Südtirol Panorama 01/2020

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Vers. in Post. - 45% - Art. 1 Abs. 1 - Ges. 353/2003 (abg. Ges. 27.02.2004 Nr. 46) - CNS Bozen - Poste Italiane SpA - Taxe percue / Tassa pagata - Abo im Inland: 11 Euro - Abo im Ausland: 20 Euro - Semestrale | Data di prima immissione / Ersterscheinung: 12.11.1998

Nr. 01/2020 – 1,80 Euro

Juli 2020

Das Magazin aus dem Verlag der

INNOVATIV

DURCH DIE KRISE

So kreativ sind Südtirols Unternehmen


ERP, CRM und SYSTEM MANAGEMENT 100 IT-Profis allein in Südtirol

Würth Phoenix GmbH · Kravoglstraße 4 · I-39100 Bozen · +39 0471 56 41 11 · info@wuerth-phoenix.com · www.wuerth-phoenix.com


INHALT

Foto: Manuela Tessaro

EDITORIAL Wie gehen wir den Fachkräftemangel an? Wie das Thema Digitalisierung? Was tun mit den häufigen Staus entlang der Hauptverkehrsachsen? Wie bremsen wir den Tourismusboom ein? Ganz egal, bei welcher Debatte – über Jahre drehte sich in Südtirols Wirtschaft alles um diese Fragen. Spitzenpolitiker, Verbände, aber auch Unternehmen bemühten sich um Lösungsvorschläge. Vorgeschlagen wurde viel, Eile aber hatte man keine. Warum auch? Es läuft doch! Wir hatten eine Vollbeschäftigung, 33,7 Millionen Übernachtungen im Jahr, satte Auftragsbücher in Industrie und Handwerk. Läuft die Wirtschaft, schläft die Innovation – und umgekehrt. Seit Südtirols Wirtschaftsaufschwung Mitte März abrupt, ja geradezu traumatisch eingebremst wurde, sprudeln die Ideen. Die Pandemie hat die Welt und auch unser Land durcheinandergewirbelt. Zugleich hat sie das Unmögliche möglich gemacht. Sie hat ungeahnte Kräfte freigesetzt. Der Wille, etwas zu verändern, ist mit einem Schlag enorm. Beeindruckend viele Unternehmen verharrten nur kurz in der Lethargie. Dann ging alles ganz schnell, sie haben die Komfortzone verlassen und Probleme als Herausforderung gesehen. Mit welchem Mut, welchem Enthusiasmus und welchem Kampfgeist unsere Wirtschaft auf diese Krise reagiert hat und neue Produkte, Dienstleistungen und Prozesse auf den Markt geworfen hat, zeigen wir in dieser Sonderausgabe „Innovativ durch die Krise“. Sie zeigt, wozu wir in der Lage sind, wenn von einem Moment zum anderen nichts mehr sicher ist. VERENA PLIGER

Branchenreport 04 Die Gewinner und Verlierer Welche Branchen die Coronakrise besonders hart trifft, wer davon profitiert und wie sich unsere Wirtschaft gerade neu zusammensetzt. Ein Überblick.

Innovativ durch die Krise 12

Kreativitätsschub Wie können Unternehmen die Kreativitätsphase möglichst lang am Leben halten? Die beiden Professoren Dominik Matt und Kurt Matzler im Doppelinterview.

Geniale Ideen 20 Cleveres Corona-Business Die Coronapandemie hat in Südtirols Unternehmen ungeahnte kreative Prozesse freigesetzt. Wir präsentieren einige der genialsten Covid-19-Innovationen.

22 Container für das Altersheim Geschlossene Baustellen – Wie das Unternehmen Niederstätter mit barrierefreien Containern auf die Krise im Baugewerbe reagiert hat.

24 Desinfektionssäulen Hotels und Restaurants im Lockdown – Wie der Hotelausstatter PRIMA trotz anfänglicher Schockstarre in die Innovationsoffensive ging.

28 Live-Stream-Events Veranstaltungen abgesagt – Wie der Moderator und Filmemacher Markus Frings mit TV- und Live-Stream-Projekten der Krise trotzt.

30 Desinfektionstunnel Schnell reagiert – Wie EmiControls mit der Wassernebel-Technologie jetzt auch Bakterien und Viren bekämpft.

32 Schutzverglasungen Gemeinsam stark – Wie sich Ivo Barth und Peter Trenkwalder mit Schutzelementen aus Sicherheits- oder Acrylglas international etablierten.

34 Handdesinfektionsmittel Keine Nachfrage nach Destillaten – Wie die Traditionsbrennerei Roner kurzerhand Desinfektionsmittel produzierte.

38 Social-Media-Kampagnen Aus Alt mach Neu – Wie die jungen Watchsome-Filmemacher mit Bildmaterial vergangener Jahre geschickt inszenierte Kampagnen lancierten.

40 Sporthilfe Heros Run

Titelbild: ff

Impressum Erscheinungstermin: 30.07.2020 Verantwortliche Direktorin, Redaktion & Konzeption: Verena Pliger Autoren dieser Ausgabe: Susanne Pitro, Verena Pliger, Verena Spechtenhauser, Barbara Tilli Korrektur: Franz Kaserer Leitung Grafik: Sabine Rainer Leitung Produktion: Martina Gruber Werbung: Lisa Forer-Naumann, Roswitha Rauter, Bernhard Elzenbaumer Rückmeldungen an die Redaktion: panorama@ff-bz.com Herausgeber: FF-Media GmbH Bozen – Eintrag. Lg. Bozen 20/98 R.P. vom 07.10.98 Kontakt: Brennerstraße 7a, 39100 Bozen, Tel. 0471 30 45 00, Fax 30 45 10, www.panorama-online.com Druck: Radin-Berger Print GmbH, Innsbruck (A) Gesamtauflage: 26.000 Stück Nr. ROC: 06262

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Förderbeiträge gekürzt – Wie die Südtiroler Sporthilfe dank einer besonderen Aktion junge Sporttalente unterstützt.

44 Informative Webinare Kernbusiness eingebrochen – Wie die Kommunikationsagentur Brandnamic mit findigen Ideen auf die Krise in der Hotellerie reagiert hat.

Gastronomie 54 Blick über den Tellerrand Der Trend- und Changeexperte Pierre Nierhaus über erfolgreiche Gastrostrategien in Zeiten von Panik und Ungewissheit.

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Die Gewinner und Verlierer

Foto: Hemin Suthar/Pexels

Südtirol wird nach einem Jahrzehnt des Wohlstands brutal wachgerüttelt. Welche Branchen die Coronakrise besonders hart trifft, wer die Gewinner sind und wie sich unsere Wirtschaft gerade neu zusammensetzt – ein Branchenreport.


BRANCHENREPORT

ERWARTETE UMSATZVERÄNDERUNG IM JAHR 2020 AUFGRUND DER CORONA-KRISE Prozentuelle Veränderung Südtiroler Wirtschaft

-27 %

Landwirtschaftliche Genossenschaften Verarbeitendes Gewerbe

-3 % -25 %

Energie und Umwelt

-8 %

Baugewerbe

-25 % -33 %

Großhandel

-28 %

Einzelhandel

-28 %

Transport Gastgewerbe Dienstleistungen

M

it voller Wucht hat die Covid-19-Pandemie auch die boomende Wirtschaft unseres Landes erfasst. Der erzwungene Stillstand hat dramatische Auswirkungen zur Folge. Sie übersteigen sogar jene der großen Finanzkrise von 2008. Am stärksten hat es die vergangenen Monate das Gastgewerbe getroffen. Ende Juni hatte die Branche 14.000 Beschäftigte weniger als noch 12 Monate zuvor. Das entspricht einem Minus von 44 Prozent. Damit ist das Gastgewerbe für knapp 90 Prozent des Gesamtrückgangs am Südtiroler Arbeitsmarkt verantwortlich. Bis vor einigen Monaten noch unvorstellbar. Schließlich war der Tourismus über Jahrzehnte das Zugpferd der heimischen Konjunktur. „Und das ist das Atypische an dieser Krise. Denn bislang war es stets der Tourismus, der Konjunktureinbrüche kompensiert hat“, meint Stefan Perini, Direktor des Arbeitsförderungsinstituts AFI. Kräftig verloren hat auch der Handel, das verarbeitende Gewerbe in Industrie und Handwerk und erstaunlicherweise auch der Sektor Verkehr und Lagerung. „Trotz des sehr gut funktionierenden Onlinehandels ist der Arbeitsmarkt um

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-26 % -47 % -22 %

3,8 Prozent eingebrochen. Der Grund ist schnell erklärt: Viele Paketzusteller arbeiten als Scheinselbstständige und werden in den Arbeitsmarkt-Statistiken nicht berücksichtigt“, meint Stefan Luther, der Amtsdirektor der Abteilung Arbeit. WIE STARK SÜDTIROLS WIRTSCHAFT

von der Krise gebeutelt wird, das geht aus einem Bericht des WIFO der Handelskammer Bozen und der EURAC hervor. Das Ergebnis: 94 Prozent der Unternehmen geben an, dass ihr Umsatz und ihre Rentabilität durch den Covid-19-Notstand negativ beeinflusst wurden. Neben dem Tourismus traf die Krise vor allem die Automobilzulieferindustrie, den Weinsektor, persönliche Dienstleistungen wie etwa im Werbebereich sowie den Einzel- und Großhandel. „Überrascht hat mich, dass auch jene Unternehmen schlecht abschnitten, die ihre Tätigkeit fortführen durften, wie etwa Teile der Lebensmittelindustrie. Ihr Umsatz ging zum Teil stark zurück, da die Pandemie zu logistischen Problemen beim Versand und Empfang von Waren geführt hat“, erklärt Wifo-Direktor Georg Lun.

Quelle: „3.20 Bericht“ von Wifo/Eurac

KFZ-Handel und -Reparatur

Rund drei Viertel der Unternehmen berichten über finanzielle Schwierigkeiten, meist in Zusammenhang mit kurzfristigen Liquiditätsengpässen. Doch es gibt auch Branchen oder Unternehmen, die kaum etwas eingebüßt haben. Darunter viele Freiberufler, die ihre Tätigkeit im Homeoffice weiterführen konnten. Profitiert haben auch die IT-Branche und gewisse persönliche Dienstleister. „Sie haben im Moment zum Teil noch mehr zu tun als vor dem Lockdown“, beobachtet Georg Lun. DIESE KRISE bringt aber auch klare Ge-

winner hervor. Dazu zählen etwa der Lebensmitteleinzelhandel, die Hersteller und Händler von Desinfektionsmitteln, Hygieneartikeln und Schutzausrüstung sowie Reinigungs- und Desinfektionsfirmen. Richtig gut läuft es auch für die Informatikbranche, den Online- und Versandhandel, die Software-Hersteller, Streaming-Dienste und Onlinemedien. „Dazu kamen die E-Bikes, die sich extrem gut verkauften. Ich behaupte, dass sich all diese Branchen an der Covid-19-Pandemie einen goldenen Zahn verdienen“, meint AFI-Direktor Stefan Perini. Südtirol Panorama | 01.2020

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BRANCHENREPORT Sobald Italien am 4. Mai den Lockdown gelockert hat, wurde auch Südtirols Wirtschaft wieder nach oben gefahren. Schritt für Schritt. „Unternehmen sind nach der Öffnung mit viel Schwung und Elan durchgestartet. Wenngleich die Nachfrage in der Gastronomie und im Einzelhandel weiterhin verhalten ist. Und der Tourismus läuft zwar an, ist

aber bei Weitem noch nicht auf Normalniveau“, meint der Wifo-Direktor. Vor allem ältere Gäste würden von einem Südtirolurlaub absehen. „Bis vor der Krise war der Tourismus ein Selbstläufer, jetzt wirkt sich die Qualität auf die Auslastung aus. Manche Betriebe, vor allem im Osten des Landes, sind vom ersten Tag an voll ausgebucht, andere

DER SÜDTIROLER ARBEITSMARKT: ZUWACHS UND VERLUST VON ARBEITSPLÄTZEN Unselbstständig Beschäftigte Dezember 2019

Landwirtschaft

Dezember 2019: Veränderung zum Vorjahr

Unselbstständig Beschäftigte Juni 2020

5.798 +4,7 % 11.608 +4,7 % 27.727 +4,3 %

Gastgewerbe Bauindustrie

Juni 2020: Veränderung zum Vorjahr

18.078 -44 % 8.529 +3,3 % 8.807 +0,3 %

TROTZ DER POSITIVEN SIGNALE, 30.148 +2,7 % 28.867 -1,8 %

Handel 8.925 +2,4 % 9.297 +0,8 %

Bauhandwerk

22.909 +1,7 % 22.970 +0,8 %

Gesundheits- und Sozialwesen

25.672 +1,2 % 25.518 -1,2 %

Verarbeitendes Gewerbe in Industrie Verarbeitendes Gewerbe in Handwerk

8.121 +1,1 % 7.932 -0,9 % 25.808 +0,8 % 24.525 -4,5 %

Andere Dienstleistungen 12.514 -0,5 % 12.389 -1,9 %

Quelle: Abteilung Arbeit – Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt

Öffentliche Verwaltung

6

Finanzen und Versicherungen

4.866 -0,3 % 4.878 0 % 19.049 -0,2 % 18.582 -0,9 %

Bildungswesen Verkehr und Lagerung

8.776 -0,1 % 7.882 -3,8 %

Südtirols Arbeitsmarkt hat Boom-Jahre hinter sich. Am besten lief es im ersten Halbjahr 2018 – 7.200 neue Arbeitsplätze wurden damals geschaffen. Danach ging es weiter nach oben, wenn auch nicht mehr so schnell. Immerhin konnten 2019 insgesamt 5.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Und auch noch in den ersten zwei Monaten 2020 war alles auf Wachstum ausgerichtet. Fast alle Branchen standen gut da. Vor allem das Gastgewerbe, hervorragend lief es aber auch für die Bauindustrie, das Bauhandwerk und den Handel.

