COR 5 - Wo das Glück lebt!

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THE LOCAL MAGAZINE BRIXEN · KLAUSEN · GITSCHBERG JOCHTAL · NATZ-SCHABS · LÜSEN 5 GEFÜHL GESCHWINDIGKEIT GENUSS Die Natur als Apotheke Mountainbiker und Landwirt Die Renaissance des Törggelens Wo das Glück lebt!
Heft
Werte
Ein
über alte
und neuen Schwung

09.05.–01.06.2024

Aufatmen, Krafttanken und das Erwachen der Natur beobachten. Ein einzigartiges Wochenprogramm lädt ein, diese besondere Zeit in den Bergen neu zu entdecken. In allen teilnehmenden Hütten und Hofschenken genießt ihr zudem spezielle Südtiroler Köstlichkeiten.

14.10.–04.11.2023

Ein inspirierend-bäuerliches Erlebnisprogramm das seinesgleichen sucht.

Von der herbstlich gefärbten Natur, glasklaren Gipfelpanoramen und erfrischender Bergluft begleitet, erwarten euch einzigartige Urlaubserlebnisse zwischen Tradition, Genuss und gesunder Bewegung.

Die Südtiroler Almgschichten laden ein, Land und Leute auf sehr persönliche Weise kennen zu lernen, mitzumachen und den Urlaub noch intensiver zu genießen.

Südtiroler
Almgschichten
VIELFALT UND NATURGENUSS ZU JEDER JAHRESZEIT
Südtiroler Almblüte
Alle
www.almgschichten.it
Angaben ohne Gewähr. Die Angebotszeiträume können noch geändert werden. Alle aktuellen Informationen und Daten finden Sie auf unserer Webseite. Gitschberg Jochtal – Natz Schabs

Mitarbeitende dieser Ausgabe

1 Was Autorin Lisa Maria Gasser an der TörggeleRecherche (S. 20) am meisten überrascht und beeindruckt hat? „Dass es eine neue Generation von Eisacktalerinnen und Eisacktalern mit Lockerheit und Leichtigkeit geschafft hat, diese kulinarische Tradition von ihren Klischees zu befreien – und zugleich den über die Jahre verlorenen Zauber neu zu entfachen.“

2 Eigentlich war Autorin Silvia Oberrauch mit einer historischen Recherche beauftragt. „Doch beim Thema der Südtiroler Option (S. 68) musste ich immer wieder daran denken, dass auch heute zahlreiche Familien weltweit vor der Schicksalsfrage stehen, ihre Heimat verlassen zu müssen. Das hat mich nachdenklich gestimmt.“

3 Sagenhaft (S. 78) geht es auch in den Redaktionsräumen zu, in denen COR entsteht. Es wird vermutet, ein kleines Teufelchen geht um. Es klaut Schokolade aus der Küche, lässt ausgedruckte Magazinseiten verschwinden und macht heimlich das Radio an und aus. Wir lieben es trotzdem!

Cor. Il cuore. Das Herz. Es schlägt da höher, wo Vergangenheit auf Zukunft trifft. Wo eine neue Generation sich anschaut, wie die Großeltern es einst gemacht haben. Wo die Jungen Lust darauf haben, mit neuen Ideen alte Bräuche wiederzubeleben. So bleibt Heimat lebendig. Dieses Magazin nimmt Sie mit auf eine Reise ins Gestern – und ins Jetzt! Kulinarisch, naturverbunden, sportlich, gesellschaftspolitisch. Voller Ideen, voller Geschichten, die von den Menschen von hier erzählen. Wie sie lebten und leben, was sie bewegte und bewegt, wie sie waren und sind. Heimatverbunden und weltoffen. Und vor allem – voller Herzlichkeit!

Herzlich, Ihre Redaktion

3 1 2
3 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE
MÜHLBACH VALS TERENTEN NATZ-SCHABS GUFIDAUN VAHRN FELDTHURNS VILLANDERS BRIXEN KLAUSEN BARBIAN LÜSEN JOCHTAL GITSCHBERG PLOSE 4 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE 36 16 16 15 81 52 18 50 64 32 58 40 20

Impressum

HERAUSGEBER Brixen Tourismus Genossenschaft

Tourismusgenossenschaft Gitschberg Jochtal

Tourismusgenossenschaft Klausen, Barbian, Feldthurns und Villanders

Tourismusgenossenschaft Natz-Schabs

Tourismusverein Lüsen

IDM Südtirol – Alto Adige

KONTAKT info@cormagazine.com

REDAKTION Exlibris exlibris.bz.it

PUBLISHING MANAGEMENT

Valeria Dejaco (Exlibris)

CHEFREDAKTION Lenz Koppelstätter

ART DIRECTION Philipp Putzer farbfabrik.it

AUTORINNEN UND AUTOREN

Marie Clara, Valeria Dejaco, Lisa Maria Gasser, Amy Kadison, Daniela Kahler, Marianna Kastlunger, Lenz Koppelstätter, Debora Longariva, Judith Niederwanger und Alexander Pichler (Roter Rucksack), Silvia Oberrauch, Verena Spechtenhauser

FOTOS

Coverfoto: Caroline Renzler; Archiv, Alamy (CTK, Live Media

Publishing Group, Rolf Simeon), Irina Angerer, Archiv Armin Mutschlechner, Autonome Provinz Bozen-Südtirol/Amt für Film und Medien, Brixen Tourismus (Nicolò Degiorgis, Alex Filz, Matthias Gasser, Philipp Seyr, Andreas Tauber), Brixmedia GmbH/Oskar

Zingerle, Egon K. Daporta, Jürgen Eheim, Manuel Ferrigato, Frei und Zeit, Wolfgang Gafriller, TG Gitschberg Jochtal, Gitschberg Jochtal/ Alex Filz, IDM Südtirol/Manuel Ferrigato, IDM Südtirol (Martina Jaider, Harald Wisthaler), Tobias Kaser, TG Klausen, Leitner AG, TV Lüsen, Hannes Niederkofler, Michael Pezzei, Pharmaziemuseum/ Lewit, Plose AG, Ida Prinoth, privat, Caroline Renzler, Arnold Ritter, Roter Rucksack (Judith Niederwanger & Alexander Pichler), Rotwild/ Horst Oberrauch, Shutterstock/Alexander_P, Social Ventures, Dennis Stratmann, Südtiroler Landesarchiv, Andreas Tauber, Unsplash/Kai Wenzel

ILLUSTRATIONEN

Elisabeth Mair (4, 68)

ÜBERSETZUNGEN UND LEKTORAT

Exlibris (Valeria Dejaco, Helene Dorner, Paolo Florio, Alison Healey, Debora Longariva, Milena Macaluso, Charlotte Marston, Federica Romanini, The Word Artists)

DRUCK Lanarepro, Lana

Mit freundlicher Unterstützung von:

6 Alles im Fluss Orte fürs Seelenbaumeln

14 Neu und gut Wissenswertes aus der Umgebung 18

54 Guter, alter Dorflift Drei Liebeserklärungen

62 Fast wie fliegen Wie eine Seilbahn funktioniert

64 Ganz im Norden Zu Besuch beim Santerhof

66 Südtirol für Anfänger Folge 5: Grüßen, aber richtig

67 Südtirol-Lexikon, das Dialekt verständlich gemacht

68 Gehen und bleiben

Die Option 1939

76 Schön und gut Produkte aus der Umgebung

78 Sagenhafte Orte

Eine Auswahl mystischer Erzählungen

82 Im Mittelpunkt

Die Geschichte hinter dem Lieblingsfoto

5 64 44
Mineralien sammelt
wie früher
Törggelen
Buschenschank-Tradition
aufleben 32 Schau, Mama! Wandern mit Kindesaugen 34 Unter die Haut Naturprodukte aus dem Eisacktal 42 Spektakuläre Orte Das Astra in Brixen 44 Bauer und Biker Gerhard Kerschbaumer im Interview 52 Luxus Medizin Ein Museumsstück im Fokus
Drei Fragen an … Markus Klement, der
20 So
Wo das
und die
neu
20 5 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

Alles im Fluss!

Ob an Wasserpromenaden, vor Universitätsarchitektur, beim Gipfelgenuss oder Skivergnügen – wo es schön ist, lässt sich leicht die Seele baumeln

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Eine Portion Natur mitten in der Stadt. Der Spazierweg vom Kloster Neustift den Eisack entlang bis zum Zentrum von Brixen führt vorbei an der neuen Erholungszone „Wasserschöpfe“. Der Fluss brabbelt beruhigend, die Sonne sticht durch das grüne Laub. Ein Idyll für Familien, Joggerinnen und Flaneure.
7 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

Moderne Architektur mitten in der traditionsreichen

Bischofsstadt. An der Universität Brixen erweitern zeitgenössische Fassaden Horizonte, regen zu Forschung an und inspirieren zu neuen Ideen.

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9 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE
10 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

In den Alpen versperrt stets irgendwo ein Berg den Blick in die Weite? Mitnichten. Auf der Villanderer Alm liegt der Horizont weit in der Ferne. Ebenso wie die Gipfel der Dolomiten. Steine, Wiesen, Sonne, Wolken, Himmel. Sonst? Nichts. Es braucht auch nicht mehr – um abzuschalten. Und aufzutanken.

11 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

Ein Skitag in Gitschberg Jochtal. Für die ganze Familie. Auf den bequemen Liftfahrten bleibt Zeit, das Panorama zu genießen, Selfies zu schießen und über die nächste Abfahrt zu diskutieren. Die steile Mitterlingpiste oder die gemütliche Seepiste?

12 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE
13 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

NEU & GUT

Wissenswertes aus der Umgebung

Zahl der Ausgabe

DAS „NACHHALTIGKEITSLABEL

SÜDTIROL“ zeichnet Ferienregionen und Unterkunftsbetriebe aus, die sich besonders für eine „enkeltaugliche“ Welt engagieren. Etwa, indem sie mit Ressourcen und Energie schonend umgehen. Aber auch, indem sie ihre Angestellten fair behandeln, familienfreundlich arbeiten oder das kulturelle Erbe der Region sowie die Biodiversität unserer Landschaft schützen. Denn Nachhaltigkeit ist viel mehr als Umweltschutz: Die Zertifizierung gliedert sich in drei Stufen – die höchste mit dem dunkelgrünen Siegel wird auch international anerkannt –und basiert auf einem Katalog aus strengen Kriterien des Global Sustainable Tourism Council (GSTC), die von einer unabhängigen Stelle geprüft werden. Brixen mit den Nachbarorten Vahrn und Franzensfeste arbeitet derzeit an der Level-3-und GSTCZertifizierung.

suedtirol.info/nachhaltiger-urlaub

SO VIELE HÖHENMETER wird es nach oben gehen, wenn die neue Plose-Seilbahn Ende 2023 in Betrieb geht. Die 980 Meter legt sie in zwei Teilstücken zurück: Die Seilbahn „Plose I“ führt von St. Andrä oberhalb von Brixen bis zur Mittelstation. Von dort geht es mit der Bahn „Plose II“ bis nach Kreuztal auf 2.050 Metern. Die moderne DoppelBahn ersetzt die bisherige Anlage, die fast 37 Jahre lang Menschen zum Wandern und Skifahren auf die Plose transportierte. Mit ihren neuen Zehnerkabinen kann sie bis zu 2.400 Personen pro Stunde nach oben befördern und den über die Jahre gewachsenen Fahrgastzahlen im Sommer besser gerecht werden – inklusive Biketransport und barrierefreiem Einstieg.

plose.org

980 14 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE
Wussten Sie, dass … es in Südtirol ein neues Label für nachhaltige Gebiete und Hotels gibt?

❶ GALERIE 90: KREATIVER KONFLIKT

Wo Gegensätze aufeinandertreffen, entsteht Kunst. Die Maxime ist vielleicht zu einfach formuliert für die Vielfalt an Ausstellungen, die in der kleinen Galerie in Mühlbach – ein Geheimtipp für Kunstliebende – seit 2006 unter der Leitung von Künstler Alex Pergher zu sehen sind. Sie umfassen Zeichnungen, Objekte und Installationen und scheuen nicht vor der kreativen Auseinandersetzung mit aktuellen Thematiken wie Umweltverschmutzung und Krieg zurück („The compass of the soul“; Juli bis August 2023).

alexpergher.com

❷ „VENUS“: KURVEN FÜR KLAUSEN

Zwölf Tonnen schwer, aus Beton und einem Findling geschaffen, kommt die goldene Venus in Klausen daher. 2023 ist sie noch am Eingang des Künstlerstädtchens zu sehen, bevor die Skulptur in die nächste Stadt weiterwandert. Der Künstler Lukas Mayr, ein quirliger Quereinsteiger, der zuvor Heizungs- und Sanitärinstallateur war, wollte mit der modern interpretierten Urstatue im ihm eigenen Stil aus Kugeln und Sphären ein harmonisches, wortwörtlich rundes Werk schaffen, ein Symbol für Frieden und Fruchtbarkeit. Aber auch Kurven für die Ewigkeit hinterlassen: Mayr scannt seine Werke ein und erstellt davon digitale Zwillinge, sogenannte NFTs, um die Realität mit der digitalen Welt zu verbinden.

Instagram @myonesphere

❸ STADTGALERIE: KEINE LIMITS FÜR DIE KUNST Kunst soll mehr Raum einnehmen: so das neue Konzept der Stadtgalerie Brixen. Alle paar Jahre bestellt die Galerie neue Kuratoren, seit 2023 sind Architekt Gerd Bergmeister und der bildende Künstler Josef Rainer am Steuer. Sie wollen nicht nur die Räume der Galerie nutzen, sondern auch den historischen Stadtkern miteinbeziehen. Kunst und Architektur, Hand in Hand. Jede Ausstellung bespielen Teams aus jungen und etablierten Künstlerinnen und Künstlern. In Zusammenarbeit mit anderen Museen, Studierenden und der Bevölkerung entsteht so eine Fusion der Vielfalt, die über die Galerie hinausreicht.

stadtgaleriebrixen.com

Dreimal Kunst

Zeitgenössisches zum Entdecken in Mühlbach, Klausen und Brixen

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Der Wirbel einer Kuh – vom Metzger als Suppenknochen geformt, in Holz nachgebaut vom Wiener Künstler Peter Sandbichler.
❶ ❷

K wie … Kaserbach

LÜSEN OHNE DEN KASERBACH?

Kaum vorstellbar. Wer in diesem ruhigen Tal schon mal wandern war, ist mit dem Rauschen und Gluckern des Baches vertraut. Doch seine Bedeutung geht tiefer: Er lieferte vor Jahrhunderten die Grundlage für Handwerksbetriebe, die seine Wasserkraft nutzten, und erleichterte damit verschiedenen Gewerken – Müller, Tischler, Schmied – die Arbeit. Er trieb auch die „Strickersäge“ an, eine sogenannte Venezianische Säge unter einem hölzernen Schindeldach, die 1847 am Kaserbach errichtet wurde und heute noch besichtigt werden kann. Ebenfalls einen Besuch wert und noch heute funktionstüchtig ist eine Mühle, die 1758 vom Lasankenbach (Lüsner Bach) an den Kaserbach verlegt wurde.

luesen.com

Geschichte mit Gufi

EIN NEUER FAMILIENWANDERWEG führt rund um Gufidaun, das „Dorf auf den sieben Hügeln“. Bestehende Wanderwege wurden erneuert und erweitert, sodass der Themenweg nun fast zwei Kilometer lang (und großteils kinderwagentauglich) von Station zu Station führt: Infotafeln erzählen kindgerecht die Geschichte Gufidauns im Laufe der Jahrhunderte, begleitet von der Eule „Gufi“. Das Maskottchen ist nach dem italienischen Wort für Eule, „gufo“, benannt –und natürlich nach dem Ort selbst. Entlang des Rundwanderweges gibt es zudem Spielplätze, Sitzbänke, Grillplätze, Aussichtspunkte und Einkehrmöglichkeiten.

klausen.it

Der Kaserbach erfüllte jahrhundertelang seinen Zweck. Er war Lebensquell fürs Handwerk: für Müller, Tischler, Schmied.

16 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

Das Bier von nebenan

TIEFSCHWARZ UND NACH BITTERSCHOKOLADE duftend: ein überraschendes Bier ist das Coffee Stout „Skuro“ vom jungen Team von Viertel Bier. Sechs weitere Sorten vom Hellen bis zum IPA sowie saisonale Variationen zeigen ihre Kreativität auch im Flaschendesign. So kreativ das Bier, so traditionell ist die Brautechnik im 120 Quadratmeter großen Sudhaus, angesiedelt beim Putzer in Schabs. Verwendet wird regionales Getreide aus Südtiroler Landwirtschaft und Wasser aus dem nahen Valser Tal, verkostet wird im gläsernen Taproom. Die Marke soll Werte wie Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Geborgenheit vermitteln. Ausgezeichnet ist das Bier auch wortwörtlich: Beim European Beer Star 2022 wurde das „Quattro“, ein Weißbier aus Gerste, Weizen, Dinkel und Roggen, in der Kategorie „Bier mit alternativen Getreidesorten“ prämiert. Brauereiführungen und Bierverkostungen auf Anfrage.

viertel-bier.it

RIDE FAIR!

