Strandgut 12/2022

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d a s K u l t u R M a g a z i n

für Frankfurt und Rhein-Main

>> Film Verlorene Illusionen nach Honoré de Balzac ab 22. Dezember im Kino >> Theater Die schmutzigen Hände im Schauspiel Frankfurt >> Musical Sister Act im English Theatre >> Ausstellungen Marc Chagall in der Schirn >> Literatur Taube und Wildente Der neue Roman von Martin Mosebach

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• Dezember 2022 www.strandgut.de
-22-12

FI lM

4 »She Said« von Maria Schrader 5 abgedreht 6 »Verlorene Illusionen« von Xavier Giannoli 7 »EO« von Jerzy Skolimowski 8 »An einem schönen Morgen« von Mia Hansen-Løve 10 Neu im Kino 12 »Drei Winter« von Michael Koch

TANZ

14 »Der Nussknacker« im Staatstheater Wiesbaden und im Staatstheater Mainz »Romeo ø Julia« in den Landungsbrücken 15 DresdenFrankfurtDanceCompany: Godani-»Anthologie« Frankfurt-LAB: »Glanz*«

TH eATeR

16 Dystopien in Frankfurt und Mainz 18 Theater Willy Praml: »Jesus d’amour, geb. 0« 19 Schauspiel Frankfurt: »Die schmutzigen Hände« 20 English Theatre: »Sister Act« 21 Mousonturm: »Verrückt nach Trost« 22 Fritz Rémond Theater: »Bei Anruf Mord« Landungsbrücken: »G.Wissen & G.Lesen« 23 Volksbühne: »Guter Mond, du goldene Zwiebel« 24 Staatstheater Wiesbaden: »Michael Kramer« vorgeführt

25 Velvets Theater: »Der kleine Prinz« Premieren in Frankfurt

Weitere Kritiken, Ankündigungen und Termine finden Sie www.strandgut.deunter

Skandal der Tugendwächter

»She Said« von Maria Schrader

AUSSTellUNgeN

26 Gedächtnisplattform »Frankfurt und der Nationalsozialismus« Romantik-Museum: »Unheimlich fantastisch«

27 Schirn: Marc Chagalls »Welt in Aufruhr« 28 Museum für Weltkulturen: »Healing« Ansichtssachen

29 Freie Kunstakademie Frankfurt: 11. Jahresprogramm Jüdisches Museum: »Zurück ins Licht«

30 Opelvillen: Esther Ferrer und José Ortiz Echagüe 31 Palmengarten: Winterlichter

Kl

ASSIK

32 Highlights im Dezember MUSIK 34 Musiktermine lITeRATUR 40 Martin Mosebach: »Taube und Wildente« 41 Jean Malaquais: »Planet ohne Visum« 42 Johannes Groschupf: »Die Stunde der Hyänen« 43 Ed Yong: »Die Erstaunlichen Sinne der Tiere« Lesungen

FAMI

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44 Theaterhaus: »Bli-Blip« 45 Staatstheater Mainz: »Die satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch«

eSSKU

lTUR

46 Gasthaus Zum Rad

SeRVICe 47 Kleinanzeigen 46 Impressum

Alle Kinos im Überblick

Cinema Rossmarkt 7 www.arthouse-kinos.de Tel.: 069/21 99 78 55

Cinestar Mainzer Landstraße 681 www.cinestar.de

Cinestar Metropolis

Eschenheimer Anlage 40 www.cinestar.de

Deutsches Filmmuseum Schaumainkai 41 www.dff.film Tel.: 069/96 12 20 220

eldorado Schäfergasse 29 www.arthouse-kinos.de

e-Kinos Hauptwache/Zeil 125 www.ekinos-frankfurt.de Tel.: 069/28 52 05

Filmforum Höchst Emmerich-Josef-Straße 46a www.filmforum-höchst.com Tel.: 069/212 45 664

Harmonie

Dreieichstraße 54 www.arthouse-kinos.de Tel.: 069/66 37 18 36

Mal Seh’n Adlerflychtstraße 6 www.malsehnkino.de Tel.: 069/597 08 45

Orfeos erben Hamburger Allee 45 www.orfeos.de Tel.: 069/70 76 91 00

Pupille

Mertonstraße 26–28 www.pupille.org

Hafen 2 Nordring 129, Offenbach www.hafen2.net Tel.: 069/26 01 22 23

Kinopolis

Main-Taunus-Zentrum www.kinopolis.de Tel.: 069/31 40 314

CasaBlanca

Zum Quellenpark 2 Bad Soden www.casablanca-badsoden.de

In HALT www.strandgut.de | Strandgut 12/2022 | 3

Wenn es darum geht, Missstände in der amerikanischen Gesellschaft aufzudecken, ist Hollywood schnell dabei. Besonders kritisch schaut man auf das Fernsehen, das ja früher der bedrohliche Konkurrent für das Kino war. Als Roger Ailes wegen sexueller Belästigung seinen Job als Chef von Fox News verlor, wurde dies die Vorlage für den Spielfilm »Bombshell«. Doch der Fall Harvey Weinstein, der die #MeToo-Bewegung in Schwung brachte, war für die amerikanische Filmindustrie selbst eine Katastrophe.

Skandal der Tugendwächter

Jetzt war einer der mächtigsten Filmproduzenten wegen fortdauernder sexueller Übergriffe angeklagt. Also mitten unter den vermeintlichen Tugendwächtern kam ein Skandal ans Tageslicht, der alles übertraf. Man musste schon in die Stummfilmzeit zurückgehen, als der Komiker Fatty Arbuckle auf die Schwarze Liste geriet, weil er bei einer wilden Party schuld am Tod eines jungen Starletts geworden sein sollte.

Der Fall Weinstein ist im Grunde ein idealer Filmstoff. Aber wer sollte die Regie übernehmen? Am besten eine Frau und möglichst eine Ausländerin, die keinesfalls irgendwie in die Geschichte verwickelt war. Maria Schrader bot sich an, nicht nur weil ihr Film »Du bist mein Mensch« für den Oscar nominiert und deshalb in L.A. bekannt war, sondern auch weil sie für ihre amerikanische Miniserie »Unorthodox« einen Emmy erhalten hatte. Das Drehbuch der Engländerin Rebecca Lenkiewicz fußt auf den »New York Times«-Recherchen von Jodi Kantor, Megan Twohey und Rebecca Corbett sowie auf dem Buch »She Said: Breaking the Sexual Harassment Story That Helped

Ignite a Movement« von Kantor und Twohey.

Das filmische Vorbild ist natürlich »Die Unbestechlichen – All The President’s Men«, Alan J. Pakulas Adaption eines Buches über die Watergate-Affäre. Damals spielten Robert Redford und Dustin Hoffman die beiden Reporter, jetzt tragen Carey Mulligan als Megan Twohey und Zoe Kazan als Jodi Kantor den Film. Dass dieser Chronik des Weinstein-Skandals die Star-Power fehlt, macht sich positiv bemerkbar. Denn die unverbrauchten Gesichter der Protagonistinnen verleihen dem Film eine besondere Intensität. Mit ihrem Anblick verbindet man sie nicht mit anderen Rollen. Und wie ihre Figuren im Film sind sie erst dabei, sich ihre Popularität zu erarbeiten.

Der Erfolg ihrer Recherchen hängt nämlich von handfestem Beweismaterial ab, und die Schauspielerinnen, Models, Produktionsmitarbeiterinnen und Sekretärinnen, die belästigt, zu sexuellen Handlungen erpresst – sie bekamen keinen Job mehr in der Filmindustrie, wenn sie Weinstein abwehrten – oder gar vergewaltigt wurden, wollen nicht namentlich genannt werden

und erst recht kein Beweismaterial herausrücken. Zumal ihnen die beteiligten Anwälte keine Kopien ihrer erkauften Verschwiegenheitsversicherungen überließen. Auch beim Vertuschen hatte das WeinsteinTeam ganze Arbeit geleistet. Kurz erwähnt der Anwalt Lance Maerov (Sean Cullen) einmal die Besetzungscouch als Verführungsversuch von Schauspielerinnen, die eine Rolle haben wollen, doch die Menge der Vorfälle spricht bei Weinstein für einen pathologischen Fall, was auch der nicht ganz so unsympathisch gezeichnete Maerov zugeben muss.

Die Nachforschungen der Zeitung, die sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Magazin »The New Yorker« um die Erstveröffentlichung liefert, werden nach den erprobten Regeln Hollywoods spannend dargestellt. Schließlich hatte Universal Pictures die Produktion von »She Said« übernommen. Da kommt im letzten Moment die Einwilligung eines Opfers zur Namensnennung, und eine längere Frist für Weinsteins Verteidiger wird in einem Nervenkrieg abgelehnt.

Maria Schrader zeigt Weinstein lediglich einmal von hinten und

keine seiner Schandtaten. Dafür gelingt ihr umso eindrucksvoller die Darstellung der psychischen Folgen, wenn eine Frau im Hotelflur zusammenbricht, nachdem sie Weinsteins Suite verlassen hat. Und sie lässt die Kamera von Natasha Braier etwas länger auf den Gesichtern der Reporterinnen verharren, um auch deren Erschütterung anzudeuten.

Mit »She Said« ist Schrader das verheißumgsvolle Regiedebüt eines amerikanischen Spielfilms gelungen. Es dürfte in Hollywood nicht ihr letzter Film gewesen sein.

FILM 4 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de
Claus Wecker SHe SAID von Maria Schrader, USA 2022, 128 Min. mit Carey Mulligan, Zoe Kazan, Patricia Clarkson, Andre Braugher, Jennifer Ehle, Angela Yeoh nach NY Times Artikel u. Buch von Jodi Kantor, Megan Twohey, Rebecca Corbett Drama / Start: 08.12.2022 »She Said« von Maria Schrader

abgedreht

Der im Februar verstorbenen Italienerin widmet das Kino des Deutschen Filminstituts & Filmmuseum (DFF) eine Hommage mit acht Filmen. Darunter befinden sich »Il deserto rosso«, »L’eclisse«, »L’avventura« und »La notte« von Michelangelo Antonioni, als dessen Muse sie galt. www.dff.film

In Memoriam Jean-luc godard

Godards Filme haben in den 60er Jahren eine ganze Generation fasziniert. Der in Paris lebende Schweizer war einer der führenden Köpfe der Erneuerungsbewegung Nouvelle Vague und später auch der abgehobenste, als er sich von seinen frühen Filmen distanzierte und das Kinopublikum aus den Augen verlor. Das Kino im DFF zeigt seinen Erstling »Bande à part« und den faszinierenden »Pierrot le fou« aus den 60er sowie »Tout va bien« aus den 70er Jahren. www.dff.film

200. Todestag von e.T.A. Hoffmann

Bekannt ist dieser Schriftsteller und Musiker der Romantik durch die Oper »Hoffmanns Erzählungen« von Jacques Offenbach auch heute noch. Dabei war sein unterhaltsames literarisches Werk nicht nur für große französische Autoren eine Inspirationsquelle. Das DFF zeigt Verfilmungen und Filme, die seinem Werk nahe stehen wie »Nosferatu« von F.W. Murnau und Carl Theodoe Dreyers Meisterwerk »Vampyr«, das hiermit wärmstens empfohlen wird. www.dff.film

Tics - Mit Tourette nach lappland

Die Betroffenen Daniel, Marika und Leo wollen Tourette erforschen. Auf Anraten des Neurologen Prof. Dr. Alexander Münchau reisen sie zu verschiedenen Forschungszentren. Sondervorstellung mit Filmgespräch in Anwesenheit des Filmteams und des hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein am Fr., 2.12., um 18.30 Uhr in der Harmonie. www.arthouse-kinos.de

Dear Future Children (OmU)

Sondervorstellung des Dokumentarfilms über eine neue Generation, die die Aufmerksamkeit auf Themen lenkt, über die zu lange geschwiegen wurde. Mit anschließendem Filmgespräch per Videocall mit Regisseur Franz Böhm am Mi., 7.12., um 20.30 Uhr in der Harmonie. www.arthouse-kinos.de

Das Hamlet-Syndrom (ukrain. OmU)

Sondervorstellung zum Tag der Menschenrechte in Kooperation mit Human Rights Watch am Sa., 10.12., um 12 Uhr in Anwesenheit der Regisseurin mit anschließendem Filmgespräch in der Harmonie. www.arthouse-kinos.de

I wanna dance with somebody Ladykino-Preview am Mi., 21.12., um 19.30 Uhr im Kinopolis. www.kinopolis.de/su/ filmdetail/i-wanna-dance-withsomebody/41864000012PLXMQDD

Der Kurzfilmtag

Am Mi., 21.12., dem kürzesten Tag des Jahres läuftt in mehreren Arthouse-Kinos ein Programm mit ausgesuchten Kurzfilmen. Das ist mittlerweile Tradition geworden. In Frankfurt sind das Kino im DFF, das Mal Seh’n Kino, das Filmforum Höchst und BIAzza-NordWest in der Nordweststadt dabei. https://kurzfilmtag.com

Gutscheine gibt’s online und in den Kinos!

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im Wert von: ArthouseDreieichstraße Reservierungs-Telefon Reservierungs-Telefon
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ARTHOUSE KINOS FRANKFURT

Karriere in Paris

Mit dem Roman vom naiven, jungen Provinz-Dichter, der nach Paris geht, um dort ein einflussreicher Journalist zu werden, schuf Honoré de Balzac ein Meisterwerk der Weltliteratur. Für die neue Verfilmung des Klassikers wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, und so entstand ein Film auf hohem Produktionsstandard, ein mit acht Césars ausgezeichnetes Renommierstück der französischen Filmindustrie, bei dem der Geist der Vorlage glücklicherweise nicht verloren ging.

Auch auf die Gefahr hin, dass die Tonspur überladen wirken könnte, hat es Xavier Giannoli, der für Drehbuch und Inszenierung Verantwortliche, nicht bei den Dialogen belassen, sondern einen Erzähler hinzugefügt, der kommentierend durch die Geschichte führt. Es ist gewissermaßen die Stimme Balzacs, die uns die Welt des frühen neunzehnten Jahrhunderts nahebringt. Und die ist viel prunkvoller als die Gegenwart, aber was das Zeitungswesen angeht, sind Parallelen zur heutigen Medienwelt unverkennbar.

Der gutaussehende Lucien (Benjamin Voisin) bringt alle Voraussetzungen mit, sich auf dem glatten Pariser Parkett durchzusetzen. Er hat die Druckerei der Familie in der Provinz verlassen, weil er keine Chance sah, für seine Gedichte einen Verleger zu finden. Und es war ihm nicht genug, nur die Texte anderer Autoren zu drucken. Mithilfe seiner älteren Geliebten Louise de Bargeton (Cécile de France) gelangt er in die Salons, wo ihm

die Marquise d’Espard (Jeanne Balibard) argwöhnisch begegnet, vor allem weil er in seiner Naivität gegen die Etikette verstößt. Nachdem er im ersten Anlauf, in die »bessere Gesellschaft« von Paris aufgenommen zu werden, gescheitert ist, lässt ihn seine Geliebte fallen. Um die Veröffentlichung seiner Gedichte, die im aristokratischen Salon für belanglos gehalten werden, endlich zu erreichen, spricht er den Verleger Dauriat (Gérard Depardieu in Bestform) an, einen ehemalgen Obsthändler, der selbst nichts liest und wahrscheinlich gar nicht lesen kann. Gedichte kaufe doch niemand, wehrt ihn Dauriat ab. Also macht er Karriere bei den kleinen Zeitungen, die gerade wie Pilze aus dem Boden schießen. Der junge Journalist Étienne Lousteau hat sich seiner angenommen, und in dessen Schlepptau opfert Lucien seine literarischen Ideale und schreibt Buchkritiken, die je nach Anzeigenaufträgen und Schmiergeldern positiv oder negativ ausfallen. Um den Zynismus auf die Spitze zu trei-

ben, überlässt man in der Redaktion gelegentlich einem Äffchen die Entscheidung, ob ein Buch gut oder schlecht ist. Die nötigen Argumente findet man immer.

Statt einwandfrei zu informieren, führen die Zeitungen mit FakeNews, Schmähartikeln und überzogenen Kritiken einen Wettkampf um die meisten Leser. Journalisten »haben die Aufgabe, die Aktionäre der Zeitung reich zu machen«, wird Lucien belehrt. Sein Lieblingsfeind ist der schnöselige Nathan, der von dem franko-kanadischen Regisseur Xavier Dolan erstaunlich routiniert gespielt wird.

Neben den korrupten Journalismus stellt der Film das malerische Pariser Nachtleben. Von bis zu 1.500 Prostituierten ist die Rede.

»Die Stadt hatte ihren Rock hochgehoben, um dem Dichter ihre monströse Nacktheit zu zeigen.« In den Theatern bestimmen bezahlte Claqueure über Erfolg oder Flop eines Stücks. Lucien verliebt sich in die junge, aufstrebende Schauspielerin Coralie (Salomé Dewaels), mit

der er einen aufwendigen Haushalt führt.

Doch mit Spielschulden und seinem mittlerweile angewachsenen Hochmut wird Lucien im politischen Kampf zwischen Liberalen und Königstreuen zerrieben. Neben seiner Illusion, ein großer Dichter zu werden, verliert er auch die Hoffnung, vom König den adligen Namen seiner Mutter zugesprochen zu bekommen. So kehrt er in die Provinz zurück. Wie hieß es schon am Anfang? »Wenn man schon scheiterte, dann scheiterte man lieber in Paris.«

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von Xavier Giannoli, F/B 2021, 149 Min. mit Benjamin Voisin, Cécile de France, Vincent Lacoste, Xavier Dolan, Salomé Dewaels, Gérard Depardieu nach dem gleichnamigen Roman von Honoré de Balzac

Tragikomödie / Start: 22.12.2022

FILM 6 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de FFILM ILM Fotos: © Cinemien
Claus VeRlOReNe IllUSIONeN (Illusions

Auf Bressons Spuren

»EO« von Jerzy Skolimowski

Der Esel ist der große Stoiker unter den Säugetieren. Mit ruhigem Blick schaut er auf seine Umwelt, und hin und wieder gibt er ein »IA« von sich, das wie ein Klagelaut klingt und im Polnischen »EO« geschrieben wird. So hat der polnische Altmeister Jerzy Skolimowski auch seinen Film genannt, in dem er vom Weg eines Esels durch Polen und Italien erzählt.

Skolimowski, der am Drehbuch zu Polanskis Spielfilmerstling »Das Messer im Wasser« mitgearbeitet und für »Der Start« den Goldenen Bären auf der Berlinale 1967 erhalten hat, erklärt, er habe sich von seinem Lieblingsfilm »Zum Beispiel Balthasar« aus dem Jahr 1966 inspirieren lassen, dem einzigen Film der ihn zu Tränen gerührt habe.

Robert Bresson habe ihn gelehrt, dass es möglich sei, nicht nur ein Tier zu einer Filmfigur, sondern auch zu einer Quelle von Emotionen zu machen.

Der Vergleich zwischen beiden Filmen zeigt, wie sich Europa in den letzten 50 Jahren verändert hat. War es in den 60er Jahren noch möglich, einen tief religiösen Film in die Kinos zu bringen, der die Zuschauer bewegt hat, so taucht

in einer Episode von »EO« ein zweifelhafter Priester (Lorenzo Zurzolo) aus aristokratischer Familie auf. Er rettet zwar den Esel aus einem verunglückten, illegalen Viehtransport, kann sich aber nicht länger um ihn kümmern, weil er Spielschulden hat. Seine Mutter (Isabelle Huppert), die in einem herrschaftlichen Anwesen residiert, verweigert ihm jede weitere finanzielle Unterstützung.

Auch EO hat am Anfang eine Beschützerin und Trösterin, wenn er misshandelt wird. Was bei Bresson Marie war, verkörpert von Anne Wiazemsky, der späteren Ehefrau von Jean-Luc Godard, ist jetzt Kasandra (Sandra Drzymalska). Sie tritt mit EO im Wanderzirkus auf und geht einmal dazwischen, als ihr Schützling Schläge erwartet. In den

Szenen mit Kasandra und EO kommen die Bilder von Kameramann Michal Dymak dem großen Vorbild am nächsten.

Skolimowsky hat sich aber von der strengen Form des französischen Regisseurs gelöst. Er hat realistische und surrealen Sequenzen nebeneinander gestellt. Das Rot in der Zirkus-Manege und im Tiertransport scheint nicht von dieser Welt. Sehr real sind wiederum andere Stationen in diesem tierischen Roadmovie, etwa wenn Tierschützer den Abtransport der Zirkustiere durchsetzen und EO sein ziemlich sicheres Zuhause verlassen muss, auch wenn er in einem Streichelzoo für therapiebedürftige Kinder landet oder wenn er Zeuge wird, wie mit kirchlichem Segen eine riesiger Stall eingeweiht wird, der vermutlich der Massentierhaltung dienen soll.

Was EO fühlt, bleibt sein Geheimnis. Da hilft es nichts, wenn die Kamera in seinen Augen immer wieder sein Befinden zu ergründen versucht. EO bietet vielmehr eine Projektionsfläche für unsere Gefühle an. Und andererseits fördert er den Charakter der Menschen zutage, denen er begegnet. Eben weil er so passiv, so unbeteiligt wirkt.

Skolimowski zeichnet ein düsteres Bild Polens und Italiens, wofür er in diesem Jahr den Jurypreis in Cannes bekam. Und EO landet am Ende wie das junge Rind in Pietro Marcellos »Bella e perduta – Eine Reise durch Italien« – im Schlachthof.

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von Jerzy Skolimowski, PL/I 2022, 86 Min. mit Sandra Drzymalska, Lorenzo Zurzolo, Mateusz Kosciukiewicz, Isabelle Huppert Drama / Start: 22.12.2022

FILM www.strandgut.de | Strandgut 12/2022 | 7
www.cavalluna.com 24. - 26.02.23 Frankfurt Festhalle Messe Frankfurt
Fotos © Aneta Gebska/Filip Gebski

Zwei gegensätzliche gefühle

Seit »Alles was kommt« im Wettbewerb der Berlinale 2016 lief und Mia Hansen-Løve den Silbernen Bären für die beste Regie erhielt, hat sich die Französin mit dem skandinavischen Namen auch hierzulande einen höheren Bekanntheitsgrad erworben. Das ArthousePublikum schätzt sie für einfühlsam erzählte Geschichten mit autobiographischen Bezügen. Sie weiß, wovon sie erzählt, und das ist schließlich eine gute Voraussetzung für gelungene Filme.

Ihr aktuelles Werk »An einem schönen Morgen« lief unter dem Originaltitel »Un beau matin« im Frühjahr in der Qinzaine de Réalisateurs des Filmfestivals von Cannes. Der Film spielt wieder in Paris mit einem weiblichen Star in der Hauptrolle. Nach Isabelle Hupert, die vor sechs Jahren als PhilosophieDozentin im Mittelpunkt stand, ist jetzt die angesagte Léa Seydoux zu sehen. Sie verkörpert Sandra, eine alleinerziehende Dolmetscherin mit einer achtjährigen Tochter na-

mens Linn (Camille Leban Matins). Erneut geht es um Beziehungen im Intellektuellen-Milieu, um den Verlust von Vater oder Mutter und um eine Neuorientierung der Protagonistin. Sie sei beim Verfassen des Drehbuchs inspiriert gewesen von der Krankheit ihres Vaters, sagt Hansen-Løve, und sie habe erforschen wollen, wie zwei gegensätzliche Gefühle, Trauer und Wiedergeburt, miteinander in einen Dialog treten können, wenn man sie gleichzeitig erlebt.

In dem Film muss Sandra mitansehen, wie ihrem Vater Georg (Pascal Gregorry) im Verlauf einer Nervenkrankheit langsam die geistigen Kräfte schwinden. Immerhin erkennt der nahezu erblindete Georg, dass es seine Tochter ist, die ihn häufig besucht. Aber allein zu leben wird für ihn immer schwieriger.

Sara steht also ein langer Abschied bevor, mit der Suche nach einem akzeptablen Heim und der Auflösung einer Wohnung, in der Georg einen umfangreichen Bestand an Büchern angesammelt hat.

Früher war er ein Philosophieprofessor mit dem Schwerpunkt deutsche Philosophie, was der Produktion deutsches Filmfördergeld eingebracht hat. Als die Kamera am Regal mit der großen deutschen Adorno-Ausgabe entlangfährt, erklärt Sandra, vor der Büchersammlung fühle sie sich heute ihrem Vater näher als in dessen Anwesenheit. Eine burschikos gestylte Léa Seydoux glänzt in der Rolle einer trauernden Tochter, die eben auch eine gestresste Mutter ist. Sie weiß ihre Angespanntheit und ihren Schmerz mitreißend darzustellen. Dieser Erzählstrang überzeugt mich in jeder Hinsicht, weil ich ähnliches erlebt habe.

Leider ist mir die Liebesgeschichte zu süßlich geraten. Sie geht so: Sara begegnet an dem schönen Morgen, der den Titel liefert, einem alten Bekannten im Park. Clément (Melvil Poupaud) ist Kosmochemiker, hat also einen Beruf, der exotisch ist und die Regisseurin offenbar fasziniert hat. Wichtiger ist, dass er mit einer Frau zusammenlebt und mit ihr ein Kind hat.

Das hindert ihn nicht daran, sich in Sara zu verlieben und ihr nach dem besagten Konzept die Möglichkeit zu geben, eben jene »zwei gegensätzliche Gefühle, Trauer und Wiedergeburt,« gleichzeitig erleben zu dürfen. Sara erwidert Clements Gefühle und schwelgt im Glück, wenn sie nicht gerade bei ihrem Vater die weniger erfreuliche Seite des Lebens erfährt.

Der Film macht es sich zu einfach. Er weigert sich, Cléments Situation, seine Treulosigkeit und den Verrat an seinem Kind, zu reflektieren.

»Unmoralische Geschichten« haben im Kino eine große Tradition, speziell im französischen Film –doch diese glatte und obendrein auch bieder inszenierte Version greift etwas zu kurz.

AN eINeM SCHÖNeN MORgeN (Un beau matin)

von Mia Hansen-Løve, F/D 2022, 112 Min. mit Léa Seydoux, Pascal Greggory, Melvil Poupaud, Nicole Garcia, Camille Leban Martins, Sarah Le Picard

Romanze / Start: 08.12.2022

FILM 8 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de
Fotos: © Les Films Pelleas
www.strandgut.de | Strandgut 12/2022 | DFF – DEUTSCHES FILMINSTITUT & FILMMUSEUM KINOPROGRAMM DEZEMBER 2022 08 DO 18:00 DER STUDENT VON PRAG DE 1913 Hanns Heinz Ewers Mit Klavierbegleitung 09 FR 20:30 HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN AT 1923 Max Neufeld Musikfassung 15 DO 18:00 HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN AT 1923 Max Neufeld Musikfassung 17 SA 18:00 DIE ELIXIERE DES TEUFELS BRD 1976 Manfred Purzer 18 SO 18:00 CARDILLAC BRD 1969 Edgar Reitz 20 DI 20:30 DIE ELIXIERE DES TEUFELS BRD 1976 Manfred Purzer 22 DO 18:00 UNHEIMLICHE GESCHICHTEN DE 1919 Richard Oswald Mit Klavierbegleitung 23 FR 20:30 NOSFERATU DE 1922 F. W. Murnau Musikfassung 25 SO 18:00 THE TALES OF HOFFMANN UK 1951 Michael Powell/Emeric Pressburger OF 26 MO 20:30 VAMPYR DE/FR 1932 Carl Theodor Dreyer DF 27 DI 20:30 NOSFERATU DE 1922 F. W. Murnau Musikfassung 29 DO 18:00 VAMPYR DE/FR 1932 Carl Theodor Dreyer DF 30 FR 20:30 THE TALES OF HOFFMANN UK 1951 Michael Powell/Emeric Pressburger OF HOFFMANNIANA. FILMREIHE ZUM 200. TODESTAG E.T.A. HOFFMANNS D E U T S C H E S F I L M I N S TI T U T F I L M M U S E U M STREAMINGANGEBOT AUF DFF KINO+ DFF.CINEMALOVERS.DE Gesamtes Programm WWW.DFF.FILM Verso Sud 28 – Festival des italienischen Films IN MEMORIAM JEAN-LUC GODARD 09 FR 18:00 BANDE À PART Die Außenseiterbande FR 1964 Jean-Luc Godard OmU 11 SO 20:30 BANDE À PART Die Außenseiterbande FR 1964 Jean-Luc Godard OmU 17 SA 20:30 TOUT VA BIEN Alles in Butter FR/IT 1972 Jean-Luc Godard, Jean-Pierre Gorin OmU 23 FR 18:00 TOUT VA BIEN Alles in Butter FR/IT 1972 Jean-Luc Godard, Jean-Pierre Gorin OmU 25 SO 20:30 PIERROT LE FOU Elf Uhr nachts FR/IT 1965 Jean-Luc Godard OmeU 29 DO 20:30 PIERROT LE FOU Elf Uhr nachts FR/IT 1965 Jean-Luc Godard OmeU HOMMAGE MONICA VITTI 01 DO 18:00 DRAMMA DELLA GELOSIA Eifersucht auf Italienisch IT/ES 1970 Ettore Scola OmeU 04 SO 16:00 IL DESERTO ROSSO Die rote Wüste IT 1964 Michelangelo Antonioni OmU 06 DI 18:00 LA TOSCA IT 1973 Luigi Magni OmeU 07 MI 20:00 POLVERE DI STELLE Sternenstaub IT 1973 Alberto Sordi OmeU 10 SA 20:00 L’ECLISSE Sonnenfinsternis IT/FR 1962 Michelangelo Antonioni OmeU 14 MI 20:30 LA RAGAZZA CON LA PISTOLA Mit Pistolen fängt man keine Männer IT 1968 Mario Monicelli OmeU 22 DO 20:30 IL DESERTO ROSSO Die rote Wüste IT 1964 Michelangelo Antonioni OmU 26 MO 17:30 L’AVVENTURA Die mit der Liebe spielen IT/FR 1960 Michelangelo Antonioni OmeU 28 MI 20:30 DRAMMA DELLA GELOSIA Eifersucht auf Italienisch IT/ES 1970 Ettore Scola OmeU 30 FR 18:00 LA NOTTE Die Nacht IT/FR 1961 Michelangelo Antonioni OmeU

CAll JAN e

von Phyllis Nagy, USA 2022, 121 Min. mit Elizabeth Banks, Sigourney Weaver, Wunmi Mosaku, Chris Messina, Kate Mara, Cory Michael Smith Drama

Mitten im unruhigen Chicago von 1968 führt die Hausfrau Joy mit ihrem Mann und ihrer Tochter ein ganz gewöhnliches Leben in einer Vorstadt. Da erweist sich eine ungewollte Schwangerschaft als lebensbedrohlich. Eine legale Abtreibung ist nicht möglich. Auf ihrer Suche nach einer Lösung kommt sie zu den »Janes«, einer Frauen-Organisation, die Joy eine sicherere Alternative anbieten – und so ihr Leben verändern.

www.dcmworld.com

ClOUDY MOUNTAIN

(Feng bao)

von Jun Li, China 2021, 114 Min. mit Zhu Yilong, Huang Zhizhong, Jiao Junyan, Chen Shu Actionfilm

Sprengmeister Hong Yizhou und seine Freundin, die Geologin Lu Xiaojin, arbeiten am Bau eines Tunnels für einen Hochgeschwindigkeitszug. Als sich dramatische Erdverschiebungen und ein Erdrutsch ankündigen, kommt es zum Konflikt mit den Bauträgern, die das gesamte Vorhaben gefährdet sehen. Erst als klar wird, dass nur eine Sprengung die angrenzende Stadt retten kann, fällt eine Entscheidung, in deren Folge Hong Yizhou und sein Vater wieder zueinander finden.

www.kochmedia-film.de

FRAgI l (Fragile)

von Emma Benestan, F 2021, 100 Min. mit Yasin Houicha, Oulaya Amamra, Raphaël Quenard, Bilel Chegrani, Diong-Kéba Tacu, Tiphaine Daviot Komödie

Mit Austern kennt Az sich aus, denn er züchtet sie in Südfrankreich. In einer von ihnen versteckt er einen Ring, um seiner Freundin Jess einen Heiratsantrag zu machen - nur sagt Jess nicht »Ja«. Zum Glück hat Az seine Clique, die für ihn da ist. Sie unterstützen ihn dabei, Jess zurückzugewinnen …

eIN e FRAU

von Jeanine Meerapfel, D 2021, 104 Min. Dokumentarfilm

Die Geschichte von Marie-Louise Chatelaine, von der Kindheit über die Heirat bis hin zur Emigration. Ihr Weg führt uns vom Burgund ins Elsass, vom Elsass nach Deutschland, Holland und schließlich nach Argentinien. Was bedeutet es für eine Frau, ihre Eltern zu verlieren und eine Familie zu gründen, von Land zu Land, von Sprache zu Sprache zu ziehen? www.realfictionfilme.de

ICH ICH ICH

von Zora Rux, D 2021, 85 Min. mit Elisa Plüss, Thomas Fränzel, Henriette Confurius, Lola Klamroth, Sebastian Schneide, Judith van der Werff Komödie

Als Marie auf der Hochzeit ihres Schwagers überraschend vor versammelter Verwandtschaft einen Heiratsantrag von ihrem Freund Julian bekommt, flüchtet sie aufs Land, um allein über ihre Situation nachzudenken. Aber ihre Gedanken entwickeln ein Eigenleben, und als Julian unerwartet auftaucht, um endlich Klarheit zu bekommen, hat auch er seine eigenen Gedanken im Gepäck.

https://ucm.one/de

TH e INVISIBle WAR

(Niewidzialna Wojna)

von Patryk Vega, PL 2022, 139 Min. mit Anna Mucha, Rafal Zawierucha, Justyna Karlowska Drama

Inspiriert von einer wahren Begebenheit, erzählt Patryk Vega die Geschichte eines männlichen Medienstars: ein Adrenalinjunkie und Sexfanatiker, der den Autos, dem Shopping, der Arbeit, dem Alkohol, dem Rausch, dem Okkulten und den Pillen verfallen ist. Der Film entlarvt die Maschinerie, die die Massenunterhaltung antreibt. www.kinostar.com

DeR KleINe NICK eRZÄH lT VOM glÜCK (le petit Nicolas: Qu‘est-ce qu‘on attend pour être heureux?)

von Amandine Fredon, Benjamin Massoubre, F/LUX 2022, 82 Min.