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haben massive Schwierigkeiten, ihre Betten zu füllen“, meint Lun. Eine Hochkonjunktur erlebt das Baugewerbe. Handwerker und Bauunternehmen haben satte Auftragsbücher. Das zeigt sich auch an der Verkehrsentwicklung auf der MeBo, die mittlerweile wieder Vorkrisenniveau erreicht hat.„In den meisten Fällen handelt es sich um Aufträge aus der Zeit vor der Krise, die während des Lockdown liegen blieben. Ob es ab Herbst Folgeaufträge gibt, das bleibt ein großes Fragezeichen“, meint Georg Lun. Sechs lange Jahre hat die Branche gebraucht, um sich von der Wirtschaftskrise 2008 zu erholen. Dieses Mal, so Lun, könnte sie erst gar nicht in eine tiefe Krise stürzen. „Anfang Juli, also kurz vor Einführung des neuen Raumordnungsgesetzes, wurden noch sehr viele Bauprojekte eingereicht. Sollten diese Bauten tatsächlich umgesetzt werden, so werden die Investitionen nicht wesentlich einbrechen“, meint Lun. AFI-Direktor Stefan Perini hat mit einer noch schnelleren Erholung der Wirtschaft gerechnet. „Vor allem mit stärkeren Nachholeffekten. Stattdessen fahren wir den Aufzug erst langsam wieder hoch.“ Von Normalität sei noch keine Spur, weder in der öffentlichen Verwaltung noch bei den Privatunternehmen. „Viele Arbeitnehmer arbeiten noch immer im Homeoffice und zeigen wenig Bereitschaft, ins Büro zurückzukehren. Für die Arbeitgeber wird das zunehmend zum Problem“, beobachtet Perini. Die meisten würden durchaus auch von zu Hause Topleistungen erbringen, aber nicht alle. „Für einige heißt smart working aber in erster Linie ‚smart‘ und weniger ‚working‘.“ Der Lockdown ist zu Ende, die Wirtschaft ist wieder angesprungen, das Stimmungsbild normalisiert sich – wenn auch ganz langsam. „Mir fällt auf, dass Leute noch wenig Lust auf Freizeit und Begegnungen haben. Also in den Pub oder ins Restaurant zu gehen, zu reisen oder auch zu shoppen. Lebenslust wäre die absolut beste Konjunkturpille“, findet Stefan Perini. Mit Sorge blickt ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl


Foto: Alexander Alber

BRANCHENREPORT

AFI-Direktor Stefan Perini hofft, dass sich die Nachfrage bis Herbst so weit erholt, dass die Betriebe nicht im großen Stil entlassen und am Know-how ihrer Mitarbeiter festhalten.

er auf den Herbst, die sogenannte Phase drei. Genauso wie andere Experten spricht er von der Stunde der Wahrheit. Im September und Oktober wird sich viel entscheiden. Vor allem in der Hotellerie und im Gastgewerbe. Ob die Branche einen goldenen Herbst erlebt, hänge ganz davon ab, ob es in Südtirol oder in den Herkunftsländern wieder neue In-

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fektionsherde gibt. „Sollte es dann zu einem zweiten Lockdown kommen, dann befürchte ich eine gesellschaftliche Rebellion“, meint der AFI-Direktor. SÜDTIROLS EXPORTUNTERNEHMEN

würde ein zweiter Lockdown besonders hart treffen. Denn bereits jetzt sehen die Prognosen düster aus. In Deutschland

etwa, dem Exportland Nummer eins, ist allein der Autoabsatz um 30 Prozent eingebrochen. Georg Lun spricht von einem Strukturwandel. „Die Luftfahrtund Automobilbranche baut massiv Stellen ab. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Das könnte zu einer echten Gefahr für unsere Exportbranche werden.“

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Foto: Wifo

BRANCHENREPORT

Das WIFO der Handelskammer erwartet für Südtirol einen Rückgang des BIP zwischen 7 und 11 Prozent. Laut Wifo-Direktor Georg Lun werden es wohl minus 10 Prozent sein.

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AFI-DIREKTOR Stefan Perini hofft, dass

sich die Nachfrage bis Herbst so weit erholt, dass die Unternehmen nicht im großen Stil entlassen, sondern am Know-how ihrer Mitarbeiter festhalten. „Natürlich wird es auch Unternehmen geben, die diese Chance nutzen, um ihren Betrieb auf Kosten der Mitarbeiter zu rationalisieren. Ein kurzsichtiger Ansatz,

denn ich bin überzeugt – auch wenn es im Moment nicht so rosig läuft –, in einem Jahr haben wir wieder einen Fachkräftemangel. Und jeder Unternehmer weiß, wie mühsam es ist, fähige Mitarbeiter zu rekrutieren“, meint Perini. Der Großteil der Südtiroler Arbeitnehmer ist im Moment noch gut geschützt. Zum einen gibt es noch bis Mitte August

ARBEITSBEDINGUNGEN IN DER CORONAZEIT Ich bin in den Lohnausgleich überstellt worden

Mein Arbeitsvertrag wurde nicht verlängert 8,5 %

91,5 %

Ich habe über Zeitausgleich Überstunden abgebaut 75,3 %

24,7 %

67 %

Ich habe bereits Teile des Urlaubs 2020 nehmen müssen 30,4 %

Ich konnte im Homeoffice weiterarbeiten 39,4 %

60,6 %

Es hat sich nichts verändert. Ich habe gearbeitet wie vor der Coronakrise

Ich musste Resturlaub aufbrauchen 33 %

71 %

29 %

69,9 %

35,1 %

64,9 %

Ich hatte sogar mehr Arbeit als vor der Krise 32,4 %

67,6 %

Quelle: AFI-Barometer Sommer 2020

Auch in Südtirol blicken die Arbeitnehmer mit Sorge auf die kommenden Monate. Sie fragen sich, wie sich das Auslaufen der Abfederungsmaßnahmen und die Aufhebung des Kündigungsstopps auf ihr Arbeitsverhältnis auswirkt? Kommt es zu einer Entlassungswelle? Stefan Luther rechnet nicht mit einem radikalen Stellenabbau. Vielmehr wird er sich schleichend über Wochen und Monate hinziehen. „Haben die Unternehmen weiterhin genügend Aufträge – immer vorausgesetzt, dass es zu keiner zweiten Welle kommt –, so gehe ich bis Ende des Jahres von einer Arbeitslosenquote von 6 Prozent aus. Fehlen allerdings die Folgeaufträge, dann werden wir uns um die 9 Prozent bewegen“, meint Luther und betont, dass man erst im April des kommenden Jahres mit Gewissheit sagen könne, wie hoch die Arbeitslosenzahlen 2020 effektiv ausfallen. Dabei zählte Südtirol noch bis Anfang des Jahres zu den wenigen europäischen Regionen mit Vollbeschäftigung. Die Arbeitslosenquote Südtirols lag im Jahr 2019 mit 2,9 Prozent deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 6,3 Prozent.

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BRANCHENREPORT

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BRANCHENREPORT

KONKRETE ZAHLEN, wie viele Süd-

tiroler Arbeitnehmer seit März in den Lohnausgleich überstellt wurden, gibt es noch immer nicht. „Wir wissen im Moment nur, dass die Südtiroler Unternehmen für die ersten neun Wochen um Lohnausgleichszahlungen in Höhe von 80 Millionen Euro angesucht haben. Davon lässt sich ableiten, dass in diesen zwei Monaten rund 40.000 Arbeitnehmer im Lohnausgleich waren“, erklärt Stefan Luther. Allerdings deute im Moment vieles darauf hin, dass die Unternehmen am Ende doch mehr zu tun hatten und nur halb so viele Mitarbeiter effektiv in den Lohnausgleich schicken mussten. „Das wäre sehr positiv für die gesamte Arbeitsmarktsituation“, meint Luther, der nicht davon

Foto: Alexander Alber

den sogenannten Kündigungsschutz. Zum anderen gibt es das Instrument der ordentlichen und außerordentlichen Lohnausgleichskasse. Unternehmen können darum ansuchen, wenn sie für ihre Mitarbeiter zu wenig oder gar keine Arbeit haben. Das Arbeitsverhältnis bleibt aufrecht, und die Mitarbeiter werden mit einer Ausgleichszahlung entlohnt. Sie beläuft sich auf 900 bis 1.200 Euro brutto im Monat. Erst hat die italienische Regierung diese Möglichkeit für neun Wochen gewährt, dann auf insgesamt 18 Wochen verlängert.

Stefan Luther, der Amtsdirektor der Abteilung Arbeit, rechnet damit, dass sich der Stellenabbau schleichend über Wochen und Monate hinziehen wird.

ausgeht, dass der Lohnausgleich noch einmal verlängert wird. Dabei können diese Unterstützungsmaßnahmen ohnehin nicht alle Arbeitnehmer nutzen. Im Prinzip all jene, die ein bestehendes Arbeitsverhältnis haben. Viele andere sind hingegen wenig bis gar nicht geschützt. Etwa all jene, die beim Ausbruch des sanitären Notstandes auf Arbeitssuche waren oder davon ausgingen, von früheren Arbeitgebern wieder zur Saisonarbeit

FINANZ- ODER LIQUIDITÄTSPROBLEME DER UNTERNEHMEN AUFGRUND DER COVID-19-KRISE

LAUT OECD wird das Bruttoinlands-

Probleme der Unternehmen, die finanzielle Schwierigkeiten melden

Einhaltung von steuerlichen Fristen

54 %

Bezahlung der Lieferanten

52 %

Quelle: „3.20 Bericht“ von Wifo/Eurac

Einbringung von Forderungen

10

42 %

Fälligkeiten von offenen Bankkrediten

40 %

Entlohnung des Personals Zugang zu den Krediten Finanzielle Verluste Sonstiges

25 % 13 % 8% 16 %

eingestellt zu werden. Dazu kommen die Leiharbeiter, die gewöhnlich nur über Bruchstücke des Jahres beschäftigt sind. Aber auch die vielen Frauen, die nach der monatelangen Schließung der Schulen ihr Arbeitsverhältnis aufgeben mussten, da sich ihre Arbeit mit der Kinderbetreuung nicht vereinbaren lässt. „In den letzten Monaten kann man echt von Glück sprechen, im öffentlichen Dienst arbeiten zu dürfen. Wir haben all die Zeit 100 Prozent unseres Lohnes ausbezahlt bekommen“, meint AFI-Direktor Stefan Perini anerkennend. produkt Italiens 2020 um 11,3 Prozent sinken und sich 2021 nur teilweise erholen. Für Südtirol erwartet das WIFO einen Rückgang des BIP zwischen 7 und 11 Prozent. Lun selbst geht von einem Minus von 10 Prozent aus. Für 2021 wagt er, übrigens genauso wie Luther und Perini, nur vorsichtige Prognosen. „Es wird zu einem Aufschwung kommen, das Minus von 2020 können wir aber sicher nicht wettmachen. Wir müssen davon ausgehen, dass diese Krise erst in zwei bis drei Jahren überwunden ist.“ ◀ VERENA PLIGER

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PR-INFO

CHANCEN ERKENNEN

Foto: Hypo TirolPrivate Banking

Die Corona Krise bietet einmalige Gelegenheiten für mittel- bis langfristige Investoren.

Roman Thurner, MSc. Leiter Private Banking Italien.

SÜDTIROL PANORAMA: Besorgniserregende Corona-Zahlen in Brasilien und den USA. Herr Thurner, wie schätzen Sie die Lage an den globalen Märkten in Zeiten von Corona ein? ROMAN THURNER: Die Corona-Pandemie hat sich zu einer der schlimmsten Gesundheits- und Wirtschaftskrisen der letzten 100 Jahre entwickelt. Steigende Insolvenzen, Gewinneinbrüche und höhere Arbeitslosenzahlen sind die Erwartung. Nur durch massive Interventionen seitens der Notenbanken konnten eine Liquiditätskrise bzw. ein Systemzusammenbruch vermieden werden. Aus diesem Grund sehen wir eine starke Erholung an den Aktienmärkten seit Mitte März. Wieso ist es für Investoren so schwierig in der Krise einzusteigen? Auch wenn es sich in den vergangenen Krisen nahezu immer bewährt hat? Beim Prinzip von „buy low–sell high“, mit anderen Worten das Einkaufen von Aktien in Krisenzeiten und Verkaufen in sehr guten Phasen, stellt vor allem der erste Schritt für viele Marktteilnehmer eine psychologische Hürde dar. Die Angst eines Kursrückgangs wiegt für viele Privatinvestoren mehr als das Potential für einen signifikanten Gewinn. Genau in diesen Marktphasen trennt sich die Spreu vom Weizen und

Seit 2020 wird die Hypo Tirol als einzige Tiroler Bank im Elite

umso wichtiger ist es, rational und nicht emotional zu handeln. Auch diese Krise erfüllt alle Voraussetzungen für eine langfristig attraktive Rendite. Wie haben sich Ihre Veranlagungsstrategien in der Krise entwickelt? Eine frühzeitige Reduktion der Aktienquote im Februar und eine starke Gewichtung in US-Unternehmen als auch sektorale Positionierungen in den Bereichen Technologie- und Gesundheitsaktien waren ein Teil unseres Erfolgskonzepts. Die Rendite unserer aktiv verwalteten Aktienfonds lag mit Ende Mai ca. 10 % höher als der Weltmarkt. Wir zählen zu den wenigen Vermögensverwaltern, die diese Krise gut gemeistert haben. Was erwarten Sie von den kommenden Jahren? Die wirtschaftlichen Auswirkungen auf Staats- und Unternehmensebene werden uns noch länger beschäftigen. Wir rechnen auch mit einer steigenden Arbeitslosigkeit aufgrund der Corona-Krise. Für mittel- bis langfristige Investoren bietet genau das eine einmalige Gelegenheit, um sich ein zweites bzw. drittes Standbein aufzubauen. Wir empfehlen einen systematischen Ansatz, um gezielt in regelmäßigen Ab❧ ständen zu investieren.

tung durch „First Five“ ausgezeichnet. Per 30.04.2020 ist die

Seit 2020 wird die Hypo Tirol als einzige Bank Elite Reportdeutschspraempfohlen. 350 Banken im gesamten Raum wurden getestet,und woReport empfohlen. 350 Tiroler Banken imimgesamten Hypo Tirol in den deutschsprachigen Kategorien konservativ, ausgewogen von es nur 13 % in dieRaum Empfehlungsliste schafften.wovon Beim Elite die Beratungsqualität des 36 Private Bankingbei bemeschigen wurden getestet, es Report nur 13wird % neben in dieder Performance dynamisch auch auf Sicht von 12, 24 und Monaten den schafften. Beim wird nebenPer 30.04.2020 besten 5 Vermögensverwaltern gelistet. Damit reihtausgewosich die sen. WeitersEmpfehlungsliste wurde die Vermögensverwaltung durchElite „FirstReport Five“ ausgezeichnet. ist die Hypo Tirol in den Kategorien konservativ, der Performance Beratungsqualität des Private Hypo Tirol gelistet. nicht nur lokal, international bei lokal, den gen und dynamisch auf Sicht vonauch 12, 24 die und 36 Monaten bei den besten 5 Vermögensverwaltern Damit reihtsondern sich die Hypo Tirol nicht nur Banking bemessen. Weiters wurde die Vermögensverwal- besten Vermögensverwaltern ein. sondern international bei den besten Vermögensverwaltern ein. 135

Roman Thurner, Roman Thurner, MSc. MSc. Leiter Private Banking SüdtirolItalien Leiter Private Banking T.T. +39+39 04710471 099625 099625 roman.thurner@hypotirol.com roman.thurner@hypotirol.com hypotirol.com/suedtirol hypotirol.com/suedtirol

130 125 120

Zentrale Nordtirol Zentrale Meraner Straße 8, 6020 Innsbruck Straße 8 T.Meraner +43 (0) 50700 hypo.zentrale@hypotirol.com 6020 Innsbruck

115 110

T. +43 (0) 50700 hypo.zentrale@hypotirol.com

105 100

Aktienstrategie Global Hypo VvW. Ausgewogen (ca. 50% Aktien)

2017 12,79% 6,02%

2018 -10,06% -5,21%

2019 26,41% 16,75%

2020* 2,75% 2,16%

Gesamt 31,76% 19,86%

* Zeitraum: 1.1.2020 bis 30.6.2020 Marketingmitteilung – Bitte bedenken Sie: Performance-Ergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf zukünftige Entwicklungen zu. Gebühren, Spesen und Steuern sind Marketingmitteilung – Bitte bedenken Sie: Performance-Ergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf zukünftige Entwicklungen zu. Gevon der Berechnung nichtSteuern erfasst. Unsere lediglich Ihrer Sie sind nicht als Anlageberatung zu verstehen. Die Prospekte zuSie densind Produkte bühren, Spesen und sind Angaben von derdienen Berechnung nichtInformation. erfasst. Unsere Angaben dienen lediglich Ihrer Information. nichtsowie als allfällige persönliche Anlageempfehlung zu InvFG verstehen. Alle Informationen und Fondsbestimmungen, Bedingungen der KID, genannten Produkte und Dienstleistungen entnehmen Sie bitte denin Änderungen wurde gemäß §129 veröffentlicht. Sie sind einschließlich Berichte sowie vereinfachtem Prospekt gemäß §136 InvFG jederzeit kostenlos nach derSprache aktuellen Gesetzgebung erforderlichen Informationsunterlagen, die sind imdieInternet unter www.hypotirol.com/suedtirol für unter Sie www.hypotirol.com abrufbar sind. deutscher in einer der Geschäftsstellen der Hypo Tirol Bank AG erhältlich. Zusätzlich Unterlagen im Internet unter www.masterinvest.at und für Sie abrufbar.

