Wiesbadener*in Ausgabe I / 2022
Preis: 6,50 €
Magazin für Kunst, KulTouren und Lebensfreude
„Fünf Räume des Lachens“
20 Jahre jung
Die Clown-Methode
und Galerien
„Kunst - das ist der Mensch“
Kunsthalle im Kunsthaus
Offenes Atelier der EVIM
Die Kurze Nacht der Museen
Wunderkammer BioArt
Tagesstruktur
Wo geht’s hier nach Osten? 22. goEast – Festival
Blaues Gold
Jahr des Wassers in Wiesbaden
Rückblick und Auftakt Die Wiesbadener Fototage 2022
Rückkehr des Verhassten Wölfe im Taunus
Tatort Rhein-Main Wiesbadener KrimiMärz
DAMIT UNGESEHENES ERHÖRT WIRD. PRESSEFREIHEIT GRENZENLOS DER PODCAST VON REPORTER OHNE GRENZEN
Begegnungen mit Journalist*innen weltweit - jeden Monat neu Die belarussische Fotografin Violetta Savchits begleitete die Massenproteste gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Alexander Lukaschenko von Beginn an. Im Podcast spricht sie über die Macht der Bilder und die bedrohliche Lage für die Menschen in Belarus. Angesichts der sich zuspitzenden Lage musste sie das Land kurz nach der Podcastaufnahme verlassen. © Violetta Savchits
Jetzt überall hören, wo es Podcasts gibt oder unter: www.reporter-ohne-grenzen.de/podcast
Inhalt
...... Nach dem chinesischen Tierkreis ist das Jahr 2022 das Jahr des Tigers, was ein Glück verheißendes, spannendes und ereignisreiches Jahr zu werden verspricht. Mut, Durchsetzungskraft, Selbstbewusstsein und Abenteuer sind die Merkmale, die eine bedeutende Rolle spielen. Ergänzend dazu zelebriert Wiesbaden 2022 das „Jahr des Wassers“. Ab 22. März werden zahlreiche Ausstellungen, Stadtrundgänge, Theaterstücke und viele weitere Projekte und Aktionen den Wert des „Blauen Goldes“ würdigen (S. 20).
Krimifestival im Caligari, Foto: © Martin Ohnesorge
menschen & meinungen Nur eine stumme Frau
kultur & kreatives Die kurze Nacht Kulturfonds Fernsehkrimifestival goEast 2022 Wiesbadener Fototage Michael Stein Jahr des Wassers Schattenwelten BioArt Heureka, ich falle! NKV Tanz Wiesbaden LitZell 2022 Aktion „Femorial“ Theaterdonner irritiert & amüsiert
magazin
KulTouren
unternehmen & märkte SEG WiBau GmbH
heilen & helfen
Heilsarmee Wiesbaden Ayurveda
zusammenleben Wölfe im Taunus
S. 4 S. 8 S. 10 S. 12 S. 14 S. 16 S. 18 S. 20 S. 22 S. 27 S. 26 S. 30 S. 36 S. 37 S. 40 S. 41 S. 43 S. 31 S. 24 S. 26 S. 44 S. 45 S. 46
Erwachsen und doch so jung – mit zwei Jahren Verspätung wird die Jubiläumsnacht, also die zwanzigste „Kurze Nacht“ der Museen und Galerien in Wiesbaden am 9. April 2022 ab 18 Uhr mit der Eröffnung im Frauenmuseum an den Start gehen, mit vielen spannende Ausstellungen und ohne rollendes Museum (S. 8). Wo geht’s hier nach Osten? In der Zeit vom 19. bis zum 25. April verwandelt sich Wiesbaden in ein Zentrum für Film und Kultur, einen Treffpunkt und Ort des Austausches von Mittel- und Osteuropa. Nach zwei Pandemie-Ausgaben kehrt das Festival nun endlich mit Publikum ins Kino zurück und bringt im 22. Jahr ein vielfältiges Programm auf die Leinwände (S. 14). »Unruhige Zeiten« – das ist der Titel der neuen Ausgabe der Wiesbadener Fototage. Doch bevor es ab 13. August losgeht, wollen Festivalleiter Jürgen Strasser und sein Team aus Michaela Höllriegel und Marc Peschke ein erstes Ausrufezeichen im Stadtraum Wiesbadens setzen und auf dem Luisenplatz vom 30. März bis 24. April mit einer Open-Air-Ausstellung die 20jährige Geschichte des Festivals dokumentieren (S. 16)
IMPRESSUM: Herausgeberin, Gesamtkoordination & Gestaltung: media futura • Inh. Petra Esser • Mittelstraße 3 • 56856 Zell/Mosel • Tel. 06542.954.00.80 • Fax: 06542.954.00.79 • www.media–futura.de • mail@media–futura.de • Gestaltung: Petra Esser • Redaktion: Petra Esser, Tobias Mahlow, Gesine Werner, Konstantin Mahlow • Anzeigenleitung: Tobias Mahlow • Titelbild: Frank Deubel & Lisa Rudigier, aus der Serie: vertikale Menschenbilder • Vignetten: Bernd Schneider • Druck: Onlineprinters GmbH, Rudolf-Diesel-Str. 10, 91413 Neustadt a. d. Aisch • Redaktionsschluss für die Ausgabe II/2022: 20.05.2022 • Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages • alle Fotos und Logos wurden uns – wenn nicht anders dokumentiert – von den porträtierten Personen/Institutionen zur Verfügung gestellt. wiesbadener*in I/2022
menschen & meinungen Und 535 Jahre später salbadert eine TV-Beilage:„Armes Fräulein Flierl“. Gemeint ist nicht die vorsintflutliche Anrede einer Kripomitarbeiterin. Die Drehbücher der ZDF-Erfolgsserie „München Mord“ muten der gestandenen Schauspielerin Bernadette Heerwegen als naiver Kommissarin viel zu. Ein Herrlein Kommissar fehlt übrigens bislang. Immerhin darf die Krimifrau ermitteln, wofür Plato in seiner Politaia schon plädierte: „Es gibt also, mein Freund, keine Beschäftigung eigens für die Frau, nur weil sie eine Frau ist, und auch keine eigens für den Mann, nur weil er ein Mann ist.“ Liberté, Egalité, Fraternité? Olympe de Gouges spricht Anno 1791 in den Artikeln ihrer „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ konsequent von „Bürgerin und Bürger“.
Helau aua! Fassenacht fiel 2022 der Pandemie zum Opfer. Doch der Magistrat der hessischen Landeshauptstadt ist analog zu 2017 aktuell eine reine Boygroup: „Frauenquote zu 100% erfüllt“.
Nur eine stumme Frau ist eine gute Frau Internationaler Frauentag 2022 „Mehr Stolz, Ihr Frauen! Nur auf den Nacken, der sich beugt, tritt der Fuß des vermeintlichen Herrn.“ Mit Hedwig Dohm zum Internationalen Frauentag 2022 mal dem Volk „aufs Maul geschaut“ und zugehört: „Frauen, die reden & Hühnern die krähn, denen soll Mann beizeiten den Hals rumdrehn.“ Aus China kommt: „Die Zunge ist das Schwert der Frau, sie lässt es niemals einrosten.“ Aus Spanien stammt: „Männer reden, Frauen schwatzen.“ Auch die mozärtliche „Zauberflöte“ bietet Erbauliches: „Ein Weib tut wenig, redet viel.“ In der „komischen“ Oper mit dem sinnigen Titel „Die schweigsame Frau“ von Richard Strauss ist zu erfahren: „Eine schweigsame Frau, die findet Mann nur auf Kirchhöfen und unterm Steinern Kreuz“. Shakespeares „schwatzhafte Weiber von Windsor“ nicht zu vergessen. Oft gehört, der Spruch: „Ein Mann – ein Wort. Eine Frau – ein Wörterbuch.“ Wörterbuch? Das geht als
Kompliment durch, denn ein solches offeriert Bildung. Unsere deutsche Sprache hat einen beachtlichen Fundus an Titulierungen für Frauen, die es wagen, sich zu Wort zu melden. Ob Xanthippe, Waschweib, Klatschbase, Schnattergans oder Quasselstrippe – die charmanten Anreden werten weibliches Reden ab. Wen interessiert da schon der Inhalt des Gesagten? Kaum verhüllt wird vermittelt: – Frauen sollen nicht reden, sie sollen schweigen, – Frauen haben nichts Wichtiges mitzuteilen, – Frauen schwingen „unnütze Reden“. Also können Frauen ungestraft ignoriert und lächerlich gemacht werden. Das haben sich die Weibsbilder sicher verdient, oder? Der „Malleus maleficarum“, Anno 1487 als „Hexenhammer“ publiziert, erklärt: „Wenn eine Frau alleine denkt, denkt sie Böses.“
Die Gesellschaft für deutsche Sprache begeht heuer ihren 75. Geburtstag und ist dem Gendern durchaus zugetan, rät zu Doppelnennungen und geschlechtsneutralen Begriffen. Die Brüder Grimm, feministischer Umtriebe so gar nicht verdächtig, schrieben in ihrem Wörterbuch von 1878 von „Gästen und Gästinnen“. Zeitgenosse Nils Minkmar sieht „feministische Einstellung“ als „eine Präzision des Humanismus, zu der es keine vernünftige Alternative gibt.“ Der „Spiegel“-Redakteur stellt fest: „Ich meine, wie waren diskursiv schon mal weiter“ und ergänzt seine treffende Diagnose mit der Aufforderung: „Man muss vom Feminismus nichts halten, wenn man Frauen hasst, seine Fenster mit Alufolie beklebt hat und allabendlich den Himmel nach Chemtrails absucht. Alle anderen sind bitte Feministinnen und Feministen.“ Immerhin 50 Jahre nach 1968 fällt der BGH mit seinem seltsamen Urteil, die männliche Form sei „geschlechtsblind“ zu verwenden, hinter den hessischen Runderlass von 1984 zurück, der das ausdrücklich verneint. Der „Sebastiantest“ entlarvt, ob ein Text sexistisch ist, rät Kommunikationscoach Claudia Cornelsen. Einfach in Texten den Frauennamen ersetzen durch „Sebastian“. Wird gelacht, hat´s funktioniert. Denn: Tun Zwei das Gleiche, ist es bei Frau und Mann noch immer nicht dasselbe.
Gesine Werner, geprüfter Mann und Diplompädagogin wiesbadener*in I/2022
kultur & kreatives
Julia Collet - Kunst entsteht im Kopf und fließt in die Hände
kleines Foto oben: CRISPR/Cas und seine RNA
„Kunst – das ist der Mensch“
A
(Pablo Picasso)
Offenes Atelier der EVIM Tagesstruktur
usgelassene Heiterkeit erwartet mich im Offenen Atelier in der Karlstraße. Die Künstlerinnen und Künstler Julia Collet, Oliver Schwarz und Diana Pude sowie die Kunsttherapeutin Julia Isterling erwarten mich gut gelaunt zum Gespräch. Hier fühle ich mich wohl, hier fühle ich mich aufgehoben. Hier begegnet man sich auf Augenhöhe – und die gute Stimmung ist absolut ansteckend! Das Offene Atelier besteht seit 2014 und ist seit diesem Zeitpunkt fester Bestandteil in der Angebotsstruktur für Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Hierhin kommen Menschen, die selbständig wohnen und ihr Leben gestalten und in unterschiedlicher Form Beratung und Unterstützung erhalten. Vor der Pandemie gab es mehrere Orte, an denen Kunst im Sinne des Offenen wiesbadener*in I/2022
Ateliers gemacht wurde, seit Corona aber wurden alle Aktivitäten in die Karlstraße verlegt. Alle fühlen sich hier sehr wohl, weil dieser Ort echten Atelier-Charakter hat. Die Ausstattung bietet auch die spontante Möglichkeit, sich als Künstler:in auszuprobieren. Der Pandemie geschuldet ist die Aufteilung in zwei Gruppen, die an verschiedenen Tagen im Zweiwochenrhythmus für gut 3-3,5 Stunden ins Atelier kommen. Im Wechsel wird sich jeweils dienstags getroffen; zusätzlich gibt es einmal im Monat ein Freitags-Angebot. Obwohl die Treffen Corona-bedingt drastisch reduziert werden mussten, war diese Zeit bisher für einige Künstler:innen, die oft sehr zurückgezogen leben, die „menschenreichste Zeit“. Die neue Konstellation in der Gruppe im Offenen Atelier ist optimal:
Die Kontakte sind überschaubar und man lernt sich schnell – gerade über die Kunst – kennen und schätzen. Denn Kontakte sind für alle wichtig – aber eben dosiert. Die kleineren und konstanteren Gruppen waren für alle Künstler:innen sehr inspirierend; die Beziehungen untereinander wurden gefestigt. So sind Freundschaften entstanden, und man trifft sich auch mal außerhalb des Ateliers. „Die Künstler:innen konnten sich besser kennenlernen“, so Julia Isterling, „sowohl in der künstlerischen Arbeit, als auch im persönlichen Bereich.“ Auch Julia Isterling kann der Ateliersituation, die durch Corona geschaffen wurde, durchaus auch etwas Positives abgewinnen: Die Kunsttherapeutin und Künstlerin hat endlich auch wieder Zeit gefunden, selbst zu malen. „Wir bereichern und inspirieren uns hier gegenseitig“, so
kultur & kreatves
Diana Pude - Kunst ist, Neues auszuprobieren
Julia Isterling, „und treffen uns auf Augenhöhe, als Künstler:innen“. Das ist auch zu spüren. Diese Begegnung auf Augenhöhe macht sicher auch diese gute und inspirierende Stimmung aus, die überall zu spüren ist, ebenso wie die große Wertschätzung untereinander. Zusätzlich zu den Ateliertreffen wurde eine WhatsApp-Gruppe ins Leben gerufen, die von den Künstler:innen gerne genutzt wird. Hier findet reger Austausch statt. Die Künstler:innen schicken sich untereinander Fotos ihrer Werke zu, die dann kommentiert werden können oder auch nicht, je nachdem, wie gerade Zeit und Muße ist. Alle Akteur:inn:en empfinden die WhatsApp-Gruppe als Bereicherung. Das schriftliche Kommentieren/Austauschen sei oft einfacher als das direkte persönliche Gespräch. Man hat einfach mehr Zeit, sich mit dem Gesendeten auseinander zu setzen und kann in Ruhe miteinander kommunizieren. Irgendwann stelle ich die Frage in die Runde, wie sie denn zur Kunst gekommen sind. Und alle antworten unisono: durch Geburt! Ich bin sprachlos! So selbstverständlich wurde mir diese Frage noch nie beantwortet. Und schaue ich mir die Kunst an, die mir hier und heute begegnet, kann ich nur zustimmen!
Alle Arbeiten sind großartig und hochprofessionell. Alle sind unglaublich kreativ und in vielen Genres unterwegs und versuchen sich auch in allen Richtungen, „David und Goliath oder die Überlegenheit des vermeintlich „Schwächeren“ Bilder von Künstlerinnen und Künstlern des Offenen Ateliers der EVIM Gemeindepsychiatrie Virtueller Rundgang: https://my.matterport.com/show/ ?m=HUdqEz2wXeQ&brand=0. Das Offene Atelier wird von der Wiesbadener Künstlerin und Kunsttherapeutin Julia Isterling betreut. Produktion 3-D-Video: Ludmila Lorenz. die sie immer schon interessiert hat oder neu interessiert. In der Kunst sind alle unglaublich neugierig – ich habe den Eindruck: Hier findet das wahre Leben statt. Wunderbar! Julia Collet zum Beispiel häkelt aktuell – sie häkelt ohne Vorlage. Alle gehäkelten 3-D-Werke entstehen erst in ihrem Kopf und werden dann mit den Händen umgesetzt.
Alle gehäkelten Werke haben einen starken Ausdruck und werden in einem Stück gehäkelt – aus dem Kopf - intuitives Häkeln. Ich lerne ein Enzym (CRISPR/Cas) kennen, das Gestalt angenommen hat und mit bloßem Auge erkennbar ist, in Form einer Häkelplastik. Und diese Plastik hat auch noch einen enormen Ausdruck. Julia Collet ist zusätzlich in der Lage, komplexe naturwissenschaftliche Zusammenhänge so inspirierend und poetisch zu erklären, dass sie sofort für jeden Laien verständlich sind – ein Talent auf vielen Gebieten. In der Ausstellung „Outsider Art“ war sie mit Zeichnungen und Acrylgemälden vertreten. Für die Ausstellung „David und Goliath“ (Schwalbe 6) hat sie u.a. einen großen Flamingo gehäkelt (Link siehe Infokasten). Oliver Schwarz malt und zeichnet – sehr detailreich, sehr kreativ – aktuell erinnert seine Kunst an Comics. Auch er malt intuitiv – die Bilder entstehen in seinem Kopf und werden so auf Papier gebracht. Seine Inspiration bezieht er aus Videospielen (Games) und japanischer sowie amerikanischer Popkultur. die er in eine eigene Symbolik umwandelt. Da er in letzter Zeit eine schwarz/weiß wiesbadener*in I/2022
kultur & kreatives
Oliver Schwarz - Kunst wird aus dem eigenen Universion in Symbolik umgewandelt
kleines Foto oben: „new game“, DIN A3, Tuschestifte und Neonmarker auf Papier
– Phase hatte, probiert er jetzt mit Linol – ein für ihn ganz neues Material. Diana Pude ist aktuell die Keramikerin. Auch sie hat viel gemalt und gezeichnet und hat nun Ton als Ausdrucksmittel entdeckt. Es ist ihre erste Berührung mit Ton, nun probiert sich sowohl in der Arbeit mit dem Material als auch mit Farben und anderen Möglichkeiten aus, um die Tonkreationen zu verzieren. „Der Ansatz ist“, sagt Julia Isterling, „dass jeder mit dem beginnt, was ihm am leichtesten fällt und dann neue Techniken oder Materialien ausprobieren und sich weiterentwickeln kann.“ Den Weg in das Offene Atelier haben alle Künstler:innen über die Angebots-Broschüre der Tagesstruktur der EVIM gefunden. Natürlich muss diese Kunst gezeigt werden, aber aktuell – und Pandemiebedingt ist noch kein Ausstellungstermin für 2022 in Sicht. Julia Isterling und alle Akteur:innen halten eine Ausstellung aber fest im Blick und werden in die Realisierung gehen, sobald sich eine Möglichkeit bietet. Ich verlasse das Atelier beschwingt, inspiriert und mit einem Lächeln auf den Lippen! wiesbadener*in I/2022
Julia Istering: Kunst ist – Inspriation auf der Leinwand
kultur & kreatves
Justine Otto: conquo
Erwachsen und doch so jung wie vor 20 Jahren Die Kurze Nacht der Museen und Galerien in Wiesbaden
M
it zwei Jahren Verspätung wird die Jubiläumsnacht, also die zwanzigste „Kurze Nacht“ der Museen und Galerien in Wiesbaden am 9. April 2022 ab 18 Uhr mit der Eröffnung im Frauenmuseum an den Start gehen.