5 Tipps für rücksichtsvolles Biken am Berg

1 Fußgänger haben Vorrang: Künde dich frühzeitig an, drossle dein Tempo oder halte nötigenfalls an. Fahre in kleinen Gruppen, meide stark frequentierte Wanderwege und – freundliches Grüßen fördert die Akzeptanz!

2 Hinterlasse keine Spuren: Durch kontrolliertes Bremsen – so, dass die Räder nicht blockieren – verhinderst du Bodenerosion und Wegeschäden. Nimm deinen Abfall wieder mit und vermeide Lärm.

3 Respektiere lokale Regelungen: Fahr nur auf geeigneten Straßen und Wegen statt querfeldein und respektiere Sperrungen. So vermeidest du Erosionsschäden und Konflikte mit Grundeigentümern.

4 Rücksicht auf Tiere: Wildtiere fressen in der Dämmerung. Fahre lieber nur bei Tag, um sie nicht zu stören. Nähere dich Nutztieren im Schritttempo und schließe Weidezäune nach der Durchfahrt.

5 Tempo kontrollieren: Passe deine Geschwindigkeit der Situation an, fahre aufmerksam und sei immer bremsbereit. Perfekte Fahr- und Bremstechnik lernst du in MountainbikeKursen! Frage am besten in deiner Unterkunft oder im örtlichen Tourismusverein nach.

→ Interview mit dem Bike-Profi + 4 Tourentipps auf Seite 44

17 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

Drei Fragen an …

Markus Klement, der in seinem kleinen Museum in Natz-Schabs Mineralien aus über 50 Ländern zeigt

Wie zeitintensiv ist die Suche nach Mineralien?

Sehr! Einmal habe ich ausgerechnet: Im Durchschnitt musste ich 15-mal losziehen, um einen Bergkristall zu finden. Raus in die Natur! Oft in die Gegend von Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz, die für Edelsteine und Mineralien bekannt ist. Da wird es manchmal auch durchaus gefährlich, wenn ich in unwegsamem Gelände herumklettere. Oder wenn in einer Höhle plötzlich Sand von der Decke rieselt, dann heißt es: nichts wie raus! Früher war ich mindestens drei Tage pro Woche für mein Hobby unterwegs, heute gehe ich es etwas ruhiger an. Die zweitgrößte Fachmesse der Welt in München ist auch stets ein Pflichttermin für mich. Dort knüpfe ich Kontakte mit Sammlern aus aller Welt –und komme zu neuen Stücken.

Haben Sie ein Lieblingsstück?

In Idar-Oberstein habe ich einmal eine große Amethyst-Druse gefunden. Das ist ein versteinerter Hohlraum – da bin ich schon sehr stolz drauf. Auch auf

einen 2.000 Kilo schweren Bergkristall aus Brasilien oder einen Selenit aus der mexikanischen Naica-Mine, der größten Kristallhöhle der Erde.

Was sagt Ihre Familie zu Ihrer Sammelleidenschaft?

Nun, meine Frau ist nicht immer begeistert, gerade wenn ich eine teure Neuanschaffung ins Auge fasse. So ein Exemplar kann ja schon mal so viel kosten wie eine kleine Wohnung. Sie lässt dann meine drei Kinder – zwei Buben, ein Mädchen – entscheiden, die sich zum Glück auch sehr für die Mineralien interessieren. Bis jetzt haben sie noch jedem Kauf zugestimmt. Die Leidenschaft hört wohl nie auf. Ich denke immer: Da draußen wartet immer noch ein neuer Schatz auf mich, den ich unbedingt haben muss!

Der Sammler und seine Höhle

Farbenfrohes Leuchten aus dem dunklen Inneren der Berge. Markus Klement besitzt eine der größten Mineraliensammlungen der Alpen.

Seit 45 Jahren sammelt Markus Klement, Jahrgang 1963, Mineralien. 30 Prozent seiner Steine hat er selbst gefunden, viele Exemplare hat er angekauft oder wurden ihm hinterlassen. Die Sammlung ist eine der größten in den europäischen Alpen. Er stellt sie im öffentlich zugänglichen Museum aus, das unterirdisch neben seinem „Mineralienhotel“ in Natz-Schabs liegt. Infos und Tickets unter

www.mineralien.museum

Interview —
OBERRAUCH 18 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE
SILVIA

Sichtbar nachhaltig

Am Nachhaltigkeitslabel Südtirol erkennst du die Ferienregionen, Unterkünfte und Gastronomiebetriebe, welche verantwortungsvolles Reisen tatkräftig mitgestalten. Lerne sie kennen und begleite Südtirol in eine nachhaltige Zukunft.

suedtirol.info/nachhaltiger-urlaub

19 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

Latzfons •

• Vals

• Terenten

• Meransen

• Mühlbach

• Rodeneck

• Natz–Schabs

• Vahrn • Lüsen

• Brixen

• Feldthurns

• Gufidaun

• Klausen Villanders •

• Barbian

So wie früher

1

2 Röckhof

3 Burgerhof

Auf zahlreichen Eisacktaler Törggele-Höfen lassen junge Gastgeber, Bauern und Winzerinnen den Ursprung der BuschenschankTradition neu aufleben. Mit historischen Gerichten – und zeitgenössischer Verve.

Drei Besuche voller Genuss

❸❶ ❷
Text — LISA MARIA GASSER Fotos — CAROLINE RENZLER Gummerer Hof
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Törggelen im Buschenschank – wie einst. Mit am Hof selbst hergestellten Produkten und Gemüse aus dem eigenen Garten.

21 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

Die Blätter der Weinreben in der Ortschaft Pinzagen über Brixen sind herbstlich gefärbt. Rot, braun, gelb und golden. In der Stube brummt der Staubsauger. Auf dem Herd köchelt die Rindsuppe. Mindestens drei Stunden braucht die Brühe, bis sie perfekt schmackhaft ist. Es ist Törggelezeit am ❶ Gummerer Hof Die arbeitsreichste im Jahr. „Mein Arbeitstag hat nun neunzehn Stunden“, sagt Philipp Gummerer. Der 38-Jährige wischt sich die Hände am blauen Schurz um seine Hüfte ab und wirft einen prüfenden Blick in die Töpfe. Er lenkt die Geschicke hier mit seiner Mutter. Die beiden Brüder gehen zur Hand, wenn es sie braucht. Erbaut wurde der Hof im 17. Jahrhundert, 1918 kauften ihn die Gummerers. Vater Sepp begann mit dem Weinbau. In den 1980er-Jahren lud er dann zum ersten Mal zum Törggelen. „Mein Tata liebte die Geselligkeit, und als Koch lag es ihm am Herzen, seine Arbeit und den Hof den Menschen näherzubringen.“ Gummerer eilt nach draußen: Er hat ein Hupen gehört. Der Metzger ist da, er lädt bereits das bestellte Fleisch ab. „Wir verwerten alle Teile der Tiere“, erklärt Gummerer. So wie es schon einmal war. Am Gummerer Hof will er Gäste und Besucherinnen zur Tradition der alten Törggelezeit hinführen, sie zu „vergessenen Wurzeln zurückbringen“.

Wo genau der Ursprung des Eisacktaler Törggelens liegt, ist nicht vollständig geklärt. Fest steht: Der Begriff geht auf das lateinische „torquere“ zurück. Das bedeutet „pressen“ oder „drehen“ und gibt der Torggl ihren Namen – jenem Raum, in dem in früheren Zeiten die Traubenpresse stand. Dort hinab stiegen Südtiroler Weinbauern und Händler von nördlich des Brenners einst, um im Spätherbst den neuen Wein zu verkosten.

Im Eisacktal entstand die Tradition, zum Wein auch am Hof zubereitete Speisen und geröstete Kastanien zu reichen. Ob den Bergbauern zum Dank, die das Vieh der Weinbauern im Sommer auf ihren Wiesen weiden ließen, oder als herbstliches Erntedankfest für Nachbarn und Verwandte – der Brauch hielt sich jedenfalls über Jahrhunderte. Bis heute. Wenn auch in vergangenen Jahrzehnten die schöne Tradition manchmal der Geldmacherei weichen musste.

Mit dem Aufstieg Südtirols zum populären Urlaubsziel in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entdeckten findige Gastwirtinnen und Touristiker den alten Eisacktaler Brauch als lukratives Geschäft – und nahmen es mit der Tradition nach und nach nicht mehr so genau. Törggelen wurde bald fast überall im Land angeboten, auch in Gegenden, wo weder Wein noch Kastanien gedeihen. Und in Gastlokalen ohne Felder, Wiesen, Ställe. Große Reiseunternehmen aus Deutschland und Österreich organisierten Törggeletrips nach Südtirol. Angeboten wurde nicht mehr, was der Hof zu bieten hatte, sondern was gefragt war. Sprudelnde Industriegetränke statt hausgemachte Säfte. Deftige Schlachtplatten mit Rippchen, Speck, Blutwurst und Surfleisch, vielfach von nicht heimischen Schweinen. Kastanien, von irgendwo zugekauft. Wein, nicht selten von weit her. Dazu Ziehharmonikabeschallung. Weil da der Wein schneller floss. Spätestens in den 1990er-Jahren war das Törggelen vielerorts zum Massenprodukt verkommen. Doch diese Zeiten sind – zum Glück – vorbei. Auf zahlreichen Eisacktaler Törggelehöfen lassen junge Gastgeber, Bauern und Winzerinnen den Ursprung der Buschenschank-Tradition neu aufleben. Mit historischen Gerichten – und zeitgenössischer Verve. Wie auf dem Gummerer Hof. Oder auf dem ❷ Röckhof bei Villanders, der seit 250 Jahren in Besitz der Familie Augschöll ist.

Durch das offene Fenster ziehen duftende Schwaden. Es riecht nach frischem Bratfett. Am Küchentisch sitzt Maria. Geschickt füllt die 94-Jährige Zwetschgenmarmelade in die Krapfen, die Schwiegertochter Frieda in Fett goldig backt. Enkelin Carmen Augschöll beobachtet das eingespielte Team lächelnd. „Die Oma wacht immer noch über Haus und

Törggelen

Im Eisacktal gilt es als „fünfte Jahreszeit“: Im Oktober und November, wenn die Trauben geerntet und die Weinberge goldgelb sind, trifft man sich nach einer kurzen Wanderung durch Dörfer und Herbstwälder in den Bauernstuben und verkostet Wein, hausgemachte Schlutzkrapfen, Hauswürste mit Sauerkraut, süße Krapfen und gebratene Kastanien. Die beliebte Tradition geht auf den alten Brauch des Verkostens von jungem Wein zurück, der Begriff „Törggelen“ kommt von der „Torggl“ (lat. torquere, drehen) einer hölzernen Weinpresse.

Auf den historischen Höfen, die sie von ihren Eltern übernommen haben, lassen junge Gastgeberinnen und Gastgeber die BuschenschankTradition neu aufleben.

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Neunzehn Stunden pro Tag arbeitet Philipp Gummerer auf seinem Hof aus dem 17. Jahrhundert. Gemeinsam mit seiner Mutter – und auch die Brüder gehen zur Hand.

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„Zur alten Törggelezeit hinführen, die vergessenen Wurzeln zurückbringen.“

Hof“, sagt sie. In der Stube der einstigen Hofstelle, die heute ein unterirdischer Felsstollen mit dem neuen Haus verbindet, hat Maria vor über 60 Jahren begonnen, „die Fremmen“ zu bewirten. Die Fremden, die Gäste. Die Rezepte von damals hat sie weitergegeben – an Sohn Konrad, seine Frau Frieda und die Enkel Carmen und Hannes. Carmen Augschöll ist 2021 aus Wien an den Röckhof zurückgekehrt, mit 30 Jahren und viel Erfahrung in der Weinbranche. Die Weinakademikerin führt nun den Familienbetrieb mit ihrem zwei Jahre jüngeren Bruder, der in Deutschland Weinbau und Önologie studiert hat. Zum Törggelen gibt es immer noch „wenig Fleisch, Knödel, grüne Villanderer Krapfen, Kartoffelblattlen mit Kraut“, erklärt Augschöll. Wie zu Omas Zeiten. Die Enkel aber haben die klassischen Gerichte ins Heute geholt: Wer kein Fleisch oder tierische Produkte isst, kommt am Röckhof genauso auf seine Kosten.

Den Augschölls, wie auch den Gummerers, geht es darum, die Tradition wiederzubeleben, sie mit zeitgenössischen Ideen anzureichern. Manchem Gast muss die alte Tradition erst wieder neu nahegebracht werden. Das erfüllt mit Zufriedenheit, kann aber manchmal aber auch ganz schön anstrengend sein. Mache ich all die Arbeit umsonst? Die Frage stellt sich Philipp Gummerer, wenn er Anfragen erhält, was denn „eine Übernachtung mit Törggelen“ am Gummerer

Frieda (l.) und Maria Augschöll bei der Küchenarbeit am Röckhof. Sie füllen die Zwetschgenmarmelade in die Krapfen, die goldig gebacken werden.

Hof koste. „Und Musik ist auch dabei, ja?“ Als wäre Törggelen ein schnödes All-inclusive-Event. Für Gummerer ist es wichtig, das Erbe seines Vaters hochzuhalten: „Bei mir gibt es kein Halligalli, keine Massenware. Ich erzeuge und verkaufe meine Produkte mit Herzblut.“

Eine seiner Leidenschaften ist der Speck. Den stellt er selbst her, bei konstanten Temperaturen unter zehn Grad hängt das Fleisch in einer Kammer hinter dem Hof ab.

Quietschend öffnet sich die Tür. Gummerer läuft zwischen den Hammen durch, die über seinem Kopf hängen. Sanft klopft er sie ab – je hohler der Ton, desto reifer der Speck. Gummerer nickt zufrieden. Er hält selbst derzeit drei Schweine. Gutmütig grunzend tappen die Schwäbisch-Hällischen durch das schlammige Gehege gleich hinter dem Gemüsegarten. Ende Oktober haben die Kastanien- und Nussbäume ihre Früchte bereits abgeworfen, der Garten ist so gut wie leer geerntet. Was Gummerer den Gästen von September bis Mitte Dezember zum Törggelen auftischt, stammt zu 80 Prozent von seinem Betrieb oder lokalen Bauern. „Natürlich muss ich einiges zukaufen, Spinat für die Schlutzkrapfen etwa, oder Kraut. Alles selbst anzubauen ist nicht zu schaffen.“

Kürbis, Sauerkraut und Getreide für ihr Sauerteigbrot muss auch Familie Augschöll von auswärts an den Röckhof

Wer kein Fleisch isst, kommt am Röckhof genauso auf seine Kosten.

Vor 60 Jahren hat die Großmutter begonnen, „die Fremmen“ zu bewirten. Die Krapfen gab es – natürlich –auch damals schon. Und zwar genauso wie heute.

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Entschleunigung. Mehr Zeit, sich auf das Essen einzulassen, und Genuss.

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Juniorchefin Carmen Augschöll bezieht alle Zutaten von Bio-Höfen oder befreundeten Bauern. Gemüse, Kastanien und Obst für die Marmeladen hat sie am Röckhof selbst. Der Wein? Kommt von den eigenen Reben und wird selbst eingekellert.

bringen. Sie beziehen alles von Bio-Landwirten oder befreundeten Bauern. Gemüse, Kastanien und Obst für die Marmeladen haben sie selbst. „Butter, Graukäse, Speck und Kaminwurzen machen wir am Hof“, sagt Carmen. „Und selbstverständlich die Hauswürste – die stellt mein Vater her.“ Was nicht am Hof verarbeitet wird, landet nicht auf der Speisekarte: „Auf Rippchen oder Surfleisch können wir deshalb verzichten.“ Das fällt auch gar nicht weiter auf. „Beim Hauptgang, der andernorts üblicherweise fleischlastig ist, sind unsere Gäste oft schon zufrieden und satt.“ Denn seit die Geschwister das Ruder am Röckhof übernommen haben, laufen die Dinge langsamer. Mehrere kleine Gänge statt einer üppigen Speisenfolge sorgen für Entschleunigung, mehr Zeit, sich auf das Essen einzulassen, und Genuss.

Die Bauernstube des alten Hofes. Auch hier werden die Gäste verköstigt. Mehrere kleine Gänge statt üppiger Speisenfolge. Alles läuft langsam, genauso wie einst.

