einen Anspruch auf das BPG hatten – 42 mehr als im Jahr zuvor. Es hat sich gezeigt, dass es dank des Betreuungs- und Pflegegelds in einer Vielzahl von Fällen möglich ist, trotz hohen Alters und/oder körperlicher Gebrechen bzw. psychischer Krankheiten zu Hause zu bleiben und dennoch beste Betreuung zu erhalten.

BPG entscheidend für Betreuungslandschaft

Das Betreuungs- und Pflegegeld ist damit entscheidend für die tatsächliche Ausgestaltung der Betreuungslandschaft. Je mehr Menschen sich eine häusliche Betreuung finanziell leisten können, desto weniger müssen eine stationäre Betreuungseinrichtung beanspruchen. Damit das Betreuungs- und Pflegegeld ein Erfolgsmodell bleibt und auch in Zukunft seinen sozialpolitischen Zweck erfüllt, muss auf Veränderungen und auftretende Probleme reagiert werden:

• Die seit Einführung des BPG unveränderte Höhe sollte angepasst werden, um die Steigerungen bei den marktüblichen Pflegelöhnen zu berücksichtigen.

• Wenn ein Pflegegeldbezüger eine Behandlung in einem Akutspital benötigt, wird das Pflegegeld für diese Zeit eingestellt. Bei schwerstkranken Kindern ist in solchen Fällen die Anwesenheit wenigstens eines Elternteils unabdingbar. Die Einstellung des Pflegegeldes führt in solchen Fällen oft zu grossen Problemen. Nach Lösungsmöglichkeiten an solchen Schnittstellen muss dringend gesucht werden.

• Auch die Bereinigung einer anderen Schnittstelle drängt sich auf: Die Situation für Menschen mit sehr geringen Einkommen, die auf regelmässige, niederschwellige Betreuungsleistungen angewiesen sind, hat sich durch die Streichung der Kostenübernahme für solche Leistungen in der Verordnung zu den Ergänzungsleistungen massiv verschlechtert. Diese Menschen können keinen Anspruch auf Betreuungsund Pflegegeld geltend machen, wenn zur Prävention weniger als durchschnittlich eine Stunde an täglichen Betreuungsleistungen ausreicht. Ein Anspruch auf BPG ist aber erst ab mindestens einer Stunde Betreuungsbedarf täglich gegeben.

Die ausgezeichnet konzipierte Systematik des Betreuungs- und Pflegegeldes darf als Vorzeigemodell bezeichnet werden, das sich in der Praxis bewährt – und es lässt sich sehr gut gezielt weiterentwickeln sowie optimieren.

15 polit:zeit 06/2023

«Grösstmögliche Stabilität in unsicheren Zeiten»

Corona, der Krieg in der Ukraine, drohende Energiemangellagen, explodierende Energiepreise, steigende Inflation und Hypothekarzinsen, Arbeitskräftemangel – die Legislaturperiode 2023 bis 2025 ist geprägt von Herausforderungen. Liechtenstein Regierung ist es gelungen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Beste aus der wirtschaftlich und gesellschaftlich schwierigen Situation zu machen.

Herr Regierungschef, sie haben vor wenigen Wochen zusammen mit Regierungschef-Stellvertreterin Sabine Monauni die Halbzeitbilanz der Regierung zur Legislaturperiode 2023 bis 2025 präsentiert. Hand aufs Herz: Was war die grösste Herausforderung in dieser Zeit?

Regierungschef Daniel Risch: Ich denke nicht, dass man eine Herausforderung hervorheben kann. Eher würde ich generell von herausfordernden Zeiten sprechen, in denen wir aktuell leben. Die Corona-Pandemie ist zwar medizinisch überstanden, wirtschaftlich und gesellschaftlich spüren wir ihre Ausläufer aber durchaus noch. Der Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen im humanitären Bereich sowie auf den Energiemärkten fordern die Bevölkerung genauso wie Liechtensteins Unternehmerinnen und Unternehmer und die Politik, der Arbeitskräftemangel trägt sein Übriges zur schwierigen Lage bei, und die Preissteigerungen aufgrund der Inflation sind für jeden spürbar. Trotz allem sind wir in Liechtenstein – verglichen mit anderen auch europäischen Ländern – nach wie vor in einer vergleichsweise sehr guten Lage.

Worauf führen Sie das zurück?

Ich habe schon früher immer wieder betont, dass Liechtenstein nicht einfach passiert ist, sondern von unseren Vorfahren gemacht wurde. Heute ist es unsere Aufgabe, die guten Rahmenbedingungen, die sie uns hinterlassen haben, zu nutzen und zu erhalten, sie also nicht

nur zu verwalten, sondern unsere Zukunft und die unseres Landes in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Aufgrund der Rahmenbedingungen und der Erfahrungen, die ich in den vergangenen sechs Jahren in der Regierung sowie zuvor in der Privatwirtschaft gemacht habe, erweitere ich meine Aussage gerne noch um die Feststellung, dass Liechtenstein auch in herausfordernden Zeiten gut funktioniert.

Was führt Sie zu dieser Überzeugung?

Damit meine ich den grundsätzlichen Zusammenhalt in der Bevölkerung wie auch das Funktionieren der Institutionen auf Gemeinde und Landesebene und insbesondere auch die direkte Demokratie. Es gibt auch noch weitere ausgewählte Punkte: Da ist zunächst die Landesrechnung 2022. Dass Liechtenstein darin einen Verlust verbuchen musste, ist zwar nicht erfreulich, aber den globalen Umständen geschuldet. In den vergangenen Jahren war es vor allem das Finanzergebnis, das für die überaus erfreulichen Zahlen und steigende Reserven gesorgt hat. Dass dies für einmal nicht der Fall sein wird, war angesichts der negativen Entwicklungen an den Börsen bereits früh im Lauf des vergangenen Jahres klar. Diese Mal aber fiel das betriebliche Ergebnis, und das ist für mich die eigentliche Botschaft der Rechnung 2022, mit einem Plus von über 100 Millionen Franken überaus positiv aus. Zwar konnte es die Verluste an den Märkten nicht kompensieren. Ein positives betriebliches Ergebnis sorgt aber für Stabilität. Darauf lässt sich aufbauen, während sich die Börsenentwicklung nicht einpla-

nen, beeinflussen oder voraussagen lässt. Dass Liechtenstein trotz der negativen Rechnung 2022 finanziell auf äusserst gesunden Beinen steht, hat «S&P Global Rating» Ende Mai zum wiederholten Mal bestätigt. Die Ratingagentur hat die langfristige Triple-A-Bewertung im Rahmen ihrer halbjährlichen Überprüfung der Bonität erneut unterstrichen und einen stabilen Ausblick konstatiert. In diesem Zusammenhang freuen mich auch die positiven Rückmeldungen sehr, die ich im Rahmen des ersten Moneyval-Ministertreffens Ende April in Warschau erhalten habe. Auf Einladung Polens kamen dort Minister und hochrangige Beamte der 35 Mitgliedsländer zusammen und diskutierten den Stand der Umsetzung der nationalen Regelungen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Für unser Land hat die kontinuierliche Stärkung und strategische Ausweitung dieser Massnahmen oberste Priorität. Ich hatte die Gelegenheit, mich mit zahlreichen anderen Finanz- und weiteren zuständigen Ministern auszutauschen. Liechtensteins Engagement wurde dabei immer wieder lobend hervorgehoben.

Welche positiven Signale haben Sie abseits des finanzpolitischen Bereichs dafür erhalten, dass «Liechtenstein funktioniert»?

Sehr eindrücklich waren die Feierlichkeiten zum 100-Jahr-Jubiläum des Zollvertrags. Der Anlass auf der Rheinbrücke zwischen Vaduz und Sevelen war nicht nur ein grossartiges Volksfest, sondern auch eine Manifestation der freundschaftlichen Beziehungen, die uns mit

polit:zeit 16 06/2023
Interview: Heribert Beck

der Schweiz verbinden. Diese Freundschaft leben beide Staaten und ihre Vertreterinnen und Vertreter, aber auch ihre Bevölkerung, täglich auf den unterschiedlichsten Ebenen. Der Zollvertrag ist ein Symbol unter vielen für das Band zwischen der Schweiz und Liechtensteins, vertraglich aber natürlich das Wichtigste. Mit dem Festakt vom 25. April konnten wir uns dies wieder einmal ganz besonders ins Gedächtnis rufen. Freundschaftliche Beziehungen pflegen wir jedoch selbstverständlich nicht nur mit der Schweiz. Generell wird Liechtenstein auf dem internationalen Parkett wieder grössere Achtung entgegengebracht. Es wird wahrgenommen, was wir trotz unserer vergleichsweisen kleinen Grösse leisten. Dies durfte ich gerade wieder an zwei hochrangig besuchten Konferenzen erfahren. Einerseits war dies das Gipfeltreffen der Regierungschefs der Europäischen Politische Gemeinschaft in Moldau am 1. Juni, andererseits das Gipfeltreffen des Europarats in Island zwei Wochen zuvor. Solche Konferenzen sind für uns sehr wertvoll.

Ein anderes Beispiel ist innenpolitischer Natur: die Vereidigung der Gemeindevorsteherinnen und vorsteher sowie ihrer Stellvertreter und der Stellvertreterin, die ich am 12. Mai vornehmen durfte. Dort war spürbar, mit welchem Elan die politischen Vertreter der Gemeinden ihre Aufgaben angehen und dass sie sich auch nicht davor scheuen, heisse Eisen anzupacken. Ich denke dabei rückblickend insbesondere an solche, die Land und Gemeinden gemeinsam betreffen, wie die beinahe abgeschlossene An-

passung des Finanzausgleichs oder die Revision des Religionsgemeinschaftengesetzes. Gerade in einem kleinen Land wie Liechtenstein ist es von immenser Bedeutung, dass beide Verwaltungsebenen an einem Strick ziehen, um im Dialog die bestmöglichen Resultate für die Bevölkerung zu erzielen.

Bei allen positiven Botschaften stehen Ihnen und der gesamten Regierung aber auch einige Herausforderungen bevor. Stichworte sind die erneut – oder nach wie vor – sanierungsbedürftige Pensionsversicherung der Staatsangestellten und die Auswirkungen der Inflation sowie vor allem der Energiepreise auf die Bevölkerung.

Was die Neuausrichtung der staatlichen Pensionskasse betrifft, bin ich zunächst froh, dass der Landtag sich im April dafür ausgesprochen hat, die aktiv Versicherten strukturell von den Rentnern zu trennen, wie die Regierung es vorgeschlagen und favorisiert hat. Zwar kommt ein hartes Stück Arbeit, auch Überzeugungsarbeit, auf die Regierung zu. Denn wie ich es bereits im Landtag gesagt habe: Wir können nicht alle glücklich machen. Das Ziel ist es daher, eine Lösung zu finden, mit der alle –die direkt und indirekt Betroffenen und die Bevölkerung – einverstanden sind. Dies, um die Stiftung Personalvorsorge Liechtenstein endlich dauerhaft auf gesunde Beine zu stellen.

Was die Auswirkungen von Inflation und Energiekosten betrifft, setzt die Regierung bekanntlich darauf, jenen Menschen und Un-

ternehmen durch Unterstützungsbeiträge zu helfen, die wirklich darauf angewiesen sind. Ich bin mir bewusst, dass es auch die meisten anderen Einwohnerinnen und Einwohner finanziell zum Teil empfindlich trifft. Überstürzte Massnahmen bringen uns aber nicht weiter. Wir müssen genau hinschauen, wo Hilfe am dringendsten nötig ist. Ein Instrument dafür ist der Armutsbericht, den ich der Öffentlichkeit am 22. Mai zusammen mit Fachpersonen des Amts für Statistik präsentieren konnte. Um künftig ein effektives Monitoring der Situation zu ermöglichen, werden die Daten zum Einkommen der Haushalte zukünftig jährlich erhoben. Damit allein haben wir zwar noch niemandem geholfen, aber eine entscheidende Grundlage dafür geschaffen, künftig noch zielgerichteter helfen zu können.

Wie lautet Ihr persönliches Fazit zur ersten Hälfte der Legislaturperiode?

Von 123 Massnahmen, die wir gemäss Regierungsprogramm umsetzen wollen, haben wir 41 bereits erledigt. Die restlichen 82 sind in der Umsetzung begriffen. Das sind die «nackten» Zahlen. Zu den konkreten Massnahmen im Regierungsprogramm kamen aber natürlich noch zahlreiche Aufgaben hinzu, die wir im Sommer 2021 noch nicht vorhersehen konnten. Ich bin zuversichtlich, dass wir unsere ambitionierten Ziele bis Anfang 2025 zum weitaus grössten Teil erreicht haben – trotz aller Herausforderungen, die sich nach der Erarbeitung des Programms neu ergeben haben und die tägliche Arbeit mitbeeinflussen. Was mir persönlich aber besonders wichtig ist, ist die Transparenz, die wir an den Tag legen. Die Präsentation der Halbzeitbilanz ist ein Beispiel dafür. Wir beschönigen nichts, sondern zeigen auf, wo wir stehen. Denn Transparenz ist für mich ebenfalls ein Gradmesser für Stabilität. Gerade in unsicheren Zeiten. Sie sorgt mit dafür, dass Liechtenstein weiterhin funktioniert und dass man sich auch auf das politische Handeln verlassen kann. Es ist mir dabei als Regierungschef durchaus bewusst, dass nicht jede und jeder mit allen Entscheiden einverstanden ist. Die Aufgabe der Exekutive, sprich der Regierung, sehe ich aber darin, Lösungen zu finden und Entscheidungen zu treffen, die für eine Mehrheit der Bevölkerung im Hier und Jetzt und für die Zukunft unseres Landes das bestmögliche Ergebnis bringen. Für diese Überzeugung setze ich mich gerne ein.

17 polit:zeit 06/2023

business:zeit

18 business:zeit 06/2023

«Wir lassen niemanden im Stich»

21 Männern hat der Verein für Männerfragen seit 2013 eine temporäre Unterkunft besorgt, wenn die Situation es erforderte. Seit Januar wird er für seine Arbeit vom Land Liechtenstein über eine Leistungsvereinbarung unterstützt, was den Aufbau einer Fachstelle ermöglichte, den Vorstand entlastet und so dafür sorgt, dass Betroffene noch besser unterstützt werden.

«Nach einer Trennung ist das Zusammenleben oft nicht mehr möglich. Das führt in 99 Prozent der Fälle dazu, dass der Mann das gemeinsame Heim verlässt. Nicht immer hat er dazu aber die geeignete Lösung. Mit dem Familien- und Väterhaus bieten wir eine Möglichkeit, um eine Zeitlang unterzukommen», sagt Heinrich Senti, Vizepräsident des Vereins für Männerfragen und zuständig für das Familien- & Väterhaus. «Es handelt sich dabei nicht um eine geografisch feste Institution. Dafür fehlen unserem kleinen Verein die finanziellen Mittel. Für jeden, der Bedarf an einer Unterkunft hat, finden wir aber auch eine solche. Wir lassen niemanden im Stich und bringen die Betroffenen bei Privatpersonen in Zimmern unter. So ist auch niemand in einer schwierigen Situation allein.» Dass niemand im Stich gelassen wird, gilt beim Verein für Männerfragen auch in Bezug auf den Einkommenshintergrund. «Der Unkostenbeitrag hängt vom Lohn ab. Häufig ist dieser aber nicht besonders hoch – hinzu kommen meist Unterhaltspflichten. Für alle, die es sich nicht leisten können, etwas beizusteuern, haben wir einen Fonds, der die Auslagen deckt.»