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INNOVATION

Plötzlich sprudeln die Ideen Not macht erfinderisch und bringt einen wahren Innovationsschub in Südtirols Unternehmen. Doch wie gelingt es, die Kreativitätsphase möglichst lang am Leben zu halten? Die beiden Professoren Dominik Matt und Kurt Matzler auf der Suche nach Antworten.

SÜDTIROL PANORAMA: Die Coronakrise könnte uns laut vielen Prognosen in die schwerste Rezession seit dem zweiten Weltkrieg stürzen. Gleichzeitig wird die Pandemie als Momentum für eine wirtschaftliche Neuausrichtung und einen Innovationsschub gesehen. Sind Sie Anhänger der pessimistischen oder der optimistischen Betrachtungsweise? DOMINIK MATT: Ich bin ein unverbesserlicher

Optimist, eine Grundhaltung, die man im Bereich der Forschung und Innovation fast haben muss. Und wir haben auch in der Vergangenheit beobachten können, dass Krisen das Potenzial haben, zunächst etwas niederzureißen, um es dann wieder aufzubauen – und in diesem Aufbau liegt dann immer die Chance, etwas Innovatives zu schaffen und Dinge grundlegend zu hinterfragen.

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Herr Prof. Matzler, solch kreative Zerstörungsprozesse haben Sie in einem ihrer letzten Bücher über die digitale Disruption beschrieben. Brauchen wir die, um weiterzukommen? KURT MATZLER: Es ist häufig so, dass es für Innovationen einen Anstoß von außen braucht. Doch generell muss man auch sagen: In Krisen werden die Starken stärker und die Schwachen schwächer. Für Unternehmen mit Liquiditätspolster gibt es derzeit sehr viele Chancen. Internationale Studien zeigen, dass ein großer Teil der Unternehmen derzeit Budgets für Forschung und Entwicklung zurückfährt. Allein in Deutschland etwa um 40 Prozent. Da entsteht ein Vakuum, das gut aufgestellte Unternehmen füllen können, indem sie Innovation betreiben. Betriebe, die bereits vor der Krise schwach waren, sind

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INNOVATION jetzt nur damit beschäftigt, ums Überleben zu kämpfen. Oder müssen vielleicht auch so manch heilige Kuh schlachten und sich von bestimmten Bereichen trennen. Krisen bringen auch die Chance, Ballast abzuwerfen.

Zum Beispiel? MATT: Mir fällt ein kleiner Inneneinrichter

aus Norditalien ein, der innerhalb kürzester Zeit auf Lösungen für Raumabtrennungen umgestellt hat. Das mag kein Hightechprodukt sein, doch er hatte das richtige Produkt zur richtigen Zeit, und hat so als systemrelevantes Unternehmen auch sämtliche Mitarbeiter über die Zeit des Lockdown gebracht. Solche Beispiele habe ich in den vergangenen Monaten viele gesehen, da Betriebe – angestoßen durch diese Krise – ganz viele neue und innovative Gedanken hatten und sich grundsätzlich hinterfragt haben. MATZLER: In einer Zeit wie dieser kommt das Unternehmertum richtig zum Vorschein, also Machertypen, die flexibel Chancen nutzen. Diesbezüglich sind kleinere, familiengeführte Unternehmen oft viel schneller, die reagieren direkt und krempeln die Ärmel hoch. Ein Beispiel aus Tirol: das mittelständische Unternehmen Adler Lacke, das seine Kompetenzen genutzt hat, um nun Zigtausende Liter Desinfektionsmittel pro Woche herzustellen. Also die haben in kürzester Zeit ein neues

Sie würden Krisengewinner und -verlierer also weniger nach Branchen, als vielmehr anhand ihrer finanziellen Ausstattung festmachen? MATZLER: Es gibt nun schon auch

Branchen mit unglaublichem Wachstumspotenzial. Denken wir nur an ein Unternehmen wie Zoom. Die User dieses Anbieters von Videokonferenzen stiegen von 20 auf 200 Millionen. MATT: Ich möchte an das Darwin’sche Prinzip erinnern, wonach nicht die stärkste und auch nicht die intelligenteste Spezies am überlebensfähigsten ist, sondern die, die sich am besten an Veränderungen anpassen kann. Der Begriff Resilienz ist nicht ohne Grund zum Modewort geworden. Und ich staune wirklich, mit welcher Geschwindigkeit manche Unternehmen auf den Einbruch ihrer Umsätze reagiert und einfach umgeschaltet haben.

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Foto: Privatarchiv Matzler

Foto: unibz

Links: Dominik Matt ist Professor für Produktionssysteme und -technologien an der Freien Universität Bozen und Direktor von Fraunhofer Italia. Rechts: Kurt Matzler zählt zu den besten Marketingprofessoren im deutschsprachigen Raum. Aktuell ist er Professor für Strategisches Management an der Universität Innsbruck.

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INNOVATION

Foto: Freepik, ff

Matzler und Matt zeigen sich überrascht, wie viele Unternehmen in den vergangenen Monaten den Mut hatten, einen anderen Weg einzuschlagen.

Geschäftsfeld aufgebaut, das sie voraussichtlich auch weiterführen werden. Ging es nur um systemrelevante neue Geschäftsfelder, oder haben Sie in dieser Krise auch andere Arten der Innovation beobachtet? MATT: Das erzwungene Homeoffice hat viel

„Krisen bringen die Chance, Ballast abzuwerfen.“ Prof. Kurt Matzler

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bewegt. Kürzlich hat mir ein Kleinunternehmer mit einer 15-köpfigen Marketingagentur in Brescia erzählt, dass er seine gesamten Büroräumlichkeiten auflöst und auch Reisen zu Kunden auf ein Minimum reduzieren will. Er hätte erkannt, dass virtuelles Arbeiten wunderbar funktioniert – und er so ohne Effizienzverlust einen sechsstelligen Bereich einsparen könne. Ich habe in letzter Zeit mit vielen Unternehmen ihre bisherige Reisetätigkeit hinterfragt. Ein viel reisender Geschäftsführer hat mir unlängst erklärt, dass er sich 2019 rund 80 Prozent seiner Geschäftsreisen hätte schenken können. MATZLER: Dazu passt eine aktuelle Befragung von McKinsey unter rund 1.500 Führungskräften: Zwei Drittel der Unternehmen setzten demnach infolge von Corona ganz massiv

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virtuelle Technologien ein. Und 50 Prozent automatisierten ihre Prozesse. Ein Drittel der Befragten verwendet Digitalisierung, um neue Kunden zu gewinnen. Während nur 7 Prozent die Produktion geografisch neu organisieren wollen. Zu Beginn der Krise schätzen viele Unternehmen diesen Punkt als viel wichtiger ein. Sie haben sich beide bereits in der Vergangenheit stark mit Innovation durch Digitalisierung auseinandergesetzt – unter anderem mit dem Projekt A21 Digital. Kam dieser Riesensprung der vergangenen Monate für Sie überraschend? MATT: Ja, es war eine sehr freudige Überra-

schung. Denn obwohl wir auch im Rahmen des von uns an der Freien Universität Bozen koordinierten Forschungsprojektes „A21 Digital Tyrol-Veneto“ viel Veränderungswillen und Begeisterung gespürt haben, hat der letzte Anschub für die Umsetzung gefehlt. Ich habe mich beispielsweise immer für eine stärkere Digitalisierung unserer Ausbildungsstätten stark gemacht – und nun hatten wir von einem Tag auf den anderen Fernunterricht in Schulen und an Universitäten. ▶ ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl


INNOVATION PR-INFO

DAS DIGITALE UNTERNEHMEN

Seit Corona verstehen alle, wieso Digitalisierung strategisch wichtig ist. Wie Unternehmen ihre Software-Kompetenz ausbauen und innovative Projekte vorantreiben können – der IT-Dienstleister Alpin hilft die Potentiale der Digitalisierung zu entfalten.

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ehr als 300 Kunden im Mittelstand, 9000 End Users, 20 Jahre Markterfahrung und moderne Technologiestacks. Internationale Projekte im Enterprise Content Management und Enterprise E-Commerce, agile Teams, flache Hierarchien und die Möglichkeit, sich selbst und seine Ideen zu verwirklichen. Als Studienabgänger sucht man Unternehmen, in denen man seine Karriere entwickeln und sein Wissen im Wunschberuf ausleben kann. Zwar werben auch internationale Konzerne mit schweren Recruiting-Abteilungen um die besten Köpfe, aber spannende Softwareprojekte kann man bestens in Südtirol entwickeln: Software developer und consultants sind bei Alpin immer gefragt. Und als emotionalen Benefit lebt man dann dort, wo andere Urlaub machen. 1999 gegründet, entwickelt Alpin Lösungen zur durchgängigen Digitalisierung von Geschäftsprozessen im Mittelstand: ECM und hoch personalisierte E-Commerce-Lösungen für Enterprise-Kunden. Eingebunden

in ein starkes, international agierendes Netzwerk aus spezialisierten Partnern. „Die Digitalisierung ist in unserer Gesellschaft in vollem Gange. Spätestens mit dem Ausbruch der Coronakrise konnte man beobachten, wie IT-Innovation den Geschäftserfolg eines Unternehmens prägen kann. Wenn Vertrieb und Verwaltung gezwungen sind, aus dem Homeoffice zu arbeiten, können digitale Abläufe und E-Commerce-Systeme nicht nur die Effizienz, sondern bald das Überleben eines Unternehmens bedeuten. Ganze Branchen verändern und digitalisieren heute ihre Geschäftsprozesse, selbst wenn sie in der Vergangenheit noch eher geringe IT-Affinität aufzeigten“, sagt Christoph Moar, Projektleiter bei Alpin. Die Folge ist: Unternehmen aus allen Branchen bauen Software-Kompetenz aus und beauftragen Dienstleister mit innovativen Projekten. „Und genau da beweisen unsere Mitarbeiter ihre Kompetenz“, sagt Moar und verweist auf das 17-köpfige Team des Unternehmens. „Wir messen uns täglich an

Bei Alpin wird eine positive Unternehmenskultur und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben großgeschrieben.

neuen Technologien, setzen innovative Lösungen um und wissen diese dann auch von erfolgreichen Unternehmen genutzt.“ ECM Consultants und sogenannte Full-Stack-Developer setzen die Projekte bei Alpin im Team um und helfen, die Potenziale der Digitalisierung in Unternehmen zu entfalten. Was neben den technischen Herausforderungen bei Alpin sonst noch großgeschrieben wird? „Die positive Unternehmenskultur und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Und – sobald Corona wieder vorbei ist – auch manch legendäres Team-Event.“ meint Christoph Moar mit einem Augenzwin❧ kern.

Fotos: Alpin GmbH

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alpin gmbh Die Digitalisierung ist in unserer Gesellschaft in vollem Gange. Spätestens mit dem Ausbruch der Coronakrise konnte man beobachten, wie IT-Innovation den Geschäftserfolg eines Unternehmens prägen kann.

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INNOVATION

Virtuelles Gespräch: Über den Videokonferenz-Dienst Zoom traf Susanne Pitro die beiden Professoren Dominik Matt (links) und Kurt Matzler (rechts) zum Interview.

MATZLER: Auch im Onlinehandel werden

lisierung sehe ich noch mehr Sensibilität für Themen wie Regionalität und Nachhaltigkeit – oder ein Zurückrudern bei der Globalisierung. In manchen Branchen, insbesondere in gesundheitsrelevanten, werden die Produktionen sicher zurückgeholt werden. MATT: Ich sehe für Europa großes Potenzial beim Thema Umwelt und Nachhaltigkeit, insbesondere in Kombination mit den neuesten Technologien der Künstlichen Intelligenz. Hier können wir uns im globalen Wettbewerb differenzieren, weil wir bereits einen Technologievorsprung in Bereichen wie der Erneuerbaren Energie haben. Deshalb braucht es nun, nach der ersten Schockstarre, massive Investitionen. Wir müssen unsere Autoindustrie umstellen, unsere Städte neu organisieren. Da gibt es ein unheimliches Potenzial und viel Arbeit für Betriebe, auch innerhalb kleinerer Wirtschaftskreisläufe. Diese Chance müssen wir einfach nutzen.