Was am Röckhof von Ende September bis Ende November unter „Slow Törggelen“ stattfindet, spielt sich unter ganz ähnlichen Vorzeichen auch wenige Kilometer nordwärts ab. Die kurvenreiche Straße zum ❸ Burgerhof endet auf 750 Meter Höhe vor einem dreigeschossigen Bauernhaus. Davor sitzt Johannes Meßner. Er legt gerade eine Pause ein. Auf seinem Schoß: sein kleiner Sohn. Der ist gerade mit dem Großvater von einem Ausflug zurückgekommen und beißt geräusch-

voll in einen Keks. Lautlos fallen die Blätter der Weinreben auf den massiven Holztisch vor dem Haus. Bei Johannes Meßner bestimmt nicht die Nachfrage das Angebot auf der Speisekarte. Das Angebot genügt sich selbst. „Wir wechseln jede Woche das Menü, je nachdem, was wir auf dem Feld, in Kühlzelle und Gefriertruhe finden“, erklärt Meßner das Konzept am Burgerhof. 2016 hat er ihn vom Vater übernommen. Den Buschenschank am elterlichen Betrieb – der Hof ist seit 1843 in Familienbesitz, erbaut wurde er vermutlich schon im 12. Jahrhundert – haben Meßner und seine Frau Katrin 2018 eröffnet. Dass die Natur die Karte bestimmt, ist nicht selbstverständlich: „Ab und zu gibt es Kritik von Gästen, wenn wir Ende September zum Törggelen keine Kastanien braten, weil sie an den Bäumen noch Zeit zum Reifen brauchen.“ Auf den Tisch kommt nur, was die Familie eigenständig anbaut, erntet, verarbeitet: Fleisch, Gemüse, Kartoffeln, Äpfel, Getreide. „Roggen für das Brot, Dinkel für Süßspeisen, Buchweizen für Knödel und Nudeln“, so Meßner. Der 34-Jährige ist gelernter Koch. Inzwischen hat er sich seinen blauen Schurz umgebunden und steht am Herd. Die Pause ist zu Ende. Geschwind hackt Meßner eine Zwiebel klein, brät sie in der Pfanne an und mengt grüne Bohnen unter. Die werden als Beilage zum Saltimbocca serviert. Die Kälber, die das Fleisch dafür liefern, weiden das ganze Jahr auf den umliegenden Wiesen.

Neues wagen. Ohne das Alte, die Tradition, das Bewährte zu vergessen. Das zeigt sich auch im Inneren von Gummerer, Röck- und Burgerhof: An den Wänden reihen sich alte Familienfotos an Urkun-

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Die Rußküche mit vom Rauch geschwärzten Mauersteinen im alten Röckhof. Gekocht wird hier heute nicht mehr. Aber nach wie vor werden Speck und Kaminwurzen geräuchert – und neuerdings auch Karotten.

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den, die die lange Geschichte der Höfe belegen. Philipp Gummerer bewahrt Speisekarten aus den 1980er-Jahren auf. Als Zeugen für die Entwicklung, die es über die Generationen gegeben hat. Carmen Augschöll lädt in die alte Bauernstube, in der nichts verändert wurde, seit ihre Oma dort Gäste bewirtet hat. Gleich daneben: die Räucherstube mit vom Ruß geschwärzten Mauersteinen. Darin werden heute nicht mehr nur Speck und Kaminwurzen vom Rauch des Feuers umhüllt, deren typisches, leicht kratziges Aroma zum Törggelen dazugehört. Als vegetarische und vegane Variante gibt es geräucherte Karotten. Karotte, diesmal fermentiert, dient auch als GraukäseErsatz. Das Tatar von der Roten Bete und die Kartoffelblattlen ohne Ei im Teig haben selbst Oma Maria überzeugt. Bei den Knödeln möchte Familie Augschöll in Zukunft auf regionale Leinsamen statt Ei als Bindemittel setzen. Am Burgerhof tüftelt auch Johannes Meßner eifrig an Alternativen, daran, „klassische Produkte und Gerichte anders, neu zu interpretieren“, wie er sagt. Für die Kürbisteigtaschen braucht es nicht unbedingt Ei. Die Füllung lässt sich anstelle von Käse wunderbar mit Ingwer würzen. Eine Apfel-Sellerie-Suppe trifft jeden Geschmack. Bei der Karottentorte fällt gar nicht auf, dass sie vegan ist. „Natürlich ist ein Törggelen ohne tierische Produkte für den Koch Herausforderung und Aufwand zugleich“, sagt Meßner. „Aber man macht es gerne.“

Neue Wege beschreiten Meßner, Augschöll und Gummerer auch in den Weinbergen. Zu ihren Höfen gehören jeweils nur wenige Hektar Reben. Die Vielfalt dort ist allerdings immens. Wie die Arbeit und der Innovationswille, den die drei in die Trauben stecken. Philipp Gummerer baut eine Handvoll Rebsorten an. Die seines Vaters. Darunter eine ganz besondere: den Blaterle – „die älteste

autochthone Weißweinsorte in Südtirol“, sagt er. Die Urtraube wurde früher kultiviert, um sie dem Rotwein beizumengen. Vater Sepp begann, aus dem Blaterle Sekt herzustellen. Den bietet der Sohn bis heute seinen Gästen an. Wie Gummerer kann Johannes Meßner auf die Arbeit seiner Eltern aufbauen. Sie gehörten Anfang der 1980er-Jahre zu den ersten Südtiroler Landwirten, die auf biologischen Anbau setzten. „Damals wurden sie als Spinner belächelt, für rückschrittlich gehalten. Weil sie auf synthetische Mittel im Weinberg verzichteten“, berichtet Meßner. „Heute ist es genau umgekehrt.“ Ohne jegliche Hilfsmittel kommen die vier Sorten aus, die am Burgerhof wachsen. Am Röckhof ließ sich Vater Konrad, der den Weinbau etabliert hat, erst nach und nach überzeugen. „Der konventionelle Anbau mit dem Einsatz von chemischen Spritzmitteln hat ihm ein Gefühl von Sicherheit gegeben.“ Carmen Augschöll versteht ihren Vater. „Es war schwierig für ihn, nachzuvollziehen, was wir vorhaben.“ Mittlerweile hat sich Konrad mit der Wirtschafts- und Denkweise der Kinder angefreundet. Und ist stolz auf sie.

Den jungen Gastgebern, Bauern, Winzerinnen aus dem Eisacktal geht es darum, ehrlich und authentisch zu sein, sich wohlfühlen und mit der eigenen Arbeit identifizieren zu können. Das ist der neue Geist, der mit Carmen Augschöll, Johannes Meßner und Philipp Gummerer in die uralten Hofmauern eingezogen ist. Auch dank der Erfahrungen, die sie von vielen Reisen und Aufenthalten im Ausland mit nach Hause gebracht haben. „Ich habe die Freude und Wertschätzung für daheim wiederentdeckt“, sagt Gummerer. Augschöll fühlt: „Ich bin angekommen.“ Meßner sieht seine Zukunft hier, an den Hängen über Brixen. Die drei haben die Prioritäten neu gesetzt: zuerst die Qualität. Nur wenn die stimmt, dann wird das Törggelen zum wahren Genuss.

Den jungen Gastgebern, wie auch Johannes Meßner, geht es darum, ehrlich und authentisch zu sein, sich wohlzufühlen und mit der eigenen Arbeit identifizieren zu können. Das ist der neue Geist.

gummererhof.it roeck.bz burgerhof-messner.com

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Neues wagen. Ohne das Alte, die Tradition, das Bewährte zu vergessen. Auch und vor allem: auf dem Teller.

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Es muss nicht immer ein Gipfel sein! Warum es gut tut, so manche Perle am Wegesrand mit Kinderaugen neu zu entdecken

Schau, wie

Die anfängliche Eile ist schnell verflogen, die Anspannung fällt ab. Eltern und Kinder entdecken gemeinsam den größten Abenteuerspielplatz der Welt: die Natur in den Bergen.

Text – VERENA SPECHTENHAUSER
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Schau, Mama, wie schön!

Mit Kindern am Berg

Kurze Strecken mit Spielstationen machen den Kleinen das Wandern schmackhaft. Etwa der Sonnenpark Gitschberg direkt an der Bergstation mit Riesenrutsche und Sonnenuhr, der Erlebnispark Jochtal von der Jochtalbahn-Bergstation bis zur Panoramaplattform Steinermandl mit Spielstationen wie Streichelzoo und Wasserpark oder der WoodyWalk auf der Plose mit Kletterbaum, Kneipp-Anlage und Knödeln auf der Rossalm.

gitschberg-jochtal.com plose.org

F

rüher stand ich jedes Wochenende auf einem anderen Gipfel in den Südtiroler Bergen. Der Blick ins Tal nach einem geglückten Aufstieg bedeutete mir alles. Niemals wird sich das ändern, habe ich mir damals geschworen, auch nicht, wenn ich einmal Kinder habe – doch ich wurde eines Besseren belehrt.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Meiner Liebe zu den Bergen bin ich auch als Mutter von zwei Jungs treu geblieben. Noch immer plane ich jede Woche aufs Neue spannende Wanderungen, wälze Websites von Tourismusvereinen und durchforste digitale Wanderführer. Doch die Prioritäten haben sich verändert, nicht mein Sportlerinnen-Ego, sondern meine Kinder geben nun den Takt vor. Zum Glück – denn ich habe bisher so viel am Wegesrand verpasst.

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Im Eisacktal habe ich nie Schwierigkeiten, kinderfreundliche Wanderungen für uns zu finden. Und so geht es diesmal mit der Gitschbergbahn von Meransen aus in die Höhe. Unser Wunschziel: die Aussichtsplattform auf der 2.500 Meter Hohen Gitsch. Zumindest – ein Gipfelchen. Die Fahrt mit dem „Bahndl“ ist ein erstes Highlight. Mit großen Augen schauen wir zu, wie die Welt unter uns immer kleiner wird. Was für ein Glück wir hier in Südtirol doch haben, was für eine unglaublich beeindruckende Natur direkt vor der Haustür!

Oben an der Bergstation angekommen, nehme ich mein Fernglas in die Hand und bewundere das Panorama. Stolz zähle ich den Kindern die Namen der umliegenden Gipfel auf, die ich in meinem früheren Leben bereits erklommen habe –und werde gekonnt ignoriert. Zu tief sind die beiden bereits eingetaucht in ihr Leben als Forscher und Entdecker. Begutachten mit ihren kleinen Lupen Grashüpfer, Steine und Gräser. „Schau, Mama, wie schön der Käfer leuchtet!“, rufen sie begeistert. Mein Blick hingegen fällt auf die Armbanduhr: „Kommt, wir müssen los, unser Weg ist noch weit.“ Nur mit Mühe schaffe ich es, die beiden von einem enormen Fliegenpilz loszureißen, den ich ohne sie wohl nicht bemerkt hätte. Und während ich versuche, meine aufsteigende Ungeduld hinunterzuschlucken, beneide ich sie gleichzeitig um ihre Fähigkeit, komplett im Hier und Jetzt zu sein. Nur im Schneckentempo geht es auf dem Wanderweg voran. Bunte Blumen leuchten von den umliegenden Wiesen. „Mama, schau, ich pflück dir einen Butterblumenstrauß“, ruft der Große und läuft lachend davon. Ich winke ihm nach und versuche nicht allzu auffällig in Richtung Aussichtsplattform zu blicken. „Mamaaaa, ich hab Hunger“, krächzt der Kleine nur Minuten später. Seufzend breite ich – gefühlte 100 Meter von der Bergstation entfernt – unsere Decke aus, platziere Essen und Trinken darauf und schneide die mitgebrachten Äpfel in Stücke. „Wir sind doch gerade erst losgegangen“, raunze ich etwas enttäuscht meinem Mann zu, während ich auf dem Rücken liegend die vorbeiziehenden Wolkenformationen beobachte.

Langsam gleitet die Sonne am Himmel entlang, fast scheint es, als würde sie mit uns gemeinsam über die Wiesen schlendern. Meine anfängliche Eile ist längst verflogen, die Anspannung fällt ab. Das vorgenommene Ziel ist zu weit entfernt, um es noch zu erreichen. Endlich bücke auch ich mich nach Stöcken, bewundere Ameisenhaufen und baue mit Steinen hohe Türme im Bach. Nun sehe ich ihn deutlich vor mir, diesen größten Abenteuerspielplatz der Welt. „Der Weg ist das Ziel“, rufe ich lachend in die näher rückende Abendstimmung und fühle mich plötzlich frei und angekommen.

Vollgepackt mit großen und kleinen Schätzen, roten Wangen und Bärenhunger kommen wir heim. „Mama, war schön heute“, sagt der Große beim ins Bett Gehen. „Ich hab einen Zauberstein gefunden“, sagt der Kleine. „Alles richtig gemacht“, sage ich zu meinem Mann. Und denke über unser Ausflugsziel fürs nächste Wochenende nach.

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Natur, die unter die Haut geht

Text — LISA MARIA GASSER Fotos — CAROLINE RENZLER, ARCHIV
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Das Beste liegt oft ganz nahe: im Kräutergarten, Nadelwald, Ziegenstall und Bienenstock. Wie an verschiedenen Orten des Eisacktals das Wissen um natürliche Rohstoffe und ihre Wirkung für Pflege und Kosmetik genutzt wird. Vier Einblicke

Ausgewählte Hersteller veredeln Christine Lageders Kräuter zu Cremen, Salben, Seifen.

Im Rhythmus der Pflanzen

Im Sommer macht Christine Lageder den letzten Rundgang im Garten abends, gegen halb zehn. Erst wenn es dunkel ist, öffnet die Nachtkerze ihre Blüten, die sie sammeln will. „Sie bringen die gesamte Umgebung zum Leuchten“, sagt die ausgebildete Kräuterexpertin. Von den 350 verschiedenen Gewächsen in ihren Gärten sind ihr Nachtkerze und Malve am liebsten. Blüten und Blätter der beiden hochwachsenden Pflanzen eignen sich bestens für die Tee- und Gewürzmischungen, die Lageder am Dorfrand von Barbian abfüllt. Und für ihre Kosmetikprodukte. Sämtliche Grundzutaten dafür baut sie direkt vor der Haustür an, am Oberpalwitterhof auf 900 Meter Meereshöhe: Rosen, Ringelblumen, Edelweiß, Thymian, Maiglöckchen, Beinwell. Ausgewählte Hersteller veredeln die Kräuter zu Cremen, Salben, Seifen.

2006 hat die ehemalige Krankenpflegerin mit dem biologischen Kräuteranbau und einer Handvoll Produkten begonnen. „Der Boden hier ist ideal: steinig, mager, sonnig.“ Die Arbeit in den vier Gärten, die sie auf steilen Hängen angelegt hat, wird von Hand erledigt. 3.500 Quadratmeter gilt es zu bewirtschaften. Den Takt gibt die Natur vor. Im Februar werden die allerersten Pflanzen ausgesät. Danach beginnt das Aufräumen. Lageder muss die Gewächse vom Vorjahr zurückschneiden, Platz für die frischen Setzlinge schaffen. „Von April bis Spätsommer bin ich dann täglich im Garten“, sagt sie. Jedes Kraut, jedes Gewürz, jedes Pflänzchen hat seinen eigenen Biorhythmus, sprießt und blüht früher oder später im Jahr. Deshalb wird ständig gleichzeitig gesetzt, gejätet, gepflückt und getrocknet.

Im Sommer helfen zwei Mitarbeiterinnen und Lageders Tochter am Oberpalwitterhof mit. Arbeitsbeginn ist morgens um halb sechs. „Die Königskerzen müssen wir vor Sonnenaufgang pflücken, denn bei Sonnenschein verwelken sie sehr schnell.“ Für die Rosenernte darf es nicht zu warm sein. Bei Ringelblume und Kamille hingegen wird auf die heißeste Zeit des Tages gewartet. Das Wissen um die Pflanzen, ihre natürliche Wirkkraft und wie sie am besten zur Geltung kommt, hat sich die Kräuterfachfrau in vielen Kursen, Aus- und Weiterbildungen angeeignet. Das Öl der Nachtkerze in den Cremen wirkt nährend, Malve beruhigt. Die heilende Ringelblume schützt Hände und Lippen. Edelweiß hat einen natürlichen Sonnenschutz, unterstützt die Spannkraft der Haut. Gerne gibt Lageder ihre Kenntnisse bei Gartenführungen weiter.

Ende September steht die letzte Ernte an. Der Herbst ist die Zeit zum Ordnungmachen: Lager, Trocken- und Verarbeitungsraum werden auf Vordermann gebracht. Die getrockneten Blüten und Kräuter gemischt, abgefüllt und gemeinsam mit den Kosmetikprodukten für den Verkauf im Onlineshop, Hofladen und auf Märkten vorbereitet. „Weihnachten ist am stressigsten“, meint Christine Lageder. Sind diese Tage vorbei, kommt auch sie etwas zur Ruhe. Wie die Natur. Bis im Februar das neue Gartenjahr beginnt.

oberpalwitterhof.com

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Zu wertvoll zum Wegschütten

Seit 2008 die ersten Ziegen am Untereggerhof in Vals nahe Mühlbach eingezogen sind, war das Ziel eines: alles verwenden, nichts verschwenden. Leichter gesagt als getan. Die 140 Deutschen Weißen Edelziegen geben jedes Jahr 100.000 Liter Milch. Richard Zingerle und Sohn Manuel verarbeiten sie zu Käse. Für ein Kilogramm benötigen sie rund zehn Liter Ziegenmilch. Übrig bleiben 90.000 Liter Molke. „Die Ausbeute bei der Käseherstellung ist denkbar niedrig“, sagt der Junior. Er hat den Hof, wo sein Vater 15 Jahre zuvor von Kuh- auf Ziegenhaltung umgestiegen war, im Februar 2023 übernommen. Seinen Beruf als Zimmermann hat er aufgegeben, als der Vater mit den Ziegen ernst machte.