Rasche und flexible Hilfe garantiert

Der Verein für Männerfragen selbst finanziert sich über die Beiträge der rund 250 Passivmitglieder, darunter auch Paare, und seit Januar über eine Leistungsvereinbarung mit der Regierung. «Seit 2015 betreiben wir eine Fachstelle, an die sich Männer in jeder schwierigen Lebenslage seit 2021 von Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr direkt vor Ort wenden können», sagt Heinrich Senti. Das entlastet die Vorstandsmitglieder spürbar. «Vorher haben wir die gesamte Arbeit auf unseren Schultern verteilt und ehrenamtlich erledigt. Nun, da der Zeitaufwand geringer ist, hoffen wir, weitere aktive Vorstandsmitglieder zu finden. Die Präsenzzeit beschränkt sich auf etwa fünf Sitzungen pro Jahr, in denen die Strategie festgelegt und allenfalls angepasst wird. Fast alles Weitere übernimmt die Fachstelle.» Diese Fachstelle leitet Männer, die ins Familien- & Väterhaus ziehen wollen,

an Heinrich Senti weiter, der dann das Organisatorische übernimmt. «Wir sind sehr flexibel und können rasch reagieren. Das ist auch notwendig, denn ein Auszug lässt sich in einer Extremsituation nicht vorbereiten. Wenn es sein muss, organisieren wir sogar Kleider oder Schulsachen für Kinder, die ihre Väter begleiten», sagt Senti. Gut funktioniert dabei die Zusammenarbeit mit der Landes- und Gemeindepolizei sowie dem Amt für soziale Dienste, die Männer in entsprechender Notsituation auf das Angebot des Vereins hinweisen. Aber nicht jeder kommt automatisch mit den Behörden in Kontakt. «Uns ist es daher ein grosses Anliegen, das Angebot noch bekannter zu machen. Die Zahlen sprechen dafür, dass dies nötig ist. Denn immerhin 21 Männer haben wir seit der Gründung des Familien- & Väterhauses untergebracht. Weitere 30 haben uns kontaktiert, das Angebot dann aber doch nicht in Anspruch genommen», sagt Heinrich Senti. Letzteres hänge zu einem grossen Teil auch mit Schamgefühl zusammen. Eine Hürde, die der Verein senken möchte. «Wir sind auf Anonymität bedacht, und jeder kann bei uns unterkommen, bis er eine Anschlusslösung gefunden hat – ob dies nun einige Tage dauert oder mehrere Monate. Denn, wie gesagt: Wir lassen niemanden im Stich.»

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19 business:zeit 06/2023
und weitere Informationen
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Kontaktdaten
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Nicolaus Ruther, Heinrich Senti, Hansjörg Frick, Morten Andersen, Brigitte Wohlwend (v. l.). 10 Jahre Familien- & Väterhaus

Medienvielfalt in Liechtenstein

Wenn sich Kinder und Jugendliche heute über die Welt informieren, dann meist über verschiedene Social-Media-Kanäle wie TikTok, Snapchat, Youtube oder Instagram. Twitter und Facebook fallen da schon aus dem Rahmen und werden meist nur von den Digital Immigrants der älteren Generation benutzt. Die Natives, also die junge Generation, verlässt sich mehr auf die Erstgenannten.

Und genau da fängt meist das Problem der einseitigen oder gar manipulativen Information an. Es ist erstaunlich, dass gerade in den letzten Jahrzehnten die Möglichkeiten, sich digital zu informieren, exponentiell zugenommen haben, jene zur einseitigen und nicht korrekten Information aber ebenso. Der Weg für Fake News hat einen Siegeszug angetreten. Eine immense Herausforderung für alle seriösen Medien. Das Double-Check-Prinzip hat im journalistischen Alltag Einzug gehalten. Und zwar mittlerweile für alle Informationen. Als Medienprofi liegt die Behauptung nah, dass dieses Prinzip schon beim Wetterbericht anfängt. .

Was würde mit nur einseitigen Informationen passieren?

Die besten Beispiele kennt man

aus Ländern wie Russland, Ungarn oder der Türkei. Sogenannte Staatsmedien oder staatsnahe Medien berichten wohlwollend über die Machthaber. Medien, die kritisch berichten, werden massiv unterdrückt, bestochen oder gar drastisch eingestampft. Internetzugänge werden abgedreht. Eine Medienvielfalt muss in diesen Ländern wie eine Nadel im Heuhaufen gesucht werden. Das ist sehr gefährlich, äusserst manipulativ und spiegelt sich im Ranking der Pressefreiheit wider. Ungarn auf dem Platz 85, die Türkei auf Platz 149 und Russland auf Platz 155. Den letzten Platz belegt Nordkorea: 180.

Und Liechtenstein?

Liechtenstein liegt noch vor der Schweiz (12), Deutschland (21) und Österreich (29). Mit Platz 11 ist das Land zwar einen Rang

abgerutscht, aber immer noch ganz weit vorne. Die Autoren der Rankingliste von Reporter ohne Grenzen konnten dabei das Ende des «Volksblatts» noch nicht mitberücksichtigen. Das wird aber passieren, und somit könnte das nächste Ranking etwas schlechter ausfallen. Im Herbst wird der Landtag über die Medienvielfalt und insbesondere über die Zukunft vom Liechtensteinischen Rundfunk und Radio Liechtenstein debattieren. Das ist notwendig und wichtig. Es geht bei dieser Debatte um zwei Diskurse. Die eine Frage bezieht sich eben auf eine ausgewogene Medienvielfalt. Benötigt ein kleines Land wie Liechtenstein eine solche Vielfalt und, wenn ja, wie sollte diese aussehen? Die zweite Frage schliesst sich an die erste an, sofern ein Konsens gefunden wird. Wie soll diese Medienvielfalt gefördert und ausfinanziert werden? Ein starker Wirtschaftsstandort wie Liechtenstein benötigt eine transparente und unabhängige Medienvielfalt. Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, wie ihn der LRF darstellt, sollte auch in Zukunft Teil dieser Vielfalt

sein. Mit einem Radio und zukünftig einer klaren digitalen Ausrichtung kann der Liechtensteinische Rundfunk dies gewährleisten.

20 business:zeit 06/2023
Text: Christian Marold, Geschäftsführer, Liechtensteinischer Rundfunk
Informationen zu bekommen, ist nicht schwer –aber sind sie auch wahr?
Credit: CM

Der Sommer auf Radio Liechtenstein wird vielfältig

Wer Radio Liechtenstein hört, hat mehr vom Leben.

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Angelehnt an ein Zitat von Goethe präsentiert Radio Liechtenstein den Hörern einen vielfältigen Sommer.

Anfang Juli präsentiert Radio Liechtenstein das FL1 LIFE in Schaan. Mit dabei: die Fantastischen Vier, Gotthard, Ian Hooper, Keaden aus Liechtenstein, Nik Kershaw und zahlreiche weitere Acts. Das Festival findet am 7. bund 8. Juli im Schaaner Zentrum statt. Radio Liechtenstein hat Tickets im Gepäck, und als Besonderheit gibt es das gesamte Konzert der «Fanta 4» als Mitschnitt am Wochenende nach dem Festival.

Am 21. Juli gastiert dann der Italo-Export schlechthin in Vaduz. Zucchero wird ganz Liechtenstein mit seinen bekannten Hits in eine italienische Nacht entführen. Für dieses Konzert hat Radio Liechtenstein Tickets im

Gepäck. Einschalten und Radio Liechtenstein hören lohnt sich also.

Am 15. August ist Liechtenstein auf den Beinen. Radio Liechtenstein ist beim Volksfest am Staatsfeiertag mitten drin, statt nur dabei. Neben einer Liveberichterstattung und einem Interview mit dem Erbprinzen gibt es am Radio Liechtenstein-Stand tolle Preise zu gewinnen, und jeder kann dem Team Fragen stellen.

Eine Woche nach dem Staatsfeiertag beginnt «Vaduz Classic». Vom 24. bis 27. August wird in Vaduz die Crème de la Crème der Klassikund Kulturszene aufspielen. Andrea Bocelli sowie Anna Netrebko zusammen mit Yusif

Eyvazov sind die Highlights dieser Klassiktage in Vaduz.

Wer Radio Liechtenstein hört, hat mehr vom Sommer und muss nicht einmal in den Urlaub fahren, denn die Zeit in Liechtenstein wird nicht nur musikalisch abwechslungsreich und heiss.

Mehr Informationen gibt es auf radio.li.

21 business:zeit 06/2023
Text: Christian Marold Credit: Julian Konrad Credit: Liechtenstein Marketing Credit: CM Credit: Vaduz Classic

«Dank Weiterbildung den Anschluss nicht verpassen»

In Zeiten des raschen digitalen, demographischen und ökologischen Wandels setzt sich die Stiftung Erwachsenenbildung Liechtenstein dafür ein, dass möglichst niemand den Anschluss verliert.

Wer ist die Stiftung Erwachsenenbildung Liechtenstein und welches sind die Aufgaben eurer Stiftung?

Sabine Frei-Wille: Die Stiftung Erwachsenenbildung ist eine öffentlich-rechtliche Stiftung. Gegründet wurde diese Stiftung vor 24 Jahren, im Jahre 1999. Als Stiftung engagieren wir uns für ein starkes, innovatives, professionelles Weiterbildungssystem in Liechtenstein, welches – und das möchte ich betonten - für alle Erwachsenen in Liechtenstein zugänglich ist. Unsere Stiftung ist also für die Erwachsenenbildung in Liechtenstein zuständig, d.h. die Bildung, welche ausserhalb der schulischen und beruflichen Bildung erfolgt. Konkret heisst das: Wir koordinieren, finanzieren, planen und fördern die Weiterbildung in Liechtenstein, sodass sie für alle zugänglich ist. Dabei fungieren wir als Schnittstelle zwischen unseren akkreditierten Weiterbildungsinstitutionen (wie z.B. die Stein Egerta, das Haus Gutenberg) und der Regierung.

Als Stiftung sind wir ausserdem international vernetzt, haben Einsitz in europäische und globale Verbände sowie in die interkantonale Weiterbildungskonferenz. Dort arbeiten wir in Arbeitsgruppen mit, tauschen uns regelmässig über «best practice» Beispiele aus und erhalten Inputs, was in Zukunft gefragt sein wird.

Ein solcher Trend ist sicherlich die Digitalisierung – richtig?

Zweifellos! Die Digitalisierung betrifft nicht nur die Wirtschaft, sondern macht auch vor dem Bildungssektor sprich der Weiterbildung keinen Halt. Spätestens die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung der Weiterbildung vorangetrieben. Unsere Stiftung setzt in diesem Jahr einen Impuls zur Verbesserung der Digitalisierung in den akkreditierten Bildungshäusern. Dazu hat der Landtag CHF 50'000.- gesprochen. Unser Ziel ist es, die digitale Transformation in den Bildungsinstitutionen zu begleiten und die Bildungshäuser in der Digitalisierung zu unterstützen.

Die Rede vom lebenslangen Lernen ist allgegenwärtig und bringt zum Ausdruck, dass das Lernen nicht mit Schule, Ausbildung oder Studium endet, sondern auch im Erwachsenenalter, als der längsten Bildungsphase, fortgeführt wird. Ist das lebenslange Lernen auch Thema eurer Stiftung?

Absolut! Die Digitalisierung, der aktuelle Fachkräftemangel und damit meine ich auch jenen Fachkräftemangel abseits des Gesundheitswesens, sowie unser demografischer und ökonomischer Wandel, sind nur einige Gründe, die

Kofinanziert durch das Programm Erasmus+ der Europäischen Union

22 business:zeit 06/2023
Interview mit Sabine Frei-Wille, Geschäftsführerin der Stiftung Erwachsenenbildung Liechtenstein

aufzeigen, dass lebenslanges Lernen notwendiger denn je ist – auch in Liechtenstein. Die kommenden Jahre müssen dazu genutzt werden, die Kultur der Weiterbildung in Liechtenstein zu stärken. Denn Studien belegen: Lernende Erwachsene beteiligen sich aktiver an der Gesellschaft, Beschäftigte, Arbeitssuchende und Selbstständigerwerbende können ihr Potential entfalten – Unternehmen sind in der Lage Fachkräfte zu sichern sowie gezielt weiterzuentwickeln. Eine Win-win-Situation für alle.

Wie unterstützt die Stiftung Erwachsenenbildung die Bestrebungen im Sinne des lebenslangen Lernens in Liechtenstein konkret?

Weiterbildung ist in unseren Augen Lebensqualität. Unser Ziel ist es, die Weiterbildung in Liechtenstein für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich zu machen. Das heisst durch den Abbau von Zugangshürden, sei es inhaltlicher oder finanzieller Art, ermöglichen wir es, dass alle Erwachsenen in Liechtenstein Zugang zu Bildung erhalten. So haben wir beispielsweise

im Rahmen eines Erasmus+ Projektes den Weiterbildungsgutschein initiiert. Damit möglichst jeder und jede profitieren kann, unabhängig von der Einkommenssituation, tragen unsere Bildungsgutscheine im Wert von 500 Franken bei.

Jetzt haben wir aber auch Menschen mit besonderem Bildungs- und Förderbedarf sowie mit Migrationshintergrund in Liechtenstein. Wie stellt die Stiftung Erwachsenbildung den Zugang für diese Personen zum Weiterbildungsangebot sicher?

Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit sensibilisieren wir die Bevölkerung auf das Thema Grundkompetenzen, also z. B. Lesen und Schreiben sowie den Umgang mit neuen Kommunikations- und Informationstechnologien.

Wir sind überzeugt, dass es uns damit gelingt, Menschen aktiv in unser Bildungssystem zu integrieren, die trotz absolvierter Schulpflicht oder mangels Bildungsmöglichkeiten in ihren

Herkunftsländern ein Defizit in diesen Grundkompetenzen aufweisen. Zunächst haben wir uns nur auf das Lesen und Schreiben konzentriert. Inzwischen werden solche Grundkompetenzkurse stark ausgebaut. Neben dem Modul «Lesen und Schreiben» werden vermehrt auch «Mathematik» und «Informatik» angeboten. Unsere Stiftung leistet hier einen sehr grossen finanziellen Beitrag.

Wenn ich als Erwachsener mich nun dazu entschieden habe, mich weiterzubilden, so bin ich mit einem grossen Angebot an Kursen und Möglichkeiten konfrontiert. Wie finde ich hier das passende für mich?

Uns ist es wichtig, die Angebote der Weiterbildungsinstitutionen in Liechtenstein bekannter zu machen sowie die Sichtbarkeit zu erhöhen. Auf der Bildungslandkarte auf unserer Website sieht man, in welchen Sparten es welche Möglichkeiten gibt. Bevor man sich also in der Angebotsvielfalt verliert, lohnt es sich, einen Blick auf unsere Website zu werfen.

Unternehmertag geht offensiv in die Zukunft

Der Unternehmertag am 25. Oktober widmet sich dem Thema «Offensiv in die Zukunft». An der Tagung treten unter anderem Wirtschaftsministerin Sabine Monauni, Sicherheitsexperte Wolfgang Ischinger, Hilti-CEO Jan Doongaji, Intamin-CEO Patrick Spieldiener und Ökonom Aymo Brunetti auf.

Der Unternehmertag findet am 25. Oktober 2023 in der Spoerry-Halle Vaduz statt. Hochkarätige Referentinnen und Referenten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zeigen unter dem Thema «Offensiv in die Zukunft» auf, wie neue Chancen und Gelegenheiten in schwierigen Zeiten ergriffen werden können. Das Programm bietet abwechslungsreiche Referate und Diskussionsrunden mit Sabine Monauni, Wirtschaftsministerin Liechtensteins, Wolfgang Ischinger, langjähriger Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, Jan Doongaji, CEO Hilti Group, Patrick Spieldiener, CEO Intamin Group, Aymo Brunetti, Professor für Volkswirtschaftslehre, Peter Eisenhut, Stiftungsratspräsident Zukunft.li, und Führungscoach Christian Thiele. Das finale Programm folgt in Kürze.

Informationen und Anmeldungen unter: www.unternehmertag.li

23 business:zeit 06/2023
Sabine Monauni, Wolfgang Ischinger, Aymo Brunetti, Patrick Spieldiener, Jan Doongaji, Moderator Tobias Müller u.a. treten am Unternehmertag am 25. Oktober auf. Anzeige

Fensterfolien der BVD sorgen für unsichtbares Wohlbefinden.

Kühl gerechnet: Energiekosten senken mit Sonnenschutzfolien

Die Verringerung des CO 2 -Ausstosses ist weltweit zu einer Priorität für Unternehmen geworden. Für Arbeitsplätze, Einzelhandels� ächen, Schulen und Privathäuser bieten

die Sonnenschutz-Fensterfolien der BVD eine praktische, erschwingliche und dauerhafte Lösung.

Es gibt zwei wesentliche Vorteile für Immobilienbesitzer

Bis zu 30 % Energieeinsparung

Die Auswirkungen auf die Betriebskosten eines Gebäudes können erheblich sein. Die potenzielle Energieeinsparung in einem klimatisierten Unternehmen beträgt bis zu 30 %, abhängig von der gewählten Sonnenschutzfolie und dem Klima der Region. Und wie? Durch die Verkürzung der Kühlzyklen von Klimaanlagen und die Verringerung der für die Kühlung erforderlichen Energiemenge.

So ist der Return on Investment durch die Installation von Sonnenschutzfolien schnell messbar.