Eine schlechte Nachricht vorweg. Wegen der derzeitigen Corona Situation muss leider auf die Teilnahme des „Rollenden Museums“ und des Wiesbadener PopJazzChores verzichtet werden, da ein Mitwirken organisatorisch aufgrund der gesetzlichen Auflagen nicht
zu realisieren ist, wobei Rainer Wehner vom Rollenden Museum und der Leiter des PopJazzChores Clemens Schäfer bereits heute ihr Mitwirken 2023 fix zugesagt haben. Nichtsdestotrotz werden aber die rekordverdächtige Anzahl von 26 Museen, Kunstvereinen, Projek wiesbadener*in I/2022
kultur & kreatives
träumen und Galerien ihre Türen öffnen. Die „Kurze Nacht“ ist eine nicht mehr aus dem Wiesbadener Eventkalender wegzudenkende Kulturveranstaltung! Mit ihrem spannenden und facettenreichen Programm lockt sie jedes Jahr tausende Besucher aus nah und fern in die Landeshauptstadt und hat sich ohne Übertreibung als „Marke“ etabliert, denn überall landauf, landab gibt es „Lange Nächte“, Wiesbaden mit seiner „Kurzen Nacht“ ist einzigartig. Auch in diesem Jahr ist wieder eine Reihe neuer Aussteller mit dabei. Es sind die HS Galerie in der Oranienstr. 6, die Arbeiten von Andreas Pistner und Florian Stucki zeigen, die Galerie Rubrechtcontemporary in der Büdingenstraße 4-6, die unter dem Titel „Paarlauf“ Werke von Nina Stoelting und Gabor Török präsentieren.Gabor Török ist dazu parallel mit seinen Arbeiten anlässlich seines siebzigsten Geburtstages im Landesmuseum zu sehen. Premiere haben außerdem die Westend Freiluftgalerie an der Kreuzung Bismarckring, Goeben-, Bertramstraße, die Ute Wurtinger mit digitaler Malerei zeigt, sowie die Schmuckgalerie Hermsen, Taunusstraße 55, die unter dem Titel „Spring“ Schmuck und Objekte von Miriam Hiller, Julika Müller, Antje Stutz und Sabine Müller präsentiert. Der Incubartor, die Dependance der Galerie Rother in der Taunusstr. 55 bietet dem Wiesbadener Lokalmatador der Streetart YORKAR eine Plattform, ebenso der Projektraum Kunst, Saalgasse 16 den Künstler*innen Nicole Fehling, Daniel Stier und Angela Cremer mit ihren Zeichnungen, Collagen, Fotos und Malerei. Das Kunsthaus Weinstock wird unter dem Titel „PopUp@Lili - Sound meets ART“ im „Marleen im Lili“, Bahnhofsplatz 3, den Künstler JES, der mit seiner prägnanten Bildsprache Ikonen wie Marilyn Monroe und Freddie Mercury neues Leben einhaucht, marcostirn, mit seiner Serie „Olivia“ und Andy Warhol mit der Serie „Beethoven“ vorstellen. wiesbadener*in I/2022
Justine Otto: the eternal song
Ein besonderes Highlight ist sicherlich, die nur am 9. April zu sehende performative Arbeit der Künstlerin Julia Seifried mit dem Titel „Baustellenidylle #1“ im Kunstraum in der Faulbrunnen-straße 5. Das ausführliche Programm, was es während der „Kurzen Nacht“ zu sehen gibt, ist in Druckform in allen beteiligten Museen und Galerien und der Tourist Information ausgelegt bzw. auf der Homepage: www.kurze-nacht.de veröffentlicht. Ab 19 und bis 24 Uhr können am 9. April die teilnehmenden 26 Institutionen und Galerien im Rundgang, und das wie seit Beginn des Events vor 20 Jahren kostenlos besucht werden.
„NEW TRADITIONALISTS“, die sehr sehenswerte Ausstellung der in Hamburg arbeitenden Künstlerin Justine Otto mit ihren fast durchweg großformatige Arbeiten, in denen sie Sinneszusammenhänge simuliert, die den Betrachtenden zunächst vertraut erscheinen, doch die Protagonist:inn:en in den Bildern vollziehen eher rätselhafte Handlungen, zu bewundern. Unterstützt wird die Veranstaltung in diesem Jahr vom Kulturamt der Stadt Wiesbaden und der NASPA. Die Veranstaltung wird im Auftrag des Kulturamtes der Stadt Wiesbaden und der Interessengemeinschaft Wiesbadener Galerien von Erhard Witzel, Tel.: 0171-6504 690 organisiert und durchgeführt.
Bereits schon um 18.00 Uhr wird die „KURZE NACHT 2022“ von dem Kulturdezernenten und Stadtrat Axel Imholz und dem Organisator Erhard Witzel, im Frauenmuseum in der Wörthstraße 5 eröffnet. Dort ist übrigens unter dem Titel
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60. Geburtstag von Fluxus gebührend zelebriert. Im Wiesbadener Museum gingen die „Festspiele neuester Musik“ über die Bühne - inklusive lustvoll zertrümmertem Piano.
Als neue Kulturausschuss-Vorsitzende empfiehlt Dr. Ina Hartwig aus Frankfurt einen kulturellen Kurztrip zur Blockbusterschau “Alles! 100 Jahre Jawlensky in Wiesbaden”. Kulturfonds Geschäftsführerin Karin Wolff und Museumsdirektor Dr. Andreas Henning flankieren das Jawlenskywerk „Bildnis der Marianne von Werefkin“.
D
er Jugend eine Gasse. „Gerade in Zeiten der Pandemie ist Förderung von Kreativität und Weiterentwicklung von Schülerinnen und Schülern durch Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden und kulturellen Einrichtungen von großer Bedeutung.“ Die Bewerbungsphase zum Bildungsprogramm KUNSTVOLL für das Schuljahr 2022/2023 läuft. Schon seit 9 Jahren fördert das KUNSTVOLL „spannende kulturelle Bildungsprojekte in Frankfurt RheinMain. Junge Menschen können hier Kultur hautnah über ein ganzes Schuljahr erleben, ihre eigenen Ideen verwirklichen, mit Leben füllen und präsentieren“, betont Kulturfonds-Chefin Karin Wolff. Wichtig ist der Geschäftsführerin „die Erweiterung des Horizonts im Mittelpunkt des Bildungsprogramms“. Im Jahr 2021 waren „die Bewerbungszahlen der Pandemie
zum Trotz wieder rekordverdächtig hoch. Darauf hoffen wir natürlich auch in diesem Jahr, da vor allem Kindern und Jugendlichen in den beiden vergangenen Jahren und wohl leider auch in der kommenden Zeit sehr viel abverlangt wurde und wird.“ Es gilt, der „Lust auf Kultur eine Perspektive zu geben und Raum zu schaffen“, damit sich die jungen Leute „auf die Suche nach Antworten auf ihre Lebensfragen begeben können.“ Im Kleinen Verfahren wurden vier Projekte ausgewählt. Neben „Implantieren 2022/23 - Beziehungsweisen“ und der „see conference 2022“ wird das „Festival der jungen Talente 2022“ der Hochschule für Gestaltung Offenbach gefördert. Bei „Fluxus SEX TIES!“ heißt es in Wiesbaden programmatisch “Hier spielt die Musik”, wenn der 175 JA!re junge Nassauische Kunstverein im Doppeljubiläum auch den
„Festen für alle Sinne“ ist der Kulturfonds zugetan. Großzügige Förderung geht an die Internationalen Maifestspiele Wiesbaden in der „Jubiläumssaison 125 plus 1“, namentlich das spektakuläre Operngroßprojekt „Babylon“. Eine Zeitreise durch 125 Jahre Internationale Maifestspiele Wiesbaden gemäß der Devise „Vorhang auf!“ führt das kommunale Stadtmuseum am Markt durch die großen Epochen des Staatstheaters Wiesbaden. „Hochkultur“ seit Willem Zwo. Kostbare Requisiten, Bühnenbilder, Galaroben und Technikgerät sind an Bord. Stichwort Personalia: Dr. Ina Hartwig, seit 2006 Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt, ist seit 2022 Vorsitzende des Kulturausschusses im Kulturfonds und empfiehlt als kulturellen Kurztrip die Blockbusterschau „Alles! 100 Jahre Jawlensky in Wiesbaden“. Eine erfreuliche Neuberufung gibt der Fonds auch bekannt. Das Kuratorium hat hochkarätigen Zuwachs bekommen. In der Sparte Musik wird das Kuratorium verstärkt durch die Dirigentin Bar Avni. Die exzellente Musikerin wurde Ende 2020 „zur ersten weiblichen Chefdirigentin der Bayer Philharmoniker berufen“. Im Rhein-Main-Gebiet ist sie keine Unbekannte. Seit Herbst 2021 war Bar Avni in mehreren Konzerten mit dem Bridges-Kammerorchester zu erleben. www.kulturfonds-frm.de Text und Foto: Gesine Werner
Zeitreise und Kultur für die Sinne Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main gibt Lust auf Kultur eine Perspektive 10
wiesbadener*in I/2022
kultur & kreatves
DFKF-Festivalleiterin Cathrin Ehrlich, Foto: © Barbara Dietl
Fernsehkrimifestival 2022 Den Wein gibt´s erst im Mai „Wir möchten sehr gerne das Festival als Präsenz- und Publikumsveranstaltung ermöglichen. Aufgrund der aktuellen Verordnungen verschieben wir es deswegen in den Mai, in der Zuversicht, dass wir dann mit Publikum, Filmschaffenden und Krimifans gemeinsam den Fernsehkrimi feiern können.“, so Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden. So wird das 18. Deutsche FernsehKrimi-Festival in Wiesbaden wird vom März in den Frühsommer verlegt und findet vom 8. bis 15. Mai 2022 statt. Bereits 2021 fand das Festival aufgrund der Corona-Pandemie erstmals als reine Online-Veranstaltung vom 30. Mai bis 4. Juni statt. „Sörensen hat Angst“ (NDR, Regie: Bjarne Mädel, Buch: Sven Stricker) wurde damals mit dem Deutschen FernsehKrimi-Preis sowie mit dem Publikumspreis der Leserjury des Wiesbadener Kuriers ausgezeichnet. 12
Das DEUTSCHE FERNSEHKRIMI-FESTIVAL wurde 2005 zum ersten Mal veranstaltet. Ein dreitägiger Wettbewerb, Filmgespräche mit Macher*innen und Schauspieler*innen sowie ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm bestehend aus Filmpremieren, der Verleihung des Ehrenpreises, der Suche nach der besten Krimi-Serie des Jahres, einem Wettbewerb für Nachwuchs-Drehbuchautor*innen, Kunstausstellungen und Lesungen von Krimiautor*innen ziehen jährlich bis zu 4.000 Besucher*innen und Branchenvertreter*innen in die historische Caligari FilmBühne nach Wiesbaden und zeigen die ganze Bandbreite und Entwicklung des beliebtesten Filmgenres im deutschsprachigen Fernsehen auf. Herzstück des Festivals, das seit 2005 jährlich veranstaltet wird, ist der DEUTSCHE FERNSEHKRIMI-PREIS, für den sich in den vergangenen Jahren bis zu 70 Produktionen zur Vorauswahl beworben haben.
Eine prominent besetzte Jury kürt am Ende der Festivalwoche aus zehn Fernsehkrimis, die es in den Wettbewerb geschafft haben, den Gewinnerfilm – Redaktion und Produktion erhalten im Rahmen einer Preisverleihung neben einer Trophäe 1.000 Liter Wein. Zusätzlich werden Sonderpreise für herausragende schauspielerische Leistungen (m/w) und ein Sonderpreis für ein einzelnes Gewerk (Drehbuch, Regie, Kamera, Musik, etc.) vergeben. Seit 2005 gibt es auch einen PUBLIKUMSPREIS,den die Leserjury des Wiesbadener Kuriers vergibt. In den letzten Jahren kamen weitere Preise dazu. Seit 2017 gibt es den NACHWUCHS-DREHBUCHWETTBEWERB, 2019 wurde der EHRENPREIS DES DEUTSCHEN FERNSEHKRIMI-FESTIVALS erstmals vergeben. Erste Ehrenpreisträgerin war Ulrike Folkerts, gefolgt von Matthias Brandt und Barbara Auer wiesbadener*in I/2022
kultur & kreatives
Simone Buchholz, Autorin, Foto: © Gerald von Foris
2020, 2021 wurde der Regisseur und Drehbuchautor Eoin Moore mit dem Preis ausgezeichnet. 2020 wurde der SERIENWETTBEWERB ins Leben gerufen, und eine Jury aus Studierenden vergibt den Preis „KRIMISERIE DES JAHRES“. Im Archiv unter http://fernsehkrimifestival.de/archiv/ finden Sie außerdem sämtliche Preisträger*innen und Juries seit 2005 aufgelistet, außerdem die Programmhefte seit 2014 als PDFdownload.
KrimiMärz 2022 Bereits zum fünften Mal begleitet der „Wiesbadener KrimiMärz“ das Festival, bleibt aber auf seinem ursprünglichen Termin – in diesem Jahr vom 3. bis 31. März.
Jürgen Heimbach, Autor, Foto: © Elisa Biscotti
Deutschland zu Gast sein. Mit Max Annas kehrt der Wiesbadener Krimistipendiat des Jahres 2020 an den Ort der Inspiration seines Kurzkrimis „Fatima“ zurück. Am Samstag, 19. März, wird die Geschichte aus der nächtlichen Wiesbadener Fußgängerzone im Museum Wiesbaden erstmals öffentlich zu hören sein. Zum Abschluss des „Wiesbadener KrimiMärz 2022“ finden schließlich zwölf Krimiautorinnen und -autoren aus dem gesamten Rhein-MainGebiet zusammen, um ihre abgründigen Fantasien zu vereinen.
Erben“ am Donnerstag, 31. März, im Marleen ihr Publikum mit drei kurzweiligen Szenen aus drei verschiedenen Perspektiven. Das komplette Programm des KrimiMärz findet man als pdf unter (bitte nach unten scrollen): https://www.wiesbaden.de/ kultur/literatur/veranstaltungen/ wiesbadener-krimimaerz.php Alle aktuellen Informationen zum Fernsehkrimifestival 2022 unter: https://fernsehkrimifestival.de/
Mit dem Krimi-Spektakel „Rache, Raub und Regenwald“ unterhält die Autorengruppe „Dostojewskis
Der Auftakt des KrimiMärz gebührt der diesjährigen Krimistipendiatin, der Kölner Thriller- und Sachbuchautorin Melanie Raabe. Sie wird am Donnerstag, 3. März, im Gespräch mit Ulrich Noller einen Einblick in ihr bisheriges Werk geben und aus ihrem aktuellen Roman „Die Wälder“ lesen. Mit Simone Buchholz, Jürgen Heimbach und Jan Costin Wagner werden zudem preisgekrönte Krimiautorinnen und -autoren aus wiesbadener*in I/2022
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kultur & kreatives
aus: „East of Bukarest“
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iesbaden verwandelt sich in der Zeit vom 19. bis zum 25. April in ein Zentrum für Film und Kultur, einen Treffpunkt und Ort des Austausches von Mittel- und Osteuropa. Nach zwei PandemieAusgaben kehrt das Festival nun endlich mit Publikum ins Kino zurück und bringt im 22. Jahr ein vielfältiges Programm auf die Leinwände.
In einer Woche werden über 100 Filme gezeigt. Das Kernstück von goEast ist der Wettbewerb um die Goldene Lilie, in dem 16 herausragende Spiel- und Dokumentarfilme verschiedener Genres ihre Premieren feiern. Außerdem gibt es Kurzfilmprogramme und das East-West Talent Lab, das junge Filmschaffende fördert. In der Sektion Bioskop zeigt goEast das Filmschaffen
Wo geht´s hier nach Osten? 22. goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films Mittel- und Osteuropas unabhängig vom Premierenstatus in seiner ganzen Breite. Wo geht’s hier nach Osten? Symposium, Hommage und Matinee Das Symposium fokussiert sich 2022 auf den französisch-schweizerischen Filmemacher Jean-Luc Godard. Die Wahl mag überraschen, doch Godard beschäftigte 14
sich in seinen Filmen ausführlich mit dem Osten – wie kaum ein anderer westlicher Filmschaffender. Zu sehen sind Klassiker wie LA CHINOISE (1967) und auch ALLEMAGNE ANNÉE 90 NEUF ZÉRO (1991), in dem der Wiesbadener Eddie Constantine einen letzten Auftritt als Agent Lemmy Caution hatte. Godards Arbeiten treten bei goEast in einen Dialog mit mittelund osteuropäischen Filmen, die den Regisseur beeinflusst haben, und werden von Vorträgen internationaler Filmwissenschaftler:inn: en gerahmt. Die Hommage widmet sich dieses Jahr der georgischen Regisseurin Lana Gogoberidze, eine der herausragendsten Vertreterinnen ihrer Generation. Die 93jährige Filmemacherin wird vor Ort in Wiesbaden sein und ihre Arbeit vorstellen. goEast-Trailer: DIE SPIELREGEL von Radu Jude Der rumänische Regisseur Radu Jude, mehrfacher Berlinale-Preisträger, hat den Trailer für das diesjährige goEast Filmfestival gestaltet. Der knapp einminütige Film zeigt Vertreter des deutschen Adelsgeschlechts der Hohenzollern wiesbadener*in I/2022
kultur & kreatives
bei einem Jagdausflug in Rumänien auf Archivaufnahmen von 1935, untermalt von heiterer Walzermusik. Das Ganze erinnert stark an die Jagdszene aus Jean Renoirs LA RÈGLE DU JEU (1939); Ost und West kommen in dem Fundstück symbolisch zusammen. Neue Wege fürs Kino – und darüber hinaus goEast betritt in diesem Jahr mit dem Rahmenprogramm „Cinema Archipelago“ Neuland. Das von fünf Gastkurator:inn:en gestaltete Programm wurde ins Leben gerufen, um zusätzlich zum klassischen Kinoerlebnis weitere Formen audiovisueller Medien und filmischer Begegnungen zu erkunden. Zusammen mit lokalen und internationalen Partner:innen erschließt goEast neue Zielgruppen und ermöglicht deren Teilhabe am Programm: Senior:innen werden zum, „Senior Cinema“ ebenso ins Kino eingeladen wie eine junge Zuschauer:innen mit dem TikTokProgramm „To the Internet and Back“. #goeast_filmfestival Die Video-App TikTok erfreute sich 2021 mit etwa 700 Millionen Nutzer:innen weltweit einer enormen Beliebtheit. goEast ließ sich von der Vielfältigkeit und Popularität dieser App inspirieren und möchte die TikTok-Welt auch für Smartphone-Hasser:innen sichtbar machen. Es gibt kaum ein anderes Medium, in dem Menschen so unvermittelt Video-Inhalte gestalte. goEast zeigt mittel- und osteuropäische TikTok-Videos als in verschieaus: „La chinoise“
dene Kategorien gegliederte Kurzfilme, z.B. „Folklore & Traditions“, „Don’t Try This At Home“. Virtual Reality bei goEast goEast ist seit 2018 Vorreiter bei der Präsentation von Virtual Reality aus Mittel- und Osteuropa. 2022 gibt es einen XR/VR-Hackathon, bei dem die virtuelle goEast-Welt mit der Nachbildung der Caligari FilmBühne weiter ausgebaut und um ein Badehaus erweitert wird. Hier trifft Wiesbadens Kurorttradition im Internet auf
Aufforderung, sich intensiver mit der jüngeren Geschichte zu beschäftigen und dabei auch über Begriffe wie „PostKommunismus“ zu streiten.
osteuropäische Badehäuser. Junge VR-Künstler:innen können außerdem mit Projekten in Entwicklung an einem VRund XR-Wettbewerb teilnehmen. Was bedeutet eigentlich „post-sowjetisch“? Dieser Frage geht goEast in der Rubrik „30 Jahre ‚postsowjetisches‘ Kino“ nach. Zusammen mit der Europäischen Filmakademie und eingeladenen Expert:inn:en erstellte es 2021 eine Liste mit 30 wegweisenden Filmen. Sechs selten vorgeführte Filme aus der Liste wird goEast dem Publikum präsentieren mit der
Seien Sie dabei, wenn es wieder heißt – auf nach Osten, auf ins Kino!