Lange versuchte Zingerle eine Antwort auf die Frage zu finden: Was mit der Molke anfangen? Sie einfach wegschütten, wie es üblich ist? Dafür ist die wässrige, gelb-grünliche Flüssigkeit, die in der Käserei anfällt, zu schade. Molke enthält wertvolle Mineralstoffe, Milchsäurebakterien, Vitamine, Fettsäuren und Eiweiße. Ideen wurden gesammelt – und wieder verworfen. Bis der Gedanke aufkam, den Wellnesshotels der Umgebung frische Molke für Bäder anzubieten. Eine ältere Dame habe ihm erzählt, dass sie wegen ihrer empfindlichen Haut nur in Molke bade, so Zingerle. Doch das Interesse blieb aus. Nicht einen einzigen Liter sei er losgeworden. Er ließ sich nicht abbringen, suchte und fand einen Produzenten, der mit der Restflüssigkeit aus der Käserei Kosmetikprodukte herstellt. Im Sommer 2018 kamen die ersten auf den Markt – zur Pflege von Gesicht, Körper, Händen, für die Reinigung von Haut und Haaren. Manuel und seine Eltern, die beide weiter am Hof mitarbeiten, verwenden Shampoo, Duschgel und Cremen, mit leichtem Vanilleduft versetzt, auch selbst. Der Verkauf geschieht direkt ab Hof, online, in Fachgeschäften sowie über einen Großhändler in Deutschland, der Kosmetikstudios beliefert.

Anstelle von Wasser enthält jeder der sieben Pflegeartikel vom Untereggerhof mindestens 60 Prozent Ziegenmolke. „Sie spendet viel Feuchtigkeit und kann die Haut ins natürliche Gleichgewicht bringen.“ Die Milchsäurebakterien machen die Flüssigkeit leicht verderblich, sie muss rasch zur Weiterverarbeitung in die Produktionsstätte transportiert oder eingefroren werden. Haltbare Produkte wie die seiner Pflegelinie sind eine gute Lösung, um so viel Molke wie möglich zu verwerten, meint Zingerle. Der geprüfte Molkereifachmann aber weiß: Die gesamten 90.000 Liter pro Jahr sind nicht zu schaffen. Nichtsdestotrotz und auch wenn der Zeitaufwand für die Vermarktung ihrer Kosmetik enorm sei – die Zingerles sind stolz auf das, was sie geschafft haben.

unteregger.it

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„Ziegenmolke spendet viel Feuchtigkeit und kann die Haut ins natürliche Gleichgewicht bringen.“
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Brennen wie damals

Der Aufwand hinter den dunkelbraunen Fläschchen lässt sich nicht gleich erahnen. Sechs bis acht Stunden dauert der Brennvorgang, mit dem Meinrad Rabensteiner das Öl in den Flakons gewinnt – aus Zweigen mit den Nadeln der Bäume um Barbian. Bevor es ans Brennen geht, werden die kleinen Äste gehackt, mehrere Wochen getrocknet, gehäckselt und in den Metallkessel in der urigen Latschenölbrennerei auf der Barbianer Alm gefüllt. Dort, auf 1.850 Metern, hat Rabensteiners Großonkel 1912 begonnen, ätherisches Öl aus Latschenkiefern zu destillieren. Das Wissen um die Destillation mit Wasserdampf wurde in der Familie über Generationen bewahrt. Heute hält der Großneffe die Tradition hoch.

2016 hat Rabensteiner seinen Beruf als Tischler aufgegeben und sich mit der Brennerei selbstständig gemacht. Die gänzlich naturreinen Öle lässt er inzwischen über ein Labor auch zu Kosmetikartikeln verarbeiten. Die Zirbe verleiht Shampoos, Seifen und Deos ihren waldig-würzigen Geruch. Die kräftig-aromatisch duftende Latsche kann als Einreibung und zusammen mit der harzig riechenden Fichte als Brustbalsam verwendet werden. Die Essenzen wirken in ihrer Reinform genauso wie in den kosmetischen Produkten: entspannend, befreiend für die Atemwege, schleimlösend, entzündungshemmend. Genutzt werden sie zum Inhalieren bei Erkältungen, zum Einreiben bei Gelenkschmerzen und Muskelkater, in Duftlampen und für Saunaaufgüsse.

Auf der Barbianer Alm destilliert Rabensteiner die Zweige und Nadeln von Latschen, Zirben, Fichten, Föhren und Wacholder. Die Faustregel: Je länger die Nadeln, desto mehr Öl lässt sich daraus gewinnen. Das Destillieren geschieht mithilfe von Wasserdampf bei konstanten Temperaturen von 90 bis 95 Grad Celsius. Für die sorgt Rabensteiner, indem er den Ofen unter dem Wasserkessel ständig nachheizt. Über Rohre steigt der Dampf in den Metallbehälter, in dem sich die gehäckselten Nadelbaumzweige befinden, und entzieht ihnen Öle und Aromen. In den Behälter passen rund 1,6 Kubikmeter Gehölz. Übrig bleibt ein dreiviertel Liter Latschenöl. Bei der Zirbe ist es etwas mehr. Zwischen 70 und 100 Liter kommen so im Jahr zusammen.

„Meine Vorfahren haben Latschenöl noch in großem Stil gebrannt und an den Großhandel geliefert“, sagt Rabensteiner. Die gesamte Familie und bis zu ein Dutzend Angestellte waren eingespannt. Heute verkauft er seine biozertifizierten Produkte als „Original Barbianer“ direkt auf der Alm, online, über ausgewählte Geschäfte und Märkte sowie in einzelnen Hotels. Die Arbeit im Wald und in der Brennerei erledigt der 41-Jährige großteils allein. Lebenspartnerin Andrea Unterkalmsteiner macht die Büroarbeit und Führungen. Vor zehn Jahren stand die Überlegung im Raum, die über hundert Jahre alte Latschenölbrennerei samt Anlage zu modernisieren. Am Ende wurde alles so belassen wie eh und je. Immerhin ist die Brennerei ein Stück Familiengeschichte. Einzig der alte Ofen wurde 2021 ausgetauscht. „Er litt an Altersschwäche“, meint Rabensteiner. Nach 109 Jahren hat er das getrost dürfen.

latschenkiefer.it

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Das Wissen um die Destillation mit Wasserdampf wurde in den Familien über Generationen bewahrt.

Die Kraft des Schwarms

Kurz, dafür umso intensiver, ist das Arbeitsjahr von Erich Larchers Bienen. Wie es wird, hängt vor allem vom Wetter ab. „Bei idealer Witterung kann ein Bienenvolk binnen kurzer Zeit bis zu 30 Kilogramm Honig einbringen“, erklärt der Imker. Im Stock hinterlassen die fleißigen Tierchen nicht nur den süßen, goldenen Sirup, sondern weitere wertvolle Früchte ihrer Arbeit. 2014 hat Larcher begonnen, diese für Pflegeprodukte zu verwenden: Honig, Bienenwachs und Propolis spenden Feuchtigkeit, sorgen für Linderung bei rauer oder gereizter Haut, wirken wundheilend und antibakteriell. Angefangen hat Larcher mit acht Produkten für die Pflege von Gesicht, Körper, Haar, Händen, Lippen und Zähnen. Nach und nach ist das Sortiment auf mehr als das Doppelte angewachsen.

Mehr geworden sind auch Larchers Bienen. 1988, als 14-Jähriger, ist er mit zwei Völkern in die Welt der Imkerei aufgebrochen. Rund 180 sind es heute. Jedes Volk hat eine Königin – und Tausende Arbeitsbienen. „Zwischen zehn- und zwölftausend“, sagt Larcher. Bis zu 50.000 pro Volk können es im Sommer werden, wenn der Nachwuchs der Königin geschlüpft ist. Ist es warm genug, beginnt Ende April der Einsatz der Bienen. Zunächst auf den Wiesen, wo sie in den bereits blühenden Blumen Nektar finden. Im Wald setzt die Baumblüte später ein. Bis Mitte Juli erntet Larcher den Blüten- und Waldhonig in den Bienenstöcken ab. Dann geht es schon daran, die Tiere für das nächste Jahr vorzubereiten, „sie mit flüssiger Weizenstärke einzufüttern, damit sie im Winter genug Nahrung haben“. Ihren natürlichen Vorrat, den Honig, haben die Bienen eingelagert. Und mit Wachs versiegelt.

Um den Saft zu gewinnen, aus den Waben schleudern zu können, entfernt der Imker die goldgelbe wächserne Schicht über den kleinen sechseckigen Öffnungen – „ein natürlicher, reiner Rohstoff, der sich bestens für die Körperpflege eignet“, so Larcher. Das Propolis holt er von Wabenrähmchen im Stock. Die Bienen dichten die feinmaschigen Gitter mit der klebrigen Masse ab. Nachdem er es tiefgefroren hat, kann der Imker das Propolis abschaben und vermahlen. Als Pulver oder in Alkohol gelöst wird es weiterverarbeitet.

Die Produktion der Honig-Pflegelinie findet im Labor statt. Verpackt werden die einzelnen Artikel im Firmensitz in Vahrn bei Brixen. Unverwechselbar der Duft, der beim Öffnen der Döschen, Tuben und Tiegel entströmt: Blumigsüße Honigaromen, beim Propolis um eine harzige Note angereichert, treten im Bienenwachs noch intensiver hervor. Der Imker vertreibt die Produkte, die seinen Namen tragen, auf Märkten, in einem Onlineshop und ausgesuchten Geschäften. „Ich würde mich freuen, wenn auch Hotels vermehrt meine Erzeugnisse nutzen würden“, wünscht sich der Vahrner, der seit 2021 Obmann des Südtiroler Imkerbundes ist. Vor 35 Jahren hat Larcher mit der Imkerei begonnen. Nach zahlreichen Weiterbildungen im In- und Ausland gibt er Interessierten jetzt selbst Kurse. Denn wer mit Bienen arbeitet, sagt er, könne eines nie: stehen bleiben.

larcher-honigprodukte.it

Das Propolis holt der Imker von Wabenrähmchen im Stock. Als Pulver oder in Alkohol gelöst wird es weiterverarbeitet.

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astrabx.com

+ Außen sachlich in pompejanischem Rot, innen mit modernster Technik versehen – für Konzerte, Talks und Performances.
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Das in Brixen

Die „neue“ Jugend

Im Auftrag der faschistischen Jugendorganisation ONB („Opera Nazionale Balilla“) wurde das Gebäude in der Brixner Romstraße am Rande der Altstadt im Jahr 1936 errichtet. Im „Casa del Balilla“ (später GIL, „Gioventù Italiana del Littorio“, Faschistische Jugend Italiens) sollten Kinder und Jugendliche von 6 bis 21 Jahren im Geiste des Regimes erzogen werden. In der Sport- und Kultureinrichtung wurde Theater gespielt und geturnt, auf dem Exerzierplatz marschierten die Jungen und Mädchen auf. So wollte das Regime sie mit „Tugenden“ wie Nationalstolz, Gehorsam und Autoritätstreue indoktrinieren.

Retrochic

Der Schriftzug „Astra“, der nachts über dem Eingang leuchtet und weithin sichtbar ist, nimmt die Typografie der originalen Leuchtreklame auf, die in den 1960er-Jahren entwickelt wurde und schon damals den Eingang zierte.

Eins von fünf

Die beiden Architekten Francesco Mansutti und Gino Miozzo aus Padua errichteten in den 1930er-Jahren nicht nur das „Casa del Balilla“ in Brixen, sondern weitere vier Gebäudekomplexe in Bozen, Meran, Sterzing und Bruneck. Allesamt waren sie architektonisch sehr ähnlich und hatten denselben Zweck: die Jugend regimetreu zu erziehen. Neben dem Astra ist nur mehr der Komplex in Bozen erhalten, heute Sitz des Forschungszentrums Eurac.

Pompejanisches Rot

Das Bauwerk war ursprünglich mit einem roten Fassadenputz versehen. Zwischenzeitlich wurde er ockergelb übertüncht; seit der Restaurierung erstrahlt das Astra wieder im originalen pompejanischen Rot. Es ist an die Farbe angelehnt, die in den Ruinen von Pompeji am Fuße des Vesuvs in Fresken entdeckt wurde.

Italienische Sachlichkeit

Im Gegensatz zu den faschistischen Monumentalbauten, wie sie beispielsweise in Bozen mit dem Siegesplatz und der Freiheitsstraße entstanden, weist das Gebäude in Brixen den sachlichen Stil des italienischen Razionalismo auf, einer Architekturströmung, die auf eine klare und moderne Formensprache setzt.

Lichtspielhaus

Nach dem Ende des Faschismus pachtete Gino Bernardi einen Teil des Gebäudes und richtete dort einen Kinosaal ein – ihm verdankt es seinen heutigen Namen. Bernardis Sohn führte es bis zur Schließung 2011 weiter. Ganze 65 Jahre lang war das Astra-Kino ein fixer Bestandteil der Brixner Kulturszene –und stets am Puls der Zeit: In den 1970er-Jahren, als die Softpornoindustrie boomte, lief hier auch manch anrüchiger Streifen. Heute werden im renovierten Großen Saal, dem Herzstück des Astra, Arthouse- und Kinderfilme gezeigt.

Treffpunkt für junge Kultur

Nach aufwendigen Sanierungsarbeiten wurde das Astra 2019 wiedereröffnet. Lokale Architekturstudios adaptierten es für eine zeitgenössische Nutzung: Entstanden ist ein Raum für den kulturellen Austausch, in dem sich junge Künstlerinnen und Künstler auf rund 670 Quadratmetern frei entfalten können. In den Werkstätten wachsen und reifen Kunstprojekte, auf der Bühne im Großen Saal finden Konzerte, Talks und Performances statt.

In den 1930er-Jahren als faschistische Erziehungsanstalt entstanden, wurde das Astra sechs Jahrzehnte als Kino genutzt und ist heute ein Zuhause für junge Kreativschaffende, die auf 670 Quadratmetern Kunst zeigen und produzieren
SPEKTAKTULÄRE ORTE
Text — SILVIA OBERRAUCH 43 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

Bauer

Auf dem Cross-Country-Mountainbike war Gerhard Kerschbaumer einer der Besten der Welt. Nun hat sich der Radprofi aus der Szene verabschiedet, um sich einen Traum zu erfüllen: Bauer sein! Ein Gespräch über tollkühne Abfahrten, naturnahe Muttertierhaltung und Gemeinsamkeiten zwischen Sport und Landwirtschaft

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Gerhard Kerschbaumer gehörte zu den besten Cross-Country-Mountainbikern der Welt. Lange hat er mit sich gerungen, schließlich seine Karriere beendet. Nun ist er die meiste Zeit im Stall anzutreffen –er liebt die Arbeit als Bauer.

und Biker

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Interview

Interview — MARIANNA KASTLUNGER
Fotos — MICHAEL PEZZEI
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„Gewinnen war für uns junge Buben und Mädchen gar nicht das Wichtigste.“

Herr Kerschbaumer, Sie waren in der Disziplin Cross-Country Juniorenweltmeister, U23-Weltmeister, Vize-Weltmeister, Staffelweltmeister, Europameister, Sie gewannen mehrere Weltcups, letztes Jahr wurden Sie erneut Italienmeister. Nun haben Sie das Mountainbike mit der Mistgabel eingetauscht. Warum?

Ich habe lange mit mir gerungen, denn mit 31 Jahren wäre ich für den Radsport noch nicht zu alt – manche Athleten hören erst mit über 40 auf. Aber ich habe nun zwei kleine Söhne, ein Jahr und drei Jahre alt, ich will mehr Zeit mit ihnen verbringen. Hier an unserem Hof, dem Unterplattnerhof, den ich nun übernommen habe. Ich liebe die Arbeit als Bauer: unsere Tiere, den Kontakt zur Natur. Ich war bisher viel unterwegs, auch wochenlang. Nun pendelt sich mein Leben ohne Profisportalltag neu ein – die Umstellung ist groß. Ich muss sagen: Die Wettkämpfe fehlen mir nicht.

Was ist das eigentlich: Cross-Country?

Dabei absolviert man in knapp anderthalb Stunden technisch sehr anspruchsvolle Strecken mit rund 800 Metern Höhenunterschied. Immer Vollgas. Seit 1996 ist Cross-Country auch eine olympische Disziplin.

Wie sind Sie zum Mountainbiken gekommen?

Auf meiner absoluten Lieblingsstrecke: von daheim in Verdings bis hoch zum Latzfonser Kreuz. Meine Großeltern hatten dort oben eine Alm, wo ich als kleiner Bub viele Sommer verbracht habe. Vom Opa habe ich auch das Geld für mein erstes Mountainbike bekommen. So konnte ich nach Lust und Laune jederzeit rauf- und runterfahren.

Wann ging es mit den ersten Rennen los?

Mit elf Jahren. Ich war im Radteam des Sportvereins von St. Lorenzen. Wir reisten durch ganz Italien, durch Europa. Ab und an gewann ich, aber das war für uns junge Buben und Mädchen gar nicht das Wichtigste.

Sondern?