Nehmen wir an, der Corona-Spuk wäre in einigen Monaten vorbei. Was wird Ihrer Meinung nach bleiben – neben den wirtschaftlichen Nachwehen des Lockdown? MATZLER: Ich denke, es wird in gleich mehre-

Sind Unternehmer in einer wirtschaftlich satten Provinz wie Südtirol überhaupt darauf vorbereitet, kreativ zu denken? MATT: Nun, in den letzten Jahren wirt-

plötzlich Produkte wie Lebensmittel vertrieben, wo es immer hieß, die eignen sich dafür nicht. Ein wenig problematisch sehe ich, dass uns dieser Digitalisierungsschub am falschen Bein erwischt. Wir schlittern nun in eine große Wirtschaftskrise mit Beschäftigungsproblemen, die mit der massiven Digitalisierung weiter verschärft werden. Umso mehr müssen wir uns Gedanken machen, wie wir mit den Konsequenzen der Digitalisierung umgehen. MATT: Bei Fraunhofer Italia erleben wir einen wahren Ansturm von Anfragen von Unternehmen, die in mobile Robotik investieren wollen. Dass Tätigkeiten, die leicht durch Maschinen ersetzt werden können, in Gefahr sind, wussten wir schon vor Corona. Doch die Krise hat uns auch gezeigt, wie viel mehr Personal wir etwa im Pflegebereich brauchen – also zumindest längerfristig gibt es Möglichkeiten, diese Verluste zu kompensieren.

ren Bereichen einen Wandel geben, der auch nach Corona kein ‚back to business as usual‘ bringen wird. Neben dem Thema Digita-

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schaftlichen Wachstums haben sich viele Südtiroler Betriebe im Wesentlichen auf die effiziente Bewältigung des Tagesgeschäfts konzentriert. Durchaus mit Fleiß, doch das

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INNOVATION Thema Forschung und Innovation kam oft zu kurz. Diesbezüglich ist nun aber auch ein Schub zu beobachten. Das bestätigen mir auch verschiedene Ämter, laut denen die Förderanträge für Forschung und Entwicklung in jüngster Zeit gewaltig nach oben gehen. Und ich habe erst kürzlich bei einem Workshop mit einem heimischen Verband erlebt, dass jetzt ein unglaublich großer Wille da ist, etwas anzustoßen. Ob mit neuen Ideen oder im Bereich der Prozessinnovation und Industrie 4.0. Ganz viel passiert diesbezüglich derzeit auch im Bausektor, wo man sich sehr stark in Richtung Vernetzung und digitale Technologien bewegt. Wir alle müssen in dieser Zeit lernen, mit Unsicherheit, mit Nichtplanbarkeit umzugehen. Inwiefern sollte das Führungsstrategien verändern? Darf die Chefin oder der Chef nun auch sagen: Ich weiß nicht, wie es weitergeht? MATZLER: In einer Krise sollte eine Füh-

rungskraft mehr denn je Optimismus aus-

strahlen. Doch auch sie kann nicht allwissend sein. Das heißt, man kann auch mal zugeben, dass man ansteht. Man muss aber auch klar signalisieren, dass man an Lösungen arbeitet und überzeugt ist, dass es weitergeht. Also gilt es mehr denn je, Orientierung zu geben? MATZLER: Absolut. Das Schlimmste ist das

„Das erzwungene Homeoffice hat viel bewegt.“ Prof. Dominik Matt

Gefühl des Stillstands, da resignieren alle relativ schnell. Förderlich für Commitment und Optimismus ist es auch, die Mitarbeiter aktiv in die Lösungsfindung miteinzubeziehen. Unternehmen hat in dieser Krise sehr geholfen, schon zu einem frühen Zeitpunkt eine Szenarioanalyse auszuarbeiten. Was ist der Worst Case, was ein realistisches und was ein optimistisches Szenario – und was machen wir im jeweiligen Fall? Wenn man sich das schon vorher überlegt, vermeidet man Schockstarre und Panik und wird ruhiger und gelassener. Und das braucht es, um vernünftige und kreative Entscheidungen zu treffen. ◀ SUSANNE PITRO

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Panorama | 01.2020 Dokumentenmanagement | Digitale Signatur | Elektronische Fakturierung | E-Commerce Südtirol | Digitale Geschäftsprozesse

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PR-INFO

ALPERIA REAGIERT SMART

Foto: Getty Images

Von heute auf morgen musste auf Smart Working getrimmt werden. Es wurde schnell und unkompliziert reagiert.

Die Arbeitsmodalität Smart Working, die aufgrund der Notstandssituation schlagartig an Wichtigkeit gewonnen hat, revolutioniert die Arbeitswelt.

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nfang März 2020. Es ging Schlag auf Schlag, und von heute auf morgen musste ein Großteil des Unternehmens auf Homeoffice und Smart Working getrimmt werden. Es wurde schnell und unkompliziert reagiert. Die Devise hieß: Mehr Laptops und Smartphones, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Alperia ihren gewohnten Tätigkeiten trotz der außerordentlichen Covid-19-Situation so einfach und flexibel wie möglich nachgehen konnten. Smart Working – Eine neue Ära ist angebrochen Die Arbeitsmodalität Smart Working, die aufgrund der Notstandssituation schlagartig an Wichtigkeit gewonnen hat, revolutioniert die Arbeitswelt. Es handelt sich um ein Umdenken und ein Umdisponieren mit starken Auswirkungen auf verschiedene Aspekte des täglichen Lebens: Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Transportmittel, Umweltver-

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schmutzung, Verwaltungskosten der Büros, Geschäftsreisen, aber auch soziale Beziehungen innerhalb und außerhalb des Büros. Als im März der Lockdown ausgerufen wurde, musste Alperia innerhalb kürzester Zeit

„Eine schwierige Situation kann eine spannende Herausforderung sein.“ JOHANN WOHLFARTER

einige Hundert Laptops konfigurieren und Verbindungen zum internen Netzwerk herstellen, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten konnten. Dabei kam dem Unternehmen sehr gelegen, dass es in den vorhergegangenen Monaten

Kurse zur Verwendung von digitalen Kommunikationstools organisiert hatte, die dem Team – falls erforderlich – die Heimarbeit ermöglichen sollten. Das Virus beschleunigte diesen Prozess: Innerhalb weniger Tage arbeiteten von 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 700 (einschließlich der Direktoren) von zu Hause aus. Gegenwärtig arbeiten 75 % im Smart-Working-Modus; die anderen 25 % sind auf rotierender Basis in die Büros zurückgekehrt. „Eine schwierige Situation kann eine spannende Herausforderung sein. Diese Chance wollen wir auch nach dem Covid-Notstand beibehalten und perfektionieren. Sie lässt uns unter anderem auch Geld und Zeit sparen und ermöglicht uns einen weiteren Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, z. B. in Bezug auf Fahrten aus Arbeitsgründen. Diese können größtenteils durch Videokonferenzen ersetzt werden“, so der Generaldirektor der Alperia AG, Johann Wohlfarter.

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Funktioniert Smart Working? Was bringt die Zukunft? Smart Working. Diese innovative Art, den Job zu leben, möchte das Unternehmen, sobald wieder Normalität einkehrt, nach und nach einführen. Es wurde auch eine interne Umfrage zum Thema durchgeführt. Das sind die relevantesten Ergebnisse: • 45 % geben an, dass sie in Bezug auf Zufriedenheit und Motivation, Autonomie, Produktivität und Qualität eine Steigerung vernommen haben. • Was am meisten geschätzt wird: - keine Fahrzeit von zu Hause zur Arbeit - mehr Nähe zur Familie - mehr Konzentration und höhere Produktivität • Schwierigkeiten: - Die Interaktion mit anderen wegen des fehlenden persönlichen Kontakts. - Nur 23 % haben einen ergonomischen Stuhl zur Verfügung. „55 % der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an der Umfrage teilgenommen haben, glauben, dass die optimale Situation eine gemischte Formel ist: eine Wochenhälfte Smart Working, die andere im Büro. Sicher ist, dass dies eine neue Arbeitsweise ist, die auch in Zukunft beibehalten wird, aber sie muss natürlich strukturiert und mit den Gewerkschaften abgestimmt werden“, so ❧ Johann Wohlfarter.

Foto: Getty Images

PR-INFO

Als im März der Lockdown ausgerufen wurde, musste Alperia innerhalb kürzester Zeit einige Hundert Laptops konfigurieren und Verbindungen zum internen Netzwerk herstellen, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten konnten.

Startup Factory

Alperia ist bestrebt, zunehmend smarter und umweltfreundlicher zu werden. Deshalb investiert das Unternehmen in die Forschung und Entwicklung von nachhaltigen Energielösungen. Alperia hat z. B. Alperia Startup Factory gestartet, einen Ideenwettbewerb für Innovation im Bereich erneuerbare Energien und Green Economy. 2018 nahmen 142 Bewerber teil, 2019 waren es schon 230 aus 37 Ländern aus aller Welt.

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Alperia AG Zwölfmalgreiener Straße 8 39100 Bozen

Foto: Alperia

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GENIALE IDEEN

Chamäle Krisen-Ds

Die Coronapandemie hat ungeahnte kreative P herausragende Beispiele Südtiroler Unternehmen. S an die neuen Bedürfnisse angepasst und Produkte u die unsere Welt jetzt unbedingt braucht. Wer

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GENIALE IDEEN

äleons im Dschungel

Illustratiion: Sabine Rainer/ff

kreative Prozesse freigesetzt. Das zeigen einige ehmen. Sie haben bestehendes Know-how genutzt, odukte und Dienstleistungen auf den Markt gebracht, cht. Wer die Kreativen sind – wir stellen sie vor.

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GENIALE IDEEN ner und Besucher gefahrlos begegnen können. „Mit dem Umbau von Containern für spezielle Anwendungen sind wir vertraut, das machen wir tagtäglich für verschiedenste temporäre Strukturen und Baustellen. Zudem waren die Container lagernd, also konnten wir innerhalb von nur wenigen Wochen reagieren und den Menschen in dieser schwierigen Zeit ein klein wenig Normalität zurückgeben“, erklärt Niederstätter.

Foto: Niederstätter AG

DIE NEUE NORMALITÄT für Heimbe-

Niederstätter hat Container als Besucherräume für Seniorenheime umfunktioniert. So konnten sich Heimbewohner und Besucher gefahrlos begegnen.

Niederstätter Kernbusiness: Verkauf und Verleih von Baumaschinen Corona-Business: Barrierefreie Container und Onlineschulungen

Geschlossene Baustellen. Für die Firma Niederstätter mit Sitz in Bozen, spezialisiert auf individuelle Dienstleistungen in der Baubranche, ein Horrorszenario, das im März dieses Jahres plötzlich Realität wurde. „Der Lockdown infolge des Covid-19-Notstands hat uns vor völlig neue Herausforderungen gestellt“, gesteht Manuel Niederstätter, Mitglied der Geschäftsleitung und neue Generation des Familienunternehmens. Von heute auf morgen brachen die Einnahmen durch die Kranvermietung und Kranmontage bis zu 90 Prozent ein. Nur noch auf vereinzelten Baustellen war es mit Sondergenehmigung möglich, zu arbeiten. 22

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EINEN LICHTBLICK bot die gestiege-

ne Nachfrage nach Containern. Wegen ihres einfachen Aufbaus boten sich die modularen Räume an, um in Krankenhäusern zusätzlichen Platz zu schaffen. „Eine schnelle und vergleichsweise günstige Lösung“, so Niederstätter. Kurzerhand wurden nicht nur die Krankenhäuser von Bruneck, Brixen und Sterzing beliefert, sondern auch Seniorenheime: „Wir konnten sofort in die Umsetzung gehen. Als Familienunternehmen haben wir nämlich einen großen Vorteil, und zwar schnelle und unkomplizierte Wege.“ NACH WOCHEN der Isolation war man

in den Altenheimen auf der Suche nach einer Lösung, die es erlauben würde, unter Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen Besuche von Verwandten, Angehörigen und Freunden wieder möglich zu machen. In Zusammenarbeit mit den Seniorenheimen entstand dann die Idee, Container für den Bau so umzugestalten, dass sich Heimbewoh-

wohner und Besucher präsentierte sich in Form eines barrierefreien Containers mit separatem Ein- und Ausgang, in der Mitte des Raumes eine Trennwand aus Plexiglas, auf beiden Seiten ein kleiner Tisch und ein Stuhl. Die Unterhaltung erfolgte über eine Gegensprechanlage. Zum Einsatz kamen die Container in verschiedenen Heimen, so etwa in Terlan und Lana. Auch in Latsch wurde ein Besuchercontainer angefragt, der bis Ende Februar 2021 dort stehen bleiben soll. Im Trentino geht man einen Schritt weiter: Dort soll eine zweistöckige Containeranlage entstehen, um die Zeit während des Umbaus der Struktur zu überbrücken. Einen großen Mehrumsatz haben die Container laut Niederstätter aber nicht erzeugt: „Da ein Großteil unserer Geschäftsfelder, sprich der Verkauf und Verleih von Baumaschinen, Transport- und Montageleistungen, weggefallen ist, war der Verkauf der Container reine Schadensbegrenzung, gepaart mit dem Gefühl, in einem Moment des Stillstands etwas Gutes tun zu können.“ GEGEN DEN STILLSTAND im Co-

vid-19-Notstand wurde in der Firma Niederstätter eine weitere Maßnahme getroffen. Diese sollte vor allem den Arbeitern in der Baubranche zugutekommen, die aufgrund des Lockdowns zu Hause saßen. „Alle Theoriekurse, die wir normalerweise in unserem Schulungszentrum anbieten, wurden digitalisiert, indem unsere Ausbilder die Einheiten auf Video aufgenommen und die Tests in Form von Multiple-Choice on® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl


GENIALE IDEEN line gestellt haben. Das hat zwar eine längere Vorlaufszeit gebraucht, aber der Zuspruch war groß, da die Leute Zeit hatten, sich fortzubilden“, erklärt Niederstätter. Die dazugehörenden Praxiskurse finden bereits wieder in regulärer Form unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen statt. „Vor einem Jahr haben wir in unserem Schulungszentrum den zehntausendsten Teilnehmer gefeiert und in der Zwischenzeit haben wir wieder 5.000 Personen geschult. Das heißt: Wir waren hier schon gut unterwegs, die Corona-Krise hat den Theorieschulungen aber einen neuen Schub gegeben.“ Seit 2014 ist die Niederstätter Academy im Safety Park in Bozen als Bildungseinrichtung akkreditiert. Unzählige Firmen aus ganz Norditalien nehmen über das Jahr verteilt am Weiterbildungsprogramm für Berufe in der Baubranche teil. Angefangen bei Kursen für Kranführer und Staplerfahrer bis hin zu den klassischen Arbeitssicherheitskursen. Allein 2020 wurden 2.000 Personen geschult, zu Beginn des Jahres noch vor Ort und seit März online. Die Einnahmen, die von der Firma Niederstätter durch das Schulungszentrum generiert werden, machen jährlich zwei bis drei Prozent vom Jahresumsatz aus, und dieser belief sich 2019 auf 30 Millionen Euro. Ein Rekord, der heuer vermutlich nur schwer zu erreichen sein wird. nämlich ein großes Fragezeichen dar. Auch wenn der Bausektor laut Niederstätter durch das Fortführen bestehender Projekte nun wieder etwas in Schwung gekommen ist, sei es nur schwer zu sagen, wie sich die Auftragslage entwickeln wird: „Im Moment sieht es wieder gut aus, viele Baustellen haben wieder geöffnet. Die große Frage ist: Was passiert im Herbst und im neuen Jahr? In Südtirol sind wir stark vom Tourismus abhängig, und dort ist eben noch zu schauen, wie sich die Branche erholt und vor allem wie investitionsfreudig sie sein wird …“ ◀ BARBARA TILLI

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Foto: Alexander Alber

DIE ZUKUNFT der Baubranche stellt

Die Kunst eines Familienunternehmens: Die Familie Niederstätter hat in der Coronakrise schnell und unkompliziert reagiert.