Die Kosten amortisieren sich rasch durch geringere Kühlkosten – vor allem, wenn die Energiekosten weiterhin so stark steigen.

24 business:zeit 06/2023
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Verbessertes Wohlbe�nden und Produktivität

Sonnenschutzfolien der BVD �ltern von Natur aus harte UV-Strahlen, die schädlich sein können, was ein zusätzlicher Vorteil für Eigentümer und Bewohner ist.

Sonnenschutzfolien senken nicht nur die Innentemperaturen, sondern egalisieren auch besonders heisse Stellen und minimieren die Blendung auf Bildschirmen, was sich positiv auf Gesundheit, Wohlbe�nden und Produktivität auswirkt.

Auf praktischer Ebene verzögern Sonnenschutzfolien der BVD auch das Ausbleichen von Parkettböden, Möbeln, Einrichtungsgegenständen, Teppichen sowie Wandverkleidungen, was deren Lebensdauer e�ektiv verlängert und somit langfristig Renovierungskosten und Abfall verringert.

Ihre Vorteile der BVD-Sonnenschutzfolien

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– Bis zu 99.9 % Schutz vor UV-A-Strahlen

Blendschutz

– Reduzierung der Blendung bis zu 81 %, somit Optimierung des Arbeitsplatzes

– Schutz der Augen

Hitzeschutz

– Senkung der Raumtemperatur

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Weitere Vorteile

– Glasbruchsicherheit

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Marco Hoch: «Faustschlag ins Gesicht mit fatalen Folgen»

Seit 25 Jahren gibt es in diesem Jahr die Liechtensteiner Rockband Naturtrüeb. Auch wenn es einige Wechsel in der Formation gegeben hat, sind mit Marco Hoch und Mario Bernhard auch heute noch zwei Gründungsmitglieder dabei. Damit eine Band so lange bestehen könne, brauche es laut dem Leitwolf Marco «Juli» Hoch vor allem den Willen, Musik zu machen sowie Konzerte zu spielen, aber auch eine gewisse Kompromissfähigkeit.

Die ersten zehn Jahre als Band seien Lehrjahre gewesen, in denen sie im Schnitt fünf bis zehn Konzerte gespielt hätte, erklärt Hoch. An das allererste Naturtrüeb-Konzert könne er sich noch sehr gut erinnern. «Es war in Siebnen im Kanton Schwayz als Vorband der Country Band Bluet- & Leberwürscht. Es hatte damals sehr viel Publikum, und wir waren alle sehr nervös.» Mit den Jahren seien immer mehr Konzerte in ihrem Kalender aufgetaucht. Inzwischen spielt die Cover-Rockband zwischen 25 und 35 Konzerte pro Jahr. In einem Vierteljahrhundert kommen laut dem Gitarristen und Sänger unzählige Anekdoten zusammen, doch am liebsten erinnere er sich an die Dinge, bei denen sie als Musiker auch etwas Positives bewegen konnten. «Unser erstes Benefizkonzert mit 40 Gastmusikern 2015 oder das grosse Benefizkonzert im Jahr 2018 mit 35 Gastmusikern SAL in Schaan sind mir besonders in Erinnerung geblieben.»

Der fatale 2. Oktober 2022

Dass die Band Naturtrüeb ihr 25 Jahr-Jubiläum dieses Jahr feiern kann, ist überhaupt nicht selbstverständlich, denn ein Erlebnis am Vaduzer Jahrmarkt am 2. Oktober 2022 hat das Leben von Marco Hoch mächtig auf den Kopf gestellt. Er erinnert sich nur noch daran, wie er am Nachmittag von Triesenberg nach Vaduz gefahren ist, ein wenig durch den Jahrmarkt geschlendert ist, etwas gegessen und getrunken hat. Um zirka 16.30 Uhr habe

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Text: Christian Imhof Persönlich

er dann beim Prinzenbräu-Stand ein paar Freunde getroffen. Um etwa 19.10 Uhr wollte er sich auf den Nachhauseweg machen. Ab diesem Punkt reissen die Erinnerungen des Mannes ab. «Jetzt zitiere ich, was mir meine Freunde im Nachgang erzählt haben: Um 19.50 Uhr wurde ich mit einem einzigen Faustschlag ins Gesicht niedergeschlagen. Ich lag sofort im Koma und wurde mit der Rettung ins Spital Grabs gefahren. Die dort Zuständigen wiederum haben mich mit der Rega nach St. Gallen ins Kantonspital fliegen lassen.» Er habe von dem Ganzen natürlich nichts mitbekommen. Erwacht ist Marco Hoch genau an seinem Geburtstag, dem 8. Oktober. «Meine Freundin hat einen Kuchen mitgebracht. Die Ärzte vor Ort haben ihr gesagt, sie solle mit mir reden, bis ich aufwache. Dies geschah dann auch. Anscheinend habe ich auch ein kleines Stückchen Kuchen gegessen. Ich kann mich aber auch daran nicht mehr genau erinnern.»

Der lange Weg zurück

Am 11. Oktober habe ihn seine Freundin nach Valens gefahren, wo er mit der Reha beginnen konnte. «Die ersten zwölf Tage habe ich mehrheitlich geschlafen. Ich konnte nicht laufen und wurde mit dem Rollstuhl herumgeschoben oder fuhr einfach davon. Ebenfalls habe ich weder gesprochen noch gegessen oder getrunken», sagt Marco Hoch. Er sei laut den Betreuern immer mit dem Rollstuhl abgehauen, sodass sie ihm ein Überwachungsband am Handgelenk befestigt hätten, damit sie ihn wiederfänden. Doch auch an diese ersten drei Wochen erinnert sich Marco Hoch nur sehr lückenhaft. Einzig die Besuche seiner Liebsten

sind ihm in Erinnerung geblieben. «Meine Freundin, meine Schwester Carmen und meine Freunde, die mich jeden Tag besucht haben. Genau diese Personen haben mich zurück ins Leben geholt. Dank ihnen, die vor Ort waren und allen Freunden und Bekannten, die mir geschrieben haben, fand ich zurück ins Leben.»

Ein ganz wichtiges und einschneidendes Ereignis sei es für ihn gewesen, als ihn seine Schwester ihn in Kenntnis gesetzt habe, welche Verletzungen er überhaupt hätte. «Dies hat mich so geprägt, dass ich gleich aufgestanden bin und wieder laufen wollte. Das klappte zum Glück mit der Hilfe von Freunden, die mich gestützt haben. Ebenfalls kam die Sprachfähigkeit wieder zurück, und ich war sehr ehrgeizig bei den vielen Therapien dabei. Diese verschiedenen Therapien haben mich täglich vorwärtsgebracht. Es war nicht einfach und auch nicht ohne tägliche Schmerzen – sowohl im Körper als auch im Kopf.» Dieser eine Faustschlag hatte für Verletzungen gesorgt, die man sich im ersten Moment nicht wirklich vorstellen kann. «Ich hatte einen doppelten Schädelbruch und eine Hirnblutung. Ebenfalls musste ich noch zum Zahnarzt, der mir Zähne ziehen musste.» Trotz allem war Marco Hoch von Anfang an überzeugt, dass alles gut kommen wird und ist stets positiv geblieben.

Unterstützung war gross Geholfen, positiv zu bleiben, habe Marco Hoch die Unterstützung, die er von allen Seiten erfahren hat. «Ich habe nach einer gewissen Zeit mein Handy genommen, als ich wieder lesen konnte. Es waren über 500 Nachrichten darauf, was mich relativ schnell wieder in ein Tief riss, sodass ich das Handy weglegen musste. Ich habe mich dann dazu entschieden, eine erste Information über mich per Facebook rauszugeben, damit die Leute wissen, wie es mir geht. Die Reaktionen und Mitteilungen waren wieder gewaltig und unglaublich zahlreich.» Er habe sich dann entschieden, alle drei bis vier Wochen eine Mitteilung zu verfassen, um alle auf dem aktuellen Stand zu halten. Dabei sei es ihm immer wichtig gewesen, die Fortschritte und das Schöne am Leben in den Fokus zu rücken. Dies sei einerseits gewesen, um selber nicht wieder in ein Loch zu fallen, andererseits aber wollte Marco Hoch auch vermeiden, über die Person zu schreiben, die ihn geschlagen hat. «Er hat in meinem Herzen nichts verloren, obwohl ich tagtäglich an ihn erinnert werde. Ich bin immer noch positiv eingestellt und weiss, dass ich stark bin und das schaffe.»

Wunder passieren eben doch

Mit dieser Einstellung ist Marco Hoch bisher sehr gut gefahren. Nach fünf Monaten konnte er wieder zu 100 Prozent arbeiten und auch erste Proben und Konzerte mit seinen Jungs von Naturtrüeb zaubern dem Optimisten ein Lächeln auf die Lippen. Eine Anekdote aus dem Kantonsspital St. Gallen ist ihm besonders geblieben. Er sei dort 14 Wochen nach dem Vorfall zur Kontrolle gewesen. «Es wurde ein MRI vom Kopf gemacht und mit jenem vom 3. Oktober verglichen. Als mich die Ärztin aufgerufen hat, um ins Besprechungszimmer zu kommen, sagte sie zu mir ‹Herr Hoch, ich weiss nicht, warum sie laufen und wieder sprechen können, aber lassen wir das Wunder, wie es ist. Es ist einfach schön das zu sehen.› Ebenfalls kam immer wieder von allen Ärzten die Auskunft, dass ich einfach froh sein dürfte, noch zu leben.» Er sei zufrieden und wisse, dass es noch besser werde, doch neben dem «Wunder» brauche es einfach noch ein bisschen Zeit und Geduld.

29 kultur:zeit 06/2023
Marco Hoch bleibt weiterhin positiv.

meine:zeit

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Wie wird man Zauberer?

Daniel Meier: Begeisterung, Leidenschaft und Interesse für Neues sind wichtig. Einiges ist lernbar, anderes ist sehr individuell und hängt vom Talent ab. Wer seine Talente und Stärken kennt, kann darauf aufbauen. Es ist ein Entwicklungsprozess, der nie abgeschlossen ist, weil die Welt der Magie dermassen vielfältig ist. Bei mir kam vermutlich noch ein externer Kick dazu: Einer meiner Brüder hatte echtes schauspielerisches Talent. Möglicherweise hat er mich inspiriert. Oder es war mein innerster Wunsch, dass ich auch so etwas können wollte. Denn schliesslich ist der Zauberkünstler ein Schauspieler, der die Rolle eines Magiers spielt. Dazu kommen Wille, Durchhaltevermögen und Disziplin, sich mit so fremden und buchstäblich nicht denkbaren Dingen zu befassen. Kenntnisse über die Funktionsweise des Hirns und die Grenzen der Wahrnehmung sind genauso wichtig wie Übung, das Lernen

«Geteiltes Glück, ist doppeltes Glück»

Daniel Meier ist über die Landesgrenzen hinaus besser bekannt als Zauberer DANINI. Diese Rolle macht ihm viel Freude, genau wie seinem Publikum. Viel Freude macht er aber auch den Begünstigten von Terre des hommes. Denn der Hilfsorganisationen spendet er stets einen Teil seiner Gage. Im Interview erzählt Daniel Meier, wie er zu DANINI wurde.

Interview: Heribert Beck

von Techniken und die Bühnenpräsenz. Ich erinnere mich, dass der Einstieg ins Thema für mich sehr herausfordernd war, weil es fast unmöglich war, an einschlägige Informationen heranzukommen. Auf Flohmärkten und in Antiquariaten habe ich Literatur gesucht, gebastelt, ausprobiert. Auch muss man den Frust des Scheiterns ertragen, bis eine gewisse Perfektion erreicht ist.

War es schon als Kind Ihr Traum, Menschen mit Ihren Vorführungen zu begeistern oder hat sich dies erst im Laufe der Zeit ergeben?

Nein, ich hatte keinen Bezug zur Zauberei. Erst mit etwa 23 Jahren spürte ich, dass dies etwas für mich sein könnte. Bei meiner ersten USA-Reise mit jungen Leuten aus ganz Europa bin ich in Disneyworld auf kleine Taschenspieler-Tricks gestossen. Es hat mir sofort Spass gemacht, die Mitreisenden damit zu unterhalten. Das Virus hatte mich gepackt. Es war so spannend und aufregend, mich mit dem Universum des Nicht-Wissens der Menschen zu befassen, weil mir dieser Raum unendlich gross schien. Bis heute ist es eine Art Lebensschule geblieben, den eigenen Weg zu

finden und Talente auszuleben. Was mit einfachen Effekten begonnen hat, entwickelte sich so zur persönlich geprägten Darbietung, die Staunen, Freude, Spass und Unterhaltung auslöst.

Was ist das Spezielle an Ihrem Programm?

Heute würde ich mich als Mentalist oder Illusionist bezeichnen und vor allem ersteres deutet auf den Inhalt hin. Es geht dabei um das Lesen und Übertragen von Gedanken sowie das Voraussagen von Handlungen. Die Gedanken der Menschen sind bekanntlich nicht nur frei, sondern auch geheim und intim. Damit zu zaubern führt zu besonderer Spannung, weil Gedanken zum Objekt der Illusion werden. Beispiele: Jemand denkt an eine Spielkarte und zugleich wird diese Karte aus einem Spiel aus 52 Karten gezogen. Einer mir unbekannten Person nenne ich das Sternzeichen, den Wochentag der Geburt oder den Namen des Haustieres in der Jugendzeit. Um bei solchen Effekten die notwendige Glaubwürdigkeit zu erlangen, sind überzeugendes, authentisches Auftreten, geschickte Dramaturgie und Ablenkung notwendig. Mein Anspruch ist, dies alles humorvoll, mit Schalk und stets einem

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Persönlich
Mit den Gedanken der Zuschauern zu zaubern, führt zu besonderer Spannung.

Augenzwinkern zu präsentieren. Tatsache ist, dass Illusionen ausschliesslich in den Köpfen der Zuschauer entstehen. Somit ist die Rolle des Zauberkünstlers definiert. Er schafft den Raum, in dem Magie erlebbar wird. Konzeptionell ist es für mich dabei das Schwierigste, aus zaubertechnischen Prinzipien magische Unterhaltung mit feinsinnigem Humor zu entwickeln.

Wie lange dauert eine Aufführung?

Ich richte mich nach den Wünschen der Auftraggeber. Dabei kommt es auf die Veranstaltung an. Sind die Leute wegen DANINI gekommen oder haben sie einen anderen Grund für ihre Anwesenheit? Ist die Zauberei Begleitmusik oder stellt sie den Hauptakt dar? Eine Show bei einem privaten Fest oder einer Firmenveranstaltung dauert bis zu einer Stunde. Oft ist vor- oder nachher table hopping, das heisst zaubern an Tischen im kleinen Kreis, gefragt oder eine Kombination von beidem. Anders ist es bei einer öffentlichen Veranstaltung mit einem abendfüllenden Programm.

Wie setzt sich Ihr Publikum zusammen?

Am liebsten ist mir eine diverse Gesellschaft. Dann ist die Energie ausgeglichen. Aber auch, weil jeder Mensch das Verlangen hat, manch-

Persönlich

mal für ein paar Minuten in eine andere Welt entführt zu werden, heraus aus dem Alltagsstress. Er sehnt sich nach Entspannung, möchte sich wieder einmal als Kind fühlen und dabei kopfschüttelnd und mit offenem Mund staunen.

Wie sind Sie zu Ihren Kunststücken gekommen?

Zu Beginn war ich Autodidakt, inzwischen gibt es Schulen und verschiedene Medien. Daneben sind der regelmässige Besuch von Kursen und der Austausch mit Zauberkollegen sehr wertvoll. Immer wieder stehe ich mit einem Kollegen im Kontakt, der im Bereich der Mentalmagie fantastische Fähigkeiten hat. Er kritisiert, korrigiert und betont mantramässig, worauf zu achten sei, um die Wirkung zu maximieren. Und mit dem Konzept «reduce to the max», also alles weglassen, was den Effekt töten oder seine Wirkung verringern könnte, bringt er mich manchmal an meine Grenzen.

Haben Sie ein, zwei Anekdoten auf Lager in Bezug auf besonders eindrückliche Erlebnisse als DANINI?