Die Chips und Gummibärchen, die wir immer heimlich bei den Stopps an den Raststätten von unserem Taschengeld kauften! Ich hatte einen richtig schönen Einstieg in den Radsport, das muss ich jetzt im Rückblick sagen. Niemand baute Druck auf uns auf, der Spaß stand im Vordergrund. Diese Werte möchte ich auch meinen Buben im Sport vermitteln und sie dabei zu nichts verpflichten. Denn wenn zu viel Druck von außen kommt, ist das Interesse bald weg.

Was gefällt Ihnen am Biken am besten?

Persönlich mag ich es sehr gerne, wenn ich beim Radeln allein bin – und die Freiheit genieße, meine Gedanken einfach schweifen zu lassen. Das habe ich beim Training oft so gemacht. Und klar sind Erfolge auch toll. Würden Sie jetzt mein 16-jähriges Ich fragen, würde es antworten: Die Adrenalinkicks nach einem gewonnenen Rennen waren das Größte! Heute aber sage ich: die frische Luft, im Wald oder am Berg. Irgendwo raufzufahren und dann – oitaifln, wie wir hier im Eisacktal sagen.

Hatten Sie nie Angst, sich schwer zu verletzen?

Eigentlich nicht. Radfahren ist im Grunde ein sicherer Sport. Es schont die Gelenke besser als etwa das Laufen. Die Verletzungsgefahr ist zwar bei Stürzen hoch, aber wer vorsichtig und mit richtig erlernter Technik unterwegs ist, hat kaum etwas zu befürchten. Ich selbst habe nie Verletzungen im Sport erlitten – nur eine entzündete Achillessehne, als ich in den Wintermonaten das Rad etwas vernachlässigt habe und zu schnell wieder anfing.

„Ich genieße die Freiheit, beim Radeln die Gedanken schweifen zu lassen.“
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Oben: Immer Vollgas: Kerschbaumer auf dem Weg zur Silbermedaille bei der UCI WM 2018, verfolgt vom Schweizer Rivalen Nino Schurter. Unten: Die Umstellung vom Profi zum Bauern war groß – doch die Wettkämpfe fehlen Kerschbaumer nicht.

Oben: Am elterlichen Unterplattnerhof liegen Kerschbaumers Wurzeln, hier ist er groß geworden – hier gibt es immer etwas zu tun.

Links: Am Hof leben Ponys, Haflingerpferde, Hennen – und Hund Lusy.

Unten: Vor drei Jahren hat Bauer Kerschbaumer neben dem alten Haus ein neues gebaut, ebenso Chalets für Gäste.

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Warum haben Sie sich für das Mountainbiken entschieden und nicht für den Straßenrennsport?

Weil Mountainbiken für mich Freiheit pur auf zwei Rädern ist. Straßenrennen sind im Vergleich zu Cross-Country viel strukturierter, konzentrierter, es geht um Taktik, fix vorgegebene Strecken und Gruppendynamiken. Natürlich ist es finanziell attraktiver, auf der Straße mitzufahren. Der Giro d’Italia zum Beispiel – der ist ja quasi ein italienisches Kulturgut. Die Freiheit und den Spaß, im Gelände spontan Strecken finden zu müssen, gibt es dort aber nicht.

Gibt es ein Rennen, an das Sie sich besonders gern erinnern?

Oh ja, zwei sogar. Das eine war 2009 in Canberra, Australien, da wurde ich mit 18 Jahren Juniorenweltmeister. Da gingen für mich plötzlich viele Türen auf – und ich erhielt einen Profivertrag!

Und das zweite?

Die Italienmeisterschaft letztes Jahr in Gsies, im Pustertal. Die erste Italienmeisterschaft in Südtirol. Für mich sozusagen ein Heimspiel. Die Strecken waren fantastisch, viele Freunde und Bekannte feuerten mich an. Ich gewann – und ich weiß bis heute nicht so recht, warum. Ich fuhr bei Wettkämpfen vorher und nachher nur mehr so lala. Vielleicht war dieser Sieg reine Kopfsache.

Eine Rückkehr in den Rennsport ist ausgeschlossen?

Hobbymäßig fahre ich noch viel, aber dass ich nochmal bei Rennen am Start stehe, ist unwahrscheinlich. Ich war ein glücklicher Mountainbiker, nun bin ich ein glücklicher Bauer. Im Moment sind meine Familie und der Hof mein Mittelpunkt. Hier gibt es immer was zu tun. Und es macht mir Freude. Ich habe mir die Welt angeschaut, erradelt sozusagen, nun bin ich zurückgekehrt zu meinen Wurzeln, denn hier, in diesem Bauernhaus, bin ich groß geworden.

Steckbrief

Name: Gerhard „Gerri“ Kerschbaumer

Geburtstag und -ort: 19. Juli 1991, Brixen

Wohnort: Unterplattnerhof, Verdings (Klausen)

Renngewicht: 69 kg

Größe: 183 cm

Spezialität: Mountainbiking XC (Cross-Country)

Team: Specialized Factory Racing

„Ich war ein glücklicher Mountainbiker, nun bin ich ein glücklicher Bauer.“
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Ab aufs Bike!

Vier Touren

1

Zur Kreuzwiesen Alm

Über die Rodenecker und Lüsner Alm führen zwei Routen zur Schutzhütte Kreuzwiesen Alm (1.924 m), einem beliebten Biker-Ziel – wegen des Peitlerkofel-Blicks, aber wohl auch wegen der Pressknödel, zubereitet mit Käse aus der eigenen Almkäserei. Erreichbar über eine längere Rundtour von Lüsen aus, oder etwas gemütlicher hin und zurück von der Rodenecker Seite.

Von Lüsen

Länge:

Anstieg: Strecke:

2 Die Talradroute

Entlang der früheren Bahnstrecke, auf gut gepflegtem Asphalt und fernab vom Verkehr radelt man auf dem Talradweg im Eisacktal vom Brenner (Anfahrt mit dem Zug) über Sterzing gemütlich bis nach Brixen und Klausen, zwei ideale Boxenstopps für Macchiato-Pause, Mittags-Pasta und Museumsbesuch.

Brenner–Brixen–Klausen

Länge:

Anstieg: Strecke:

3 Brixen Bikepark

Mit der Seilbahn geht’s hoch auf die Plose, für die Abfahrt stehen vier Lines in unterschiedlichen Niveaus zur Wahl, von kindertauglich bis anspruchsvoll.

Jerry Line

Länge:

Abfahrt: Strecke:

4 WürzjochTour

4,2 km 300 m Asphalt, Schotter, Forstweg

Die Panoramatour für trainierte Rennradler führt von den sanften Hügeln des Apfelhochplateaus in Natz-Schabs hinunter nach Brixen, dann hoch Richtung Plose und bis zum Würzjoch, die Aferer Geislerspitzen und den Peitlerkofel im Blick. Ist die Passhöhe erklommen, geht’s rasant runter ins Gadertal und dann auf dem schönen Pustertaler Radweg über Mühlbach zurück nach Natz-Schabs.

24 km 1.120 Hm Asphalt, Schotter, Forstweg

Von Rodeneck (Parkplatz Zumis)

Länge:

Anstieg: Strecke:

18 km 350 Hm Schotter- und Forstwege, kurzer Abschnitt Singletrail

60 km 180 Hm Asphalt, stellenweise Schotter

Sky Line (Level „Expert“)

Länge:

Abfahrt:

Gefälle: Strecke:

6,6 km 1.000 Hm 13 % Trails (Schotter, loser Boden, Hindernisse)

brixen.org/bike

Länge:

Anstieg: Strecke:

102 km 1.300 Hm Asphalt

luesen.com

Anspruchsvolle Abfahrt im Brixen Bikepark ALPIN – FÜRS MTB, E-MTB ODER GRAVELBIKE RASANT – FÜR FAMILIEN ODER SPEEDFANS CHILLIG – FÜR TREKKINGRADLER ODER BIKEPACKER KLASSISCH –FÜR RENNRADFANS
50 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE ❶ ❹ ❸ ❷

Mutterkuhhaltung

In der Mutterkuhhaltung leben Kühe und Kälber gemeinsam in der Herde. In den ersten Lebensmonaten ernähren sich die Kälber von der Milch, die Mutterkühe werden daher nicht für die Milchproduktion gemolken. Nach einigen Monaten kommen die Jungtiere zum Grasen auf die Weide. Eine Haltungsform, die als besonders artgerecht und natürlich gilt. Zudem ermöglicht sie die Erzeugung von Rindfleisch von besonders hoher Qualität.

Oben: Hobbymäßig fährt Kerschbaumer noch viel, bei Rennen startet er nicht mehr.

Rechts: Kühe, Kälber und Kerschbaumer gemeinsam im Stall.

War Ihnen immer schon klar, dass Sie den Hof übernehmen?

Irgendwie ja. Meine Eltern haben aber – wie auch beim Sport – nie Druck auf mich ausgeübt. Mein Vater hatte mich einfach vor einigen Jahren frei heraus gefragt, ob er mir den Betrieb übergeben darf. Das hat mich sehr gefreut. Vor 20 Jahren hat er unseren Unterplattnerhof mit dem Konzept Urlaub am Bauernhof neu ausgerichtet, später habe ich mitinvestiert und zwei weitere Chalets für Gäste gebaut. Wir betreiben Mutterkuhhaltung (s. Kasten) und bauen auf unserem Feld Kartoffeln an. Zudem leben Ponys, Haflingerpferde und Hennen mit uns am Hof. Und Schafe! Letzten Herbst war ich zum ersten Mal beim Almabtrieb der Schafe dabei. Was für ein Erlebnis! Überhaupt finde ich die vielen Möglichkeiten zur Selbstversorgung spannend, die man in der Landwirtschaft hat. Fast alles, was wir brauchen, haben wir hier.

Wie war es, auf so einem Hof aufzuwachsen?

Früher habe ich im alten Gebäude gewohnt, in einem kleinen Zimmer ohne Heizung, wo ich mich vor allem im Winter im Bett fest in die Decke wickeln musste, bis mir endlich wärmer wurde. Beheizt waren nur die Stube und die Küche mit dem Holzherd. Vor drei Jahren habe ich nebenan ein neues Haus gebaut – und bin mit meiner Familie eingezogen. Da bin ich richtig stolz drauf!

Sie haben als Profisportler bis zu fünf Stunden täglich trainiert. Jetzt ist Ihr Alltag durch die Rhythmen der Familie und der Landwirtschaft getaktet. Ein Kontrast?

Mit fünf Stunden ist die Arbeit als Bauer – und Vater – lange nicht getan. Abends gehe ich meistens schon um neun Uhr ins Bett, stehe dafür aber um vier auf und erledige Büroarbeiten. Wenn die Kleinen munter werden, bin ich dann auch für sie zur Stelle. Und: Als Bauer braucht man mehr Geduld. Wenn etwa eine Kuh nicht gleich trächtig wird, heißt es zuwarten. Ein Abonnement fürs Fitnessstudio brauchen Sie auch jetzt, nach dem Karriereende, nicht? Nein – die Arbeit am Hof ist mein bestes Training!

51 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

Luxus Medizin

Behutsam zupft Johann Peter Paul Peer einen Bogen Blattgold von einem kleinen Stapel. Hier im Hinterzimmer der Apotheke, die er 1787 übernommen hat, liegen auf dem Arbeitstresen säuberlich die Zutaten für seine kostbarsten Arzneien: Blattgold, Blattsilber. Und die kleinen runden Pillen, die er schon zuvor gedreht hat. Der Apotheker kleidet die kugelförmige Rollierdose aus dunkelgrünem Serpentinstein mit dem Blattgold aus und legt eine, zwei, drei der Pillen hinein. Dann schließt er die Dose und lässt sie kreisen, immer und immer wieder, bis die Kügelchen gleichmäßig mit Gold überzogen sind.

Einfache Arzneikügelchen, überzogen mit Edelmetall: Dieses goldglänzende Beispiel für Zweiklassenmedizin kam in der Mitte des 18. Jahrhunderts bei der Brixner Hautevolee in Mode. Medizinische Begründung gab es dafür keine. Gut betuchte Bürgersfamilien und die Mitglieder des kirchlichen Hofstaats am Bischofssitz Brixen wollten wohl einfach ihren Wohlstand signalisieren. Der Klerus deckte sich in der Fürstbischöflichen Hofapotheke ein, alle anderen versorgte Johann Peers Stadtapotheke, die noch heute als Peer-Apotheke besteht.

Was die kapriziösen Kranken allerdings nicht ahnen konnten: Gold löst sich in Magensäure nicht auf. Der eigentliche Wirkstoff im Inneren der kostbaren Kügelchen – Abführmittel oder Arznei en gegen Herzleiden – kam nie dort an, wo er sollte. Sondern wurde einfach wieder ausgeschieden und landete mitsamt dem Gold im Nachttopf.

Mitunter zahlten die anspruchsvollen Kunden nicht nur für wirkungslose, sondern sogar für gefälschte Kügelchen: Heutige Analysen zeigen, dass gar einige der „vergoldeten“ Pillen nicht mit Gold überzogen sind – son dern mit Messing.

Pharmaziemuseum Brixen

+ Generationen der Apothekerfamilie Peer haben einen reichen Bestand an Apothekengefäßen, Kräuterbüchern, medizinischen Geräten und exotischen Heilmitteln angesammelt. Im historischen Gebäude der 1602 gegründeten Apotheke erzählt das Museum 400 Jahre Geschichte des Heilens von Paracelsus bis heute und bietet amüsante Blicke hinter die Kulissen des bürgerlichen Lebens der Stadt Brixen.

+ Eine weitere Kuriosität in der Wunderkammer des Museums: die sagenumwobene Arznei mumia vera – ein Stückchen einer echten ägyptischen Mumie. pharmaziemuseum.it

EIN MUSEUMSSTÜCK IM FOKUS
52 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE
Text — VALERIA DEJACO

Vergoldete Pillen

Datierung: ca. 1780–1900

Größe: 3–4 mm

Material: Arzneimittel, überzogen mit Blattgold oder Blattsilber

53 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

Der „Lucklift“ auf der Tasa-Piste in Vals wurde in den 1960er-Jahren erbaut – und ist ein beliebter Treffpunkt der Dorfkinder. Werner Fischnaller hat sein halbes Leben hier verbracht.

56 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

Herr Fischnaller, Sie sind gebürtig aus Vals, haben als Jugendlicher eine Mechanikerausbildung in Bozen absolviert, wurden dann aber in ihrem Heimatdorf zunächst Langlauflehrer, dann Skilehrer. Wie kam es dazu?

Ich habe die Arbeit im Freien immer geliebt. Schon seit meinem Militärdienst in Corvara Anfang der 1970er-Jahre. Dort war ich mit einem Kollegen für die Pistenrettung eingeteilt und konnte unter anderem meinen Fahrstil verfeinern. Langlauf- und Skilehrer bin ich geworden, als diese Berufe nach dem Ausbau des Skigebiets Jochtal 1975 immer gefragter wurden. Und es gibt für mich nichts Schöneres, als so wie hier und jetzt den Schnee und die Sonne genießen zu können.

Hat sich der Job im Laufe der Jahrzehnte verändert?

Ja, da hat sich einiges getan. Kleine Kinder sollen heute bereits mit drei Jahren mit dem Skisport anfangen. Ich finde, das ist ein bisschen zu früh, in dem Alter können die Kleinen rasch überfordert werden. Also ist eine spielerische Herangehensweise gefragt, die wiederum meine Arbeit als Skilehrer prägt. Die Skikurse mit den Erwachsenen haben sich auch weiterentwickelt: Früher legten die Gäste mehr Wert aufs gemütliche Beisammensein, heute wollen sie ihre Technik konsequent erlernen und perfektionieren.

Das Skigebiet Gitschberg Jochtal ist für Familien ideal. Und sobald der Name „ Lucklift“ – der heutige Tasalift – fällt, schwelgen viele Skifans aus der Gegend in liebevollen Erinnerungen. Was macht ihn so besonders?

Seine Lage und seine Geschichte! Unser „Lucklift“ auf der heutigen Tasa-Piste war der erste Schlepplift hier im Dorf. Er wurde Mitte der 1960er-Jahre dank des Einsatzes der Gastwirte, Pensionsbesitzer und Dorfbewohner erbaut, die im Winter in Skigebieten an der Zugspitze oder in Gröden als Maschinisten arbeiteten. Ähnliche Projekte konnten sie sich auch für ihre Heimat hier in Vals gut vorstellen.

WERNER FISCHNALLER

69, Skilehrer und Hüttenwirt, Vals

Im Winter kamen die Gäste während der Weihnachtsferien. Sie residierten in den Gasthöfen und Pensionen, und in der Nebensaison war der Lift stundenweise am Nachmittag und am Wochenende für die Dorfkinder in Betrieb. So wurde er rasch zum beliebten Treffpunkt. In den darauffolgenden Jahrzehnten entwickelte sich das Angebot freilich weiter. Aber dieser leichte, sonnige und übersichtliche Hang direkt im Dorf war schon immer ideal für Neulinge aus der ganzen Umgebung. Hier standen viele Menschen zum allerersten Mal auf Skiern und erinnern sich gerne daran.

Haben auch Sie hier das Skifahren gelernt?

