14 FOKUS HANDEL & LOGISTIK
MQ | 10/2020
Mobiles Barcode-Scanning im Einzelhandel und in der Logistik
«Digitalisierung fördert kontaktlose Prozesse» Kunden erwarten im Handel ein nahtloses Einkaufserlebnis. Deswegen sollte die Handelslogistik in einer vollständig vernetzten Umgebung operieren, denn auch Lagerverwaltung, Verteilzentren und die einzelnen Filialen führen kein Inseldasein mehr. Thomas Berner
Die erweiterte Supply Chain erstreckt sich von der Produktquelle über Distribution und Logistik bis hin zum Verkaufsregal. Um die Customer Journey permanent zu gewährleisten, müssen Mitarbeiter mit BarcodeApps an jedem Punkt der Wertschöpfungskette Echtzeitzugriff auf alle benötigten Daten erhalten. Wir sprachen darüber mit Christian Floerkemeier, CTO und Mitgründer bei Scandit. Covid-19 ist dabei, globale Lieferketten zu verändern. Allgemein gefragt: Wie hat Covid-19 Ihr eigenes Geschäft bereits verändert bzw. welche Fragen werden Ihnen von Ihren Kunden derzeit am meisten gestellt? Christian Floerkemeier: Als die Covid19-Pandemie begann, haben wir sofort reagiert und zwei kostenlose mobile Anwendungen entwickelt, um Gesundheitsorganisationen, Einzelhändler und Zusteller in diesen Zeiten zu unterstützen. Mit der Healthcare-App können Patientendaten bei Teststationen erfasst werden, die andere Anwendung ermöglicht einen kontaktlosen Liefernachweis zum Schutz für Zusteller und Kunden. Unsere Kunden verlangen immer mehr nach kontaktlosem Arbeiten. Wir sehen, dass das Smartphone zu einem Bestandteil unseres PSA-Kits, also der persönlichen Schutzausrüstung, wird: Dazu zählen die Maske, das Handdesinfektionsmittel und das Smart phone. Niemand hat in dieser Zeit mehr Interesse daran, die Geräte mit anderen Menschen zu teilen; deswegen ist es für Unternehmen und auch unsere Kunden wichtig, wie
sie in kurzer Zeit kontaktloses Arbeiten ermöglichen können. Viele bezeichnen die Corona-Pandemie als Auslöserin eines gewaltigen Digitalisierungsschubs. Inwiefern können Sie diese These bestätigen? Wir sehen gerade in der Logistik- und Retailbranche, dass zahlreiche Digitalisierungsprojekte vorangetrieben und beschleunigt werden. Das liegt vor allem daran, dass Unternehmen die Sicherheit von Mitarbeitern und Kunden gewährleisten müssen. Das Stichwort ist hier auf jeden Fall «kontaktlos». Der kontaktlose Einzelhandel war schon vor der Pandemie ein Trend – jetzt ist er die neue Realität. Wir haben in den letzten Monaten erlebt, dass Einzelhändler kontaktlose Lösungen schnell einführen – und die Nachfrage nach mobilen Scan-and-Go-Apps wächst weiter. Unsere Kundendaten zeigen, dass einige von ihnen bis zu 100 Prozent mehr Transaktionen über diese kontaktlosen Lösungen abgewickelt haben. Die Zustellfirmen mussten auf die erhöhte Nachfrage während der Coronakrise schnell reagieren und haben die Kapazität mit einer höheren Anzahl an Zustellern und Depots erweitert. Viele unserer Kunden setzen bei ihrer Digitalisierung auf mobile Endgeräte, die entweder mit einer BYOD (Bring your own device)- oder COPE (Corporate owned, personally enabled)-Strategie eingesetzt werden. Die weitaus kostengünstigeren Smartphones ersetzen dedizierte Handscanner und bieten zudem eine hohe Benutzerfreundlichkeit. Mit BYOD senken Unternehmen noch zusätzlich Kosten, denn Mitarbeiter setzen hier ihre privaten Geräte ein.
Bild: Scandit
Was heisst das nun für die Lieferketten und die Customer Journey? Der Fokus liegt darauf, Prozesse im Lager, auf der letzten Meile und im Service zu optimieren und die Effizienz der Supply Chain durch den Einsatz von Technologien wie Computer Vision und Augmented Reality zu steigern. Die Lieferkette war eine der letzten zentralen Prozesse, bei der noch Nachholbedarf bestand. Mit Technologien wie Drohnen und Robotern, aber auch Blockchain, KI, Machine Learning und AR ändert sich das. Ziel ist es, die Abläufe zu digitalisieren, die Mitarbeiterproduktivität zu erhöhen, Kosten zu senken und die Einhaltung von Vorschriften zu unterstützen. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Verbesserung der Kundenzufriedenheit. Kunden können sich mithilfe von BarcodeScanning zum Beispiel wichtige Informationen anzeigen lassen. Egal, ob es das Tracking von Bestellungen, allgemeine Informationen zu Produkten oder auch das Abrufen von Lagerbeständen sind. Somit sind sie immer auf dem aktuellen Stand. Lieferfähigkeit und Liefergeschwindigkeit (heute bestellt, morgen geliefert) sind für den Onlinehandel Schlüsselfaktoren. Was bedeutet dies für die Intralogistik? Wichtig ist, dass das Logistikmanagement angepasst werden muss. Mithilfe von unserer Computer-Vision- und Augmented-RealityTechnologie kann zum Beispiel jeder Datenerfassungsprozess schneller und genauer ge-