Den Auftritt in einem Hochsicherheitsgefängnis werde ich nie vergessen. Dass ich Effekte mit Waffen oder spitzen Gegenständen nicht

vorführen darf, war mir klar. Ich wusste aber nicht, dass die Gefangenen keine Wertgegenstände auf sich tragen durften. Das Kunststück forderte jedoch von einem Zuschauer, Geld zu leihen. So gab ich vor der Show einem Häftling 100 Euro, die er mir dann, wenn ich nach Geld frage, geben sollte. Die Gefängniswärter staunten nicht schlecht, als er lässig die 100 Euro zückte. Mir blieb am Schluss die Aufgabe, den Häftling zu schützen und den Wärtern zu erklären, dass ich ihm das Geld vorher gegeben hatte. Jedenfalls konnte ich das Gefängnis problemlos wieder verlassen. Interessant war, dass dieser Häftling eine Visitenkarte verlangt hat, weil er mich nach seiner Haft bei der Wiedereröffnung seiner Bar engagieren wollte. Dazu kam es dann auch, als er – wieder in Freiheit – nach etwa zwei Jahren anrief. Es gab dann eine lustige Party.

Oder: Kürzlich standen eine Mutter und ihr Sohn hinter mir, als ich Geld aus dem Automaten bezog. Der Bub flüsterte zur Mutter: «Das ist doch DANINI, wieso braucht er einen Automaten, um an Geld zu kommen?» Ich schenkte ihm dann einen Zweifränkler, den ich vom Boden aufnahm, obwohl da zuvor nichts war.

Wie viel Zeit investieren Sie in Ihr Hobby für Auftritte und Vorbereitung?

Die Vorbereitung einer Show benötigt bis zu einem halben Tag. Dann kommt oft auch die Reisezeit dazu. Alles in allem halb so schlimm. Ich fühle mich privilegiert, so etwas machen zu dürfen. Und wer zählt schon die Stunden bei einer Tätigkeit, die man leidenschaftlich betreibt und liebt?

Sie waren und sind nicht «nur» DANINI. Was hat Daniel Meier beruflich gemacht.

Nach meinem BWL-Studium an der Fachhochschule war ich immer in der Finanz-

32 meine:zeit 06/2023
Illusionen entstehen ausschliesslich in den Köpfen der Zuschauer.

branche tätig und habe mehr als 25 Jahre eine Raiffeisenbank geleitet. Vor sechs Jahren habe ich mich entschieden, mir noch mehr Zeit für meine Leidenschaft zu gönnen. Die damaligen Reaktionen auf die Kombination von Bank und Zauberei habe ich in lustiger Erinnerung. Ich war bis zur grossen Finanzkrise im Jahre 2008 überzeugt davon, dass die Zauberei die geheimnisvollere meiner beiden Tätigkeiten war. Das hat sich leider ins Gegenteil entwickelt. Transparenz und Berechenbarkeit bei den Banken werden von vielen zurecht infrage gestellt. Offensichtlich waren bei den Grossbanken zu viele Zauberlehrlinge am Werk, die bis in die heutige Zeit die Geister, die sie riefen, nicht mehr loswerden. Die aktuelle Situation zeigt es eindeutig.

Was möchten Sie mit Ihrer Kunst bewegen?

Mir geht es in erster Linie darum, Leute zu unterhalten und sie zum Staunen zu bringen. Das Entführen in eine andere, unbekannte Welt tut uns allen gut. Wenn man mehr will, dann ergibt sich ein noch grösserer Sinn: Mit der Magie lässt sich gut demonstrieren, dass Lösungen ausserhalb unserer Erfahrungen und Denkmöglichkeiten vorhanden sind. Wenn ich einen kleinen Teil dazu beitragen kann, eingefahrene Meinungen in Frage zu stellen oder Mut zu machen, über den Tellerrand zu blicken, bin ich zufrieden. Ich glaube,

es braucht für viele Problemstellungen der heutigen Zeit neue, kreative Denkansätze, eine ausgeprägte Vorstellungskraft und vor allem auch den Mut, etwas Neues zu wagen. Das ist echt magisch.

Sie sind auch karitativ tätig. Wen unterstützen Sie?

DANINI ist seit vielen Jahren Botschafter vom Kinderhilfswerk Terre des hommes, welches in etwa 30 Ländern der Welt tätig ist und sich um die Rechte und die Not von Kindern kümmert. Da ich immer einen Teil meiner Gagen dem Hilfswerk spendiere, entsteht eine doppelte Freude. Einerseits beim Publikum bei meinen Aufritten, andererseits durch die Hilfe für die am wenigsten Privilegierten unserer Gesellschaft. Es gilt das Motto: Wer sein Glück teilt, kann es verdoppeln.

Welche weiteren Ziele haben Daniel Meier und DANINI?

Ich möchte noch mehr die Fähigkeit erlangen, im Augenblick zu leben. Leider schlägt uns das Hirn dabei immer wieder ein Schnippchen, weil es wie ein Planungsinstrument und eine Vorhersage-Maschine funktioniert. Das

wiederum führt dazu, dass wir uns dauernd mit der Vergangenheit oder bereits mit der Zukunft beschäftigen. Dabei böte die Magie des Augenblicks im Alltag so viel: eine Blume am Wegesrand, das Gezwitscher der Vögel, ein besonderer Duft, das Lachen eines Kindes oder das Schnurren einer Katze. Einstein sagte einmal: «Die schönste Sache, die wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist die Quelle aller wahren Kunst und Wissenschaft. Derjenige, dem diese Gefühle fremd sind, der nicht pausieren kann, um sich zu wundern und in Ehrfurcht hingerissen da zu stehen, ist so gut wie tot. Seine Augen sind geschlossen.» Als Künstler weiss man, dass es schwierig sein kann, Leute zum Lachen und Staunen zu bringen. Das zeigt eine Lachstatistik, die ich einmal gelesen habe: Kinder lachen demnach bis dreihundert Mal pro Tag, Erwachsene bis zwanzig Mal. Tote lachen gar nicht mehr. So kann sich jeder aussuchen, zu welcher Kategorie er gehören möchte. Als DANINI arbeite ich an meinem neuen Programm mit dem Namen ABNORMAL.

Wie kann man Sie buchen?

Alle wichtigen Infos finden sich auf www.danini.li

33 meine:zeit 06/2023
«Die Gefängniswärter staunten nicht schlecht, als der Häftling lässig 100 Euro zückte. Mir blieb die Aufgabe, den Wärtern zu erklären, dass ich ihm das Geld vorher gegeben hatte.»
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Ausgefallene Ideen für eine richtig coole Hochzeit!

Die eigene Hochzeit soll natürlich etwas ganz Besonderes werden und ganz anders als alle anderen Hochzeiten davor. Nun, dafür bedarf es jedoch der einen oder anderen richtig coolen Idee.

Als Brautpaar möchte man, dass der schönste Tag im Leben nicht nur einem selber, sondern auch den Gästen in besonderer Erinnerung bleibt. Es gibt viele gute und originelle Hochzeitsideen, um die Feier ganz individuell und aussergewöhnlich zu gestalten. Achtet aber bereits bei der Planung darauf, dass eure Vorstellungen auch wirklich umsetzbar sind. Manche ausgefallenen Hochzeitsideen sind etwas kostspieliger als andere. Die Hauptsache ist, dass es zu eurem Geschmack, Stil und Budget passt. Eure Gäste könnt ihr schon mit einer kleinen Idee überraschen und begeistern.

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Sonderthema – Hochzeit

Kreative Hochzeitseinladung

Schon die Hochzeitseinladung an sich gibt einen Hinweis darauf, ob es eine klassisch elegante Hochzeit oder eine coole und aussergewöhnliche Party wird. Lasst euch sich dazu etwas Originelles einfallen und seid ruhig etwas frech. Wie wäre es beispielsweise mit interaktiven Karten, bei denen die Gäste selbst ans Werk müssen, Karten mit ungewöhnlicher Form oder eine Einladung, in der sich Schokolade im Inneren verbirgt – das steigert die Freude der Gäste schon beim Erhalten der Einladung.

Brautschuhe mal anders

Ihr heiratet am Strand oder feiert eine moderne Hippie-Hochzeit im Garten? Dann darf es ruhig etwas sommerlich leger sein. Wie wäre es also, wenn die Braut auf ihre unbequemen Brautschuhe verzichten würde? Wenn es dennoch elegant und stilvoll aussehen soll, gibt es die Möglichkeit von schicken Fusskettchen und -bändern. Ein Eyecatcher.

Kusshaltestelle

Die ideale Idee für tolle Fotomotive: eine Kusshaltestelle, an der sich verliebte Pärchen oder wirklich gute Freunde gegenseitig ihre Liebe zeigen können.

Hochzeits-Hüpfburg

Etwas, womit sonst normalerweise nur Kinder eine Freude haben, wird in der Hochzeitsversion zum Partyspass für Gross und Klein. Wie wäre es mit einer weissen Hochzeitshüpfburg? Die ist ein wahrer Hingucker, Fotomotiv, tolle Aktivität und garantiert ein Gesprächsthema für alle Hochzeitsgäste.

Omas als Blumenmädchen

Wer sagt, dass Blumenmädchen immer nur Kinder sein müssen? Besonders wenn es im Familienund Bekanntenkreis nicht viele Kinder gibt. Fragt doch Eure Omas und Grosstanten, ob Sie am Kirchengang die Blütenblätter austeilen. Das ist eine nette Idee und sorgt bestimmt für eine lustige Stimmung.

Champagner-Wall

Mit Liebe zum Detail verzaubert ihr eure Gäste ganz bestimmt. Wie etwa mit einer interessanten Champagner Wand. Optisch ein echtes Highlight und auch total praktisch – die Gäste können immer vorbeigehen und sich ein Glas wegnehmen.

High Heel Garage

Damit sich die Mädels aufgrund ihrer Highheels nicht vor dem Tanzen drücken können, richtet doch einfach ein Plätzchen ein, an dem sie die Schuhe sozusagen «an den Nagel hängen» können. Zusätzlich könnt ihr gemütliche Hochzeits-Flops bereitstellen.

Ausgefallener Programmpunkt Zeitkapsel

Eine Zeitkapsel wird oft zum Schulabschluss vergraben. Warum nicht auch zur Hochzeit? Schliesslich ist die ein wundervoller Anlass, um einige Jahre später (etwa zum 10. Hochzeitstag) eine kleine Revivalparty mit Ausgrabung zu machen. Persönliche Botschaften der Gäste, das Eheversprechen oder schöne Kleinigkeiten können hineingelegt werden. Etwas mehr Kreativität kommt zustande, wenn ihr die Gäste schon in der Einladung bittet, etwas Kleines mitzubringen, das sie mit euch verbinden.

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Sonderthema – Hochzeit
37 meine:zeit 06/2023
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Zahltag bei der Event- und Hochzeitsplanerin

Das Organisieren von Anlässen ist seit Jahren die grosse Leidenschaft von Larissa Mächler-Gassner aus Triesen. Im Jahr 2019 konnte sie den Lehrgang Hochzeitsplanerin / Wedding Planner abschliessen und hat ihren lang gehegten Traum in die Realität umgesetzt und Glücksmomente.li gegründet. Sie bietet mit viel Liebe zum Detail, Freude und Herzlichkeit ihr Know-how anderen Menschen als Dienstleistung an. Sie ist seit acht Jahren verheiratet und Mutter von zwei Jungs. www.gluecksmomente.li

In welchem Jahr bist du geboren?

20

In welchem Jahr hast du den Lehrgang zur Hochzeitsplanerin abgeschlossen?

Wie viele Hochzeiten hast du schon geplant und durchgeführt?

Wie viele Events und Anlässe hast du insgesamt schon geplant?

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im
Jahr Anlässe Hochzeiten 1990
Larissa hat ihre eigene Hochzeit mit grosser Begeisterung und Leidenschaft geplant und organisiert. Interview & Fotos: Vera Oehri-Kindle Larissa Mächler-Gassner Jahrgang

Stunden

20 bis 30 Wie viele Stunden investierst du durchschnittlich in eine Hochzeitsplanung?

8

30

Wie oft warst du schon Trauzeugin?

2

26.06.2015

Wie lautet dein persönliches Hochzeitsdatum?

Wie viele unterschiedliche Anlässe organisierst du?

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Mit wie vielen verschieden Farben hast du deine eigene Hochzeit geplant?

39 meine:zeit 06/2023 9 426 1
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Der Brautstrauss –Brauchtum

Hochzeiten sind wunderschön und gespickt mit zahlreichen Bräuchen. Einer davon ist der Brautstrauss, dem noch heute eine grosse Bedeutung beigemessen wird.

Ob gross oder klein, bunt oder einfarbig, Brautsträusse könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch wie hat dieser Brauch eigentlich begonnen? Im Mittelalter war es üblich, dass die Braut mit einem Rosenkranz im Haar geschmückt wurde. Etwas später verwendete man kleine Sträusse, die die Aufgabe hatten, böse Geister zu vertreiben.

Starker Geruch gegen Weihrauch

Der Strauss, wie wir ihn heute kennen, hatte seinen Ursprung in der Renaissancezeit. Je grösser und pompöser dieser war, desto mehr Reichtum strahlte

er aus. Die Hauptbestandteile waren Rosmarin und Myrrhe. Daher spielte die Optik nur eine zweitrangige Rolle. In erster Linie überdeckten die Kräuter den Weihrauch, der seinerzeit in Kirchen stark verwendet wurde. Neben den Kräutern war der Strauss mit roten Rosen bestückt.

Heute steht

Aussehen im Vordergrund

Heute ist der Duft der Blumen eher nebensächlich, wenngleich der natürlich einen schönen Nebeneffekt darstellt. Der Strauss sollte mit dem Brautkleid harmonieren. Die Stilelemente wie auch die Farben sollten mit dem Kleid abgestimmt sein bzw. zum restlichen Stil der Hochzeit passen.

Brautstrauss werfen –ein Brauch mit Tradition

Das Brautstrauss werfen gehört zu einer Hochzeit dazu, wie viele andere Bräuche, die nach wie vor Anklang finden. Nach der Hochzeit stellen sich alle ledigen volljährigen Frauen vor die Braut, die mit dem Rücken zu den Damen steht. Nun wirft diese den Strauss in die Menge. Laut Aberglauben soll jene Frau, die ihn fängt, als nächstes unter die Haube kommen. Viele Bräute möchten ihren originalen Brautstrauss behalten und nicht zum Werfen verwenden. Hierfür wird ein spezieller Zweitstrauss erworben, der diesen Zweck erfüllt. Der richtige Strauss wird getrocknet und bleibt eine schöne Erinnerung für das Paar.

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Kränze für das Brautpaar

Wollen zwei Menschen den Bund der Ehe eingehen, so laufen die Vorbereitungen meist auf Hochtouren. Zudem sind zahlreiche Bräuche mit dem Ereignis verbunden. Eine der wohl schönsten Traditionen hierzulande ist das «Kranzna», das im Vorfeld der Hochzeit stattfindet. Doch woher kommt dieser Brauch und was hat es damit auf sich?

Das «Kranzna» oder «Kränzen» ist ein regional verbreiteter Hochzeitsbrauch, der sich vom Wort «Kranz» ableitet. Er ist eher weniger bekannt als beispielsweise der Junggesellenabschied oder die Brautentführung. Den Brauch gibt es schon seit vielen Jahren, doch sein genauer Ursprung kann laut Brauchtumsexperten nicht genau erläutert werden. In Liechtenstein und in der benachbarten Region kennt man den Brauch ebenso wie in Teilen Deutschlands (z. B. Niedersachsen und Münsterland) und in Polen.

Symbolik enthalten

Der Brauch gerät leider immer mehr in Vergessenheit und hat sich teils auch durch die Umstände der heutigen Zeit verändert. So waren es früher die ledigen Nachbarn, die sich zusammentaten, um den Brauch zu zelebrieren und damit das Brautpaar zu überraschen. Diese Hochzeitstradition beinhaltet es, dass die Nachbarschaft für die angehenden Brautleute einen Türkranz bindet und diesen kurz vor der Hochzeitsfeier an der Haustür befestigt. Die Girlanden oder Kränze werden aus Immergrün, Tannreisig oder Efeu gefertigt. Die immergrünen Pflanzen sollen Fruchtbarkeit bringen und für ein langes erfülltes Leben stehen. Am Kranz werden sogenannte Röschen aus Papier angebracht, welche von den Nachbarinnen in liebevoller Detailarbeit hergestellt werden. In der Farbe weiss, die oft als Hoch-

zeitsfarbe gesehen wird, werden teilweise auch Bänder am Kranz befestigt.