Nein, ich bin ein paar Kilometer unterhalb des Dorfes aufgewachsen. Als ich das erste Mal auf Skiern stand, war ich acht Jahre alt. Da gab es noch keinen Lift. Aber: Damals war das Militär für Übungszwecke in der Gegend, und unsere Schule bekam von den Leuten dort

mehrere Paar Ski geliehen. Die Soldaten zeigten uns, wie es geht. Wir durften die Skier dann für eine Weile mitnehmen und konnten sie abwechselnd ausprobieren, taten dies aber am Hang direkt neben unserem Hof. Der Weg ins Dorf wäre mit diesen langen Dingern auch viel zu weit gewesen. Die Skier waren nicht wirklich kindgerecht, dementsprechend war auch die Fahrtechnik anders. Kurven machen erforderte einiges an Kraft. Das Skifahren haben wir uns mehr oder weniger durch Nachahmung selber beigebracht. Wir bretterten einfach die Hänge runter …

Das klingt abenteuerlich!

Abenteuerlich war früher auch die Pistenpräparierung. Der Schnee musste entweder plattgetreten oder gewalzt werden. Als wir den Tellerlift hatten, wurde damit eine große Holzwalze hochgezogen und von einem Skifahrer händisch runtergezogen. Die erste Schneekatze wurde erst Anfang der 1970er-Jahre angeschafft.

→ 57 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE
„Hier standen viele Menschen zum allerersten Mal auf Skiern.“

Mein Heimatdorft heißt Terenten. Es liegt auf einem schönen Hochplateau im Pustertal, zwischen den zwei großen Skigebieten Gitschberg Jochtal und Kronplatz, die jeweils eine knappe halbe Stunde Autofahrt entfernt sind. Direkt an ein großes Skigebiet angebunden ist unser Dorf nicht, hier schätzen wir alle die ruhige Lage zwischen Feldern und Wäldern. Das macht uns aber lange nicht zu Wintersportmuffeln, im Gegenteil: Es gibt Rodelbahnen, Winterwanderwege, einen Eisplatz – und natürlich unseren Dorflift namens „Panorama“.

Vor bald 30 Jahren stand ich genau auf dieser Piste zum ersten Mal auf Skiern. Die Abfahrten nach der Schule und in den Ferien – und heute nach Feierabend – waren und sind für uns immer so viel mehr als bloße Freizeitbeschäftigung: Hier sind wir an der frischen Luft, genießen das Gefühl von Freiheit auf dem Schnee und treffen unsere Freunde. Bestimmt geht es den anderen Dorfbewohnerinnen und -bewohnern ähnlich. Jahr für Jahr lauschen wir genau hier den legendären Ski-Anekdoten der Älteren und erleben die vielversprechende Entwicklung der Jüngeren mit, vom Kinderübungsplatz zum Skikurs. Ganz Ehrgei-

KATHARINA SCHMID

32, Touristikerin und freiwillige Mitarbeiterin am Dorflift, Terenten

zige werden Mitglied eines Skiclubs und manch einer schafft es vielleicht sogar mal auf die ganz große Skibühne. Aber auch ihre erste Skiliebe beginnt immer hier, an diesem Ort, an dem sie sich auch bei schlechtem Wetter nicht die Freude am Skifahren nehmen lassen. Das mag verrückt klingen, aber so ticken wir hier nun mal.

Den „Panorama“-Lift gibt es seit 1963. Er gehört einer lokalen Gesellschaft. Insgesamt kümmern sich dreizehn Angestellte um den Betrieb zwischen Dezember und März, von der Pistenpräparierung bis hin zur Betreu-

ung der Skibar. Aber ohne das wertvolle Engagement vieler Freiwilliger würde gar nichts gehen: Sie organisieren Skirennen, sorgen für die Verpflegung der Teilnehmenden oder verteilen die Startnummern. Auch ich bin gerne dabei. Ich arbeite hauptberuflich im Tourismusbüro, mache aber für unseren Dorflift die Buchhaltung, koordiniere die Aufgaben der Freiwilligen und könnte zur Not auch eine Schneekanone bedienen. Alles ehrenamtlich. Warum ich das mache? Weil dank Dorflift immer was los und das alles wertvoll für unsere Dorfgemeinschaft ist.

→ 58 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE
„Am Lift ist immer etwas los. Er ist wertvoll für unsere Dorfgemeinschaft.“

Skifahren in Terenten, beim Dorflift „Panorama“, der 1963 gebaut wurde. Wie so viele schätzt Katharina Schmid die ruhige Lage und die frische Luft.

Noch drei Dorflifte … für Anfänger und Nostalgikerinnen, Kinder und Wiedereinsteigende

+ In Lüsen befördert der idyllische Tellerlift „Balbein“ seit Jahrzehnten Kinder den leichten Hang hinauf. 2019 wurde der Skihang Rungg mit innovativer Technologie erneuert, zum Schlepplift gesellen sich Zauberteppiche fürs spielerische Skifahren lernen.

+ Ein Schlepplift, eine anfängerfreundliche blaue und eine steilere rote Piste sowie eine Skihütte, die auch Einheimische gern zur lebhaften Einkehr nutzen: Mehr braucht es nicht für einen schönen Tag im kleinen „Skiparadies Maders“ in Schnauders bei Feldthurns – ein Geheimtipp.

+ Wo die Brixnerinnen und Brixner schon seit 1996 ihre Ski-Karrieren beginnen: Der Tellerlift „Randötsch“ in St. Andrä liegt gleich neben der Talstation der Bergbahn, die zum Skigebiet Plose führt, und bietet daher ausreichend Stärkungsmöglichkeiten für den Belohnungskakao nach dem Skikurs.

59 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

Der „Pobist“-Lift in Meransen wurde im Winter 1970/71 in Betrieb genommen. Maschinist Karl Untersteiner ist seit 1998 jeden Winter vor Ort – um für ein reibungsloses Skivergnügen zu sorgen.

60 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

S

ehr gut, nicht hinhocken, noch etwas weiter, jawohl ... und jetzt loooooslassen“, ruft Karl Untersteiner einem Kind bei der Ankunft an der Bergstation des „Pobist“ in Meransen zu. Der mutige Skifahrer ist wohl gerade mal vier Jahre alt und wirkt im Umgang mit dem Tellerlift noch etwas unbeholfen. Es hapert mit dem Ausstieg: Wann, wie und wo genau soll denn die Fahrt enden? Als erfahrener Maschinist ist Untersteiner jedoch sofort zur Stelle, um die Fahrtgeschwindigkeit des Liftes zu drosseln und dem Kleinen mit einem behutsamen Schubser zu helfen. Sichtlich erleichtert und wohl auch ein bisschen stolz rutscht dieser zu seiner Kursgruppe rüber.

„Heute ist Montag und Skikursbeginn, da sind die meisten zum ersten

Mal auf der Piste“, sagt Untersteiner, den Blick immer auf die Schleppliftbahn gerichtet. Aufmerksam beobachtet er, ob die Kinder ihre Skier gerade halten können. Und interveniert schnell, sobald sie ins Straucheln kommen. „Man muss schon ein bisschen aufpassen“, weiß er aus Erfahrung. Kurz vor Mittag merke man, dass die Kräfte der Skikurskinder nachlassen und der Hunger kommt. Schleppliftfahren kann richtig anstrengend sein, gehört aber zum Skilernprogramm dazu. „Wer das meistert, tut sich auch bei der Abfahrt leichter. Schon morgen werden sie ihre Fortschritte bemerken“, so der Maschinist, der schon seit 1998 jeden Winter hier steht.

An seinem Job gefällt ihm eigentlich alles, verrät er in einer ruhigen Minute. Dazu braucht er nur eine gute Sonnen-

KARL UNTERSTEINER

62, Landwirt und Maschinist, Meransen

brille und warmes Schuhwerk. Na ja, und viel Geduld. Ist das anstrengend? „Nein, Mähen oder Holzfällen ist wesentlich anstrengender“, lautet die Antwort. „Ich darf das nicht zu laut sagen, aber was ich hier tue, fühlt sich nicht wie Arbeit an. Für mich ist es eher wie Urlaub, und zwar vor meiner Haustür“, so Untersteiner weiter. Er deutet auf seinen Bauernhof gleich gegenüber der Bergstation, auf einen Stall mit sieben Kühen und einigen Kälbern, Kaninchen und allem Drum und Dran. Der Kater Klaus gehört auch dazu. Dieser besucht ihn manchmal beim Lift, wohl auch um die Aufmerksamkeit der Kinder zu erhaschen.

Der „Pobist“ liegt für die Gäste im Dorf ideal. „Die Piste ist zu Fuß erreichbar und für Skineulinge sehr interessant. Sie ist nicht steil und hat einfache Querhänge. Perfekt für erste Aufstiegs- und Kantenübungen“, sagt Untersteiner. Erbaut wurde der Lift im Winter 1970/71. Der Maschinist erinnert sich noch daran, wie sein Vater im schattigen Wald mit dem Pferdeschlitten ganze „Pennen“, Körbe, voll mit Schnee für die Auffahrtsspur holte. Das geschah zu einer Zeit, als es noch keine Straßenverbindung zwischen Meransen und dem Talort Mühlbach gab – sehr wohl aber eine 1956 erbaute Bergbahn, die vorwiegend für Vieh- und Holztransporte genutzt wurde. „Damals war es ganz normal, den Weg bis Mühlbach zu Fuß zu gehen“, fährt der Maschinist fort. Und wie hat er selbst eigentlich das Skifahren gelernt? „Natürlich hier auf unserem Hang. Aber mit normalen Schuhen, Wollstrümpfen, einem Paar gebogenen Schindeln mit einer Klappbindung und einem Band drumherum.“ Er schmunzelt und begrüßt die nächste Skikursgruppe.

61 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE
„Ich brauche eine gute Sonnenbrille, warmes Schuhwerk und, na ja, viel Geduld.“

Fast wie fliegen

Was an Technik in einer Seilbahn steckt

Antriebsstation: Hier befindet sich der Antrieb, der das Seil bewegt. Bei der Nesselbahn im Skigebiet Gitschberg Jochtal etwa (s. Kasten) ist der Antrieb in der Talstation, bei manchen Seilbahnen am Berg. Entscheidend sind technische und praktische Überlegungen wie die Stromversorgung.

❶ Antrieb: Im Gegensatz zu Autos funktionieren Seilbahnen schon seit Jahrzehnten mit Strom. Fortschritte gibt es trotzdem: So fährt die Nesselbahn seit Kurzem mit einem Direktantrieb, der ohne Getriebe funktioniert, weil er direkt mit der Seilscheibe und so mit dem Seil verbunden ist. Dadurch ist er leiser, energieeffizienter und leichter zu warten.

❷ Drahtseile: Die Erfindung des Drahtseils war die Voraussetzung dafür, dass es überhaupt moderne Seilbahnen gibt. Drahtseile bestehen aus miteinander verwundenen Stahldrähten.

Gegenstation: Hier befindet sich die Spannzentrale. Früher verwendete man Gegengewichte. Heute sorgen hydraulische Spannvorrichtungen für gleichbleibende Seilspannung unabhängig von der Auslastung eines Skilifts.

❸ Kabinen: Sie brauchen keinen eigenen Antrieb, denn der befindet sich in einer der Stationen. Eine sogenannte Klemme verbindet die Kabine mit dem Drahtseil.

❹ Klemme: Sie ist nicht fix, sondern mit Federn verschlossen. In den Stationen öffnet sich die Klemme, die Kabine löst sich vom Drahtseil und bewegt sich über eine Schiene weiter. So kann sie verlangsamen, um das Ein- und Aussteigen zu erleichtern.

❺ Stützen: Sie sorgen dafür, dass die Seile und Kabinen den gewünschten Abstand vom Boden haben.

❻ Rollbatterien: Sie führen das Drahtseil und übertragen das Gewicht der Kabinen auf die Seilbahnstützen. Die Rollbatterien bestehen aus mehreren Seilrollen – je mehr Rollen, desto mehr können sie tragen.

Steuerzentrale: Hier überwachen technisch ausgebildete Fachleute den Betrieb einer Seilbahn in Echtzeit. Stromverbrauch, Windgeschwindigkeit entlang der Strecke, Position der Kabinen und Fahrtgeschwindigkeit sind kontrollierbar.

Wartung: Kontrollen finden täglich, monatlich und alle fünf Jahre statt. Alle 20 Jahre gibt es eine große Generalrevision. Zur Wartung gehören Ölwechsel und Nachfetten, der Austausch von Verschleißteilen und Kontrollen auf etwaige Schäden oder Risse.

Text – DANIELA KAHLER
62 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE ❷

Die Nesselbahn führt von 1.629 Metern bis zur Nesselhütte auf 2.107 Metern. Sie ersetzt seit 2002 den Sessellift, den es hier vorher gab. 2022 fand eine Generalrevision statt, bei der die Bahn mit einem neuen Direktantrieb ausgestattet wurde.

Förderleistung: 2.200 Personen/Stunde

Geschwindigkeit: 5,5 Meter/Sekunde

Höhenunterschied: 478 Meter

Personen je Kabine: 8

Anzahl Stützen: 14

Anzahl Kabinen: 55

Seildurchmesser: 50 Millimeter

63 THE LOCAL MAGAZINE FÜNF COR ❹ ❻ ❸ ❶ ❺ ❷

UNSERE WEINGÜTER

Ganz im Norden

Einzigartiger Boden, ungewohnte Sorten. Am Santerhof geht

Winzer Willi Gasser eigene Wege –und zwar erfolgreich

Akkurat aneinandergereiht stehen die sechs Weinflaschen zum Verkosten da. Auf die Etiketten gedruckt die Rebsorten. Ungewohnt, fantasievoll klingen sie: Solaris, Johanniter, Muscaris, Souvignier Gris, Regent, Cabernet Cortis. Mit ruhiger Stimme beginnt Willi Gasser zu erzählen. Der Winzer ist geübt darin. Gerne fachsimpelt er mit Besuchern bei Verkostungen und Führungen durch das Weingut. Dort, am Santerhof bei Mühlbach, baut Gasser PIWIS an – pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die sich „dank ihrer Genetik besser als traditionelle typische Reben gegen Pilzkrankheiten wie den Mehltau schützen“, erklärt er.

Vor 150 Jahren wurden in Frankreich großflächig PIWI-Sorten angebaut, entstanden durch Kreuzungen mit amerikanischen Wildarten. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts gerieten die robusten Reben in Vergessenheit. Heute entdecken immer mehr Winzer die Trauben wieder, die, anders als konventionell angebaute, kaum bis gar nicht gespritzt werden müssen. Und zugleich eine überraschende Qualität aufweisen.

Gasser spaziert von der Hofstelle Richtung Weingarten. Er hat 1994 begonnen, mit PIWIS zu experimentieren. Drei Jahre zuvor hat er den Santerhof auf biologischen Anbau umgestellt. Es gab wenig an Erfahrung, Wissen und Kollegen, mit denen sich Gasser austauschen konnte. Er und sein Wein wurden belächelt. „Manche sagen bis heute, sie hätten noch nie einen guten PIWI getrunken“, sagt Gasser. Darüber kann er nur schmunzeln.

Text — LISA MARIA GASSER
64 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE
Der Santerhof bei Mühlbach. Hier geht Winzer Willi Gasser neue, alte Wege und baut PIWI-Sorten an.

Bei einer Riesling-Blindverkostung hat er einmal seinen Johanniter Wein „Granitus“ dazugestellt. Der Riesling ist eine der Muttersorten des Johanniter. „Das Urteil nach der Verkostung war einhellig: Der Johanniter war der beste“, sagt er stolz und lacht.

Der Santerhof wurde 1541 erstmals urkundlich erwähnt, 1889 hat der Urgroßvater das Gut erworben. Efeu rankt sich an den mächtigen Mauern des Wohnhauses empor. Nebenan suhlen sich zwei Schwarze Alpenschweine im Schlamm. Der Weinbauer hält inne. Sein Blick schweift über die Rebstöcke. Im Hintergrund bimmeln Glöckchen einer Schafherde. Die Tiere übernehmen einen Teil der Beweidung und Entlaubung im Weingarten. Auf zweieinhalb Hektar wachsen die PIWIS bis auf 900 Meter Meereshöhe hinauf. Das ist hier, so hoch im Norden Südtirols, nicht selbstverständlich. Tatsächlich ist der Santerhof das nördlichste Weingut Italiens. „Anderswo mag es mehr Sonne und mehr Grad Celsius geben, aber der Boden hier in Mühlbach ist einzigartig“, sagt der Winzer. Gassers

Rebstöcke stehen auf Urgesteinboden aus Granit: „Der hohe Silikat-Anteil versorgt Reben und Früchte mit wichtigen Mineralstoffen.“

Der Himmel hat sich zugezogen. Auf Gassers graues, kurz geschorenes Haar fällt Nieselregen. Doch der hält ihn von seinem weiteren Rundgang nicht ab – vorbei an mächtigen Apfelbäumen, die neben dem Wein wachsen. „Es gibt immer noch in den Köpfen festgesetzte Überzeugungen“, erklärt er, „es heißt: Wein wird vor allem über den Namen und die Etikette verkauft – sagt dir der Name nichts, wirst du ihn kaum kaufen.“ Er beweist das Gegenteil, mit persönlicher Überzeugungsarbeit, Tag für Tag. Die meisten seiner rund 16.000 Flaschen bringt Gasser jedes Jahr direkt ab Hof unter die Kenner und Genießerinnen.

