Rheuma Management, Ausgabe Mai/Juni 2022

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PSORIASIS-ARTHRITIS

Wie hoch ist das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse tatsächlich? Bei Patienten mit Plaque-Psoriasis (Pso) oder Psoriasis-Arthritis (PsA) ist ein mitunter deutlich erhöhtes kardiovaskuläres (CV) Risiko gut etabliert. Wie bei anderen rheumatischen Erkrankungen wird dieses durch die in der Allgemeinbevölkerung benutzten Tools wie dem Framingham Risk Score (FRS) aber oft nur unzureichend abgebildet. Eine vorwiegend kanadische Gruppe um Lihi Eder, Toronto, und untersuchte nun in einer Längsschnittstudie mit Pso- und PsA-Patienten, ob kardiales Troponin I (cTnI) und NT-proBNP mit der Plaquelast und der Entwicklung von CV-Ereignissen unabhängig vom FRS assoziiert sind.

Von den 1.000 eingeschlossenen Patienten, davon 648 mit PsA und 352 mit Pso, die über median 7,1 Jahre nachverfolgt wurden (bis zu 40 Jahre), waren neben den Blutwerten bei 358 zu Baseline mittels Ultraschall auch die Plaquelast bestimmt worden (im Mittel 50 Jahre, <50 % Frauen; initiales cTNI 3,3 bzw. 4,4 ng/l und NT-pro-BNP 73,2 bzw. 63,3 pg/ml in der Ultraschall- und Gesamtkohorte). In der Gesamtkohorte wiesen ca. 72, 19 und 9 % der Patienten ein niedriges, mittleres und hohes 10-Jahres-CV-Risiko gemäß dem FRS auf. Die Assoziation zwischen kardialen Biomarkern und Atherosklerose wurde mittels multivariable Regression nach Adjustierung auf CV-Risikofaktoren erfasst, zusätzlich wurde das

Potenzial einer Verbesserung der Prädiktion von CV-Ereignissen jenseits des FRS untersucht. In univariaten Analysen waren cTnI (β 0,52; p<0,001) und NT-proBNP (β 0,24; p<0,001) jeweils signifikant mit der Plaquelast assoziiert. Nach Adjustierung auf CV-Risikofaktoren blieb die Assoziation für cTnI noch knapp signifikant (adj. β 0,21; p=0,047), nicht aber für das NT-proBNP (p=0,21). In der Gesamtkohorte kam es bei 64 Patienten zu CVEreignissen (0,9/100 Patientenjahre). Nach Adjustierung auf den FRS waren cTnI (Hazard ratio, HR 3,02) und NTproBNP (HR 2,02) jeweils signifikant mit CV-Ereignissen assoziiert ( je p<0,05).

Beim Vergleich des Basismodells (nur FRS) mit einem erweiterten Modell (FRS inklusive kardiale Biomarker) zeigte sich aber dennoch keine Verbesserung der prädiktiven Aussagekraft (nur eine wenige Patienten wurden neu klassifiziert). Somit reflektiert cTnI unabhängig von traditionellen CV-Risikofaktoren das Ausmaß der Atherosklerose und beide Biomarker sind unabhängig vom FRS mit CV-Ereignissen verknüpft. Ihre Rolle für die Risikostratifizierung bleibt aber offen und muss weiter evaluiert werden. m

Quelle: Arthritis Rheumatol 2022; doi: 10.1002/art.42079

Welche Schmerzen führen zur Einnahme von Analgetika? Mit der Frage nach dem Bedarf an Schmerztherapien bei Patienten mit Plaque-Psoriasis und Psoriasis-Arthritis im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung beschäftigten sich dänische Dermatologen und Rheumatologen um Nikolai Loft, Kopenhagen, in einer Querschnittstudie. Ergebnis war, dass PsA-Patienten aufgrund von Gelenkschmerzen häufiger Analgetika einnehmen, während dies bei Pso-Patienten primär infolge von Hautschmerzen geschieht.

In die Studie wurden 4.016 Psoriasis-Patienten (im Mittel 59,4 Jahre, 56 % Frauen), von denen 847 (21 %) zugleich eine PsA aufwiesen, sowie 3.490 gesunde Kontrollen (im Mittel 54 Jahre; 55 % Frauen) eingeschlossen. Die Ausprägung der Psoriasis wurde bei 47,0, 25,4 und 27,6 % als leicht, mäßig und schwer eingestuft. Der Anteil der Pso-Patienten mit mäßigem bis starkem Juckreiz betrug 34 % in der PsA- und 30 % in der Pso-Kohorte (p=0,022). 30 vs. 21 % (p<0,0001) beklagten mäßige bis starke Hautschmerzen. Bei 69 % der PsA- und 45 % der Pso-Patienten traten mäßige bis starke Gelenkschmerzen (p<0,0001) auf. Haut- und Ge-

lenkschmerzen bzw. Juckreiz wurden in der Allgemeinbevölkerung bei 7, 35 und 10 % verzeichnet. Die häufige Angabe von Gelenkschmerzen bei Pso-Patienten legt den Verdacht einer Unterdiagnose von PsA nahe. Der allgemeine Gesundheitszustand bei Pso-Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sowie bei PsA versus Pso (unabhängig vom Psoriasis-Schweregrad) war signifikant schlechter ( je p<0,001). Die Diagnosen PsA, Juckreiz, Haut- und Gelenkschmerzen waren mit einem schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand assoziiert, wobei Gelenkschmerzen die größten Auswirkungen hatten. Pso-Patienten

nahmen öfter Analgetika ein (z. B. NSAR, Paracetamol und Opioide) als die Kontrollen und PsA-Patienten mehr als solche mit Pso ohne Gelenkbeteiligung. Die Einnahme mehrerer Analgetika war mit einer zunehmenden Schwere der Symptome von Haut und Gelenken assoziiert. Trotz der negativen Effekte der anderen Symptome waren letztlich nur Gelenkschmerzen signifikant mit der Einnahme von Analgetika assoziiert (Odds ratio, OR 3,72; p<0,0001). m Quelle: J Am Acad Dermatol 2022; 86(3): 590-597


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