Animationsfilm

In einem Café im Paris der 50er Jahre beugen sich der Zeichner Jean-Jacques Sempé und der Autor René Goscinny über ein weißes Blatt Papier und erwecken einen schelmischen, liebenswerten Jungen zum Leben. Während seiner unterhaltsamen Abenteuer stiehlt sich der neugierige kleine Junge immer wieder in die Studios seiner Schöpfer. Sempé und Goscinny erzählen ihm die berührende Geschichte ihrer Freundschaft und der eigenen Kindheit voller Hoffnungen und Träume … www.leoninedistribution.com

MeHR DeNN Je (Plus

que jamais)

von Emily Atef, F/D/LUX/N 2022, 123 Min. mit Vicky Krieps, Gaspard Ulliel, Bjørn Floberg, Sophie Langevin, Valérie Bodson, Jérémy Barbier d‘Hiver Drama

Hélène (Vicky Krieps) und Mathieu (Gaspard Ulliel) führen in Bordeaux ein glückliches Leben – bis die Konfrontation mit einer existenziellen Entscheidung Hélène aus dem Alltag reißt. Auf der Suche nach Antworten begegnet die 33-Jährige im Internet »Mister« (Bjørn Floberg). Der Norweger veröffentlicht in seinem Blog Fotos und Gedanken, die sie tief berühren. Seine Art zu schreiben und die Schönheit der norwegischen Natur, die man auf einigen seiner Bilder sieht, faszinieren sie so sehr, dass sie den Entschluss fasst, alleine nach Norwegen zu reisen … www.dropoutcinema.org

MISTleTOe RANCH

von Rhiannon Bannenberg, AUS 2022, 89 Min. mit Mercy Cornwall, Jordi Webber, Molly Belle Wright, Charles Allen, Kimberley Joseph, Ellie Popov Abenteuerfilm

Aimée bereitet gerade als Assistentin eines international bekannten Fotografen ein Fotoshooting vor, als sie erfährt, dass die traditionellen Weihnachtsfeierlichkeiten in ihrer Heimatstadt, ursprünglich von ihrer verstorbenen

Mutter ins Leben gerufen, abgesagt werden sollen. So kehrt sie nach acht Jahren wieder auf die Mistletoe Ranch in Snowy Oak zurück, um sich selbst der Sache anzunehmen … www.wildbunch-germany.de

SONN e

von Kurdwin Ayub, A 2022, 88 Min. mit Melina Benli, Law Wallner, Maya Wopienka, Kerim Dogan, Omar Ayub, Awini Barwari Drama

Eines Nachmittags legen Yesmin, Nati und Bella »Losing My Religion« von REM auf und schmeißen sich in eine sexy Tik-Tok-Pose – gehüllt in die Hijabs von Yesmins strenggläubiger Mutter. Das Video davon geht viral und wird zum Hit. Für die drei Mädchen folgt ein schneller Ruhm, und Yesmins Vater vermittelt Auftritte des ACapella-Trios auf kurdischen Familienfesten. Nur Yesmin, unter ihnen die einzige überzeugte Muslima, muss sich rechtfertigen. Die Freundschaft und der eigene Haussegen stehen auf der Kippe. www.neuevisionen.de

DI e STI lleN TRABANTeN

von Thomas Stuber, D 2022, 120 Min. mit Martina Gedeck, Nastassja Kinski, Charly Hübner, Peter Kurth, Albrecht Schuch, Andreas Döhler Drama

Begegnungen am Rande der Stadt, die abseits der Großstadtlichter die Schwere des Alltags für einen Moment vergessen lassen. Imbissbesitzer Jens (Albrecht Schuch) verliebt sich bei einer nächtlichen Zigarette im Treppenhaus in Nachbarin Aischa (Lilith Stangenberg), während Wachmann Erik (Charly Hübner) im Ausländerwohnheim Gefühle für die junge Marika (Irina Starshenbaum) entwickelt. Und Reinigungskraft Christa (Martina Gedeck) sucht Trost an der Seite von Friseurin Birgitt (Nastassja Kinski). www.warnerbros.de

VANDANA SHIVA –eIN leBeN FÜR DI e eRDe

(The Seeds of Vandana Shiva) von James Becket, Camilla Becket, USA/AUS 2021, 81 Min.

Dokumentarfilm

Die bemerkenswerte Lebensgeschichte von Dr. Vandana Shiva, der Tochter eines Waldschützers, die sich den Großkonzernen der industriellen Landwirtschaft entgegenstellte und in der Bewegung für Biodiversität und ökologischer Landwirtschaft berühmt wurde. Als eine der wichtigsten Aktivistinnen unserer Zeit erhielt sie unter anderem den alternativen Nobelpreis. https://mindjazz-pictures.de

VIOleNT NIgHT

von Tommy Wirkola, USA 2021, 101 Min. mit David Harbour, John Leguizamo, Beverly D‘Angelo, Cam Gigandet, Brendan Fletcher, Edi Patterson Actionkomödie

Santa Claus (David Harbour) will nur Geschenke bringen. Aber als er auf eine Gruppe von Söldnern stößt, die auf einem Anwesen Geiseln genommen haben, ist die Stille Nacht vorbei. Statt der Geschenke holt Santa den Hammer aus dem Sack. Denn an Heiligabend legt sich niemand ungestraft mit dem Weihnachtsmann an. https://upig.de

>> 5.12.2022

H eARTBeAST

von Aino Suni, F/FIN/D 2022, 103 Min.

mit Elsi Sloan, Carmen Kassovitz, Lucille Guillaume, Camille Dalmais, Adel Bencherif, Chilla

Psychothriller

Elina, eine 15-jährige aufstrebende Rapperin muss ihre Heimat Finnland verlassen und wegen des neuen Mannes ihrer Mutter nach Südfrankreich ziehen. Sofort fühlt sie sich zu ihrer neuen Stiefschwester Sofia, 17, hingezogen, einer charismatischen Balletttänzerin, die auf Partys und Drogen steht. Schnell verwandelt sich ihre Freundschaft in ein toxisches Machtspiel. http://port-prince.de

>> 8.12.2022

AN eIN eM SCHÖN eN MORgeN (Un beau matin)

von Mia Hansen-Løve, F/D 2022, 112 Min. mit Léa Seydoux, Pascal Greggory, Melvil Poupaud, Nicole Garcia, Camille Leban Martins, Sarah Le Picard Romanze

Sandra, Mitte 30, lebt in Paris und zieht ihre Tochter allein groß. Neben ihrem Job als Übersetzerin kümmert sie sich liebevoll um ihren kranken Vater, für den sie ein geeignetes Heim sucht. Da tritt ein alter Freund in Sandras Leben, den sie aus den Augen verloren hatte. Obwohl Clément bereits liiert ist, flammt zwischen den beiden eine bisher verborgene Leidenschaft auf. www.weltkino.de/filme

Siehe Kritik

A CHRISTMAS STORY

CHRISTMAS:

DeR STReSS

leISe RIeSelT

(A Christmas Story Christmas) von Clay Kaytis, USA/MEX 2022, ca100 Min. mit Peter Billingsley, Zack Ward, Erinn Hayes, Julie Hagerty, Scott Schwartz, R.D. Robb

Komödie

In den 1970er Jahren kehrt Ralphie Parker (Peter Billingsley) in das Haus seines Vaters in der Cleveland Street zurück. Dort will er, mittlerweile selbst Familienvater geworden, seinen Kindern ein ebenso schönes Weihnachtsfest bereiten, wie er es vor 30 Jahren selbst erlebt hat. Er trifft auf Freunde aus seiner Kindheit und muss zudem mit dem Tod seines Vaters klar kommen … www.warnerbros.de

gOODBYe, DON gleeS!

(Gubbai, Don Gurîzu!)

von Atsuko Ishizuka, J 2021, 95 Min.

Animationsfilm

Die jugendlichen Außenseiter Roma, Toto und Drop nennen sich die »Don Glees«, speziell für ihre Hinterhofabenteuer. Als sie eines Tages für einen Waldbrand in der Nähe verantwortlich gemacht werden, brechen die drei in den Wald auf, um ihre Unschuld zu beweisen. Unterwegs werden sie von einer Katastrophe heimgesucht, und sie erkennen, dass das Erwachsenwerden sie auf völlig unterschiedliche Lebenswege geführt hat.

www.leoninedistribution.com

nEu IM KI nO 10 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de
>> 1.12.2022
© DCM
CAll JAN e ab 1. Dezember im Kino

IRRlICHT

(Fogo-Fátuo)

von João Pedro Rodrigue, P/F 2022, 67 Min. mit André Cabral, Joel Branco, Margarida Vila-Nova, Miguel Loureiro, Luisa Castelo Branco, Ana Bustorff Musical

In dieser phantastischen Musical-Komödie erinnert sich der ehrwürdige Regent Alfredo an seine ausschweifende Jugend als FeuerwehrAzubi – und die leidenschaftliche Liebe zu seinem Ausbilder Afonso. Eröffnungsfilm von exground. www.salzgeber.de

DeR RÄUBeR HOTZeNPlOTZ

von Michael Krummenacher, D/CH 2022, 106 Min. mit Nicholas Ofczarek, Hans Marquardt, Benedikt Jenke, August Diehl, Hedi Kriegeskotte, Olli Dittrich Familienfilm

Die Kaffeemühle der geliebten Großmutter (Hedi Kriegeskotte) wurde gestohlen! Kasperl und sein Freund Seppel wollen den gerissenen Räuber Hotzenplotz (Nicholas Ofczarek) fangen, weil sie ihn verdächtigen. Unglücklicherweise geraten sie dabei in die Hände des Räubers sowie des bösen Zauberers Petrosilius Zwackelmann (August Diehl), bei dem auch die wunderschöne Fee Amaryllis (Luna Wedler) gefangen ist. Werden es die beiden Freunde schaffen, dem Räuber Hotzenplotz das Handwerk zu legen? www.studiocanal.de

ROSY – AUFgeBeN gI lT NICHT!

(Rosy)

von Marine Barnérias, F 2021, 90 Min. mit Marine Barnérias, Carole Cottin-Barnérias, Pierre Barnerias, Héloïse Barnérias, Maxime Chabrol Dokumentarfilm

Die 21-jährige Studentin Marine erfährt, dass sie an Multipler Sklerose leidet. Der Schock, die Dringlichkeit, eine Entscheidung über die Behandlung zu treffen, bringen sie dazu, sich auf eine lange Initiationsreise in drei Länder zu begeben: Neuseeland, um ihren Körper wiederzuentdecken, Burma, um ihren Geist zu beruhigen, und die Mongolei, um mit ihrer Seele wieder in Kontakt zu treten. www.24-bilder.de

SH e SAID

von Maria Schrader, USA 2022, 128 Min. mit Carey Mulligan, Zoe Kazan, Patricia Clarkson, Andre Braugher, Jennifer Ehle, Angela Yeoh Drama

Der neue Film von Emmy-Gewinnerin Maria Schrader erzählt vom riskanten Weg zweier Journalistinnen, die 2017 das große Schweigen in Hollywood brachen und den weitreichenden Machtmissbrauch gegenüber Frauen im US-amerikanischen Filmgeschäft aufdeckten. Megan Twohey und Jodi Kantor entlarvten Business-Meetings in Hotelzimmern als sexuelle Übergriffe und stießen auf ein Netz aus Repression, Erpressung und Angst. https://upig.de Siehe Kritik

WeISSeS RAUSCHeN (White Noise)

von Noah Baumbach, USA/GB 2022, 136 Min. mit Adam Driver, Don Cheadle, Greta Gerwig, Raffey Cassidy, Jodie Turner-Smith, Gideon Glick Drama

Die USA Mitte der 1980er Jahre: Der Universitätsprofessor Jack Gladney (Adam Driver) wird weltweit für seine Hitler-Studien gefeiert. Aber ihn plagt eine unerklärliche Todesangst. Seine bereits vierte Ehefrau Babbette (Greta Gerwig) wirft heimlich geheimnisvolle Pillen ein. Als sich nach einem Tankzugunfall eine riesige schwarze Wolke bildet, versucht Jack, seine Familie davor zu bewahren, in Panik zu verfallen. Aber irgendwann ergreift die Familie wie all ihre Nachbarn die Flucht vor dem offenbar schwer toxischen Himmelsgebilde …

>>

14.12.2022

AVATAR: THe WAY OF WATeR

von James Cameron, Jon Landau, USA 2022, 190 Min. mit Zoe Saldana, Sigourney Weaver, Sam Worthington, Kate Winslet, Michelle Yeoh, Bailey Bass Fantasy-Actionfilm

Mehr als zehn Jahre nach den Ereignissen des ersten Films haben Jake (Sam Worthington) und Neytiri (Zoe Saldana) eine Familie gegründet. Aber ihre Heimat ist weiterhin nicht sicher vor den Machenschaften der Resources Development Administration (RDA), die fremde Planeten ausbeutet und dort für die Menschen wichtige Ressourcen abbaut. Nach dem Tod von Colonel Miles Quaritch (Stephen Lang) hat nun General Ardmore (Edie Falco) die Kontrolle über die RDA übernommen … https://disney.de

>> 15.12.2022

AFTeRSUN

von Charlotte Wells, GB/USA 2022, 102 Min. mit Paul Mescal, Frankie Corio, Celia Rowlson-Hall, Kayleigh Coleman, Sally Messham, Harry Perdios Drama

Die elfjährige Sophie (Newcomerin Frankie Corio) und ihr Vater Calum (Paul Mescal) machen Ende der 1990er Jahre einen unbeschwerten Urlaub in einem türkischen Badeort. Ihr liebevollneckischer Umgang miteinander ähnelt dem von Geschwistern. Eifrig filmt Sophie die Erlebnisse mit Calum auf ihrem Camcorder. Zwanzig Jahre später bekommen die unbeschwerten Urlaubserinnerungen im Rückblick eine neue Bedeutung … https://mubi.com/de/films

DeM leBeN AUF DeR SPUR (End of Sentence)

von Elfar Adalsteins, IS/USA/IRL 2020, 96 Min. mit John Hawkes, Logan Lerman, Sarah Bolger, Andrea Irvine, Ólafur Darri Ólafsson, Denis Conway Drama

Nach dem Tod seiner Frau macht sich Frank (John Hawkes) auf, ihr den letzten Wunsch zu erfüllen: Ihre Asche soll in einem abgelegenen See in ihrer Heimat Irland verstreut werden. Sein entfremdeter Sohn Sean (Logan Lerman), der gerade aus dem Gefängnis kommt, soll ihn bei der Seebestattung begleiten. Als seine Pläne zusammenbrechen, akzeptiert Sean widerwillig den Vorschlag seines Vaters – ein Ticket für die Westküste und das Versprechen, dass die beiden sich danach nie wieder sehen werden. www.24-bilder.de

DReI WINTeR (Drii Winter)

von Michael Koch, D/CH 2022, 136 Min. mit Michèle Brand, Simon Wisler, Josef Aschwanden, Elin Zgraggen, Daniela Barmettler, Daniel Imholz Drama

Nicht nur, dass der zugezogene Marco dem Bergbauern Alois im entlegenen Schweizer Alpendorf unter die Arme greift, auch beim Stammtisch lernt man den stämmigen Eisteetrinker langsam schätzen. Anna mit ihrer Tochter aus einer früheren Beziehung kommt auch aus dem Dorf. Ihre Liebe zu Marco ist behutsam und schön, beide können sie nicht fassen. Doch bald scheint Marco immer öfter die Kontrolle über seine Impulse zu verlieren … https://grandfilm.de Siehe Kritik

FRI eDeN, lI eBe UND DeATH MeTAl

(Un año, una noche)

von Isaki Lacuesta, E/F 2022, 120 Min. mit Noémie Merlant, Nahuel Pérez Biscayart, Quim Gutiérrez, Alba Guilera, Natalia De Molina, C. Tangana Drama

Ramón (Nahuel Pérez-Biscayart) und Céline (Noémie Merlant) sind ein junges verliebtes Paar. Den Abend des 13. November 2015 feiern beide ausgelassen auf einem Konzert im Club

Bataclan in Paris, bis der Terroranschlag passiert. Es gelingt Céline und Ramón, sich getrennt voneinander zu verstecken und die Nacht zu überleben. Danach sind sie nicht mehr dieselben und wissen nicht, ob sie jemals an ihr altes Leben werden anknüpfen können. www.studiocanal.de

SIBIRISCH FÜR ANFÄNgeR (YT)

von Stepan Burnashev u. Dmitry Davydov, RUS 2021, 103 Min.

mit Innokentiy Lukovtsev, Sergei Balanov, Djulustan Semyonov, Petr Sadovnikov, Alexey Mikhailov, Irina Mikhaylova

Tragikomödie

Dumme Ideen, oft genug vom Wodka befeuert, führen immer wieder zu kleineren und großen Katastrophen. Mal ist ein verliehenes Gewehr der Auslöser, mal eine verlorene Brieftasche, ein neues Plumpsklo, ein Streit über den besten Bürgermeister-Kandidaten, ein Korruptionsversuch oder eine Wildentenjagd. Männlicher Stolz und männliche Blödheit werden durchaus zu größeren Problemen. Ein außerordentlich unterhaltsames, amüsantes und gelegentlich schockierendes Sittenbild einer Dorfgemeinschaft.

STI lle POST

von Florian Hoffmann, D 2021, 94 Min. mit Hadi Khanjanpour, Kristin Suckow, Aziz Capkurt, Jeanette Hain, Melda Kanbak Drama

Der Grundschullehrer Khalil lebt mit seiner Freundin Leyla, einer Journalistin, in Berlin. Als sie ihm Kriegsvideos aus seiner kurdischen Heimatstadt in der Türkei zeigt, meint er, seine tot geglaubte Schwester als Videoaktivistin hinter der Kamera zu erkennen. Die kurdische Gemeinschaft in Berlin soll ihm helfen, mit seiner Schwester Senem in Kontakt zu kommen, verlangt aber im Gegenzug, die Kriegsvideos in den deutschen Nachrichten zu senden … https://barnsteiner-film.de/stille-post

eIN TRIUMPH (Un triomphe)

von Emmanuel Courcol, F 2020, 106 Min. mit Kad Merad, David Ayala, Lamine Cissokho, Sofian Khammes, Pierre Lottin, Wabinlé Nabié

Komödie

Was macht ein leidenschaftlicher Schauspieler, der mangels guter Rollenangebote kaum über die Runden kommt? Etienne (Kad Merad) übernimmt die Leitung der Theatertruppe eines Gefängnisses, um ihr neuen Schwung zu verleihen. »Warten auf Godot« ist das passende Stück, denn wenn die Häftlinge eines gelernt haben, dann Warten. Etienne ist erstaunt, welches Talent in seinen Schützlingen schlummert. Wenn alles funktioniert, winkt sogar eine Tournee außerhalb der Gefängnismauern … www.filmweltverleih.de

WO IST gOTT?

von Sandra Gold, D 2022, ca90 Min.

Dokumentarfilm

Sandra Gold stellt in ihrer Dokumentation die großen existentiellen Fragen: Wieso sind wir am Leben und zu welchem Zweck? Um Antworten zu finden, greift die Regisseurin auf das Leben und die Geschichte von vier Brückenbauern zurück, die den Weltreligionen des Islams, Buddhismus‘, Judentums und Christentums entstammen.

www.arsenalfilm.de

nEu IM KI nO
| Strandgut 12/2022 | 11
www.strandgut.de

Keine Postkartenidylle

Die Männer in dem kleinen Schweizer Bergdorf sind skeptisch, ob das gutgeht mit der Anna (Michèle Brand), die sie ihnen im Gasthof das Bier bringt, und dem Marco vom Flachland (Simon Wisler), der allein an einem Tisch Tee trinkt. Ob er es hier oben in den Bergen lange aushält und ob sie nach einer gescheiterten Beziehung, aus der die vierjährige Julia (Elin Zgraggen) hervorgegangen ist, vor dem nächsten Fehltritt steht?

Beide sind schon ein merkwürdiges Paar. Sie, eine schlanke junge Frau, die im Familienbetrieb, einer kleinen Wirtsstube mit vier Fremdenzimmern, kellnert und im Dorf die Post austrägt. Er, ein gedrungener, stiernackiger Mann, der sich als Gehilfe beim Bauern Alois (Josef Anschwanden) erstaunlich gut anstellt. Aber bei einem aus Willisau weiß man ja nie … Doch Anna ist so verliebt. Sie sucht körperliche Nähe und schmiegt sich zärtlich an den grobschlächtigen Marco. Schließlich wird in der Kirche geheiratet, die Dorfbewohner sind Zeuge des Bundes, der vor Gott geschlossen wird. Auch die kleine Julia wird einbezogen.Wer sie haben wolle, bekomme sie nur mit ihrer Tochter, hatte die Mutter schon vor den Mannsbildern im Lokal verkündet.

Aber während der Feier wird es Marco schlecht, er kotzt den Berghang hinunter. Fortan klagt er über Kopfschmerzen und Sehstörungen. Nach einem heftigen Motorradunfall wird vorsichtshalber ein CT von seinem Kopf gemacht – und danach auch ein MRT, auf dem ein Tumor über dem rechten Auge deutlich zu erkennen ist.

Marco läuft bald mit einer langen Narbe am Kopf herum. Aber die Krankheit ist offenbar nicht besiegt,

denn er verändert sich. Er lässt die störrische Milchkuh von Alois einfach im Schnee stehen und verliert seine Anstellung. Selbst von Annas Bitten lässt sich Alois nicht erweichen. »Bald ist alles vorbei«, sagt Marco, und er sagt kaum noch etwas.

Sie steht weiter zu ihm, hat Angst, ihn zu verlieren, verliert ihn auch nach einem skandalösen Zwischenfall, nimmt ihn aber wieder auf und pflegt ihn im Endstadium. Sie akzeptiert seine Krankheit und macht ihn nicht für ihr Leid verantwortlich. Regisseur Michael Koch erzählt diese Geschichte in langen, sehr bewusst gewählten Einstellungen im klassischen 4:3-Format. Die Kamera von Armin Dierolf findet beeindruckende Bilder von den abgearbeiteten Menschen, ihren Rindern, die ihre Existenz sichern, von den mächtigen Bergen und den Gesteinsbrocken auf den Wiesen, die Landwirtschaft so beschwerlich machen. Keine Postkartenidylle, sondern eine behutsame dokumentarische Betrachtung, in die nur Laiendarsteller hineinpassen. Er habe den Ansatz richtig gefunden, nicht einen Film über die Menschen in den Bergen zu drehen, sondern mit ihnen zusammen, kommentiert der Regisseur im Presseheft. Einmal leistet sich der Film eine

humoristische Einlage, als sich ein indisches Filmteam in das Alpendorf verirrt und vor dem verschneiten Bergpanorama den Tanz eines Paares in farbenfrohen Kostümen dreht. Plötzlich kommt Bollywood in die Schweiz, und Anna betrachtet die Szene verwundert. Es ist, als ob der Regisseur uns Zuschauern eine Verschnaufpause gönnen wollte. Zu dieser Vermutung passt auch der Chor, der hin und wieder vor malerischer Kulisse die Handlung kommentiert, einmal mit der Bach-Kantate »Komm süßer Tod«. Mit diesem Stilmittel verschafften schon die griechischen Dramatiker ihrem Publikum Distanz zum Geschehen. »Drei Winter«, diese Fabel von Liebe und Tod in Schweizerdeutsch, verlangt vom Publikum viel Einfühlungsvermögen und bleibt gerade deshalb noch lange im Gedächtnis.

DReI WINTeR (Drii Winter) von Michael Koch, D/CH 2022, 136 Min. mit Michèle Brand, Simon Wisler, Josef Aschwanden, Elin Zgraggen, Daniela Barmettler, Daniel Imholz Drama / Start: 15.12.2022

DeR DeNKWÜRDIge FAll DeS MR POe

(The Pale Blue Eye)

von Scott Cooper, USA 2022, 128 Min. mit Christian Bale, Gillian Anderson, Harry Melling, Lucy Boynton, Fred Hechinger, Robert Duvall

Mysterythriller

An einem Oktoberabend im Jahr 1830 wird die Leiche eines jungen Kadetten gefunden, der an einem Seil in der Nähe des Paradeplatzes baumelt. Ein offensichtlicher Selbstmord ist hier nichts Ungewöhnlicher, doch am nächsten Morgen bemerkt man, dass der Leiche das Herz entfernt wurde. Der erfahrene Ermittler Augustus Landor (Christian Bale) wird herangezogen …

eNNIO MORRICONe –

DeR MAeSTRO

von Giuseppe Tornatore, I 2021, 156 Min. mit Ennio Morricone, Hans Zimmer, Quentin Tarantino, Dario Argento, Oliver Stone, Terence Malick

Dokumentarfilm

Oscar-Preisträger Giuseppe Tornatore hat seinem Freund und Wegbegleiter Ennio Morricone, der kurz nach Fertigstellung verstarb, einen ausführlichen Dokumentarfilm gewidmet. Sein Lebenswerk umfasst über 500 Filmkompositionen. Hollywood-Größen wie Clint Eastwood, Quentin Tarantino und Hans Zimmer sowie Musikerinnen und Musiker wie Bruce Springsteen, Zucchero und Joan Baez erinnern sich und erzählen abwechselnd mit Morricone die Chronik einer langen Karriere. www.centralfilm.de

eO

von Jerzy Skolimowski, PL/I 2022, 86 Min. mit Sandra Drzymalska, Lorenzo Zurzolo, Mateusz Kosciukiewicz, Isabelle Huppert Drama

EO kennt nur das Leben in einem Wanderzirkus, bevor er eine Reise durch Polen und Italien antritt. Gleichermaßen Grausamkeit wie Freundlichkeit werden ihm zuteil. Zu den Menschen, die ihn unterstützen oder im Weg stehen, gehören ein junger italienischer Priester (Lorenzo Zurzolo), eine Gräfin (Isabelle Huppert) und eine polnische Fußballmannschaft. Inspiriert von Robert Bressons »Au hasard Balthazar«. https://rapideyemovies.de Siehe Kritik

DeR geSTIeFelTe KATeR:

DeR

leTZTe WUNSCH

(Puss in Boots: The Last Wish) von Joel Crawford u. Januel Mercado (Co-Regie), USA 2022, ca100 Min.

Animationsfilm

Auch ein Kater kann ein unangenehmes Erwachen haben. Nach unzähligen riskanten Reisen und achtlosen Abenteuern muss der gestiefelte Kater entsetzt feststellen, dass seine Leidenschaft für Gefahren letztlich ihren Preis hatte – in seiner Abenteuerlust hat er bereits acht seiner neun Leben verbraucht … https://upig.de

I WANNA DANCe WITH SOMeBODY

von Kasi Lemmons, USA 2022, ca120 Min. mit Naomi Ackie, Stanley Tucci, Tamara Tunie, Clarke Peters, Ashton Sanders, Nafessa Williams

Biopic

Die verstorbene Musiklegende Whitney Houston wird in diesem musikalischen Biopic von Naomi Ackie verkörpert. Leben und Musik der ikonischen Sängerin zeichnet der Film nach, dessen Drehbuch Anthony McCarten schrieb, der schon für »Bohemian Rhapsody« das Skript verfasste. www.sonypictures.de

nEu IM KI nO 12 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de >> 22.12.2022
© Grandfilm

OSKARS KleID

von Hüseyin Tabak, D 2022, 102 Min. mit Senta Berger, Florian David Fitz, Kida Khodr Ramadan, Burghart Klaußner, Marie Burchard, Nora Boeckler Komödie

Seit sich Ben (Florian David Fitz) und seine Frau Mira (Marie Burchard) samt der gemeinsamen Kindern Oskar (Laurì) und Erna (Ava Petsch) getrennt haben, ist Bens Leben aus den Fugen geraten. Er sitzt alleine in seiner Doppelhaushälfte und trinkt Bier zum Müsli. Doch als die hochschwangere Mira vorzeitig ins Krankenhaus muss, wohnen seine Kids plötzlich wieder bei ihm. Allerdings trägt sein Sohn Oskar ein Kleid, das er nicht mehr ausziehen will … www.warnerbros.de

VeRlOReN e I llUSION eN (Illusions perdue)

von Xavier Giannoli, F/B 2021, 149 Min. mit Benjamin Voisin, Cécile de France, Vincent Lacoste, Xavier Dolan, Salomé Dewaels, Gérard Depardieu Tragikomödie Frankreich im 19. Jahrhundert: Weil der junge Lucien (Benjamin Voisin) für sich in der heimatlichen Provinz, umringt von seiner Arbeiterfamilie, keine Zukunft für sein literarisches Talent sieht, verlässt er Hals über Kopf die familiäre Druckerei und versucht an der Seite seiner Geliebten Louise (Cécile de France), die auch seine Mäzenin ist, in der Gesellschaft der märchenumwobenen Stadt Paris aufzusteigen. https://cinemien.de Siehe Kritik

DI e INSel DeR ZITRON eNBlÜTeN

(Pan de limón con semillas de amapola)

von Benito Zambrano, E/LUX 2021, 122 Min. mit Elia Galera, Eva Martin, Mariona Pagès, Tommy Schlesser, Marilú Marini, Claudia Faci

Drama

Die Schwestern Marina (Elia Galera) und Anna (Eva Martín) verbrachten ihre Kindheit gemeinsam auf Mallorca. Während Anna die Insel nie verlassen hat, engagiert sich Marina als Frauenärztin in Afrika. Doch als eine unbekannte Wohltäterin den Schwestern ihre Bäckerei auf Mallorca vermacht, muss Marina in ihre Heimat zurückkehren, denn das Anwesen soll verkauft werden. Während Marina den wahren Gründen für die mysteriöse Erbschaft nachspürrt, kommt sie Anna wieder näher … http://splendid-film.de

TH e MOST BeAUTIFUl BOY IN TH e WORlD (Världens vackraste pojke)

von Kristina Lindström, Kristian Petri, S/D/F 2020, 94 Min.