Weitere Infos unter: www.filmfestival-goeast.de
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Foto © Katarina Belkina, „Red Moscow“
Rückblick und Auftakt Die Wiesbadener Fototage 2022 setzen ein erstes Ausrufezeichen
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om 13. bis 28. August 2022 wird Wiesbaden ganz im Zeichen aktueller künstlerischer Fotografie stehen. Die 12. Wiesbadener Fototage präsentieren Werke an sechs zentralen Orten der Landeshauptstadt. Im Kunsthaus Wiesbaden, im sam - Stadtmuseum am Markt, im frauen museum wiesbaden, im Aktiven Museum Spiegelgasse, im Kunstverein Bellevue-Saal und in der Galerie Rubrecht Contemporary werden Arbeiten aus einem offenen Wettbewerb zu sehen sein, der dringliche Themen unserer Zeit hinterfragt. »Unruhige Zeiten« – das ist der Titel der neuen Ausgabe der Wiesbadener Fototage. Doch bevor es im Sommer mit den Wettbewerbsausstellungen und der Wahl der Preisträger losgeht, wollen Festivalleiter Jürgen Strasser und sein Team aus Michaela Höllriegel und Marc Peschke ein erstes Ausrufezeichen 16
Foto © Benita Suchodrev, aus der Serie „48 Hours Blackpool“
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im Stadtraum Wiesbadens setzen. Auf dem Luisenplatz reflektiert vom 30. März bis 24. April eine OpenAir-Ausstellung die 20jährige Geschichte des Festivals, wie Strasser ausführt: »Die Fototage feiern in diesem Jahr ihr 20. Jubiläum und sind neben Hamburg das älteste noch existierende Fotofestival in Deutschland. Da hat sich eine Ausstellung mit einem Querschnitt aus vorausgegangenen Ausgaben geradezu angeboten. Die Ausstellung ist auch als Anerkennung der Arbeit der Gründer und langjährigen Macher der Fototage zu sehen.« Die Open-Air-Schau stellt auf großformatigen Planen einige der besten Arbeiten der vergangenen zwei Dekaden vor – als Rückblick und Auftakt gleichermaßen. Ende April wird dann die Jury der Fototage zusammenkommen, um aus den Einsendungen etwa 30 Positionen auszuwählen. Zusätzlich werden zwei Förderpreise vergeben – der Publikumspreis und der Preis der Jury. Das Thema hatte in diesem Jahr eine besondere Dringlichkeit. Denn »Unruhige Zeiten«, so Thema und Titel, erleben wir seit Jahren und werden wohl auch in Zukunft unser Leben bestimmen. Man darf gespannt sein, wie die Künstler und Künstlerinnen das Thema interpretiert haben. So viel haben die Macher aber schon verraten: Die Pandemie der vergangenen zwei Jahre war ein wichtiges Thema der Einreichungen. Aber nur eines unter vielen. Die Fototage zeigen sich unter der neuen Leitung durchaus der langen Festival-Tradition verpflichtet – man setzt aber neue Akzente. Das Veranstaltungsprogramm soll ausgeweitet werden. Zudem will Strasser die Zusammenarbeit mit regionalen und überregionalen Partnern forcieren. Bereits mit im Boot sind die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) und das Fotobookfestival in Kassel. Es gibt die Webseite nun auch in englischer Sprache, was die internationale Ausrichtung verdeutlichen soll, wie Strasser sagt: »Die Fotowiesbadener*in I/2022
Wie alles anfing ... Plakat der 1. Wiesbadener Fototage 2002
tage verstehen sich als Festival für aktuelle künstlerische Fotografie mit internationaler Beteiligung«. Und so kommen in diesem Jahr die Einsendungen unter anderem aus Ländern wie England, Österreich, Frankreich und Spanien, aber auch aus Übersee gibt es Bewerbungen. »Wir leben in unruhigen Zeiten. Doch was ist Unruhe eigentlich? Unruhe, das ist ein Zustand der Erregung, der vielfältig deutbar ist … Der Begriff der Unruhe ist dialektisch, wir empfinden ihn ganz gegensätzlich«, so steht es in der Ausschreibung zum Festival. In dieser Vielfalt steckt jede Menge überraschendes Potential – man
darf sich auf einen überaus anregenden Sommer der Fotografie in Wiesbaden freuen. Text: Marc Peschke
Webseite: www.wiesbadener-fototage.de Facebook @fototagewiesbaden Instagram #wifo2022
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kultur & kreatives
Stimmgewaltig: Sänger Michael Stein live
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für uns pro Tag mindestens eine Stunde Bearbeitungszeit. Aber wir sind immer noch guten Mutes.
Schon zum zweiten Mal musste Eure „Night of Music“ abgesagt werden… Wir hatten vor, das als 2Gplus Veranstaltung zu machen, was auch
Wie geht’s mit der „Night of Music“ weiter? Wir haben nach der Absage sofort versucht, einen Termin im Sommer bekommen. Da aber alle Veranstalter in den letzten zwei Jahren ihre Veranstaltungen verschieben
IESBADENER*IN im Gespräch mit Michael Stein, Geschäftsführer der Wiesbadener Veranstaltungs/Consulting GmbH Palastpromotion
„Alle warten ab“ Michael Stein im Gespräch genehmigt war. Dann kam die Verschärfung, schließlich durfte man nur noch 25% der Plätze besetzen. Das hieße: wir hätten über 2000 Tickets rückabwickeln müssen, und die Gäste hätten sich neue Tickets kaufen müssen. Das war für den Vorverkauf völlig unmöglich, und so mussten wir es absagen. Hinzukam: Da wir die Veranstaltung selbst abgesagt haben, war lange Zeit unklar, ob wir aus dem Sonderfonds der Bundesregierung eine Unterstützung bekommen würden. Da sind wie immer noch dran, genauso wie mit der Rückabwicklung der Tickets. Das bedeutet 18
mussten, gab es praktisch zu dieser Jahreszeit keinen Termin mehr. Wir hoffen nun auf den kommenden Dezember. Du bist ja auch Musiker: Welche Bedeutung hat es, auf die Bühne zu gehen und vor Publikum zu spielen? Was fehlt, wenn das nicht möglich ist? Da gibt es zwei Aspekte. Zum einen ist es so, dass Musiker davon leben, also mit den Auftritten ihren Unterhalt verdienen. Zum anderen die emotionale Seite: Da ist in den letzten zwei Jahren etwas weggebrochen, da fehlt etwas, was auch etwas mit deiner Seele macht. Ich
persönlich habe das große Glück, dass ich nicht von der Musik leben muss, aber wenn ich mir vorstelle, ich könnte nicht mehr vor Publikum auftreten und hätte diese Reaktion der Menschen nicht mehr, diese positive Energie, die einem ja auch guttut und dich trägt, fehlt, das würde ich als großen Verlust empfinden. Viele Künstler, nicht nur Musiker, haben in den letzten zwei Jahren das Gefühl einer fehlenden Wertschätzung gehabt. Im ersten halben Jahr der Pandemie waren sie irgendwie in Vergessenheit geraten. Ich kenne Musiker, die überhaupt keine Unterstützung erhielten und Hartz IV beantragen mussten. Das war für viele ein doppelter Schlag in die Magengrube. Ihr hattet dann auf eure Weise reagiert und die Aktion „WI für Kultur“ ins Leben gerufen… Die haben wir sofort im Juli 2020 gestartet. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten haben wir dann auch von der Stadt Unterstützung bekommen. Wirtschaftsdezernent Dr. Frantz hat die Initiative sozusagen als Wirtschaftsförderung gesehen. Wir haben das Kurhaus umsonst bekommen, und es gab Unterstützung aus der Privatwirtschaft. So haben wir über 150.000 Euro einsammeln und damit über 100 Künstler helfen können. Es gab viele Privatspenden von Sponsoren, auch der Kulturfonds Rheinwiesbadener*in I/2022
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Main war mir dabei – eine wirklich tolle und breite Unterstützung. Für mich war es eine absolute Notwendigkeit, die zu unterstützen, die unsere Veranstaltungen so bereichern. Im Sommer 2021 war dann die letzte Veranstaltung von „WI für Kultur“… Ja, in der Britta-Arena. Mittlerweile gab es für Soloselbstständige eine offizielle Unterstützung, so dass die dringendste Notwendigkeit, die Künstler zu unterstützen, so nicht mehr gegeben war. Wir wollten diese Reihe bei der „Night of MuPalast Promotion ist eine internationale Eventagentur mit Sitz in Wiesbaden, die Veranstaltungen plant, organisiert und umsetzt sowie Kultur-, Kunstund Medienereignisse durchführt. Sie wurde 1989 von dem Bankkaufmann und Musiker Lothar Pohl gegründet. Mehr dazu auf: www.palastpromotion.de. Heute ist Michael Stein Inhaber der Agentur. Als Hobbymusiker ist er zudem Sänger der Wiesbadener Rock-Band „SINFONIE“, die bereits in den 70er Jahren in Wiesbaden (Deutschland) gegründet wurde, und Frontman der Couch Potatoes, die sich auf Pop und Rock Klassiker aus den 70ern bis heute konzentriert. sic“ abschließen, die ja dann leider abgesagt werden musste. Immerhin konnten wir den Musikern der “Night“ ein kleines Ausfallhonorar zukommen lassen, denn glücklicherweise haben die Sponsoren trotz des Ausfalls auf die Rückgabe ihrer Gelder verzichtet. Und wie erging es Palastpromotion in dieser Zeit? Wir haben mit der Firma auch deswegen überleben können, weil wir tatsächlich staatliche Förderung bekommen haben. Wir mussten dann sofort umswitchen auf onlinebasierte Veranstaltungen, wobei ich vermute, dass viele dieser Formate auch nach der Pandemie bleiben werden. Da haben einige wiesbadener*in I/2022
Firmen gemerkt, dass sie an dieser Stelle Aufwand und Kosten sparen können. Nur leider fehlt im Netz der persönliche Austausch, der aber wichtig ist, denn oft entstehen so neue Ideen. Das fehlt den Menschen. Von daher glaube ich, dass es, wenn’s wieder losgeht, Kongresse, Messen und ähnliche Zusammenkünfte wieder geben wird. Also alles wieder wie früher? Nein. Denn wenn es mit den Präsenzveranstaltungen wieder losgeht, wird sich ein anderes Problem auftun. Ähnlich wie bereits in der Gastronomie werden wir für die verschiedenen Tätigkeiten kein Personal finden. Bei einer Großveranstaltung wie z.B. das Stadtfest in Wiesbaden sind bis zu 70 Mitarbeiter involviert. Viele von denen haben sich während der Pandemie zwangsläufig umorientiert. Wenn wir jetzt eine Veranstaltung durchführen wollten, wäre es sehr schwierig, Aufbauhelfer zu finden. Ansonsten mussten auch wir Personal reduzieren, und konnten unsere Azubis nicht übernehmen. Zwei Mitarbeiter haben sich umorientiert. Dennoch glaube ich, dass wir nach Ende der Pandemie eine Schwemme an kulturellen Veranstaltungen erleben werden, weil sie alle wieder auf Tour gehen möchten. Derzeit planen wir, ohne zu wissen, ob es stattfindet. Und die öffentliche Hand ist bei Ihrer Planung besonders zögerlich. So ist beispielsweise die Ausschreibung fürs nächste Stadtfest in Wiesbaden noch gar nicht da, auch nicht für die Rheingauer Weinwoche. Alle warten ab.
Michael Stein unmaskiert
eine gewichtige Rolle. Zum Abschluss vielleicht noch etwas Positives? In Wiesbaden tut sich einiges, Thema Walhalla. Ich bin sehr, sehr froh, dass das Gebäude einer kulturellen Nutzung zugeführt werden soll. Ich wünsche mir eine ganz breite Debatte darüber, was da passieren soll. Denn es fehlt ein Ort in Wiesbaden, zwischen Schlachthof, Kurhaus und Theater für Dinge, die hier bisher nicht stattfinden, zum Beispiel Weltmusik, Auftrittsmöglichkeiten für Chöre, Orchester, aber auch Fassnachtsveranstaltungen. Das Walhalla könnte ein außergewöhnlicher Spielort werden, ein Leuchtturmprojekt für die Stadt.
Die Gastronomen klagen über enorme Preisentwicklungen. Wie ist das im Veranstaltungsbereich? Genauso, erstaunlicherweise, Wenn man jetzt was kaufen will, ist man mit einer Preisexplosion von 20 bis 30 % konfrontiert. Da kommt alles zusammen: Probleme mit den Lieferketten, fehlende Rohstoffe, fehlendes Personal, Preisexplosion im Energiesektor. Wenn wir heute z. B. etwas bei Yamaha bestellen, haben wir einen Lieferzeitraum von einem Jahr. Und natürlich spielen die politischen Zusammenhänge 19
kultur & kreatives
Museum Longoni: Melodie des Flusses, Markus Bollen
Blaues Gold Das Jahr des Wassers in Wiesbaden „Das Prinzip aller Dinge ist Wasser. Aus Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück“, wusste schon der griechische Philosoph Thales von Milet. Von diesem Ur-Element hat Wiesbaden besonders viel abbekommen. So sprudeln mitten im
Stadtzentrum 26 heiße Quellen mit einer Temperatur bis zu 67 Grad Celsius aus der Erde. Das ist in Europa einmalig. Nun hat die Stadt den „Internationalen Tag des Wassers“ am 22. März zum Anlass genommen,
Ausstellungen, Stadtrundgänge, Theaterstücke und viele weitere Projekte und Aktionen rund um das Wiesbaden prägende Element zu initiieren. Federführend hierbei ist die Stabsstelle Wiesbadener Identität, Engagement und Bürgerbeteiligung, die die Veranstaltungsreihe koordiniert. Die große Eröffnung findet am Dienstag, 22. März, am Kochbrunnen statt. Dann wird dort – symbolisch - ein Speer im Boden stecken, und soll so an die Geschichte des
Arche: Arnold Goski
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kultur & kreatives Riesen Ekko erinnern. Er hat der Legende nach bei einer Jagd nach einem Drachen den Speer in den Boden gerammt, und die Heilquellen fingen an zu sprudeln. Zwei Veranstaltungen sind die „headliner“ des Jahres. Die Ausstellung „Vom Wert des Wassers: Alles im Fluss?“ im Landesmuseum Wiesbaden bietet ab 22. April eine Wasser-Reise durch Zeit und Raum mit zahlreichen Objekten aus Vergangenheit und Gegenwart, welche die heutige Bedeutung des Themas veranschaulichen. Denn Klimawandel, Versiegelung und Agrarindustrialisierung verdeutlichen den steigenden Wert des Wassers und erfordern ein nachhaltiges Handeln. In einer zweiten Ausstellung vom 13. Mai bis 23 Oktober 2022 widmet sich das Museum Wiesbaden dem Wasser im Jugendstil. Organische Wasserornamentik, elegante Nixen, maritime wie submaritime Flora und Fauna oder furchteinflößend aufbrausende Wellenberge – die komplexen und faszinierenden Motive des Wassers spielten in der ästhetischen Bildsprache der europäischen Kunst des Fin-de-Siècle eine zentrale Rolle. Besonders ausgeprägt lässt sich die ambivalente Vorstellung vom Wasser als Lebensquell bis hin zu dessen urgewaltiger Bedrohung in der Kunst des Jugendstils finden. Symbolische Deutung, japonistische Elemente, naturwissenschaftliche Erforschung, Heilsvorstellung und Zivilisationsflucht wurden symbiotisch miteinander verknüpft. Dabei wurde – ganz im Gedanken des Gesamtkunstwerks – kaum ein Bereich des Lebens ausgespart: von fantasievoll bemaltem Fließen bis zu filigran ausgestalteten Besteckutensilien – die wasserspezifischen Motive boten Kreativen aller Strömungen eine nicht enden wollende Quelle der Inspiration. Aus der schöpferischen Kraft des Wassers, aus der das Leben evolutionär hervorgegangen war, leiteten die lebensbejahenden Jugendstilkünstler und -künstlerinnen einen Teil ihres Formenrepertoires ab. Der in derselben Zeit agierenden Symbolismus wurde hingegen magisch von der düsteren Abgründigkeit des Wassers angezogen. In ihren oft träumerischen Bildern und Gedichten wiesbadener*in I/2022
bespiegelten die Kunstschaffenden sich selbst und die fragile menschliche Existenz wie in einer Wasseroberfläche. „Wie Wasser zur Kunst wird“ ist das Leitmotiv der Gruppenausstellung mit 17 Wiesbadener Künstlerinnen und Künstlern, die in der Kunstarche am 27. März eröffnet wird. Dafür konnte Bernd Brach als Kurator gewonnen werden. Er sieht das Wassermotiv in der Tradition der Landschaftsmalerei, schlägt im Vorwort zum Katalog den Bogen von Leonardo da Vincis Flusslandschaften bis zu Monets Seerosen. Die Wiesbadener Ausstellung schlägt einen ebenso weiten Bogen. Alle gezeigten Beispiele veranschaulichen: Wasser inspirierte Künstlerinnen und Künstler zu den unterschiedlichsten Kunstwerken. Einige davon werden im Archiv der Kunstarche bewahrt, die sich die Aufgabe gegeben hat, den Nachoder in manchen Fällen auch Vorlass Kunstschaffender aus Wiesbaden für die Nachwelt zu bewahren
und immer wieder in thematisch spannenden Ausstellungen zu zeigen. Andere Beiträge sind aktuelle Werke der Künstler*innen. Gerne, so Vorsitzende Felicitas Reusch, habe man sich daher auch mit dieser vielseitigen Schau am „Jahr des Wassers“ beteiligt. Beteiligte Künstler*innen aus dem Archiv der Kunstarche: Arnold Gorski, Sieglind Hoch, Karin Hoerler, Peter Lörincz, Johannes Ludwig, Heinz-Rudi Müller; aktuell: Julia Belot, Bernd Brach, Petra Ehrnsperger, Reinhold Fischenich, Titus Grab, Katja Grandpierre, Monika Houck, Bettina Kykebusch, Axel Schweppe, Christiane Steitz. Weitere Informationen unter: https://wasser.wiesbaden.de www.museum-wiesbaden.de www.kunstarche-wiesbaden.org
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kultur & kreatives
Fotokünstler Reinhard Berg in seiner Galerie
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er Schatten führt kein Schattendasein: Man kann ihn werfen, ihm nachjagen, über ihn springen, sich in ihm aufhalten und sich vor ihm fürchten – egal, ob als Kurschatten, im Schattenkabinett und beim Schattenboxen.