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GENIALE IDEEN

PRIMA Kernbusiness: Kreative Hotelausstattung Corona-Business: Desinfektionssäulen, Mundschutzmasken

Die Brüder Michl und Thomas Tschimben sind zu hundert Prozent auf die Hotellerie und das Gastgewerbe eingeschossen. In dieser Branche gelten sie mit ihrem Unternehmen PRIMA seit knapp 30 Jahren als Trendsetter. Sie überzeugen mit kreativer und exklusiver Hotelausstattung – für Bett, Bad, Tisch und Wellness. Und angesichts des boomenden Tourismus klangen ihre Zukunftsprognosen mehr als vielversprechend. Bis das Virus Südtirol erreicht hat. „Wir sind mit Vollgas gegen die Betonmauer gerauscht“, diagnostiziert Michl Tschimben. Mit dem Lockdown und den geschlossenen Hotels sind ihre Umsätze um 100 Prozent eingebrochen. Ob Bodylotion, Bademäntel oder Toilettenpapier – von heute auf morgen wurden alle Bestellungen storniert, und die Nachfrage sank gegen null. Und genau in dieser Schocksitu-

ation gingen die Tschimben-Brüder in die Innovationsoffensive. Woher sie den Mut nahmen und was sie anspornte, erzählen sie im Interview. SÜDTIROL PANORAMA: Wenn das gesamte Business zusammenbricht, wie schafft man es noch, innovativ zu sein? MICHL TSCHIMBEN: Zunächst war es natürlich ein riesengroßes Drama. Wir waren ja mit unseren Zulieferern inmitten der Produktion. Es standen zu der Zeit eine Reihe von Hoteleröffnungen im In- und Ausland an. Plötzlich wussten wir nicht mehr, ob und wann sie eröffnen dürfen. Diese Projekte mussten wir erst mal in trockene Tücher bringen. Zugleich durften wir – vor allem unseren Mitarbeitern gegenüber – den Optimismus nie verlieren. Am Ende war es der enge und ehrliche Austausch mit unseren Kunden und Zulieferern, der uns antrieb. THOMAS TSCHIMBEN: Den ersten Anstoß gab uns Roland Battisti. Ein befreundeter Bozner Schlosser. Er hat mich Anfang April – es war an

einem Sonntagabend gegen 21 Uhr – angerufen und mir von einer Anfrage für eine Desinfektionssäule erzählt. Battisti meinte: Die Säule könne er produzieren, aber mit Desinfektionsmittel kenne er sich nicht aus. Wir waren gefragt, doch auch wir hatten keines im Sortiment. Das Produkt erschien uns immer zu medizinisch, zu wenig ästhetisch. Also haben Sie gemeinsame Sache gemacht? THOMAS: Ja, und zwar gleich am

nächsten Morgen. Ohne Vertrag, quasi per Handschlag. Battisti und unsere Produktdesigner fertigten erste Handskizzen an, und wir beauftragten das Meraner Kosmetikunternehmen Piroche Cosmétiques, ein angenehm duftendes und hochwirksames antivirales Handgel zu entwickeln. Ja, und nur vier Tage später konnten wir das erste Fotoshooting organisieren und den Prototypen samt Desinfektionsspender – ein Produkt zu 100 Prozent made in Südtirol – auf unseren Social-Media-Kanälen unter dem Claim Safety Station bewerben. Obwohl all Ihre Mitarbeiter im Homeoffice waren? THOMAS: Noch schlimmer, sie waren

bereits im Lohnausgleich. Doch dank dieses ersten Projekts hatten wir – zumindest für einige unserer Mitarbeiter – wieder Arbeit. Und es hat mich total fasziniert, mit welcher Schnelligkeit und Wendigkeit sie von zu Hause aus agiert haben, um dieses neue Produkt auf den Markt zu bringen.

Foto: Alex Filz

Und wie gut kommt das Produkt an? THOMAS: Die handgefertigten Des-

Der Umsatz des Hotelausstatters PRIMA ist im Zuge des Lockdown um 100 Prozent eingebrochen. Genau in dieser Schockstarre gingen die Brüder Michl und Thomas Tschimben in die Innovationsoffensive.

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infektionssäulen aus brüniertem Schwarzstahl, die mit Laserschnitt individualisiert werden, stehen mittlerweile in Tophotels und Spitzenrestaurants in ganz Europa. Darunter befinden sich eine Reihe von neuen Kunden, die über Onlinekampagnen auf PRIMA aufmerksam wurden. Verkauft haben wir das Produkt aber auch an Modeboutiquen, Beachclubs, ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl


GENIALE IDEEN Für den richtigen Abstand: Elegantes Leitsystem

Für das Buffet am Tisch: Stilvoller NussholzBeistelltisch

Die handgefertigten Desinfektionssäulen aus brüniertem Schwarzstahl stehen mittlerweile in Tophotels und Spitzenrestaurants in ganz Europa.

Höchste Handwerkskunst: Servierwagen aus Nussholz

Fotos: PRIMA

Antiviraler Hand Sanitizer von Not Just Bodycare

Edler Hygieneschutz: Glas-Scheibe mit poliertem Messingrahmen

Ohne zu berühren, desinfizieren: Personalisierte Desinfektionsinsel

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GENIALE IDEEN Rechtsanwaltskanzleien oder Zahnarztpraxen. Branchen, die wir bislang gar nicht bedient haben. Ohne Krise und ohne dieses Produkt wären wir an diese Kunden nie rangekommen. Parallel dazu haben Sie noch weitere Produkte entwickelt. Darunter Mundschutzmasken. MICHL: Dieses Produkt war durchaus

mit einem Risiko verbunden, denn die Bestimmungen zur Maskenpflicht änderten sich laufend. Dennoch wollten wir für unsere Kunden ein Produkt entwickeln, das schön aussieht, auf der Nase gut sitzt und die Ohren nicht abstehen lässt. Das Ergebnis war eine waschbare und personalisierbare Maske, angefertigt aus einem einzigen Stück technischem Sportstoff. Für Schnitt, Design und Passform beauftragten wir den jungen Brunecker Modedesigner Michael Klammsteiner alias Micle, für die Produktion ein Bozner Textilunternehmen. Dieses Zusammenbringen von Know-how zieht sich durch all unsere Innovationen. Auch durch die Hommage Collection? MICHL: Ja, genau. Wobei hierfür

Thomas Erlacher, der Inhaber von Erlacher Innenausbau, die Initiative ergriffen hat. Er rief uns an und fragte: Welche Produkte könnten Hotels in Zukunft brauchen? Gemeinsam begannen wir, Ideen zu schmieden und Zukunftsszenarien zu entwerfen. Wir haben Perathoner Architects mit ins Boot geholt, mit denen wir bereits an mehreren Hotelprojekten zusammengearbeitet haben. Ja, und innerhalb von nur fünf Tagen haben wir fünf passende Produkte entwickelt. Perathoner hat designt, Erlacher übernahm die Produktion und wir wiederum die Vermarktung. Welche Produkte sind am Ende entstanden? MICHL: Produkte mit höchsten An-

sprüchen an die Ästhetik. Darunter eine luxuriöse Touchless-Desinfektionsinsel für den Rezeptionsbe-

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reich, ein stilvoller Nussholz-Beistelltisch zum Servieren von Speisen und Getränken, eine in poliertem Messing gerahmte Hygieneschutz-Scheibe oder unser Meisterstück: ein Servierwagen aus Nussholz mit runden Formen. Es sind personalisierbare und handwerklich mit höchster Präzision gefertigte Produkte. Sie werden vielleicht nicht den unmittelbaren finanziellen Erfolg einbringen, sollen uns in Zukunft aber Türen zu neuen Kunden und Branchen öffnen.

„Ein Produkt muss auch ästhetisch ansprechend sein“ Thomas Tschimben

Auch in puncto Digitalisierung haben Sie innovative Akzente gesetzt. MICHL: Ja, genau. Wir haben die

Speisekarte digitalisiert. Die Idee ist nicht neu, bereits vor acht Jahren haben wir erste Digitalisierungsversuche gewagt. Damals mussten wir das Projekt verwerfen – der Tourismus hat geboomt, und es gab wenig Antrieb für Veränderungen. Denn ist im Markt genügend Schwung, dann rollt auch das Quadrat. Ist der Schwung aber raus, dann muss ein rundes Rad her. Speisekarten in Papierform wurden plötzlich zur Infektionsgefahr. Das wurde uns unmittelbar nach dem Lockdown bewusst. Wir waren in einem Restaurant, und man hat uns Einweghandschuhe zum Blättern der Speisekarte gereicht. Uns war klar: Das kann nicht die Lösung sein, wir müssen reagieren. THOMAS: Und so ist APP•ETITO entstanden. Eine internetbasierte interaktive Speisekarte, die full-

responsive auf allen Endgeräten läuft. Das heißt, der Kunde sitzt am Tisch, scannt einen QR-Code und kann auf seinem Smartphone in der gewünschten Sprache das entsprechende Menü lesen. Testbetrieb war das prestigeträchte Hotel Danieli in Venedig. Mittlerweile wurde es für die HighClass-Marke „The Luxury Collection“ von Marriott, der weltweit größten Hotelkette, als Lösung für die digitale Speisekarte eingeführt. Aus Ihrer Sicht: Wie gelingt Innovation in Zeiten der Krise? THOMAS: Zuerst gilt es zu erken-

nen, welchen Mehrwert der Markt jetzt und in Zukunft braucht. Dann geht es um die Schnelligkeit in der Umsetzung, und hier vor allem um die richtigen Partner. Und wichtig für uns: Ein Produkt muss nicht nur qualitativ hochwertig sein, sondern auch noch lässig aussehen und unseren hohen ästhetischen Ansprüchen gerecht werden. Und man sollte sich rechtzeitig Gedanken machen, wie man auf Kopien reagiert. Unsere Desinfektionssäulen etwa wurden ziemlich schnell nachgeahmt. MICHL: Wichtig ist auch der Austausch in der Branche. Dafür haben wir mitten im Lockdown mehrere Webinare initiiert. Wir wollten kluge Köpfe zusammenbringen, um gemeinsam voranzukommen. Ihr Unternehmen ist bekannt für exklusive Präsentationen auf der alljährlichen Messe „Hotel“ in Bozen – wie werden Sie sich dieses Jahr präsentieren? MICHL: Leider überhaupt nicht. Auf-

grund der Pandemie erscheint uns das Risiko einer Messepräsenz zu hoch – wir möchten unsere Kunden und damit die kommende Wintersaison nicht gefährden. Dafür planen wir für Herbst unser ganz eigenes, völlig innovatives Projekt. Es nennt sich „Salute“ und wird – so viel sei schon mal verraten – vor allem good vibes versprühen. ◀ VERENA PLIGER

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GENIALE IDEEN PR-INFO

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Interel Trading beweist mit der Generalvertretung des deutschen Unternehmens Kinexon aufs Neue Gespür für modere und situationsaktuelle Lösungen.

S

afeZone von Kinexon ist eine datenschutzkonforme Lösung für Unternehmen zur präzisen Einhaltung von Abstandsregelungen unter Mitarbeitern und zum nachhaltigen Schutz von Betriebsprozessen im Falle einer Virusinfektion. Es ist die erste bereits praxiserprobte und vollständig einsatzbereite Lösung, die bei großen Mitarbeiterzahlen schnell und sicher ohne notwendige Infrastruktur implementiert werden kann. Mit Kinexon SafeZone werden kritische Kontakte erkannt und können so vermieden werden. Um in Zeiten von Corona den laufenden Betrieb zu sichern, sind zwei Schritte für Unternehmen unumgänglich, nämlich Mitarbeiterschutz und Prozesssicherheit. Kinexon SafeZone unterstützt bei beiden mit präziser und mehrfach prämierter Technologie. Dieser rund 15 g leichte UWB-Sensor ist alles, was Sie zum Start benötigen: Mitarbeiter haben verschiedene Möglichkeiten, den Kinexon SafeTag am Körper zu tragen.

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GENIALE IDEEN

Markus Frings Kernbusiness: TV-Produktion und audiovisuelle Kommunikation Corona-Business: Liveübertragungen von Events

Foto: Alexander Alber

Verschobene oder sogar geplatzte Aufträge: Zu Beginn der Coronakrise stand Markus Frings vor einer völlig neuen Situation. Der charismatische Journalist, Moderator und Filmemacher ist ein Routinier in der Medienbranche. Trotzdem: Der Covid-19-Notstand stellte auch ihn vor noch nie dagewesene Herausforderungen. Seit Mitte der Neunzigerjahre ist der gebürtige Deutsche in Südtirol beheimatet. Hier führt er neben seiner TV-Produktionsfirma Mediaart Productions auch eine eigene Agentur für audiovisuelle Kommunikation. Mit Movie.Mento hat er sich auf Imagefilme, Werbespots, Sendereihen und

Onlinevideos für Unternehmen spezialisiert. Zu seinen Kunden gehören auch einige Big Players der Südtiroler Unternehmenswelt. Gemeinsam mit seinem erfahrenen Team aus größtenteils freien Mitarbeitern setzt er sie gekonnt in Szene. Mit Corona kam plötzlich alles anders: „Unsere Videos sind für Unternehmer kein Muss und wenn sie Geld einsparen wollen, dann verzichten sie darauf “, so Frings. ABWARTEN UND Hände in den Schoß

legen, war noch nie sein Stil. Die Coronapandemie als historisches Ereignis war zu bedeutend, sie gehörte erzählt und festgehalten. Also holte er sich die nötigen Sondergenehmigungen und reiste mitten im Lockdown nach Bergamo und Venedig. Die Bilder der menschenleeren Städte gingen um die Welt: „Ich bin für ORF und RTL durch Italien gedüst, hatte aber keine Ahnung, dass die Reportage so erfolgreich sein würde. Die Deutsche Welle hat den Bei-

trag übernommen, später wurde er sogar ins Spanische und Arabische übersetzt. Plötzlich hatte ich aus beruflicher Sicht die nächste Stufe erreicht.“ ZURÜCK IN BOZEN, stürzte er sich auf

die Entwicklung neuer Produkte – in einer Zeit, in der Experten im Fernsehen über Zoom oder Microsoft zugeschaltet wurden und selbst Ministerpräsident Conte live über Facebook die neuen Notverordnungen verlas. Die schlechte Qualität dieser Übertragungen störte ihn, und doch war diese Art der Kommunikation von heute auf morgen zur Bühne einer neuen Realität geworden. Also machte er sich auf die Suche nach einem System, das es ihm ermöglichen würde, partizipative, digitale Veranstaltungen auf die Beine zu stellen und diese online für sämtliche Endgeräte zu übertragen. „Wir haben lange gesucht, bis wir die richtige Technik gefunden hatten, auch was die Übertragungseinheit und die Stabilität der Internetver-

Journalist, Moderator und Filmemacher: Markus Frings ist ein Routinier in der Medienbranche. Hände in den Schoß legen, war noch nie sein Stil. In der Krise stürzte er sich auf die Entwicklung neuer TV- und Livestream-Projekte.

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GENIALE IDEEN bindung angeht. Wir brauchten einen reibungslosen Datenfluss. Das Signal musste so konvertiert werden, dass es auf Plattformen mit sehr viel Traffic, wie zum Beispiel Youtube, standhalten würde“, erklärt Frings, der schlussendlich bei einem Anbieter auf dem Markt fündig wurde: „Wir haben sämtliche Problemfelder analysiert und dann ein geeignetes Gerät gekauft, das bei Sportübertragungen zum Einsatz kommt.“ Laut Frings keine große Investition, aber eine Lösung, die sich schon bald bewähren sollte. DIE FEUERTAUFE fand im Mai statt,

DAS POSITIVE FEEDBACK führte zu

einigen Folgeaufträgen, die umgehend umgesetzt wurden. „Ich habe diese LiveEvents nicht wie die warmen Semmeln verkauft, aber wir haben es ein paar Mal gemacht, und ich bin überzeugt, dass auch in Zukunft die Nachfrage da sein wird“, so Frings. Events, wo viele Menschen vor Ort eng beieinanderstehen, kommen laut Frings ohnehin nicht mehr infrage. In abgeänderter Form möchte man das aus der Not entstandene Sendeformat weiter anbieten. „Ich denke da an Produktpräsentationen für Unternehmen, die international operieren und beispielsweise ein neues Transportmittel im urbanen Kontext vorstellen möchten. ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl

Foto: HGV

Foto: Privat

beim ersten virtuellen Forum des Hoteliers- und Gastwirteverbandes: „Die Umsetzung unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen vor Ort war nicht einfach, aber es ist uns gelungen, reibungslos auch externe Gäste in die Livesendung mit einzubauen“. Durch die Übertragung via Youtube konnten sogar mehr Personen erreicht werden als bei einem herkömmlichen Event. „Wir haben nichts neu erfunden, aber es ist gelungen, bestehende Fähigkeiten mit einem neuen Angebot zu vereinen und so neuen Bedürfnissen gerecht zu werden. Neben der technischen Lösung, die wir entwickeln konnten, war auch die Tatsache ausschlaggebend, dass so ein Format kosteneffizient ist.“ Oben: Mitten im Lockdown reiste Markus Frings für ORF und RTL nach Venedig. Die Bilder der menschenleeren Stadt gingen um die Welt. Unten: Markus Frings stellte das erste virtuelle HGV-Forum auf die Beine.