Dokumentarfilm

Luchino Visconti reiste im Jahr 1970 durch Europa, auf der Suche nach dem perfekten Jungen, der vollkommene Schönheit in der Filmadaption von Thomas Manns »Tod in Venedig« verkörpern sollte. Er fand in Stockholm Björn Andrésen, einen schüchternen 15-jährigen Teenager, dem er über Nacht zu internationaler Berühmtheit verhalf. Der Film zeigt seine turbulente Lebensgeschichte. www.missingfilms.de

BlUeBACK – eINe TI eFe FReUNDSCHAFT

von Robert Connolly, Aus 2022, 103 Min. mit Radha Mitchell, Eric Bana, Mia Wasikowska, Eddie Baroo, Clarence Ryan, Ariel Donoghue Abenteuerfilm

Als Abby das erste Mal allein zum Meeresgrund taucht, begegnet sie in der Tiefe einen blauen Fisch, den sie Blueback nennt. Er wird bald zu ihrem liebsten Gefährten im Ozean. Doch je älter Abby wird, desto mehr erkennt sie, dass die einzigartigen westaustralischen Korallenriffe in Gefahr sind – und mit ihnen Blueback. Ihre Mutterm, eine Umweltaktivistin, unterstützt sie im Kampf um den Erhalt der Korallenriffs. Nach dem gleichnamigen Bestseller von Tim Winton. www.weltkino.de/filme

WAS MAN VON HIeR

AUS SeH eN KANN

von Aron Lehmann, D 2022, 103 Min. mit Corinna Harfouch, Luna Wedler, Karl Markovics, Rosalie Thomass, Benjamin Radjaipour, Peter Schneider Drama

Luise (Luna Wedler) ist bei ihrer Großmutter Selma (Corinna Harfouch) in einem abgelegenen Dorf im Westerwald aufgewachsen. Selma hat die Gabe, den Tod voraussehen zu können. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Ort. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Das ganze Dorf hält sich bereit: letzte Vorbereitungen werden getroffen, Geheimnisse enthüllt, Geständnisse gemacht, und verborgene Liebe wird erklärt … www.studiocanal.de

nEu IM KI nO www.strandgut.de | Strandgut 12/2022 | 13
>>
29.12.2022
© Plaion Pictures
eNNIO MORRICONe – DeR MAeSTRO ab 22. Dezember im Kino

Modern Dreaming mit Marie

Darmstadt/Wiesbaden: Tim Plegges »Der nussknacker«-Choreografie kommt zurück

Pünktlich zum Weihnachtsfest kehrt Tim Plegges Interpretation des Tanzballetts »Der Nussknacker« von Pjotr Iljitsch Tschaikowkis auf die Bühnen der beiden Staatstheater in Darmstadt und Wiesbaden zurück, jeweils live begleitet vom Staatsorchester Darmstadt unter Leitung von Johannes Zahn sowie dessen Pedant in der Landeshauptstadt unter Leitung von Christoph Stiller. Erzählt wird in der auf ein Kunstmärchen E.T.A. Hoffmanns zurückgehenden Geschichte von dem Mädchen Marie, das zum Weihnachtsfest vom Patenonkel Drosselmeier einen veritablen Nussknacker erhält und diesen fortan mitnimmt in ihren Träumen und Wunschwelten. Alltag und Projektion verschwimmen, Maries Wünsche scheinen sich zu erfüllen, bis ihre Traumwelt plötzlich in die Schieflage gerät.

Tim Plegges Choreografie wirft ein neues Licht auf den bekannten Stoff. Märchenhaft-fantastische Elemente entfalten sich nun ebenso wie die dunklen Seiten und das verborgene Unterbewusstsein. Der phantasievolle Bruch mit den tradierten Bildern des Ballettklassikers drückt sich auch in einer Musik aus, die sich die Freiheit nimmt, Tschai-

kowskis Werk bei Bedarf einmal zu verfremden und mit jazzigen Anklängen zur Hammondorgel anzureichern. Doch selbst wenn wir die Ouvertüre erst nach der Pause hören, wird doch keine Note von Tschaikowskis wunderbarer Musik unterschlagen.

Der verzückende Tanz der Schneeflocken, bei dem vielköpfig die Kinderballetts mitwirken und das Publikum dahinschmelzen lassen, Maries unheimliche Begegnung mit einem Heer von Wiedergängerinnen und der Tanz der Lumpenpuppen gehören zu den eindrucksvollsten der mit großem Kostümaufwand (Judith Adam) auf die Bühne gezauberten Bilder. Und ein riesiger dunkler Schrank zu seinen unheimlichsten. »Der Nussknacker« ist für Kinder ab acht Jahren und damit als Ereignis für die ganze Familie konzipiert. gt

Termine in Darmstadt: 3., 9., 10., 18., 23., 25. Dezember zu unterschiedlichen Uhrzeiten www.staatstheater-darmstadt.de

Termine in Wiesbaden: 30. Dezember, 5., 6. Januar, 19.30 Uhr; 31. Dezember 12 Uhr www.staatstheater-wiesbaden.de

Auf der Suche nach dem Optimum

Landungsbrücken: Vlasova/Pawlica zeigen »Romeo ø Julia« genderneutral

Weil die Liebe zeitlos ist, ist es auch das Schicksal von Romeo und Julia. Einen sehr eigenen tänzerischen Blick auf Shakespeares ach so sterbliches unsterbliches Liebespaar hat das Tanz- und Choreografie-Duo Katerina Vlasova/Amadeus Pawlica schon vor drei Jahren im Gallus Theater vorgestellt, jetzt nimmt es die Produktion »Romeo Ø Julia« für die Landungsbrücken mit Noemi Emanuela Martone als dritter Besetzung wieder auf. Bei den Aufführungen 2019 im Gallus Theater führten Vlasova/Pawlica lediglich Regie.

Das Zeichen Ø kommt aus der Mengenlehre, bedeutet leere Menge und war in der Erstfassung eigentlich dem männlichen Part des Stücks geschuldet, der nun als bloße Projektion betrachtet wurde. Verhandelt wurden stattdessen die weiblichen Perspektiven von Julia Amme und Lady Capulet. Die anstehende Neufassung in den Landungsbrücken werde dagegen »genderneutraler« sein, heißt es. Bestehen aber bleibe die tänzerische Auseinandersetzung mit der so genannten Generation Y. Sprich: William Shakespeares Love-Story findet nicht im Verona des 14. Jahrhunderts, sondern in den Clubs von Heute statt.

Kommunikation findet in dieser Welt nur noch intermedial mit dem Smart-Phone statt. Unendlicher Spaß ist angesagt und zeichnet zur Musik von Sergej Prokofjew die von Bildern Edward Hoppers und Video-Clips Jonas Lindstroems gerahmte rauschhafte Atmosphäre einer Generation, die permanent feiert, ohne recht zu wissen, was. Und die unablässig nach einem Optimum an Erleben strebt, gibt es für sie doch immer etwas, das noch begehrenswerter ist: einen besseren Club, ein besseres iPhone, den besseren Partner. »Akku drei Prozent, Aufmerksamkeitsspanne null Sekunden« – so heißt es in der Ankündigung.

Vlasova/Pawlica beschreiben ihren ästhetischen Ansatz als eine Mischung aus Tanz und Sprache, die inhaltlich direkt auf relevante Themen eingeht. Basierend auf klassischer Technik werde das Vokabular des zeitgenössischen Tanzes genutzt, um es mit Elementen aus Volkstänzen oder vergessenen Tanzstile wie dem Dance Apache zu bereichern.

Gisbert Gotthardt Termine: 1.–3. Dezember, jeweils 20 Uhr; zusätzlich 2. Dezember, 10 Uhr www.landungsbruecken.org

TAnZ 14 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de
Brocke
© Regina
© Vlasova/Pawlica

Ein gutes halbes Jahr noch, dann übergibt der italienische Choreograf Jacopo Godani die Leitung der Dresden Frankfurt Dance Company seinem Nachfolger Ioannis Mandafounis. Seit der Spielzeit 2015/2016 prägt der einstige führende Solist der Forsythe-Company als Künstlerischer Leiter mit seiner Arbeit das Ensemble, dessen so hölzerner Name vor allem den herrschenden Kulturgeist der Bankenstadt offenlegt. Er steht für ein umständliches finanzielles Konstrukt, das den administrativ verordneten Niedergang der bis dahin großen deutschen Tanzmetropole zu kaschieren sucht. Kein einfacher Auftrag also für Godani, vor dem verwöhnten Frankfurter Publikum zu bestehen. Gleichwohl gelang es dem italienischen »Tanzlehrer«, mit der unverwechselbaren Handschrift einer pulsierenden Bewegungssprache ein neu kreiertes und schon bald international gefragtes Ensemble zu formen. Godani konzipiert sämtliche Stadien des Werks von der grundlegenden Choreografie bis hin zu den Entwürfen für Räume, Objekte, Environments und den Details der Bühnenbilder, schreibt Texte, entwirft Kostüme und plant und entwickelt den Einsatz von Licht, Video und Projektionen. Das Programm »Anthologie. Portrait of an Artist« demonstriert mit ausgewählten Kreationen Godanis Verständnis einer Weiterentwicklung des zeitgenössischen Balletts und bietet dem Publikum zugleich die wohl letzte Chance, einige seiner herausragenden Arbeiten wie wohl auch viele der Mitglieder seines Ensembles noch einmal zu genießen. Dass die auf der großen Bühne des Frankfurter Schauspiels geschehen wird, ist zugleich ein symbolischer und historischer Akt, der die längst eröffnete Diskussion um die Rückkehr der Tanzsparte bei den Städtischen Bühnen weiter befeuern sollte.

Geplant ist ein wahres Feuerwerk, das vom gesamten Ensemble spektakulär mit Hypercube zur Steve Reichs Clapping Music eröffnet wird. Zehn weitere Auftritte stehen auf dem üppig bestückten Programm, darunter »Echoes From A

His Masters Bodies im Feuerwerk

DFDC bringt mit einer Godani-»Anthologie« den Tanz ins Schauspielhaus zurück

Restless Soul«, das mit Live-Begleitung von Pjotr Naryshkin auf Maurice Ravels Klavierkompositionen aus »Gaspard de la Nuit« basiert (Strandgut 10/2018), »When The Dust Settles« (Strandgut 11/21) und in jeweils zwei Auszügen »Premonitions of A Larger Plan« (Strandgut 4/22) und »Hollow Bones« (Strandgut 11/21). Weitere Godani-Stücke an diesem Abend werden »The Small Infinite«, »Postgenoma«, »Moto Perpetuo« und »High Breed« sein.

Kleiner Wermutstropfen am Rande: Leider nicht mehr im Ensemble ist die großartige Anne Jung, die ihre

Tanzkarriere beendet hat und sich inzwischen erster Auszeichnungen als Choreografin erfreuen darf. Am 21. Januar wird die Serie der Abschiedsstücke mit der Premiere von »10 ODD Emotions« (Regie und Choreografie: Saar Magal) als Gemeinschaftsproduktion mit dem Frankfurter Schauspiel fortgesetzt. Lauter letzte Chancen, die es zu nutzen gilt.

Termine:

1.–3. Dezember, 19.30 Uhr; 4. Dezember, 16 Uhr dresdenfrankfurtdancecompany.de

Tanz die Fußballmauer!

Frankfurt-LAB: Hennermanns Horde zeigt das Sportstück »Glanz*«

Aus typischen Szenen verschiedenster Sportarten hat die Frankfurter Choreografin Célestine Hennermann für ihre Compagnie (Hennermanns Horde) ein Tanzstück kreiert, das für die begeisterten jungen Zuschauer der Premiere im Volkstheater zum vergnüglichen Ratespiel wird. Kaum ist eine der oft mit poppigen Rhythmen unterlegten Bewegungsabläufe enttarnt, da ruft es auch schon laut »Tennis«, »Fußball«, »Hockey« »Turnen« oder »Skifahren«. Und selbstverständlich werden auch die Puschel-schwenkenden Cheerleader erkannt.

»Glanz*« heißt die Produktion, bei der Ariadni Agnanti, Gabriele Ascani und Danique de Bont in einem mit vier Punchingballs als Eckfahnen ausgesteckten Carré in immer neuen Konstellationen aufeinander einwirken. Sie werfen sich in ständiger Aktion beim Basketball

imaginäre Bälle zu, schlagen beim Boxen luftig aufeinander ein, oder bilden Mauern beim Fußball. Zur großen Freude aller wird auch eine ganze Palette der aus den Medien so vertrauten Gefühlsposen nach Siegen und Niederlagen zelebriert, und es versteht sich, dass die sich nach vermeintlichen Fouls mit lauten Aua-Aua-Rufen am Boden wälzenden Spieler besonders gut ankommen. Nur dass das Ganze sehr anstrengend sein muss, nimmt man der buchstäblich spielfreudigen Tanzhorde Hennermanns gerne ab; allesamt mit studentischer Vergangenheit an der bei diesem Projekt kooperierenden Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK).

Wie schon im Vorgängerstück »Wonderland« (Strandgut 03/2020), das auf Bewegungen von Figuren aus Internet-Serien rekurriert, geht es auch in »Glanz*«

darum, den jugendlichen Zuschauern hinlänglich bekannte Vorgänge – hier des Sportes – in den abstrakten Formen des modernen Tanzes künstlerisch lesbar zu machen. »Am Ende bleibt ihnen das Gefühl der Erinnerung an etwas Vertrautes in neuem Kleid«, so die Choreografin. Und der Titel? »Ist mein Ding«, sagt sie, sie stehe auf Glanz und auf den mit Sternchen ausgezeichneten Glitter.

Nach der Premiere bei der Volksbühne im Hirschgraben im September gastiert die temporeiche mitreißende Arbeit der inzwischen zweifachen Karfunkel-Preisträgerin nun mit einer weiterentwickelten Version im Frankfurt-LAB für Schüler und andere ab sechs Jahren. gt

Termine: 6. Dezember, 19 Uhr; 7. + 8. Dezember, jeweils 11 Uhr www.hennermannshorde.de

TAnZ www.strandgut.de | Strandgut 12/2022 | 15
© Dominik Mentzos
© Daniel Blattmann

Die laborantin: 10., 14. Dezember, 19.30 Uhr; 18. Dezember, 18 Uhr www.staatstheater-mainz.com

Mainz:

Termin Unheim: 18. Dezember, 18 Uhr www.schauspielfrankfurt.de © gp

Konkrete Dystopien

Im u17 in Mainz und in Frankfurts Kammerspielen wird die nahe Zukunft verhandelt

Die laborantin

Endlich ist der 2018 uraufgeführte Bühnenerstling der Britin Ella Road auch im Rhein-Main-Gebiet zu sehen. »The Phlebotomist« heißt er im Englischen, wer das googelt landet bei Aderlass. Man kann das, was die Blutzapferin Bea, um die sich hier alles dreht, in einem großen Labor macht, auch GenTests nennen. Aus den Abnahmen werden Lebensaussichten ermittelt und in Werten, Ratings, von 1 bis 10 kategorisiert. Und auf die kommt es in der Gesellschaft an, in der Bea lebt, sei es im Beruf, sei es in der Beziehung, auch wenn man die persönlichen Daten gerne für sich behält, der Etikette wegen oder aus Scham.

Höher als 5 auf der Skala sollte das Rating denn schon sein, höher als 8, wenn man Karriere und Geld machen will. Low-Rater, wie Beas Freundin Char, bleibt am Arbeitsmarkt nur die Arschkarte. Ihre Gene indizieren eine baldige Muskelschwäche und frühen Tod, mithin 2,2 Bea hat 7,1.

Sieht man davon ab, dass Südfrüchte und Gemüse sündhaft teure Delikatessen sind, Wälder nur noch in Erinnerungen oder analogen Büchern vorkommen, die kaum mehr jemand nutzt (old school), und Strände No-Go-Areas sind, gestaltet sich das Leben nicht sehr verschieden von dem uns bekannten. Wer es gut haben will, braucht in erster Linie Geld. Bea will das und entdeckt, dass sie in ihrer Position durch einen Ampullen-Tausch nicht nur der Freundin helfen kann. Ihrem vorgeblichen 8,9er Freund und baldigem Mann Aaron, Anwalt, spielt sie Gehaltserhöhungen vor. Immer schicker werden Kleider und Wohnung und zum Nachtisch gibt’s Ananas.

Ella Road lässt uns am ganz gewöhnlichen Leben eines ganz gewöhnlichen Paares teilhaben, deren Wege sich immer mal wieder mit denen der Aktivistin Char und

Es ist noch nicht so lange her, da geisterte Ernst Blochs Begriff der Konkreten Utopie in den Diskussionen über die Gesellschaft von morgen. Da sollte das Glück nicht mehr auf die lange Wartebank der Revolution geschoben, sondern aus dem Gegebenem entwickelt werden, mit Menschen wie sie sein können, und nicht wie sie sein sollen. Keine Spur mehr davon in den aktuellen Zukunftsentwürfen – auch am Theater. Nicht in Ella Roads »Die Laborantin« im Staatstheater Mainz, auch nicht in Wilke Weermanns »Unheim« am Schauspiel Frankfurt. Zwei spannende Stücke, die nicht in fernen Galaxien der Postapokalypse, sondern vor unserer Haustür spielen, nur ein paar Jahre weitergedacht, und wenig Zuversicht verströmen. Konkrete Dystopien, die man dennoch mit guter Laune verlässt. Versprochen.

des freakigen David kreuzen, der trotz 9,1 den Hausmeister an Beas Institut macht. Die weiße Wand im Rücken der leeren Plateaubühne fungiert auch als Screen, auf dem uns aus projizierten TV-Talks und Reportagen ganz nebenbei gewahr wird, dass es in dieser gar nicht so schönen neuen Welt gängig ist, Kinder mit Low-Rating zu »vermeiden« – durch Sterilisation oder postnatale (!) Schwangerschaftsabbrüche, also Euthanasie. Was Bea recht vernünftig scheint, sie denkt und fühlt durchaus systemkonform. Bis sie selbst schwanger wird und herausfindet, dass ihr Überflieger Aaron in Wirklichkeit nur 2,2 geratet ist – Schizophrenie im Erbgut. Das hält keine Ehe aus, auch Beas nicht, geschweige denn ein Kind. Oder doch?

Rosalie Maes lässt uns mit feinem dezidiertem Spiel diese Frau und ihre Entscheidungen zu jeder Zeit verstehen, ihr auch ein wenig zugeneigt sein, ohne uns mit ihr zu identifizieren. Dafür bieten sich auch ihre Bühnenpartner nicht an. Daniel Mutlu gibt den Rating-Bluffer Aaron als emotionalen Wackelpeter, Lis Dostert ihre Char verkappt egoistisch und Vincent Doddema den alles bespöttelnden Menschenfreund David als politischen Egalheimer. Von Fabio Godinho

inszeniert hält uns das Ensemble einen Spiegel vor, in dem wir uns selbst erkennen können, vielleicht in jeder einzelnen Figur. Die Koproduktion des Mainzer Staatstheaters mit Les Théâtres de la Ville de Luxembourg präsentiert ein so fesselndes, wie anrührendes Theaterstück, das im Lichte der jüngsten pandemischen Entwicklungen fast prophetische Züge gewinnt. »Wo chinesische Forscher Babys klonen und pränatale DNATests Alltag sind, ist ›Die Laborantin‹ kein Science-Fiction mehr«, wird Ella Road im Programmheft zitiert. So sind wir Menschen.

Frankfurt: »Unheim«

In unserer großen Vorschau (Strandgut 4/22) auf die ursprünglich im Frühjahr geplante Premiere betont Regisseur und Autor Wilke Weermann, lediglich gängige Techniken unseres Alltags weitergedacht zu haben. Wie VR-Brillen, die in »Unheim« durch Implantate ersetzt sind, und dank derer die Bewohner des futuristischen Wohnprojekts »Arcadia« gleichzeitig dieselben Räume nutzen können, ohne einander wahrzunehmen. Sven, Tomasz und Thees haben sich ihre Wunschrealitäten im jeweils persönlichen Stil eingerichtet und werden durch Bewegungssensoren vor

den anderen hier geschützt. Was sich wie eine ultimative Lösung für Wohnraummangel anhört, hat aber noch seine Tücken. Es spuke im Haus, beschweren sich die Drei. Eindringlinge? Überbelegung? Oder lebt da noch wer?, fragen sie. Ein Fall für die Protagonistin Ira, die ihr Leben als »Ermittlerin für anormale Phänomene« finanziert. Im Stile eines Maigret befragt sie die drei so unterschiedlichen Mieter und gerät auf Spuren verstorbener Vormieter in einem augenscheinlich überforderten System. Und schon befinden wir uns in einen Thriller, der nicht nur die Grenzen zwischen Illusion und Realität, zwischen Leben und Tod verwischt, sondern auch den Verbleib der Seelen verhandelt. Der Name »Arcadia«, so merkt man allmählich, ist weniger eine Referenz an den Frankfurter Goethe (»Auch ich in Arkadien«), sondern der Grabsteininschrift »Et in Arcadia Ego« auf den Gemälden von Nicolas Poussin (1638) und Francesco Barbieri (1620) gewidmet, die uns der steten Gegenwart der Toten gemahnt.

Weermann hat sein Stück im Gamer-Stil inszeniert, Auf der meist barock mit faszinierenden Lichtwechseln ausgeleuchteten Guckkastenbühne Johanna Stenzels bewegen sich die comichaft gelbkostümierten Darsteller ruckartig im Stil von animierten Figuren aus der Spielekonsole. Dabei verzaubert uns Tanja Merlin Grafs Ira regelrecht mit ihren Gesten und ihrer Mimik, Torsten Flassig (Thees) voran, verraten auch Lea Beie (Iras Schwester Edna), Michael Schütz (Tomasz) und Wolfgang Vogler (Sven), dass es ziemlichen Spaß macht, dieses so klug konzipierte und außergewöhnliche Theaterstück umzusetzen. Ein Heidenspaß für Auge und Ohr, und nach »Solastalgia« die zweite dicke Überraschung der Saison.

THEATER 16 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de
Termine © Bohumil Kostohryz
THEATER
| Strandgut 12/2022 | 17
Schauspielcard eignet sich für den häufigen Theaterbesuch in allen Spiel
stätten des Schauspiel Frankfurt. 50 % Ermäßigung*, ein Jahr gültig, unabhängig von der Spielzeit. Tickets im Vorverkauf an der Tageskasse, telefonisch unter 069.212.49.49.4 und ab sofort auch online im Webshop. Preis: 75 € Die Card lässt sich übrigens auch an besondere Menschen verschenken.
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übertragbar. Von der Ermäßigung ausgenommen
Premieren, Sonder- und Fremd
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DER
THEATERGENUSS MIT DER SCHAUSPIELCARD www.schauspielfrankfurt.de NAME,
KUNDENNUMMER

Do 1.12. 19 00

Leonore Poth

»Passage« Zeichnungen Ausstellung La Serena

Fr 2.12. 20 00 »Cup of Wonder« musik. Weltreise Tiyatro Frankfurt

Sa 3.12. 20 00 »Endstation unserer Liebe« auf Türkisch theater herzstück

So 4.12. 15 00 »Zlateh,die Geiß« ab 4 Jahre Mo 5.12. 10 00 nach Isaac Bashevis Singer

Di 6.12. 10 00 vormittags mit Voranmeldung Bewitched und Jazzy Weather

So 4.12. 19 00 »Jazzy Christmas,Vol.8« Jazz & Swing Delattre Dance Company

Fr 9.12. 20 00 »Shelter«

Sa 10.12. 20 00 ein Ballettabend So 11.12. 19 00 von Stéphen Delattre und Filipe Portugal Laubacher Figurentheater

So 11.12. 15 00 »Elch hat kein’ Bock« ab 3 Jahre Ferri & Perlico-Perlaco

Di 13.12. 9 15 »Rieselschnee und Klingelglöckchen« Di 13.12. 11 00 weihnachtliches Mitmachkonzert Mi 14.12. 9 15 ab 4 Jahre Mi 14.12. 11 00 vormittags mit Voranmeldung Zendeh Delan Ensemble & Natalie Amiri

Fr 16.12. 20 00 »Ein Abend der Sufi-Kunst« auf den Spuren von Nizamis 'Leila und Madschnun' Malte Anders

Sa 17.12. 20 00 »Pink Up My Christmas 2022« Die wärmste Weihnachts-Show des Jahres Figurentheater Eigentlich

So 18.12. 15 00 »Die Weihnachtsgans Auguste« ab 4 Jahre Mo 19.12. 9 15 Ein köstlich lebendiges Stück Mo 19.12. 11 00 nach dem gleichnamigen Kinderbuch Di 20.12. 9 15 von Friedrich Wolf Di 20.12. 11 00 vormittags mit Voranmeldung

Ensemble Die Blaue Blume

So 18.12. 19 00 »Weihnachtsleuchten« musikalisch-literarische Weihnachtssoirée

Auf zur Krippe

Theater Willy Praml präsentiert »Jesus d‘amour, geb. 0«

Vergesst Oberammergau: Das Theater Willy Praml führt nun schon im 18. Jahr in der Industriekathedrale Naxoshalle seine wunderbare Lesart der Weihnachtsgeschichte auf. Und die Zahl derer, die sich das immer wieder anschauen, wächst Jahr um Jahr. Eng und streng an den Texten der vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes ausgerichtet, hat das Ensemble unter der Regie von Willy Praml ein Krippenspiel kreiert, dass die vermeintlich sattsam bekannte Geschichte ganz ohne Patina und Zuckerguss in einem völlig neuen Licht präsentiert: Die Geburt zweier Jungen, Jesus und Johannes, führt zu einem politischen Chaos, und der Staat droht zusammenzubrechen. König Herodes erfährt von dem zukünftigen König und hat

Angst um seinen Thron. Auf der Bühne stehen Reinhold Behling, Irene Buresch, Gisela Eiffert, Mio Frommelt, Jakob Gail, Muawia Harb, Birgit Heuser, Johannes Christopher Maier, Maria Niesen, Anna Staab, Michael Weber und Lisa Zanaboni. Achtung: Am 18. Dezember bildet das Stück den Auftakt für einen Doppelabend mit einem Weihnachtskonzert der Jazz-Gruppe »Acht«. »Inspiriert an der Musik von Oliver Leicht kreieren neun Musiker Klangräume zwischen Komposition und Improvisation, zwischen Meditation und Ekstase«, so die Ankündigung. Passt! Halleluja.

Termine: 17., 21.–23. Dezember, jeweils 20 Uhr; 18. Dezember, 18 Uhr www.theaterwillypraml.de

VORgeFÜHRT

>> Nachfolge gefunden. Das Staatstheater Wiesbaden will dem Intendanten Uwe Eric Laufenberg eine weibliche Doppelspitze folgen lassen. Ab der Saison 2024/2025 soll das Haus von Dorothea Hartmann (bisher Deutsche Oper Berlin) und Beate Heine (Deutsches Schauspielhaus Hamburg) geführt werden.

>> Beckmesserisches: Den obligatorischen Kurzfilm zur Oper gibt es nun auch für Wagners »Meistersinger von Nürnberg« zu sehen. Gemacht hat ihn einmal mehr Thiemo Hehn. www.oper-frankfurt.de

>> Tanz-Education für Jung: Am 3./4. Dezember können Interessierte im Alter von 13 bis 25 Jahren mit Profis der Dresden Frankfurt Dance Company in der Jugendkirche St. Peter echtes Tanztraining machen und viel über ihren Körper als Kreativitätsquelle erfahren. Zudem wird die Vorstellung »Anthologie« besucht (siehe S. 15 Tanz) www.sanktpeter. com/tanz

>> Tanz-Education für Alt: »Alles kann, nichts muss« heißt es für die Generation 60plus im Dresden FrankfurtStudio (Schmidtstr.12). Manuel Gaubatz vermittelt v. 5.–8.12. jeweils 10.30–12 Uhr die Basics des zeitgenössischen Tanzes. Keine Vorkenntnisse erforderlich. www. dresdenfrankfurtdancecompany. com/de/education/#c3676

18 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de
Gallus Theater · Kleyerstraße 15 · 60326 Frankfurt Karten 069-758060-20
D D D D D EZEMBER EZEMBER EZEMBER EZEMBER EZEMBER 2022 2022 2022 2022
· www.gallustheater.de
© Rebekka Weitz

Die Machtmaschine fordert ihre Opfer

»Die schmutzigen Hände« am Schauspiel Frankfurt

Es beginnt mit einem pochenden Herz, einem versehrten Herz. Noch während die Zuschauer *innen ihre Plätze suchen, schlägt es einem in einem rot ausgeleuchteten Drahtkäfig riesig entgegen, und so gerne man den Blick senken möchte, es klappt nicht. Man kann nicht wegsehen, man kann nicht ignorieren. Und schon ist das Stück da, bevor es überhaupt losgeht.

»Die schmutzigen Hände« von Jean-Paul Sartre kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geschrieben, spielt im fiktiven Staat Illyrien im Jahr 1943 und verhandelt zwei fundamentale politische Thesen: auf der einen Seite die Disziplin einer revolutionären Doktrin, die nur durch stringente Anwendung Erfolge erzielen kann und auch Mord als geeignetes Mittel zulässt, und einer Haltung, die, um an der Macht teilzuhaben, auch Kompromisse mit politischen Kontrahenten eingeht. Die kommunistische Partei steht vor der Entscheidung: Unbedingter Widerstand oder Kooperation mit den Herrschenden?

Die historische und ganz konkrete Folie lieferte die Kollaboration der Petain-Regierung während der Nazi- Besatzung, aber auch die von Stalin beauftragte Ermordung Trotzkis im mexikanischen Exil.

Die Regisseurin Lilja Rupprecht, die im Kammerspiel einen fabelhaften

»Malina« inszeniert hat, richtet ihre interpretatorischen Suchbewegungen jedoch auf weitere, im Stück sehr präsente und präzise Inhalte abseits aller Thesenhaftigkeit. Außerdem möchte sie, dass wir sehen, wie gespielt wird – auch das ist von Sartre im Stück bereits eingeschrieben. Und so betritt Fridolin Sandmeyer, der den treuen Parteisoldaten Hugo verkörpern wird, die Bühne und murmelt was von Violence und bla, bla, bla, während langsam das Gesicht von Manja Kuhl als Parteigenossin Olga über das pochende Herz projiziert wird: die Partei sieht alles. Sie trägt eine Gesichtsmaske, der wie ein Brandverband aussieht, und Hugo stülpt sie sich auch über den Kopf. Ein verletztes Herz, ein verbrannter Kopf … Hugo entstammt einer bourgeoisen Familie, von der er sich gelöst hat, er arbeitet als Redakteur im kommunistischen Untergrund, wünscht sich aber, mit einer revolutionären Aktion betraut zu werden. Olga schleust ihn als Sekretär bei dem Vorsitzenden Hoederer (Matthias Redlhammer) ein, der von der Parteilinie abweichend mit den Herrschenden paktieren will. Deswegen soll er umgebracht werden – Hugo indes will den Mord nicht nur vorbereiten, er will ihn selbst ausführen. Er tritt die Stelle an, zu-

sammen mit seiner Ehefrau – eine von Hoederers Bedingungen. Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf – auf einer zugestellten Bühne (Anna Ehrlich) mit verspiegelten Nebenräumen, die ebenfalls eine Rolle spielen werden, Schminkspiegeln wie in einer Theatergarderobe, einem Boudoirbett und einer von der Decke baumelnden Kinderschaukel. In der Mitte ein schwarzes Podest, darauf ein einzelner Sessel – der Thron, von dem aus Hoederer noch im Dunkeln, aber stets präsent, das Geschehen verfolgt. Der Musiker Philipp Rohmer hat links hinten seinen Platz, aus dem er ab und an heraustritt. Dunkle Brillengestelle à la Sartre und Zigaretten sind neben den Masken und Mopp-Perücken weitere und etwas alberne Requisiten. Aber gut, es ist ja ein Spiel. Lea Ruckpohl als Hugos Frau Jessica nimmt sich gleich mit einer irren Tangoparodie den prominenten Platz, den sie während der gesamten Aufführung nicht zu verlassen gedenkt. In ein blaues Cocktailkleid eingewickelt wie in ein Bonbonpapier, ist sie unter ihrer süßlichen Überspanntheit die eigentlich treibende Kraft. In den politischen Auseinandersetzungen mit Hoederer verliert Hugo äußerlich keinen Zentimeter seiner Überzeugung, innerlich aber schon. Er zaudert – tagelang. Wird Zeuge eines (abgefilmten) Gesprächs zwischen Hoederer, dem Prinzen und dem Außenminister von Illyrien, in dem der Pakt vorbereitet wird. Bei allem Spiel, bei allen Ideen, blinkenden Lichtern, dem schönen Duett von Jessica und Olga auf der Kinderschaukel, der Granate, die nun anstelle des Herzens zerbirst – ist es gut, dass die Wortgefechte zwischen Hugo und Hoederer pur inszeniert sind. Sie sind nicht abgefilmt, keiner trägt eine Sartrebrille – jetzt wird es ernst, es ist kein Spiel mehr. Hugo zögert, seinen Auftrag auszuführen, er verehrt Hoederer, der ihm vertraut, er vertritt kopflos Parteidisziplin, als habe er keinen anderen Halt. Es ist viel von einer Vater-Sohn-Beziehung in diesen Dialogen eingeflochten, wobei Fridolin Sandmeyer leider einen sehr weinerlichen Ton anschlägt, aus dem er nicht wieder herausfindet. Trotzdem, diese Dialoge funkeln wie ein Juwel nachdem sie sich aus all der Verpackung, all diesem Spiel gelöst haben. Eindringlicher, nachdrücklicher stehen jetzt plötzlich diese Sätze auf der Bühne – und spielen die Hauptrolle.

Termine: 8., 9., 28., 30.Dezember, 19.30 Uhr www.schauspielfrankfurt.de

THEATER www.strandgut.de | Strandgut 12/2022 | 19 © Birgit Hupfeld

Holy Shit – Oh What a Night!

English Theatre Frankfurt begeistert mit göttlichem »Sister Act«-Musical

Da gilt es an einem Abend, der uns von einem Wunder zum anderen förmlich getragen hat, beim Schlussapplaus noch einmal zu staunen. Die Musik verklingt und ein leibhaftiges Musikerquintett kommt aus dem Off, um sich zu verbeugen Dass da unsichtbar hinter den Kulissen eine veritable Liveband (Leitung: Mal Hall) gut zweeinhalb satte Stunden den Drive und Groove dieser Musical-Formel-1-Produktion diktiert, haben wohl die wenigsten geahnt. Ist aber so. Und sei hier gleich an den Anfang gestellt, weil die Jungs sonst einfach unter Wert gehandelt würden. Ein kurzer Diener, schon sind sie wieder bei den Instrumenten, denn auch zu den Stehenden Ovationen wird auf der Bühne und im Saal im Phillysound gewippt und getanzt.