Realität. Woher er kommt, wer sein Ursprung ist, spielt keine Rolle mehr. Auch die bekannten Konnotationen wie der unerreichbare Schattenmann, Schattenwerfer, Schattenwirtschaft etc. interessieren ihn nicht.
Wie alles im Leben gibt es Licht- und Schattenseiten. Bei seinem Treffen mit Odysseus seufzte Achilles: „Lieber ein Bettler sein im Reiche des Lichts als ein König im Reiche der Schatten“. Und natürlich die Binsenweisheit, dass es keinen Schatten ohne Licht, ohne Sonnenlicht, gibt.
zurückliegen, als es noch keine Fotografie gab, dafür Graffiti und Höhlenzeichnungen und der Schatten die erste Selbstwahrnehmung der Menschen war.
In der Fotografie spielt der Schatten eine wichtige gestalterische Rolle, um die dreidimensionale Welt auf zweidimensionaler Ebene abbilden zu können. Bei dem Wiesbadener Fotografen Reinhard Berg allerdings ist der Schatten kein kompositorisches Mittel mehr, um Räumlichkeit und Plastizität zu erzeugen. Stattdessen gibt er diesem flüchtigen Phänomen sein Eigenleben zurück, emanzipiert ihn von Licht und Original und akzeptiert ihn als eigene 22
Dafür geht er zu den Anfängen zurück, die mehr als 30.000 Jahre
Kleidung, Farben, der individuelle Ausdruck und relevante Details verschwinden in der gleichförmigen Flächigkeit des Schattens. Im Schatten sind sie nicht sichtbar. Man könnte auch sagen im Schatten sind alle Menschen gleich und unterscheiden sich nur durch die Körperhaltung und Konturen. Durch diese Form der „Reduktion“ ergibt sich für Reinhard Berg der Ansatz für neues, fotografisches Arbeiten, dessen Focus sich vom Äußerlichen, Realistischen hin zum Allgemeingültigen verschiebt.
In der vorliegenden Serie manifestiert sich der Schatten in zwei Varianten. Einmal sind es expressive Schattenfotos hinter Acrylglas mit einer realistischen, dynamischen Motivwahl, zum anderen Fine Art Fotos mit der Anmutung von „Höhlenmalerei“. In allen Arbeiten mit einbezogen sind Überblendungen von Graffitis, Strukturen und Schatten. Oftmals sind bis zu 5 Bilder, die in der Nachbearbeitung übereinandergelegt werden. Selbst für das geübte Auge ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen, was fotografiert und was gemalt sein könnte. Reinhard Berg hat sich mit diesen und anderen aktuell entstandenen Bildern bewusst von der dokumentarischen Fotografie entfernt, die lange Jahre sein Brotberuf war, und sich für die künstlerische Darstellung entschieden. Sein Medium ist nach wie vor die Fotografie, sein Werkzeug die Kamera, doch hat er mit diesen Werken Grenzen verwischt und Eindeutigkeiten aufgelöst. Es bleibt spannend, wohin ihn dieser Weg führt. Aktuelle Bilder findet man auf: https://fotokunst-berg.jimdosite. com. wiesbadener*in I/2022
kultur & kreatives
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Reinhard Berg: ohne Titel
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Unternehmen & märkte
Er ist dann mal weg, der marode Walhalla-Anbau. An der Hochstättenstraße könnte hinter dem Trakt mit dem Spiegelsaal (hinten links) ein Platz mit Gastronomie entstehen. Foto: BGF+ Architekten
Mit langem Atem im Herzen der Stadt engagiert Stadtentwicklungsgesellschaft SEG bringt Bewegung mit Mauritius-Höfen und einer Walhalla-Konzeptstudie „Wir entwickeln Wiesbaden!“ Die im Namen symbolisierte Devise wird bei der Stadtentwicklungsgesellschaft mit dem „langen Atem“ buchstäblich in die Tat umgesetzt. Jetzt kommt Bewegung rein in ambitionierte Großvorhaben: MAURITIUS-HÖFE „Bonjour Tristesse“ hat in der City-Passage bald ausgedient. Die neuen „Mauritius-Höfe“ stehen ante portas. Im
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Mauritius-Höfe statt Bonjour Tristesse. Die Citypassage ist bald Vergangenheit. Die von der SEG vorgestellten Pläne des Projektentwicklers Art-Invest fanden im Bauausschuss Anklang. Das Parlament genehmigte den Kaufvertrag mit der Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG aus Frankfurt. Foto: Gesine Werner
Januar stimmte der Magistrat dem Kaufvertrag mit einem Volumen von etwa 27 Millionen Euro zu, der Aufsichtsrat der WVV Holding (Eigentümer des Areals) war auch einverstanden. Anfang Februar hat die Stadtverordnetenversammlung den Kaufvertrag zum Schlüssel-Grundstück der City-Passage an den Best-Bieter, die Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG in Frankfurt genehmigt. Um ihre Interessen zu wahren, hat die Stadt aus Fehlern gelernt und sich mit umfangreichen Regelungen im Vertrag abgesichert. Bei Nichterfüllung der klaren Vorgaben drohen hohe Vertragsstrafen bis hin zum Rückfall des Areals an die WVV Holding. Höchste Nachhaltigkeitsansprüche sollen erfüllt werden. „Sowohl ökologische und ökonomische als auch soziale Faktoren werden bei der Planung und Realisierung berücksichtigt“, teilte Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende mit. Läuft alles gut, sind die Mauritius-Höfe 2027 am Start. Aus dem „Sorgenkind“ soll ein Anziehungspunkt werden, ein offener Kiez mit Läden, Gastronomie, Büros und einigen Wohnungen. Dem zentralen Innenstadtareal muss neues Leben eingehaucht werden. Von Einheimischen lang ersehnt. Kernelemente des Bebauungskonzeptes des Frankfurter Architekturbüros KSP Engel für das rund 7.200 Quadratmeter große Areal der früheren City-Passage sind die durchgängigen Wegeverbindungen zwischen Schwalbacher Straße, Kirchgasse, Faulbrunnenstraße und Kleiner Schwalbacher Straße. wiesbadener*in I/2022
Unternehmen & märkte
So sieht der Status Quo an der Hochstättenstraße aktuell aus. Der heruntergekommene Walhalla-Anbau aus dem Jahr 1910 im Hintergrund links könnte abgerissen werden.
In der „Herzkammer der Stadt“ wird es Gebäude mit höchstens fünf Geschossen plus Dach geben, ein Hotel und ein Fitnesscenter, Steinfassaden, Holzfassaden und viel Glas. In die Mitte kommt ein kleiner Quartiersplatz. Begrünte Dächer und Photovoltaikanlagen sind geplant. Auch der Bauausschuss gab grünes Licht. SEG-Geschäftsführer Andreas Guntrum betonte den „sehr engen Zeitplan“, doch soll auch der Gestaltungsbeirat sein Votum abgeben. WALHALLA Was lange währt…Im Herzen der Stadt tut sich noch mehr. Die Nachbarschaft der City-Passage kommt auch in Schwung. Das historische Kleinod Walhalla muss in die Gänge kommen, um mögliche Fördergelder von rund 9 Millionen Euro nicht zu verlieren. 2024 muss gebaut werden. Aus dem hessischen Förderprogramm „Lebendige Zentren“ wurde angespart, Mittel wurden beim Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ beantragt. Ambitioniertes Ziel nach 15 Jahren Debatte: Premiere im neuen Walhalla 2026. Das Büro BGF+Architekten hat eine flexible Konzeptstudie für das Walhalla und seine Umgebung erstellt, die OB Mende und SEG-Chef Guntrum dem Kulturbeirat präsentierten. Aus dem Nähkästchen gesprochen, stammt die Grundidee von „Andreas hoch Zwei“. Hochbauamtsleiter Andreas Rettig sinnierte mit SEG-Chef Andreas Guntrum an dessen heimischer Bar über bauliche Möglichkeiten. Auf der Basis dieser Ideen hat das Architekturbüro BGF Bordt-Götz-Mehlo die Konzeptstudie „Walhalla Kulturzentrum Wiesbaden“ erarbeitet. Konservatorische Konzentration auf den Originalbestand von 1897 mit Blick auf die denkmalgeschützten Aspekte - Spiegelsaal, großer (Kino-) Saal und das Untergeschoss des früheren Bambi-Kinos. Der marode Anbau von 1910 verschwindet, die Baulücke bekommt einen neuen Flügel. Alles wird barrierefrei, zwei zusätzliche Treppen mit Aufzügen entstehen. Das Fluchtwegeproblem wäre gelöst. Der Clou: Es soll drei Zugänge geben, einer führt wie einst direkt von der Kirchgasse ins wiesbadener*in I/2022
Wallhalla. Alles wird mit dem Denkmalschutz abgestimmt. Die Kosten könnten bei rund 40 Millionen Euro netto liegen. Das sollte Wiesbaden sein Herzstück wert sein. Na denn: ToiToiToi! MÄNNERWOHNHEIM DER HEILSARNEE Auch „kleinere Projekte“ sind der Stadtentwicklungsgesellschaft wichtig, wie SEG-Geschäftsführer Roland Stöcklin hervorhob bei der Grundsteinlegung an der Schwarzenbergstraße. Hier hat das langlebige Provisorium ausgedient. Das Männerwohnheim der Heilsarmee wird um zwei neue Häuser mit 56 Plätzen für Obdachlose ergänzt. Für April ist das Richtfest geplant. Bezugsfertig sollen die Häuser Ende Oktober sein. Bis dahin sind die Bewohner in zwei von der Stadt angemieteten Quartieren untergebracht. www.seg-wiesbaden.de
Gesine Werner
Die SEG baut für das Heilsarmee-Männerwohnheim zwei neue Häuser. Architekt Schön, SEG-Chef Roland Stöcklin, Wohnheimleiter Hans-Jürgen Schürmann, SEG-Chef Andreas Guntrum und Parlamentschef Dr. Gerhard Obermayr bei der Grundsteinlegung. Foto: Gesine Werner
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Unternehmen & märkte
Schulleiter Matthias Oppermann, Nikolas Jacobs, Dezernent Axel Imholz, OB Gert-Uwe Mende. WiBau-Boß Andreas Guntrum, Bauauasschusschefin Christa Gabriel und Ortsvorsteher Harald Kuntze beim ersten Spatenstich für das Elisabeth Selbert-Gymnasium.
„Der Schulbau brummt!“ Die kommunale WiBau GmbH ist seit zehn Jahren auf Erfolgskurs „Der Schulbau in Wiesbaden brummt!“ strahlt GertUwe Mende beim ersten Spatenstich für das neue Gymnasium in Dotzheim, der erste GymnasiumsNeubau seit 50 Jahren. Der erste Bauabschnitt auf 20.000 Quadratmetern Grundfläche soll 2024 stehen. In dem fünfzügigen Neubau aus sechs Bauteilen mit je drei oder vier Geschossen neben einer Zwei-Feld-Sporthalle sollen 1200 Schulkinder unterrichtet werden. Das Gymnnasium ist - durch Kostensteigerungen und Pandemie bedingt - auf gut 75 Millionen Euro veranschlagt und „das größte Bauvorhaben in der Historie der WiBau“, berichtete Andreas Guntrum. Der WiBau-Chef zeigt „gestern erhalten!“ die aktuelle Baugenehmigung. „Bis Sommer 2025 wird die WiBau Projekte für 413 Millionen Euro bearbeitet haben“, dankt Geschäftsführer Guntrum für das Vertrauen „bei der Umsetzung von Schulbaumaßnehmen“. Im Dezember 2021 konnte mit Parlamentschef Dr. Gerhard Obermayr, OB Mende und Dezernent Axel Imholz, Schulgemeinde und Leitungen benachbarter Schulen das „Baufest hoch Drei“ der Friedrich Ebert-Schule gefeiert werden. 2014 und 2016 hatte die WiBau mit ihrem Planungsteam um Mariano Rincon ein neues Werkstattgebäude errichtet. Jetzt werden 46,7 Millionen Euro investiert. Wenn der Bau steht, geht es weiter mit dem Abriss des Altbaus. Auf dem unteren Areal errichtet die 26
WiBau im Auftrag des Sportamts eine neue Drei-FeldSporthalle. Im November konnte das Richtfest zum dreigeschossigen Neubau der Verwaltung und der Erweiterung des ganztägig arbeitende G9-Gymnasiums am Mosbacher Berg mit OB Mende, Schuldezernent Imholz und Schulleiterin Antina Manig zelebriert werden. Im Sommer 2022 benötigt der erste G9-Jahrgang im 13. Schuljahr im international ausgerichteten Gymnasium zusätzliche Klassenräume und einen Mehrzweckraum. Die WiBau GmbH wurde am 29. Juni 2012 als Ausgründung der SEG vom Stadtparlament beschlossen. Die „gigantischen“ Investitionen an den Wiesbadener Schulen „sind nur möglich, weil sehr viele Projekte im Rahmen von „Mieten macht Schule“ realisiert werden.“ Die WiBau errichtet das Gebäude, betreut es über 30 Jahre und vermietet es an die Kommune. Die „Jubilarin“ betreut derzeit mehr als 50 unterschiedliche Projekte in der Größenordnung von 20.000 Euro bis zu 80 Millionen Euro. Auf der beeindruckenden Liste sind neben diversen Schulen und Sporthallen auch die Kfz-Zulassungsstelle und das Alte Rathaus Kloppenheim zu finden, das Georg Buch-Haus, Forsthaus Rambach, Tattersall, Caligari FilmBühne und das Bürgerhaus Sonnenberg. Text und Foto: Gesine Werner wiesbadener*in I/2022
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Fermeting Futures, künstlerische Arbeit von Anna Dumitriu und Alex May
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ie Ausstellung, die in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt realisiert wird, widmet sich mit Anna Dumitriu und Alex May zwei international renommierten Künstlerinnen und Künstlern im Bereich der BioArt. Gezeigt werden erstmalig in Deutschland – in einer Institution wie der Kunsthalle Wiesbaden – Arbeiten, die sich mit der Genschere CRISPR auseinandersetzen. Ihnen liegen aktuelle Forschungsprojekte zugrunde, die sich mit Lösungsansätzen für Probleme wie CO2-Reduktion, Müllvermeidung oder Ernährung auseinandersetzen. Ein facettenreiches analoges wie digitales Begleitprogramm mit Podiumsdiskussionen, Führungen – auch für Sehbehinderte – und Actionbound-Touren für Kinder und Jugendliche wird einem breiten Publikum die Inhalte der Ausstellung vermitteln. Dr. Anna Dumitriu ist eine renommierte britische Künstlerin, die mit BioArt, Skulptur, Installation und digitalen Medien arbeitet, um die Beziehung zu Infektionskrankheiten, synthetischer Biologie und Robotik zu erforschen. Dumitriu hat ihre Arbeiten unter anderem in der TATE Modern, der Princeton University, dem Imperial College, dem Musee de la Chasse et de la Nature, dem wiesbadener*in I/2022
Mendel Museum und der UCLA präsentiert. Ihre Arbeit wird in zahlreichen Büchern vorgestellt. So zum Beispiel in „Bio Art: Veränderte Realitäten“, das 2016 von Thames and Hudson veröffentlicht wurde, sowie vielen anderen bedeutenden Publikationen über zeitgenössische Kunst und Wissenschaft. Alex May ist ein britischer Künstler, der digitale Technologien entwickelt, um physische und emotionale menschliche Grenzen auf persönlicher und gesellschaftlicher
Main und die Naspa Stiftung Weitere Informationen unter www.wiesbaden.de/kunsthaus Wunderkammer BioArt Kunsthalle im Kunsthaus Wiesbaden Schulberg 10 65183 Wiesbaden 7. April – 24. Juni 2022 Eintritt frei Öffnungszeiten Di – So 11 – 17 Uhr, Do 11 – 19 Uhr
Wunderkammer BioArt Arbeiten von Anna Dumitriu und Alex May Make Do and Mend by Anna Dumitriu, Foto: © Anna Dumitriu
Ebene in einer hyper-verbundenen, Software-vermittelten, politisch und ökologisch instabilen Welt in Frage zu stellen und zu erweitern. May arbeitet mit Licht, Code und Zeit, insbesondere mit algorithmischer Fotografie, Kunstwerken mit Robotern, Mapping-Installationen für Videoprojektionen, interaktiven und generativen Arbeiten, Videoskulptur, Performance und Videokunst. In Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt Unterstützt durch den Kulturfonds Frankfurt Rhein27
kultur & kreatives seinem Freitagabend-Kurs. „Im Stolpern liegt auch der Impuls, voranzukommen, einen Fortschritt zu erreichen. Für den Clown ist das Stolpern eine Art des spielerischen Scheiterns.“ Es hieße zwar oft, dass man aus Scheitern lernen könne, doch Fehlschläge kratzen an unseren Selbstvertrauen und reizen unser Ego. Das Stolpern ist ein fester Bestandteil unseres Lebens, ob wir wollen oder nicht. Ein gewöhnlicher Schritt nach vorne birgt schon das Risiko zu fallen, im letzten Moment können wir den Absturz verhindern. Und sind doch wieder ein Stückchen vorangekommen. Der Clown verwandelt ein Risiko in eine Chance und einen Nachteil in einen Vorteil. „Auch der Umzug vom Layenhof nach Lorsbach ist ein Beispiel für ein positives Scheitern, obwohl es anfangs ein Schock für uns war, gehen zu müssen.“
Michael Stuhlmiller beherrscht das spielerische Scheitern
Heureka, ich falle!
