Konzerthaus Nachrichten · Jänner/Februar 2024

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ORCHESTER · KLAVIER

Wilhelm Gause, Hofball in Wien, 1900

Der letzte Walzer von Wien? Zwei Orchesterkonzerte der Wiener Symphoniker, Klavierabende von Alexandre Tharaud und Kirill Gerstein sowie eine Lesung mit Wien-Impressionen von ­Robert ­Schumann, Leopold Godowsky und Maurice Ravel

VON ALEXANDRA ZIANE

»Wiener, seid froh! – Oho, wieso?« So tönte der Wiener Männergesangs-Verein zu Johann Strauß’ »An der schönen blauen Donau«, als der Walzer bei der Faschings-Liedertafel 1867 erstmals aufgeführt wurde – mit Versen des Polizeikommissars und Vereinsdichters Josef Weyl. Der Wiener Walzer hatte seinen Siegeszug durch die Welt zu diesem Zeitpunkt längst angetreten. Bereits zu Zeiten Franz Schuberts verdrängte der Tanz das höfische Menuett und den ländlichen Landler und ließ verschiedene soziale Schichten gemeinsam übers Parkett walzen. Aufgrund dieser Durchmischung der Bevölkerung, der Nähe zum Tanzpartner und des zügellos wirkenden Drehens der Tanzenden galt er zunächst als sehr anstößig. Doch schnell eroberte er die Tanzsäle und fand Eingang in Bühnenmusiken. Josef Lanner und Johann Strauß Vater sowie seine Söhne verbreiteten die in Wien ausgeprägte Form schließlich durch Arrangements, Potpourris und ausgedehnte Tourneen. Bis heute


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