Während früher noch das Elternhaus der Braut geziert wurde, ist es heute oft die gemeinsame Wohnung des Paares. So sind es heutzutage auch eher Freunde und Familie, die der Einladung des Trauzeugen folgen, um das Brautpaar zu überraschen. So wird das Brautpaar gerne unter einem Vorwand aus dem Haus gelockt, und die Kränze sind idealerweise «angeschlagen», sobald die Verlobten nach Hause kommen. Dann ist es auch Zeit für einen kleinen Umtrunk, der oft nach der Hochzeit bei einem sogenannten «Dankesfest» weitergeführt wird.

Geteilte Freude

Der Kreativität sind im Rahmen dieses Brauches keine Grenzen gesetzt. So werden je nach Anzahl Helfer und den räumlichen Bedingungen auch Treppengeländer, Zäune, Rosenbogen oder dergleichen geziert. Teilweise hängen Nachbarn auch eine Wäscheleine mit Babykleidung auf oder schmücken den Garten mit einem Storch. Auch wird über die Eingangstür ein Schild mit Glückwünschen gehängt. Dieses steht heute noch in vielen Gemeindeverwaltungen zum Ausleihen bereit. Der Brauch ist als freundschaftliche Geste zu sehen und soll dem Brautpaar aufzeigen, dass man dem Paar alles Gute wünscht und sich mit ihm freut.

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jugend:zeit 48 06/2023

«Der Klimawandel beschäftigt vor allem die Jungen»

Alessia Blöchlinger aus Schaan ist 26 Jahre jung und sehr interessiert an gesellschaftlichen sowie politischen Themen. Beruflich ist sie Senior Trust Officer im Treuhand, und in ihrer Freizeit geniesst sie das Reisen und Gitarre spielen. Ausserdem liegen ihr das Organisieren und Managen. Im Interview mit Alessia sprechen wir über die essentiellen Themen, welche die junge Generation beschäftigen.

Wie bist du zum Jugendrat gekommen und was fasziniert dich an dieser Institution?

Alessia Blöchlinger: Ich bin 2014 durch David Kranz zum Jugendrat dazugestossen. Er hat mir von dessen Tätigkeiten erzählt und auch, dass sie ein neues Vorstandsmitglied suchen. Die Vorstandsmitglieder und die Arbeit im Jugendrat haben mich damals fasziniert. Ich war von 2014 bis 2020 Vorstandsmitglied und von 2018 bis 2020 Vize-Präsidentin. Von 2020 bis 2023 war ich zudem im Beirat als beratendes Mitglied für den Vorstand aktiv. In dieser Zeit habe ich viele Veranstaltungen in Liechtenstein, aber auch externe Reisen und Austausche mit anderen Jugendparlamenten organisiert und begleitet. In diesen Jahren konnte ich meinen Erfahrungsschatz immer weiter ausbauen und Veranstaltungen optimieren.

Welches sind für dich die drei zentralen Themen bzw. grössten Herausforderungen, welche die Zukunft der Jugend betreffen?

Die drei zentralen Themen für mich sind der Klimawandel, die Altersvorsorge und die mentale Gesundheit. Der Klimawandel beschäftigt in der heutigen Zeit vor allem die Jungen. Wir sehen Proteste, welche auch in unserer unmittelbaren Umgebung stattfinden. Kaum ein anderes Thema ist so präsent wie dieses. Es ist eine Herzensangelegenheit von jungen Leuten und wird es auch in Zukunft sein. Die Altersvorsorge beginnt ebenfalls, ein Thema zu werden, da nun viele Arbeitnehmer in Pension gehen und weniger Arbeitstätige nachkommen. Die Kosten für junge Menschen steigen

und höhere Abgaben belasten vor allem sie, da ihre Einkommen noch nicht hoch sind. Junge Erwachsene erleben heute einen höheren und anderen Druck als die vorherige Generation, denn es wird erwartet, dass man sich stets weiterbildet. Es wird viel von ihnen erwartet – sei es in der Schule oder im Arbeitsleben. Covid hat diesbezüglich auch einen Einfluss gehabt. Die Work-Life-Balance hat durch die Pandemie stark gelitten.

Wenn du im Landtag oder in der Regierung wärst: Welches Thema würdest du dir auf die Fahne schreiben bzw. welches Herzensanliegen würdest du umsetzen?

Die Vorschläge der IG Elternzeit für eine flexible Gestaltung der Elternzeit betrachte ich als grossartige und moderne Grundlage, wie Paare die Aufteilung der ersten Lebensjahre mit Neugeborenen gestalten können. Ein weiteres Thema wäre die Überprüfung und das Ausbauen der verschiedenen Verkehrsträger. Dort gibt es noch viel Luft nach oben.

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Interview: Johannes Kaiser Johannes Kaiser im Gespräch mit Alessia Blöchlinger (26) aus Schaan. Foto: Michael Zanghellini

üsre woarzla

«Im Radio hörte ich erstmals das Wort Krieg»

Pepi Frommelt (1935 – 2019) erzählte im Jahre 2007

aus seiner Jugendzeit

Wer hat ihn nicht gekannt: den Landtagsabgeordneten und Fürstlichen Musikdirektor Josef «Pepi» Frommelt (geboren am 21. Oktober 1935 in Triesen und gestorben am 11. November 2019 in Triesen)? Er war der Sohn des Landwirts Josef und der Kreszenz, geb. Hörnle, wuchs mit neun Geschwistern auf, heiratete am 12. November 1964 die Musikerin Helga Torkos (1940–2020) und hatte zwei Kinder mit ihr.

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Ich kannte Pepi aus meiner Tätigkeit als Volksblatt-Redaktor. Als ich ihn im Frühjahr 2007 angefragt habe, einen Text zu seiner Kindheit, die in den Zweiten Weltkrieg fiel, für die fünfteilige Ahnenforschungsreihe «Menschen, Bilder & Geschichten - Mauren von 1800 bis heute» zu verfassen, sagte er spontan zu. Er nannte seine Geschichte «Eine Kindheit im Zweiten Weltkrieg». Pepi stellt seine persönliche Lebensgeschichte in den Kontext des Zweiten Weltkrieges, der bis an die Landesgrenzen tobte. Aus seinen Worten hört man heraus, dass es Liechtenstein wirtschaftlich nicht gut ging, aber die Leute dennoch zufrieden waren mit dem, was sie hatten. Er sprach von den Nazis, die sich in der Volksdeutschen Bewegung in Liechtenstein für das Hitler-Regime einsetzten, von den Evakuationsplänen für die Liechtensteiner Bevölkerung in die Bergwelt bei einem

Einmarsch der deutschen Wehrmacht, von der Anbauschlacht und von einer Begegnung mit dem Fürstenpaar. Gerne erinnere ich mich an Pepi zurück, der Musikwissenschaften in Wien studiert hatte und jahrzehntelang als Direktor den Auf- und Ausbau der Liechtensteinischen Musikschule wesentlich mitprägte. Er war auch Gründer der Internationalen Meisterkurse, Verfasser mehrerer Publikationen zur liechtensteinischen Musikgeschichte und widmete sich der Volksmusikforschung. 1988 erhielt der den Titel Fürstlicher Musikdirektor. Frommelt war ausserdem politisch aktiv: Von 1974 bis 1978 und von 1980 bis 1982 war er für die FBP Mitglied des Landtages. In der Staatskrise vom 28. Oktober 1992 gehörte er dem «Überparteilichen Komitee für Monarchie und Demokratie» an, das sich für einen Kompromiss zwischen Fürst und Regierung/ Landtag einsetzte.

Eine Kindheit im Zweiten Weltkrieg

Der Auftrag, zu erzählen wie es war, in einer Grossfamilie während des Zweiten Weltkrieges aufzuwachsen, hat mich auf der Suche nach ersten Erinnerungen zurückblicken lassen in meine früheste Kindheit. Es ist ein Erlebnis eigener Art, wenn Bilder auftauchen, von denen man selbst nicht sicher weiss, ob sie tatsächlich wahr sind, ob die Szenen sich so abgespielt haben und ob die zeitliche Zuordnung stimmt.

So sehe ich deutlich unseren Vater neben einem grossen Scheiterhaufen vor dem Eingang zum

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Erzählung von Josef Frommelt, Juni 2007 Geschwister: v. l. Maria, Anita, «Pepi» und Alois. Pepi Frommelt (1935 – 2019)

Torkel Holz sägen. Ich halte mich am Zapfen der Spansäge fest und folge mit dem Arm den Bewegungen der Säge. Dann stellt er die Säge ab und schichtet das Holz auf. Meine jüngere Schwester Anita, noch nicht einmal eineinhalb Jahre alt, trippelt mit noch unsicheren Schritten auf den Vater zu, stolpert über ein Scheit und schneidet sich an der Säge die ganze Wade auf.

Dann sehe ich mich auf den Knien von Ehni Xaveri Beck, dem Vater von Schäflewirt Franz, sitzen, und er spielt mir auf dem Klavier vor, das auf der kleinen Bühne des heute noch bestehenden Speisesaals stand. Und weiters sehe ich die gusseisernen, mit seltsamen Ranken verzierten Beine der Wirtstische und die marmornen Tischplatten von unten. Unsere Taufpatin Hermine, die Schäflewirtin, hatte mich nämlich für einige Zeit zu sich genommen, um Mama etwas zu entlasten, weil sie nach der Geburt des siebten Kindes schwer erkrankt war.

Im Radio hörte ich erstmals das Wort «Krieg»! Ab 1939 sind die Erinnerungen klar und genau. Mama hatte am 4. April Frieda, ihr achtes Kind, geboren. Sie hatte sich auch von ihrer Krankheit erholt und ich konnte wieder daheim sein. Vater hatte von einem Nachbarn ein Radio gekauft, einen sogenannten Volksempfänger. Der bestand aus einem kleinen Kasten mit einem grünen magischen Auge und drei Knöpfen für das Aus- und Einschalten, die Sendersuche und die Lautstärke sowie einem grossen Lautsprecherkasten, dessen Oval auf der Vorderseite mit Stoff bespannt war, der stark vibrierte, wenn man das Radio laut aufdrehte. Jeden Mittag um halb Eins wurde es eingeschaltet. Dann hiess es für uns rund um den Tisch mäuschenstill zu sein, weil mit den Mittagsnachrichten

der Wetterbericht kam, und der war entscheidend, ob Vater beschloss, das Heu an die Heinzen zu hängen oder schnell einzubringen.

Am 1. Oktober 1939 sassen wir eng um den bereits zu klein gewordenen Esstisch in der Küche.

Wie jeden Tag kam vom Radio das «Pip – Pip – Pipp: Hier ist Radio Beromünster, die Nachrichten: „Heute ist die deutsche Armee in Polen einmarschiert».

Vater legte den Löffel mit einer so heftigen Bewegung ab, dass die Teller klapperten und sagte nach einer schrecklichen Pause: „Jetzt ist Krieg!“ Und er hatte einen heiseren Ton in seiner sonst

so sonoren Bassstimme, den wir nicht kannten.

Krieg! Ich wusste nicht, was das bedeutete, aber es war mir klar, dass es etwas ganz Schlimmes sein musste, sonst hätte Vater nicht so gepresst gesprochen.

Die Nachrichten am Radio brachten nun täglich die neuesten Informationen über den Krieg. Nachrichten waren für mich identisch mit Kriegsnachrichten.

An die Inhalte der Propagandasendungen des deutschen Senders erinnere ich mich nicht mehr genau, aber die schreienden, überdrehten Stimmen blieben mir bis heute in den Ohren hängen.

Wir wohnten im Triesner Oberdorf

Für uns acht Kinder – Hermine war elf Jahre alt, Senz neun, Willi acht, Alois sieben, Maria sechs, ich selbst fast vier, Anita zwei und Frieda war gerade sechs Monate – änderte der Krieg vorerst nicht viel. Wir erlebten eine unbeschwerte Jugend, spielten und stritten miteinander und waren in den Tagesablauf in einem Bauernhaus eingebunden. Dieses behäbige Haus mit sonnengebräunter Schindelfassade steht 150 Meter oberhalb der Kirche

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Elternhaus Nr. 48 im Oberdorf in Triesen in den 1980er-Jahren

im Triesner Oberdorf und hatte damals die Hausnummer 48. So war das «Achtevierzgi» einfach das Synonym für unser Zuhause. Dieses Zuhause war prägend für unser Heranwachsen. Gut, dass die Stube fünf mal fünf Meter mass. In ihr war Platz für das Spielen, Singen, Musizieren und Tanzen. In der grossen Scheune und im Stall auf der Westseite des Hauses konnten wir uns austoben und der ostwärts angebaute Torkel hatte mit der Obstund Weinpresse, den vielen Fässern und den riesigen «Wein-Böttene», den «Beerlimaschinen» und den Schnapsbrennhäfen die Faszination einer geheimnisvollen Abenteuerwelt. In den grossen «Böttene», die das Jahr über umgekippt gelagert wurden, konnten wir herrlich Verstecken spielen.

Mamas Kochkünste

Im Stall hatte unser Vater meist etwa drei

bis vier Kühe, zwei Rinder, zwei Kälber und einige Ziegen. Dazu im Schweinestall zwei Schweine. Geschlachtet wurde im Frühjahr und im Herbst. Mama, die in einem kleinen Dorf nahe Ochsenhausen in Württemberg geboren worden war, machte dann Blutwürste, Schwartenmagen und Sulzbraten, räucherte Fleisch, sott Speck aus und verwertete, wie Vater immer spasshaft sagte, alles, ausser den Borsten. Sie war eine hervorragende Köchin, die jederzeit ein Festessen auf den Tisch bringen konnte, aber auch aus den einfachsten Sachen ein schmackhaftes Essen zustande brachte. Ihre Kochkünste hatte sie im vornehmen Haushalt eines Forstmeisters, wo sie angestellt war, bevor sie nach Liechtenstein kam, perfektioniert. Wenn Metzgete war, warteten Willi und Alois immer darauf, dass der Metzger ihnen die Schweinsblase gab. Diese wurde aufgeblasen und war unser Fussball.

Zehn Personen zu ernähren war für Mama und Vater keine einfache Sache. Zu den nicht allzu üppigen eigenen Feldern musste Vater von der Gemeinde und von anderen Bauern Äcker und Wiesen dazupachten. Drei Äcker Türken, ein Acker Weizen, je einer Gerste und Roggen, mindestens drei Äcker Kartoffeln mit fünf unterschiedlichen Sorten und ein eigenes Feld mit Kraut, Rüben und allen denkbaren Gemüsen waren notwendig, um die uralten Steingewölbe unserer zwei Keller zu füllen. Es brauchte viel, über den Winter zu kommen und genug Mehl für den täglichen «Zmorga-Rebel» zu haben.

Die Ware wurde rationiert Plötzlich waren in den Läden alle Waren rationiert. Jede Familie bekam ein Büchlein mit Rationierungsmarken, die genau nach Anzahl und Alter der Personen geordnet und

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Hochzeit der Eltern Josef und Kreszenz Frommelt am 17. November 1927

Abtransport des Weins vom Torkel des Elternhauses, 1932: v. l. Kreszenz

Frommelt,

abgezählt waren. Da waren auch Marken für so genannte Luxusartikel, wie zum Beispiel Schokolade, dabei. Kinder erhielten mehr solcher Marken als Erwachsene. Da kein Geld für den Kauf von Luxuswaren vorhanden war, entwickelte Mama mit diesen Marken einen regen Tauschhandel gegen Kleider-, Schuh-, Lebensmittel- und Waschmittelmarken.

«Alles jüdisch verseucht!»

In diesen Wochen und Monaten hallte das Rheintal fast Tag und Nacht von Detonationen. Das Schweizer Militär sprengte mächtige Festungen in die Felsen auf Luziensteig, am Schollberg und in Magletsch. Von der Kaserne St. Luziensteig aus leuchteten Nacht für Nacht riesige Scheinwerfer den Himmel nach feindlichen Flugzeugen ab. Diese Schall- und Lichtkulisse war der Hintergrund für eine

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Josef Frommelt, Fidel Tschol, Raimund Tschol und Anton Kindle. Rationierungsmarken und dazugehöriges Büchlein

Szene, die sich mir in die Erinnerung eingebrannt hat. Die hat sich in unserer Stube folgendermassen abgespielt:

Da wir immer zu dritt in den kleinen Schlafzimmern schliefen, wurde jedes Kind, das Masern, Röteln oder Grippe hatte, in der grossen Stube auf das Kanapee gebettet, sozusagen in Quarantäne, um die anderen nicht gleich anzustecken. Im Winter 1939/40 war ich mit Grippe und hohem Fieber in dieser Quarantäne. Unser Vater war Kassier der Sennereigenossenschaft, und jede Woche einmal kamen zwei Männer aus dem Vorstand und der Senn zu ihm, um die Abrechnungen zu kontrollieren und den Bauern das Geld für die Milchlieferungen in gelbe Säckchen zu verpacken. Sie sassen um den Tisch in der Stube und beachteten mich nicht weiter. Nach der Rechnerei gab es Most, Käse und Brot, und es wurde heftig über den Krieg diskutiert. An diesem Abend ging es heiss her und die Auseinandersetzung wurde immer lauter, weil der Senn als überzeugter Nazi den deutschen Einmarsch in Polen verteidigte und Hitler als den grössten Staatsmann bezeichnete. Mein Vater und die beiden anderen Männer widersprachen ihm lautstark, und fast wäre es zu Handgreiflichkeiten gekommen. Da sprang der Senn zur Türe und war schon fast draussen, als er sich noch einmal umdrehte, die Finger in das am Türrahmen hängende kleine Weihwasserbecken tauchte, das Weihwasser in der Stube umherspritzte und

wutentbrannt schrie: «Alles jüdisch verseucht! Alles jüdisch verseucht!»