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er Clown weiß: Im Scheitern liegt der wahre Fortschritt. Doch wie kann uns die Erkenntnis im Alltag helfen? Diese und andere nützliche Weisheiten verrät Michael Stuhlmiller in der Schule für Clowns, Komik und Comedy in Hofheim. Wer an Clowns denkt, hat womöglich als erstes den Zirkus, einen Kindergeburtstag oder gar einen bestimmten Horrorfilm im Kopf, sprich: kurzweiliges Entertainment. Dass hinter dem Begriff aber viel mehr stecken kann, beweist der Clown und Unternehmer Michael Stuhlmiller. Ursprünglich im Mainzer Layenhof ansässig, leitet er heute eine Schule für die Ausbildung von Clowns und Clowninnen in Lorsbach bei Hofheim. Unterrichtet wird nach der von ihm entwickelten Clown-Methode, die das 28
Spiel- und Kommunikationskonzept der „Fünf Räume des Lachens“ beinhaltet. Die Methode hilft nicht nur angehenden Clown-Pflegern, Klinikclowns oder Meditationstrainern, sondern auch Laien bei der Bewältigung ganz gewöhnlicher Probleme und Konflikte des alltäglichen Lebens. Das in 30 Jahren Praxis angehäufte Wissen über die Vorteile eines clownesken Lebensstils hat Stuhlmiller bereits 2016 in seinem Werk „Die Kunst des spielerischen Scheiterns – wahres Selbstvertrauen gewinnen mit der Clown-Methode“ veröffentlicht. „Scheitern ist für die meisten Menschen immer noch ein Makel, eine Niederlage. Dabei liegen in auftauchenden Problemen auch immer neue Impulse und Chancen“. Stuhlmiller ist gut gelaunt am anderen Ende der Leitung zu hören, in einer Viertelstunde muss er weiter zu
In dem 2017 erschienen Artikel „Scheitern als Schnittstelle zum Erfolg“ bezeichnet Stuhlmiller die Möglichkeit des Scheiterns als „vitales und vitalisierendes Element in jedem Handlungsablauf und in Entstehungsprozessen“, das häufig „missverstanden und verspielt“ wird. In seinen Kursen sitzen auch Führungskräfte und Manager großer Unternehmen, die unter besonderem Druck stehen. Statistiken hätten gezeigt, dass die Menschen in Europa viel mehr Angst vor dem beruflichen Scheitern haben als etwa in den Vereinigten Staaten. Dort nimmt man es in der Regel sportlicher, wenn es mal nicht geklappt hat. In sogenannten „Fuckup-Nights“ werden die eigenen Misserfolge sogar ausgiebig geschildert und regelrecht gefeiert, statt sie runterzureden oder zu verstecken. Ganz nach dem Motto: Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich irgendwo eine andere. Auf keinen Fall darf die Situation erstarren. Geschieht ein Missgeschick, fällt zum Beispiel das Hochzeitsporzellan der Schwiegermutter auf den Boden und zerspringt, muss eine Reaktion folgen. Und zwar im besten Fall eine humorvolle, die den kurzen Schockmoment überwinden kann: „Humor bedeutet aus dem Lateinischen übersetzt „Flüssigkeit“. Die Dinge müssen so angestoßen werden, dass sie ins Rollen kommen, dass sie im Fluss bleiben. Der entstanwiesbadener*in I/2022
kultur & kreatives dene Impuls muss aufgegriffen werden“, erzählt Stuhlmiller. Das gelingt zum Beispiel mit einem witzigen Spruch. Die Clown-Methode lehrt dafür die Bedeutung der inneren Zentrierung, die für das spielerische Scheitern essentiell ist: „Der Clown muss zentriert sein, um richtig zu stolpern. Das bedeutet, er muss sich auf seine innere Achse konzentrieren, um Klarheit, Präsenz und Stabilität zu erlangen. Und um nicht ins Schwanken zu geraten.“ Das gilt nicht nur für zerbrochenes Geschirr, sondern auch in (Streit-)Gesprächen. Zwei Begriffe, die Stuhlmiller immer wieder erwähnt, sind Kontrollverlust und Achtsamkeit. Sie sind wichtige Bestandteile eines humorvollen Lebens: „Kontrollverlust bedeutet zunächst, sich klarzumachen, dass wir nicht alles beherrschen können. Kontrolle ist immer mit Anspannung verbunden, man redet nicht umsonst vom ‚sich-zusammenreißen‘. Davon müssen wir wegkommen.“ Die Pandemie habe gezeigt, dass nicht alles kontrollierbar sei. Gefragt sei dagegen mehr Achtsamkeit untereinander: „Ein humorvolles Leben kann zu mehr Achtsamkeit führen, wenn wir für uns und unserem Gegenüber prä-
sent bleiben. Etwa in dem wir Kontakt halten und zuhören. Der Clown hat in der Gesellschaft auch die Funktion eines Brückenbauers. Er hat immer eine ganzheitliche Sicht auf die Dinge.“ Mit dem Konzept der „Fünf Räume des Lachens“ lernen die Schüler und Schülerinnen schrittweise die Umsetzung eines humorvollen Lebens bis hin zum „spirituellen Clown“, der im spielerischen Persönlichkeitswechsel das große Ganze immer im Blick behält. Wer interessiert an einem Perspektivenwechsel ist und dabei gerne lacht, kann auf www.michael-stuhlmiller.de eine Buchungsanfrage für einen seiner Vorträge hinterlegen. Oder an den Workshops teilnehmen, die ab Juni die Clown-Methode unters Volk bringen wollen. Stuhlmiller hofft darüber hinaus, bald wieder das kleine Theater vor Ort öffnen zu können, dass wegen der 2GRegelung vorerst noch geschlossen bleibt. Gerade als Brückenbauer und Problemlöser fällt es einem Clown schließlich besonders schwer, irgendwen auszuschließen. Wenn er Glück hat, könnte es bald schon wieder so weit sein. Konstantin Mahlow
Die Villa des Nassauischen Kunstvereins ist auch eine Station auf dem Jawlensky-Pfad, den das Museum Wiesbaden parallel zur Schau „Alles! 100 Jahren Jawlensky in Wiesbaden eingerichtet hat.
Ein letzter Blick auf das Treppenhaus mit Marmorstufen im NKV, bevor der lang ersehnte Aufzug eingebaut wird. In den Eimern ist der erste Bauschutt.
Ein Jubiläum mit Aufzug Nassauischer Kunstverein feiert im Juli 175. Geburtstag und 60 Jahre Fluxus Wiesbaden als barrierefreies Haus
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enn dieses Doppel-Jubiläum kein Grund für zünftiges Feiern ist: Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden - am 16. Juli 1847 im Herzogtum Nassau von Wiesbadener Bürgern als „Gesellschaft der Freunde bildender Kunst“ gegründet - wird 175 JA!re alt. Und 2022 jähren sich auch die FLUXUS-Internationale Festspiele neuester Musik, die einstmals mit ihrer spektakulären Pianodestruktion als Bürgerschreck für Furore sorgten. Ein echter Flügel wurde lustvoll zertrümmert. Am 14. Juli 2022 (ja, am französische National-Feiertag) wird der runderneuerte NKV wiedereröffnet mit der dreiteiligen Ausstellung „FLUXUS SEX TIES – Hier spielt die Musik. Der Kulturfonds RheinMain fördert großzügig. Gratulation zur Idee, diesmal die virtuosen Künstlerinnen im Kanon von Fluxus zu würdigen. Auch die Humorkirche von Fluxusfan Michel Berger in Erbenheim wird vom NKV bespielt - Mary Bauermeister stellt aus. Die fluxiven Frauen waren beim Goldjubiläum 2012 zu kurz gekommen. Unvergessen dennoch ist die OpenairPerformance von Alison Knowles am Museum. „Occupy Fluxus“ – Fluxus 30
geschieht nicht auf glatten, gewöhnlichen Wegen“ verkündete der sitzende Goethe. Der Countdown läuft: Ein Jubiläum mit Aufzug! Was lange währt, wird endlich barrierefrei. Zuerst im Erbprinzenpalais, dann im 1915 erbauten Museum beheimatet, das 1973 von der Stadt ans Land ging, zog der NKV 1979 in die geräumige Villa mi 350 Quadratmetern Ausstellungsfläche auf drei Etagen. 1994 wurde die älteste und wichtigste Kunstinstitution mit dem Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden geehrt. Seit 20 Jahren leitet Elke Gruhn, international vernetzte Kunsthistorikerin vom Niederrhein mit einem Händchen für Talente und Kooperationen, höchst erfolgreich die Geschicke des NKV. Der Aufzug - ursprünglich außenbords, jetzt im Schacht des alten Speiseaufzuges – wird zum Jubiläum lang ersehnte Realität. Dann sind auch wieder US-Leihgaben möglich. Seit 2009 wird gespart. Denkmalschutzgerechter Innenausbau und Aufzug kosten 380.000 Euro, die Kommune zahlt 278.000 Euro. Der „Rest“ sind Spenden Der Erbbaurechtsvertrag für die ansehnliche Altbauvilla wurde schon 2007 bis ins Jahr 2073 geregelt.
Die Zukunft kann kommen. Der große Umbau geht für die Öffentlichkeit unsichtbar hinter der Bauplane über die Bühne - das Haus ist bis Mitte Juli dicht. Bevor der „alte“ NKV im Dezember 2021 die Pforten schloss, konnte sich das Publikum noch an Orian Barki & Meriem Bennanis Animations-Videoserie „2 Lizards“ erfreuen. Hübsch absurd und dennoch nahegehend ließen uns zwei Eidechsen aus Brooklyn den Alltag in der Pandemie miterleben. Studierende und Alumni der Klasse von Haegue Yang der Städelschule zeigten ihre Arbeiten in der Schau „Touch Release“ und Jackie Karuti, Follow Fluxus-Stipendiatin 2021 aus Kenia, präsentierte mit „Shapeshifting & the Impossibility of Weathered Wood” spannende Facetten ihres seit 2019 weiterentwickelten Werkkomplexes „How Clouds are Formed“. Mit Videoarbeiten, Soundinstallationen, Zeichnungen, Scans, Radierungen und Skulpturen zeigt die 14. Follow Fluxus-Stipendiatin ihren Blick auf geografisches und soziales Klima. 2020 mit dem Henrike Grohs Art Price gewürdigt, ist Jackie Karuti eine exzellente Absolventin der nomadischen panafrikanischen Asikó Art School der nigerianischen Kuratorin Bisi Silva. ToiToiToi für den Umbau! „Möge die Übung gelingen!“ Text und Foto: Gesine Werner
wiesbadener*in I/2022
KulTouren
Ako Karim an der Klarinette und Kontrabassist Harald Becher sorgten beim Integrationspreis im Rathaus für exzellenten Sound und sind jetzt selbst Preisträger der Deutschen Popstiftung.
Für die AWO-Familienbildungsstätte Westend und ihren Sprach- und Integrationskursen wird im Schaukasten noch geworben. Ende März ist Schluss mit Lustig.im Georg Buch-Haus.
Ausgezeichnete Weltmusik als schwingendes Seidentuch
Hiobsbotschaften und Umwandlungen
Ako Karim und das Ensemble „I Giocosi“ mit dem Rock & Pop Preis 2021 gewürdigt GratulARTion! Als „bestes Weltmusikalbum“ des „deutschen Rock & Pop Preises 2021“ zeichnete die Deutsche Popstiftung die CD „Dasmal Harir“ des Wiesbadener Allroundmusikers Ako Karim mit seinem Ensemble „I Giocosi“ aus. Wenn ein Seidentuch zum fliegenden Teppich wird, weht die Musik vom Balkan über den Orient bis nach Südamerika. Ako Karim, vielsaitig engagierter Master of Music (Klarinette, Saxophon, Akkordeon) nennt sein Ensemble „I Giocosi“, was fröhlich und/oder scherzhaft bedeutet. Mit Veronika Keber (Querflöte), Jens Mackenthun (Gitarre), Susanne Klar (Piano), Harald Becher am Kontrabass und Schlagzeuger Gilbert Kuhn hatte sich der Kurde aus Sulimany im Nordirak 2017 einen lang gehegten Traum erfüllt. Die buchstäblich „ausgezeichnete“ Debüt-CD vereint Klassik mit Weltmusik, die tatsächlich diesen Namen verdient. Das Musik gewordene Seidentuch Dasmal Harir fliegt quer über den Globus und nimmt uns mit. Die gekonnt präsentierten Klänge schmeicheln den Gehörgängen mit einem runden Dutzend Klezmer-Traditionals, meistens „frailach“, also fröhlich, und Jazz sowie Folklore und Balkanklänge. Tango und Latin erklingt auch. Ob bei der Kirchennacht, beim 30. Geburtstag des Eine Welt-Zentrums oder einem Dankgottesdienst der 10Prozentaktion - als Solist oder in diversen Formationen sorgt der Gründer des Internationalen Jugend-Friedensensembles für Gänsehaut mit „erzählt“ mit seiner Klarinette Geschichten. Pandemiebedingt musste die übliche Gala in Siegen ausfallen, aber eine Urkunde dokumentiert das „beste Weltmusikalbum“. Mit Sehnsucht erwartet, ist ein Auftritt geplant: „Klezmer und Tango“: Am Sonntag, 27. März 2022, um 18 Uhr, will Ako Karim mit dem Ensemble I Giocosi in der Marktkirche musizieren. Als Special guest hat sich Lulo Reinhardt. angesagt. www.ako-karim.de
Arbeiterwohlfahrt kämpft auf ihrem Sanierungskurs mit Stolpersteinen Mit ihrer Sanierung kommt die skandalgebeutelte Arbeiterwohlfahrt zwar gut voran, muss aber Hiobsbotschaften verkraften. Das Arbeitsmarktprojekt der „Alltagsengel“ soll von der Stadt Wiesbaden Ende Mai beendet werden, da der Bedarf „stark rückläufig“ sei. Seit über 15 Jahren läuft die Qualifizierungsmaßnahme für haushaltsnahe Dienstleistungen mit Erfolg und wird von den oftmals Älteren sehr geschätzt. Auch Pflegedienste wissen um die große Bedeutung der „Alltagsengel“. Das Aus für das Awo-Projekt löste heftige Proteste aus, das Telefon lief heiß, das Mailpostfach quellte über. Kurz nach dieser Hiobsbotschaft kam eine weitere – das Aus für die Familienbildungsstätte der Awo Wiesbaden im Westend. Das Sprach- und Integrationsangebot für Migrantinnen mit angeschlossener Kinderbetreuung im Georg Buch-Haus endet mit Ablauf der aktuellen Kurse Ende März. Die Kurse sind chronisch unterfinanziert und können nicht mehr angeboten werden. Neben knapp 80 Sinti und Roma aus dem Westend trifft das Aus der Kurse auch 15 Honorarkräfte und 15 (Teilzeit)-Angestellte. Das Sozialamt verweist zur Finanzierung auf das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge BAMF und rät zum Umstieg auf Familienbildung. Ein Konzept für ein Mütterzentrum oder Sprachcafé im Westend hätte gute Chancen. Die Awo-Räume könnten mietfrei reserviert werden. Das hoch defizitäre Robert Krekel-Haus wird von der KoComo-Einrichtung für psychisch Kranke mit erhöhtem Pflegegebedarf umgewandelt in ein Altenpflegeheim mit 88 Plätzen. Bis Juli 2022 muss die Awo den verbliebenen Heimbewohnerinnen und –bewohnern eine gute Lösung bieten. Den Skrupellosen vom Stamme Nimm geht es weiter an den Kragen. Gegen die ehemalige AWO-Angestellte Melanie Roth aus Frankfurt, deren Kündigungsklage im Oktober 2021 krachend gescheitert war, erhob die Staatsanwaltschaft Frankfurt Anklage wegen Beihilfe zur Untreue. Durch die Ehefrau des damaligen Awo-Abteilungsleiters Klaus Roth sei der Awo Wiesbaden ein Schaden von 283.6000 Euro entstanden. Text und Foto: Gesine Werner
Text und Foto: Gesine Werner wiesbadener*in I/2022
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KulTouren
Historischer Moment auf dem Airfield Erbenheim: Der 99jährige „Onkel Wackelflügel“, Oberst i.R. Gail S. Halvorsen, berichtet über die Berliner Luftbrücke. Die „Candy Drops“ hatte er spontan mit zwei Chewing Gums erfunden
Ein echter Maki an der Kulturachse: Das „reinhard ernst museum“ als Haus für abstrakte Kunst punktet mit auch mit heller Fassade, wie an einem Gebäudeteil mit Front zur Wilhelmstraße zu sehen ist.
Abschied von der Fliegerlegende mit Herz
Maki-Bau macht die Kulturmeile komplett
Trauer um den charismatischen Candy-Piloten Gail Seymour Halvorsen
Museum Reinhard Ernst zeigt mit BauzaunAusstellung und heller Fassade sein Gesicht
Unzählige Kinder im Nachkriegs-Berlin hat „Onkel Wackelflügel“ mit der Spontanidee, einen Kaugummi zu teilen und später Süßigkeiten an Mini-Fallschirmen abzuwerfen, glücklich gemacht. Mit 101 Jahren starb Gail S. Halvorsen am 16. Februar 2022 in einer Klinik in Utah. Erinnerung: „Wiesbaden ist meine zweite Heimat. Ich mag die Deutschen“, hatte der 99jährige Oberst i.R. der US-Streitkräfte 2019 in Erbenheim gelächelt. Die „Operation Vittles“ der „Combined Airlift Task Force“ ging als „Berliner Luftbrücke“ in die Historie ein „Wir sind Tag und Nacht geflogen“. An die Augen der Kinder erinnerte sich der „Candy Pilot“ ganz plastisch. „It changes my life!“ Ehrenvoller Watersalut begrüßte die Big Lift-Ikone auf dem Airfield. Der mit dem Hessischen Verdienstorden gewürdigte Träger des Bundesverdienstkreuzes hatte zur Feier des Tages seine Orden angelegt. Geduldig stand die rüstige Fliegerlegende mit Herz - wie schon zum Goldenen Jubiläum und zum 60. Jahrestag - den internationalen Medien freimütig Rede und Antwort. „Das Herz Deutschlands“ sei Wiesbaden während der Berliner Luftbrücke von 1948/1949 gewesen. Zum Jubiläum, „70 Jahre Berliner Luftbrücke“ war am Pfingstmontag 2019 auf das Airfield der Clay Kaserne in Wiesbaden-Erbenheim eingeladen worden. Colonel Noah C. Cloud, Garnisonskommandeur der US-Streitkräfte in Wiesbaden, erinnerte an „das Unvorstellbare der einzigartigen historischen Meisterleistung“. US-General William „Tonnage“ Turner hatte im Hauptquartier Taunusstrasse den Big Lift auf Erfolg getrimmt. Die „Lastesel der Lüfte“ versorgten als „Rosinenbomber“ in 277.364 Flügen zwei Millionen Menschen. Rund 40.000 deutsche „Nachbarn“ feierten. Funktionstüchtige „Rosinenbomber“ (C-47 und T6) kehrten nach Wiesbaden zurück und standen zur Besichtigung bereit. Fallschirmspringer landeten auf dem Zielpunkt. Symbolträchtiger Höhepunkt: „Wie damals für die Berliner Gören“ wurden Candy Drops an MiniaturFallschirmen abgeworfen. „Unsere wichtigste Ladung war die Hoffnung“, betonte Oberst i. R. Gail Seymour Halvorsen. Text und Foto: Gesine Werner 32
An der Wiesbadener Museumsmeile geht es der Pandemie zum Trotz mit Hochdruck zügig voran. Das Reinhard Ernst-Museum nach Plänen des vielfach preisgekrönten Stararchitekten Fumihiko Maki aus Japan zeigt mit heller Fassadengestaltung Gesicht. Bei weiterhin gutem Baufortschritt könnte die feierliche Eröffnung Ende September über die „Bühne“ gehen. Die Reinhard und Sonja Ernst-Stiftung trägt die auf rund 60 Millionen Euro veranschlagten Baukosten und die jährlichen Betriebskosten von geschätzten 1,5 bis 2 Millionen Euro. Die Stadt Wiesbaden stellt für das Prachtstück zwischen Museum Wiesbaden und dem Jubiläum feiernden Nassauischen Kunstverein das wertvolle Filetstück an der Rue im Erbbaurecht zur Verfügung für eine symbolische Pacht. Die Kommune sorgt zudem für „die entsprechende Gestaltung des Umfeldes“. Der passionierte Kunstsammler Reinhard Ernst will seine Kunst mit der Öffentlichkeit teilen und aktive Kunstvermittlung betreiben. Ein besonderes Augenmerk gilt den Kindern – jetzt schon zu sehen am Bauzaun. Den Titel „Abstraktion im Quadrat“ haben Kinder aus elf Wiesbadener Schulen kreativ umgesetzt. Die originelle „Bauzaunausstellung“ baut Schwellenangst ab und ist der gelungene Beginn, Kinder an abstrakte Kunst heranzuführen. Mi der IGS Alexej von Jawlensky hat die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung eine Kooperation begonnen. Geplant ist die Zusammenarbeit mit vielen Schulen. Der Vormittag im Museum ist für die pädagogische Arbeit reserviert. Das Haus öffnet erst mittags seine Pforten. Im Dezember 2021 hat Museumsleiter Oliver Kornhoff, bis dato Leiter des Arp Museums Rolandseck, sein Amt an der Wilhelmstrasse 1 angetreten. Kontakte zum Nachbarn nebenan sind geknüpft. Zur „Premiere“ des Reinhard Ernst-Museums gibt es neben einer Werkschau in Fumihiko Makis Schaffen eine erste Kooperation mit dem Museum Wiesbaden. Dessen aktueller Jawlensky-Preisträger Frank Stella ist in beiden Häusern, die in Kunstvermittlung kooperieren wollen, zu sehen. Text und Foto: Gesine Werner
wiesbadener*in I/2022
KulTouren
Die Kulturpreisträgerin ist eine Botschafterin für Wiesbaden und für geschlechtergerechte Sprache: Seit 75 Jahren wirkt die Gesellschaft für deutsche Sprache.