Zurück am Haus setzt sich der 57-Jährige auf eine Holzbank, beobachtet den Regen. Gasser ist angekommen. Das wachsende Bewusstsein für Ursprünglichkeit und Naturnähe im Weinbau kommt „Überzeugungstätern“ wie ihm entgegen. Anfangs gemieden und argwöhnisch beäugt, pilgern heute Winzerinnen und Winzer aus der Region und dem Ausland zu seinem Hof. Er hat für alle denselben Rat: „Wichtig ist, eigene Erfahrungen zu sammeln, um gute Entscheidungen treffen zu können. Dafür braucht es Zeit. Und man muss wissen, wohin man will.“ Gasser weiß es: Er will Vielfalt bewahren und ausbauen. „Raritäten sind da von Vorteil, sie wecken Interesse und Neugierde.“ Vor 20 Jahren hat sich Willi Gasser mit seinen PIWIS aufgemacht. Begeistert, unbeirrbar, erfolgreich. Sohn Johannes will den Weg weitergehen. Das ist für den Vater die größte Freude.

santerhof.eu

WIE GENERATIONEN

Was können junge Winzer von erfahrenen Kollegen lernen – und umgekehrt?

Der Generationenwechsel ist in zahlreichen Südtiroler Kellereien derzeit ein großes Thema. Viele junge Winzerinnen und Winzer wollen in der Weinproduktion mit modernen Methoden wieder auf altbewährte Verfahren zurückgreifen, die von der vorigen Generation verworfen worden waren. Ein Beispiel: die Herstellung schalenvergorener Weißweine – sogenannter Orangeweine. Im Anbau wiederum wird verstärkt auf die Begrünung der Anlagen und Pflege der Artenvielfalt geachtet, wie anno dazumal. Die jungen Wilden besitzen die Kenntnisse über zeitgenössische Technologien – und den Wagemut! Die älteren, erfahrenen Winzer stehen ihnen mit ihrem Wissen von früher zur Seite.

Hannes Munter, geboren 1982, Kellermeister der Kellerei Eisacktal – einer der jüngsten seines Fachs in Südtirol

G65 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

Südtirol für Anfänger

In meinen ersten Jahren hier in Südtirol habe ich langsam begonnen, den Zeigefinger vom Lenkrad zu nehmen. Ich habe es den Autofahrern, die mir entgegenkamen, einfach nachgemacht. Manchmal war das Zeigefingerheben ein „Hallo“, manchmal ein „Danke für die Vorfahrt“. Bald wurde es auch bei mir zum automatischen Reflex. Eigentlich war ich 2016 ja nur für sechs Monate hierhergezogen, um meine Doktorarbeit zu schreiben. Aber ich verliebte mich in diese faszinierenden Berge und ihre Bewohner – und in dieses Gefühl der Zugehörigkeit, immer dann, wenn ich einen Fremden per Zeigefinger grüßte.

Jetzt, sieben Jahre später, hege ich eine tiefe Wertschätzung und Zuneigung für die Grußarten der Einheimischen. Ich entdeckte ihre Vielfalt beim Spazieren im Dorf, auf den vielen Tausend Kilometern von Wanderwegen, beim Betreten der Bar oder des Lebensmittelgeschäfts; dieses immer vertrautere „Hoila!“ oder „Griaß di“! Mittlerweile grüßen die Dorfbewohner und ich uns mit Vornamen – die Messlatte liegt jetzt also noch höher.

Ich merkte bald: In dieser winzigen Region ist das Netz, das Gemeinschaftsgefüge, dicht gewebt. Der Zeigefingergruß war nur mein erster naiver Einblick in das Leben und die Regeln des kleinen Dorfes, das bald mein Zuhause sein sollte – ein Zuhause, das ich mir weder in meiner Stadtgören-Jugend in Amerika hätte vorstellen können noch als ich später in Tel Aviv direkt am quirligen Strand wohnte und mit meinem treuen Singlespeed-Fahrrad durch den dichten Verkehr flitzte.

Grüßen wie eine echte Einheimische ist weit mehr als eine komplexe Kulturtechnik –es ist eine Eintrittskarte.

Doch selbst für eine wie mich, die schon in fünf Ländern gelebt hatte und sich gern als Kosmopolitin sah, war der Umzug nach Südtirol gar nicht so einfach. Hier wollte ich mich niederlassen, Winzerin werden, schreiben und die Berge genießen. Aber ich war auf einer kleinen Insel gelandet, mitten in den Alpen. An einem Ort, wo der Abstand zwischen meiner kulturellen Herkunft und jener der Einheimischen gefühlt Welten betrug. Mit fremder Sprache, fremden Codes. Es galt so viel zu lernen: Wie man auf engen, kurvigen Bergstraßen schnell und sicher Auto fährt. Wie man Knödel kniggekonform teilt, um die Wirtin nicht zu beleidigen. Nie mit dem Messer! Stets mit dem Löffel! Zu welcher Tageszeit man Weißwein und wann man Rotwein trinkt. Weißwein immer. Rotwein eher nur abends. Aber wofür ich Jahre gebraucht habe – und ich sehe kein Ende in Sicht –, war das Grüßenlernen. Grüßen wie eine echte Einheimische ist weit mehr als eine komplexe Kulturtechnik: Es ist die Eintrittskarte, um in der lokalen Community aufgenommen zu werden. Und glücklicherweise erhält man als Neu-Südtirolerin ganz automatisch einen Crashkurs.

Es gibt hier zwei grundlegende Arten, Freunde, Familienmitglieder oder Bekannte zu begrüßen. Die eine ist der Wangenkuss: für Europäer – vor allem Südeuropäer – eine vertraute Geste, aber als HalbAmerikanerin, Halb-Israeli musste ich mich von meiner üblichen Begrüßung, einer herzlichen Umarmung, verabschieden und mich daran gewöhnen, dass ein anderer Mensch meine Wange mit seiner berührte. Und zwar nicht nur einmal, nicht zweimal, sondern bei den großzügigen Südtirolern gleich dreimal! Das läuft leider nicht immer in einer perfekten Choreografie ab, sondern erzeugt mitunter SlapstickMomente: Die Uneinigkeit, ob das erste Bussi auf die linke oder auf die rechte Backe soll, hat im Laufe der Jahre zu vielen Fast-Knutschereien geführt. Eine Komplikation, die bei Umarmungen übrigens nicht auftritt. Ich sag ja nur.

FOLGE 5:
Grüßen, aber richtig
66 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE

Die andere Grußform ist der Handschlag. Nicht das dezente Händeschütteln einer neuen Bekanntschaft oder der bestimmte Business-Händedruck. Sondern auch zu Feiertagen oder gar Familienfeiern. „Frohe Weihnachten“? Händeschütteln. „Alles Gute zum Geburtstag“? Händeschütteln. Soeben vermählt? Händeschütteln. Und zwar für Männer wie Frauen. Manchmal sogar in Kombi mit Küsschen, nur um mich auf Trab zu halten! Ich brauchte gute sieben Jahre, um mich an diese Formalität zu gewöhnen – aber nun initiiere ich sogar selbstbewusst ein Händeschütteln, wenn es zum Anlass passt. Und meine Südtiroler Freunde lassen gutmütig meine Umarmungen über sich ergehen.

Und dann gibt es da noch das komplexe Regelwerk zum Thema „Begrüßung am Berg“. Den Unterschied zwischen dem formellen „Sie“ und dem informellen „Du“ im Deutschen, diesen Knackpunkt der germanischen Sprachkompetenz, den ich mir in unendlichen Kursen und Seminaren mühsamst beigebracht hatte, konnte ich – kaum auf über 1.000 Meter Meereshöhe angelangt – gleich den nächsten Abgrund runterwerfen. Entgegenkommende Wanderer mit einem formlosen „Griaßt enk!“ anzusprechen, ist in den Bergen Südtirols nicht nur völlig in Ordnung, sondern gar erwünscht.

Mein Tipp: Man sollte viel ausprobieren, um zu lernen, wie man seine Mitmenschen in Südtirol richtig grüßt. Im Laufe der Jahre habe ich zahlreiche seltsame Blicke geerntet, oft genug begegnete liebevolles Gelächter meinen mutigen, aber gescheiterten Versuchen, ein Regelwerk zu meistern, das es eigentlich gar nicht gibt. Die einzige sichere Lernmethode? Geben Sie sich Zeit – und üben Sie fleißig, indem Sie regelmäßig Bauernmärkte, Dorfbars und Skihütten besuchen. Dabei immer grüßen. Und die Verabschiedung? Ist noch mal eine Geschichte für sich. Ciao. Pfiat enk!

SüdtirolLexikon, das

Dialekt verständlich gemacht

Schmirber, Schmirberin

[ˈʃmɪʁbʁ], [ˈʃmɪʁbʁɪn]

So wurden in früheren Zeiten teils misstrauisch, teils ehrfürchtig die mysteriösen Medizinmischer und Kräuterfrauen mit ihren wundersamen Heilsalben und Tinkturen genannt: „schmirben“ ist Südtiroler Dialekt für „schmieren, ölen“ und die feuchtigkeitsspendende Hautcreme – so wie sie die Naturkosmetik-Hersteller von S. 34 heute produzieren – nennt man mitunter ganz ungerührt „die Schmirb“.

Pfiati!

[ˈpfiːatɪ]

Kein „Tschüss“, kein „Auf Wiedersehen“, und –außer man spricht Italienisch – auch kein „Ciao!“: In Südtirol wirft man sich zum Abschied stattdessen ein freundliches „Pfiati!“ zu. Der Gruß ist über die Jahrzehnte als verkürzte Form von „Pfiat di Gott“, also „Behüte dich Gott“ entstanden.

Amy

Die Winzerin, Zoologin und Texterin ist in den USA geboren und hat in fünf Ländern gelebt, bevor sie 2016 für ihre Diplomarbeit nach Südtirol kam und blieb – wegen der Berge. Kadison übernimmt die Kolumne an dieser Stelle von ihrer Vorgängerin Cassandra Han. Für COR erforscht sie ihre innere Südtirolerin – und erzählt, wie sie sie gefunden hat.

Instagram @travelalltheroads

brintschelen

[ˈpʁɪnt ʃələn]

Wenn es in Südtirol „brintschelet“, sollte man die Feuerwehr rufen: „Do tuats brintschelen!“ heißt so viel wie „Hier riecht es nach Verbranntem!“

Der Verbzusatz „-elen“ funktioniert übrigens auch für andere unwillkommene Gerüche: Wenn es irgendwo „mistelet“, dann stinkt es nach Kuhmist, und wenn beispielsweise ein Keller „tebelet“, dann riecht er muffig.

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DIE OPTION

Nachdem Südtirol 1919 dem Kriegsgewinner Italien zugefallen war, begann mit der faschistischen Machtergreifung in den 1920erJahren die „Italianisierung“ Südtirols. Italienische Ortsnamen wurden eingeführt, Vereine aufgelöst, die deutsche Sprache wurde verboten, die neue Industriezone in Bozen schuf Arbeitsplätze für Zuwanderer aus dem Süden.

Das Projekt drohte aber zu scheitern – eine andere Lösung für das Südtirolproblem musste her. Im Juni 1939 vereinbarte Benito Mussolini mit Adolf Hitler die Umsiedlung der Südtiroler, der Pakt ging als „Option“ in die Geschichte ein: Deutschsprachige Südtiroler standen vor der Wahl, ins Deutsche Reich zu übersiedeln oder als Italiener in der Heimat zu bleiben.

85 bis 90 Prozent sprachen sich fürs Gehen aus, bis Kriegsende verließen rund 75.000 Optanten ihre Heimat. Man versprach ihnen ein geschlossenes Siedlungsgebiet, lockte mit materiellem Wohlstand. Die Realität sah anders aus: Wehrfähige Männer wurden an die Kriegsfronten geschickt, Bauernfamilien in den besetzten Gebieten verteilt.

Der Kriegsverlauf brachte die Umsiedlung 1943 zum Erliegen, erst nach 1948 konnten die ausgewanderten Südtiroler legal in ihre Heimat zurückkehren, in der sie nichts mehr hatten. Nur ein Drittel kehrte zurück – das Bild zeigt die Ankunft der Rückkehrer am Bahnhof Brixen. Der Fotograf Hermann Frass hielt die bewegenden Momente mit seiner Kamera fest.

Foto: Hermann Frass/Amt für Film und Medien, Autonome Provinz Bozen-Südtirol

Vom Gehen und vom Bleiben

Option 1939: Die Bevölkerung Südtirols muss entscheiden, ob sie ins Deutsche Reich aussiedeln oder im faschistischen Italien bleiben will. Eine Zerreißprobe. In Spinges, einem idyllischen Dörfchen bei Mühlbach, entschieden sich rund 85 Prozent für eine Abwanderung – die dann doch anders ablief als geplant

Von den Katakomben an die Frischluft

Nach Mussolinis Machtübernahme wird die Italianisierung Südtirols vorangetrieben und der deutschsprachige Unterricht verboten. Unerschrockene Lehrkräfte bringen in den sogenannten Katakombenschulen, illegalen Untergrundschulen, den Kindern Lesen und Schreiben auf Deutsch bei. Nach 1939 wendet sich das Blatt: Auch in Spinges gibt es nun Deutsch-Sprachkurse für Optantenkinder. Nach rund 20 Jahren Unterricht auf Italienisch lernen sie nun nicht nur Deutsch, sondern auch ideologische Lerninhalte des NS-Regimes – damit sie gerüstet sind für ihre Umsiedlung ins „Reich“.

69 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE Foto: Archiv Armin Mutschlechner/AAM-KA-463,
Text — SILVIA OBERRAUCH
Best. Stark-Köck

Links „Brennende Liab“ und geballte Faust

Die Spingerin Theres Valentini, Witwe Mair, sitzt am Stubentisch, resolut und doch nachdenklich. Vor ihr die rotblühende Geranie, in Südtirol „Brennende Liab“ genannt. Sie ziert heute wie damals die Balkone der Bauernhöfe. In der Optionszeit machten beide Lager, die Optanten und die Dableiber, sie zum Symbol ihrer Propagandaschlachten. Die Dableiber wollten sich nicht von der schönen Blume trennen und schworen dem Vaterland die Treue, die Optanten nahmen die „Brennende Liab“ als Symbol für ihren Schmerz ob des Verlustes der Heimat mit in das neue Land.

Oben

Die Dokumentation des kulturellen Erbes

Die Südtiroler sollten zwar „heim ins Reich“ umsiedeln, doch die bäuerliche Kultur will man, wenn schon nicht erhalten, dann zumindest dokumentieren. Das Hauptanliegen der Arbeitsgemeinschaft der Optanten für Deutschland (AdO) war, die Südtiroler bis zu ihrer Abwanderung zu betreuen und Umsiedlungen zu organisieren. In Spinges fotografiert der AdOKulturbeauftragte Frauen bei ihren alltäglichen Verrichtungen.

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Foto: Archiv Armin Mutschlechner/AAM-Floh-177 Foto: Archiv Armin Mutschlechner/AAM-FRE-53, Best. Rogen/Mühlbach

Abschied mit Pauken und Trompeten

Der Brixner Bischof Johannes Geisler optiert im Juni 1940 für Deutschland – ungewöhnlich für einen Geistlichen. Obwohl die Kirche in Südtirol immer eine wichtige Rolle spielte und großen Einfluss auf die Menschen hatte, stimmte der Klerus und die Bevölkerung völlig unterschiedlich ab: Rund 85 Prozent der Geistlichen war für den Verbleib in Südtirol.

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Foto: Südtiroler Landesarchiv/Sammlung Option, Tiroler Geschichtsverein Foto: Südtiroler Landesarchiv/Sammlung Option, Tiroler Geschichtsverein
72 FÜNF COR THE LOCAL MAGAZINE Foto: Südtiroler Landesarchiv/Sammlung Option, Tiroler Geschichtsverein

Links oben Das Hab und Gut auf einem Wagen

Für die Umsiedler bedeutete der Umzug, alles zusammenzupacken, die beweglichen Güter wurden verladen und vorausgeschickt oder zeitweilig eingelagert. Ein enormer Organisationsaufwand. Auch deshalb entschließen sich vor allem Familien mit wenig Besitz für die Abwanderung. Optionsberechtigt waren nur volljährige Männer und volljährige unverheiratete Frauen. Für verheiratete Frauen galt die Entscheidung des Ehemannes. Zum Stichtag 1. Juli 1939 hatte Spinges 254 optionsberechtigte Einwohner, 224 von ihnen stimmten für die Abwanderung.

Links unten Die Propagandamaschine läuft weiter

Die Ausreise der Optanten war ein Ereignis für die ADERSt, die Amtliche deutsche Ein- und Rückwandererstelle, die dem SS-Reichsführer Heinrich Himmler unterstand.