Und auf diesen kommt es in der Musical-Version des WhoopieGoldberg-Kultfilms schließlich an. Weil man dessen Motown-Superhits nicht übernehmen konnte oder wollte, hat Alan Menken einen ziemlich retro klingenden Mix aus Gospel, Disco und Philly mit witzig bis schlüpfrigen Texten von Glenn Slater komponiert, und die – nicht wirklich wichtige – Handlung aus Kalifornien in die pennsylvanische

Hauptstadt Philadelphia der späten Siebziger verlegt.

Soweit so gut, denn anders als diese Besprechung, braucht die Bühnenfassung des English Theatre keinen langen Anlauf, um schnellstens zur Sache, sprich: vom Nightclub zu den Nonnen zu kommen. Weil die Soulsister Deloris Van Cartier (Kalisha Armaris) zufällig mitkriegt, wie ihr krimineller Lover Curtis (Jonathan Andre) einen Mord begeht, landet sie selbst auf dessen Abschussliste (»I’m Gonna Kill That Girl, I’m Gonna Grill That Girl!«). Verzweifelt flieht sie zur Polizei und wird von dieser nach einer nur mit Lichtern imaginierten tollen nächtlichen Verfolgungsjagd in Sicherheit gebracht. Und zwar dort, wo sie nun wirklich niemand vermutet: in der »Queen of Angels Cathedral«, Heiliger Bimbam und Holy Shit, imkatholischen Kloster.

Die Habits der Glamourqueen kommen freilich bei der moralinsauren Mutter Oberin (Margret Preece) allerdings gar nicht gut an Der steten nie nachlassenden Reibung dieser beiden so konträren Frauen sind die schönsten Dialoge geschuldet. Die göttliche Wunderwende aber kommt mit der Ernennung der Nightcub-Sängerin zur Leiterin

des Klosterchores, dessen SanctusSanctus-Dominus-Kanon sich bis dahin wie Bob Dylan im Stimmbruch anhört. Deloris, die nun Sister Marie Clarence heißt, bläut und bluest den Schwestern im Handund Fußumdrehen Soul und Rhythmen ein. Das rockt und swingt und klingt im Seventies-Style, als kenne man es seit Jahren. Und reißt dank der großartigen Choreografien, die Regisseur Ewan Jones dieses TopEnsemble für sein Frankfurt-Debüt einüben ließ, auch im Nu das Publikum mit. Jones‘ Herzensanliegen scheint dabei, das reiche Repertoire liturgischer Gesten zu integrieren. Doch herrscht auch in den Dialogen und im Gesang an Hallelujas und Himmelsschwüren kein Mangel. Im großartigen Programmheft wird sprachkundigen Laien in Glaubensund Nonnenfragen geholfen. Ein Prachtwerk ist Stewart J. Charlesworth mit dem Bau der Bühne gelungen. Ein knappes Dutzend bewegbarer deckenhoher Paneele mit verwinkelten Gittermustern versetzt uns passend beleuchtet in Nachtklub, Straßenschluchten oder auch die Kathedrale, deren mit Farbmosaiken übersäte Fenster einem das Gefühl geben, im Kölner Dom vor Herhard Richters

Kirchenfenster zu stehen. Was für eine Kulisse für die göttlichen Stimmen und Tänzer, die das Casting im Musical-Mekka London für noch die kleinste Rolle hat ausgraben können. Neben Kalisha Amaris als stimmgewaltiges Powerpaket und Margret Preece glänzen Biancha Szynals zerbrechliche Novizin Marie Robert in den stilleren Phasen des Stücks und natürlich auch Alfie Parkers als am Ende glücklich verliebter, mit Stimm- und Leibesfülle imponierender Polizist »,Sweaty Eddy».

Natürlich geht die Geschichte im alles rockenden Showdown mit Gottes und anderer Mächte Hilfe glücklich aus. Selbst das als Immobilienspekulationsobjekt gefährdete Kloster wird gerettet. Ein gutes Omen hoffentlich für das English Theatre, dessen Zukunft im Basement des an eine Singapurer Investmentgruppe verkauften GallileoTurms noch immer offen ist. Besser als mit diesem »Sister Act« lässt sich die Bedeutung der Spielstätte nicht demonstrieren:For Heavenn‘s Sake :The ETF Must Stay!

Winnie Geipert

Bis 2. April: Di.–Sa., 19.30 Uhr; So., 18 Uhr www.english-theatre.de

THEATER 20 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de
© Kaufhold

Hungrige Babys auf riesigen Parkplätzen

Im Mousonturm zu Gast: Thorsten Lensings Stück »Verrückt nach Trost«

Zwei aus dem Meer kommende Kinder, Geschwister, Charlotte und Felix, zehn und elf Jahre alt, eröffnen, ihre toten Eltern spielend, das zwischen Melancholie und Komik schwebende Stück »Verrückt nach Trost« von Thorsten Lensing, das nun vier Abende, von diesem selbst inszeniert, im Mousonturm gastiert. Tatsächlich ist der Autor vornehmlich als Regisseur bekannt. Vor zwei Jahren noch im selben Haus, aber auch bei den jüngsten Maifestspielen in Wiesbaden war er mit seiner famosen Bearbeitung von Jonathan Frenzens Mammutroman »Unendlicher Spaß« zugange. Wie dort, so vertraut Thorsten Lensing auch in dem bei den Salzburger Festspielen uraufgeführten »Verrückt nach Trost« einem eingespielten grandiosen Team, zu dem Ursina Lardi, Devid Striesow, Sebastian Blomberg und André Jung gehören.

Es ist ein Ritual, das die beiden Kinder im Gedenken an ihre Eltern veranstalten, wenn sie sich gegenseitig die Rücken eincremen und dann für kurze Zeit alle Trauer über den Verlust von ihnen fällt. Bis sie wieder eingeholt werden. Jedes für

sich. Das Publikum begleitet die Figuren über mehrere Jahrzehnte hinweg, von der Kindheit bis ins hohe Alter, sodass es am Ende gemeinsame Erinnerungen mit ihnen teilt.

An diesem Theaterabend, so heißt es weiter im Salzburger Programm, werden intensivste Leseerfahrungen und intimste Wunschvorstellungen zum Leben erweckt. Es begegnen uns hungrige Babys auf riesigen Parkplätzen, verletzte Stabhochspringerinnen, sprechende Oktopusse, todessehnsüchtige Taucher, Menschen, die ihren eigenen Körper nicht spüren, Kühe am Schlachttag, Pflegeroboter und Sterbende, die in einem Altenheim auf ihren Tod warten. Sie alle sind getrieben von der Angst, ihren Weg verloren zu haben, und der großen Sehnsucht nach dem Gefühl, richtig am Leben zu sein.

Ein Fest großer Schauspielkunst und voll zärtlicher Komik ist versprochen.

Termine: 15.–17. Dezember, jeweils 19 Uhr; 18. Dezember, 18 Uhr www.mousonturm.de

gt

Fr 2. / Sa 3. Dezember 20:30 Uhr

Kellertheater-Produktion: Die bitteren Tränen der Petra von Kant von Rainer Werner Fassbinder

Regie: Daniela Vollhardt, Esther Garcia

So 4. Dezember 18:00 Uhr · Gastspiel: Swing Belleville Quartett – Jazz-Manouche

Fr 9. / Sa 10. Dezember 20:30 Uhr

Ankunftshalle_T und Kellertheater Ko-Produktion: Willkommen von Lutz Hübner und Sarah Nemitz

Regie: Jan Dittgen und Katharina Rossi

Sa 10. Dezember 15:00 Uhr · So 11. Dezember 11:00 Uhr

Sa 17. Dezember 15:00 Uhr · So 18. Dezember 11:00 Uhr

Bernhardtheater und Kellertheater Ko-Produktion: Momo von Michael Ende · Regie: Vera Bernhardt So 11. Dezember 18:00 Uhr · Maleen: Moves and sounds – Klangreise in die Traumzeit Fr 16. / Sa 17. Dezember 20:30 Uhr

So 18. Dezember 18:00 Uhr · Kellertheater-Produktion: 39 Stufen von John Buchan und Alfred Hitchcock

Bühnenbearbeitung von Patrick Barlow · Regie: Doris Enders

Sa 24. Dezember 18:00 Uhr

Heiligabend im Kellertheater: Das Beste zum Fest wir laden ein zu Kartoffelsalat, Würstchen und Glühwein.

Kellertheater Frankfurt

Mainstraße 2 · 60311 Frankfurt / Main

Kartenvorbestellung: Telefon 0 69 / 28 80 23 oder online unter www.kellertheater-frankfurt.de

THEATER www.strandgut.de | Strandgut 12/2022 | 21
Schauspiel
©
Frankfurt/Armin Smailovic
2022
PROGRAMM DEZEMBER
DROGENNOTRUF 0 69 - 6 2345 1 Anonyme Telefonberatung für: Betroffene • Angehörige • Freunde • Partner Täglich v. 18 - 23 Uhr, Sonn- u. Feiertage v. 12 - 24 Uhr

Mörderische Verwicklungen

Wir halten es nicht nur der kurzen Laufzeit (bis 4. Dezember) wegen ein bisschen knapper als sonst. »Bei Anruf Mord«, das es im FritzRémond-Theater als Gastspiel des Münchner A.gon Theaters zu sehen gibt, ist mehr ein genüssliches Wiedersehen als ein bis in die Haarspitzen fesselnde Herausforderung. Frederick Knott hat das Theater-

stück »Dial M for Murder« 1952 verfasst, Alfred Hitchcock hat es 1954 mit Grace Kelly in der Hauptrolle für die Ewigkeit verfilmt. Hauptrolle? Nicht ganz, denn in den entscheidenden Phasen dieses Stücks müssen wir ihre Sheila (Yael Hahn) im Gefängnis wähnen. Sie wartet dort, des Mordes scheinbar überführt, auf die Hinrichtung. Wie das kam, das wird uns in dem doch etwas Patina tragenden Stück von Beginn an erzählt. Sheilas Gatte Tony (Michel Guillaume), will sie umbringen lassen, weil er a) ihrer nicht mehr sicher ist. Und b) um das Vermögen fürchtet, dass sie besitzt. Dumm nur, dass der ausbedungene (Fast-)Mörder (Christian Buse) beim Morden zu Tode kommt, weil die fast strangulierte Sheila ihm den Brieföffner in die Rippen rammt. Der von Eddy fein ausgetüftelte Komplott geht aber trotzdem fast auf. Ein alter Brief, zwei Telefonate und diverse Schlüssel lassen die Polizei vermuten, dass Sheila falsches Spiel nicht zuletzt mit dem Gatten getrieben hat. Viel zu kompliziert, um es hier zu erzählen. »Bei Anruf Mord« ist mithin ein Spiel, das uns auf die Ebene eines ZEITKreuzworträtsels Marke »Um die Ecke gedacht« versetzt. Tatsächlich weiß man es trotz Filmkenntnis nicht mehr so genau. Und das macht, dank eines professionellen, von Stefan Rehberg (Inspektor Hubbard) und Michael Schiller (Sheilas Ex Max) komplettierten Ensembles den Besuch doch allemal lohnend. Dass so ein Krimi einmal nicht nichts für schwache Nerven ist, passt doch in die Weihnachtszeit. gt

Bis 4. Dezember: Di.–So. 20 Uhr, So. 18 Uhr www.fritzremonde.de

Am g-Punkt des Schreibens

Landungsbrücken starten zweiteiliges Projekt »G.Wissen & G.Lesen«

Oh menno, menno, das neue Projekt der Landungsbrücken kündigt sich nicht eben eingängig an. Dabei ist das nette femineske Wortspiel mit dem G-Punkt nicht die wirkliche Hürde. Die kommt als grammatikalisches Rätsel per Untertitel, wenn wir uns der Trippelklammer nähern. »Im Himmel der Textflächen (schlafe ich mit (wem (ich will)))« lesen wir da und fragen uns, was da wohl hintersteckt. Zunächst ist »G.Wissen & G.Lesen« ein zweiteiliges Projekt, dessen erster Teil (»Autorinnen / Identitäten / Perspektiven«) mit Workshops und Lesungen von Fatma Aydemir (»Dschinns«), Hadija Haruna-Oelker (»Die Schönheit der Differenz«) bereits begonnen hat und am 9. Dezember mit Daniela Dröscher (»Körper & Geld«) und einem interaktiven Podium »G.Sprochen & G.Lesen« am 11. Dezember weitergeht. Die Autorinnen seien, so heißt es, »dazu eingeladen, Perspektiven auf die Gegenwart zu werfen (…) und mit ihrer Literatur möglichst vielen Menschen das Gefühl zu geben: Hey, ich und meine Lebensrealität, wir sind – vielleicht sogar zum ersten Mal – gemeint!« Achtung jedenfalls: Die Teilnahme an den Workshops ist limitiert und muss angemeldet werden. Zum Verständnis des zweiten, theatralischen Teils dürfte es auf in jedem Fall förderlich sein, schon mal im ersten reingeschaut zu haben, eine Voraussetzung dafür ist der Besuch dieser Veranstaltungen ganz gewiss nicht. Es ist nach »In her face oder Die Autorin ist tot« die zweite Produktion des Künst-

lerinnentrios Akgün/Schassner/ Zehaf. Wer das Glück hatte, dieses famose Performance zur Rezeption der britischen Theaterautorin Sarah Kane zu erleben, dürfte sich auf vertrautem dramatisches Terrain wiederfinden, wenn sich die Schauspielerinnen Antigone Akgün und Léa Zehaf unter Hannah Schassners Regie des Autorinnendaseins im männlich dominierten Literaturbetrieb annehmen. Ein »fiktionales Fakten- und Diskurstheater«, das nicht lange in der Betrachtung des Buchmarktes verharrt, um auch Themen wie Meinungsfreiheit, Rassismus, Sexismus, Körper, Konsum, Gesellschaft und die Liebe zum geschriebenen Wort zur Sprache zu bringen.

»G.Wissen & G.Lesen« sei auch ein »Stück über den Blick, der zum Bild des Menschen wird, den du betrachtest. Alles ist Wissen, alles ist Interpretation, alles ist Wahrnehmung. Und mittendrin dieser Satz: Liebe ist eine Entscheidung. Ihr Zeigefinger fliegt über die Seite. Ihr G.Wissen brüllt: Alles ist eine Entscheidung. Ihre Liebe antwortet: Wo bist du denn zur Schule gegangen? Wer hat dir den Scheiß beigebracht?«. Klingt doch genauso großartig! Genauso wie die Nachricht, dass auch der Kulturfonds Frankfurt RheinMain dieses Projekt fördert – und nicht nur die Leuchttürme am Glühen hält.

Winnie Geipert Theatertermine: 8., 10. Dezember, 20 Uhr, weitere im Januar www.landungsbruecken.org www.akguenschassnerzehaf.com

THEATER 22 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de Frankfurter Autoren THEATER EINZIGARTIGINFRANKFURT: ImAnschlussanjedeVorstellunggibtes Brot&Wein Bachmannstr.2-4-60488FrankfurtamMain www.fat-web.de-KartenTelefon01714727809 Dezember2022 MonikaHaeger-insidestasi Spiel:AnjaKimmelmann So4-18:00Uhr Fr9-20:00Uhr LeJeuduCorps 1.PlatzAutorenTheaterMarkt2022 Fr2-20:00Uhr Sa3-20:00Uhr
Fritz Rémond zeigt das Frederick Knotts Bühnenoriginal des Alfred-Hitchcock-Films »Bei Anruf Mord«
© Alvise Predien © Christian Schuller

Vor Jahr und Tag und noch viel länger, da hatte die Frankfurter Volksbühne im Großen Hirschgraben für ihre Jüngsten eigentlich den Kinderbuchklassiker »Peterchens Mondfahrt« zu ihrem Festtagsstück gekürt. Es wurd‘ aber nix draus, Corona wegen. Und deswegen wurde man erfinderisch. Unter der Regie von Sarah Groß zeigt das Ensemble (Ulrike Kinbach, Lucie Mackert, Eric Lenke) mit Markus Neumeyer am Flügel nun eindrucksvoll, dass so ein Mond auch ohne Peterchen (und Anneliese und den Maikäfer Sumsemann) für einen vergnüglichen Winterabend taugt. Auch wenn wir alle wissen, dass der Erdtrabant nicht viel mehr als eine farblose kalte Steinwüste ohne Atmosphäre ist, bleibt seine Faszination ungebrochen. Eine Faszination, die in der nach Nestroy betitelten Revue »Guter Mond, du goldne Zwiebel« mit Musik und Gesang, mit Humor, Hessisch und viel Phantasie, aber mit nur wenigen oder gar keinen Worten – darauf kommen wir zurück – spielend und generationenübergreifend das Publikum erfasst.

Guter Mond, du gehst so stille? Von wegen. Da heult sich ein Wolf den Wolf zur singenden Säge in seinem magischen Licht, da tanzen Glühwürmchen aufgeregt in seinem Schein, da begeben sich Raumfahrer seinetwegen auf den Weg ins All und da sucht eine schmachtende junge Frau in seinem seltenen Blau wohl eher vergeblich Trost für ihre Einsamkeit. Lucie Mackert singt den Evergreen von Richard Rodgers und Lorenz Hart zum wunderbaren Spiel des Pianisten als käme er von der Schellackplatte.

Aber auch das wird nur kurz angetippt in einem scheinbar völlig mühelos servierten Spiel, das »durchgeknallt und voller Märchenzauber«, wie es heißt, von einer Szene zur anderen springt. In Fahrt kommt die bunte Schau aus Liedern, Gedichten, klassischen Weisen und Hits übrigens durch Handwerker, die aus dem sich gerade zum Kunstgenuss sammelnden Publikum tretend den Titelhelden des Stücks an Stahlseilen in den Bühnenhimmel hieven, um sich wenig später, in Kostümen Marke Comedia dell’arte auf die Spuren ihrer Kollegen aus Shakespeares Sommernachtstraum zu begeben. Raus, aus dem Alltag, rein, in das Reich der Phantasie. Interessant übrigens, dass die FAZ meint, in einem »bärbeißig gebellten Hepp« von ihnen das einzige gesprochene Wort vernommen zu haben, aber die Neue Presse sich sicher ist, ein nicht minder hessisches »Unn« vernommen zu haben. Der »Bilderbogen voller Phantasie und Schabernack«, über den man sich auf der Homepage in einem tollen Trailer informieren kann, kommt nicht nur, weil der Kalender Weihnachten anzeigt, zur rechten Zeit. Ein Antidepressivum ohne jede Nebenwirkung und ein himmlischer 70minütiger Spaß für alle ab acht Jahren. gt

Termine: 10., 21. Dezember um 19.30 Uhr. 18. Dezember um 17 Uhr; Schulvorstellungen am 13., 14. Dezember um 10 Uhr und 20. Dezember um 11 Uhr www.volksbuehne.net

THEATER www.strandgut.de | Strandgut 12/2022 | 23 © Andreas Malkmus
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17 Sa 20:00
20 Mi 20:00
27. Di 28. Mi 29. Do 20:00
DEZEMBER 2022 Internationales Theater Frankfurt Hanauer Landstraße 5 (Zoo-Passage) 60314 Frankfurt am Main www.internationales-theater.de TICKETS & INFOS:
Fr 20:00 Karthago, immer wieder Carthage, encore THEATER AUF FRANZÖSISCH
Sa 12:00 Open World Music Workshop WORLD MUSIC 20:00 Aristotelis Papadimitriou, Klavier KLASSIK
So 19:00 Open World Music Jam WORLD MUSIC
Mi 19:00 Wer ist da? / Der letzte Hamlet von Herrn Muhsin THEATER AUF TÜRKISCH 08 Do 20:00 Muhsin Omurca: DER SCHEIN TÜRKT KABARETT 10 Sa 20:00 Flamenco sin fronteras: Naty Cabrera FLAMENCO
So 20:00 Serçelerin Süvarisi | Kavallerie der Spatzen THEATER AUF TÜRKISCH 13 Di 20:00 Kleine Koalition mit Inka Meyer und Philipp Weber KABARETT 14 Mi 20:00 EIN STÜCK VON XAVIER DURRINGER Acting THEATER
/ 16. 20:00 SWEAT by Lynn Nottage Directed by PJ Escobio THEATER AUF ENGLISCH
Am Ufer der Zeit: Klänge von Gestern und heute… WORLD MUSIC
[urban games II] TRASH BAYBLON THEATER
DIE KABARETTISTISCHE, MUSIKALISCHE, UNVERSCHÄMTE ABRECHNUNG MIT 2022 Jahresrück… Bla… Bla… 2022 KABARETT
Durchgeknallt und voller Märchenzauber Die Volksbühne legt zu den Feiertagen »Guter Mond, du goldene Zwiebel« für die ganze Familie wieder auf 10. Dez VOLKSFEINDIN nach Henrik Ibsen 17. Dez WER HAT MEINEN VATER UMGEBRACHT/ DAS ENDE VON EDDY nach den gleichnamigen Romanen von Édouard Louis 18. Dez STILLE NACHT UND ÜBERHAUPT Zum Feste das Beste aus der „ALLE JAHRE WIEDER“-Literatur FREIES SCHAUSPIEL ENSEMBLE Titania, Karten 069 71 91 30 20 www.freiesschauspiel.de

VORgeFÜHRT

>> Berührend, besinnlich, unterhaltend: Am 23.12. laden Sarah C. Baumann und Frank Geisler zur szenischen Lesung von Charles Dickens »Weihnachtsgeschichte« in das Zimmertheater. Am 2., 3., 9. und 17.12. steht die Satire »Büro Sapiens« auf dem Programm. Jeweils 20 Uhr. www.of-t-raum.de

>> Erfolgreich re:shaped: 10.400 Besucher wurden beim gerade beendeten 7. Tanzfestival FRM gezählt, mehr als vor Corona 2019. Die 8. Ausgabe des von Mousonturm und Hessischem Staatsballett getragenen Festivals steigt vom 2.–19.11.2023. www.tanzplattformrheinmain.de

>> Neuerung für HfMDK-Studis: Der Schauspielnachwuchs der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst wird künftig nicht mehr nur am Frankfurter Stadttheater, sondern auch an den Staatstheatern Mainz und Wiesbaden Praxiserfahrungen sammeln können.

>> Für den Gabentisch: Das Schauspiel Frankfurt bietet bis Silvester wieder ein Geschenk-Abo an. Es enthält Wahlgutscheine für je 2 Vorstellungen nach freier Wahl im Schauspielhaus und in den Kammerspielen. Gültig sind die Gutscheine bis Ende der Spielzeit im Juli. www.schauspielfrankfurt.de

>> Das Entdeckt: Die Schauspielerin Sarah Grunert ist Gast in bei »Stories. Wein.Musik« in Gießen. Begleitet vom Klavierspiel Claudia Zinserlings liest sie im Kultlokal »Who killed the Pig« aus Texten von Wolfgang Herrndorf, Lucia Berlin, Marie Aubert und Lydia Davis. Titel »... könnte mich aber auch ein wenig wohler fühlen«. Nicht doch! Frühleser schaffen‘s noch: am 29.11., 20 Uhr. www.storiesweinmusik.de

>> Vormerken: Die Winterwerft 23 wird wieder Laboratorium. Gastgeber Protagon lädt Künstler ein, vom 23.1.–13.2. gemeinsam künstlerische Antworten auf die Fragen der Zeit zu finden und diese an den Wochenenden (28./29.1., 5./6. + 12./13.2.) zu zeigen. Für Unterstützer des Events gibt es ein Co-Laboratorium (30.1. –12.2.) willkommen. www.protagon.net

>> Migrant in Nordend-WG – geht das? Das Frankfurter Ensemble »Ankunftshalle T« knüpft sich die Komödie »Willkommen« von Lutz Hübner & Sarah Nemitz vor. Am 9. Januar steigt die Premiere des Stücks im Kellertheater. www.kellertheater-Frankfurt.de

Düsteres Schattenspiel im Zeitenwechsel

Ein anerkannter Kunstprofessor ist er und ein autoritäres, von Frau und Kindern gefürchtetes Familienoberhaupt mit rigider Moral. Michael Kramer, der titelgebende Protagonist in Gerhart Hauptmanns im Jahr 1900 uraufgeführtem Drama, hat alles, an dem sich sein Sohn im Sinne der Freud’schen Sozialisationslehre abarbeiten könnte, um ein Großer zu werden. Selbst eine dem Vater abgöttisch ergebene Tochter mit dem sprechenden Namen Michaline! Und eine Mutter, die zu ihrem Jungen hält. Doch schnödipus mit Ödipus in Hauptmanns »Michael Kramer«: Arnold, so heißt er, trinkt und verweigert sich allen und allem: dem Arbeits- und Tugendethos zuhause, nicht minder wie der Gesellschaft, die er provoziert und die ihn seines Äußeren wegen als Marabu verspottet. Dass er auch noch bei der Wirtstochter Liese abblitzt, ist eher der dramaturgischen Zuspitzung geschuldet.

Dabei verfügt Arnold über all jene künstlerischen Gaben, an denen es seinem sich seit Jahren an einem großen Gemälde abmühenden Vater gebricht, während Michaline, auch darin bloß ein Abglanz des Alten, sich mühsam von privatem Malunterricht ernährt. Dem im zweiten Akt nach dem großen Zwiegespräch von Vater und Sohn vollzogene endgültige familiäre Bruch schickt Hauptmann im dritten in einem atemberaubendem

Dreischritt aus versagter Liebe, sozialer Ächtung und Suizid das Ende des getriebenen Juniors hinterher. Der vierte und letzte Akt gehört denn ganz dem Schmerz und dem großen Lamento des Vaters, der sich reichlich pathetisch anklagt, dem Sohn die Sonne versperrt zu haben (»Er ist in meinem Schatten gestorben«). Ist es eine Parabel für den ewigen Konflikt der Generationen? Ist es das Ende einer Ära, das er beschreibt, ist es ein Eingeständnis, den Anbruch einer neuen Zeit verkannt zu haben? So richtig im Unrecht, besser schuld fühlt dieser Michael Kramer sich jedenfalls nicht am Tod seines Kindes. Man wird nicht wirklich klug daraus, vor allem weil man über Arnold viel zu wenig weiß. Regisseur Ingo Kerkhof präsentiert uns das Stück als eine Abfolge von Momentaufnahmen. Im kurz aufleuchtenden Lichtrahmen steigt jede einzelne Szene auf der weithin kahlen Bühne von Anne Neuser wie aus einem mit Firnis behafteten dunkel-düsteren Bild von Caravaggio hervor. Das gesprochene Wort wiegt doppelt scher in dieser Umgebung.

Es ist diese Vielzahl von Brüchen in Hauptmanns diffizilem Familienkonstrukt, die sich in den Dialogen offenbaren und dieses Stück tatsächlich spannend machen. Dabei fällt auf, dass die Mutter (Evelyn Faber) nicht einmal ihrem Gatten

begegnet. Und dass Lena Hilsdorfs wache und entschiedene Michaline, zur einzigen wirklich agierenden Person des Dramas wird. In der wohl schönsten Szenen des Abends tanzt und trinkt sie sich mit der von Arnold so begehrten Wirtstochter (Klara Wördemann) schwesterlich das Leben schön, besser: erträglich. Uwe Eric Laufenbergs Michael Kramer überzeugt vor allem in den ruhigen Passagen der trauernden, sich aber auch verletzt zeigenden Titelfigur, die Pieta mit dem toten Sohn im Schlussbild ist arg schwülstig geraten, und wie geschaffen für die Galerie der Alten Meister. Paul Simon gibt Arnold als grimassierenden Felix Krull, der im Gespräch mit dem Vater aber in Schockstarre fällt , Matze Vogel hat als Kramer-Schüler Lachmann dagegen wenig Raum zur Entfaltung, Evely Fabers Mutter geht es nicht besser. Begleitet und eingerahmt ist die ansprechend klassische Inszenierung von Musik und Versen aus Arnold Schönbergs Liederzyklus »Pierrot Lunaire« (1912).

Unterm Strich ein Stück, das der »Spielplan-Änderung« von Simon Strauss entsprungen scheint, nicht nur weil alle Rollen individuell besetzt sind. »Michael Kramer« ein glücklicher Fund.

Winnie Geipert Termine: 2., 9., 16. Dezember, 19.30 Uhr www.staatstheater-wiesbaden.de

THEATER 24 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de
Staatstheater Wiesbaden gräbt Gerhart Hauptmanns »Michael Kramer« glücklich aus © Karl und Monika Forster

In schwarzen Samt gebettet

Velvets Theater Wiesbaden beglückt seine Besucher mit Saint-Exupérys »Der kleine Prinz« als Puppenspiel

Eins vorweg, die hier besprochene wunderbare Aufführung, gab es im November als Gast-Produktion der Komödie Frankfurt zu sehen. Nun steht sie wieder in ihrer Heimatbühne auf dem Programm. Wer kennt sie nicht, die Erzählung Antoine de Saint-Exupérys über die Begegnung eines notgelandeten Piloten mit der geheimnisvollen Figur des Kleinen Prinzen. Zarte trillernde Musik eröffnet das Bühnengeschehen. Zunächst ganz handfest realistisch führt uns »Der Flieger« (Fabian Klatt, keine Puppe!) in rotbrauner Arbeitskleidung in die Geschichte und zugleich auf die Bühne: schwarz wie die Nacht … (oder doch wie das Weltall?), aus dem möglicherweise die kleine kindhafte Figur angeschwebt kommt und dem Erzähler, den sie zu seiner Verwunderung als begnadeten Zeichner (der verschluckte Elefant …) erkannt hat, sogleich den Auftrag gibt, »Zeichne mir ein Schaf«! Der Bericht dieses »Kleinen Prinzen« wird uns jetzt in 20 wundersamen Bildern vorgeführt, eins entzückender als das andere! Die Blume, ein bisschen eingebildet, der König als prächtiger, aber doch einsichtiger Befehlshaber, der Eitle mit Hut, der bedauernswerte Trinker, aber auch der sinnlos rechnende Geschäftsmann und der fleißige Laternenanzünder, der nichts wirklich wissende Geograph, Weichensteller und Pillenhändler, das Echo (vom Berg) und die bewegliche, gefährliche aber dann doch hilfreiche Schlange erwachen zum Leben. Und natürlich der Fuchs(!) als unverzichtbarer und äußerst lebendiger Ratgeber für alle Lebensfragen … es fehlen eigentlich nur die Affenbrotbäume…

Sind Puppen, sind Menschen auf der Bühne? Oder beides? Unvergleichbar lebendig, gestaltet von Ursula Gielnik und Marianne Fink, schweben sie dahin, tauchen aus dem Nichts auf, verschwinden wieder … zauberhaft. Acht Darstellerinnen und zwei Darsteller (!) schlüpfen in diese Rollen, zugeordnet sind ihnen zwölf unterschiedliche Stimmen, die ja nicht selbst auf der Bühne wirken!

Alle Namen hier aufzuführen – Puppenführung, Pantomime, Sprache, – wäre vielleicht etwas verwirrend. Sie sind aber auf einem Programmzettel lesen (das zu erwerbende Programmheft ist nicht ganz aktuell, aber schön gestaltet). Hervorgehoben seien hier nur die Puppenführung durch Elena Raquet und Dagmar Demski als Kleiner Prinz, mit der Stimme von Johana Munzarová, und der Fuchs Branislav Stanic (König und Geschäftsmann, Fuchs) im Wechsel mit Violetta Sliwinski (Säufer, Laternenanzünder, Weichensteller, 2. Fuchs), Anna Weber u.a. als Schlange. Regie führen die beiden Gründer des Velvets Theaters: Bedrich Hanys und Dana Bufkova.

Das »samtene« Theater kommt ursprünglich aus Prag. Dort vor über 50 Jahren entstanden, hat es nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes die Tschechoslowakei 1968 verlassen und ist seit 1996 in Wiesbaden sesshaft. Inzwischen führt Tochter Barbara Naughton (Strandgut 12/2021) das Lebenswerk ihrer Eltern hoffentlich noch lange weiter. Ein wunderbares Weihnachtsgeschenk, das verzaubert und begeistert.