Ein „Wort-Schatz“ der besonderen Art Gesellschaft für deutsche Sprache ist seit 75 Jahren engagiert
„Den Kopf voller Pläne, das Herz voller Leidenschaft“. Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Theater-Intendant Uwe-Eric Laufenberg, Museums-Direktorin Sabine Philipp und Kulturamtsreferentin Lisa Mendelssohn präsentierten das facettenreiche Programm der Internationalen Maifestspiele 2022.
„Darum lasst uns Menschen sein…“
Internationale Maifestspiele 2022 plus Sonderausstellung „Vorhang auf!“
Die Gesellschaft für deutsche Sprache, kurz GfdS, widmet sich seit 75 Jahren dem gesagten und geschriebenen Wort. Gefeiert wird das Jubiläum mit 75 Veranstaltungen in 75 der Zweige weltweit.
Die Internationalen Maifestspiele 2022 kommen nach pandemiebedingter „Zwangspause“ als kreativer Doppelpack daher mit der Sonderschau „Vorhang auf!“ inklusive „lebender Bilder“ in den Kurhauskolonnaden. Im Wonnemonat, der am 30. April mit einem „Vorabend“ á la Wagner beginnt, sind 46 Gastspiele mit über 900 Kunstschaffenden aus Armenien, der Ukraine, der Schweiz, Irland, Italien, Österreich, Polen, Spanien, Großbritannien, Deutschland geplant. 15 hauseigene Produktionen inklusive dreier Premieren sind dabei. Die Jungen Maifestspiele bieten ein rundes Dutzend Stücke. Mit „7 IMF-Stadtprojekten“ darf die Freie Szene mitmischen.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache, 1947 gegründet und seit 1955 in Wiesbaden ansässig, sieht sich mit rund 100 Zweigstellen weltweit als Vermittlerin zwischen Sprachwissenschaft und Öffentlichkeit. Sie hat einen Redaktionsstab beim Deutschen Bundestag, wirkt als Botschafterin für Wiesbaden und berät bei der Vornamensuche. Aktueller Trend sind Ur-Großelternnamen wie Elisabeth, Emma oder Karl und Anton, aber auch Mia, Mila, Lina, Leon, Ben und Finn.
„Den Himmel zu erringen ist etwas Herrliches und Erhabenes, aber auch auf der lieben Erde ist es unvergleichlich schön. Darum lasst uns Menschen sein.“ Das „Mozärtliche“ Motto deutet die Hommage an das Genie mit dem „Wiesbadener Mozartzyklus“ und seinen 7 Meisteropern in der Reihenfolge ihrer Entstehung an. Allrounderin Chris Pichler aus Wien widmet sich mit dem Haydn-Ensemble Wiesbaden im Prunkfoyer „Mozarts Frauen“.
Gratulation einer Wiesbadener Institution. Die Jubilarin ist ein „Wort-Schatz“ der kommunikativen Art: Runde 75 Jahre ist sie jung, hat Augen und Ohren immer nahe am Volk. Sie ist der breiten Öffentlichkeit durch das seit 1977 gekürte „Wort des Jahres“ bekannt. Vom „Teuro“ (2002) über „Wutbürger“ (2010) und „Heißzeit“ (2019) bis zur „Corona-Pandemie“ (2020) wird linguistisch ein „Spiegelbild des Jahres“ gezeigt.
Alle zwei Jahre vergibt die Gesellschaft den Medienpreis für Sprachkultur wie z.B. vor 30 Jahren an „Mister Tagesthemen“. Hanns Joachim Friedrichs dankte „in unfallfreien und geraden Sätzen“. Zum 70. Geburtstag wurde die GfdS mit dem Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgezeichnet. Geschäftsführerin Dr. Andrea-Eva Ewels, seit 2010 im Amt, sah es bei der Preisverleihung als „ein Privileg, die Kultur in Wiesbaden zu bereichern.“ GfdS-Chef Professor Peter Schlobinski mahnte: „Sprachliche Verrohungen ebnen gesellschaftlichen Verrohungen den Weg.“ Von wegen „Reizthema Gendern“: Sprachwandel & Co. Ist immer ein Schwerpunkt, geschlechtergerechte Sprache ist ein Anliegen. Statt Sternchen oder Doppelpunkt wird zu Doppelnennung und geschlechtsneutralen Begriffen geraten wie Teilnehmende und Lesende. Publikum, Auditorium und Gruppe sind auch genehm. Und: „Neue Wörter bereichern.“ Text und Foto: Gesine Werner wiesbadener*in I/2022
Der 200. Geburtstag von Carl Maria von Webers „Freischütz“ wird vom Freiburger Barockorchester zelebriert. Das Berliner Ensemble zeigt Barrie Koskys „Dreigroschenoper“. Matthias Brandt, Ensemblemitglied in den 90ern, kommt mit Oliver Reeses „Mein Name sei Gantenbein“ wieder nach Wiesbaden. Dem Tanz wird gehuldigt mit dem armenisch-deutschen Doppelabend „Hole in Space“/“Me, My non-Self and I“ und dem kongenialen „MAM“ von Michael Keegan-Dolan aus Irland. Die hauseigene Produktion „Babylon“ wird ein Geniestreich: Jörg Widmann komponierte, Libretto: Peter Sloterdijk. Albert Horne leitet musikalisch, Daniela Kerck (The Minutes) gewährleistet Bühne und Regie. Mit „L`Òrmindo“ von Francesco Cavalli zeigt Kammersänger Thomas de Vries mit dem Ensemble Mattiacis erstmals eine inszenierte Barockoper im Kleinen Haus. „Vorhang auf!“ Sabine Philipp lädt als Direktorin des Stadtmuseums zur Reise durch 125 Jahre „Glanz und Glamour, Höhen und Tiefen der Wiesbadener Festspieltradition“ in die Kurhaus-Kolonnaden.ein. Text und Foto: Gesine Werner 33
KulTouren
Auch als Stammgast bei „Jazz im Hof“ des Kunst-Ministeriums mit dem legendären Barrelhouse-Jazz (hier 2017) war Ausnahme-Pianist Christof Sänger die gefeierte Idealbesetzung.
Auf „die ersten 100“ Jahre blickt Georg Stefan Troller, mit selbstironischer Offenherzigkeit begnadeter Kosmopolit, auch mit leisem Humor zurück.
Swingende Eleganz traumwandlerischer Improvisationskunst
Ein unvergesslicher „Menschenfresser“ mit Herz
Ausnahme-Pianist Christof Sänger mit dem Hessischen Jazzpreis geehrt Ein Wiesbadener Eigengewächs wird in seiner Heimat gewürdigt: Christof Sänger ist Hessischer „Jazzpreisträger 2021“. Na endlich. Die deutsche Schallplattenkritik hatte den 1962 Geborenen mit einem Preis für sein exzellentes Album „Chorinho“ schon 1992 auf dem Schirm. Mit Legenden wie Richie Cole, Bill Saxton und Allan Praskin trat er auf, mit George Mraz und Al Foster hat er ein Trio. Zur Stammbesetzung der Barrelhouse-Jazzband um Reimer von Essen, dem Ehrenbürger von New Orleans, gehört der exzellente Tastenlöwe seit 2010. Lässig swingende Eleganz bei traumwandlerisch sicherer Präzision, auch in halsbrecherisch rasanten Passagen als Alleinstellungsmarkmal. Mit Keith Jarrett spielt er in einer Liga, kurbelt das Kopfkino an und verführt zum entrückten Lauschen. Die Fach-Jury würdigte mit dem 10.000 Euro schweren, jährlich vergebenen Preis einen „versatile musician“, hieß es in der Begründung. Der „wandlungsfähige Musiker“ sei „vielseitig, beweglich und anpassungsfähig, dabei immer auf höchstem Niveau. Sein Spiel entfaltet die notwendige Geschmeidigkeit in der souveränen Begleitung großer Stilisten – etwa des legendären Tenoristen Ernie Watts – oder die virtuose Lässigkeit der großen Stride-Pianisten wie Fats Waller oder James P. Johnson. Was immer Christof Sänger macht, es ist Klavierkunst auf höchstem Niveau“, befand das unabhängige Gremium. „Die entspannte Selbstverständlichkeit, mit der Christof Sänger seine herrlichen Improvisationen spielt, fasziniert mich sehr“, lobte Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. Christof Sänger „integriert beinahe alle Stile des Jazz in seine Arbeit. Seine Innovation entsteht aus der Reflexion der Vergangenheit, aus der Mischung genial interpretierter Standards und Eigenkompositionen.“ Das fulminante Preisträgerkonzert war der Glanzpunkt des „Hessischen Jazzforums“. Christof Sänger brillierte mit seinem Trio, das mit Kontrabassist Rudi Engel und Drummer Tobias Schirmer Jazzgeschichte klingend abbildet. Sein Freund und Mentor, Barrelhouse-Jazzbandleader Reimer von Essen, gratulierte als Gast-Klarinettist.
Text und Foto: Gesine Werner
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Reporter-Legende Georg Stefan Troller blickt auf „die ersten 100 Jahre“ zurück „Am angenehmsten war es, 150 Filme zu machen.“ Sein Name ist Troller. Georg Stefan Troller. Und er hat die Lizenz zum Fragen - damit ihm selbst keine Fragen gestellt werden. Sagte er und entwickelte eine einmalige Kunst des Porträts mit mehreren Tausend interessanten Personen. Vor seinem Notizblock, vor Tonband und Kamera traf er sie alle, ob prominent oder unbekannt. Coco Chanel, Roman Polanski und Edith Piaf, Kopfgeldjäger und Woody Allen. Nur Picasso, Chaplin und Ingmar Bergman fehlen dem virtuosen Fragensteller mit der kindlichen Entdeckerfreude auf seiner Wunschliste. Der mit selbstironischer Offenherzigkeit begnadete Kosmopolit sieht sich als „professionellen Menschenfresser“ und ist selbst ein Zeitzeuge erster Güte. Köstlich sein Treffen mit dem „bärenhaften“ Orson Welles, echt ungefährlich der Dreh mit dem kampflustigen Muhammad Ali. Jetzt hat die Reporterlegende „die ersten 100 Jahre“ (Buchtitel) geschafft. Der gebürtige Wiener war mehrfach in Wiesbaden. Der Benefizabend für kriegsverletzte Kinder in Bosnien „Vergiss John Wayne“ mit ihm, seinem Kollegen HansDieter Grabe und Schnittmeisterin Elfi Kreiter, 2003 von den Filmemachern für den Frieden und den Frauen in Schwarz Kreatief organisiert, ist prägnant in Erinnerung. Die Stippvisite auf Einladung von Buchhändler Peter Leucht war eine literarische Sternstunde. Der Spross aus gutbürgerlich jüdischem Elternhaus wuchs mit Karl Kraus & Co. auf. Flucht vor den Nazis nach Brünn, Paris und die USA. Rückkehr nach Europa „als „Eroberer, als Befreier und Gefangenenvernehmer“ der US-Army, Studium in Kalifornien, 1949 landet der Fulbright-Stipendiat „als Amerikaner in Paris“ und bleibt. „Pariser Journal“ und „Personenbeschreibungen“ sind stilbildender Lernstoff für TV-Nachwuchs. Nie hat er sich selbst produziert: „Ich wollte nicht zeigen, dass der Troller da ist und sein Mikrophon hinhält.“ Nicht nötig. Der Troller“ ist trotzdem in jeder Einstellung präsent. Text und Foto: Gesine Werner wiesbadener*in I/2022
KulTouren
Ganz einfach „Zeuch“ nennt Theaterschauspieler Uwe Kraus seine eigenwilligen Objekte. Als originelle „Müllwächter“ bekommen Einwegartikel und Alltagsmüll ein zweites Leben.
Der Flügel im Hinterhof-Palazzo hat Gesellschaft bekommen: Marylou Sullivan-Delcroix wird das Cembalo, ein Erbstück aus Frankenberg, beim Unterricht der Opernklasse einsetzen. Ein Barock-Programm wäre auch eine hübsche Idee.
Müllwächter und MaskenSchmetterlinge
Frauenzauber und die Sehnsucht der Mignon
Schauspieler Uwe Kraus zeigt sich als bildender Künstler mit hintersinnigem „Zeuch“
Inspirierende Prorammplanung im Hinterhof-Palazzo
Uwe Kraus-Fu bespielt viele Bühnen: Er ist ein anrührender Schreiner Engstrand in Johannes Leppers Inszenierung von Ibsens „Gespenstern“, ein machtgeiler Stadtmanager Wolf Meister in „Casino“, brilliert in der „Fair Lady“ und als blinder Gloucester in „König Lear“. Er gastierte bei den Salzburger Festspielen, an der Wiener Staatsoper und im Pfalzbau Ludwigshafen. Die Weihnachtskammerkonzerte des Hessischen Staatsorchesters im Prunkfoyer bereichert er mit ausgesuchten Texten. Und als Regisseur trat der Vogtländer aus Plauen kürzlich mit den „furiosen Drei“ in Erscheinung. Seit 2005 stellt das Ensemblemitglied am Hessischen Staatstheater Wiesbaden profundes Schauspielkönnen unter Beweis. Jetzt ist er auch noch bildender Künstler und lebt seine Kreativität spartenübergreifend mit Fundstücken (Zahnbürste, Textbuch & Co.) und Sperrmüll sowie Haushaltsabfall aus - ein „handgreiflicher“ Ausgleich zur Schauspielerei. „Die Liebe zur Kunst begleitet mich schon ein Leben lang.“ Bilder und figurative Objekte sind ein haptischer Gegenpol zur flüchtigen Kunst des Theaters und sind gekommen, um zu bleiben. Kunst ist Kommunikation. Der Vielseitigkeitskünstler hat sich der Werkgemeinschaft E14 in der Eltviller Straße 14 angeschlossen, die auch bei den Tatorten Kunst vertreten waren. Das Thema Müll und Müllvermeidung treibt Uwe Kraus schon länger um, wurde von der Pandemie verstärkt. Seine „Butterflies“ sind alte FFP2-Masken, die eine überstrichene Schublade bevölkern und gen Himmel entfleuchen. Eine Menge Plaste-Abfall bleibt von den unzähligen Corona-Tests übrig. Shampoo, Waschmittelflaschen und Suppendosen sind nur für „einen Weg“ bestimmt, dann sind sie Wegwerf-Artikel. Für Uwe Kraus sind seine fantasievollen Objekte „Müllwächter“, die gerne zum Sinnieren über die oft beschworene Nachhaltigkeit anregen dürfen. Das hintersinnige „Zeuch“ zaubert jedenfalls ein Lächeln aufs Gesicht und ist ein überraschend sinnlicher Augenschmaus. Text und Foto: Gesine Werner
Fast kommt der Hinterhof-Palazzo aus dem Feiern nicht mehr raus. Kaum ist das Silberjubiläum vorbei, steuert die Werkstatt für Gesang, Spiel und Sprache auf ein seltenes Jubiläum zu. Ist aber erst demnächst spruchreif. Ausnahmesopranistin Mary Lou Sullivan-Delcroix, als wichtige Zeitzeugin in das oral history-Projekt des Stadtarchiv-Fördervereins eingebunden, hatte zuletzt coronakonform mit einem Sternstündlein zum „Jugendstil in Wien“ in ihr anheimelndes Domizil im Westend geladen. Die Hausherrin hat spannende Pläne. Die kleine Tradition der „Treppenkonzerte“, ursprünglich der Pandemie geschuldet und vom Publikum dankbar goutiert, wird fortgeführt. Die „Mignon“-Idee hatte die Sopranistin und Gesangspädagogin, die sich mit Leidenschaft historischer Recherche widmet, schon lange. „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?“ oder „Wer nie sein Brot mit Tränen aß“ sind so bekannt wie: „Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, was ich leide.“ Goethes „Wilhelm Meister“ kauft „das wunderbare Kind“ Mignon von Gauklern frei, will sie „an Kindes Statt seinem Herzen einverleiben“. Komponistinnen wie Helene Liebmann wie Josephine Lang, auch Kollegen wie Beethoven Liszt, Schubert, Schumann, Hugo Wolf vertonten die Gedichte. „Mignon und die Sehnsucht“ geht am 11.Juni (19 Uhr) und 12. Juni (17 Uhr) über die Bühne mit Barbara Menges, Uta Müller, Marga Wenzel, Erik Struss, Ingrid Ujj-Conrad und Ortwin Trapp. Schauspieler Sebastian Kroll liest, Ute Körner begleitet am Klavier. Dem Nachwuchs wie Fabienne Köhler eine Gasse! „Frauenzauber – die Kraft der Stimme“ kündigt sich mit Chansons und Musicalsongs an. Starken Frauen wie Barbra Streisand, Julie Andrews, Audrey Hepburn, Eva Peron und Hildegard Knef gilt die Hommage. Christine Brieger und Ute Hilgenberg sowie der wunderbare Konzertpianist Wolfgang Stifter sind mit von der Partie (9. Juli, 19 Uhr und 10. Juli, 17 Uhr). Pauline Viardot, Sängerin, Komponistin, Pädagogin, Salonnière und Freundin von Turgenjew, George Sand und Chopin, wird im Herbst gehuldigt. info@hinterhof-palazzo.de. Text und Foto: Gesine Werner
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lerischen Differenzen“ mit dem Hausherrn vorzeitig geht, „tanzt“ sein leidenschaftliches Dirigat geradezu. „Stäbchen“ nicht nötig. Lautstarker Jubel. Stehende Ovationen. Extra-Beifall für den GMD, der seine Blumen dem Orchester schenkt. Das Publikum will das memento-Team gar nicht mehr von der Bühne lassen. Am 3. und 12. und 16. März ist „memento“ wieder zu erleben.
Für eine historische Sternstunde mit dem eindrücklich berührenden Ballettstück „memento“ wurden sie vom Publikum ausdauernd bejubelt: Der viel zu frühzeitig Abschied nehmende GMD Patrick Lange und Haus-Choreograf Tim Plegge.