Wenig später machte das Gerücht von der «Schwarzen Liste» die Runde, auf der, wie es hiess, alle Männer standen, die sofort deportiert würden, wenn Liechtenstein dem Grossdeutschen Reich

einverleibt werde. Vater sagte uns, er stünde unter den Ersten.

Zwanzig Meter hinter unserem Haus stand direkt am Dorfbach die Hammerschmiede, die unser Urgrossvater vor hundert Jahren gebaut hatte. Von einem mächtigen, sieben Meter hohen Wasserrad wurden über verschiedene

Transmissionen zwei mächtige Hämmer, der Blasbalg für die Esse, die Bohrmaschine, der Schleifstein und die Schmirgelscheibe angetrieben. Wenn unter den Hämmern Wagenachsen geschmiedet wurden, dröhnten die Schläge im ganzen Oberdorf und zitterte der Boden noch hundert Meter neben der Schmiede.

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Weisung, 1945

Evakuationspläne: Flucht in die Berge

An einem Tag im Mai 1945 las uns der Vater nach dem Tischgebet einen Flugzettel mit den Vorschriften für die Kriegsmassnahmen vor. Das waren die Evakuationspläne der Regierung. Darin hiess es, man solle Essensvorräte anlegen, für genügend Wolldecken sorgen, Rucksäcke und Taschen mit allem Lebensnotwendigen packen und man soll sich bereithalten, um in die Berge oder in sichere Verstecke zu fliehen, wenn die Glocken läuten. Mama schüttelte nur besorgt den Kopf und sagte: «Wo sollen wir mit acht Kindern, davon noch zwei ganz kleinen, hingehen, und wo sollen wir Lebensmittel für uns zehn auftreiben, Decken usw. herbekommen?». Mit grosser Ruhe sagte der Vater darauf: «Wir bleiben, wo wir sind. Der Herrgott wird uns schon behüten!»

Von Balzers aus wurde damals am Fuss der Mittagspitze, entlang der Grossen Wiesen und durch den Fuchswinkel im Schutz des Waldes ein Fluchtweg mit Brücken über die Lawenarüfe hinauf in die Berge angelegt.

Unsere ältesten Schwestern halfen Mama kräftig im Haushalt. Sie waren schon geschickte Köchinnen, flickten zerrissene Kleider, bügelten Hemden und Blusen und waren auch die Hüterinnen und Erzieherinnen von uns Kleinen, wenn die Eltern aus dem Haus waren. Oft wurde die Arbeit aufgeteilt. Mama ging mit drei oder vier Kindern aufs Feld und Vater lud die anderen auf den Leiterwagen und machte sich auf den Weg, das Heu einzubringen. Dieser Leiterwagen wurde von Kühen gezogen, denn einen Ochsen oder ein Pferd wollte Vater nicht anschaffen. Er argumentierte immer, dass ein grosser Ochse oder ein Pferd so

viel fresse, wie beide Kühe zusammen, aber keine Milch gebe.

Die «Anbauschlacht»

Von der Regierung wurde vorgeschrieben, dass alle Einwohner einen Acker anpflanzen mussten, um die Versorgung mit Lebensmitteln zu sichern. Die «Anbauschlacht», wie diese Grossaktion genannt wurde, begann. In der Rheinebene wurde viel bisher braches Land urbar gemacht, auch wenn der Boden sandig und oft auch steinig und wenig ertragreich war.

Es war für uns ganz normal, dass wir auf den Feldern, im Weinberg, in Haus und Stall, beim Holzen und im Torkel halfen.

Ein jedes konnte dem Alter entsprechend etwas tun und keines von uns fühlte sich jemals überfordert. Wir lernten so, mit den Geräten umzugehen, konnten erfahren, was Obsigend und Nedsigend bedeutete und lern-

ten die Natur und ihre Gesetze kennen. Vor allem erfuhren wir, was es hiess, für das Essen zu arbeiten. Der Vater hatte zu allem einen kernigen Spruch auf Lager. Dazu passte: «Wenn im Hierbscht d’Härdöpfl söllen sacka, denn hässts im Summer jäta und hacka!»

Am 18. Juli 1941 wurde Franz geboren. Wir waren nun also neun Kinder und der Esstisch wurde zu klein, obwohl unsere älteste Schwester Hermine die grosse Fensterbank als ihren Sitz- und Essplatz ausgesucht hatte und für sich alleine beanspruchte. Wir waren ja auch alle etwas gewachsen. Vater liess nun die Küche durch einen Anbau vergrössern und kaufte einen grossen Esstisch. Durch den Anbau konnte im oberen Stock ein weiteres, dringend benötigtes Schlafzimmer eingerichtet werden.

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Herrliche Zeiten mit meinem Bruder

Mein ältester Bruder Willi musste mich oft mitnehmen, wenn er zum Viehhüten auf die Wiesen geschickt wurde. Das waren für mich herrliche Stunden. Er zeigte mir, wie man aus jungen saftigen Eschen- oder Haselnusstrieben Maienpfeifen macht, wie man durch die hohlen Röhren des Löwenzahns einen Oboenton erzeugen kann, oder, wie man mit Spitzgras, das zwischen die Daumen geklemmt wird, schreiende Geräusche hervorbringt. Er erzählte mir auch die spannenden Abenteuergeschichten aus den Rolf Doring-Heften, die

er unerlaubt heimlich gelesen hatte. Wenn aber am Himmel wildes Motorengeheul dröhnte, legten wir uns auf den Rücken ins Gras und schauten zu, wie sich die deutschen, englischen und amerikanischen Jagdflugzeuge Luftkämpfe lieferten.

Die «Nazis» unter uns

In einem Nachbarhaus war die Zentrale der Nationaldeutschen Bewegung untergebracht. Die dort wohnende Frau stammte auch aus Deutschland und war eine begeisterte Propagandistin der Volksdeutschen Bewegung. Immer wieder kam sie zu unserer Mama und hielt ihr vor, als gebürtige Deutsche müsse sie doch auch beitreten. Da sie diese Forderungen immer vehementer und aufdringlicher wiederholte, jagte Mama die Frau bei einem weiteren unwillkommenen Besuch aus dem Haus und verbot ihr, dieses jemals wieder zu

betreten. Wir haben Mama für diesen energischen Auftritt sehr bewundert. Von diesem Haus aus wurde «Der Umbruch» verteilt und jeden Samstagnachmittag eine grosse Marschübung der Hitlerjugend und der uniformierten Erwachsenen auf der Runkels- und der St. Mamerta-Strasse organisiert. Die Pfadfinder und Rover, die sich als vaterlandstreue Gegen-

Am 22. Februar 1945 musste der amerikanische Pilot Robert F. Rhodes sein einsitziges Kampfflugzeug P-51 Mustang auf einer Kiesbank im Rhein, 300 Meter südlich der Eisenbahnbrücke Schaan, notlanden. Bei einem Kampfeinsatz in Süddeutschland war seine Maschine durch deutschen Flakbeschuss am Triebwerk und am Höhensteuer beschädigt worden.

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Hitlerjugend-Sommerlager im Saminatal, Juli 1941

bewegung zu den Hitler-Anhängern zeigten, hatten ihren Treffpunkt immer auf dem Lindenplatz im Oberdorf. Die dort aufgestapelten Baumstämme waren ihr Podium für das Singen von Volks- und Pfadfinderliedern. Die patriotischen Heimatlieder, wie «Ist doch kein Land so lieb und hold, wie du o Liechtenstein», «Hohe Alpen meine Wächter» oder «Am jungen schönen Alpenrhein» erlebten eine Blütezeit. Sie sangen damals auch schon unsere Landeshymne mit dem Text «Oben am jungen Rhein» an Stelle des alten Textes «Oben am deutschen Rhein», der schon lange Anlass zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Nationaldeutschen und den Patrioten gab. Als neugieriger Bub war ich oft Zuhörer bei diesem Singen und wurde auch Beobachter mancher wilden Schlägerei, wenn die Hitlerjugend und Nazis auf dem Rückweg von ihren Marschübungen mit zum Hitlergruss gereckten Armen demonstrativ über den Lindenplatz marschierten und sangen

«... denn wir fahren gegen Engeland», «O du schöner Westerwald», oder eben auch besonders laut die Landeshymne mit dem Text «Oben am deutschen Rhein» brüllten.

Die Schulzeit begann

1942 kam ich in die Volksschule. Zwei Jahrgänge waren zusammen, Mädchen und Buben wurden in getrennten Klassenräumen von Zamser Klosterfrauen unterrichtet. Die Schiefertafel, Griffelschachtel und das erste Lesebuch hatte ich noch von meinen älteren Geschwistern. Die resolute Schwester Gelasia bändigte die rund 40 Schüler der 1. und 2. Klasse mit straffer Hand und, wenn es notwendig wurde, auch einmal mit dem Stock. Aber das empfand man damals als normal. Sie war eine gute Lehrerin.

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Diphterie und Läuseplage

Gleich in den ersten Wochen brach eine Diphterie-Epidemie aus und wir bekamen jeden Morgen eine Tablette, die aussen nach Schokolade schmeckte, aber, wenn man sie auseinander biss, grausig bitter war. Es wurde auch empfohlen, Kaffeebohnen zu kauen. Aber woher hätte man Kaffeebohnen nehmen sollen? Die waren kaum erhältlich und wären viel zu teuer gewesen. Man trank «Frank-ZichorienKaffee»,

der in knallroten Verpackungen geliefert wurde. Dieses rote Papier färbte ab, wenn es nass wurde, und war daher die ideale Theaterschminke für die Mädchen, um die Lippen und die Wangen zu färben. Nebst den Diphterie-Tabletten mussten wir auch regelmässig Jod-Tabletten gegen die Kropfbildung lutschen. Nach zwei Jahren waren diese nicht mehr notwendig, weil von nun an das Salz gejodet wurde.Kaum war diese Epidemie vorbei, kam die Läuseplage auf. Die Mädchen erhielten feinzahnige Lauskämme und die Buben wurden ohne grosses Aufheben einfach kahl geschoren. Jede Woche kam eine Frau Laternser, die «Luustanti» (Laustante) genannt wurde, in die Schule und kontrollierte unsere Köpfe. Zur weiteren Bekämpfung der Läuse wurde eine schwarze, zähe Flüssigkeit als Haarwaschmittel verteilt, die fürchterlich nach Teer stank.

Das zehnte Kind…

An einem Tag Anfang März 1943 wunderte ich mich, dass Vater den kleineren unserer beiden Leiterwagen sorgfältig abwischte, das Sitzbrett mit einer Wolldecke polsterte und dann aber nicht unsere Kühe einspannte, sondern von unserem vis-à-vis wohnenden Onkel Adolf, dem Bäcker, das Pferd auslieh. Er half unserer Mama auf den Wagen und sagte einfach: «Also gond mer!» Am Abend erfuhren wir, dass wir ein Brüderchen bekommen haben und nun zehn Kinder waren, genau fünf Pärchen. Albert, unser

Nesthäkchen, kam am 4. März 1943 zur Welt.

Musik im Blut

In unserem Haus wurde viel gesungen und musiziert. Vater kannte unglaublich viele Lieder und war für uns ein gestrenger Chormeister. Oft wurde am Abend gemeinsam gesungen. Weniger als dreistimmig zu singen war unter unserer Ehre. Aber wenn eines von uns nicht recht bei der Sache war und wiederholt falsch sang, konnte es schon passieren, dass es dafür vom Vater eine Ohrfeige einheimste. Von Mama lernten wir auch viele schwäbische Lieder und vor allem tanzen. Sie war eine gute und begeisterte Tänzerin und lernte uns Walzer, Ländler, Polka, Kreuzpolka, Rheinländer, Mazurka und Schieber. Fridolin Feger, der am Mozarteum Salzburg Musik studiert hatte, kam regelmässig in unser Haus und gab Hermina Zither- und Senz Gitarreunterricht. Eines Tages brachte er eine unglaublich schöne Konzertgitarre mit, deren Resonanzkörper fast doppelt so gross war, wie der unserer kleinen Wandergitarre. Wir standen alle in der Stube, um den herrlichen Klang zu hören, der so voll war, als ob eine Orgel spielen würde. Als Fridolin aber den Preis nannte: 400 Franken, für die damalige Zeit eine horrende Summe für ein Instrument, liessen wir alle die Köpfe hängen, denn es war allen klar, dass das Instrument unerschwinglich war. Vater kaute heftig, sagte aber kein Wort. Eine Woche später war ein Kälblein weniger im Stall und die Gitarre blieb bei uns im Haus.

Ich verlor die Hosen…

Mit den Hosen hatte es eine besondere Bewandtnis. Die waren nämlich aus Zellstoff, so wie ein fest gepresstes Löschpapier. So eine Hose hatte ich an, als Vater mit uns ein grosses Fuder Heu im Heilos zwischen Triesen und Bal-

zers lud. Es begann am Alvier zu donnern, und Vater beeilte sich, das Fuder festzubinden, die Kühe einzuspannen, uns auf das hohe Heufuder zu heben, wo wir wie in einem Adlerhorst sassen, und dann loszufahren. Das Gewitter holte uns bald ein, und das Heu und wir alle waren schnell völlig durchnässt. Der Regen hatte aber auch meine wunderbar farbige Papierhose aufgelöst, und beim Absteigen vom Heufuder fiel sie einfach von mir ab, und ich stand da wie Adam im Paradies vor dem Sündenfall.

Unser Onkel Adolf, der Bäcker, hatte in der Scheune einen braunen Opel stehen, in dem wir uns manchmal versteckten und Autofahren spielten. Auf den Strassen fuhren kaum Autos, weil es kein Benzin gab. Nur Ärzte, die Polizei und einige Regierungsleute hatten die Erlaubnis, mit dem Auto zu fahren und erhielten dafür Benzin. In Triesen stand eine Tanksäule beim Gasthaus Adler und eine zweite vor dem Büro von Rechtsagent Clemens Gassner. Zum Tanken musste mit einem Handhebel die Pumpe betätigt werden.

In Onkels Scheune standen auch mehrere alte Fahrräder, die nicht mehr gebraucht werden konnten, weil es keine Luftschläuche und Reifen gab. Diese Räder überliess er uns und wir entfernten die kaputten Schläuche, stopften die Reifen mit Stroh und Sägemehl voll und lernten auf den holprigen Drahteseln Rad fahren.

Wir hörten zum ersten Mal Glen Miller Das Radio war unsere wichtigste Informationsquelle. Viele Sender konnten nicht empfangen werden, weil Pfeifen und Rauschen die Sprache unverständlich machten. Sie seien von den jeweiligen Kriegsgegnern gestört, hiess es. Neben Radio Beromünster und

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Familie Frommelt, ca. 1947. Vordere Reihe v. l.: Franz, Vater Josef, Mama «Senz» und Albert. Hintere Reihe v. l.: Wilhelm, Maria, Anita, Hermine, «Pepi», «Senz», Frieda und Alois.

den deutschen Sendern hörten wir am häufigsten die deutschsprachigen Sendungen von BBC-London. Die Sendungen begannen immer mit dem düsteren Paukensignal Bum –Bum – Bum – Bom. Das war, wie ich erst viel später erfuhr, das Anfangsmotiv g – g – g – es der 5. Sinfonie von Beethoven. Bei BBC hörten wir jeweils die Gegendarstellungen zu den deutschen Frontberichten und Propagandareden, in denen immer der Endsieg prophezeit wurde. Von diesem Sender hörten wir aber auch eine Musik, die wir bisher nicht kannten und die uns buchstäblich elektrisierte: Glenn Miller. Wir waren süchtig nach «Little Brown Jug», «In The Mood», «Moonlight-Serenade» und versuchten, keine Sendung zu verpassen.