Katrin Swoboda Termine: 9. Dezember, 20 Uhr; 26. Dezember, 18 Uhr www.velvets-theater.de

Premieren in Frankfurt

nnn Tanz

ANTHOlOgIe

Portrait of an Artist von Jacopo Godani Die Dresden Frankfurt Dance Company zu Gast im Schauspielhaus Schauspielhaus, 1.(Premiere), 2., 3.12.2022, 19.30 Uhr; 4.12.2022, 16 Uhr www.schauspielfrankfurt.de

nnn Theater

DANTONS TOD Regie: Redjep Hajder (Regiestudent der HfMDK) Megalomania Theater, 17.12.2022, 19.30 Uhr(Premiere); 18.12.2022, 18 Uhr www.megalomania-theater.de

nnn Theater eRZÄHl MIR VON DIR, KeIMZelle von und mit Anabel Möbius & Nicolai Gonther Landungsbrücken, 16.(Premiere), 17., 18.12.2022, 20 Uhr www.landungsbruecken.org

nnn Theater g.WISSeN & g.leSeN von Akgün/Schassner/Zehaf Regie: Hannah Schassner: Mit Antigone Akgün & Léa Zehaf Landungsbrücken, 8.(Premiere), 10.12.2022, 20 Uhr www.landungsbruecken.org

nnn Theater

DeR KleINe SNACK von Nele Stuhler und Jan Koslowski Mit Christoph Pütthoff, Mark Tumba, Anna Kubin, Lotte Schubert, Heidi Ecks Kammerspiele, 22.12.22, 20 Uhr(Premiere); 25.12.22, 18 Uhr www.schauspielfrankfurt.de

nnn Theater

DAS PeRFeKTe geHeIMNIS von Paolo Genovese Regie: Frank Lorenz Engel. Mit Elisabeth Ebner, Carolin Freund, Maja Müller, Fabian Goedecke u.a. Fritz Rémond, 8.12.2022 (Premiuere)-15.1.2023, Di.-Sa., 20 Uhr; So., 18 Uhr www.fritzremond.de

nnn Tanz

ROMeO Ø JUlIA von Vlasova / Pawlica nach William Shakespeare Mit Noemi Emanuela Martone, Katerina Vlasova & Amadeus Pawlica Landungsbrücken, 1.(Premiere), 3.12.2022, 20 Uhr; 2.12.2022, 10+20 Uhr www.landungsbruecken.org

nnn Theater

UNTeR UNS. UNSICHTBAR? Jugendperformanceprojekt ab 14 Jahren von Martina Droste und Tina Müller Kammerspiele, 9.12.2022, 20 Uhr www.schauspilefrankfurt.de

nnn Theater WI llKOMMeN von Lutz Hübner & Sarah Nemitz

Regie: Jan Dittgen & Katharina Rossi. Mit Antonia Bien, Karla Alpers, Stephan Thoss u.a. Kellertheater, 9.(Premiere)+10.12.2022, 20.30 Uhr www.kellertheater-frankfurt.de

THEATER www.strandgut.de | Strandgut 12/2022 | 25 Guter Mond,
Ein Bilderbogen voller Poesie und Schabernack Unser Stück zur Weihnachtszeit (ab 8 Jahren): Poetisch, durchgeknallt, voller Märchenzauber und Musik! FINE GERMAN DESIGN Foto: Alexe Brühl-Rockstroh Tickets T069427262649 oder volksbuehne.net VOL Anzeige 93x133 Guter Mond 01 RZ.indd 1 07.11.22 10:19
du goldne Zwiebel
© Koenig/Velvet Theater

erinnerung

»Die Opfer der Shoah haben keine Gräber«. Dieser Satz von Mirjam Wenzel, der Leiterin des Jüdischen Museums, wirkt nach. Er unterstreicht den Beitrag ihres Hauses zum Verbundprojekt der digitalen Erinnerungsplattform »Frankfurt und der Nationalsozialismus«, die zusammen mit dem Historischen Museum Frankfurt und dem Institut für Stadtgeschichte eingerichtet und am 15. November im Beisein der Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig freigeschaltet worden ist. Die Datenbank »Shoah Memorial Frankfurt«, auf die Wenzels gewichtiger Satz weist, dient nicht einfach nur dem Gedenken der mehr als 12.000 Frankfurter Jüd*innen, die in den Jahren 1933–1945 entrechtet, verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Suizid getrieben worden sind, sondern sie zeichnet deren Leben mit Fotos, Dokumenten und Geschichten nach und macht dies erstmals öffentlich. Zudem bietet die Website allen die Möglichkeit, die vorhandenen Daten mit eigenem Material und Informationen zu ergänzen.

Das Historische Museum Frankfurt trägt zusammen mit dem Institut für Stadtgeschichte aus dem Fundus der gerade beendeten Ausstellung »Frankfurt und der NS. Eine Stadt macht mit« die für Handy und Tablet auch über Apple und Google erhältliche »Frankfurt History App« zur Plattform bei, mit deren Hilfe man sich auf die Spurensuche im nazistischen Frankfurt machen kann. Mehr als 1.000 Orte zur nationalsozialistischen Vergangenheit sind registriert und auf einer Stadtkarte mit Informationen Bildern und Erfahrungsberichten zugäng-

lich gemacht. Orte der Verfolgung, Orte des politischen, des religiösen oder des sich etwa in der Swing-Jugend offenbarenden soziokulturellen Widerstands, aber auch Orte der »Volksgemeinschaft«. Ergänzend zu diesen Orts-Geschichten wurden erläuternde Rundgänge konzipiert, wie die mit der Lebenshilfe Frankfurt erstellte Tour zum Gräberfeld der Euthanasie-Opfer auf dem Hauptfriedhof.

Dritter Pfeiler der Gedächtnisplattform ist das schon seit dem Jahr 2003 betriebene, sich stetig erweiternde Internetportal www.frankfurt1933-1945.de des Instituts für Stadtgeschichte. Mit mehr als 600 reichhaltig bebilderten Artikeln zu neun Themenbereichen. Wie HMFChef Jan Gerchow und die Frankfurter Kulturdezernentin bei der Vorstellung der Erinnerungsplattform betonten kann die Vernetzung der drei Bildungseinrichtungen nur ein Auftakt sein, der auf den Ausbau durch die Expertise einer Vielzahl Vereinen und Initiativen, die es zu diesem Thema in der Stadt gibt, aber auch einzelner Bürger und Bürgerinnen zielt. Ihre Bedeutung erschließt sich nicht nur aus der wachsenden Gefährdung der demokratischen Strukturen unserer Gesellschaft, sondern auch daraus, dass es immer weniger Menschen gibt, die sich des NS-Terrors persönlich erinnern könnten.

www.frankfurt-und-der-ns.de www.shoah-memorial-frankfurt.de www.frankfurt1933-1945.de www.historisches-museum-frankfurt. de

www.juedisches-museum.de www.stadtgeschichte-ffm.de

Filme, lieder, Texte und Vorträge

Romantik-Museum bietet ein großes Begleitprogramm zur E.T.A.-Hoffmann-Schau »unheimlich fantastisch«

Seit dem 24. November würdigt das Deutsche Romantik-Museum den großen, nach Joseph von Eichendorff bekanntesten und wohl auch umstrittensten Vertreter der Deutschen Romantik E.T.A. Hoffmann (1776–1822) anlässlich seines 200sten Todestages mit der Sonderausstellung »Unheimlich fantastisch«. Die bis zum 12. Februar 2023 angesetzte Schau verwandelt den Ernst-Max-von Grunelius-Saal im Kellergeschoss des Hauses in die »Werkstatt eines Workaholics«, um einen umfassenden Blick auf das Leben und Schaffen des Juristen, Komponisten, Zeichners, Karikaturisten, und Kritikers sowie bahnbrechenden Autors und Erfinder der Fantasy-Literatur zu ermöglichen. »Unheimlich fantastisch« war in Teilen bereits in den Staatsbibliotheken Berlin und Bamberg zu sehen, allerdings bietet das Romantik-Museum mit drei zusätzlichen Themenbereichen deutlich mehr, nicht zuletzt dank des exklusiven Zugriffs auf originale Handschriften, Zeichnungen und Dokumente der Sammlung des Deutschen Hochstifts.

Das Strandgut bespricht die Sonderausstellung in der JanuarAusgabe. Hinweisen wollen wir aber auf die Veranstaltungen eines außerordentlichen Begleit- und Rahmenprogramms, das unter anderem auch die Volksbühne im Großen Hirschgraben und eine Filmreihe des Deutschen Filminstituts und

Filmmuseums (DFF) einbezieht. 30. November, 19.30 Uhr: Liederabend »Hoffmanns Geschöpfe: Kapellmeister Kreisler, Klein Zaches, und Undine « mit Florina Illie (Sopran), Michael Porter (Tenor), Burkhard Bastürk (Klavier).

1. + 15. Dezember, 19 Uhr: Lesung: »Nussknacker und Mäusekönig«, mit Katharina Schaaf

2., 9. + 17. Dezember, 19.30 Uhr: »Hoffmanns Erzählungen à trois«, Volksbühne.

8. Dezember, 19.30 Uhr: Musikalische Lesung »Der Goldene Topf«, Volksbühne.

Die exakten Termine der Filme »Der Student von Prag«, »Hoffmanns Erzählungen«, »Die Elixiere des Teufels«, »Cardillac«, »The Tales of Hoffmann, »Nosferatu« und »Unheimliche Geschichten« sowie »Vampyr« stehen auf Seite 9 in der DFF-Anzeige.

Ohne Altersbeschränkung ist das Kreativangebot des Workshops: »Unheimlich fantastische Figuren« am 1., 6., 13., 15. und 22. Dezember. (Uhrzeiten s. Homepage)

Zudem veranstaltet die Goethe-Uni die Ringvorlesung »Hoffmanneske Heimsuchungen« (17. Oktober–30. Januar)», in der das Oeuvre Hoffmanns von interdisziplinär betrachtet wird. Die Veranstaltung ist öffentlich, jeweils montags, 18.15 Uhr im HS 6, Campus Westend . Lorenz Gatt

AuSSTELLunGEn 26 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de
www.deutsches-romantik-museum.de
als bloß
Historisches Museum, Jüdisches Museum und Institut für Stadtgeschichte eröffnen die Gedächtnisplattform »Frankfurt und der nationalsozialismus« © HMF
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Der bittere Blick des Marc Chagall

»Welt in Aufruhr« – in der Schirn

Nicht mehr und nicht weniger als eine unbekannte Zuordnung vorzunehmen hat sich die Schirn in ihrer neuesten Ausstellung vorgenommen: Marc Chagall blickt bitter. Er blickt nicht zärtlich, nicht verspielt, nicht fantasie-, symbol- oder traumgesättigt auf schwebende Jungfrauen und vom Himmel fallende Blumensträuße oder sanftäugige Kühe.

Chagall hat seine traumgeborene Symbolik auch überführt in ganz andere Kontexte. Die Kuratorin Ilka Voermann, die Anfang des Jahres die exquisite Schau »Kunst für keinen« verantwortet hat, nimmt zum Ausgangspunkt das biblische Alter von fast hundert Jahren, das der französisch-russische Maler erreicht hatte, und rückt einen Schaffenszeitraum ins Licht, der durch das dunkelste Kapitel seines Lebens leitet – den von 1930 bis 1948. In dieser zeitlichen Konzentration gelingt der Schirn und ihrer Kuratorin Außerordentliches: eine berührenderes Lebenszeugnis des jüdischen Chagall zu schaffen ist kaum denkbar als dieses. Und es ist gleichzeitig ein hochaktuelles: Es geht um Flucht, Vertreibung, um Leid, die unauslöschliche Sehnsucht nach dem Verlorenen, um Heimat, um das suchende, stets mit wehem Gemüt begleitete Einrichten in ein neues Leben, als Geretteter, der das Glück hatte, mit seiner Frau und seiner Tochter in die USA fliehen zu können, Aufträge zu bekommen, vom Licht der Côte Azur umflossen und inspiriert zu werden. Er hat – und das sieht man

hier überdeutlich – aber auch seine Heimat in Witebsk nie verlassen, seinen weißrussischen Heimatort, den er gemeinsam mit seiner Frau Bella 1922 verlassen musste. Zunächst geht er nach Berlin. Witebsk aber taucht in fast jedem seiner Gemälde auf, wie eine Schneekugel inmitten anderer geduckter dunkler Häuser, wie ein verkapselter Bote aus einer anderen, aber der eigentlichen Welt. Und sie ist ja seine eigentliche, seine Identität, denn es ist der Ort, dem er entstammt. Eingeteilt in sieben offen gehaltene Kapitel, die stilistisch und inhaltlich miteinander verwoben sind, bricht einzig und allein die Präsentation Chagalls als Szenen- und Kostümbildner für Strawinskys »Feuervogel« in New York aus diesem Kontext heraus, ist aber wohl gewählt, denn es folgt als Kapitel Fünf dem »Engelssturz«, Chagalls wohl eindrücklichstem Gemälde zur Zeitgeschichte, seinem Kulminationspunkt, auf welchen die Ausstellung förmlich hinarbeitet. Und so weist seine Arbeit an dem »Feuervogel« in die Zukunft, verweist auf die Verbundenheit in seinem russischjüdischen Kreis in New York, bringt einen anderen Aspekt von Chagalls Arbeit ins Spiel, etwas Luftigeres, Leichteres, seine Arbeit am Theater, dem er sich stets verbinden fühlt, seit er 1920 für das Jüdische Kammertheater in Moskau Szenenbilder und Prospekte schuf. »Welt in Aufruhr« hat die Schirn die Ausstellung genannt. Das erste –prophetische – Bild »Einsamkeit« zeigt einen nachdenklichen, melan-

cholischen Juden in seinen weißen Umhang, die Arme schützend um gerettete Thorarollen geschlossen. Eine Kuh ruht an seiner Seite, Geige und Engel schweben über einer fernen Dorfkulisse. Das Bild entstand 1933 als Antwort auf Hitlers Machtübernahme, und es nimmt nicht nur die folgende Vertreibung der Juden vorweg, es schildert exemplarisch die Vertreibungen aller Juden. Zu diesem Zeitpunkt verankert Chagall seine Arbeiten verstärkt in jüdischer Geschichte und Erzählungen. 1931 reist er nach Palästina, um einen Bibelzyklus zu zeichnen, von dem die Schirn einige Illustrationen zeigt. Er malt auch die Klagemauer in Jerusalem und die Innenwelten der besuchten Synagogen, z.B. in Safed ganz ohne Symbolik. Da wohnt er längst schon in Paris, nachdem er Berlin wegen des unerträglichen Antisemitismus in Deutschland verlassen hat, was aber – ebenso wenig wie New York, in das er 1941 emigriert – nur spärlich Eingang in seine Bilderwelt gefunden hat. Zeitgleich taucht das Motiv des gekreuzigten Jesus vermehrt in seinen Gemälden auf. Sein Jesus wirkt feminin, er hat breite Hüften, die in einen Gebetsschal eingehüllt sind, und mit Gebetsriemen an den Armen und auf dem Kopf verbindet Chagall christliche Ikonografie mit jüdischen Symbolen. Sein Jesus ist ein jüdischer Märtyrer und er wird – wie in der 1945 entstandenen Gouache »Apokalypse in Lila, Capriccio« von einem Nazischergen bewacht, prophetisch umrahmt

von Szenen der Flucht, des Sterbens, von wüstester Vertreibung, von Flüchtlingsschiffen, in Strichen schnell skizziert. Und trotzdem, diesem Jesus wohnt etwas Sinnliches inne. Auch in seinem 1947 in den USA entstandenen »Selbstbildnis mit Wanduhr«, das ihn selbst (in einem später folgenden Kapitel der Ausstellung) mit weichen, femininen blauen Zügen zeigt, schmiegt sich eine bräutlich gekleidete Maria (Magdalena?, Bella?) zärtlich an den Gekreuzigten.

Bella, immer wieder Bella – die schöne, große Liebe des Malers verdient in der Schirn ihr eigenes Kapitel. Ihren Tod hat er in dem Bild »Um sie herum« aus dem Jahr 1945 verarbeitet, das sie in ihrem wunderbaren roten Kleid mit Spitzenkragen zeigt, und ihn, kopfüber am anderen Rand des Bildes, dazwischen erneut die Schneekugel Witebsk. Mit Bella, das ist klar, hat er auch ein Band in seine Vergangenheit verloren, in die gelebten und geteilten Erinnerungen. Im Mittelpunkt der Ausstellung und sein programmatisches Zentrum ist das großformatige Gemälde »Engelsturz«, an dem Chagall jahrzehntelang gemalt hat. Von 1923 bis 1947 hat er es immer wieder neu gewichtet, die Akzente verschoben; es gilt zweifellos als seine präziseste und schonungsloseste Anklage gegen Krieg, Vernichtung und Rassismus. Der vom Himmel stürzende, weibliche Engel ist in ein glühendes Rot getaucht, schaut mit vor Entsetzen aufgerissenem Auge auf die sich verdunkelnde Erde, an deren Rand eine Madonna mit dem Jesuskind auf dem Arm ist zu sehen ist und auch ein flüchtender Rabbi mit Thorarollen. Eine brennende Kerze und eine kleine Sonne glühen nebeneinander im Zentrum des düsteren Geschehens.

Und doch verliert Chagall nie seine unverwechselbare Poesie, seinen Blick für Schönheit in all diesen 60 Gemälden, die in der Ausstellung zu sehen sind. Die spazierende »Kuh mit dem Sonnenschirm« unter einer nun wieder recht glühenden apfelsinenfarbenen Sonne geleitet den Zuschauer aus diesem ChagallKosmos hinaus in die Welt. Ehrlich – einen gelungeneren (chagalleskeren?) Abschluss dieses Parcours kann man sich kaum vorstellen.

Bis zum 19. Februar: Di., Fr.–So., 10–19 Uhr; Mi., Do., 10–22 Uhr umfangreiches Begleitprogramm www.schirn.de

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Marc Chagall, Die Kuh mit dem Sonnenschirm, 1946, The Metropolitan Museum of Art, Nachlass von Richard S. Zeisler, 2007 © VG Bild-Kunst, Bonn 2022, Foto: bpk/The Metropolitan Museum of Art

>> Nett zu Jung und Alt: Ein fröhliches Potpourri aus lateinamerikanischen Klängen servieren die Opelvillen mit dem Duo Primavera beim Konzert »Mit allen Sinnen« am 2. Dezember um 16 Uhr in den Räumen der in diesem Heft besprochenen Fotografie-Ausstellungen mit den Werken von Esther Ferrer (»Ich werde von meinem Leben erzählen«) und von José Ortiz Echagüe (»Fotografien aus der Vergangenheit«). Der Eintritt ist für Seniorinnen und Senioren frei. Auch dem jüngeren Publikum weitet das Haus sein weihnachtliches Herz. Wer zwischen 18 und 25 Jahre jung ist, zahlt nur noch die Hälfte, drunter ist der Besuch in den Opelvillen seit jeher umsonst. www.opelvillen.de

>> Neuzugang: Das Caricatura Museum für Komische Kunst hat einen Großteil des Werknachlasses des am 2. Juni verstorbenen Zeichners Andre POLO Poloczek in seine Sammlung übernommen und folgt damit dem Wunsch des Künstlers. Der Wuppertaler zeichnete unter vielen anderen für die Titanic und die FR. www.caricatura-museum.de

>> Unterstützung gesucht: Im Senkkenberg-Projekt »S-Oasen« entsteht eine offen zugängliche OnlineDatenbank. Ziel des Vorhabens ist es, alle Oasen weltweit zu erfassen, ihre biokulturelle Vielfalt zu untersuchen und eine Open-Source-Datenbank zu erstellen, die es der Forschung weltweit ermöglicht, Informationen über diese besonderen Ökosysteme zu erhalten. Alle, die S-Oasen unterstützen möchten, können bis Ende dieses Jahres den Standort, den Namen oder ein Foto einer Oase auf der Projektseite hochladen. Auch Fotos von identifizierten Pflanzen- oder Tierarten in Oasen können eingereicht werden. Und zu guter Letzt werden Fotografien von menschlicher Nutzung, wie Landwirtschaft, in den »grünen Inseln« gesucht. Infos unter: https://oasen.sgn.one/contribute/

>> Hochhaus des Jahres: Das Deutscher Architekturmuseum hat in seinem jährlichen Wettbewerb um das innovativste Hochhaus des Jahres den »Quai Quarter Tower« in Sydney, Australien zum Sieger des Jahres 2022/23 gekürt. Der mit 50.000 Euro dotierte »International High Rise Award« geht an das dänische Architekturbüro 3XN in Kopenhagen. www.dam-online.de

>> Neu im HMF: Seit dem 12. November ist die neue Sonderausstellung »Alles verschwindet! Carl Theodor Reiffenstein (1820–1893) – Bildchronist des alten Frankfurt« im Historischen Museum Frankfurt zu sehen. Der Frankfurt Maler hat der Stadt in den fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts Tausende von Zeichnungen mit Abrissobjekten seiner Zeit überlassen. Mehr davon in der Januarausgabe. www.historisches-museum-frankfurt.de

gesunden in einer kranken Welt

»Healing« im Museum für Weltkulturen bis zum 3. September 2023

Es ist durchaus ein Dilemma, in dem sich die Museen für Weltkulturen befinden: wie können sie von einer »anderen« Weltkultur künden, wenn SIE den Blick lenken, durch die Auswahl der ausgestellten Objekte beispielsweise? Und auch wenn man nicht in den Kategorien des puren, reinen »Globalen Südens« und des herrschaftssüchtigen »Globalen Nordens« denken sollte, so steckt doch mehr als nur ein Körnchen Wahrheit darin, nämlich das: Wer hat die Hoheit über die Geschichte? Und letztendlich auch den Blick?

In ihrer aktuellen Ausstellung »Healing«, umschiffen die Kuratorinnen des Museums für Weltkulturen, Mona Suhrbier und Alice Pawlik, diese Klippe: der kurative Aspekt des Heilens ist darin nahezu verbannt, der philosophischere, spirituellere Bezug nimmt die ganze Bühne ein. In den indigenen Gemeinschaften hat »Healing« genau diesen Klang: einen transzendentalen nämlich, der auch Versöhnung und Wiederherstellen einschließt und ebenso gleichberechtigt das Übersinnliche und den Schamanismus umfasst. In den Verfassungen Ecuadors und Boliviens, beides Staaten mit hohem indigenen Bevölkerungsanteil, ist das »Buen vivir« als Grundsatz verankert, was nicht bedeutet: Reichtum für alle, sondern »Leben im Einklang mit der Natur« (etwas frei übersetzt).

Schmerz, der geheilt werden sollte, entstand aber auch durch koloniale (und neokoloniale) Strukturen und durch die Entwendung von bedeutsamen Ritualgegenständen: man wird der eigenen Geschichte gewaltsam beraubt.

Dreizehn Künstler*innen hauptsächlich aus dem lateinamerikanischen Raum wurden nun eingeladen, sich mit dem Begriff des »Healing« auseinanderzusetzen. Einige der Räume sind von ihnen selbst kuratiert und mit Exponaten des Museums ausgestaltet, andere Räume wiederum eigens für diese Ausstellung komponiert wie der des Mexikaners Alejandro Durán, der etwa 60 Kilogramm blauen Plastikmüll aus dem MayaNaturschutzgebiet Sian Ka‘an an der Karibikküste südlich von Tulum dem Museum mitgebracht und als Stillleben auf den Boden drapiert hat – darunter eine Plastikwasserflasche aus Bad Homburg. Die Kuratorinnen und die Museumsleiterin Eva Raabe haben den Blick also ein wenig abgegeben und sprechen voller Berechtigung von einem assoziativen Ansatz ihrer Ausstellung. Wobei: die Bewahrung der Natur erheischt in diesem Zusammenhang die größte Aufmerksamkeit. Das ist ja klar: Die Zerbrechlichkeit der Welt fordert geradezu heraus, »Healing« auch im Kontext der Umweltzerstörung und der Klimakatastrophen zu betrachten. Wenn die Welt aus dem Gleichgewicht gerät, werden auch die Menschen krank – ein Konzept, das der ganzheitlichen Kosmovision zugrunde liegt wie Harry Pinedo von den Shipibo aus dem peruanischen Amazonasgebiet erläutert. Der indigenen Kosmovision einverleibt ist auch der Schamanismus, dem ein breiterer Raum vorbehalten ist – zu den Exponaten gesellt sich der Film Inti Wasi (Haus der Sonne), der sich mit indigener Medizin und Spiritualität im Hochland von Ecuador beschäftigt.

Im guten Sinn dekorativ und sehr eindrücklich sind die Videos der Brasilianerin Roberta Cavalho, die grüne Schattengemälde des Regenwaldes mit Porträts von Indigenen überblendet – und es stimmt ja auch: Der Regenwald ist dort intakt, wo Indigene ihn bewohnen, nutzen und pflegen. Marina Abramovic hat sich ebenfalls nach Brasilien aufgemacht und hat von dort Holzstelen mitgebracht, in die große Quarze eingelassen sind. Wer sich auf die Plattformen stellt, soll die energetische Wirkung des Quarzes erleben können.

Wenn einem da das Schlagwort von der kulturellen Aneignung einfällt, kann im nächsten Raum eine ganz besondere Art der Heilung erleben: die Repatriierung eines historischen Lederhemdes, das sich im Besitz von Chief Daniel Hollow Horn Bear in Rosebud, Dakota befand und durch einen Tausch mit dem American Museum of Natural History ins heutige Museum der Weltkulturen Frankfurt gelangte. Es wurde im vergangenen Jahr seinem rechtlichen Nachfolger zurückgegeben. Eine Vielfalt von Themen ist hier stichwortartig zusammengetragen worden, Anlass zum Innehalten, Nachspüren und Nachdenken sind sie unbedingt. Wer sich nicht darauf einlässt, hat nur die Hälfte gesehen!

Susanne Asal

Bis 3.September 2023: Mi., 11–20 Uhr; Do.–So., 11–18 Uhr lesungen, Begleitprogramme, Kinderprogramme: www.weltkulturenmuseum.de

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Feliciano Lana: Die Grossmutter der Welt in ihren Visionen. Aus der Diareihe »Der Anfang vor dem Anfang«, 1977 © Wolfgang Guenzel

Zehn Jahre nichtelitäre Praxis

Freie Kunstakademie Frankfurt: 11. Jahresprogramm

Seit es die Freie Kunstakademie Frankfurt (FKaF) gibt, widmet sich Strandgut regelmäßig auch ihren Programmen und Aktivitäten. Auf zehn Jahre nichtelitärer künstlerischer Praxis in jährlich rund 100 Veranstaltungen hat es die aus der Städel-Abendschule hervorgegangene Schule gebracht, die alle anspricht, die sich unter professioneller Anleitung künstlerisch betätigen wollen. Jetzt geht es ins elfte. Das Angebot ist inzwischen auch zeitlich so flexibel gestrickt, dass es

mit einer Vielzahl von Einzelveranstaltungen oder Wochenendworkshops auch denen Türen öffnet, die nicht regelmäßig Kurse besuchen können. Ganz gleich ob man sich für Zeichnen oder Malen, für Bildhauerei, Fotografieren, Film oder auch Druckgrafik interessiert. Das neue Programm ist über die Homepage einsehbar und kann auch als Broschüre bezogen werden. In der Mediathek dort, werden auch die beteiligten Künstler und Dozenten vorgestellt. gt

www.fkaf.de

Dem entrissenVergessen

Jüdisches Museum: »Zurück ins Licht« fokussiert vier Frankfurter Künstlerinnen der Zwanziger

Erna Pinner, Rosy Lilienfeld, Amalie Seckbach und Ruth Cahn gehören zu den ersten Frauen, die als Künstlerinnen im Frankfurt der Weimarer Republik internationale Erfolge feierten und deren Karrieren mit der Machtübernahm der Nazis beendet wurden. Als Jüdinnen wurden sie verfolgt, Seckbach und Lilienfeld wurden in Theresienstadt und Auschwitz ermordet, ihre Werke verfemt – und nach dem zweiten Weltkrieg vergessen. Das Jüdische Museum stellt in der am 25. November eröffneten Ausstellung »Zurück ins Licht« Vita und Werk der Künstlerinnen aus den Zwanzigerjahren vor. Im Januar-Strandgut besprechen wir die Ausstellung ausführlich. www.juedisches-museum.de

Monsieur Claude und der Club der toten Dichter

Ab 6. Dezember 2022 gibt es Karten für die Bad Vilbeler Burgfestspiele 2023

Als erst zweite Bühne in Deutschland wird die Bad Vilbeler Wasserburg im Sommer die Theaterfassung des Films »Der Club der toten Dichter« zeigen. Unter der Regie von Milena Pauloviczs wird das die freie Entfaltung des Geistes verfechtende poetische Werk vom 2. Juni an zu sehen sein. Die Karten dazu gibt es ab dem 6. Dezember zu kaufen, wie für alle anderen Veranstaltungen des nun vorgestellten Programms. Als da sind: die Komödie »Monsieur Claude und seine Töchter«, das von der Freundschaft Marlene Dietrichs und Edith Piafs erzählende Musiktheater »Spatz und Engel«, sowie der Krimispaß »Achtsam morden«, der im Theaterkeller zu sehen sein wird, und das Musical »My Fair Lady«. Wiederaufgenommen werden »Ewig jung« und »Extrawurst«. Der Nachwuchs darf sich im Sommer 2023 auf Erich Kästners »Pünktchen und Anton« sowie Michael Endes »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer« freuen. www.kultur-vilbel.de

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Stadt-Blicke. Eine subjektive Frankfurt-Kartographie 22. Oktober 2022 — 10. April 2023
Ruth Cahn: Frau im lila Kleid
© Oliver Rossol
©Privatsammlung M. Kopp

glühender Feminismus, düstere Mönche

Der Fotokünstler José Ortiz Echagüe ist für Esther Ferrer kein Unbekannter. In jedem spanischen Haushalt gab es früher Bildbände mit seinen Fotografien, erzählt sie. Er zeichnet in Schwarz-Weiß-Grau-Tönen das Bild eines mythischen, der Vergangenheit verhafteten Spaniens, welches vom Katholizismus und der überwältigenden Natur nahezu aufgezehrt wird. Und auch wenn die jüngsten Aufnahmen, die hier zu sehen sind, und aus dem Jahr 1965 stammen, glaubt man sie ins vorvergangene Jahrhundert datieren zu müssen.

Die stets schöne Begleiterscheinung der Buchmesse: Das jeweilige Gastland bringt noch viele weitere Proben des künstlerischen Schaffens ins Gespräch und wagt sich dabei auch in hierzulande eher ungewürdigte Gefilde.

Allen voran die Opelvillen. Sie präsentieren zwei Künstler*innen gemeinsam in einer Ausstellung, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Esther Ferrer, 1937 in San Sebastian geboren, ist eine quicke Performancekünstlerin der ersten Stunde, die seit 1973 in Paris lebt. Sie hat sogar unter dem Franquismus arbeiten können, indem sie ihre legendären Auftritte mit der Performancegruppe ZAJ als Konzerte deklarierte, denn Konzerte unterlagen damals keinerlei Zensur. Die glühende Feministin, die Identitäten schon immer als gesellschaftlich konstruiert betrachtet hat und damit die Brücke schlägt zu den heutigen Identitätsdebatten, steht in der Tradition surrealer überbordender DaDa Kunst, wirbelt Denkmuster durcheinander; man fühlt sich da in lustvoller Gesellschaft von Luis Buñuel und Federico García Lorca.

Ganz anders der Fotograf José Ortiz Echagüe (1886-1980), der aus Guadalajara in Kastilien-La Mancha stammt, einer dieser prunkvollen, von einem Kastell überragten Städte der staubigen Mesetas der Landesmitte, die förmlich übersät ist mit wuchtigen mittelalterlichen Klöstern und Burgruinen. Sie bezeugen Spaniens – auch düsteren –Zauber, mit dem Schwert und dem Kreuz als ewig gültige Symbole.

Die Säle im Erdgeschoss sind Esther Ferrer gewidmet, und zunächst einmal kann man auf einem Stuhl Platz nehmen und sich von ihr erzählen lassen, was sie so antreibt: sie mag es minimalistisch und ein bisschen streng, sie liebt John Cage und sein Zufallsprinzip, und er liebte sie auch, lud sie sein, mit ihm zu arbeiten. Im Film sieht man sie bei einer koboldhaften Auto-Performance. »Das Leben ist absurd«, sagt sie, »aber ich verstehe es nicht. Vielleicht verstehe ich es, wenn ich etwas Absurdes hinzufüge?«. Im Mittelpunkt: der weibliche Körper und seine Zurichtungen und Definitionen im gesellschaftlichen Zusammenhang, in dem ein alternder Frauenkörper nicht vorkommt. Und fix hat sie sich schon ausgezogen (im Film!) und vermisst ihre zierliche Statur mit einem Maßband. Das Vergehen der Zeit greift der darauf folgende Saal auf, in dem Ferrer eine Fotoserie mit einem Selbstbildnis präsentiert: zuerst ist da nur weißes Fotopapier, aus dem sich ganz allmählich ihr Porträt entwickelt, das dann aber erneut ins Weiß entschwindet – sehr poetisch ist das.

Für ihre Präsenz in den Opelvillen hat sie sich eine witzige Live-Performance ausgedacht, die im Film festgehalten wurde. 14 Personen nehmen im Minutentakt nacheinander auf Stühlen Platz und erzählen aus ihrem Leben. Die Episode ist frei gewählt, die Sprache ebenfalls. Zum guten Ende ist dann eine 14-stimmige Kakophonie aus den unterschiedlichsten Sprachen zu hören, unterschiedlich, und völlig gleich berechtigt.