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ine Sternstunde mit Suchtpotenzial. „Memento“, ein Geniestreich von Tim Plegge empfiehlt sich nachdrücklich für den FAUST. Mucksmäuschenstille im Großen Haus des Wiesbadener Staatstheaters. Die barocke Pracht der Bühneneinrahmung ist tiefschwarz samten verhüllt. Vom ersten Augen-Blick an zieht ein Faszinosum mit suggestiver Kraft hypnotisch in seinen Bann. Das Publikum sitzt auf der Stuhlkante und wird gefesselt von einem brillanten Gesamtkunstwerk mit Tanz, Licht, Stille. „Ich halte Dich“. Wortgebilde
führung von „memento“ Keine Handlung. Die Gedanken sind frei, die Assoziationen erst recht. „Stirb und werde“, Orpheus & Eurydike, Wandel & Verwandlung, Facetten des Abschieds, Pièta & Totentanz. Und ganz zum Ende blitzt leiser Humor auf. Die Bühne wird geräumt und das versteht der frühere Ballettdirektor Tim Plegge in seiner ersten Arbeit als Haus-Choreograf wörtlich. Computeranimationen von Frieder Weiss & Matthias Härtig machen Tänzer zu hinreißenden Licht-Körpern, zeichnen Spuren „nach“ in Zeit und Raum. Nähe und Distanz,
Tanz als Hochleistungssport. Das Hessische Staatsballett wird als „Zwei-Städte-Kompanie“ der Musentempel Wiesbaden und Darmstadt seit der Spielzeit 2020/21 vom bisherigen Kurator und Vizedirektor Bruno Heynderickx geleitet. International erfahren, bietet der gut vernetzte Belgier in den Maifestspielen zwei Hochkaräter. Irlands Star-Choreograf Michael Keegan-Dolan mischt mit dem Teac Damsa und seinem großartigen „MAM“ am 17./18.Mai das Große Haus auf. Der spektakuläre „Double Bill“ lädt am 21./22. Mai zu „Hole in Space“ aus Italien und „Me, My non-Self and I“ der armenischen Ballett-Pionierin Rima Pipoyan. Text und Fotos: Gesine Werner Der neue Ballettdirektor Bruno Heynderick steht buchstäblich „hinter“ seinem Hessischen Staatsballett und „memento“, ein Geniestreich von Haus-Choreograf Tim Plegge. Das Poster zeigt FAUST-Preisträger Ramon John mit Kollegin Rita Winder.
Sternstunde mit Geniestreich für den FAUST Das Hessische Staatsbalett reißt als Zwei-StädteKompanie zu Begeisterungsstürmen hin und Musik. Max Richters Version der „Vier Jahreszeiten“ betört, atmosphärische Klangflächen faszinieren und Marilyn Mansons Kreischen enerviert. Eine eigene Rolle spielt das faszinierende „Luftobjekt“ von Frank Fierke, entwickelt spannendes Eigenleben. Der Mantel (des Schicksals?) weht mit langer Schleppe heran und entfaltet mannigfache Wirkung. Atemlos gebannt folgt das Publikum den Tanzszenen der Uraufwiesbadener*in I/2022
Spiegelung, Trennung und Trauer. Mysteriöse Gestalten in schwarz. Faszinierend das bewegliche Labyrinth aus Vorhängen von Andreas Auerbach, Lichtstimmungen Tanja Rühl, Kostüme Judith Adam. Das bestechende Ensemble um FAUST-Preisträger Ramon John, Taulant Shehu und „Klärchen“ Greta Dato ist ein Pfund, mit dem sich wuchern lässt. Geradezu beseelt wirkt das Hessische Staatsorchester. Solo-Violone Karl-Heinz Schultz. Publikumsliebling GMD Patrick Lange, der nach „künst36
kultur & kreatives
Worte, Wasser und Wein 1. Literaturtage in Zell / Mosel in 2022
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erade mal eine Autostunde vom Rhein-Main-Gebiet entfernt, lesen drei Tage lang, vom 26 bis 29. Mai 2022, siebzehn gestandene Autor*innen, manche davon preisgekrönt, aus ihren Werken und präsentieren neue sowie unveröffentlichte Texte in der einzigartigen Atmosphäre dieser uralten Kulturlandschaft. Das Festivalticket für alle drei Tage (165,00 €) gilt für mehr als 30 Einzellesungen und für die lange Lesenacht am Samstag. Die Einzellesungen finden freitags, samstags und sonntags mehrmals täglich zu jeder vollen Stunde an mehreren ausgewählten Orten in Zell statt und dauern max. 40 Minuten, sodass zur nächste vollen Stunde genug Zeit bleibt, sich neu zu orientieren. Die Autor*innen werden zu verschiedenen Zeiten und Tagen lesen, so dass die Besucher:innen mal pausieren können und dennoch nicht verpassen müssen. Das detaillierte Programm sowie Infos zu Unterkünften gibt´s auf www.litzell.de. Dort können auch direkt sowohl das Festivalticket für alle Tage oder Einzeltickets für die Sonderveranwiesbadener*in I/2022
staltungen gebucht werden. Wichtig: rechtzeitig Übernachtungen buchen, am besten über die Tourist-Info: www.zellerlande.de. Kontakt: LitZell media futura Mittelstraße 3 • 56856 Zell/Mosel mail@media-futura.de www.litzell.de Eintrittspreise: – Festivalticket* = € 165,-(26.-29.05.2022) – Weinlese = € 28,-(27.05.2022) – Leseabend € 35,-(28.05.2022) ermäßigt** € 25,--
Wichtiges: Die aktuellen Hygienevorschriften entnehmen Sie der Webseite. Außerdem werden Sie vor Ort auf die dann gültigen Vorschriften aufmerksamt gemacht. Aktuell gilt die 2G-Regel in Rheinland-Pfalz, an die wir uns halten. Informationen zu den Leseorten sowie die aktuellen Orte finden Sie ebenfalls auf der Webseite. Vor Ort wird es dann zusätzlich einen aktuellen Lese- und Ortsplan geben. Alle weiteren wichtigen Angaben sind ebenfalls auf der Webseite zu finden. Vermissen Sie eine Information, schreiben Sie uns eine Mail (mail@media-futura.de).
* gültig für alle Lesungen, außer den Sonderlesungen (Weinlese) inkl. Leseaben ** Zeller Bürger:innen erhalten gegen Vorlage des Personalausweises den ermäßigten Preis Derzeit werden weitere Sonderveranstaltungen geplant. Einheiten zu den Lesungen sowie allle aktuellen Veranstaltungen sind auf der Webseite zu finden (www.litzell.de) Hygyienevorschriften, Leseorte, 37
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Es lesen*: Ute Bales – Autorin von Kurzgeschichten, Essays und von bisher acht Romanen, von denen „Bitten der Vögel im Winter” 2018 mit dem Martha-Saalfeld-Förderpreis des Landes RheinlandPfalz bedacht wurde. Jens Baumeister – Kunsthistoriker, Weindozent und Sachbuchautor mit Schwerpunkten Kunst, Archäologie und Weingeschichte sowie Karl Marx. 2017 wurde sein bislang erfolgreichstes Buch „Wie der Wein Karl Marx zum Kommunisten machte” veröffentlicht. Kathrin Baumeister – Autorin und unabhängige Kunsthistorikerin, veröffentlichte u. a. mit ihrem Mann drei Bücher über Karl Marx („Wie der Wein Karl Marx zum Kommunisten machte”, „Karl Marx zwischen Pfandhaus und Champagner” und „Weinfreunde Marx und Engels”).
Peter Friesenhahn – 1952 in Pünderich geboren, lebt und arbeitet als Autor, Musiker, Lieder – und Filmemacher an der Mosel. Tim Frühling – bekannt aus HR-Funk und Fernsehen, veröffentlichte 2021 seinen fünften und Deutschlands ersten Grillkrimi. Gina Greifenstein – erfolgreiche Kochbuch- und Krimiautorin, liebt Verkleidungen und Angriffe auf die Lachmuskulatur. Anne Grießer – war als Reisejournalistin, Wanderführerin, Redakteurin, Veranstalterin, Schauspielerin und Dozentin tätig und hat sich in den vergangenen Jahren hat sich als Krimiautorin und Herausgeberin einen Namen gemacht. Jürgen Heimbach – war als Regieassistent am Staatstheater Mainz tätig und arbeitet heuteals Redakteur für 3sat. Sein schriftstellerisches Werk umfasst inzwischen acht
Romane und eine Reihe kriminalistischer Kurzgeschichten. Für seinen 2019 erschienen Roman „Die Rote Hand” wurde er mit dem Friedrich-Glauser-Preis als bester deutschsprachiger Kriminalroman des Jahres ausgezeichnet. Judith Kauffmann – langjährige Radio- und Fernsehjournalistin, vielen RheinlandPälzer*innen noch bekannt aus Sendungen des SWR wie „Flutlicht”, „Himmel un Erd” an der Seite von Johann Lafer, veröffentlichte 2021 ihren ersten Roman „Nix Besseres wie was Gutes”. *Änderungen bei den teilnehmenden Autor:innen sind möglich.
Fotos: obeere Reihe von links: Antje Fries, Gina Greifenstein, Tim Frühling, Anne Grießer, unten von Mitte & rechts: Jürgen Heimbach, Judith Kauffmann (Foto: SWR Pressestelle)
Antje Fries – schreibt Kriminalromane, Kinderbücher, Lehrerbücher und liefert Beiträge zu Lyrik-, Mundart-, und Krimi-Anthologien Fotos: links von oben nach unten: Ute Bales, Jens Baumeister, Kathrin Baumeister 38
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Susanne Konrad – lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Schwerpunkte ihrer schriftstellerischen Arbeit sind Entwicklungsromane sowie Prosa zu den Themen Liebe und Älterwerden, Heimat und Migration, Diversität und Inklusion. Matthias Kreck – Algebraische Topologie und Differentialtopologie sind die Gebiete des 1947 geborenen Professors für Mathematik an der Universität Bonn, der in Mainz und Bonn lebt, schreibt und in seiner Freizeit Cello spielt. Verena Mahlow – Nach zahlreichen weiteren Veröffentlichungen, Kurzgeschichten, Essays, Sachbüchern und Übersetzungen wandte sie sich 2000 dem Drehbuchschreiben zu. Sie lebt in Mainz und seit längerer Zeit auch in den USA, wo in diesem Jahr ihr erster englischsprachiger Roman, „Island of Dead Gods”, erschien. Mischa Martini – Krimiautor, der in bisher 15 Episoden den Ermittler Waldemar Bock mit seinem skurrilen Team links und rechts der
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Mosel auf Verbrecherjagd gehen lässt. Seine Bühnenkomödie „Mörderische Auslese” wird auch in den Nachbarländern aufgeführt. Minas – im Lehrberuf Diplompsychologe, schreibt Belletristisches in kurzer oder langer Form seit frühester Jugend. Work in progress: „Brocante – Zwei Männer und ein Krieg”, eine deutsch-französische Freundschaftsgeschichte. Hasan Özdemir – der deutschsprachige Lyriker, Erzähler und Dramatiker lebt in Ludwigshafen und Freinsheim, wo er auch Initiator der „Literarischen Lese Freinsheim” ist. Seine Gedichte wurden ins Englische, Französische, Polnische, Russische und ins Italienische übersetzt. Mit seinem ersten Theaterstück „Der Proband” erhielt er 2010 den Theaterpreis im Rahmen des Dramenwettbewerbs im Pfalzbau Ludwigshafen.
Martin Schnick – lebt in Köln und ist als Werbetexter, Theaterregisseur und Autor tätig. Er hat u.a. eigene Bühnenstücke unter dem Pseudonym Martin Rubin verfasst. Sein Monolog „Störwerk” wurde an vielen Off-Bühnen gespielt und erhielt auf dem New Yorker Fringe Festival einen Kritikerpreis. Der WIESBADENER verlost 1x2 Festivaltickets. Bitte beantworten Sie folgende Frage: Wann erhielt Zell/Mosel die Stadtrechte? Einsendeschluss ist der 31.04.2022.Der Rechtsweg ist ausgeschlossen! Fotos: oben von links nach rechts: Susanne Konrad, Verena Mahlow, Matthias Kreck, Mischa Martini, Hasan Özdemir (Foto: Iris Kaczmarczyk) unten von links nach rechts: Minas, Peter Friesenhahn, Martin Schnick alle Fotos in Urheberschaft der Autoren, wenn nicht anders gekennzeichnet
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kultur & kreatives
„Weil Straßenschilder Geschichte machen.“ Das Frauenmuseum Wiesbaden engagiert sich mit seiner Aktion „Femorial“ für weibliche Straßennamen.
Frauen im Stadtraum sichtbar machen Das Frauenmuseum engagiert sich mit der Aktion „Femorial“ für weibliche Straßennamen
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ennen Sie Augusta Kaiser? Schon mal was von Käthchen Paulus gehört? Und wer ist Ika Freudenbeug? Auf Straßenschildern sind meist Männernamen zu lesen. „Wer in der Sprache nicht vorkommt, ist auch nicht im Bewusstsein“, wusste Sokrates.
nicht. „Weil Straßenschilder Geschichte machen“ soll bis 2025 dem Ungleichgewicht entgegengewirkt werden, das erste Viertel des Jahrhunderts ist dann vorbei. Eine „Leerstelle“ ist zu füllen. „Frauen
müssen gewürdigt werden “ Das ambitionierte Ziel: „60 Straßen und Plätze erinnern an bedeutende Frauen von Amelie Bölte bis Josepha Zais in Wiesbaden. „Wir wollen ein Zeichen setzen“, sagt Kulturwissenschaftlerin Evelyn Schühle im Frauenmuseum. Ein Team hing, behördlich genehmigt, in der Innenstadt „neue“ Schilder auf. Dass die „Farbe Lila“ der Frauenbewegung eher „danebengelungen“ war, wurde von weiberratsgestählten Feministinnen wie Christine Rupp-Kuhl und Mitstreiterinnen bemängelt. Das leuchtende Pink der temporären Namensgebung, unter den offiziell blauen Schildern mit Kabelbinder befestigt, war einem fehlerhaften Druck geschuldet. Schon in seiner ersten Ausstellung hatte das „frauen museum wiesbaden“, 1984 in der Nerostraße ansässig, „die Notwendigkeit der verstärkten weiblichen Straßenbenennung“ thematisiert. Knapp 40 Jahre später sind wir nicht weiter. „In anderen Städten gibt es längst Beschlüsse, die das Verhältnis von Frauen- und Männernamen regulieren und ausbalancieren“. Im Frauenmuseum wird derzeit den „Seiltänzerinnen zwischen Autonomie und Anpassung“ gehuldigt. Die Schau über „die 80er und die Frauenbewegung“ zeigt „das unbändige Engagement für Befreiung, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung“. Der Frauenhausverein „Frauen helfen Frauen“ wurde vor 45 Jahren gegründet, die Beratungsstelle beging 2010 ihr Silberjubiläum. Das Thema Gewalt gegen Frauen ist brandaktuell. Text und Fotos: Gesine Werner
In der Ausstellung „Seiltänzerinnen zwischen Autonomie und Anpassung“ wird an einen „Frühjahrsputz“ erinnert. Das Frauenzentrum stattete dem „Büro für staatbürgerliche Frauenarbeit“ in der Faulbrunnenstraße einen munteren Besuch ab.
„Die Zeit der Veränderung ist jetzt!“ Das Frauenmuseum Wiesbaden hat im November 2021 seine Aktion „Femorial“ gestartet. Der neue Begriff verbindet „Feminismus“ mit „Memorial“ und symbolisiert die Forderung nach weiblichen Straßennamen in Wiesbaden. Einer Schülerin, der achtjährigen Tochter von Unternehmer Hans Reitz, waren fehlende Frauennamen aufgefallen. Der Papa rannte beim Frauenmuseum offene Türen ein, eine Liste wurde erarbeitet. An Tony Sender erinnert kein Straßenname, an Kommunalpolitikerin Henny Neu und an Widerstandskämpferin Grete Noetzel auch 40
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kultur & kreatves
Zum Jubiläum „125 plus 1“ gönnen sich die Internationalen Maifestspiele Wiesbaden das Programmbuch in zwei ästhetisch ansprechenden Versionen.
Bunbury und die Schlacht am Mackie Creek TheaterDonner auf den Bühnen in Wiesbaden, Darmstadt und Mainz Wenn die Pique Dame auf Bunbury und den Vater trifft, freut sich Lady Dada auf die Internationalen Maifestspiele. Ein Blick zu den Brettern der Region.
Blick nach Wiesbaden
Das Hessische Staatstheater der Landeshauptstadt wird bis 2024 von Intendant Uwe-Eric Laufenberg geleitet. Bis dahin legt der Chef sich noch mal tüchtig ins Zeug. Die Internationalen Maifestspiele 2022 prunken mit spannenden Eigen-Produktionen und GastspielSchmankerln. (vgl. KulTouren). Der Spieltisch als Laufsteg: Hausherr Laufenberg baut auf ein bravouröses Team, findet für Tschaikowskys „Pique Dame“ symbolträchtige Bilder, bietet aber auch sinnfreie Nackedeis. Albert Hornes Chor ist in Hochform. Das Staatsorchester spielt vorzüglich unter Gastdirigent Oleg Caetani, 1992 bis 1995 GMD am Haus. Jubel und anhaltender Beifall für die furiose Besetzung mit Titelheldin Romina Boscolo, Elena Bezgodkova, Silvia wiesbadener*in I/2022
Hauer, Aron Cawley, Benjamin Russell, Erik Biegel. Goethes „Werther“ als feinsinnige Oper von Jules Massenets Oper ist in Ingo Kerkhofs Inszenierung, dirigiert von Peter Rundel, ein hervorragender Abend. Stimmliche Exzellenz bieten Anna El-Khashem und Fleuranne Brockway mit Ioan Hotea und Christopher Bolduc im Quartett. Von Daniela Kerck feinfühlig inszeniert, sorgt „die Schlacht am Mackie Creek“ (The Minutes) von Pulitzerpreisträger Tracy Letts für Gänsehautmomente. Im Gemeinderat von Big Cherry fehlt ein Protokoll. Mr. Carp (Uwe Kraus) will es wissen, forscht und entlarvt die Lebenslüge. Lukas Schrenk, Jürg Wisbach, Lena Hilsdorf, Evelyn Faber, Benjamin Krämer-Jenster, Christoph Kohlbacher, Tobias Lutze, Matze Vogel, Martin Plass & Sophie Pompe sind ein grandioses Ensemble, werden lautstark gefeiert. Unbedingt ansehen!
Oscar Wildes „Bunbury“, das geistreiche Vexierspiel mit den Identitäten, bringt in der Regie von Johannes Lepper ein wunderbares Wiedersehen mit Ingrid Domann, Publikumsliebling zu Leiningers Zeiten. Die Ladies haben die Hosen an. Snob Algernoon (Christoph Kohlbacher) kommt als Wilde-Lookalike barfuß bis zu Hals daher. Sein Pendant Matze Vogel ist ein hinreißender „Ernest“. Zum „Herr“lich auftrumpfenden Team gehören Evelyn Faber, Christina Tzatzaraki, Lina Habicht Christian Klischa und Dino Niethammer. Die spanische Company „Kor´sia“ entführte mit „Igra“ (russisch „Spiel“) als sinnliche Hommage an Nijinskys „Jeux“ auf den Centercourt. Tennis als gelebte Verführung mit echten Schlägern, Bällen und Originalton heftiger Ballwechsel. Begeisterter Beifall. „Die Liebe zwischen den Geschlechtern ist ein Krieg“, so definiert Laura (Anne Lebinsky) ihre Sicht der Ehe mit dem psychisch 41
kultur & kreatives labilen Rittmeister (Rainer Kühn) und sät Zweifel. Ist er wirklich Berthas (Maria Wördemann) Vater? Evgeny Titovs historisch gut recherchierte Fassung von August Strindbergs autobiografisch grundiertem Stück „Der Vater“ - Dramaturgie Wolfgang Behrens - wartet mit Nietzsche, Bachofen und Ishtar-Demeter-Aphrodite auf. Ingrid Domann, Peter Clós und Tobias Gondolf sind mit von der Partie im exzellenten Ensemble. Ausdauernder Beifall für einen Abend mit langem Nachhall.