Alois, der zweitälteste von uns fünf Buben, verbrachte in diesen Jahren jeden Sommer in der Maschlina auf dem Bauernhof unseres Cousins Urban Kindle als «Pföhler» und Gehilfe in Haus und Hof. Urbans Mutter Julia war unsere Lieblingstante. In ihrer Stube hatte sie ein Grammophon und einen grossen Stoss Schellackplatten. Das war ein weiterer Grund für unsere häufigen Besuche. Der Mahagonikasten war für diese Zeit ein modernes Gerät, dessen Lautsprecher bereits in den Deckel eingebaut war und das mit einmal Aufziehen des Werks mit der Kurbel eine ganze Platte abspielen konnte. Als im Herbst 1944 die Sommerferien zu Ende gingen, erhielt Alois von Urban ein Paar Schuhe als Lohn für seine Arbeit. Darüber hinaus machte ihm Tante Julia die sensationelle Mitteilung, er könne das Grammophon und die Platten für immer mit nach Hause nehmen. Das war der grösste Lohn.

Herrliche Musik aus dem Grammophon

Am Samstag darauf nahm Alois mich mit, um den kostbaren Schatz nach Hause zu holen. Auf dem Weg nach Maschlina nahmen wir uns diesmal nicht die Zeit, nach den am Himmel sich verfolgenden Flugzeugen zu schauen. Wir hatten es eilig, zur Tante zu kommen. Alois trug den Mahagonikasten und ich in einem Rucksack und zwei Taschen verteilt die Platten. Das war ein beschwerlicher Transport, denn der Kasten war schwer und unhandlich und die Schellacks zogen mich fast zu Boden. Wir wählten natürlich nicht den Weg der Strasse nach, sondern den sehr steilen Aufstieg durch «s’Nutte-Wäldli». Auf halber Höhe mussten wir rasten. Alois stellte das Grammophon auf

einen Baumstumpf, drehte die Kurbel, griff sich aus dem Rucksack eine beliebige Platte und setzte das Werk in Gang. Wir waren wie verzaubert von der herrlichen Musik und dem schmelzenden Gesang. Wir hörten das Heulen der Flugzeuge über uns nicht mehr, sondern liessen uns von der Musik davontragen. Es war das betörend schöne Duett «Lass es, ach lass es mich hören» aus der Oper «Don Pasquale» von Gaetano Donizetti. Diese Melodie brannte sich mir in die Erinnerung ein, und ich kann heute noch jede Note nachsingen. Natürlich lief das Grammophon zu Hause nun in jeder freien Minute. Da waren Platten mit Ausschnitten aus Opern von Verdi, Rossini und Donizetti, die uns sehr gefielen. Auch einige Teile aus Wagner-Opern waren dabei, aber die hörten wir nicht so oft. Dagegen lief die Platte mit den pfiffigen Liedern der Comedien-Harmonist «Ein kleiner grüner Kaktus», «Veronika, der Lenz ist da» oder «Wochenend und Sonnenschein» fast jeden Tag. Auf einer Platte mit Schlagern der dreissiger Jahre hörten wir «Du bist mein Morgen- und mein Nachtgebetchen», «Bin nur ein Jonny» und «Auf der grünen Wiese». Nebst etlichen Platten mit Österreichischer, Deutscher und Schweizer Marschmusik fanden wir auch die Kabarettszene «Füsilier Binggeli» in Schweizer Mundart.

Ein altes Recht Schnaps zu brennen

Im Herbst hatte Vater wieder viel Arbeit in

der Mosterei. Die Presse lief oft bis um Mitternacht. Anfangs Oktober wurden jedoch alle Mostbottiche beiseite gestellt, die ganze Einrichtung gründlich gewaschen, die grossen «Wii-Böttene» zum Verschwellen in den Bongert gerollt und der Eichmeister aus Vaduz kontrollierte, ob die mit Messingnägeln markierten Masse in den hölzernen Schöpfern und in den «Ohma», das sind die an Stangen tragbaren Holzstanden, mit denen der Wein von der Presse zu den Fässern getragen wurde, noch peinlich genau stimmten. Da gab es auch für uns viel zu helfen. Wenn Hochbetrieb war, oblag uns Buben auch die Stallarbeit. Im Winter verdiente Vater mit der Schnapsbrennerei ein willkommenes Zubrot, denn auf unserem Elternhaus lag seit urdenklicher Zeit das Recht, eine Lohnbrennerei zu betreiben. Wenn der Vater im Stall beim Melken war, mussten wir Buben auf die Brennhäfen aufpassen, das Feuer immer gleichmässig in Gang halten und aufpassen, dass nichts überlief.

Begegnung mit dem Fürstenpaar

Nach der Hochzeit von Fürst Franz Josef II. und Fürstin Gina am 7. März 1943 besuchte

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Schlusskonzert «Jahr der Musik 1985» am 30. Oktober 1988 im Gemeindesaal Eschen: I. D. Fürstin Marie und Josef Frommelt als Präsident.

das junge Paar der Reihe nach alle Gemeinden des Landes. Für den Empfang in Triesen war auf dem Kirchenplatz eine grosse Bühne aufgebaut worden. Mir wurde die grosse Verantwortung übertragen, dem Fürstenpaar ein Gedicht aufzusagen und dabei sehr nah vor ihm auf einem kleinen Podest zu stehen. Das hat alles gut geklappt, und ich machte keinen Fehler. Ich konnte die vornehme Kleidung der Fürstin aus nächster Nähe bewundern und war erstaunt, dass sie so rote Lippen und Fingernägel hatte. Das hielt ich für ein besonderes Zeichen ihrer Vornehmheit. Meine Schwestern haben mich wegen dieser Meinung zu Hause fürchterlich ausgelacht und mich belehrt, dass diese Vornehmheit vom Lippenstift und Nagellack herrührte.

Mama kannte viele Naturrezepte

Es verging kaum ein Monat, in dem nicht eines von uns zehn Kindern mit einer Schramme in den Beinen, Schnittwunden an den Händen, einem Loch im Kopf

oder gar einem Knochenbruch daherkam. Alle Kinderkrankheiten wie Masern, Röteln und Windpocken mussten mal zehn gerechnet werden. Grippe und Angina gingen vom einen zum andern und selbst vor Lungenentzündungen blieben nicht alle verschont. Ich wundere mich heute noch, woher Mama die Kenntnisse hatte, viele dieser Verletzungen und Krankheiten mit Hausmitteln zu heilen: Heublumenwickel und Essigumschläge gegen Fieber, Arnikaschnaps zur Wunddesinfektion, Johannisöl zur Heilung von Verbrennungen, selbst gemachte Karamelbonbons gegen Husten und Halsweh, Wermuthessenz oder Tausendguldenkrauttee gegen Magenweh, Augentrostabsud gegen entzündete Augen usw. Gegen jedes Wehwehchen hatte sie ein Mittel aus der Natur. Da es in der Kriegszeit nur geringe Leistungen der Kranken- und Unfallversicherungen gab, traf es unseren Vater besonders schlimm, dass acht von uns Kindern die Mandeln und neun den Blinddarm operieren lassen mussten. Mit Galgenhumor

sagte Vater oft, er hätte am besten für unsere Familie allein ein Spital gebaut.

Wieder einmal dröhnte der Himmel vom Heulen der Flugzeuge, hohe pfeifende Motoren der Jäger und tiefes Grollen der Bomber. Der Himmel war bedeckt und wir konnten die Flugzeuge nicht sehen. Radio Beromünster meldete, dass Friedrichshafen von den Alliierten bombardiert werde. Willi wusste, dass sich starke Detonationsgeräusche durch die Erde über grosse Distanzen verbreiten. So gingen wir in den Keller und legten die Ohren an die Steingewölbe und hörten tatsächlich die Einschläge der schweren Bomben. Das war am 28. April 1944.

Der Krieg war aus Die Kriegsnachrichten in den Zeitungen und im Radio wurden immer düsterer. Bilder von total zerbombten Städten erschienen immer häufiger in den Zeitungen. Während die deutsche Propaganda immer noch den baldigen Endsieg voraussagte, hörten wir

Pepi-Frommelt-Stiftung gegründet

von BBC die Vermutung, dass der Krieg bald zu Ende gehen werde. Als am 8. Mai 1945, wieder während des Mittagessens, von Radio Beromünster die Nachricht kam: «Der Krieg ist aus! Deutschland hat kapituliert!», war es rund um den Tisch wieder eine Weile mäuschenstill, bis Vater ganz leise und ruhig sagte: «Gott sei Dank.»

Nach dem Essen habe ich ihn gefragt: «Gibt es jetzt keine Nachrichten mehr?» «Es wird sicher weiterhin Nachrichten geben», antwortete er mir, «aber keine Kriegsnachrichten mehr».

Quellen

• Menschen, Bilder & Geschichten, Mauren von 1800 bis heute, Band 2, 2007, Hrsg. Gemeinnütziger Verein für Ahnenforschung, Pflege der Kultur und des Brauchtums, Mauren

• Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, Liechtenstein-Institut, Bendern

Am 24.Juni 2021 wurde die «Pepi-Frommelt-Stiftung» von Clarissa und Stefan Frommelt als Stifter im Andenken an ihren Vater Josef «Pepi» Frommelt (1935 – 2019) gegründet. Im Sinne von Pepi Frommelts Vermächtnis will die Stiftung einerseits traditionelle Werte, echtes liechtensteinisches Kulturgut, bewahren und andererseits zu neuem Leben erwecken. So wie es Pepi Frommelt als Musikerzieher und Former gelebt hat.

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Der Stiftungsrat setzt sich zusammen aus Stefan Frommelt, Clarissa Frommelt, Michael Gattenhof und Märten Geiger (v. l.).

sport:zeit

Vierländerturnier im Baselland

Der FC Landrat Basel-Landschaft hat am Samstag, 10. Juni 2023, sein zehnjähriges Bestehen begangen und dazu ein Vierländerturnier mit befreundeten Politikerteams arrangiert. Eingeladen waren neben dem FC Landtag aus Liechtenstein, die Kreiskicker Lörrach (D), sowie die Nationalmannschaft der österreichischen Bürgermeister. Begrüsst wurden die Fussballteams im Landratssaal

Basel-Landschaft durch die Landratspräsidentin Lucia Mikeler Knaack, den 1. Vizepräsident des Nationalrats Eric Nussbaumer, selbst ehemaliger Kicker des FC Landrat, sowie Regierungsrätin Monica Gwschind, Vorsteherin der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion Basel-Landschaft.

Das Turnier fand dann nach einem gemeinsamen Mittagessen auf dem Hauptspielfeld des

FC Laufen statt. In jeweils 25-minütigen Spielen ging es um den begehrten Siegerpokal, wobei sich der Liechtensteiner FC Landtag im Finale gegen das deutsche Team aus Lörrach mit 0:1 geschlagen geben musste. Der FC Landtag hat die liechtensteinischen Farben in Basel somit bestens vertreten und konnte letztlich den Silber-Pokal mit nach Hause ins Fürstentum nehmen.

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Gruppenbild des FC Landtag Liechtenstein mit Captain Manfred Kaufmann (2. v. l.), Johannes Kaiser (3. v. l.), Pascal Ospelt (5. v. l.), Nadine Gstöhl (vorne 2.v.l.) und Torwart Markus Gstöhl (3. v. l.) sowie Ergänzungsspielern aus liechtensteinischen Gemeinderäten, Hubert Eberle (6. v.l.) und Richard Vogt (v.1.v.l.) sowie Hanspeter Eberle (h.r.a.), Amt für Umwelt.

FC USV Eschen /  Mauren News

26. Deimag Fussball – Camp vom 7. – 11. August 2023

Es sind noch letzte Plätze für Kurzentschlossene frei!

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63 sport:zeit 06/2023
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Neues Glück mit verändertem Team?

sport:zeit 64 06/2023
FCV-Sportchef Franz Burgmeier (rechts) freut sich über die Verpflichtung von Xamax-Captain Liridon Berisha

Der FC Vaduz hat die abgelaufene Challenge League-Meisterschaft auf dem 8. Rang abgeschlossen. Das angepeilte Ziel, um die Aufstiegsplätze mitzukämpfen, wurde damit deutlich verfehlt. Dafür haben die Vaduzer mit dem Vordringen in die Gruppenphase der UEFA Conference League Geschichte geschrieben und mit dem Gewinn des Liechtensteiner Cups ein Minimal-Ziel erreicht. Nächste Saison soll es in der Meisterschaft zumindest unter die ersten fünf gehen.

Von Christoph Kindle

Der Blick der FCV-Verantwortlichen richtet sich nach vorne. Bereits am kommenden Montag beginnt die Vorbereitung auf die neue Saison. Der Startschuss in der Challenge League fällt am Wochenende des 22./23. Juli. Zuvor allerdings steht der FCV bereits in der ersten Vorrunde der Conference League im Einsatz.

Unter «Stocki» gings aufwärts

Mit einem 6:1-Auswärtssieg bei Schlusslicht Xamax Neuchâtel konnte sich der FC Vaduz in der Schlussrunde noch um eine Position auf Rang 8 verbessern. Generell kann festgehalten werden, dass es seit dem Amtsantritt von Trainer Martin Stocklasa Anfang März in die richtige Richtung geht. Unter «Stocki» konnte sich die Mannschaft stabilisieren und die nötigen Punkte zum vorzeitigen Klassenerhalt sichern. 18 Punkte aus 13 Spielen: Diese Bilanz unter Trainer Stocklasa darf

sich durchaus sehen lassen und weckt Hoffnungen auf die nächste Spielzeit. Besonders wichtig war dem ehemaligen FCV-Profi und Nationalcoach auch der Gewinn des Liechtensteiner Cups. Am 17. Mai wurde im Finale im Rheinparkstadion ein tapferer FC Balzers mit 4:0 bezwungen, und so ging die Trophäe zum 49. Mal in die Residenz.

Kurze Saisonbilanz von Präsident Burgmeier «Wir hatten uns vor der Saison bezüglich Zielsetzung so klar wie noch nie geäussert. Wir wollten unter die ersten Drei kommen und somit um den Aufstieg mitspielen. Das haben wir ganz klar verpasst, da muss man nichts schönreden», sagt FCV-Präsident Patrick Burgmeier. «Andererseits haben wir in der Conference League Geschichte geschrieben, nicht nur für den FCV, sondern für das ganze Land, darauf dürfen wir stolz sein. Aber in der Challenge League sind wir weit weg von dem, was wir wollten. Bezüglich

Zielsetzung für die kommende Saison sind wir zum jetzigen Zeitpunkt noch etwas vorsichtig, aber so viel kann ich schon sagen: Wir wollen unter die ersten fünf kommen.»

Grösserer Umbruch steht bevor Bereits am Montag beginnt beim FC Vaduz die Vorbereitung auf die kommende Saison. Dabei werden etliche neue Gesichter beim Trainingsauftakt zu sehen sein. Stand jetzt haben acht Spieler den Verein verlassen, bei Redaktionsschluss dieser lie:zeit-Ausgabe wurden sechs Akteure neu verpflichtet. Bei Elmin Rastoder, von GC ausgeliehen, und Franklyn Sasere steht die Entscheidung über ein weiteres Engagement noch aus. Betrachtet man die Abgänge genauer, sticht vor allem ein Name ins Auge: Kristjian Dobras. Der 30-jährige Österreicher war beim FCV ein Leistungsträger mit Führungsqualitäten. Trotzdem erhielt er – für viele, auch für ihn selbst, überraschend – keinen neuen Vertrag

65 sport:zeit 06/2023
FC Vaduz
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mehr. Möglicherweise waren seine finanziellen Forderungen zu hoch. Offiziell bestätigen wollte dies aber niemand. Die weiteren fixen Abgänge betreffen Torhüter Gion-Fadri Chance, die Verteidiger Kevin Iodice, Anthony Goelzer, Anes Omerovic, die Mittelfeldspieler Joel Ris und Gezim Pepsi sowie den Vorarlberger Stürmer und Publikumsliebling Manuel Sutter.