Statt einer großen Einweihungsfeier mit zahlreichen Gästen vor Ort kann man das in Form einer Livestream-Show machen. Denkbar wären auch Produktvideos mit erklärendem Content, einer moderierenden Figur und Experten, die zugeschaltet werden. An solchen Formaten basteln wir bereits.“ Trotzdem ist Frings überzeugt, dass solche Formate allein nicht reichen werden, um genügend Umsatz zu generieren. „Die allgemeine Auftragslage ist verhalten. Auf dem Markt wird generell weniger zu holen sein, und wir wer-

den dieses Jahr einen Rückgang haben. Dank der neuen Formate, so hoffen wir, werden die Umsatzeinbußen aber nicht bei 45 bis 50 Prozent, sondern eher bei 30 Prozent liegen.“ Frings ist überzeugt: Gerade in diesen schwierigen Zeiten sei es wichtig, nicht stehen zu bleiben und mit Kreativität die negativen Effekte abzufedern. „Weniger ist mehr. Damit müssen wir uns anfreunden, aber es braucht auch Leute in kleinen Nischen, die sagen: Jetzt geben wir erst recht Gas!“ ◀ BARBARA TILLI

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Foto: EmiControls

GENIALE IDEEN

Open-Air-Dusche: EmiControls hat mitten in der Krise diesen Desinfektionstunnel entwickelt – Personen können sich von Kopf bis Fuß desinfizieren.

EmiControls Kernbusiness: Staubbindung und Brandbekämpfung Corona-Business: Desinfektionsmaschinen

Was tun, wenn Kunden und Lieferanten plötzlich wie vom Erdboden verschluckt sind? Zeit, kreativ zu werden und eine neue Nische zu finden, dachte 30

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sich Francesco Fritz. Bereits vor der Covid-19-Krise war sein Blick nach China gerichtet. Neben Europa, Amerika, Südafrika und Australien gehört Asien zu den wichtigsten Märkten von EmiControls. Die Technoalpin-Tochterfirma mit Sitz in Bozen, an deren Spitze er als Geschäftsführer steht, ist auf maßgeschneiderte Lösungen zur Bekämpfung von Feuer, Staub und Geruch mithilfe von Wassernebel spezialisiert. Weltweit kommen die Maschinen von EmiControls auf Baustellen, in Indust-

rie- und Recyclinganlagen sowie Tunnels und Minen zum Einsatz. Seit Kurzem gehört auch die Bekämpfung von Bakterien und Viren zum Repertoire des 20-köpfigen Unternehmens. Eine Marktnische mit großem Potenzial, entstanden als Reaktion auf die Coronapandemie. SÜDTIROL PANORAMA: Herr Fritz, innerhalb von nur wenigen Wochen haben Sie auf die aktuellen Umstände reagiert und Desinfektionsmaschinen

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GENIALE IDEEN

FRANCESCO FRITZ: Die Idee dazu

hatten wir bereits im Februar, als es in China so richtig losging. Dabei dachte niemand, dass das Virus bis nach Südtirol kommen könnte. Plötzlich waren wir genauso betroffen. Betriebe mit einem bestimmten ATECO-Kodex durften weiterarbeiten, und dazu gehörten auch wir, doch die Kollegen in der Produktion hatten Angst, zur Arbeit zu kommen. Also haben wir die Idee einer Desinfektionsmaschine konkretisiert, um zunächst eine interne Lösung zu finden.

Wie gestaltete sich die Umsetzung?

Innerhalb von nur einer Woche hatten wir den Prototypen fertig. Man muss dazu sagen, dass diese Desinfektionsmaschine keine Neuentwicklung ist. Wir sind mit einer Turbine zur Geruchsbekämpfung gestartet, die bereits zu unserer Produktpalette gehörte. Diese erzeugt Wassernebel, ähnlich wie Aerosol-Maschinen. Wir mussten sie also nur etwas anpassen, um Desinfektionsmittel einsetzen zu können. Durch die Zerstäubung des Desinfektionsmittels zu vielen winzigen Tröpfchen bildet sich ein feiner Nebel. Dieser legt sich über sämtliche Oberflächen und erreicht durch seine geringe Sedimentationsgeschwindigkeit auch sehr versteckte Winkel einer Produktionsstätte. Das dauert je nach Hallengröße zwischen 15 und 60 Minuten. Wir wollten aber auch die Wirksamkeit messen und sehen, wie gut das Ergebnis ist, also haben wir von einem unabhängigen Labor Abstriche machen lassen und bestätigt bekommen, dass die Methode zum Desinfizieren sehr wirksam ist. Sind Sie dann gleich mit der Serienproduktion gestartet?

Im Grunde ja, aber das Problem war, dass während der Lockdown-Phase unsere Lieferanten nur schwer erreichbar waren. Es hat also Engpäs® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl

se gegeben. Vier bis sechs Wochen lang war es schwer, das Material für unsere Maschinen zu bekommen. Mittlerweile sind die Desinfektionsmaschinen lagernd und sowohl in Südtirol als auch im Ausland im Einsatz. Wurde damit auch der Grundstein zur Eroberung neuer Märkte gelegt?

Die Prototypenphase und die Serienproduktion waren sehr hektisch. Wir haben jetzt aber eine Lösung und sind gerüstet, das Potenzial ist also da. Es besteht eine akute Notwendigkeit, und solange es keinen Impfstoff gibt, weiß niemand, wie es weitergehen wird. Das Thema Viren- und Bakterienbekämpfung wird uns aber auch in nächster Zeit begleiten. Mit den Desinfektionsmaschinen haben wir einen ersten Schritt gesetzt, für den keine größere Investition notwendig war, aber wir haben auch in ein völlig neues Produkt investiert. Worum handelt es sich dabei?

Im Gespräch mit unseren Mitarbeitern ist die Idee für einen Desinfektionstunnel entstanden. Eine Art Open-Air-Dusche, mit deren Hilfe sich Personen von Kopf bis Fuß desinfizieren können. Das Desinfektionsmittel wird über Düsen zu einem feinen Wassernebel zerstäubt und ist für den menschlichen Organismus unbedenklich. Die Funktionsweise des Tunnels erinnert an einen Körperscanner am Flughafen: Die Person betritt den Tunnel und bleibt mit ausgestreckten Armen stehen. Dabei legt sich das Desinfektionsmittel auf Haut, Kleidung, Taschen oder auch Smartphones. In 15 Sekunden ist der Vorgang abgeschlossen, die Wirkung hält bis zu 24 Stunden. Der Prototyp ist an nur einem Wochenende entstanden. Das war nur dank der hohen Motivation der Mitarbeiter möglich. War für die Herstellung eine bestimmte Investition notwendig?

Im Gegensatz zur Turbine für das Desinfizieren von Produktionshallen

Foto: EmiControls

produziert. Wann ist die Idee dazu entstanden?

Francesco Fritz ist Geschäftsführer der Technoalpin-Tochter EmiControls.

war beim Tunnel eine größere Entwicklungsarbeit notwendig. Die Investition hielt sich aber in Grenzen. Wir mussten zwar Geld in die Hand nehmen, doch wir sehen dieses Geld gut in die Zukunft investiert. Der Desinfektionstunnel ist bereits bei einer Bozner Privatklinik zum Einsatz gekommen, denkbar sind aber auch andere Einsatzbereiche in der Industrie oder bei Events und Konzerten als Teil der Präventionsmaßnahmen. Geht Ihr Unternehmen durch diese Neuentwicklungen gestärkt aus der Krise hervor?

Bis April haben wir nicht viel von der Krise gespürt, wir haben gut gearbeitet und konnten auch noch viele Maschinen ausliefern. Im Mai waren unsere traditionellen Kunden aber plötzlich nicht mehr erreichbar, sie waren einfach weg. Die Baustellen waren geschlossen und auch die Schotterwerke. Unsere Lösung im Bereich Desinfektion hat die Verluste aber recht gut kompensiert, daher können wir uns nicht beklagen. In unserem Fall hat die Krise zu einem neuen Innovationsschub geführt, daher bin ich, was die Zukunft betrifft, vorsichtig optimistisch. ◀ INTERVIEW: BARBARA TILLI

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GENIALE IDEEN

barth & Trenkwalder Kernbusiness: Innenausbau und Metallverarbeitung Corona-Business: Schutzelemente aus Sicherheits- oder Acrylglas

Was machen, wenn die Welt plötzlich kopfsteht? Mit Schaudern erinnert sich der Brixner Unternehmer Ivo Barth an

die ersten Tage des Lockdown. Projekte aus aller Welt lagen fertig geplant in der Schublade. Inneneinrichtungen für Museen, Juweliere oder Luxusvillen. Doch barth Innenausbau konnte all diese Projekte erst mal weder fertigstellen noch liefern. Denn alle Betriebe, die keine lebensnotwendigen Güter produzieren, mussten ihre Arbeiten niederlegen. Auch barth Innenausbau. Und mitten in dieser Coronakrise kam der rettende Anruf. Der Brixner

Unternehmer erinnert sich: „Der Besitzer der Apotheke Peer mit Filialen in Brixen und Lana wollte wissen, ob wir auch Schutzverglasungen für den Verkaufsraum seiner Geschäfte liefern könnten.“ Ivo Barth überlegte nicht lange und stellte von jetzt auf gleich die Produktion seines Unternehmens um – und montierte nur 24 Stunden später das gewünschte Produkt in den Apotheken. DEM GESCHÄFTSMANN Ivo Barth war

sofort klar, die Nachfrage nach Schutzelementen wird angesichts der Situation in den kommenden Tagen und Wochen noch steigen. Die nächsten Schritte waren schnell gemacht. Diesmal war es Ivo Barth, der zum Telefonhörer griff, und ein intensives Gespräch später hatte er mit Peter Trenkwalder den idealen Partner gefunden, um in dieser turbulenten Zeit gemeinsam eine neue Geschäftsidee auf die Beine zu stellen. Nämlich die rasche Herstellung von Schutzelementen, damit Unternehmen weiterhin ihre Arbeitstätigkeiten ausführen können und die Gesundheit der Menschen geschützt wird. „Wir haben versucht, uns in die Lage unserer Kunden zu versetzen, haben die Vorschriften studiert und intensiv überlegt, welche Vorkehrungen und Maßnahmen aufgrund der Covid-19-Situation nun unverzichtbar werden. Parallel dazu haben wir entwickelt, produziert, geliefert und montiert“, erzählt Ivo Barth. Das gemeinsame Projekt war geboren. Es trägt den Namen C-Protection und hat sich auf die Herstellung von Schutz- und Trennwänden sowie Desinfektionsmittelspendern spezialisiert.

Foto: Privat

IVO BARTH UND PETER TRENKWALDER. Bis zum Beginn der Covid-19-Kri-

Ohne Konkurrenzdenken spornen sie sich gegenseitig an: Der Brixner Unternehmer Ivo Barth, und der Pfitscher Firmeninhaber Peter Trenkwalder.

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se standen beide Geschäftsleute erfolgreich an der Spitze des jeweils eigenen Familienbetriebes. Ivo Barth bereits in vierter und Sohn Max bald in fünfter Generation. Die Großtischlerei anno 1877 ist heute international tätig und beschäftigt mehr als 70 Mitarbeiter. Die Kernkompetenz von barth umfasst einen hochqualitativen, präzisen, ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl


Foto: barth Innenausbau

GENIALE IDEEN

Kunden aus ganz Europa setzen mittlerweile auf die von barth und Trenkwalder produzierten Schutzwände aus Sicherheits- oder Acrylglas. Zum Einsatz kommen sie in Büros, Schulen, Arztpraxen oder auch in Kirchen.

maßgefertigten und schlüsselfertigen Innenausbau. Die Zusammenarbeit mit Architekten und Planern ist eng. In die Arbeit mit dem Rohstoff Holz sind längst weitere Materialien wie Glas, Metalle und verschiedenste andere Materialien eingeflossen. In Pfitsch steht hingegen der 25-MannBetrieb von Peter Trenkwalder. 1974 gegründet, ist Trenkwalder & Partner auf die Metallverarbeitung spezialisiert. Neben der Herstellung von Metalldächern und -fassaden hat sich Trenkwalder auf Abdichtungsarbeiten für Flachdächer, Balkone und Terrassen spezialisiert sowie auf bienenfreundliche Dachbegrünung. ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl

DREI MONATE SPÄTER produzie-

ren und verkaufen sie ihre gemeinsamen Produkte nach ganz Europa. Die Schutzwände aus Sicherheits- oder Acrylglas kommen mittlerweile in immer neuen Sektoren zum Einsatz, unter anderem in Schulen, Arztpraxen, Museen, Altersheimen oder auch in Kirchen. Um die perfekte Verbindung von Ästhetik und Funktionalität zu erzielen, wurde der Meraner Designer Harry Thaler mit ins Boot geholt. Er zeichnete für C-Protection die Modelle „place it“ und „hang it“ sowie den Desinfektionsmittelspender „step it“. Die Herstellung der Produkte teilen sich barth und Trenkwalder auf: In Brixen wird das Acrylglas verar-

beitet, die Konstruktionen aus Stahl und Aluminium erfolgen in Pfitsch. BEIDE UNTERNEHMER sprechen von

einem großen Glück, dass sie eine Umstellung des Maschinenparks vermeiden konnten. Ob sie alles genau so noch mal machen würden? „Auf jeden Fall!“, meint Ivo Barth. „In so einer Situation ist es wichtig, kreativ und schnell zu reagieren und mit einem tollen, hochmotivierten Team zu arbeiten.“ Auch mit den erzielten Umsätzen ist Ivo Barth zufrieden: „Unser Ziel war es, eine Betriebsschließung zu verhindern, und das haben wir erreicht.“ ◀ VERENA SPECHTENHAUSER

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GENIALE IDEEN

Brennerei Roner Kernbusiness: Fruchtdestillate, Grappas und Liköre Corona-Business: Desinfektionsmittel

Karin Roner ist eine pragmatisch veranlagte Frau. Das ist mit ein Grund, weshalb sie sich in der männerdominierten Spirituosenbranche einen Namen gemacht hat. Seit nunmehr 13 Jahren steht sie an der Spitze der Traditionsbrennerei Roner in Tramin und repräsentiert damit die meistprämierte Brennerei Italiens. Kollegen sagen ihr Führungsqualitäten und ein gutes Bauchgefühl nach. Den richtigen Riecher hatte sie auch in der Coronakrise. In ihren Produktionshallen, wo seit Generationen Fruchtdestillate, Grappas und Liköre hergestellt werden, ließ sie kurzerhand Desinfektionsmittel produzieren.

