11 Wohnkomfort
Mit neuartigen Möbeln und Gegenständen das Zuhause multifunktional gestalten Vor knapp zwei Jahren wurde der Alltag vieler Menschen auf den Kopf gestellt. Wohnungen mussten plötzlich Zusatzfunktionen übernehmen und Klassenzimmer, Kita, Büro, Orte der sportlichen Betätigung und der Erholung in einem sein. Gerade in den Zeiten des «Lockdown» haben die Menschen deshalb besonderen Wert auf ihre Einrichtungen gelegt.
Nicht zuletzt weil Unternehmen ihre Büros schliessen mussten, hat die Digitalisierung einen Aufschwung erfahren. Inzwischen haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Erfahrung gemacht, dass das Arbeiten zu Hause möglich ist, auch wenn das oftmals nicht einfach ist, weil es oftmals an Platz mangelt und das Nebeneinanderher der verschiedenen Tätigkeiten den Menschen einiges an Improvisationsgabe abverlangt hat. Viele Leute sind inzwischen davon überzeugt, dass Home Office auch künftig eine bleibende Alternative zum Arbeiten vom Büro aus sein wird. Welche Veränderungen bringt das mit sich?
Warum nicht auch Möbel mieten? Der grosse Vorteil der Mietmöbel ist die Flexibilität. Viele Menschen wollen sich nicht lange an Möbel binden. Einige Betriebe sind davon ausgegangen, dass ihre Angestellten auch auf dem Küchentisch, auf der Couch mit dem Laptop auf den Oberschenkeln oder notfalls sogar aus dem Bett heraus ihre Arbeit effizient erledigen könnten. Viele andere Unternehmen aber haben ihre Mitarbeiter mit neuen Möbeln ausgestattet. Manche Heimarbeiter haben diese gemietet. Früher wurden eher Wohnmöbel vermietet, zum Beispiel für Geschäftsleute, die nur für ein paar Wochen in einer Stadt sind. Fachleute zufolge hat sich das mit der Pandemie radikal verändert. Plötzlich brauchten viele Unternehmen Mobiliar, um ihren Mitarbeitern einen Home Office-Platz einzurichten. Seitdem werden seltener Sofas, Couchtische, Teppiche und Boxspringbetten verliehen, sondern zunehmend Drehstühle, Schreibtische, Akustikwände und Rollcontainer. 108 HAUSBAUER 2022
Designer entwickeln neuartige Möbelstücke Die so entstandenen Bedingungen stellen Möbeldesigner vor die Herausforderung, neue Gegenstände und Möbelstücke zu entwerfen, die das Leben zu Hause wieder leichter machen. Dabei geht es nicht darum, immer neue Produkte auf den Markt zu bringen. Viel mehr wird daran gearbeitet, dass man weniger braucht. Deshalb werden Sharing-Modelle, Reparatursets entwickelt und Rücknahmekreisläufe organisiert. Der Wandel verlangt andere Produkte als die der Wohlstandsjahre. Bis ein Möbelstück auf den Markt kommt, braucht es aber Zeit. Entwürfe aus den vergangenen drei bis vier Jahren, die das Arbeiten zu Hause erleichtern, zeigen erst jetzt ihre Berechtigung. Beispielsweise der Bürostuhl, der nicht als Bürostuhl zu erkennen ist und des wegen abends beim gemeinsamen Abendessen nicht unangenehm an die Arbeit erinnert. Dazu zählen auch der platzsparende Sekretär, hinter dessen hochgeklappter Tischplatte ein Mini-Büro verschwindet oder der Paravent, der Räume in unterschiedliche Zonen einteilt. Die letzten beiden Typologien wurden bereits im 19. Jahrhundert entwickelt im Gegensatz zu all den anderen angeblichen Neuheiten fürs Home Office, die in jüngster Zeit auf den Markt kamen. Möbel aus erneuerbaren Rohstoffen Möbeldesign hat heute viel auch mit Chemie und Physik zu tun. Produzenten versuchen, immer bessere Materia-