Vor allem zu Beginn der Abwanderung 1940 gibt es an den Bahnhöfen entlang der Brennerlinie inszenierte Volksfeste zur Verabschiedung der Abwanderer. Propagandawirksam hält man fotografisch fest, wie Menschen am Bahnhof Brixen ihren Freunden und Angehörigen bei der Abreise zuwinken.

Oben Neues Heim in der Fremde

Der Optantenfamilie aus dem Eisacktal, die vor ihrem Rohbau in Kärnten steht, erging es besser als vielen anderen Umsiedlern. Die meisten bekamen ihre neuen Heimstätten nie zu Gesicht. Die Wohnungen in den „Südtirolersiedlungen“, wie man sie beispielsweise in Tirol und Vorarlberg aus dem Boden stampfte, waren meist schlecht gebaut: Das Deutsche Reich war mitten im Krieg, die Folgen waren damals schon spürbar. Auch wurden die „Fremden“ nicht mit offenen Armen empfangen, sondern misstrauisch beäugt und ausgegrenzt.

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Foto: Archiv Armin Mutschlechner/AAM-AM-230, Best. Agnes Mayr Foto: Südtiroler Landesarchiv/Bildarchiv Franz Oberkofler

Wieder zurück über den Brenner

Nach Kriegsende kehrt rund ein Drittel der Optanten wieder nach Südtirol zurück. Der Empfang am Bahnhof von Brixen ist zwar herzlich, doch die Situation in der alten Heimat schwierig, die Rückkehrer werden als „Heimatverräter“ gebrandmarkt. Und sie hatten weder Arbeit noch Unterkunft – beides knapp durch die massive Zuwanderung aus dem Süden. Für die Heimgekehrten entstanden Siedlungen im ganzen Land, deren Bewohner oft offenen Anfeindungen ausgesetzt waren.

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Foto: Hermann Frass/Amt für Film und Medien, Autonome Provinz Bozen-Südtirol Foto: Hermann Frass/Amt für Film und Medien, Autonome Provinz Bozen-Südtirol

Klausen – eine der schönsten Altstädte Italiens

„I borghi più belli d’Italia“: schönste

Städtchen

Neben Klausen gehören in Südtirol auch Sterzing, Kastelruth, Neumarkt und Glurns zu den „Borghi più belli d’Italia“ (ital. „Italiens schönste Städtchen“). Diese nationale Vereinigung wurde vom Verband der italienischen Gemeinden gegründet, um das kulturelle, historische und ökologische Erbe kleiner Ortschaften zu fördern.

W

as wird sich wohl Goethe oder der kleine Mozart gedacht haben, als sie auf ihren Italienreisen in der Kutsche auf der holprigen Stadtgasse durch Klausen gefahren sind? Und Albrecht Dürer, als er 1494 auf einem einsamen Plätzchen gegenüber dem Kloster Säben saß, um diese bezaubernde Stadt am Eisack zu zeichnen? Um das nachvollziehen zu können, sollte man das versteckte Städtchen mit seinem mittelalterlichen Flair erkunden.

Die für so viele namhafte Künstler inspirierende Altstadt erinnert heute noch an diese längst vergangenen Tage. Nicht umsonst gehört Klausen seit 2002 zu den „Borghi più belli d’Italia“, den schönsten Altstädten Italiens. Nur wenigen ausgewählten Ortschaften wird diese Ehre zuteil.

Hinter den aneinandergereihten Herrenhäusern mit ihren kunstvollen gestalteten Erkern und Fassaden verbergen sich geheimnisvolle Ecken und Plätze, die den besonderen Charme der Stadt ausmachen.

Einen Einblick in die Geschichte und Werke bietet das Stadtmuseum im Kapuzinergarten mit einer Dauerausstellung über die Klausner Künstlerkolonie (1874–1914) und deren bekannten Vertreter Alexander Koester (1864–1932).

Im angebundenen Kapuzinerkloster kann man den wertvollen Loretoschatz besichtigen. Dieser besteht aus einer einzigartigen Sammlung von Kunstwerken, die um 1700 ein Geschenk der spanischen Königin Maria Anna an die Stadt war. Spannend: Im Jahre 1986 wurden große Teile des Loretoschatzes gestohlen und bis 2014 durch gezielte Recherchearbeit – aber auch einige Zufälle! – fast vollständig wieder zurückgebracht.

Seit eh und je fasziniert das mystisch anmutende Kloster Säben auf dem steilen Felsvorsprung oberhalb von Klausen. Die Tore des ehemaligen Benediktinerinnenklosters bleiben dem Publikum zwar versperrt, jedoch kann man sich die dazugehörigen Kirchen ansehen.

Auf den sonnenexponierten Hängen rund um das Kloster wird seit Hunderten von Jahren Wein angebaut. Wer weiß – wahrscheinlich haben sich auch Dürer oder andere Kunstschaffende ihre Inspiration bei einem Gläschen geholt. Wie auch immer, in Klausen fließen Moderne und Altertum, Vielfalt und Einzigartigkeit wie der Lauf des durchströmenden Eisack, mal ruhig und mal wild, in eine natürliche Symbiose.

klausen.it

PR-INFO
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Schön und gut

Produkte aus der Umgebung

Hochkarätig

Wie ein betretbares Schmuckkästchen wirkt der kleine Juwelierladen Karat2 unter den Brixner Lauben: Hier finden sich detailliert designte Unikate, filigrane Ketten und karatreiche Klunker, gefertigt von Fachleuten der Goldschmiedekunst. Ganz traditionell passen Martin Unterkircher und sein Team auch Erbstücke an und reparieren Uhren. Goldring mit Topas und Brillanten, 2.150,00 Euro. karat2.com

Illustriert und nachhaltig

Elisabeth Mair aus Lajen kombiniert die alte Handwerkskunst des Papierschöpfens mit moderner Illustration: Ihre Zeichnungen entstehen digital. Die ungewöhnlichen Motive sollen zum Nachdenken anregen – und zur Nachhaltigkeit: Mairs Papier entsteht aus zerschnipselten alten Versandkartons, die zarten Unikate verpackt sie plastikfrei in handgemachten Kuverts. Erhältlich im Kauri Store Brixen und online auf Etsy.com und Selbergmocht.it. Notizheft mit handgenähter Bindung, 15,50 Euro.

elisabethmair.com

Von ungenutzt zu upgecycelt Es hat sich ausgeturnt. Stattdessen wird im REX, der ehemaligen Turnhalle einer Militärkaserne in Brixen, jetzt verschiedenen Materialien – Keramik, Kisten, Korken – und Dingen – Staubsaugern, Sofas, Smartphones – ein zweites Leben geschenkt. Oder drittes, oder viertes. Wegwerfen ist out, es wird repariert, recycelt, reused. Das REX-Team vermittelt auch bewussten Konsum, etwa beim Bike Repair Day oder bei Workshops und Get-togethers.

rex-bx.it

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Supersüß und bio

Mit dem Nähen fing sie für Töchterchen Maja an, nun näht

Manuela Pedevilla unter ihrem

Label ManuFactured auch für zahlreiche andere Babys und Kleinkinder Strampler, Sommerkleidchen und Sweatjacken. Sie legt viel Wert auf Stoffqualität sowie praktische Schnitte und bevorzugt skandinavische Muster, Naturtöne und sympathische Drucke. Zum Beispiel kleine

drückt: Gehen Sie zu Schuhbert. Skischuhe, Einlagen, Protektoren – der gelernte Schuhmacher

Hubert Rabensteiner in Brixen passt beim Bootfitting alles individuell an und fertigt den Innenschuh auf Maß. Sein Anspruch: Skischuhe, die beim Schwüngeziehen keine Druckstellen oder Schmerzen verursachen, stylish aussehen und langlebiger sind als herkömmliche Modelle.

All-Mountain-Skischuh „POP Annie“ oder „POP Benny“, auch für Touringski geeignet, Preis auf Anfrage.

schuhbert.com

Milch und die Knödelmischung von Niki Back mit Speck, Spinat oder Kräutern – die Knödel sind im Handumdrehen fertig, schmecken aber genauso rund wie die selbst gemachte Variante, etwa zu einem bunten Salat oder mit brauner Butter und Parmesan. Mischung für 6 Kräuterknödel, 140 g, 5,90 Euro. niki-back.com

A Schnapsl, nur welches?

Im Hofladen des Pschnickerhofs in Villanders steht der klassische Treber – hier augenzwinkernd als „Villlanderer Whisky“ bezeichnet – neben weiteren selbst gebrannten Schnäpsen und Likören: Apfel in Holz, Zwetschge, Grappa, Holunderlikör. Damit das Sortiment nie an Würze verliert, kreiert Juniorchef Daniel Kainzwaldner immer wieder neue Destillate. Zu probieren gibt es sie auch bei einer privaten Führung (auf Vormerkung). Jede Flasche 500 ml.

pschnickerhof.it

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Sagenhafte Orte

Jungfrauen, Teufel, wilde Männer: In Brixen, Klausen und Umgebung wimmelt es nur so von mystischen Erzählungen. Eine kleine Auswahl zum Fürchten, Staunen – und Besuchen

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Text — MARIE CLARA

Noch heute finden in Meransen zu Ehren der drei Heiligen Jungfrauen Prozessionen statt.

Wilder Mann in Brixen

Seinen Blicken entgeht nichts – wozu hat man schließlich drei Köpfe, also sechs Augen? Wie der Höllenhund Zerberus über die Unterwelt Hades, so wacht in Brixen der wilde Mann an der Fassade eines Altstadthauses über das rege Treiben im Stadtzentrum. Das schon seit dem 16. Jahrhundert, sodass ihm womöglich sogar Mozart durchs Blickfeld gelaufen ist. Gold speien soll die mysteriöse Holzfigur auch noch. Jeden Karfreitag beim Zwölfuhrläuten. Dumm nur, dass am Karfreitag die Kirchenglocken stumm bleiben …

Ort: Altstadt von Brixen, an einem Eckhaus, wo die Säbenertorgasse, die Kleinen und Großen Lauben zusammentreffen

Jungfrauenrast Mühlbach-Meransen

Auf den Spuren von drei königlichen Jungfrauen. Klingt magisch? Der Wanderweg nach Meransen führt durch geheimnisvolle Wälder und über leuchtende Wiesen. Er bietet nicht nur einen Ausblick auf das Dorf Mühlbach, sondern auch einen Einblick in die sagenhafte Welt von Aubet, Cubet und Quere. Die drei gläubigen Jungfrauen machten auf der Flucht vor dem Hunnenkönig Attila hier Rast. Es soll ein besonders heißer Tag gewesen sein, also sprachen sie ein Gebet und durch ein Wunder entsprang aus einem Felsen eine Quelle, deren Wasser sie stärkte.

Höhenunterschied: 650 Meter

Gehzeit: ca. 3:45 h

Weg: mittelschwer, recht steil

Teufelsstein in Terenten

Gottseidank hat er es nicht geschafft, der Teufel. Einst wollte er nämlich einen Felsbrocken auf die Bauern hinunterrollen lassen, die in Mühlwald nördlich von Terenten wohnen. Doch der Stein war zu schwer. Für die Bauern damals ein Glück, und auch heute noch erfreulich, denn der Fels bietet den Endpunkt einer abwechslungsreichen Wanderung durch eine sagenumwobene Gegend inklusive finale Aussicht auf das Pustertal. Ausgehend vom Parkplatz Nunewieser in Terenten folgt man dem Wanderweg bis zum Geißklapf bei Sankt Sigmund – den Fußabdruck des Teufels sieht man dort heute noch.

Höhenunterschied: 120 Meter

Gehzeit: 0:30 h

Weg: leichte Wanderung

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④Sagenwanderung auf der Lüsner Alm

Wanderschuhe an und mit jedem Schritt auf der Lüsner Alm weiter eintauchen in die Welt des Sonderbaren und Surrealen. Von Herol bei Lüsen vorbei an einem Aussichtspunkt und schließlich einkehren auf der Schutzhütte Kreuzwiesen Alm – in den Fußstapfen einer Saligen, die oftmals die Menschen mit ihrem hellseherischen Rat verwunderte. So riet die scheue, wundersame Frau einmal einem Lüsner Bauern dazu, das noch nicht reife Heu zu mähen und innerhalb von drei Tagen einzubringen. Er zögerte, hörte dann aber doch auf sie. Ein Glück, denn schon am Tag nach der Ernte waren seine Wiesen unter einer dicken Schneeschicht begraben.

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Entlang des Schabmer

Themenwegs: Auf einer Wandmalerei von 1974 zaubern die Hexenmeister „Lauterfresser“ und Tschaföger ein Gewitter herbei. Die Kirchenglocken von Viums, Raas und Rodeneck läuten dagegen an.

⑤Barbian – Dreikirchen

Drei Kirchen, drei Mysterien – wer in Barbian wandert, kommt am kuriosen schiefen Kirchturm, den spektakulären Wasserfällen und der Aussichtsloge mit Dorf- und Bergblick vorbei. Aber auch an einem geheimnisvollen mystischen Ort: Wo sich einst, zu Urzeiten, ein Quellheiligtum befand, stehen dicht aneinander drei kleine Kirchlein, deren Entstehung ein Rätsel bleibt. Hinter den Türen: gotische Flügelaltäre und Fresken. Vor einer der drei Türen sollen laut einer Sage die Toten des Dorfs drei Tage lang ausharren, damit ihre Seele in den Himmel kommt …

Höhenunterschied: 300 m

Gehzeit: ca. 2:15 h

Weg: leichte Wanderung

Wanderung inklusive Wasserfälle:

Höhenunterschied: 560 m

Gehzeit: ca. 3,5 h

Weg: Rundwanderung, für Familien geeignet

Themenweg in Schabs

Dem Hexenmeister hinterher – der neue Schabmer Themenweg oberhalb von Sonneck in Schabs erzählt auf elf Schautafeln die Geschichte des Ortes, aber auch die von Matthäus Perger: Der Händler aus Tschötsch bei Brixen, der wirklich lebte und 1645 hingerichtet wurde, hatte laut Sage einen Hang zum Mystischen und einen Drang, Schabernack zu treiben – doch machte ihn das wirklich zu einem Hexenmeister? Geschichten über ihn gibt es viele. Eine Bekannte bat den „Lauterfresser“ Perger einst, ihre Hennen mit Magie zum Eierlegen zu bewegen, doch dafür reichten seine Kräfte nicht. Stattdessen zauberte er einfach einige Legehennen aus einem anderen Dorf herbei.

Höhenunterschied: 100 Meter

Gehzeit: ca. 0:45 h

Weg: leichte Wanderung

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Im Mittelpunkt

Die Südtiroler Fotoblogger Judith Niederwanger und Alexander Pichler erzählen die Geschichten hinter ihren Lieblingsfotos

Hätte man uns vor unser Wanderung auf den Villanderer Berg gefragt, wo der geografische Mittelpunkt Südtirols liegt, wir hätten ihn wohl irgendwo an einem unscheinbaren Ort in der Nähe von Bozen vermutet. Was für ein glücklicher Zufall, dass er sich in Wahrheit mitten in den Bergen befindet – und dass eine Tour voller Highlights dorthin führt!

Etwas Kondition sollte man aber mitbringen für die insgesamt 14,5 Kilometer lange Strecke und die 760 Höhenmeter (Hin- und Rückweg). Ausgehend vom Parkplatz Saltnerstein (1.756 m) bei der Gasser Hütte wandert man über die herrliche Villanderer Alm, die zu den höchsten Hochalmen Südtirols zählt. Kleine Holzhütten zieren die Wiesen, das Bergpanorama bis hin zu den Dolomiten ist ein Genuss. Wer idyllische Fotomotive sucht, ist hier genau richtig. Am Ende des Wanderwegs Nr. 6 erreicht man das Totenkirchl (2.186 m), wo man links auf die Markierung Nr. 2A abzweigt und weiter hinauf zum Totensee gelangt. Über den Pfad Nr. 2 erreicht man schließlich nach rund 3 Stunden Gehzeit den 2.509 Meter hohen Villanderer Berg und steht am Mittelpunkt Südtirols.

Von hier aus gibt es ein 360-Grad-Bergpanorama zu bestaunen, ein großer Globus aus Granit markiert neben einem Holzkreuz und einem Fernrohr das geografische Zentrum. Über den selben Weg geht es nach der verdienten und aussichtsreichen Rast wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Aufgenommen am 02.07.2022 um 19:20 Uhr

Judith Niederwanger und Alexander Pichler betreiben gemeinsam das erfolgreiche Wander- und Fotoblog „Roter Rucksack“. Auf der gleichnamigen Facebookseite haben sie über 20.000 Fans, auf Instagram 17.000 Abonnenten. 2023 ist ihr zweites Buch erschienen: „Klick dein Wanderglück!“ (Raetia) bietet 45 neue Touren und Fotomotive in Südtirol.

roterrucksack.com

Canon
EOS R6
24–70 mm @ 24 mm f/3,5 1/1000 s
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Gitschberg Jochtal – Brixen

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Inklusivleistungen:

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ÜBER 100 PISTENKILOMETER –1 SKIPASS
Die Pakete sind nur in den teilnehmenden Betrieben buchbar. Alle Angaben ohne Gewähr. Die Angebotszeiträume können noch geändert werden. Alle aktuellen Informationen und Daten finden Sie auf unserer Webseite.
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