SÜDTIROL PANORAMA: Frau Roner, wie kommt es dazu, dass ein Traditionsunternehmen wie Roner plötzlich Desinfektionsmittel herstellt? KARIN RONER: In den ersten Wochen im Lockdown kamen ständig neue Verordnungen und Vorschriften, die Unsicherheit war groß. Normalerweise steht die Produktion in dieser Zeit zwar still, weil wir nur Frischobst verarbeiten. Das heißt, wir waren gerade mit der Füllung beschäftigt. Da aber nichts verkauft wurde, gab es auch nichts zum Abfüllen. Der Umsatz unserer Genussmittel war um 90 Prozent eingebrochen. Meine Schwester Gudrun und ich haben uns gedacht: Wenn dieser Notstand länger anhält, müssen wir uns etwas überlegen. Zu dieser Zeit war die Nachfrage nach Desinfektionsmittel exponentiell gestiegen, vor allem in Krankenhäusern und Senioren-

wohnheimen war der Bedarf groß. Der Südtiroler Sanitätsbetrieb war im Notstand und auf der Suche nach lokalen Herstellern. Also sind wir eingesprungen. Es war eine Möglichkeit, um weiter produktiv zu bleiben und einen sinnvollen Beitrag zu leisten. War für die Herstellung von Desinfektionsmittel eine Produktionsumstellung notwendig?

Gott sei Dank mussten wir nichts umstellen. Wir hatten den Vorteil, dass wir Alkohol, Tanks in der passenden Größe und Rührgeräte schon im Haus hatten. Allerdings mussten wir noch die notwendigen Genehmigungen einholen. Zudem mussten wir auf Ingredienzien wie Glycerin und Wasserstoffperoxid sowie auf die Kanister warten. Dann konnten wir in unseren Produktionshallen innerhalb von knapp zwei Wochen um die 30.000 Liter Desinfektionsmittel herstellen. ▶

Foto: Alexander Alber

LE AB

Pragmatisch veranlagt: Karin Roner steht seit 13 Jahren als Geschäftsführerin an der Spitze der Traditionsbrennerei Roner in Tramin. Kollegen sagen ihr nicht nur Führungsqualitäten, sondern auch ein gutes Bauchgefühl nach.

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Foto: Roner

Foto: Alexander Alber

GENIALE IDEEN

Mit dem Destillat aus Williams-Christ-Birnen hat sich Roner einen Namen gemacht. In der Coronakrise hat die Brennerei auf Desinfektionsmittel umgestellt.

Nach welchem Standard wurde produziert?

Die Formel des Handdesinfektionsmittels und des Produktionsprozesses selbst folgte den Vorgaben der WHO. Es besteht aus 80-prozentigem Ethylalkohol mit einigen anderen Beigaben. Beim Desinfektionsmittel für den Sanitätsbetrieb ist es aber nicht geblieben …

Genau, wir haben auch Putzalkohol für Großflächen hergestellt. Und da Desinfektionsmittel nach wie vor Mangelware war, haben wir mit „Speranza“, sprich „Hoffnung“ unser eigenes Produkt lanciert. Es besteht aus reinem Melasse-Alkohol, reduziert auf 80 Volumenprozent. Wenn man will, kann man ihn auch trinken. Die Desinfektionsmittel, die man zurzeit auf dem Markt findet, sind meist gelartig; damit hat man anschließend überall die Abdrücke. Ich persönlich mag das nicht, daher haben wir uns für eine trockene und geruchsneutrale Variante entschieden, 36

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die keine Flecken auf Oberflächen und Kleidung hinterlässt. Wie viel wurde davon hergestellt?

Bisher haben wir 8.000 Flaschen produziert. Verkauft haben wir in Südtirol, aber auch im Ausland, vor allem in Deutschland und in der Schweiz. Das Produkt wurde gut aufgenommen. Wer sind die Abnehmer dieses Desinfektionsmittels?

Wir stehen noch am Anfang, aber der Fokus liegt in der gehobenen Hotellerie – als eine Art Geschenk für den Gast. Desinfektionsmittel in einem schönen, auffüllbaren Glasflakon macht mit Sicherheit eine bessere Figur als in einer Plastikflasche. Wird dieses neue Produkt im Sortiment bleiben?

Das Desinfektionsmittel würde ich nicht ungerne im Sortiment lassen, weil es ein Produkt ist, das zu uns passt und zugleich auch ein kleiner Türöffner in eine neue Sparte ist. Doch wenn alles wieder normal läuft,

wird es in diesem Bereich einen Preiskampf erster Kategorie geben. Sich hier als Newcomer zu positionieren, wird schwierig. Welche Lehren ziehen Sie aus dieser Krise?

Wir waren überzeugt, dass wir mit unserer Aufstellung – 50 Prozent Hotel, Restaurant, Café und 50 Prozent Regalverkauf – ganz gut dastehen. Diese Krise hat uns das Gegenteil bewiesen. Destillate wurden nicht gekauft. Sicher, ich kann es auch irgendwie nachvollziehen. Die Leute mussten zu Hause bleiben, und es wurde nur das Nötigste gekauft. Da fallen Genussmittel wie die unseren durch den Rost. Dass man die Verluste im Laufe des Jahres wieder aufholt, ist ohnehin eine Illusion. Ich bin überzeugt, dass der wirtschaftliche und soziale Notfall erst kommen wird. Zudem hat diese Krise die Bedeutung von Eigenreserven und Rücklagen aufgezeigt. Wer als Unternehmer keine zwei Monate überbrücken kann, hat auf Sand gebaut. ◀ BARBARA TILLI

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GENIALE IDEEN PR-INFO

WO ANDERE NOCH NICHT SIND

Beim 360°-Anbieter im Bereich Elektrotechnik Obrist GmbH gehört die Innovation seit Jahren zum täglichen Brot. Das Unternehmen konnte damit die Krise ohne große Probleme meistern.

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„Elektrotechniker ist ein krisenfester Job“, sagt Günther Obrist, der gemeinsam mit seinem Vater Albert die Obrist GmbH mit 105 Mitarbeitern leitet.

Innovation ist für die Obrist GmbH das tägliche Brot. „Wenn wir immer das Gleiche machen würden, das wäre langweilig. Wir wollen dort sein, wo andere noch nicht sind“, sagt Günther Obrist und nennt Fotovoltaikanlagen als Beispiel. „Als die Fotovoltaik vor 20 Jahren ein Thema wurde, haben wir uns

gleich damit beschäftigt und uns gefragt: Was müssen wir dazulernen, um damit arbeiten zu können? Um 2010 herum wurden die PV-Anlagen durch staatliche Förderungen für eine breitere Klientel interessant, und unser Unternehmen konnte sein Wissen gleich voll ausspielen“, erzählt Günther

Fotos: Obrist GmbH

lektrotechniker ist ein krisenfester Job“, sagt Günther Obrist, der gemeinsam mit seinem Vater Albert die Obrist GmbH mit 105 Mitarbeitern leitet. „Wir haben systemrelevante Arbeiten ausgeführt, wie die Wartung der Elektroinstallationen in Straßentunnels“, erzählt Günther Obrist. „Außerdem haben wir innovative Produkte im Angebot, die jetzt helfen, die Pandemie in Schach zu halten.“ – Konkret sind das elektronische Zutrittskontrollen, wo automatisch die Zahl der Personen erfasst wird, die sich in einem Raum aufhalten; das System gibt es auch in Kombination mit berührungsloser Temperaturmessung und biometrischer Gesichtserkennung. Einkaufszentren, Museen und öffentliche Einrichtungen, wie Gärten und Schwimmbäder, aber auch Unternehmen sind an diesem System interessiert bzw. haben es bereits im Einsatz.

Obrist. Dasselbe Muster zeichnet sich derzeit bei der Glasfaser-Technologie ab: Obrist ist vorn dabei, wenn es um Glasfaser-Anwendungen für private und gewerbliche Objekte oder in Infrastruktureinrichtungen geht. „In unserem Team haben die Leute die Möglichkeit, technisch immer vorne dabei zu sein“, sagt Günther Obrist. Diese Offenheit für Innovationen hat die Obrist GmbH ohne Probleme durch die Coronakrise gebracht. Nun sucht man gut ausgebildete Fachkräfte, aber auch Lehrlinge, um weiter auf Wachs❧ tumskurs zu bleiben.

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Obrist GmbH Innovation ist für die Obrist GmbH das tägliche Brot. „Wenn wir immer das Gleiche machen würden, das wäre langweilig. Wir wollen dort sein, wo andere noch nicht sind“, sagt Günther Obrist.

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Elektrotechnik Automation Medientechnik Feldthurns – Eppan – Zirl Tel. 0472 855342 www.obrist.bz.it

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GENIALE IDEEN DER LOCKDOWN. Jonas Vieider und Lukas

Kusstatscher saßen im Homeoffice, zum Filmen durften sie nicht raus. Und sie wussten nicht so recht, wie es weitergehen soll. „Wir waren auf diese Situation nicht vorbereitet. Zum Glück hatten wir noch Postproduktionsarbeiten auf dem Tisch, so konnten unsere zwei Mitarbeiter von zu Hause aus weiterarbeiten und mussten nur für kurze Zeit in den Lohnausgleich. Zudem fanden wir endlich die Zeit, um unsere Firma intern neu zu strukturieren“, erzählt Jonas Vieider.

Foto: Watchsome

AUS ALT MACH NEU. Durch den Lockdown

Der junge Filmemacher Jonas Vieider.

Watchsome Kernbusiness: Outdoor- und Sportfilme Corona-Business: Social-Mediakampagnen

Laufende Kosten, zwei Monate ohne Umsatz, keine Dreharbeiten im Freien. Eine nur schwer verkraftbare Situation. Schließlich haben sich die jungen Filmemacher Jonas Vieider und Lukas Kusstatscher auf Outdoor- und Sportfilme sowie Werbespots im Lifestylebereich spezialisiert. Zu den Kunden ihrer Eppaner Firma Watchsome gehören lokale und internationale Unternehmen aus der Sportbranche wie Mammut, Red Bull und Reusch. Und genau dieser Outdoor-Sektor kam mit Beginn der Coronakrise plötzlich zum Erliegen. Die beiden Jungunternehmer machten sich für eine lange Durstrecke bereit, ließen sich dann aber von ihrer Kreativität leiten. Das Ergebnis: geschickt inszenierte Kampagnen mit Bildmaterial aus den vergangenen Jahren und ein freies Filmprojekt auf dem höchsten Stand der Technik, das medial aufhorchen ließ. Wie die Idee entstand, erzählen die beiden Filmemacher. 38

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war die Sehnsucht, sich in die Natur zu begeben, größer denn je. Die beiden Filmemacher überlegten, wie sie die Schönheit der Natur zu den Menschen ins Haus holen könnten. „Im Laufe der Jahre sind bei unseren Dreharbeiten zahlreiche Südtirol-Aufnahmen entstanden. Die schönsten Bilder haben wir verwendet, um ein stimmungsvolles Social-Media-Video mit dem Hashtag ‚Südtirol hält zusammen‘ zu produzieren“, erzählt Lukas Kusstatscher. Das Video ist gut angekommen, hat 30.000 Aufrufe generiert. „Als Reaktion darauf kamen zahlreiche Anfragen von lokalen Unternehmen reingeflattert, um gezielt für die Zeit im Lockdown Videos und Kampagnen mit bereits bestehendem Material zu erstellen und dieses neu zu interpretieren“, so Vieider. DAS HERZENSPROJEKT. Die Krise hat die beiden Jungunternehmer nicht nur aus unternehmerischer Sicht hart getroffen, sondern auch privat. „Ich bin leidenschaftlicher Skifahrer, und mit dem Lockdown war die Saison abrupt zu Ende. Nicht nur bei uns in Südtirol, beinahe weltweit“, erzählt Jonas Vieider. Neuen, frischen Ski-Content gab es keinen. So kamen die beiden Südtiroler gemeinsam mit Profi-Freerider Markus Eder auf die Idee, einen Kurzfilm zu drehen, sprich eine Mischung aus Doku und Ski-Video. Im Zentrum sollte Eder selbst stehen und seine Zeit im Lockdown. „Er war von der Idee begeistert, schließlich saß er zu Hause im Ahrntal und drehte Däumchen. Der Schnee war für ihn in Reichweite und doch unerreichbar. Wir setzten alle Hebel in Bewegung, um das Projekt umzusetzen“, erinnert sich Vieider. Mitte April erhielten sie die Sondergenehmigung für Dreharbeiten im Skigebiet Klausberg und für den Bau eines ‚Do it yourself ‘-Snowparks. Hierfür mobilisierten sie die besten Südtiroler Freeskier, darunter Weltcupfahrer Ralph Welponer.

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GENIALE IDEEN DIE UMSETZUNG. Die Dreharbeiten waren nicht einfach, es galt, zahlreiche Sicherheitsauflagen zu erfüllen, vom Abstandhalten bis zur Maskenpflicht. Trotzdem hat dieses Projekt ungeahnte Kräfte freigesetzt. Nach sechs Tagen Aufbau und vier Tagen Dreh waren die Arbeiten abgeschlossen. „Wir haben auf die neueste Technik gesetzt: Gefilmt wurde mit 8K-Kinokameras – eine große Investition, die bereits Ende 2019 getätigt wurde, um die höchstmögliche Qualität auf dem Markt anbieten zu können“, erzählt Lukas Kusstatscher. Gefilmt haben sie außerdem mit FPV-Drohnen, einer neuen Methode für völlig dynamische Aufnahmen. Die Drohne wird manuell und ohne GPS gesteuert. Über eine Videobrille sieht der Pilot aus der Sicht der Drohne. „Durch die gesammelte Erfahrung wissen wir nun gut damit umzugehen“, so Vieider.

Die jungen Filmemacher von Watchsome haben sich auf Outdoor- und Sportfilme spezialisiert. In der Krise haben sie mit Bildmaterial aus den vergangenen Jahren medial aufhorchen lassen.