Der SEAT-Gründer und erste spanische Pilot, der die Straße von Gibraltar überflog, Ingenieur, Techniker, von der beruflichen Laufbahn her der Moderne, dem Fortschritt zugewandt, erzeugt mit seiner Kunst eine hypnotische finstere Romantik, deren Ursprünge in Gemälden zu wurzeln scheinen – als eine künstlerische Inspirationsquelle hat man nicht zu Unrecht den Maler der Mönche Francisco Zubarán (1558–1646) ausgemacht. Echagüe hat die sehr aufwändige Technik des Kohledruckverfahrens bevorzugt und die Aufnahmen individuell bearbeitet. Die Sujets sind streng komponiert, die Achsen sorgfältig inszeniert, Licht und Schatten fein modelliert, nichts ist dem Zufall überlassen, doch sieht er sich nicht in der Tradition der Piktorialisten, die für diese Art der Bildbearbeitung bekannt wurden,

sondern der Dokumentaristen. Die Themen entnahm er dem bäuerlichen, dörflichen Leben, den Riten, den Traditionen, der Arbeit. Die von ihm fotografierten Frauen sind oft in kostbar wirkende Trachten eingehüllt, so wie die Bildnisse der Jungfrau Maria bei den Osterprozessionen in ihre hohen Spitzenkragen; einzig eine frühe Aufnahme seiner Schwestern »Die Näharbeit« atmet etwas Duftiges, Leichtes. Arbeiter formt er wirkungsvoll als Helden, seine fotografischen Porträts von Mönchen haben Seltenheitswert. Es ist ein dunkles, oft karges Bild, das er von dem sonnendurchfluteten Spanien bewahrt, so als rettete er es vor den Wellen der Modernität, die nach dem Tod Francos im Jahr 1975 tatsächlich über das Land fluteten. Das pralle, bunte, laute, lebensvolle Aufblühen z.B. eines Pedro Almodóvar, z.B. einer Almudena Grandes, und natürlich auch einer Esther Ferrer haben hier vielleicht ihre Begründung, und ihren Grund?

ester Ferrer: »Ich werde von meinem leben erzählen«

José Ortiz echagüe: »Fotografien der Vergangenheit«

Bis zum 22.1.2023: Di.–Fr., 10–18 Uhr; Sa., 14–18 Uhr; So., 10–18 Uhr www.opelvillen.de

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José Ortiz Echagüe: Pescador Vasco, 1932 © VG Bild Kunst Bonn 2022 Esther Ferrer: Manos Feministas 1977 © Esther Ferrer/VG Bild Kunst Bonn 2022
Kontrastreiches in den Opelvillen mit Esther Ferrer und José Ortiz Echagüe

Die Winterlichter mit stromsparender Technik

Vom 10. Dezember 2022 bis 8. Januar 2023 im Palmengarten

Auch in diesem Jahr werden die beliebten Winterlichter wieder im Palmengarten stattfinden. Hunderte von Lichtern erleuchten die Gartenlandschaft und laden so zu einem faszinierenden Spaziergang durch den Park ein. Besonders das Thema Energieeffizienz steht dabei im Vordergrund. »Gerade in dieser herausfordernden Zeit brauchen wir alle auch Momente, die unserer Seele guttun. Dabei achten wir natürlich auf maximale Energieeffizienz«, betont Rosemarie Heilig,

Dezernentin für Klima, Umwelt und Frauen. Deshalb wurde ein Konzept entwickelt, bei dem moderne LEDTechnik zum Einsatz kommt, mit der rund 80 % Energie eingespart werden kann. Somit können die Winterlichter auch in diesen grauen Zeiten erhalten bleiben. Darüber hinaus werden die Scheinwerfer minimiert und die Leuchtzeit optimiert sowie das Winterlichter-Café aus der Galerie am Palmenhaus ins Café Siesmayer verlegt. Auch bleiben erstmalig während der Winterlichter-Zeit alle Schauhäuser, inklusive des Palmenhauses, ab 16 Uhr geschlossen. So wird der Wärmeverlust, der durch das Öffnen und Schließen der Türen durch den Besucherstrom entstehen würde, reduziert.

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Weitere neue Ausstellungen

10.12.2022–18.06.2023

MMK MUSeUM FÜR MODeRNe KUNST Rosemarie Trockel www.mmk.art 17.12.2022–26.02.2023

KlINgSPORT MUSeUM OFFeNBACH

extrem bunt – 67. Internationale Kinderbuchausstellung www.klingspor-museum.de

Die Winterlichter sind täglich zwischen 17 und 21 Uhr geöffnet. Weitere Informationen und Tickets: www.palmengarten.de

Holzskul p tur Angola (1892–96), Weltkulturen Museum, Foto Wolfgang Günzel. Stand: 11/2022, Änderungen vorbehalten

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Mehr Informationen auf museumsufer.de VERSCHENKEN SIE DOCH EINFACH DAS GANZE MUSEUMSUFER * * * * *
Flyer zur Ausstellung © Palmengarten

Klassikhighlights im Dezember

Eine Auswahl von Bernd Havenstein

eifersucht und Hexerei: Tschaikowski an der Oper Frankfurt

Es ist in diesen Tagen nicht immer einfach, auf die eminent wichtige russische Musikkultur zu setzen – sie kann ja nicht verantwortlich gemacht werden für einen vom Despoten Putin und seinen Schergen vom Zaun gebrochenen Krieg. Dennoch gibt es einige Institutionen, die nicht nur russische Künstler auf den »Index« gesetzt haben, sondern ganze Opern und Konzerte. Nicht so die Oper Frankfurt, die unbeirrt ihren Einsatz dafür mit einer weiteren Erstaufführung, der »Die Zauberin« von Peter Tschaikowski, auf die Bühne bringt. Nach dessen Oper »Iolanta«, in der Saison 2021/22 auf dem Spielplan, ist dies eine weitere Ausgrabung. Tschaikowski selbst bezeichnet sie als sein bestes Bühnenwerk. Das spielt im Umfeld eines Gasthofs, wo die attraktive Wirtin-Witwe Kuma, Zauberin (Tscharodeika = Hexe) genannt, von einem Fürsten begehrt wird. Dessen Berater bringt dies der Fürstin zur Kenntnis. Kuma wiederum wirft nicht nur ein Auge auf den Sohn des Fürsten, sondern will mit ihm fliehen. Die verbitterte Fürstin kommt dem zuvor, indem sie die Zauberin tötet und in einen Fluss werfen lässt. Der eifersüchtige Fürst tötet seinen Sohn und wird, wie es heißt, wahnsinnig.

Ein Bettelmönch als Spion, ein Giftmischer Kudma, Gaukler in der Kneipe: fast alles, was russisches Drama jener Zeit ausmacht, ist diesem romantischen Krimi beigemischt. Wir dürfen gespannt sein, was das in der musikalischen Umsetzung Tschaikowskis hergibt. Der junge russische Dirigent und Currentzis-Protegé Valentin Uryupin übernimmt (nach »Iolanta«) die musikalische Leitung, Regie führt Landsmann Vasily Barkhov, der in Frankfurt sein Debüt gibt. Die Titelpartie gehört der großartigen Sopranistin Asmik Grigorian aus Litauen, die an der Oper Frankfurt schon mehrfach Triumphe feierte.

Termine: 4.12. (Premiere), 11., 14., 18., 21., 30.12.2022, Oper Frankfurt Ticket-Telefon: 069/212 49 49 4 oder www.oper-frankfurt.de

gelb und Blau: nicht nur Werther leidet Wo andere Opernhäuser sich am 1. Januar meist auf Neujahrskonzerte kaprizieren, geht am 1.1.2023 die Oper Frankfurt gleich in die Vollen mit dem lyrischen Drama »Werther« von Jules Massenet. Goethes leidenschaftlicher Briefroman über die »Leiden des jungen Werther« gilt, so die Oper Frankfurt, als »Hauptwerk jener Gefühlskultur, die als »Empfindsamkeit« in die Literaturgeschichte einging. Der Briefroman, an dessen Ende ein Selbstmord steht, geriet zum größten Medienskandal des 18. Jahrhunderts und sorgte dafür, dass sich eine ganze Generation in den Werther’schen Farben Gelb und Blau kleidete.« Aktuelle Farben,

oder? »In Gelb- und Blautönen entfaltet sich auch visuell jene musikalisch sensibel geschilderte Traumsphäre, in welcher die realitätsferne Liebe von Werther und Charlotte einzig existieren kann.« Als Debütant im Orchestergraben der Oper Frankfurt wirkt der junge Dirigent Elias Grandy, derzeit GMD in Heidelberg.

Termin (Wiederaufnahme): 1. Januar, 18 Uhr, Oper Frankfurt Ticket-Telefon: 069/212 49 49 4 oder www.oper-frankfurt.de

Französischer Brahms in Bad Homburg

Endlich kann, nach zweijähriger Pandemiepause, die Tradition der sinfonischen Silvesterkonzerte in der Bad Homburger Erlöserkirche fortgesetzt werden – diesmal mit »romantischen Kostbarkeiten«. Zum 200. Geburtstag des bedeutenden französischen Tonschöpfers und genialen Organisten César Franck hat Susanne Rohn, die Leiterin des Bachchors bereits im November dessen selten aufgeführte »Seligpreisungen (Les Béatitudes)« aus der Bergpredigt für Chor und Orchester in die Kirche gebracht. Nun wird sie mit dem Choral E-Dur für Orgel das Silvesterkonzert eröffnen, wie es heißt, in einer für Orchester instrumentierten Fassung. Nun ja: der Meister selbst betrachtete die Orgel als ein Orchester, darin buchstäblich alle Register gezogen werden. Wir dürfen gespannt sein, wie diese Fassung das Original noch übersteigern will. Das hochdramatische a-moll-Cellokonzert des Zeitgenossen Camille Saint-Saens danach ist eine gute Wahl. Zum Schluss wird die 1. Serenade E-Dur von Johannes Brahms erklingen als Kontrastbeispiel zum »französischen Brahms«, als der César Franck in Frankreich galt. Es spielen Musiker aus Frankfurter Orchestern mit Konzertmeister Stefano Succi vom hr-Sinfonieorchester.

Das Konzert endet kurz vor Mitternacht bei Glockengeläut und Umtrunk (so man/frau mag).

Termin: 31.12., 22.15 Uhr, erlöserkirche Bad Homburg Karten ab 12 € über www.bachchor-badhomburg.de oder Tourist Info: 06172/17 83 710

KLASSIK 32 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de
Oper Frankfurt: Werther © Barbara Aumüller Oper Frankfurt: Die Zauberin Dirigent Valentin Uryupin © Daniil Rabovsky

Vorausschau: Mainly Mozart vom 21. bis 30. April 2023

Beim Titel des mit vielem Aplomb und Prominenz der regionalen Musikszene für April 2023 angekündigten, neuen Festival »Mainly Mozart« ist wohl doch ein wenig hinübergeschielt worden nach USA. Dort ist »Mostly Mozart« schon seit vielen Jahren Musik mit und rund um den Salzburger Meister mit großem Erfolg etabliert. So ist »Mainly« als Wortspiel auf den Main eher bezogen auf die Region rund um Frankfurt, um an unterschiedlichsten Spielstätten und mit z.T. wirklich innovativen Konzepten Mozart und dessen Einfluss lebendig zu machen. Die Initiative von zehn Musik- und Kulturinstitutionen kommt aus der Region Rhein-Main; mit dabei sind z.B. die Alte Oper Frankfurt, die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HfMDK), hr-Sinfonieorchester und Big Band, die Bad Homburger Schlosskonzerte, die Mozart-Gesellschaft Wiesbaden und sogar die PrimusLine. Dort werden Sänger*innen des Ensembles Opernstudio der Oper Frankfurt während einer Schiffsrundfahrt Kostproben aus dem Mozart-Repertoire geben – Begrüßungsgetränk und weitere Kostproben, diesmal aus der Kombüse, inklusive. Das Eröffnungskonzert »Mozart in 360 Grad« mit dem

hr-Sinfonieorchester wird gleich zweimal angeboten: der frühere Termin vornehmlich für Kinder ab 10 Jahren und ein Abendtermin für Erwachsene. Mozarts 2. Hornkonzert und die Haffner-Sinfonie aus der Perspektive des Orchesters, also mittendrin sitzen, fühlen und hören, was dort abgeht.

Für einen musikalischen Auftakt des Opernhausorchesters (22.4.) unter der Leitung und am Klavier mit Christian Zacharias behalten sich die Künstler Überraschungen vor. Darüber hinaus gibt es eine vielfältige Palette aus Wandelkonzerten mit Kammermusikensembles der HfMDK in Frankfurt, Liederabenden, eine Gegenüberstellung von Mozart und dessen (im gleichen Jahr 1756 geborenen) »Odenwälder Mozart« Joseph Martin Kraus, ein »Spotlight«-Konzert zu Mozarts g-moll-Sinfonie und ein »Piano Panorama« rund um dessen Klaviermusik – gestaltet und erläutert von Größen wie Vikingur Olafsson, Alexander Melnikov und Matthias Kirschnereit. Es ist zu hoffen, dass diese großartige Initiative durch eine unkonventionelle Programmgestaltung auch diejenigen erreicht, die sich sonst nicht oder selten in die heiligen Hallen der Kultur trauen.

Termine, Details und Karten über: https://mainly-mozart.de/

WAS SIE AN NEUJAHR MACHEN, IST STERNENKLAR WERTHER JULES MASSENET So, 1. Januar 2023, 18 Uhr Tickets unter www.oper-frankfurt.de/werther OPER FRANKFURT Willy-Brandt-Platz / #operfrankfurt / @oper_frankfurt UNSERE NEUJAHRSOPER Foto: Barbara Aumüller

Donnerstag 01.

Darmstadt

GOLDENE KRONE (KNEIPE)

21:00 Krone Youngstars

Frankfurt

BATSCHKAPP 19:00 Silverstein

DREIKöNIGSKELLER 20:00 Jazz-Session

ELFERCLUB

16:00 Harm/Shelter, Dagger Threat, Peace of Mind, Soulprison, Torch It

FESTHALLE 20:00 Ennio Morricone - The Official Concert Celebration

FRANKFURT ART BAR 20:00 Fabulous4

JAHRHUNDERTHALLE 20:00 Casper NACHTLEBEN 20:00 Mace PONYHOF 19:00 Rong Kong Koma

Mainz SCHON SCHöN 20:00 Sofia Portanet

Nidderau SCHLOSSKELLER WINDECKEN 21:00 Jam Session - Opener: Acoustic Inside

Rüsselsheim THEATER RüSSELSHEIM 20:00 Lui Hill

Wiesbaden SCHLACHTHOF 20:00 Talco, Roughneck Riot 20:15 Extrabreit

Freitag 02.

Aschaffenburg COLOS-SAAL 20:00 Orange Amber & Kant

Bad Homburg SPEICHER BAD HOMBURG 20:00 Maika

Darmstadt 806QM 20:00 Tess Parks + Gwen Dolyn CARREE 18:00 Mimose GOLDENE KRONE (KNEIPE) 21:00 Heiner Herchenröder HOFF-ART THEATER 20:30 Maladd in de tête Frankfurt DAS BETT 21:00 El Flecha Negra DREIKöNIGSKELLER 20:00 Puerto Huraco Sisters

Rummelsnuff – Kulturclub schon schön Mainz

Die musikalische Karriere des ehemaligen DDR-Punks, Matrosen und Berliner Türstehers Roger Baptist alias »Rummelsnuff« ist eindrucksvoll: Musikalisch in den siebziger und achtziger Jahren geerdet, hämmert er aus Vorbildern wie Kraftwerk, Devo, DAF oder Fehlfarben sonderbar-stampfende Elektroschlager, die er mit Reibeisen-Stimme, Akkordeon und martialisch-überzeichneter Bühnenshow zum Besten gibt: Musik, die gleichermaßen im Bierzelt, im Avantgarde-Theater – als auch in der Euro-Disco funktioniert.

Jetzt ist der musizierende Bodybuilder im Mainzer schon schön zu Gast. Wie das klingt? Es sind ergreifende Melodien mit deutschen Texten von der weiten See, von Schraubern und Motoren, von Grillwerkzeug und tschechischem Obstbrand, von Boxern und Ringern oder von den Pumpern aus Randberlin. Musik für Männer, die der Chef selbst »derbe Strommusik« nennt.

Ist es Elektropunk? Sind es moderne Arbeiterlieder? Ist es Schunkelmusik? Seit seinem ersten Album »Halt durch!« aus dem Jahr 2008 überrascht uns Rummelsnuff immer wieder. Gerade live muss man ihn unbedingt gesehen haben. Hier erweitert er sein Repertoire gerne um Gassenhauer von Devo, Gilbert Bécaud oder Barry Manilow. Im Gepäck hat er sein neues Album »Äquatortaufe«. Unbedingt checken!

mp

Fr., 2.12., 20 uhr, Kulturclub schon schön, Große Bleiche 60-62, 55116 Mainz, 06131/8929843, www.schon-schoen.de

FRANKFURT ART BAR

20:00 King Lenz Baumgardt Trio

GALLUS THEATER 20:00 La Serena

JAHRHUNDERTHALLE 20:00 The Musical Box performs Genesis - The Lamb lies Down on Broadway

NACHTLEBEN 20:00 Frankfort Special

ROMANFABRIK 20:00 Jünemann, Cetto, Partheil & Frontera ZOOM 18:30 Ennio 20:00 Montez

Hanau

JAZZKELLER HANAU 21:00 Admiral Blue

Idstein

SCHEUER 20:00 Purple Rising

Karben

KULTURSCHEUNE KARBEN 20:30 Lydie Auvray

Mainz

SCHON SCHöN 20:00 Rummelsnuff

Mühlheim

SCHANZ 20:30 Duo Ohrenschmaus

Nidderau

SCHLOSSKELLER WINDECKEN 21:00 The Deaf Crowes

Rodgau MAXIMAL 20:00 Jazz Night 181 mit Dirik Schilgen

Rüsselsheim

DAS RIND 19:00 Herzberg Festival unter’m Dach: Blackberries, Suzan Köcher’s Suprafon & Coogans Bluff

Wiesbaden

KREATIVFABRIK

19.30 Maël & Jonas

SCHLACHTHOF 20:00 Absinto Orkestra feat. Gadjo Horns & Drums

Samstag 03.

Aschaffenburg

COLOS-SAAL 20:00 Ohrenfeindt - supp.: Formosa

Darmstadt

ACHTECKIGES HAUS 20:30 Huepa CARREE 18:00 B, E & CK

GOLDENE KRONE (KNEIPE) 21:00 Heiner Herchenröder 22:00 Navocane + Third Wave + Broken Vein

Dreieich

JAZZCLUB RöDERMARK E.V. 20:00 Barrelhouse Jazzband

Eschborn ESCHBORN K 20:15 Song Slam

Frankfurt

FESTHALLE 20:00 Kraftklub - Support: Mia Morgan

FRANKFURT ART BAR 20:00 Take Four

NACHTLEBEN 19:00 Saftboys PONYHOF 19:00 Lebendig - Support: Belqis

Hanau

JAZZKELLER HANAU 21:00 Leathertown Jazzband

Langen ALTE ÖLMüHLE 20:30 Ignaz Netzer

Mainz

BAR JEDER SICHT 20:00 Musical Inc.

Nidderau

SCHLOSSKELLER WINDECKEN 21:00 Early Bird

Oberursel

ARTCAFé & VINERIA MACONDO 20:00 Foolhouse Bluesband

Offenbach

HAFEN2 20:00 Núria Graham

Rodgau

MAXIMAL

17:00 Abschlusskonzert des 12. Maximal-Bandworkshop mit Thomas Langer

Rüsselsheim

DAS RIND 19:00 Herzberg Festival unter’m Dach: Lucid Void, The Sonic Dawn, The Crazy World of Arthur Brown

Núria Graham – Hafen 2 Offenbach

Die halb irische, halb katalanische Komponistin Núria Graham veröffentlichte 2013 mit nur 16 Jahren ihr Debütalbum »First Tracks«. Seitdem feilt sie an ihrem Folk-Pop, um 2020 ihr bisher bestes Album »Marjorie« zu präsentieren, ein exquisites Werk, das sie im ausverkauften Sala Apolo in Barcelona vorstellte. Die magische Reise dauert an, die sie nun nach Offenbach führt, wo bereits Lieder eines neuen Albums vorgestellt werden. Melancholische Tiefe und tänzelnde Leichtigkeit: Núria Graham Folk-Pop hat stets einen märchenhaften Twist.

mp

Sa., 3.12., 20 uhr, Hafen 2, nordring 129, 63067 Offenbach, 069/26012223, www.hafen2.net

Frankfurt

Hinter Rosemary Loves a Blackberry verbirgt sich die aus Moskau stammende Musikerin, bildende Künstlerin und Aktivistin Diana Burkot – bekannt als Schlagzeugerin des feministischen Punk-Performance-Kollektivs Pussy Riot. Seit Beginn des Kriegs lebt sie im europäischen Exil. Zum Abschluss einer zweiwöchigen Residenz am Mousonturm gibt sie ein Konzert, das zwischen Pop-Referenzen, performativen Elementen und experimenteller Elektronik oszilliert. Davor und danach bespielt die Frankfurter DJ SK Libra den Salon mit einem stiloffenen Mix. Der Eintritt ist frei!

Do., 8.12., 20.30 uhr, Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, 60316 Frankfurt, 069/4058950, www.mousonturm.de

MuSIK 34 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de
Rosemary Loves a Blackberry/SK Libra – Mousonturm
mp

Weiterstadt

KULTURBAHNHOF WEITERSTADT 20:00 The Chain

Wiesbaden

KREATIVFABRIK

20.30 Psychotropix / Midnight Haunt SCHLACHTHOF 20:00 Dritte Wahl, Drei Meter Feldweg

Sonntag 04.

Aschaffenburg COLOS-SAAL

19:00 Ray Wilson

Bad Homburg

KULTURZENTRUM ENGLISCHE KIRCHE

16:00 Swingende, Jazzige Weihnacht m. Quartertone SCHLOSSKIRCHE

18:00 New Orleans Jazzband of Cologne

Darmstadt

CENTRALSTATION 20:00 Andy McKee

Frankfurt

BATSCHKAPP

20:00 Danko Jones + Special Guest: The Headlines

FRANKFURT ART BAR 12:00 Herbert Christ + John Defferar‘s Big Four

GALLUS THEATER 19:00 Bewitched und Jazzy

Weather

INTERNATIONALES THEATER

19:00 Open World Music Jam

KELLERTHEATER

18:00 Swing Belleville Quartett

NEUES THEATER HöCHST 19:00 Pe Werner SüDBAHNHOF 12:00 Little River Eagles

Nidderau

SCHLOSSKELLER WINDECKEN

16:00 Akustik Jam-Session mit Hardy

Rüsselsheim

DAS RIND 19:00 Herzberg Festival unter’m Dach: Fooks Nihil, Incredible Pack, Bröselmaschine Wiesbaden

ART.IST / WALKMüHLE 19:00 Duo Aulbert / Zöllner & Duo Pingpengperformances

SCHLACHTHOF 19:30 CATT, Donata

Montag 05.

Darmstadt

GOLDENE KRONE (KNEIPE) 21:00 Andi Koyama

Frankfurt

BATSCHKAPP

19:30 Finntroll, Skálmöld, Brymir DAS BETT 20:00 Betterov

FESTHALLE 20:00 Marteria ZOOM 20:00 Gashi

Mainz

SCHICK & SCHöN 20:00 Von Flocken

Dienstag 06.

Aschaffenburg

COLOS-SAAL

20:00 Luiku

Darmstadt

GOLDENE KRONE (KNEIPE)

21:00 Krone Old Stars Orchestra

Frankfurt

FESTHALLE

20:00 Night Of The Proms m. Kool & The Gang, Amy Macdonald, Nik Kershaw, Carol Decker von T’Pau, Matt Simons und YolanDa Brown

FRANKFURT ART BAR 20:00 A Pockrt Full Of Dreams

NACHTLEBEN 20:00 Tochter ZOOM 20:00 Cari Cari

Wiesbaden

SCHLACHTHOF

19:00 Caliban, Annisokay, Resolve, League Of Distortion

Mittwoch

07.

Darmstadt

GOLDENE KRONE (KNEIPE) 21:00 Benjamin St. Babylon

Frankfurt BATSCHKAPP 20:00 Clutch, Green Lung, Tigercub DAS BETT 20:00 Bleed From Within FESTHALLE

20:00 Night Of The Proms m. Kool & The Gang, Amy Macdonald, Nik Kershaw, Carol Decker von T’Pau, Matt Simons und YolanDa Brown

FRANKFURT ART BAR 20:00 Irish Music Session

JAHRHUNDERTHALLE 20:00 Heilung NEUES THEATER HöCHST 20:00 Wildes Holz

ZOOM 18:30 Sinead Harnett 21:00 Bonnie „Prince“ Billy Hanau

JAZZKELLER HANAU 20:30 Blues Session Mainz UNTERHAUS 20:00 Ass-Dur Offenbach Bieber WIENER HOF 20:00 Blues- und Jazzsession Rüsselsheim THEATER RüSSELSHEIM 20:00 The 12 Tenors

Wiesbaden KREATIVFABRIK 20.30 Antimanifest THALHAUS E. V. 20:00 thalhaus Jazz Session

Donnerstag

08.

Aschaffenburg

COLOS-SAAL 20:00 Anvil - support: Grey Attack

Darmstadt

GOLDENE KRONE

Wiesbaden

SCHLACHTHOF 18:30 In Flames, At The Gates, Imminence, Orbit Culture. THALHAUS E. V. 20:00 Johnny and The Jonettes

Freitag 09.

Aschaffenburg

COLOS-SAAL

20:00 Babaloda Brassbandsupp.: The Travelers

Bad Homburg

KULTURZENTRUM ENGLISCHE

KIRCHE 20:30 Bounce

Darmstadt CARREE 18:00 julakim CENTRALSTATION 20:00 Fjarill GOLDENE KRONE (KNEIPE) 22:00 Mainhätten Ramblers

HOFF-ART THEATER

Frankfurt

Anvil – Colos-Saal Aschaffenburg

So eine Treue ist auch im Hardrock selten geworden: Schon im zarten Alter von 14 Jahren tun sich die Schulfreunde Steve Kudlow und Robb Reiner zusammen – und schwören sich, von nun an immer gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Seitdem leben die Kanadier von Anvil ihren Heavy Metal-Traum – unbeeindruckt von den musikalischen Moden und Stilen. Ihr Debüt aus dem Jahr 1981 nannten sie »Hard ’n’ Heavy« und schon bald galt die Band als Klassiker eines Genres, das heute selbst klassisch geworden ist.

Weitere Alben folgten: »Metal on Metal« oder »Forged in Fire«, doch konnte sich die Band nie in die erste Liga des Hardrock spielen, auch wenn sie jüngere Gruppen wie Metallica oder Slayer entscheidend beeinflusst hat. Um das Thema des Scheiterns kreist auch der ungewöhnliche Musikfilm »Anvil! Die Geschichte einer Freundschaft« von Sacha Gervasi, der die Bandgeschichte auf rührende Weise erzählt. Nach dem enormen Erfolg der preisgekrönten Dokumentation steht die Gruppe regelmäßig auch auf europäischen Bühnen, wie jetzt im Colos-Saal, wo sie ihr neues Album »Legal at Last« vorstellen: das Werk einer Band, die 2022 noch immer die gleichen Werte vertritt wie bei ihrer Gründung 1978.

mp

Do., 8.12., 20 Uhr, Colos-Saal, Roßmarkt 19, 63739 Aschaffenburg, 06021/27239, www.colos-saal.de

MuSIK www.strandgut.de | Strandgut 12/2022 | 35
21:00 Krone Youngstars
19:30 Bigband der TUD
SEILEREI 20:00 Café del Mundo DAS BETT 20:00 UMSE
20:00 Kontra K
ART BAR 20:00 Open Stage
F. MUSIK +
18:00 Hessisches Jazzpodium 2022: Johanna Klein Quartett 20:00 Hessisches Jazzpodium 2022: Linntett 21:30 Hessisches Jazzpodium 2022: Clubabend JAHRHUNDERTHALLE 19:30 Status Quo & Very Special Guest: Manfred Mann’s Earth Band MOUSONTURM 20:30 Rosemary Loves a Blackberry/SK Libra NACHTLEBEN 19:30 Serious Black - Support: Seven Thorns & Magical Heart Mainz M8-CLUB 20:30 In the Pocket Nidderau
21:00 Jam Session - Opener: Barbarella’s Five
(KNEIPE)
KNABENSCHULE
Frankfurt ALTE
FESTHALLE
FRANKFURT
HOCHSCHULE
DARSTELLENDE KUNST
SCHLOSSKELLER WINDECKEN
20:00 Candyjane KNABENSCHULE 20:00 Christoph Stiefel Inner Language Trio
Dreieich JAZZCLUB RöDERMARK E.V. 20:00 Jam Session - After Hours
www.kbemmert.de TAO The LighT 25.05.23 FFM - Jahrhunderthalle 11.02.23 Frankfurt Jahrhunderthalle demnächst: 10.12.22 Mannheim - Capitol 23.03.23 Wetzlar - Stadthalle 27.+28.04.23 Hanau - Congress Park 01.+02.06.23 Rüsselsheim - Theater 23.+24.09.23 Offenbach-Capitol 12.+13.10.23 Bad Homburg-Kurtheater 17.+18.11.23 Hofheim - Stadthalle wird fortgesetzt... 12.02.23 OFFenbach - Capitol 21.11.23 bad hOMburg - Kurtheater König Ödipus 05.12.23 bad hOMburg - Kurtheater 15.03.23 hanau - Congress Park Wandelmut Infos&Tickets: 06103-60000 WeitereVeranstaltungen: www.bürgerhäuser-dreieich.de DEZ 22 Do.1.12.2022,20Uhr JOSEFUNDMARIA Schauspiel Sa.17.12.2022,20Uhr ONAIR A-cappella-Quintett Fr.2.12.2022,20Uhr DIEINNEREDIMENSIONDES BERGSTEIGENS GerlindeKaltenbrunner Do.8.12.2022,16Uhr OXUNDESEL TheaterfürKinderab6 Mo.12.12.2022,16Uhr ESKLOPFTBEIWANJA INDERNACHT TheaterfürKinderab4 Fr.16.12.2022,20Uhr MATHIASRICHLING Sa.31.12.2022,21Uhr ROCK’N’ROLLSILVESTER mitBoppin’B
BATSCHKAPP 19:30 Tiefbasskommando, GPC CLUB VOLTAIRE 21:30 Hessisches Jazzpodium 2022: Jam Session DAS BETT 21:00 Break Da Roof m. Cgoon, Ramzey, Trilljoeyy, xxPac, BradLitt, Ätkvarg DREIKöNIGSKELLER 20:00 The Strains & The Voodoo Godz FESTHALLE 19:00 Nightwish - Support: Beast in Black, Trumion Kätilöt FRANKFURT ART BAR 20:00 Friday Live Latin Jazz Xmas Special

HOCHSCHULE F. MUSIK +

DARSTELLENDE KUNST

18:00 Hessisches Jazzpodium

2022: Junior Band des LJJO

Hessen

20:00 Hessisches Jazzpodium

2022: hr-Bigband - Leitung

Jihye Lee

JAHRHUNDERTHALLE

19:30 Helloween & HammerFall

PONYHOF

19:00 Liotta Seoul - Support:

Odd Lines

Hanau

JAZZKELLER HANAU

21:00 Hot Four Creole Jazzband

Mainz

KURFüRSTLICHES SCHLOß

20:00 Rebekka Bakken

M8-CLUB

21:00 Dying Shadows, Bare White Bones, Lack of Senses

Marburg

JAZZINITIATIVE

20:30 Derek Plays Eric

Mörfelden - Walldorf

KULTURBAHNHOF MöRFELDEN

19:30 PopCHORn

Mühlheim

SCHANZ

20:00 No better Days / Der Ehrengast / Rocktett

Nidderau

SCHLOSSKELLER WINDECKEN

21:00 Peter Ripkens Jazz Quartett

Oberursel

ARTCAFé & VINERIA MACONDO 20:00 Huepa

Rodgau

MAXIMAL

20:00 Balkan Spirit Trio Rüsselsheim DAS RIND 20:00 welle:erdball - Support Alienare

Wiesbaden

ART.IST / WALKMüHLE 20:00 FullMoonFour THALHAUS E. V. 20:00 Johnny and The Jonettes

Samstag 10.