Die neuen Gesichter

Betrachtet man die Neuzugänge, dann ist es eine Mischung aus erfahrenen und gestandenen Akteuren sowie jungen und hungrigen Spielern. Als Königstransfer darf bis jetzt der bisherige Xamax-Captain Liridon Berisha bezeichnet werden. Der 25-Jährige war bei den Neuenburgern Abwehrchef. Er kommt ablösefrei nach Vaduz und hat einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Gespannt darf man auch auf Mittelfeldspieler Lorik Emini vom FC Luzern sein. Unter Trainer

Mario Frick hat er es nicht zum Stammspieler in der Super League gebracht, für den FCV könnte der 23-Jährige aber wertvoll werden. Vom FC St. Gallen stossen das Bündner Stürmertalent Fabrizio Cavegn und Alessandro Kräuchi zum FC Vaduz. Kräuchi bringt Erfahrungen aus der Challenge und Super League mit. Weitere Neuzugänge sind

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Fabian Stöber, Sohn des früheren FCV-Stürmers Christian Stöber, von Lugano II und aus dem eigenen Nachwuchs Ardit Destani. FC Vaduz Martin Stocklasa, Trainer des FC Vaduz

«Wir wollen etwas Nachhaltiges aufbauen»

Vor knapp drei Wochen hat Konrad Fünfstück beim Liechtensteiner Fussballverband einen Dreijahresvertrag als Nationaltrainer unterschrieben. Der 42-jährige Süddeutsche tritt die Nachfolge des im März zum FC Vaduz gewechselten Martin Stocklasa an. Bereits an diesem Samstag gibt Fünfstück im EM-Qualifikationsspiel auswärts gegen Luxemburg sein Debüt als Nationalcoach, am Dienstag wartet dann in Vaduz seine Heim-Premiere gegen die Slowakei.

Text: Christoph Kindle

Konrad Fünfstück war zuletzt von 2019 bis vor wenigen Wochen als Trainer des U23Teams von Werder Bremen tätig. Seine früheren Stationen waren der FC Wil, der 1. FC Kaiserslautern und die Spielvereinigung Greuther Fürth. Der in der Schweiz wohnhafte Deutsche bezeichnet die Aufgabe beim Liechtensteiner Fussballverband als grosse Herausforderung. Was er genau damit meint und was seine Ziele beim LFV sind, hat Konrad Fünfstück im Interview verraten.

Was reizt Sie am Job des Liechtensteiner Nationaltrainers?

Konrad Fünfstück: Ich war jetzt 22 Jahre lang im Vereinsfussball tätig, dabei vor allem auch im Profi-Bereich. Als dann die Anfrage des LFV bezüglich eines Engagements als Nationaltrainer kam, habe ich mich intensiv damit beschäftigt. Liechtenstein ist

ein kleines Land, aber ein Land, in dem man gut arbeiten kann. Der Verband ist sehr professionell geführt, und ich freue mich nun darauf, diese Herausforderung anzugehen.

Liechtenstein steht aktuell im FIFA-Ranking auf Position 199. Welche Ziele haben Sie mit der Nationalmannschaft?

Zunächst ist es einmal wichtig, richtig anzukommen, mit der Mannschaft vertraut zu werden und zu sehen, welche Spieler zur Verfügung stehen, mit wem wir arbeiten können. Ganz entscheidend wird auch sein, dass wir eine entsprechende Spielphilosophie entwickeln und uns mit der Frage beschäftigen, wie wir auftreten und wie Liechtenstein Fussball spielen soll. Alles andere wird sich ergeben.

Wie ist Ihr Kenntnisstand über die Spieler und den Liechtensteiner Fussball generell?

Da ich meinen Wohnsitz in der Ostschweiz auch während meiner Tätigkeit in bei der U23 von Werder Bremen behalten habe und oft dort war, konnte ich den Fussball in der Schweiz und Liechtenstein mitverfolgen. Liechtenstein hat meines Erachtens trotz der Kleinheit einige gute Fussballer, und wir werden jetzt schauen.

Es geht heute los mit einem EM-Qualifikationsspiel in Luxemburg. Ein Gegner, der es vielleicht ermöglicht, Ihnen einen erfolgreichen Einstand zu gewähren?

Man muss schon sehen, dass sich Luxemburgs Nationalmannschaft in den letzten Jahren spielerisch entwickelt hat. Zuletzt hat sie in der Nations League zum Beispiel die Türkei vor grosse Probleme gestellt. Wir wollen den Weg der kleinen Schritte gehen, das ist wichtig. Wir befinden uns in einem Pro-

zess. Das ist allen bewusst, und wir wollen etwas Nachhaltiges aufbauen. Wenn mein Vertrag in drei Jahren ausläuft, dann sollen Fussspuren hinterlassen sein, über die jeder Beteiligte sagt: «Es war eine gute Zeit.» Daran werde ich mich messen lassen.

Ihr Job beschränkt sich nicht nur auf das Amt des Nationaltrainers. Sie bekleiden beim LFV noch weitere Aufgaben.

Ein Ziel ist vor allem auch die Talentförderung, damit wir den Unterbau der Nationalmannschaft solide und strukturiert hinbekommen. Auch die Trainerausbildung im Land wird ein wichtiges Thema sein. Diesen beiden Herausforderungen habe ich in den vergangenen 20 Jahren in meinen Tätigkeiten immer wieder gestellt – nicht nur als Cheftrainer in der zweiten Bundesliga, sondern auch als Akademieleiter und Sportchef.

67 sport:zeit 06/2023
LFV
Der neue Fussball-Nationaltrainer: Konrad Fünfstück

Ein Mann für alle Fussball-Fälle

Die Verpflichtung von Oliver Klaus (35), Sportlicher Leiter des USV, war ein Glücksgriff für den Verein. Er war massgeblich daran beteiligt, dass der USV nicht aus der 1. Liga absteigen musste, indem er neue Spieler für die Rückrunde der Saison 2022/23, einen neuen Cheftrainer sowie einen neuen Co-Trainer nach Eschen holte und die Anzahl der wöchentlichen Trainingseinheiten erhöhte.

Interview: Herbert Oehri

Sein Einsatz für den Erstligisten ist gross. Täglich widmet er sich neben seinen Geschäften dem Aufbau eines neuen USV-Teams. Er nutzte seine vielen Kontakte zu den massgebenden Spielern, die mitverantwortlich für den ersehnten Ligaerhalt waren. Und auch für die nächsten zwei bis drei Jahre hat Oliver Klaus zu sammen mit seinem Staff einiges vor. Er will in dieser Saison mit dem Abstieg nichts zu tun haben, sondern sich auf kommende Aufstiegsspiele vorbereiten. Aber er verrät noch keine Namen von Neuverpflichtungen. Jedenfalls – so sein Tenor – könne sich der USV auf eine tolle Erstliga-Mannschaft freuen.

Was waren deine ersten Aufgaben in der USV-Erstligamannschaft? Was musste dringend geändert werden, da sich der USV auf dem letzten Platz befand?

Oliver Klaus: Meine erste Aufgabe bestand darin, die Situation in kurzer Zeit zu analysieren, die Mannschaft und den Staff kennenzulernen. Mir wurde aber relativ schnell klar, dass wir das Trainingspensum, aufstocken müssen, weil wir mit einem gewissen Abstand letzter der Tabelle waren. Nur durch das Kollektiv und den absoluten Willen, nun mehr zu machen als alle anderen, konnten wir uns aus dieser Lage befreien. Weiter hatte ich das Gefühl, dass wir uns auf gewissen Positionen verstärken mussten. Im Nachhinein war beides sehr wichtig und in meinen Augen auch richtig. Die Neuzugänge waren sicherlich mitverantwortlich für den am Ende verdienten Ligaerhalt.

Welches war deine schwierigste Mission?

Die schwierigste Mission in den vergangenen sieben Monaten war die Freistellung von Trainer Vito Troisio. Ich habe mir in der ersten Zeit eine gute Basis mit ihm erarbeitet, und eines muss man wissen: Das Verhältnis zwischen Trainer und Sportchef ist sehr intensiv. Als wir uns dann entschieden haben, mit einem neuen Trainer weiterzumachen, fiel mir das emotional schwer. Weiter war sicherlich der permanente Druck auf Team und Staff eine meisternde zu bewältigende Herausforderung. Wenn man Letzter ist, weiss man, dass man an keinem Wochenende verlieren sollte. Diese permanente Anspannung auszuhalten, war schwierig

War die Auswechslung des Trainers die wichtigste Entscheidung für dich als Sportlichen Leiter?

Wie bereits erwähnt, war es für mich die schwierigste, aber im Nachhinein definitiv die richtige.

Was hat der neue Trainer Heris Stefanachi richtig gemacht, damit der Turnaround geschafft wurde?

Heris Stefanachi war von Anfang an sehr authentisch und hat sich klar ausgedrückt. Er hat eindeutige Vorstellungen, weiss, wie er diese vermitteln kann und ist extrem stark in der direkten Kommunikation. Er bringt viel Lei-

denschaft mit und setzt sich wirklich mit jedem Detail auseinander. Lobend hervorzuheben sind auch die Einzelgespräche mit den Spielern und Staffmitgliedern. Auch damit hat Heris Stefanachi in den vergangenen Wochen noch einmal alles aus jedem herausgeholt. Er ist ein Trainer, der sehr viel gibt – und die Spieler geben ihm das zurück. Heris war extrem wichtig für den Ligaerhalt, und wir sind alle glücklich, ihn als Trainer beim USV zu haben.

Langversion ab 17. Juni 2023 online www.lie-zeit.li

sport:zeit 68 06/2023
USV Verein Spiele Tore Pt. 1. FC Paradiso 30 59:20 65 2. FC Lugano II 30 53:31 56 3. FC Tuggen 30 58:40 53 4. FC Wettswil-Bonstetten 30 44:23 52 5. FC Linth 04 30 58:53 50 6. FC Winterthur II 30 49:44 43 7. Grasshopper Club Zürich II 30 54:42 42 8. FC Kreuzlingen 30 50:57 40 9. SV Höngg 30 43:50 40 10. AC Taverne 1 30 38:49 37 11. FC Gossau 30 54:60 36 12. FC Kosova 30 45:55 36 13. FC USV Eschen/Mauren 30 37:47 32 14. FC Freienbach 30 37:55 32 15. FC Uzwil 1 30 43:54 31 16. FC Weesen 1 30 37:79 24

«Oberste Priorität hat der Klassenerhalt»

Eine Woche vor Saisonschluss ist der FC Balzers nach nur einem Jahr Abstinenz wieder in die 1. Liga zurückgekehrt. Mit einer unglaublich starken Herbstrunde legte das Team von Trainer Michele Polverino die Basis für den Aufstieg, bevor es in der Rückrunde nicht immer wunschgemäss lief. Die Zielsetzung für die 1. Liga ist vom Trainer bereits definiert.

Interview: Herbert Oehri

Michele, der FC Balzers hat es geschafft. Dazu zunächst allerherzlichste Gratulation. Wie fühlst du dich nach dem sofortigen Wiederaufstieg in die 1. Liga? Das kommt im Schweizer Erstliga-Fussball auch nicht oft vor.

Michele Polverino: Vielen Dank für die Glückwünsche. Ich bin sehr erleichtert, dass wir es geschafft haben. Der gesamte Verein ist stolz auf das, was wir geleistet haben.

Auf was führst du die 1.Liga-Promotion nach nur einem Jahr Unterbrechung zurück? War es der starke Kader, die Zusammensetzung desselben, der Trainer mit neuen Trainingsmethoden?

Ein Schlüssel zum Erfolg war sicherlich, dass die Mannschaft nach dem Abstieg mehrheitlich zusammenbleiben konnte. Ich denke, dass sich das Team jedes Jahr steigern würde, falls es weiterhin beisammenbliebe. Was wir dieses Jahr sehr gut gemacht haben, waren die Positionierung

auf dem Platz und die richtige Umsetzung des Matchplanes. Jeder hat seine ihm zugewiesene Aufgabe erfüllt. Ein Kader kann von den Namen her stark sein, das heisst aber noch lange nicht, dass er erfolgreich ist. Die Charaktere müssen passen, jeder muss sich in den Dienst der Mannschaft stellen.

In der Herbstrunde lief es dem FCB wie geschmiert. Ein Sieg jagte den nächsten. Dann kam die Rückrunde und mit ihr ein leichter bis mittelschwerer Einbruch. Der Elf-Punkte-

69 sport:zeit 06/2023

Vorsprung schmolz wie der Schnee in der Mittagssonne. Wie hast du die Rückrundenspiele erlebt?

Wir hatten in der Rückrunde tatsächlich einige Probleme. Zwar haben wir alle Spiele dominiert, aber die Chancenauswertung war nicht so gut wie in der Hinrunde. Dazu kam, dass wir viele verletzte und gesperrte Spieler zu beklagen hatten. Für unseren relativ kleinen Kader war dies eine echte Herausforderung. Am Schluss fragt aber niemand mehr danach. In Erinnerung bleibt nur der Aufstieg.

Michele, jetzt heisst es eine schlagkräftige Erstliga-Truppe zu bilden. Was hat der FC Balzers vor? Gibt es schon Namen von Spielern, die ihr holen wollt, um das Potenzial und die Kaderstärke zu steigern?

Wir müssen den Kader definitiv vergrössern. Nur ist es nicht immer leicht, die passenden Spieler zu finden. Mein Wunsch war, dass die Mannschaft zusammenbleibt. Leider verlassen uns einige Spieler auf eigenen Wunsch. Ich bin

mit mehreren anderen Spielern in Kontakt. Konkretes kann ich dazu momentan noch nicht sagen.

Es ist anzunehmen, dass die allermeisten Spieler nach dem Erstliga-Aufstieg bleiben wollen. Um welche Spieler handelt es sich bei den Abgängen? Sind die Transfer- Verhandlungen schon aufgenommen worden?

Wie schon erwähnt, stehen wir in Verhandlungen mit gewissen Spielern. Das Ziel muss es sein, einen adäquaten Stürmer zu finden, da uns Villiam Pizzi und Leoran Amzi verlassen. Wer uns auch noch verlässt, ist Luca Giorlando. Ansonsten sollten alle Spieler bleiben, was mich natürlich freut.

Was ist die Zielsetzung des FCB in der 1. Liga?

Oberste Prioriät hat der Klassenerhalt. Es wird eine sehr schwierige Saison für uns. Die Liga macht es uns nicht gerade einfach. Wir spielen die letzte Partie am 17. Juni 2023, und die neue Saison beginnt bereits am 5. August. Somit wer-

den die ersten Spiele nicht einfach für uns. Aber ich glaube an die Jungs und daran, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden.

sport:zeit 70 06/2023
Am Ball: Villiam Pizzi, der zweitbeste Torjäger schweizweit in der Interregional-Klasse.
Verein Spiele Tore Pt. 1. FC Balzers 27 63:28 56 2. SV Schaffhausen 1 27 52:29 50 3. FC Uster 1 27 49:45 45 4. FC Widnau 1 28 55:39 45 5. FC Thalwil 27 45:36 42 6. Chur 97 1 27 49:43 40 7. KF Dardania St. Gallen 1 27 55:60 39 8. FC Bazenheid 1 27 47:47 38 9. FC Adliswil 1 27 48:51 38 10. FC Lachen/Altendorf 1 27 55:55 37 11. FC Wil 1900 2 27 62:59 35 12. FC Rapperswil-Jona 2 27 45:56 33 13. FC Frauenfeld 1 27 56:64 32 14. FC Rorschach-Goldach 17 1 27 39:60 30 15.FC Amriswil 1 27 22:70 11

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Per E-Mail: gewinnspiel@lie-zeit.li Einsendeschluss ist der 26. Juni 2023 Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Vielen Dank für die zahlreichen, richtig gelösten Rechenrätsel. Gewonnen haben:

Joanna Fux, Triesen

Linnea Oehri, Schellenberg Lisa Schmid, Schaan

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71 lie:zeit
golm.at for kids only! 06/2023

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«Dank Weiterbildung den Anschluss nicht verpassen»

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pages 22-25

Der Sommer auf Radio Liechtenstein wird vielfältig

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Medienvielfalt in Liechtenstein

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«Wir lassen niemanden im Stich»

2min
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«Grösstmögliche Stabilität in unsicheren Zeiten»

5min
pages 16-17

Das Betreuungs- und Pflegegeld –ein Erfolgsmodell

2min
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«Ein kleines Land müsste viel agiler und schneller handeln können»

2min
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Mit Energieautarkie zu autonomer Strompreisgestaltung

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Das Bauernland im Kopf

1min
page 12

Fragen an

4min
pages 10-12

«Die Zukunft gemeinsam mit der Bevölkerung gestalten»

8min
pages 6-9

40 LÄNDER ROAMINGFREI

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pages 4-5

Der Hindernislauf in Liechtenstein Jetzt anmelden: liemudrun.li

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pages 2-4
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