Das Schatzhaus an der Eisbachwelle Das Bayerische Nationalmuseum Autor: Frank Matthias Kammel
1851 besuchte der bayerische König Maximilian II. die Londoner Weltausstellung. Ihn faszinierte der dort praktizierte Gedanke, Nationen in Gestalt ihrer materiellen Meisterleistungen – sowohl historischer Werke als auch aktueller Produkte – zu präsentieren. Als ein Jahr später, inspiriert von dieser großartigen Schau, das South Kensington Museum, das heutige Victoria & Albert Museum gegründet wurde, fasste er den Beschluss, ein ähnliches Institut in seiner Residenzstadt errichten zu lassen. Das als Wittelsbacher Museum geplante Haus, das zwei Jahre später gegründet wurde, verfolgte das Ziel, „die interessantesten und vaterländischen Denkmäler und sonstigen Überreste vergangener Zeiten der Vergessenheit zu entreißen“. Mit dem Sammeln solcher Objekte verband sich die Absicht der Repräsentation einer bedeutenden Dynastie sowie der Versuch, ein allgemeines historisches Gedächtnis, eine breite Kreise erfassende gemeinsame Erinnerung auszuformen. Seit dem 19. Jahrhundert zählen Museen zu den wichtigsten, oft architektonisch herausgehobenen Orten dieser Funktion. Daher bildeten sie nicht zuletzt ein Instrument, dem über die Konservierung
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überkommener kultureller Güter und die Vermittlung von Kenntnissen hinaus angesichts des damals tiefgreifenden sozialen Wandels die Aufgabe zugesprochen wurde, eine historisch begründete Orientierung zu geben. Schließlich stellen sie die lebenden mit den ihnen vorangegangenen Generationen und deren Lebenswirklichkeiten in einen Zusammenhang.
Anlass dazu hatte Maximilian allemal. Im Zuge der napoleonischen Kriege, des Untergangs des Alten Reiches und des Wiener Kongresses veränderte Bayern seine Gestalt durch Gebietsverluste wie durch entsprechende Zuwächse beträchtlich. Es integrierte nun Regionen unterschiedlicher kultureller, konfessioneller, ökonomischer, politischer und klimatischer Prä-