Aschaffenburg

COLOS-SAAL

20:00 Vvlva - supp.: Dryad

Darmstadt

ACHTECKIGES HAUS 20:30 Katharina Koch und Kira Linn Duo AGORA 20:00 Luna de Paita CARREE 18:00 Dubtales GOLDENE KRONE (KNEIPE) 22:00 Cherry Tree 22:00 Satao (ex Elephant Messiah / Bushfire) + The Sun Or The Moon

HOFF-ART THEATER 20:30 The Dass Sägebett THEATER IM PäDAGOG 20:30 White Nights

Frankfurt

DAS BETT

Hotel Bossa Nova –Schlachthof Wiesbaden

»Bossa Nova hält unsere Musik zusammen, auch wenn wir aufbrechen, neue musikalische Welten zu entdecken«, sagt Liza da Costa, die Sängerin der Wiesbadener Band Hotel Bossa Nova. Und wo das Genre schon im Namen steckt, wird man auch kaum etwas anderes erwarten als klassische brasilianische Populärmusik in der Nachfolge von Antônio Carlos Jobim oder João Gilberto. Aber ganz so ist es nicht. Da steckt doch noch mehr drin: Hotel Bossa Nova sind musikalische Globetrotter, abenteuerlustige und stets neugierige Grenzgänger, die in die unterschiedlichsten stilistischen Sphären einzutauchen verstehen. Auch auf »Cruzamento« (portugiesisch für »Kreuzung«), dem achten Studioalbum, hebt das Quartett aus Wiesbaden einmal mehr starre Genre-Grenzen kunstvoll auf und zelebriert eine unnachahmliche Mixtur aus jazzigen Spielarten, kombiniert mit Fado, Samba und natürlich der sinnlichen Saudade des Bossa Nova.

In den Songs werden auch spannende Geschichten erzählt. Wie jene etwa in dem Lied »Tapete Escaldante«, das sich um eine Frau dreht, die in ihrem Heimatdorf Rache üben will. »Frauen haben es ja, mit Verlaub, immer ein bisschen schwerer gehabt früher, besonders die mit eigenem Kopf«, hat Liza da Costa in einem Interview erzählt. »Die in meiner Geschichte wurde unschuldig verurteilt und kehrt zurück, um eine alte Rechnung zu begleichen – wie ein kleiner Spielfilm.« mp

So., 11.12., 20 uhr, Schlachthof Wiesbaden, Murnaustraße 1, 65189 Wiesbaden, 0611/97445-124, www.schlachthof-wiesbaden.de

17:00 Wild Boar Wars IV m. Poisöned Speed, URZA, Ophis, Deathrite & Desaster

DREIKöNIGSKELLER

20:00 The Creepz & Pretty Weird FRANKFURT ART BAR 20:00 Mrs. Linda and Mr. Hell with Fritz‘e Cat

HOCHSCHULE F. MUSIK + DARSTELLENDE KUNST 18:00 Hessisches Jazzpodium 2022: Rhein Main Open Ensemble

19:00 HJP 2022: FoyermusikDer Temporäre Elektronische Salon 20:00 Verleihung des Hessischen Jazzpreises 2022 - Preisträgerkonzert DellLillinger - Westergaard THE CAVE

21:00 Mein Kopf ist ein Brutaler Ort & Brandgefährlich ZOOM 21:00 Monolink, Ameli Paul

Groß-Gerau

KULTURCAFé GROSS-GERAU 20:00 Rouge Baiser

Hanau

JAZZKELLER HANAU 21:00 Rocket 88

Mainz

KUZ MAINZ 20:00 Lotte - Support: Dominik Hartz

RHEINGOLDHALLE 20:00 MAYBEBOP

Nidderau

SCHLOSSKELLER WINDECKEN 21:00 Anyone´s Fool

Oberursel

ARTCAFé & VINERIA MACONDO 20:00 Der Michel & Die Bass

Offenbach

HAFEN2 20:00 Tamar Aphek, No Lunch For Trevor

WIENER HOF 20:30 Joscho Stephan Trio

Rödermark KELTERSCHEUNE 20:00 Symbiosis

Rüsselsheim DORFLINDE 20:00 Lulo Reinhardt Latin Swing Project

Wiesbaden SCHLACHTHOF 20:15 Erik Cohen

Sonntag 11.

Darmstadt HALBNEUN THEATER 19:30 Brothers in Arms

Frankfurt

DAS BETT

15:15 Wild Boar Wars IV m. beculted, Terzij de Horde, Nichtung, Iskandr, Alkerdeel & Ultha

FRANKFURT ART BAR 20:00 Jazz Matinée

HOCHSCHULE F. MUSIK + DARSTELLENDE KUNST 10:00 Lecture von Christopher Dell: Das Arbeitende Konzert SüDBAHNHOF 12:00 Glitter Twins ZOOM 20:00 Some Sprouts, Bayuk

Idstein SCHEUER 18:00 La Serena

Rüsselsheim

DAS RIND 20:00 Matthias Vogt Trio feat. Maren Kips

THEATER RüSSELSHEIM 18:00 US Air Forces Europa Band

Wiesbaden SCHLACHTHOF 20:00 Hotel Bossa Nova

Montag

12.

Darmstadt

GOLDENE KRONE (KNEIPE) 21:00 Gramm Art Project

Amsterdam Klezmer-Band – Centralstation Darmstadt

Knackige Rhythmen, schallende Fanfaren und jüdische Klezmer-Melodien: Was Mitte der 1990er Jahre mit Straßenmusik in Hollands Hauptstadt begann, füllt heute große Konzertsäle und Festivalgelände. Und das geht immer noch richtig ab: Die Band spielt eine ureigene Klezmer-Variante mit Ecken und Kanten, mit rauen Stellen und Widerhaken. Die Niederländer kombinieren dafür die Klezmer-Tradition mit Slawischem vom Schwarzen Meer, Balkan Brass und osteuropäischen Rhythmen. Hinzu kommen Klassik-Momente, Blues, Jazziges, Reggae- und Rap. Jetzt sind sie auf Einladung der Jüdischen Gemeinde Darmstadt als Abschluss der Jüdischen Kulturwochen zu Gast in der Centralstation.

mp

So., 18.12., 19.30 uhr, Centralstation, Im Carree, 64283 Darmstadt, 06151/7806999, www.centralstation-darmstadt.de

A.A. Williams –Brotfabrik Frankfurt

Nach dem Bühnendebüt von A.A. Williams im Jahr 2019 folgte kurz darauf die erste ausverkaufte Headliner-Show. Nun gehen die in London lebende Singer-Songwriterin und ihre Live-Band – Thomas Williams, Wayne Proctor und Multi-Instrumentalist Matthew de Burgh Daly – anlässlich ihres neuen Albums »As The Moon Rests« auf Headliner-Tour mit 34 Shows in 12 Ländern. Dabei gastiert die düstere Diva auch in der Brotfabrik – mit schwermütigfaszinierenden Folk-Songs, mit Postrock und auch Anklängen von Metal.

Mo., 19.12., 20 uhr, Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4, 60488 Frankfurt am Main, 069/24790800, www.brotfabrik.de

MuSIK 36 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de
mp
© NOtypo

Frankfurt

DAS BETT

20:00 Tom Beck - Support: Max von Milland

Mainz

SCHICK & SCHöN

20:00 Vincent Von Flieger

SCHON SCHöN

20:00 Es weihnachtet sehr m. Caro Trischler, Lukas Ruschitzka, Bastian Weinig, Max Jentzen

Mühlheim

SCHANZ

20:00 Leo‘s Music Monday

Rüsselsheim

DAS RIND

20:00 Soulsplitter & Sammary

Wiesbaden

DER WEINLäNDER 19:30 Nid de Poule

Dienstag 13.

Darmstadt

CENTRALSTATION

20:00 Silje Nergaard und Espen Berg

GOLDENE KRONE (KNEIPE)

21:00 Elias »Fuzzy« Dahlhaus

Frankfurt

ALTE OPER (GROßER SAAL)

20:00 Symphonic Echoes of Pink Floyd feat. Neue Philharmonie Frankfurt & Echoes 20:00 Andrej Hermlin & The Swingin‘ Orchestra

FRANKFURT ART BAR

20:00 TeXas House Band

MOUSONTURM

19:00 About the Feeling: Christmas Edition mit Coodiny, Dani Lowkey, Lyink, Ni-Ka, Ricky Coleman, Senz + Ikkimel feat. Fruity Luke ZOOM

19:00 TYM, Pink Katana

Wiesbaden

SCHLACHTHOF 20:00 Enter Shikari, Trash Boat, Wargasm

Mittwoch 14.

Aschaffenburg

COLOS-SAAL

20:00 ABtown Houzeband feat. Nick Ramshaw & Viola Tamm

Darmstadt

GOLDENE KRONE (KNEIPE) 21:00 Charles M. Maile

Frankfurt

BATSCHKAPP 20:30 maNga FRANKFURT ART BAR 20:00 Christian Rannenberg PONYHOF 19:00 Frinc

Mainz

FRANKFURTER HOF 20:00 Jazzrausch Bigband

Weiterstadt

KULTURBAHNHOF WEITERSTADT 20:00 Session / Open Stage

Wiesbaden

SCHLACHTHOF 18:00 Amorphis, Eluveitie, Dark Tranquillity, Nailed To Obscurity 20:00 Black Sea Dahu

Donnerstag 15.

Aschaffenburg

COLOS-SAAL

20:00 Lateesha & friends feat. Lateesha Halmen, Chris Louis Müller & Chris Padera

Darmstadt 806QM 19:30 The Clockworks ACHTECKIGES HAUS 20:00 Jam Session mit Johnny‘s Jazz Collection CENTRALSTATION 20:00 Concrete Jungle - Support DJ: General Motors GOLDENE KRONE (KNEIPE) 21:00 Krone Youngstars

SCHLOSSKELLER 21:00 Lasse Matthiessen

Dreieich

BüRGERHAUS DREIEICH 15:00 Denis Wittberg & Seine Schellack-Solisten

Frankfurt BATSCHKAPP 19:30 The Dark Tenor FRANKFURT ART BAR 20:00 Paul Scheugenpflug

Quartett MOSAIK 20:00 Jouno

NACHTLEBEN 20:00 Tonzonen Labelnacht m. Echolons, Glasgow Coma Scale, I Nazca Space Fox NEUES THEATER HöCHST 20:00 Ass-Dur

Mainz M8-CLUB 20:30 Songs In A Small Roomopen stage Nidderau

SCHLOSSKELLER WINDECKEN 21:00 Jam Session - Opener: O. & M. Wiesbaden SCHLACHTHOF 20:00 Liedfett

Freitag 16.

Aschaffenburg

COLOS-SAAL 20:00 Rodgau Monotones

Bad Homburg E-WERK 19:00 Jamsession SPEICHER BAD HOMBURG 20:00 Silje Nergaard

Peter & The Test Tube Babies – Batschkapp Frankfurt

Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern eine ganze Horde altbekannter Bands, die in der besinnlichsten Zeit des Jahres nichts Besseres zu tun haben als Weihnachtskonzerte zu veranstalten. Die üblichsten der Verdächtigen sind Peter & The Test Tube Babies, 1978 gegründet, die seit Jahrzehnten pünktlich am 23. Dezember in der Batschkapp einfallen und pogopunkrokken. Mit Erfolg, denn ihre wahren Fans hören sie gerne auch in der stillsten aller Nächte bis zum Anschlag. Jedes Jahr schwört Peter Bywaters, dass jetzt endgültig Schluss sei. Und wir wissen genau, dass er uns anlügt, der PunkOpa, der schon 1978 wusste: »Elvis Is Dead«. mp

Fr., 23.11., 20 uhr, Batschkapp, Gwinnerstraße 5, 60388 Frankfurt am Main, 069/95218410, www.batschkapp.de

Darmstadt AGORA 20:00 Schmackes CARREE 18:00 Tobi Vorwerk GOLDENE KRONE (KNEIPE) 22:00 John Doe KNABENSCHULE 20:00 Melodien für Millionen 1 m. Die Branko Slava Superband, The Invasion, Pornophonique, Mitgift, Barta Haari, EinsBe, Cthulhu Worshipper Monk, Strana Mechti, 5 Farben Scheiße

Frankfurt BATSCHKAPP 20:00 Alex im Westerland BROTFABRIK 20:00 Tigermilch - Support: Paula Carolina DREIKöNIGSKELLER 20:00 Upploppet & Friffer FRANKFURT ART BAR 20:00 Xmas Blues MOSAIK 20:00 Mangata NACHTLEBEN 20:30 Der Moderne Man, Devo-Tion NEUES THEATER HöCHST 20:00 Ass-Dur ZOOM 20:00 Goran Bregovic & his Wedding and Funeral Band Hanau

JAZZKELLER HANAU 21:00 Tom Jet Band feat. Nuwanda

Mainz

FRANKFURTER HOF 20:00 LaLeLu KUZ MAINZ 19:30 ONAIR

SCHON SCHöN 20:00 Götz Widmann

Mühlheim

SCHANZ

20:30 Die Quietschboys

Nidderau

SCHLOSSKELLER WINDECKEN 21:00 Badekapp

Oberursel

ARTCAFé & VINERIA MACONDO 20:00 Nicky Márquez

Offenbach STADTHALLE OFFENBACH 20:00 Milky Chance - Special Guest: Charlotte Cardin

Samstag 17.

Aschaffenburg

COLOS-SAAL 20:00 Onomototolo

Bad Homburg E-WERK 20:00 Atrio & Mean Bone & The Paraberries

Darmstadt CARREE 18:00 Electric Horseman GOLDENE KRONE (KNEIPE) 22:00 Cold Fusion 22:00 Corbian + Support HOFF-ART THEATER 20:00 An Cat Dubh

KNABENSCHULE 20:00 Melodien für Millionen 2 m. Die Branko Slava Superband, The Invasion, Pornophonique, Mitgift, Barta Haari, EinsBe, Cthulhu Worshipper Monk, Strana Mechti, 5 Farben Scheiße

In diesem Buch gibt Margot Unbescheid den Blick frei auf das turbulente, verstörende, oft anstrengende, manchmal traurige, aber auch überraschend wunderbare Leben mit einem von Demenz betroffenen Angehörigen –damit endlich alle wissen, was zu tun ist, wenn es erst los- und dann auch weitergeht mit der Demenz.

www.alzheimer-erste-hilfe-buch.de

Verlosungen

Schmetterlinge im Ohr

Seine eigenen Erfahrungen mit der Schwerhörigkeit haben Regisseur und Hauptdarsteller Pascal Elbé zu dieser erfrischenden Komödie inspiriert. Antoine, ein gutaussehender Geschichtslehrer in den frühen Fünfzigern, ignoriert einfach die

des eigenen Alterns. Erst als er einen Feueralarm in der Schule überhört, muss er akzeptieren, dass er so gut wie taub ist. Doch mit dem Einsatz von Hörgeräten eröffnet sich ihm bald eine neue Welt, aber nun nimmt er die anderen wahr. Nur ein Mensch bedrängt ihn nicht: Violette, die kleine Tochter seiner Nachbarin Claire, die seit dem Tod ihres Vaters nicht mehr spricht. Antoine verliebt sich in ihre Mutter … Die DVD mit dem Film in der Originalfassung und der deutschen Fassung (Untertitel vergügbar) sowie herausgeschnittenen Szenen erscheint am 8. Dezember im Handel. Strandgut hat von drei Exemplare erhalten, die wir gerne an unsere Leser verlosen. Schreiben Sie uns bis zum 12.12. eine E-Mail mit Ihrem Namen und Ihrer Adresse an verlosungen@strandgut.de mit dem Kennwort: Schmetterlinge.

MuSIK www.strandgut.de | Strandgut 12/2022 | 37
D A S K U L T U R M A G A Z I N für Frankfurt und Rhein-Main Symptome

LANDUNGSBRüCKEN

20:30 VirusMuisikRadio Show

m. Ferien auf der Radiofarm, julakim, The Imperial Mustard, Ex-Colorado, Reeves, Janina Jackson & Coodiny, 120 Minds

Mainz

SCHICK & SCHöN

20:00 Grundfunk

Nidderau

SCHLOSSKELLER WINDECKEN 21:00 Jam Session - Opener: No Shelter

Rüsselsheim

DAS RIND

21:00 Clan of Xymox - support: CattaC & Jesus Complex

Wiesbaden KREATIVFABRIK 20.00 Open Stage

Freitag 23.

Aschaffenburg

COLOS-SAAL

20:00 Beatkicks + special guests

Darmstadt CARREE 18:00 Sami & Miguel GOLDENE KRONE (KNEIPE) 22:00 Piano Harry

Frankfurt BATSCHKAPP

20:00 Peter And The Test Tube Babies - Local Support: The Terrible Noises DREIKöNIGSKELLER 20:00 Stony Sugarskull & Holzkopfkinder FRANKFURT ART BAR 20:00 Friday Live Jazz

MOSAIK 20:00 Janet Taylor & Uli Lauterbach

Hanau

JAZZKELLER HANAU 21:00 Soul Foundation

Mainz

SCHON SCHöN 20:00 10/11/12 Jahre schon schön mit TripAdLib & LIN

Nidderau

SCHLOSSKELLER WINDECKEN 21:00 Swinging Angels

Samstag 24.

Darmstadt

GOLDENE KRONE (KNEIPE) 22:00 Piano Harry Hanau

JAZZKELLER HANAU 22:00 Matchbox Bluesband

Montag 26.

Aschaffenburg

COLOS-SAAL 20:00 Boppin‘ B - supp.: The Silverettes

Frankfurt BATSCHKAPP 20:00 Rodgau Monotones Mühlheim SCHANZ 20:30 AB/CD

Dienstag 27.

Aschaffenburg

COLOS-SAAL 20:00 Motörblast Frankfurt DAS BETT 20:00 The Busters NACHTLEBEN 20:00 The Doors Tribute Band Mühlheim SCHANZ 20:30 AB/CD Rüsselsheim DAS RIND 20:00 Jamaram meets Jahcoustix

Mittwoch 28.

Aschaffenburg

COLOS-SAAL 20:00 Die Happy Darmstadt GOLDENE KRONE (KNEIPE) 21:00 Snerft

Frankfurt BATSCHKAPP 20:00 25 Years Northern Lite DAS BETT 21:00 Götz Widmann ZOOM 20:00 Mehnersmoos

Donnerstag

29.

Aschaffenburg COLOS-SAAL 19:00 Sodom - special guests: Darkness + Cervet Frankfurt BATSCHKAPP 20:00 Jaya The Cat MOSAIK 20:00 Jazz Minds NACHTLEBEN 20:00 Sammy Milo Nidderau SCHLOSSKELLER WINDECKEN 21:00 Jam-Session - Opener: Frank Mahler

Freitag 30.

Aschaffenburg

COLOS-SAAL

20:00 U-Bahn Kontrollöre in tiefgefrorenen Frauenkleidern Darmstadt

GOLDENE KRONE (KNEIPE) 22:00 Beyond the Bend HALBNEUN THEATER 20:30 Lonely Hearts Club Band

Frankfurt BATSCHKAPP 20:00 Tankard - Special Guest: Odium

DREIKöNIGSKELLER 20:00 Copy Cats MOSAIK 20:00 Playtime NEUES THEATER HöCHST 20:00 Denis Wittberg & seine Schellack-Solisten

Hanau

JAZZKELLER HANAU 21:00 Trio Dolce

Mainz M8-CLUB 20:30 Fraktion Fe Mühlheim SCHANZ 20:00 Frau Ruth Jahresabschlusskonzert + Special Guests

Nidderau

SCHLOSSKELLER WINDECKEN 21:00 Darkside of the Diamond

Offenbach Bieber WIENER HOF 20:30 Wiener Hof Allstar Band

Rüsselsheim DAS RIND 20:00 Memphis 69ers - support: Nigel Sharpe

Samstag 31.

Aschaffenburg

COLOS-SAAL

21:00 Silvesterorgie mit Hot Stuff - special guests: Ina Morgan & Charles Johnson

Bad Homburg KURTHEATER 19:00 Pasadena Roof Orchestra

Darmstadt

GOLDENE KRONE (KNEIPE) 22:00 Beyond the Bend Dreieich BüRGERHAUS DREIEICH 21:00 Rock ‚n‘ Roll Silvester m. Boppin´ B

Frankfurt NEUES THEATER HöCHST 19:00 Denis Wittberg & seine Schellack-Solisten

Jedes Jahr im Sommer laden Ruprecht und seine Frau Marjorie Dalandt Familie und Freunde in ihr kleines Anwesen »La Chaumière« in der Provence ein. Marjorie, Mitte fünfzig, hatte von ihrem Großvater ein beträchtliches Vermögen geerbt, das er im Kongo durch den »Abbau von Bodenschätzen« und, auch das wird vermerkt, die »Ausbeutung der Arbeiter« erworben hatte. Ihr Vater, ein Kunstliebhaber, hinterließ ihr aus seiner Sammlung unter anderem ein recht unbedeutendes Stillleben »Taube und Wildente«. Ausgerechnet dieses Bild wird nun zum Dreh-und Angelpunkt in diesem Roman und entwickelt zudem eine unerwartete Sprengkraft für diese Vernunftehe. Beide glaubten, dass sie ewig halten würde, weil sie ihnen größtmögliche Freiheiten erlaubte. So besucht Marjorie, morgens, wenn alle noch schliefen, noch »im Nachthemd«, den Maler und Verwalter Damien Devereux im Pförtnerhäuschen des Anwesens.

Fast eine Tiergeschichte

Die Schauplätze bei Martin Mosebach sind oft exotisch. Indien, Ägypten, Italien, aber auch der Vordertaunus oder das Frankfurter Bahnhofsviertel. Die Handlung ist oft konventionell. Kunstgeschichten, Ehegeschichten, Liebesgeschichten. Die Sprache aber ist meist exzeptionell. Kein Jargon, kein Gequassel, sondern ein etwas altfränkisch angefärbtes, leicht vornehmes, aber immer elegantes Deutsch, weniger an Thomas Mann, eher an Heimito von Doderer geschult. Martin Mosebach, ein gelernter Jurist, ist ein überaus gelehrter, kenntnisreicher Autor, der den theologischen Disput ebenso beherrscht wie den kunstgeschichtlichen Exkurs. Und er hält, was viele seiner Leser zu schätzen wissen, mit seinen Kenntnissen nicht hinter dem Berg.

Ruprecht duldet wortlos diese Affäre. Denn auch er möchte auf seine Freiheiten nicht verzichten. Er führt einen kleinen, aber sehr angesehenen Verlag, der ihm eher Reputation als Gewinne einbringt. Über seine Frau und ihre gemeinsamen Gäste hat er klare Ansichten. Marjorie ist schwer zu ertragen »mit ihrem auftrumpfenden Dauergeschwätz«, ihrer »bissigen und ruppigen Art«. Hauptsache nicht konventionell sein, »das war ihr unbedingter Wille«. Der Liebhaber seiner Frau nervt ihn »in seiner selbstgenügsamen Arroganz« und Ruprecht selbst verbirgt »hinter falschem Lächeln, dass er am liebsten davonlaufen würde«.

Das mittägliche Essen, bei dem immer alle zusammentreffen, wird »ein Ort des Mißtrauens und der verborgenen Ablehnung«. Das Fazit: »schreckliche Menschen, ungenießbares Essen«. Marjorie will nun ausgerechnet das Bild, mit diesen monotonen Grautönen und seinen besonderen Licht- und Schatten-

verhältnissen verkaufen, in das sich Ruprecht regelrecht verliebt hatte. Sie braucht Geld für die Dachreparatur. Der Streit um dieses Gemälde bringt einige verborgene Gefühle und Empfindungen an die Oberfläche. Könnte es tatsächlich sein, dass ihre »angeblich unlösbare Verknüpfung auseinanderfiel?«. Könnte »ihre enttäuschungsresistente Verbindung« zerbrechen? »Marjorie, der Willensmensch, wußte nur, daß sich das, was sie wollte und das, was gut und richtig war, eben nicht vereinbaren ließen.«

Ihre Beziehung steht auf der Kippe. Am Ende des Sommers fährt Ruprecht mit Stieftochter und Enkelkind zurück nach Deutschland. Marjorie muss sich noch um die Dacharbeiten kümmern.

Wie in all seinen Büchern zeigt Mosebach auch hier, wieder in eleganter, dabei oft auch boshafter Sprache, seine Figuren nicht immer im besten Licht.

Doch bald, und zwar buchstäblich unter dem Weihnachtsbaum, kommen dann doch wieder alle friedlich zusammen. Ein Showdown mit einem Knalleffekt, lässt das Ehepaar wieder zueinander finden. Das Fazit, in geradezu klassischer Manier beschrieben: »Alles strebte aus einer Phase der Verwirrung neuer, vielleicht etwas resignativ unterlegter Harmonie zu …War das nicht Lebenskunst, die Dinge ohne lange Absprachen laufen zu lassen, wie sie wollten?«.

Mosebach ist mit »Taube und Wildente« buchstäblich ein Kunststück gelungen.

LITERATu R 40 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de
© juergen-bauer.com
Martin Mosebachs neuer Roman »Taube und Wildente« Martin Mosebach: »Taube und Wildente«, Roman, dtv, München 2022, 336 S., 24 €

Nach 75 Jahren endlich auf Deutsch

Der große Exilroman von Jean Mallaquaiw

an mancher Straßenecke grüßen, nur ein Lidschlag liegt zwischen screwball comedy, Kolportage, Thesenroman, Reportage, Bewusstseinsstrom, Chronik, Essay, Rhapsodie und großer Literatur, so oft wechseln die Tonlagen. Was für ein wildes, modernes Buch. 75 Jahre alt.

Literaturhaus Frankfurt Schöne Aussicht 2, 60311 FFM Telefon: 0 69/75 61 84 10 info@literaturhaus-frankfurt.de

»Das Melodram ist überfrachtet mit suggestiven Bildern: Expresszüge, Antriebsräder in Großaufnahme, zischende Dampffontänen, Pullmanwagen, Spione reisen ja nur im Pullman, heiße Nächte, Halbmonde, Minarette … Die Handlung schnurrt dahin, wie vorgesehen und vorberechnet, es fehlt nur noch der letzte Akt, die Szene mit dem Champagner, Spione trinken ja nur Champagner, die Heldin hat bereits das Geheimfach in ihrem Siegelring aufschnappen lassen, sie hat bereits das Gift in den Kelch des Verräters gestreut … aber im letzten Moment gibt es ein Erdbeben in Anatolien, der Champagner wird auf dem Teppich verschüttet, und die Spionin, die sich nie, nie, nie vor irgendetwas fürchtet, sinkt ohnmächtig in die Arme des Verräters, der daraufhin erkennt, dass er die Heldin immer, immer, immer geliebt hat; und als sie aus der Ohnmacht erwacht, da sagt er …«

Im Schnelldurchlauf persifliert hier Jean Malaquais, des Broterwerbs wegen selbst gelegentlicher Drehbuchautor und ausgerechnet zu Hochzeiten des HUAC (Komitee für unamerikanische Umtriebe) zusammen mit dem jungen Norman Mailer an den Pforten Hollywoods rüttelnd, einen Film Noir wie etwa Jacques Tourneurs »Berlin Express«. Überhaupt lässt in diesem Roman zum Beispiel auch »Casablanca«

Der 1908 in Warschau geborene Autor, keiner körperlichen Arbeit fremd, selbst ein Flüchtling und Staatenloser, ein unbehauster »Internationaler« und einer jener »Menschen, die niemand sieht, Menschen ohne Pass und Heimat«, verdichtet im Marseille des Jahres 1942 mehr als zwei Dutzend Flüchtlingsschicksale, porträtiert Verzweifelte und Stoische, Aktivisten der Résistance, Vertreter internationaler Hilfsorganisationen, Devisenschieber, Spitzel und Mitläufer und Militärs. Zum Teil sind sie an historische Figuren wie Victor Serge, Walter Benjamin oder Varian Fry angelehnt, das Nachwort der Übersetzerin geht auf manche dieser Verästelungen ein. Nur zwei Tore, so David Rousset (»Das KZ-Universum«), gab es damals aus Europa hinaus: Marseille oder Auschwitz.

»Planet ohne Visum« (Planète sans visa) ist ein Meisterwerk der französischen Exilliteratur, das wunderlicher Weise jetzt erst erstmals auf Deutsch vorliegt und dessen großartig flüssige Übersetzung wir Nadine Püschel zu verdanken haben. Mit diesem Juwel kann sich die kleine, feine Hamburger Edition Nautilus auf Jahre schmücken –echtes Verleger*innen-Herzblut.

Jean Malaquais: Planet ohne Visum (Planète sans visa, 1947, vom Autor überarbeitet 1999). Aus dem Französischen von Nadine Püschel. edition Nautilus, Hamburg 2022, 664 Seiten, Hardcover, 32 euro.

Junges Literaturhaus Frankfurt / Ab 4 Jahren Sonntag 04.12.22 / 15.00 h Saalticket 5 Euro Hans-Christian Schmidt und Andreas Német: Es begab sich aber …

Montag & Dienstag 05. & 06.12.22 / 18.30 h Eintritt 22 / 15 Euro Butterfahrt der Besten mit Julia Westlake, Alf Mentzer und Hauke Hückstädt Boarding: 17.45 h, Eiserner Steg, MS Nautilus

Mittwoch 07.12.22 / 19.30 h Saalticket 9 / 6 Euro „Am Ort einst und seit jeher solches intermezzo“. Dante übersetzen Mit Franz Josef Czernin und Marco Baschera Moderation: Judith Kasper (Goethe-Universität Frankfurt)

Montag 12.12.22 / 19.30 h Saalticket 7 / 4 Euro Schöne Aussichten. Das Frankfurter Literaturgespräch Mit Julia Wolf, Alf Mentzer und Miryam Schellbach

Januar-Vorschau

Dienstag 24.01.23 / 19.30 h Saalticket 9 / 6 Euro Zum 80. Geburtstag von Wilhelm Genazino. Ein Vorleseabend

Junges Literaturhaus Frankfurt / Ab 4 Jahren Mittwoch 25.01.23 / 10.00 Uhr Saalticket 5 Euro Verena Hochleitner: Der Schneeleopard Mittwoch 25.01.23 / 19.30 h Saalticket 9 / 6 Euro Krimi-Abend mit Ingrid Noll: Tea Time

Dienstag 31.01.23 / 19.30 h Saalticket 7 / 4 Erste Bücher mit Simoné Goldschmidt-Lechner: Messer, Zungen Julia Friese: MTTR Franziska Gänsler: Ewig Sommer Moderation: Carolin Callies

Tickets: Vorverkauf über www.literaturhaus-frankfurt.de Streamingtickets à 5 Euro sind bis Veranstaltungsbeginn buchbar und 70 h nutzbar. Ein Streaming-Abo ist für 50 Euro erhältlich.

LITERATu R www.strandgut.de | Strandgut 12/2022 | 41
Julia Friese © privat Ingrid Noll © Renate Barth/Diogenes Verlag Andreas Nemét und Hans-Christian Schmidt © dbv Sachsen/Gaby Waldek Das Literaturhaus Frankfurt im Dezember

Diesem Autor kann man sich anvertrauen

Wie brav die Kriminalliteratur anno 2022 geworden ist – und wir mit ihr? –, lässt sich am Schock ermessen, den eine Abweichung vom Gewohnten und Erwarteten auslöst. Wenn die Erzählung aus der Spur springt. Wenn Figuren plötzlich etwas ganz anderes tun, als sie sollen. Wenn das moralische Gleichgewicht kippt. Wenn die Lektüre zur Achterbahnfahrt wird. In »Die Stunde der Hyänen«, dem drittem Thriller von Johannes Groschupf, geschieht dies. Mehrere Male. Seine Figuren und er als Erzähler machen einfach nicht, was die Konvention erwartet. Und plötzlich hält man ein ganz anderes Buch in der Hand .

Ja klar, den Anfang kennen wir: Berlin. Stadtroman. Kreuzberg. Kiez. Autos brennen. Bürgerwehr. Ängste. Spaziergänge besorgter Bürger. Wann brennt der erste Kindergarten?

Johannes Groschupf jedoch macht daraus etwas, was den Vergleich mit den Klassikern innovativer Kriminalliteratur nicht scheuen braucht: den dokumentarischen Zugriff von George V. Higgins, den existentialistischen Daseinswitz von Charles Willeford, die moralischen Abgründe von Jim Thompsons Figuren und die Dialogkunst von ElmoreLeonard, dazu den Drive und die ›in your face‹-Erzählung des ehemaligen Zeitungsreporters Samuel Fuller. »Slam-Bang, I’m Your Man.«

Das alles freilich wäre nichts ohne das, was nach George V. Higgins (1939 – 1999) den Künstler vom Dilettanten unterscheidet: Milieuund Ortskenntnis. »Data is what distinguishes the dilettante from the artist«, dekretierte der Anwalt und Unterweltskenner Higgins, der alleine mit dem ersten Satz von »Die Freunde von Eddie Coyle« (1971) eine neue, realitätstüchtige Erzählrichtung in der Kriminalliteratur begründete: »Jackie Brown war sechsundzwanzig und verzog keine Miene, als er sagte, er könne ein paar Waffen besorgen.« Johannes Groschupf hat schon in »Berlin Prepper« und »Berlin Heat« gezeigt, dass Berlin seine Stadt ist. Verweise auf Ulf Miehe sind hier obligat, ich würde auch noch Pieke Biermann nennen. Der Buchkenner Gerhard Beckmann sieht sich bei Groschupf gar an Alfred Döblins

Berlin »Alexanderplatz« erinnert. Groschupf kennt sein Berlin, das von heute. Ungeschminkt. Jeder könnte ihn hier besserwisserisch korrigieren, aber Satz für Satz, Blick für Blick und in jedem von ihm aufgesuchten Milieu trifft er es richtig. Diesem Autor kann man sich anvertrauen.

