TREND - Magazin für Soziale Marktwirtschaft - Ausgaben 1/2 2022

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Foto: AdobeStock©hotocreo Bedanrek

AKTUELL Energie- und Klimapolitik

Versorgungs­sicherheit ist keine ­Selbstverständlichkeit

In den nächsten fünf Jahren müssen im Energiebereich die richtigen Entscheidungen getroffen werden.

1/2 2022 TREND

bekommen wir in den nächsten 30 bis 40 Jahren große Probleme. Dann könnte es durchaus sein, dass wir in Deutschland dekarbonisiert sind, weil wir deindustrialisiert sind. Aber das gilt nicht nur für Deutschland, ­sondern für Nordwesteuropa. Gas, das über Leitungen transportiert wird, ist natürlich viel billiger als Gas, das mit Schiffen transportiert wird. Wir können uns als Europäer sehr viele Dinge leisten, wir verfügen über einen großen Wohlstand, weil wir über günstige Energie verfügen konnten. Billige Energie war immer da. Das ist jetzt anders. Wir sehen: Versorgungssicherheit ist nicht nur ­v­­olkswirtschaftlich wichtig, sondern auch politisch. Wenn wir keine Energie haben, funktioniert die Gesellschaft nicht mehr. Das Thema Versorgungssicherheit muss also von der Politik flankiert werden. Dazu gehört zum Beispiel auch, Bürokratie abzu­ ­ bauen und die Genehmigungsverfahren zu ­ beschleunigen. Wenn wir die Genehmigungsverfahren nicht ändern, werden die Netzbetreiber, auch wir als E.ON, die Netze nicht ausreichend ausbauen können, um die ganzen erneuerbaren Energi-

en e­inzubinden. Und ohne Erneuer­ bare ist ­Unabhängigkeit von Russland nicht zu haben. Wir arbeiten Tag und Nacht, sieben Tage in der Woche, daran, die E ­ nergieversorgung sicherzustellen. Aber wenn wir im Sommer wieder einschlafen, geopolitisch einschlafen, weil es genug Wind und Sonne gibt, um die Energieversorgung zu sichern, und wenig Gas gebraucht

Patrick Lammers Vorstand E.ON SE und Vorsitzender Bundesfach­ kommission Energiepolitik Wirtschaftsrat der CDU e.V.

Foto: E.ON SE

D

ie Krise in der Ukraine hat uns nochmal gezeigt, dass Freiheit, Recht und Sicherheit nicht selbstverständlich sind. Die Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz hat mich beeindruckt. Und ich hoffe, dass wir als Europäer zusammenstehen. Russlands ­ Staatschef Wladimir Putin hat nicht erwartet, wie geschlossen die Europäer auftreten, wie vehement sie sich gegen seinen Angriffskrieg zur Wehr setzen, wie geschlossen die Ukraine – auch im transatlantischen Bündnis – unterstützt wird. Das ist im internationalen Rahmen sehr wichtig, auch in der Zukunft. Wir als E.ON betreiben unsere Netze in Ungarn, in der Slowakei, in Polen und auch in der Ukraine. Wir betreuen dort unsere Kunden. Unsere Leute machen dort eine richtig gute Arbeit. Sie nehmen Leute auf, ­sammeln Geld ein und unterstützen die Menschen auf vielfältige Weise. Mit der neuen Krise ist sehr klar geworden, dass jetzt erstmal die Versorgungssicherheit nach vorne rückt und wir zunächst kurz- und mittelfristig arbeiten müssen. Wenn wir in den nächsten fünf Jahren nicht die richtigen Entscheidungen treffen,

„Wenn wir keine Energie haben, funktioniert die Gesellschaft nicht mehr.“ wird, dann werden wir im Oktober, November vor einer großen Krise stehen. ­Energie wird von jetzt an immer zentraler gesellschaftlicher Aspekt sein, an dem man tagtäglich arbeiten l muss.

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