Blick nach Darmstadt
Ensemblemitglied Rainer Kühn als titelgebender „Vater“ in Evgeny Titovs Fassung von Strindbergs Stück ist ein zuweilen Mitleid erregendes Mannsbild von einem Rittmeister
Intendant Karsten Wiegand und GMD Daniel Cohen sind gekommen, um zu bleiben. Der Vertrag des Hausherrn wurde „bis zum Ende der Spielzeit 2028/2029 ausgeweitet. Chefdirigent Daniel Cohen verpflichtet sich zunächst bis Sommer 2024“ gab Ministerin Angela Dorn bekannt. Bunbury, Klappe Zwo. Auch in Darmstadt geht die rasante Verwechslungskomödie „Ernst ist das Leben - Bunbury“ über die Bühne - fantasievoll inszeniert von Andreas Merz Raykow.
Blick nach Mainz
„Dada war da, bevor Dada da war.“ Das wird in der neuen Bar zum Grünen Kakadu zünftig zelebriert mit „Fisches Nachtgesang“ von Maren Schwier. Am 27. April ist Lady Dada wieder da.
„Für immer die Alpen“: Die Uraufführung von Benjamin Quaderers Stück über den Liechtensteiner Hochstapler Heinrich Kieber auf U17 in Mainz über die Bühne.
„Der Fürst. Der Dieb. Die Daten“. Die Uraufführung von Benjamin Quaderers „Für immer die Alpen“ blickt in Kooperation mit dem TAK Theater Liechtenstein dem Hochstapler Heinrich Kieber hinter die Kulissen. Mit dem brillant aufspielenden Quartett Andrea Quirbach, Carlotta Hein, Julian von Hansemann, Thomas Beck hat Friederike Heller ein schräges Vergnügen inszeniert. Text und Fotos: Gesine Werner
Foto links: Fisches Nachtgesang: Die furiose Sopranistin Maren Schwier mischt als Lady Dada mit Stimmbandakrobatik vom feinsten die Beletage des Grünen Kakadus auf. Mit Riesenschnäuzer ist sie an der Bar ganz Mann. Ihre Figurine aus Schlemmers Triadischem Ballett bietet kieksend und schnalzend Schwitters „Ursonate“ als ganz große Oper. Am 27. April ist die Lady wieder dada im Grünen Kakadu. 42
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kultur & kreatives
Bärbel Maiberger irritiert und amüsiert 100-Wörter-Geschichten aus dem Leben Dr. Lermann Verlag, Mainz 68 Seiten, Hardcover ISBN 978-3-927223-30-1 EUR 12,90 auch als E-Book erhältlich
Bärbel Maiberger
irritiert und amüsiert 100-Wörter-Geschichten aus dem Leben 100-Wörter-Geschichten: die literarische Kategorie führt zu einer kurzen und offenen Darstellung, die die Lesenden zum Mitdenken und Mitfühlen anregt und überraschend sein kann. Es sind Geschichten aus dem alltäglichen Leben, aus Stadt und Land, von Jungen und Alten, aus Bereichen und Beobachtungen, die den Lesern und Leserinnen so ähnlich vielleicht schon zugestoßen sind und die sie nachvollziehen können. Bärbel Maiberger, geboren 1954 in Mühlacker/Enzkreis, lebt mit ihrer Familie in Bietigheim-Bissingen. Sprache und Literatur sind ihr Metier. Sie arbeitet als Trainerin für Deutsch als Fremdsprache. Als Autorin veröffentlichte sie Gedichtbände, Haiku und Aphorismen sowie besprochene CDs. 2008 erhielt sie den Sonderpreis beim Literaturwettbewerb Skulpturenweg Kaufbeuren für ihre Arbeit nach Skulpturen des Künstlers Rudi Endriß. Sie war Preisträgerin beim XIV. GedichtWettbewerb der Bibliothek deutschsprachiger Gedichte 2011 und ihr Gedicht wurde vertont. Zu beziehen durch den Buchhandel. wiesbadener*in I/2022
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heilen & helfen Bewohner, um Konfliktpotenzial zu entschärfen. Drei Doppelzimmer, ein gefliester Sanitärbereich und Lagerräume stehen hier bereit. Ein Team von 15 Personen ist inklusive Verwaltung, Pforte und Reinigung (nicht zu unterschätzen) im Wohnheim tätig. Das einstige Hofgut des Fürsten von Schwarzenberg mit dem denkmalgeschützten, vor 120 Jahren für Wohnungslose errichteten Haupthaus wird von den Schürmanns seit 1970 als „Familienbetrieb“ geführt. Nach Jahrzehntelangem Engagement bekam Heilsarmee-Majorin Margarete Schürmann für ihren „herausragenden persönlichen Einsatz in unserer Stadt“ von Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende die „Wiesbadener Lilie“ überreicht. „Sie ist in ihrer bescheidenen Lebensform ein leuchtendes Vorbild für soziales Engagement“, rühmt Parlamentspräsident Dr. Gerhard Obermayr. Ehre, wem Ehre gebührt: Für ihren „herausragenden persönlichen Einsatz in unserer Stadt“ würdigte Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende die langjährige Heilsarmee-Offizierin Margarete Schürmann mit der „Wiesbadener Lilie“.
Zwei neue Häuser für das Männerwohnheim Im Winter bietet die Heilsarmee Wiesbaden Obdachlosen neue Unterkünfte
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in Provisorium geht zu Ende, nach über 30 Jahrzehnten Nutzung. Die maroden Baracken der Achtziger Jahre sind abgerissen und Geschichte. Das Männerwohnheim der Heilsarmee bekommt zwei funktionale Neubauten mit begrüntem Flachdach mit 56 Plätzen. Voraussichtlich im Oktober, also noch vor dem Winter, werden die Gebäude bezogen. Das Wohnheim mit Doppelzimmern ist Teil der Wiesbadener Winterregelung des Sozialamts. Südost-Ortsvorsteher Alexander Scholz ist „froh, dass sich die Heilsarmee um die Menschen kümmert, die kein Zuhause haben.“ Die Baukosten von rund 3,7 Millionen Euro trägt die Kommune. „Wiesbaden hebt sich von anderen Städten ab“, betonte Hans-Jürgen Schürmann. Der Wohnheimleiter 44
lobt die Bereitschaft von Architekt Schön, der die alltagstauglichen Ratschläge gerne annahm. „Nicht alles, was gut aussieht, ist auch praktisch“, schmunzelte der erfahrene Praktiker mit Blick auf breite Türöffnungen und im Boden verankerte Toiletten. Die Stadtentwicklungsgesellschaft „nimmt auch kleine Projekte wichtig“, betonte Roland Stöcklin und ist bei der Grundsteinlegung in der Schwarzenbergstraße mit dem Baufortschritt zufrieden. Der SEG-Geschäftsführer kündigte das Richtfest für April an. Neben dem Wohnbereich für Dauergäste gibt es den Übernachtungsbereich für Durchgangsgäste. Das größere Gebäude hat auf zwei Geschossen 25 Doppelzimmer. Zwei Erdgeschossräume sind barrierefrei. Das kleinere Gebäude beherbergt „sozial auffällige“
„Wir kümmern uns!“ ist die Devise der Heilsarmee, die in 107 Ländern rund um den Globus aktiv ist und sich der „Hilfe für den ganzen Menschen“ verschrieben hat. Die Bundesverdienstkreuzträgerin und Filius Hans-Jürgen sind wichtige Mitwirkende im Oral-History-Projekt des Stadtarchiv-Fördervereins zu Wiesbadener Geschichte(n). „Es gibt nichts, was ich nicht getan hab“, schmunzelt die HeilsarmeeOffizierin, Ansprechpartnerin und Seelsorgerin, die erst mit zarten 90 Lenzen in den „Un“-Ruhestand ging. Trotz der Pandemie „lief das Heim normal weiter“, berichtet Wohnheimleiter Schürmann. „Wir sind daran interessiert, dass nix passiert“. Auch für einen Notfall, bislang nie eingetreten, ist das Heim gerüstet. Geimpft durch ein mobiles Impfteam wurde „ohne viel Tamtam“. Die Organisation machte den meisten Aufwand, wie dicke Ordner bezeugen. Die Flagge der Heilsarmee symbolisiert das Blut Jesu Christi und das Feuer des Heiligen Geistes. „Der Grundgedanke ist immer noch aktuell“, betonen Mutter und Sohn Schürmann. Text und Foto: Gesine Werner
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heilen & helfen
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in gutes Einsteigerbuch für alle, die sich schnell und doch umfassend über die Möglichkeiten und Wirkungen von Ayurveda informieren möchten. Ernährung, das Aufhalten des Alterungsprozesses, Gesundheit und Fitness – alles Themen, die uns täglich fast inflationär begegnen, aber auch auf großes Interesse stoßen. Viele Menschen möchten sich gesund ernähren, lange fit und beweglich bleiben, und/oder auch den Alterungsprozess aufhalten. Am besten natürlich, gleich beim Lesen des Ratgebers. Wenn Sie zu dieser Kategorie zählen, sparen Sie sich die Anschaffung dieses und auch anderer Bücher – es wird nicht funktionieren. Katrin Blüge praktiziert und lehrt seit über 20 Jahren als ganzheitliche Therapeutin und Dozentin in ihrer Naturheilpraxis in Hannover. Dort leitet sie das Zentrum für Naturheilkunde mit einem interdisziplinären Team aus 14 Therapeuten und Beratern. In ihrer OnlineAkademie gibt sie ihr Wissen weiter, sowohl für Laien als auch für Menschen, die Ayurveda zu ihrem Beruf und ihrer Berufung machen möchten. Es ist ihr ein Anliegen, ihre Patienten, Klientinnen und Schüler auf ihrem Weg zu mehr Prävention, Gesundheit und Bewusstsein für ihr Leben zu begleiten. Für alle anderen aber, die endlich etwas konkret im Leben ändern möchten und sich schon lange durch den Ratgeber-Dschungel arbeiten, um die richtige Methode zu finden, ist das Buch sehr gut geeignet. Es bietet einen recht guten Einblick, was Ayurveda ist und wie sich Veränderungen umsetzen lassen. Im Buch enthalten ist ein Test, mit dem der Konstitutionstyp (Vata, Pitta, Kapha) bestimmt werden kann, und wie nach dieser Erkenntnis die eigene Lebensweise am besten umgestellt oder ergänzt wiesbadener*in I/2022
werden kann, um lange fit und gesund zu bleiben, bzw. auch wieder zu werden. Natürlich zeigt der Ratgeber auch die Grenzen einer ayurvedischen Lebensweise auf, besonders bei irreversiblen Krankheiten, die über ein Leben lang erworben wurden. Aber das macht auch die Seriosität des Buches aus. Hier wird nichts versprochen, was nicht auch eingehalten werden kann – vorausgesetzt, man möchte ayurvedisch leben. Wer auf der Suche nach Zaubermitteln oder Übernachtüberraschungen ist, wird enttäuscht sein, aber wer sich auf das Thema einlassen möchte, wird hier einen guten Einstieg finden. Für alle, die mehr erfahren möchten, werden zusätzliche Links angegeben.
Und eins wissen Sie am Ende bestimmt: Ob Ayurveda etwas für Sie ist oder nicht. Das Buch eignet sich gut, um sich mit Ayurveda vertraut zu machen. Probieren Sie es aus! Das ist ein Ratgeber, der diesen Titel auch verdient! Katrin Blüge AYURVEDA Gesund Leben, Natürlich Heilen 160 Seiten, Softcover ISBN 978-3-8426-3058-1 € 19,99 [D] / € 20,60 [A] humbold Ratgeber www.humboldt.de Petra Esser, Ernährungsberaterin TCM
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zusammenleben
Gekommen um zu bleiben: Wölfe im Taunus (Foto: Kordesch)
Die Rückkehr des Verhassten D
er Wolf ist zurück im Taunus. Aber wird er auch bleiben? 150 Jahre nach seiner Ausrottung in Hessen stehen die Chancen dafür gut. Er ist wieder da. Canis Lupus, der Wolf, erobert mit erstaunlicher Geschwindigkeit seine ehemaligen Verbreitungsgebiete in Deutschland zurück. Ein halbes Jahrtausend lang hatte der Mensch äußerst erfolgreich daran gearbeitet, dem Vorfahren der Hunde den Garaus zu machen. Noch im 18.Jahrhundert wurde er in Lexika als das „schädlichste Geschöpf Gottes“ bezeichnet, der nicht nur Schaffe, sondern auch „Menschen angreifet, 46
zerreißet und frisst“ (Großes vollständiges Universal-Lexicon, 1758). Hintergrund für den überzogenen Hass waren vor allem die zunehmenden Konflikte, die sich mit der Ausbreitung menschlicher Siedlungen im vormals dicht bewaldeten Mitteleuropa häuften. Der Wolf war eine Bedrohung für Nutztiere, außerdem galt er als direkter Konkurrent um Wildfleisch. Groß angelegte Treibjagden und hohe Fangprämien führten schließlich zur vollständigen Ausrottung der mythenbeladenen Tiere. Doch seit der Jahrtausendwende geht die Entwicklung wieder in eine andere Richtung – zur Freude von Naturschützern und Sorge der Hirten.
Aus Polen eingewanderte Wölfe hatten sich in der Lausitz niedergelassen und von dort aus über ganz Deutschland verbreitet, wo sie mittlerweile längst unter strengem Schutz stehen. Später kamen noch Tiere aus den Alpen dazu, die auch Hessen erreichten. Gab es 2012 erst 12 Rudel im gesamten Bundesgebiet, waren es zehn Jahre später bereits 190. Eines davon hat es sich im Rheingau-Taunus gemütlich gemacht. Laut dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) lebt nördlich von Rüdesheim ein Rudel samt Welpen. Die Gegend beherbergt eins von nun sechs Wolfsterritorien in Hessen und das erste mit Nachwiesbadener*in I/2022
zusammenleben
wuchs. Nachweise von Wölfen sind in der Region in den letzten Jahren wie beinahe überall in der Republik kontinuierlich gestiegen. Auf der Internetseite der HLNUG werden sie nach Datum gelistet der Öffentlichkeit präsentiert, inklusive vorhandenem Foto- und Videomaterial. So gab es in diesem Jahr bereits 15 Wolfsnachweise, sechs davon aus dem Rheingau-Taunus-Kreis. Der letzte hessische Wolf wurde im Vogelsbergkreis gefilmt und lief quer durch das Dorf Homberg Ohm. Einen großen Anteil an der umfangreichen Datenerfassung haben ehrenamtliche Wolfsberater. Vierzig von ihnen arbeitet im Auftrag der HLNUG, die sie etwas umständlich als „ehrenamtliche sachkundige Helfer beim Monitoring großer Beutegreifer in Hessen“ bezeichnet. Große Beutegreifer, das sind hierzulande Luchse und Wölfe. Die Berater werden vor und während ihrer Tätigkeit, die vor allem aus dem Sammeln und Überprüfen von Nachweisen besteht, vom HLNUG geschult. Darüber hinaus arbeiten viele von ihnen als Jäger oder Biologen und bringen das nötige Know-how bereits mit. Sie können bei vermeintlichen Wolfssichtungen kontaktiert werden, aber auch bei dem Fund von Wildrissen oder Kot. Anhand der Kadaver lässt sich oft am ehesten erkennen, ob tatsächlich ein Wolf am Werk war oder nicht. Als Faustregel unter Jägern gilt: Hunde lassen gerissene Wildtiere in der Regel liegen, Luchse fressen die Eingeweide nicht; der Wolf nagt seine Beute bis auf die Knochen herunter. Im waldreichen, dünn besiedelten Taunus findet der Wolf auf dem ersten Blick alles, was er braucht: Rückzugsmöglichkeiten und genügend Beute, namentlich Rehe und Wildschweine. Prinzipiell ist er aber ein Nahrungsgeneralist. Das heißt, dass er neben Früchten, Aas und Hausratsabfällen eine ganze Reihe verschiedener Arten von Hasen- bis Elchgröße erbeutet. In dieser weiten Kategorie fallen bedauerlicherweise auch Weidetiere. Praktisch überall, wo der Wolf seinen alten Lebensraum zurückerobert, kommt es zu Konflikten mit Viehbesitzern. Zwar können Hirten ihre Schutzmaßnahwiesbadener*in I/2022
men entsprechend verstärken, z.B. durch erhöhte Weidezäune, doch die Anwesenheit der Raubtiere sorgt traditionell für Sorgen und Ärger unter vielen Menschen. In Hessen ist die Situation wohl auch durch die geringe Individuenzahl derweil noch entspannt: 2020 wurden hier insgesamt 20 Nutztiere gerissen. Deutschlandweit steigen die Fälle von sogenannten Wolfsrissen seit einiger Zeit jedoch stark an, was mit der zunehmenden Ausbreitung der Tiere zusammenhängt. Viele sprechen daher auch in Hessen von der Ruhe vor dem Sturm. Maßnahmen gegen reißende Wölfe sind etwa die Förderung des Herdenschutzes und die Beratung von Tierhaltern durch das Land. Ist aber erst einmal ein Schaf von einem Wolf getötet worden, wird es kompliziert für den Halter: Um entschädigt zu werden, muss er nach Vorgaben des hessischen Wolfsmanagementplans per Foto oder Video beweisen, dass der Wolf die ordnungsgemäßen Herdenschutzzäune überwunden hat. Da dies in den meisten Fällen kaum möglich ist, verzichten viele Betroffene auf eine Meldung. Stattdessen steigen der Frust und die Abneigung gegenüber den Rückkehrern. Und auch sind längst nicht alle Jäger sonderlich begeistert über die neuen, alten Konkurrenten im Revier. Dabei helfen Wölfe auf natürliche Art, die nach wie vor großen Bestände von Rehen und Wildschweinen nicht ausufern zu lassen.
Und dann schleunigst den Rückzug antreten, damit der Rückkehrer in Ruhe seine Wege durch Rheingau und Taunus ziehen kann. Das Wolfszentrum Hessen erreicht man online unter: www. hlnug.de/themen/naturschutz/ tiere-und-pflanzen/arten-melden/ wolfszentrum Konstantin Mahlow
Der ewige Kampf um Vieh und Wild zwischen dem Wolf und dem Menschen geht offenbar in die zweite Runde. Bleibt zu hoffen, dass letzterer aus der Vergangenheit gelernt hat und ein Miteinander langfristig möglich bleibt. Doch was ist, wenn man plötzlich als unbescholtener Spaziergänger vor einem TaunusWolf steht? In dem unwahrscheinlichen Fall sollte man Ruhe bewahren, sich aufrichten und als Mensch zu erkennen geben – eine Spezies, die der Wolf meidet. 47