Zuerst begegnen wir mit ihm dem Polen Radek, hier der erste Absatz des Buches: »Radek Malarczyk drehte die Flasche Rachmaninoff auf und nahm einen Schluck. Er saß in seinem alten VW Bulli in einer Parkbucht am Rande Kreuzbergs, nicht weit vom Landwehrkanal. Am anderen Ufer lag Treptow. Er war erschöpft von seinen Wanderungen. Seit drei Wochen stand er hier mit seinem Wagen, tagsüber war er draußen unterwegs, nachts schlief er in seinen Schlafsack eingerollt auf der Rückbank. Das störte niemanden. Auch andere hatten ihre Camper Vans in der Parkbucht abgestellt, doch jetzt im Februar war Radek der Einzige, der hier lebte.«

In einer Plastiktüte hat er sein Frühstück und Abendessen. Brot, Wurst und Käse, Apfel und Banane, außerdem seinen Chesterfield-Tabak, Filter und Blättchen, dazu zwei Flaschen Rachmaninoff. Der brennt in seiner Kehle, das tut ihm gut. Und brennen muss es, damit die Erinnerungen aufhören. Jeden Tag ist Radek wieder an der Oberbaumbrücke, beim weißen Rad. Jeden Tag erinnert er sich an den Unfall, mit zitternden Händen. »Er hatte die Radfahrerin zu spät gesehen, als er abbiegen wollte. Ein halbes Jahr war das jetzt her, doch es hörte

nicht auf. Immer wieder trat Radek auf die Bremse.« Er war Fernfahrer gewesen, quer durch Europa (auch dieses Milieu trifft Johannes Groschupf genau).

Jeden Tag kniet Radek vor dem weißen Rad und spricht mit schwerer Zunge zu Gott. »Hör mir zu. Ich habe die Frau nicht gesehen, hörst du, ich habe sie nicht gesehen. Vergib mir. Lass mich hier nicht allein. Zrobie ̨ wszystko, co chcesz. Ich mache alles, was du willst.« Aber Gott gibt ihm keine Antwort. Gott schweigt auch beim 20-jährigen Briefzusteller Maurice Jaenisch, der in Britta verliebt ist, die Serviertochter im Gemeindehaus der Jünger Jahwehs. 530 Euro, seine ganzen Ersparnisse, hat er für den Verlobungsring ausgegeben. Aber so einfach wird das nicht. Seinem Glück steht der ganze Gemeindevorstand entgegen. »Es gibt etwas, das du nie erfahren darfst«, sagt Britta. Und er, er kann niemand sagen, dass er jener Brandstifter ist, der ganz Kreuzberg in Aufruhr bringt. Wir Leser wissen davon schon seit Seite 59.

Die Journalistin Jette Geppert schweigt über etwas anderes, nämlich die Gewalt in ihrer Beziehung. Lieber ist sie eine der Frauen, die halt gegen den Türrahmen gelaufen sind. Die strafversetzte Polizistin Romina Winter hingegen würde gerne reden, aber die acht Kollegen vom Branddezernat schneiden sie, zeigen ihr deutlich, dass sie nicht willkommen ist.

Diese fünf Schicksale und Personen führt Johannes Groschupf in schnellem Tanz zusammen. Radeks Bulli wird in Brand gesetzt, Jette macht den Überlebenden zu einer Zeitungsgeschichte. Der sieht sich von Gott gerettet, schwört dem Alkohol ab, wird zum »polnischen Messias«, der weißgekleidet und mit Mission durch die Berliner Kneipen zieht. (Ich muss immer noch grinsen, wenn er im »Elefanten« am Heinrichplatz ausruft: »Sperrstunde von jetzt sofort. Ist Befehl von ganz oben.«)

Romina vom Branddezernat zieht bei Jette ein, um nachts besser im Kiez ermitteln zu können. Eine Polizistin in einem Hausprojekt in Kreuzberg? Auch, da sprühen schöne Funken. Radek hat seinen Brandstifter erkannt. Jette ist eine Super-Recognizerin, vergisst nie ein Gesicht, auch wenn sie Pixelmatsch auf Überwachungsbändern

sichtet. Rominas Polizeimethoden sind unorthodox. Ein Panzerband und die Jagdmethoden der Hyänen kommen zum Einsatz. Und dann gibt es immer noch den Gemeindevorstand bei den Jüngern Jahwehs, gibt es den Satan in der Stadt. Dazu einen Brandstifter, dem man ein Happy End wünscht ...

Not your normal Kriminalroman. Sie sind gewarnt. Und eingeladen. Zum Beispiel zum vielleicht schönsten Billardturnier jenseits von Walter Tevis und seinem von Martin Scorsese verfilmten Roman »Die Farbe des Geldes«. Jette spielt es gegen ihren Wohngenossen Laszlo – ja, der mit dem Türrahmen. Die zehn Spiele gehen darum, ob die Polizistin bei ihnen einziehen kann.

»Das Lokal war leer bis auf drei Männer am Tresen. In der Mitte des Schankraums stand ein abgehalfterter Billardtisch. Er hatte leichte Schlagseite nach links, das Tuch war an drei Stellen eingerissen. Ein alter Gaul, der hier sein Gnadenbrot verzehrte. Kaum jemand spielte noch auf ihm, doch Jette liebte den Tisch. Sie strich über das grüne Tuch, fuhr mit dem Daumen an der Bande entlang, holte einen Zigarettenstummel aus einer Ecktasche.

Der Wirt kannte sie noch aus dem Billardsalon ihres Vaters. ›Braucht ihr Queues?‹, fragte er und schaltete die Lampe über dem Tisch ein. ›Spielt mal eine Runde, da freut er sich.‹«

Und dann gibt es ein Spiel für Profis. Billard kann Johannes Groschupf nämlich auch. Diesem Autor, ich wiederhole es, kann man sich anvertrauen.

LITERATu R 42 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de
Kolumne: Alf Mayers Blutige ernte Johannes Johannes groschupf: Die Stunde der Hyänen. Herausgegeben von Thomas Wörtche. Suhrkamp Verlag, Berlin 2022. 265 Seiten, 16 euro. © Mike Auerbach/Suhrkamp Verlag

lesungen

Alle JAHRe WIeDeR!? Weihnachten bei Familie Thalbach. Geschichten und Gedichte Theater Rüsselsheim, 22.12.2020, 20 Uhr www.kultur123ruesselsheim.de

Wenn wir andere Augen hätten

Die Erstaunlichen Sinne der Tiere« von Ed Yong

Der eigene Garten genügt oder ein Picknick am Wegesrand, um die Welt neu zu sehen, um »die Wildnis neu zu denken« (der Umwelthistoriker William Cronon, 1995).

Die Majestät der Natur beschränkt sich nicht auf Schluchten und Berge, ihre Wunder gibt es auch im Garten. Der in den USA lebende britische Wissenschaftsjournalist Ed Yong schrieb sein Buch »Die erstaunlichen Sinne der Tiere. Erkundungen einer unermesslichen Welt« während die Pandemie ihn und uns alle im Lockdown ans Zuhause fesselte. Von dort aus ging er auf seine Reise in die Wildnis der Wahrnehmung und der Sinnesräume, die außerhalb unserer Umwelt und innerhalb der Umwelt anderer Tiere liegen.

Wie auch wir Menschen kann jedes Tier nur einen kleinen Bruchteil der gesamten Realität von visuellen und haptischen Sinneseindrükken, Geräuschen und Schwingen, Gerüchen und Geschmack, elektrischen und magnetischen Feldern anzapfen. Jedes Tier ist in seiner arteigenen, einzigartigen Sinnesblase eingeschlossen, nimmt nur einen winzigen Ausschnitt einer ungeheuer großen Welt wahr. Für diese Sinnesblase(n) verwendet Ed Yong den deutschen Ausdruck »Umwelt«, definiert und in Umlauf gebracht 1909 vom baltisch-deutschen Zoologen Jakob von Uexküll. Der verstand unter »Umwelt« jene Umgebung, die ein Tier wahrnehmen und erleben kann – mit seinen Rezeptoren, Sinnesorganen,

Sinnessystemen. Eine ganze, sich fortlaufend aktualisierende Wissenschaft ist dem gewidmet: die Sinnesbiologie.

Zum Einstieg bringt Ed Yong einen Elefanten, eine Maus, ein Rotkehlchen, eine Eule, eine Fledermaus, eine Klapperschlage, eine Spinne, eine Mücke, eine Hummel und eine junge Frau in einer Schulturnhalle zusammen. Sie alle teilen sich den gleichen Raum, erleben ihn – und die anderen – aber höchst unterschiedlich. Weil ihre Wahrnehmung höchst unterschiedlich ist. Sei es die von Geruch und Geschmack, Licht, Farbe, Schmerz, Wärme, Kontakt, Vibration, Schall, Echo, elektrisches oder Magnetfeld. Yong zitiert Proust: »Die einzig wahre Reise … wäre für uns, wenn wir nicht neue Landschaften aufsuchten, sondern andere Augen hätten, … die Hundert verschiedene Welten sehen könnten.«

Das ungemein anschaulich geschriebene Buch öffnet uns die Augen für ein Sehen auf unzähligen Wegen. Dieses Buch ist ein Fest der Sinne. Wilder, viel wilder, als wir selbst es sind.

ed Yong: Die erstaunlichen Sinne der Tiere. erkundungen einer unermesslichen Welt (An Immense World: How Animal Senses Reveal the Hidden Realms Around Us, 2021). Übersetzt von Sebastian Vogel. Verlag Antje Kunstmann, München 2022. 528 Seiten, 34 euro.

ANDReAS HeINZel

Das kleine Frankfurter Weihnachtsbuch Libretto - buch & musik, 10.12.2022, 14 Uhr www.libretto-frankfurt.de

BOB DYlAN

»Die Philosophie des modernen Songs« besprochen und mit musikalischen Kostproben präsentiert von Prof. Dr. Knut Wenzel Buchhandlung Weltenleser, 14.12.2022, 19.30 Uhr www.weltenleser.de

BUTTeRFAHRT DeR BeSTeN Buchempfehlungen für den Gabentisch 2022 an Bord der Primus-Linie mit Julia Westlake, Alf Mentzer und Hauke Hückstädt Eiserner Steg / MS Nautilus, 5.+6.12.2022, Boarding 17.45 Uhr / Beginn 18.30 Uhr www.literaturhaus-frankfurt.de

H IMMelSleITeR –NARDeBANe ASeMAN

Lesung: Mario Krichbaum Literaturhaus Villa Clementine, 14.12.2022, 19.30 Uhr www.wiesbaden.de/literaturhaus

JAN BÖTTCHeR

Das Rosen-Experiment Literaturhaus Villa Clementine, 7.12.2022, 19.30 Uhr www.wiesbaden.de/literaturhaus

JAN WeIleR

Die Älteren KUZ, 13.12.2022, 20 Uhr www.kulturzentrum mainz.de

lIeBlINgSBÜCHeR

Vorgestellt und empfohlen von Darmstadts Unabhängigen Buchhandlungen Literaturhaus, 6.12.2022, 19 Uhr www.literaturhaus-darmstadt.de

MICHAel HÜTTeNBeRgeR

»Komm mit, sagte der Esel«

Mit Illustratorin Milena Breiter Literaturhaus, 7.12.2022, 19.30 Uhr www.literaturhaus-darmstadt.de

MORITZ HÜRTgeN

Der Boulevard des Schreckens Romanfabrik, 13.12.2022, 20 Uhr www.romanfabrik.de

NORBeRT gSTReIN

Vier Tage, drei Nächte Literaturhaus Villa Clementine, 8.12.2022, 19.30 Uhr www.wiesbaden.de/literaturhaus

SCHÖNe AUSSICHTeN. DAS FRANKFURTeR lITeRATURgeSPRÄCH

Mit Julia Wolf, Alf Mentzer und Miryam Schellbach Literaturhaus, 12.12.2022, 19.30 Uhr www.literaturhaus-frankfurt.de

LITERATu R www.strandgut.de | Strandgut 12/2022 | 43
© Urszula Soltys

AN DeR ARCHe UM ACHT

Himmlische Komödie über drei streitbare Pinguine und einen unsichtbaren Gott. Ab 6 Jahren. Theaterhaus Ensemble Theaterhaus, 10.12.2022, 17 Uhr; 11.12.2022, 11 Uhr; 12., 13., 15.12.20, 9+11 Uhr; 14.12.2022, 9+11+15 Uhr www.theaterhaus-frankfurt.de

DAS BlUMeNKIND UND DIe geMÜSeTIeRe Puppentheater Kolibri. für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren Agora Kulturverein, 30.12.2022, 16 Uhr. www.agora-eg.de

eIN ReNTIeR SUCHT WeIHNACHTeN Figurentheater Vagabündel - ab 4 Jahren Theater Alte Mühle, Bad Vilbel, 11.12.2022, 16 Uhr www.kultur-bad-vilbel.de

eS KlOPFT BeI WANJA IN DeR NACHT nach dem Bilderbuch von Tilde Michels - ab 4 Jahren. Das Weite Theater Bürgerhaus Dreieich, 12.12.22, 16 Uhr; 13.12.22, 10 Uhr www.buergerhaeuser-dreieich.de

FRAU HOlle

Musikalisches Wintermärchen nach den Gebrüder Grimm mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart und Leopold Mozart Regie: Hans-Dieter Maienschein. Für Kinder ab 5 Jahren Papageno Musiktheater, 4., 10., 27., 28.12.2022, 13.30+16 Uhr; 9.12.2022, 16 Uhr; 18.12.2022, 13.30 Uhr; 26.12.2022, 14.30+17 Uhr. www.papageno-theater.de

DeR geSTIeFelTe KATeR

Inszenierung: Hans-Dieter Maienschein. Ab 5 Jahren Papageno Musiktheater, 2., 16., 29., 30., 31.12.2022, 16 Uhr; 3., 11., 17.12.2022, 13.30+16 Uhr. www.papageno-theater.de

glANZ*

Ein Tanzstück über Sport für alle ab 6 Jahren. Hennermanns Horde Frankfurt LAB, 6.12.2022, 19 Uhr; 7.+8.12.2022, 11 Uhr www.frankfurt-lab.com

gUTeR MOND, DU gOlDNe ZWIeBel

Ein Bilderbogen voller Poesie und Schabernack - ab 8 Jahren Fliegende Volksbühne, 10.+21.12.2022, 19.30 Uhr; 18.12.2022, 17 Uhr. www.volksbuehne.net

HANS-CHRISTIAN SCHMIDT & ANDReAS NéMeT

Es begab sich aber. Kinderbuchnachmittag für alle ab 4 Jahren Literaturhaus, 4.12.2022, 15 Uhr www.literaturhaus-frankfurt.de

MÄRCHeN VOM DICKeN FeTTeN PFANNKUCHeN Inszenierung von Wolfgang Backhaus. Ab 4 Jahren Kinder- und Jugendtheater, 22., 23., 26., 29., 30.12.2022, 16 Uhr www.kiju-theater.de

MOMO

nach Michael Ende - ab 6 Jahren. Regie: Vera Bernhardt. Mit Anne Bachmann, Kai Thomas, Martin Engelmann, Volker Schneider u.a. Kellertheater, 10.+17.12.22, 15 Uhr; 11.+18.12.22, 11 Uhr www.kellertheater-frankfurt.de

DIe MONDKÖNIgIN

Schwarzlichttheater für Kinder ab 6 Jahren. Regie: Anna-Sophie Sattler Megalomania Theater, 10.12.22, 15 Uhr; 13.12.22, 17 Uhr www.megalomania-theater.de

PRINZHexIN – WIe eINe PRINZeSSIN

ZUR Hexe WIRD

Konzept/Dramaturgie/Regie: Magdalini Savvidou und Ewgenija Weiß. Mit Rosanna Ruo und Deniz Özbay. Winterspecial mit Keksen und Tee theaterperipherie, 2.12.2022, 10+15 Uhr;4.12.2022, 16 Uhr www.theaterperipherie.de

SCROOge ODeR WeIHNACHTeN

VeRgISST MAN NICHT!

nach der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens - ab 5 Jahren Staatstheater, 2., 5., 9.+16.12.2022, 10 Uhr; 3.12.2022, 11 Uhr; 4.12.2022, 18 Uhr; 12., 14.+19.12.2022, 9.30+11.30 Uhr; 13., 15.+20.12.2022, 9.30 Uhr; 26.12.2022, 15+17 Uhr; 28.12.2022, 16+18 Uhr. www.staatstheater-darmstadt.de

S(W)INgINg CHRISTMAS FOR KIDS!

Combo der hr-Bigband. Gesang: Caroline Mhlanga

Moderation: Klaus Krückemeyer hr-Sendesaal, 3.+4.12.2022, 15.30 Uhr. www.hr-bigand.de

DIe WeIHNACHTSgANS AUgUSTe

nach dem Kinderbuch von Friedrich Wolf. Figurentheater Eigentlich - ab 4 Jahren Gallus Theater, 18.12.2022, 15 Uhr; 19.+20.12.2022, 9.15+11 Uhr. www.gallustheater.de

WICKIe UND DIe STARKeN MÄNNeR

nach Runer Jonsson - ab 6 Jahren

Für die Bühne bearbeitet von Robert Gerloff und Katja Herlemann Schauspielhaus, 5., 6., 13., 20., 21., 9+11.30 Uhr; 7., 14.12.2022, 9 Uhr; 11.12.2022, 14+17 Uhr; 18., 25.12.2022, 14 Uhr www.schauspielfrankfurt.de

Viel schöner als Rechnen

Das Theaterhaus-Ensemble zeigt mit »Bli-Blip« wie man mit Duke Ellingtons Musik landet bei Piet Mondrians Farbkompositionen landet

Da sind sie wieder; Putzfrau und Putzmann, er in rotem, sie im blauen Overall, mit röhrendem Staubsauger, Hand- und Stubenbesen. Jetzt aber hat die zweiköpfige Museumsputztruppe in einem anderen Saal zu tun. Und wie wir das schon in »minimal animal« erlebt haben, als sie die Exponate zum Tanzen brachten, so dauert es auch hier nicht lang, bis die Zwei ihre Arbeit sein lassen und sich für den Raum, den sie sauber machen sollen, zu interessieren. Und für die Geräusche. Oder ist es umgekehrt? Sind es nicht die Geräusche und der Raum, die sich ihrer annehmen? »Bli-Blip« singt und swingt die Frau plötzlich, während ihr Handbesen über die weiße Wand streicht. Und ihr Partner lässt sich vom Gebläse seines Supersaugers zu einer klassischen Melodie verleiten.

Mit den aus dem Hintergrund aufklingenden Rhythmen aber behält der Jazz die Oberhand, und nun fängt auch die seltsame weiße quadratische Wand an, die Aufmerksamkeit der beiden zu fesseln. Sie scheint auf irgendwas zu warten, diese Wand. Auf die bunten Vierecke und schwarzen Streifen vielleicht, die Putzfrau und Putzmann bald entdecken? Und während aus dem neudeutschen Off Ella Fitzgeralds begnadeter Stimme Duke Ellingtons »Bli-Blip« immer ausgelassener singt, probiert das wippende Reinigungsduo in immer neuen witzigen Versuchen aus, wie man diese Vierecke und Streifen mit dieser weißen Wand so verbinden kann, dass sie auch zusammenpassen. Und

schon wieder haben wir das Gefühl, dass es die Gegenstände selber sind, die den beiden heimlich beibringen, wohin sie gehören. Selbst wenn da zwischendrin mal ein schwarzes Brett solo im Chattanooga Choo Choo-Rhythmus unter dem Bild wie aus einem Tunnel hervor nach vorne stößt und wieder verschwindet, fügt sich das ins akustische Ganze.

Dass am Ende dieses von Anthony Haddon inszenierten faszinierenden Spiels ein echter Mondrian steht, seine »Komposition in Rot, Gelb und Blau«, wird den meisten der jüngeren Zuschauer genauso wenig sagen, wie die Information, dass der große niederländische Meister und Wegbereiter der Abstraktion leidenschaftlicher Mathematiker und großer Jazzliebhaber war. Aber spüren tun sie es gewiss. Und es ist so viel schöner als Rechnen.

Das von Günther Henne und Uta Nawrath ersonnene und wunderbar leicht präsentierte Stück aus Farbe und Tönen ist für Kinder ab zwei Jahren angezeigt, doch völlig altersunabhängig. Es lässt uns vergnüglich am Entstehen und Verfertigen eines grandiosen Bildes teilhaben, auf dem für Klein und Groß am Ende alles stimmt und zueinander passt. Vor allem, dass es endlich wieder auf dem Spielplan steht.

Winnie Geipert Termine: 17., 18. Dezember, 11 Uhr; 19., 21. Dezember, 10 Uhr; 20. Dezember, 9+11 Uhr www.theaterhaus-frankfurt.de

FAMILIE 44 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de
Kindertheatertermine
© Katrin Schander AM SAMSTAg KAM DAS SAMS ZURÜCK Theater 3 D. Regie: Kathrin Maier. Mit Lisette Kiefer, Thomas Helm, Patrick Twinem, Juliana Fuhrmann Theater Moller Haus, 8., 9., 15., 16., 20., 21.12.2022, 9+11 Uhr www.theatermollerhaus.de

Verhext und zugewünscht

Staatstheater Mainz zeigt »Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch« von Michael Ende

zwischen Gut und Böse wird hierbei eindrücklich dargestellt: Während die Bösewichte mit dem Aufzug im Keller verschwinden, schwebt Silvester einer Statue gleich mit Bischofsmütze und Hirtenstab (Armin Dillenberger) in einer pyramidenartigen Gondel vom Theaterhimmel und schenkt den beiden Bittstellern seinen vierten Glockenschlag. Gelangt dieser vor Mitternacht in den Wunschpunsch, schlägt die Umkehrwirkung des Trankes nicht an.

Silvesterabend in der Villa Alptraum: Aus Reagenzgläsern und Glaskugeln brodelt und dampft es, verschiedenste Pflanzen stehen für Experimente bereit, sonderbar blinkende Bildschirme hängen an den Wänden und die Fenster sind durch grüne Folie abgedunkelt – als Zuschauer hat man keine Mühe in die Lebenswelt des Zauberers Beelzebub Irrwitzer einzutauchen. Das Staatstheater Mainz bringt unter Regie von Jule Kracht ein Weihnachtsmärchen der etwas anderen Art auf seine Große Bühne. »Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch« ist Michael Endes letzter vollendeter Roman (1989) und steht seinen anderen Erfolgswerken an Phantasie in nichts nach, so dass sich Familien auf ein Feuerwerk an Magie und Humor freuen dürfen.

Die Handlung beginnt um 5 Uhr nachmittags, wie eine Digitaluhr an der rechten Bühnenwand anzeigt. Noch genau sieben Stunden hat Irrwitzer (Denis Larisch) Zeit, so viel Unheil wie möglich über die Welt zu bringen, da er mit seinem Jahressoll an Katastrophen in Verzug ist – genauso wie seine nicht minder fiese Tante, die Geldhexe Tyrannja Vamperl (Stephanie Kämmer). Beiden droht die Pfändung durch den höllischen Gerichtsvollzieher Male-

dictus Made (Armin Dillenberger), wenn sie es nicht schaffen, ihren Rückstand aufzuholen. Ein geheimnisvoller Punsch soll daher gebraut werden, der alle guten Wünsche ins Gegenteil verkehrt. Aus Frieden wird Krieg, aus Tierschutz Artensterben, aus Gesundheit Krankheit etc. Hierzu müssen sie aber auch die beiden Spione, den etwas trägen Kater Maurizio di Mauro (Benjamin Kaygun) und den frechen Raben Jakob Krakel (Carlotta Hein) austricksen, die vom Hohen Rat der Tiere geschickt wurden. Mit äußerster Liebe zum Detail wurde nicht nur Irrwitzers Alchimistenküche auf die Bühne (Nora Lau) gebracht, auch der flauschigkuschelig orangene Katzenanzug oder der fast nur aus schwarzem Gefieder bestehende Rabe (Kostüme Ursula Bergmann) lassen Kinder- und Erwachsenenherzen höher schlagen. Eine Nebelmaschine und Videoprojektionen sorgen zusätzlich für die perfekte Illusion. So leidet man gemeinsam mit Maurizio und Jakob, wenn sie sich gegen den eisigen Schneesturm stemmen, um Hilfe herbeizuholen. Diese finden sie eher zufällig beim heiligen Silvester, der wie jedes Jahr zu seinem Namenstag lebendig wird, um an Mitternacht die Glocken des Münsters zu läuten. Das Wechselspiel

Das Adjektiv »satanarchäolügenialkohöllisch« ist eine Wortverschmelzung aus den Wörtern Satan, Anarchie, Archäologie, Lüge, genial, Alkohol und höllisch. Jedes hat im Stück seine Berechtigung: Dadurch nämlich, dass der Trank alkoholisch ist, sind Irrwitzer und Tyrannia zum Schluss betrunken und bemerken nicht mal mehr, dass ihre Zaubertinktur wirkungslos bleibt und sie nur noch Gutes tun.

Larisch, der in der aktuellen Spielzeit schon als M. in »Der Mann ohne Vergangenheit« brillierte, und Stephanie Kämmer, die man aus Fernsehproduktionen kennt, spielen auf beeindruckende Weise das verrückte Schurkenpärchen aus dem Reich des Bösen, das sich in einen regelrechten Rausch trinkt, tanzt und singt, so dass der Zauberspruch »Punsch aller Pünsche, erfüll meine Wünsche« gegen Ende hin – zum Amüsement des Publikums – immer unverständlicher klingt. Kaygun, Hein und Dillenberger unterstreichen in ihren Rollen den rundum gelungenen Theaternachmittag, der deutlich macht, dass die Werke Michael Endes an Aktualität (hier Klimakrise, Artensterben, etc.) nichts eingebüßt, sondern hinzugewonnen haben.

Verena Rutkowski Termine: 1., 4.–9., 12.–17., 19.–22., 26., 29. Dezember, zu verschiedenen Uhrzeiten www.staatstheater-mainz.com

FAMILIE
| Strandgut 12/2022 | 45
Theaterhaus Ensemble Bli-Blip, © Katrin Schander
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Redaktion

Claus Wecker (cw, Film)

Winnie Geipert (gt, Theater)

Bernd Havenstein (hav, Klassik) Birgit Brault (bb)

Jochen Vielhauer (jovi)

Friedhelm Spiecker (sp) Marc Peschke (mp)

Redaktionelle Mitarbeit

Peter Woll (PWoll)

Grafik/Layout

Birgit Brault

Verantwortlich

Kurt Otterbacher (ko) Birgit Brault (bb)

Vertrieb

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Abobedingungen

12 Hefte kosten 27 €

Bestellt wird durch Einzahlung auf DE45 5005 0201 0000 88 43 59

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gasthaus Zum Rad

Tradition mit innovativer Frankfurter Küche

Im Dorfkern von Seckbach liegt das Apfelweinlokal »Zum Rad«, von der Familie Gasser seit 18 Jahren als Familienbetrieb geführt. Seit 1806 wird hier der Apfelwein nach Frankfurter Tradition ausschließlich von heimischen Streuobstwiesen gekeltert.

Die Gaststätte ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Fahrrad oder dem Auto gut erreichbar. Parkplätze gibt es am Ende der Leonhardsgasse im Wendehammer Richtung Gwinnerstraße.

Die Buslinien 38 und 43 fahren direkt bis zur Haltestelle Leonhardsgasse.

An warmen Sommertagen genießen bis zu 360 Gäste einen guten Schoppen und ein üppiges Essen im Schatten der alten Kastanien im Innenhof. Wenn es draußen kalt wird, sitzt man in den beheizten Außenboxen sowie den Innenräumen mit dem rustikalen Charme Frankfurter Apfelweinlokale.

Die Küche kreiert traditionelle und innovative Frankfurter Gerichte aus regionalen Produkten wie: Handkäs mit Musik und Roggenbrot, Frankfurter Schneegestöber, ein halber Ring Fleischwurst, Bratwurst auf Sauerkraut mit Püree, Schlachtplatte mit Blut- und Leberwurst sowie gegrillter Schweinshaxe auf Sauerkraut und Püree. Wir essen die vegane Kürbis-Koriander-Suppe mit Chili, ein Jungbullen Tafelspitz mit Meerrettich und Wirsinggemüse, die Rinderleber Berliner Art und einen Feldsalat mit Balsamicodressing und Knoblauchbrot. Beim Nachtisch wird es wieder traditionell: ein Käsekuchen und ein Schokoladenpudding nach Omas Rezept. Alles sehr schmackhaft zubereitet.

Im Rad gibt es eine Spezialität: »Apfeltau«. Freunde aus Seckbach und Hanau haben ein kleines Unternehmen gegründet und brauen aus gefrorenem Apfelwein eine Spirituose. »Als Grundlage für ihren ›Apfeltau‹, den es in den Geschmacksrichtungen sauer, mild und lieblich gibt, nutzen sie Apfelwein regionaler Keltereien. Sauer greift den

ursprünglichen Geschmack des Apfelweins auf. Der ›milde Apfeltau‹ soll diejenigen ansprechen, die es etwas weniger sauer lieben. Die liebliche Sorte eignet sich gut als Getränk zum Dessert.«

Kundenmeinung: »Hessische Küche stets lecker. Dieses Mal Bratwurst mit grünen Bohnen und perfektem Kartoffelpüree. Die Kellner bleiben gut gelaunt auch wenn es schüttet und sie mit Regenschirm servieren müssen. Immer wieder gern mit einem Spaziergang zum Lohrberg verbinden.«

In größeren Familien scheiden sich die Geister. Die jüngeren Familienmitglieder gehen ins Rad, die Älteren lieber in die Krone. Das Seckbacher Museumsbuch eröffnet ein Panorama des Dorfes Seckbach und erzählt unter anderem die Geschichte der Seckbacher Apfelweinkultur. Es ist in der Krone erhältlich. sp gasthaus Zum Rad leonhardsgasse 2 60389 Frankfurt Internet: www.zum-rad.de

ESSKu LTu R 46 | Strandgut 12/2022 | www.strandgut.de
©
Gastraum © Zum Rad Saal
Zum Rad
Wintergarten © Zum Rad

AKTIVITÄTeN

Aquarell- und Acrylmalkurse ab 16.01.2023, in Nordend, Ostend und Bornheim. Für Anfänger/innen und Fortgeschrittene. Leitung: Angelika Grünberg, Künstlerin und Kunstpädagogin M.A., Tel.: 069/55 88 08, www.agruenberg.de

Du kannst Spanisch, Englisch, Französisch und Holländisch aus dem Effeff? Du beherrschst das Indische und Skandinavisch? Du kennst dich im Sizilianischen aus? Schachclub Brett vorm Kopp Frankfurt sucht dringend Spieler für die dritte Mannschaft!!! donnerstags in der Zappbar, Glauburgstraße 1, ab 20 Uhr.

THEATERSTAMMTISCH

jeden zweiten Montag des Monats, 19 Uhr Interkulturelle Bühne, Alt-Bornheim 32, 60385 Frankfurt. Tel.: 069-46003741

COMPUTeR

KÖRPeR + Seele

QIGONG

Vorbereitungsübungen aus dem „Nei Yang Gong“, ab 18. Jan. 2022, 5 Termine, jeweils mittwochs von 18.45 - 19.45 Uhr. Der Kurs findet nach Bedarf im Hybrid-Format statt. Anmeldung und Info: Shiatsu-Praxis Klaus Steinmetz (HP), Leipziger Str. 52, 60487 Ffm, Tel.: 069/7073211, www.shiatsu-frankfurt.de

Tai Chi + Chi Gong

Schule Rolf Weber seit 1982

Kostenlose Einführungskurse: Fr. 2. Dez. 18–20 Uhr

Nur mit Anmeldung! Neue Anfängerkurse ab 21. September Tel. (069) 70 11 63 www.taichi-weber.de

ReISeN

Ferien in Südfrankreich (Camargue) inmitten von Weinfeldern und Stierweiden. Teilhabe an Segelboot sowie Pferdehaltung möglich. camargue-ranch-house@club-internet.fr Ferienhaus direkt am Meer auf La Palma, kanarische Insel, zu vermieten. 06085/3147 oder 0034922/485096.

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WOHN eN

Individuelles Wohnen in Südfrankreich (Camargue) inmitten von Weinfeldern und Stierweiden. Teilhabe an Segelboot sowie Pferdehaltung möglich. camargue-ranch-house@club-internet.fr

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