DAS SPRUNGBRETT. Der 8-minütige Film

wurde in zahlreichen Medien, auf den größten Free-Ski-Plattformen und im deutschen Fernsehen gezeigt. „Wir waren sehr erstaunt über die Resonanz. Umso motivierter waren wir beim zweiten Teil des Projektes, ein Highlight-Video mit Profis aus ganz Europa. Immer auch mit dem Hintergrund, den Skitourismus anzukurbeln und zu zeigen, wie schön es in Südtirol ist“, erzählt Vieider. Der Film ist bereits im Kasten. „Durch das Projekt ist Red Bull auf uns aufmerksam geworden und hat uns angeboten, das Video exklusiv zu veröffentlichen. Das Angebot haben wir natürlich angenommen. Der gesamte Kurzfilm wird im Oktober beim High Five Festival in Frankreich, einem der größten Skifilmfestivals der Welt, vorgestellt und kann dann auf Redbull-TV online gestreamt werden. Eine große Genugtuung.“

Foto: Watchsome

DIE ZUKUNFTSPERSPEKTIVE. „Wir haben in

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Vergangenheit hart gearbeitet, um an große Firmen ranzukommen. Durch die Krise haben wir nun zwei Monate lang keinen Umsatz generiert, dennoch können wir dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen. Der Notstand hat unserer Kreativität einen neuen Schub gegeben“, meint der junge Filmer Lukas Kusstatscher. Und er weiß: Ohne Krise wären die Projekte in dieser Form wahrscheinlich nie entstanden. „Wir haben gelernt, dass auch in freien Projekten mit kleinem Budget großes Potenzial steckt. Insofern möchten wir auch in Zukunft öfters aus der Routine ausbrechen.“ ◀ BARBARA TILLI

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Fotos: Südtiroler Sporthilfe

GENIALE IDEEN

Südtiroler Sporthilfe Kernbusiness: Förderung der Südtiroler Sporttalente Corona-Business: „Sporthilfe Heros Run 2020“

Sie haben hart und ehrgeizig trainiert und bei Wettkämpfen brilliert. Dann plötzlich stand alles still. Turniere und Wettkämpfe wurden abgesagt, Trainingsstätten geschlossen, der Kontakt zu Trainern und Mannschaftskameraden verboten. Der Lockdown hat Süd40

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tirols Sportlern eine noch nie dagewesene Zwangspause verordnet. Wer über ein privates Fitnessstudio verfügte, konnte zu Hause weitertrainieren – für alle anderen hieß es kreativ werden. Ob im Garten oder im Wohnzimmer, die Sportler ließen nichts unversucht, um ihre Kraft, Kondition und mentale Stärkte bestmöglich zu halten. In den Sternen stand nicht nur ihre sportliche, sondern auch ihre finanzielle Zukunft. Auch da einer ihrer größten Förderer, die Südtiroler Sporthilfe, stillstand. „Es war ein Riesenschock, nichts ist weitergegangen, wir mussten all unsere geplanten Veranstaltungen absagen.

Aus diesem Grunde waren wir auch gezwungen, bereits beschlossene Förderbeiträge an Sportler um 10 bis 15 Prozent zu reduzieren, um die zu erwartenden Ausfälle der Einnahmen etwas zu kompensieren“, erzählt Stefan Leitner, seit knapp 20 Jahren Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins, der Südtirols Sporttalente und Nachwuchssportler fördert. 1.400 Talente wurden seit der Gründung vor 33 Jahren mit über 4,4 Millionen Euro gefördert – durch Spenden, Benefizveranstaltungen, Lotterien und vor allem durch das Sponsoring heimischer Unternehmer. ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl


GENIALE IDEEN Links: Sporthilfe-Geschäftsführer Stefan Leitner (links außen) freut sich, dass dank der Aktion Talente wie Nicol und Nadia Delago sowie Fabian Rabensteiner unterstützt werden können. Rechts: Mit dem Bike Kilometer gesammelt – die ehemalige Skirennläuferin Denise Karbon mit ihrem Mann Franz Hofer und den beiden Kindern.

in der Schweiz hat es vorgemacht. Eine Million Kilometer wurden in zwei Tagen an Bewegung generiert, und über Sponsoren, Gönner und viele User konnte die Schweizer Sporthilfe damit die Rekordsumme von 1 Million Schweizer Franken an Spenden generieren. Dieses Konzept hat uns inspiriert“, erklärt Gerhard Vanzi, Vorstandsmitglied der Sporthilfe. AM ENDE haben die Südtiroler 105.352

NACH ETWAS MEHR als zwei Wochen

der Schockstarre ging der Förderverein in die Offensive. Erst über die Kampagne „Wir bleiben daheim – wir lieben Südtirol“ mit Aushängeschildern wie Andreas Seppi oder Dorothea Wierer als Testimonials. Die Resonanz war enorm, die Clips erreichen über die Social-Media-Kanäle über 100.000 User. Doch Geld für die Sportler ließ sich damit noch keines verdienen. Quasi über Nacht dann die zündende Idee: ein ganz ungewöhnliches Event mit dem klingenden Namen „Sporthilfe Heros Run 2020“. „Wir wollten ein Zeichen für den Neustart setzen. Vor allem aber woll® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl

ten wir den vielen Helden Danke sagen. Dem Sanitätspersonal genauso wie den Verkäufern oder Reinigungskräften, aber auch den Eltern, die durch die Krise dreifach oder sogar vierfach belastet wurden“, erklärt Giovanni Podini, der Präsident der Südtiroler Sporthilfe, den Grundgedanken der Initiative. DIE IDEE: Jeder Südtiroler, ob Freizeit-

oder Profisportler, konnte zwischen dem 27. Juni und 5. Juli Kilometer sammeln. Ob beim Laufen, Walken oder Biken. Und wer wollte, konnte für die absolvierten Kilometer Geld spenden. „Die Veranstaltung onemillionrun.ch

Kilometer zurückgelegt. Davon 23.790 Kilometer beim Walken oder Laufen und 81.562 Kilometer beim Radfahren oder Mountainbiken. Gemessen wurden die Kilometer über eine App – entwickelt und programmiert innerhalb von nur 12 Tagen. Mitgemacht haben viele Einzelathleten, aber auch Familien, Firmenteams oder Sportmannschaften. Und auch so bekannte Sportler wie die Biathletin Dorothea Wierer, die Schwimmerin Laura Letrari oder die Skiasse Manfred Mölgg und Christoph Innerhofer sammelten Kilometer für den guten Zweck. Die Organisatoren sprechen von einem vollen Erfolg. Wie viel am Ende gespendet wurde, dazu geben sie sich noch bedeckt. Eines aber verraten sie: Dank der kreativen Idee sei es gelungen, all die bisherigen Sponsoren zu halten und auch neue Förderer zu gewinnen. „Diese Aktion hat gezeigt, was möglich ist, wenn wir querdenken und gemeinsam proaktiv nach vorne blicken“, meint Stefan Leitner. ◀ VERENA PLIGER

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PR-INFO

INNOVATION: DER NEUE OBI BOZEN

Fotos: Wepa GmbH

Handel ist Wandel – gerade in Zeiten von Google, Amazon und Covid-19. OBI Südtirol ist sich dessen bewusst und findet konstant neue Entwicklungsmöglichkeiten.

An der Einsteinstraße in Bozen Süd errichtet OBI Südtirol mit ca. 10.000 m² Verkaufsfläche den derzeit größten OBI-Baumarkt in Italien.

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urch die Kooperation mit dem europäischen Marktführer im Baumarktbereich in Form eines Franchise-Vertrages sind maßgeschneiderte Anpassungen für Südtirol möglich. Konsequent werden im direkten Kontakt mit den Kunden die täglichen Feedbacks aufgesaugt und – in Kooperation mit den Lieferanten – Lösungen und Angebote gefunden. „Wir sind ein Südtiroler Unternehmen, eingebunden in einen internationalen Kontext. Wir können im Einkauf, Marketing und anderen Prozessen Synergien nutzen. Trotzdem sind wir flexibel genug, um uns der lokalen Marktsituation bestens anpassen zu können“, unterstreicht der geschäftsführende Gesellschafter Georg Pallua. Der neue OBI Bozen entsteht An der Einsteinstraße in Bozen Süd errichtet OBI Südtirol mit ca. 10.000 m² Verkaufsfläche den derzeit größten OBI-Baumarkt in Italien. Der im Frühjahr 2021 zu eröffnende Bau- und Gartenmarkt wird nicht nur durch die Größe,

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sondern vor allem durch attraktive neue Angebote sowie mit individuellen, smarten Services punkten. Im Interview spricht Georg Pallua, geschäftsführender Gesellschafter der Wepa GmbH mit Sitz in Vahrn und Betreiber der vier OBI Baumärkte in Südtirol, über diesen neuen Standort.

SÜDTIROL PANORAMA: Inwieweit wirkt sich das Kaufverhalten auf die Gestaltung des neuen OBI in Bozen aus? GEORG PALLUA: Der Kunde hat keine Lust und keine Zeit, lange nach seinem Produkt zu suchen. Je größer die Verkaufsfläche, umso klarer und logischer muss das Sortiment gegliedert sein. Der Kunde denkt projektorientiert und nicht abteilungsorientiert. Beispielsweise doppelseitiges Klebeband, das im Normalfall in der Farbenabteilung zu finden ist, hängt somit auch bei den Schrauben, weil der Kunde in der Absicht kommt, etwas zu befestigen.

Mit welchen Vorstellungen kommt ein Kunde in den Baumarkt? Unsere Kunden haben eine Vielzahl an Problemen und Fragen rund um ihr Zuhause und ihren Garten: Wie kann ich meine Terrasse renovieren? Wie entferne ich Schimmel? Wie befestige ich mein Regal? Unsere Aufgabe ist es, zu diesen Fragen kompetente Antworten und umsetzbare Lösungen zu finden. Probleme lösen und das Eigenheim verschönern – das ist unser Fokus. Welche Innovationen werden im neuen OBI Bozen für den Kunden umgesetzt? Wir müssen uns vom Onlinehandel abheben und dem Kunden den Mehrwert des stationären Kaufs vermitteln. Beratung, Schulung und Möglichkeiten zum direkten Testen sind unsere Ansätze, denn wir sind überzeugt: Wer live lernt, lernt am besten! Deshalb setzen wir folgende Projekte um: - Test- und Schulungscenter: Bei uns können künftig bestimmte Maschinen und Werkzeuge nicht nur gekauft, sondern


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Es entsteht ein ganz neues Einkaufserlebnis: Beratung, Schulung und Möglichkeiten zum direkten Testen.

vorher auch getestet werden. Der Kunde kann so z.B. selbst den Unterschied zwischen einem preiswerten und einem Profi-Akkuschrauber erfahren. Auch möchten wir durch Heimwerkerkurse unsere jungen Kunden motivieren, ihre handwerklichen Fähigkeiten auszubauen. Mit kleinen Tricks und einigen Anweisungen können Ängste genommen werden, um beispielsweise selbst einen Laminatboden zu verlegen. Der Kunde wird eine voll ausgestattete Heimwerker-Musterwerkstatt vorfinden. Auch denken wir darüber nach, unsere Kunden diese Werkstatt für einen kleinen Spesenbeitrag und mit fachmännischer Begleitung unsererseits nutzen zu lassen. - Transport-, Verlege- und Montageservices: Nichtsdestotrotz gibt es Kunden, die nicht die Do-it-yourself-, sondern die Doit-for-me-Variante bevorzugen. Viele Sortimente werden wir künftig also auch mit eigenen Fahrzeugen zustellen und vor Ort mit OBI-Fachleuten einbauen. - Bad- und Gartenplaner: Es wird je einen Bad- und einen Garten-Showroom geben, in denen wir neue, vielfältige Lösungen für jedes Anliegen präsentieren. Mehr Inspiration, Emotion und Entscheidungshilfen, aber auch mehr Infos werden Antworten auf alle Fragen bieten und ein neues Einkaufserlebnis schaffen.

Gibt es noch weitere innovative Ideen? Eine weitere Antwort auf den Onlinehandel wird das „Reservieren und abholen bzw. liefern“, das heißt online reservieren und im OBI-Markt abholen oder direkt nach Hau-

ren Kunden auf der doch großen Fläche Orientierungshilfe zu geben, ein sogenannter „Kontakter“ im Eingangsbereich bereitstehen. Dieser ist erste Ansprechperson für unsere Kunden und hilft besonders bei der Frage „Wo finde ich was?“. Zusammenfassend: Im OBI Bozen wird alles anders, alles neu und vor allem alles machbar für den Kunden! Wie können wir uns diesen neuen, zukunftsorientieren OBI konkret vorstellen? Viele bewährte Konzepte bleiben bestehen: Im Eingangsbereich wird ein einladendes Bistro entstehen, ein großflächiges Gartencenter mit einem vielfältigen Angebot an Pflanzen, Gartengeräten, Maschinen und Gartenbaustoffen wird verwirklicht. Auch werden 400 komfortable Parkplätze gebaut und einige Zapfsäulen für E-Autos realisiert.

Georg Pallua, geschäftsführender Gesellschafter der Wepa GmbH.

se liefern lassen. Der Vorteil dabei: Der Kunde hat einen stationären und konkreten Ansprechpartner vor Ort, an den er sich jederzeit wenden kann. Ebenso wird die Leuchtenabteilung mit einer modularen, wohnraumorientierten Ausstellung und saisonalen Wechselflächen umgesetzt. Und schließlich wird, um unse-

Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr ❧ Pallua.

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Wepa GmbH Konrad-Lechner-Str. 5/A – Vahrn OBI-Märkte in: Brixen, Bozen, Meran und Bruneck www.obi-suedtirol.com

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GENIALE IDEEN

Foto: Daniel Tomba und Daniel Miotto

Bloß nicht stehen bleiben

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GENIALE IDEEN

Ihr Kerngeschäft, die Hotellerie, stand still. Doch die Kommunikationsagentur Brandnamic gab Vollgas. Wie die drei Inhaber mit findigen Ideen die Krise gemeistert haben – Hannes Gasser, Michael Oberhofer und Matthias Prader im Interview.

Wie gelingt es, jetzt nicht den Kopf in den Sand zu stecken? Das wollte ff-Direktorin Verena Pliger im Interview von den Brandnamic-Inhabern Matthias Prader (links), Hannes Gasser (mitte) und Michael Oberhofer (rechts) wissen.

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GENIALE IDEEN

„Natürlich kann viel schiefgehen, aber wir handeln sehr intuitiv.“

Foto: Daniel Tomba und Daniel Miotto

Michael Oberhofer

Michael Oberhofer, 40, ist der Netzwerker, Ideengeber und Kommunikator bei Brandnamic.

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eine andere Branche wurde so sehr von der Krise getroffen wie der Tourismus. Die Kommunikationsagentur Brandnamic hat sich genau auf diese Branche spezialisiert. Ihre über 700 Kunden kommen fast ausschließlich aus der Hotellerie. Und alle mussten über 2,5 Monate schließen. Eigentlich auch für die Agentur ein Totalausfall. Doch von Verzweiflung ist auf dem Brandnamic-Campus in Pairdorf oberhalb von Brixen wenig zu spüren. Mit welch findigen Ideen die drei jungen Inhaber die Krise gemeistert haben – Südtirol Panorama hat Hannes Gasser, Michael Oberhofer und Matthias Prader zum Interview getroffen.

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SÜDTIROL PANORAMA: Sie waren erfolgsverwöhnt. Die vergangenen Jahre ging es Ihren Kunden und damit auch Ihrem Unternehmen so gut wie noch nie. Dann kam Corona, und alles stand still. Wie haben Sie darauf reagiert? HANNES GASSER: Matthias und ich waren die letzte

Februarwoche in Ägypten auf Urlaub. Und ganz ehrlich: Wir fanden all die Corona-Hysterie etwas überzogen. Wir waren aber ständig in Kontakt mit Michi. Er hielt auf dem Campus die Stellung und klang von Tag zu Tag alarmierter. ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl


GENIALE IDEEN

MICHAEL OBERHOFER: Ich habe mit Leuten aus der Lom-

bardei gesprochen, und mir war klar: Dieses Virus wird relativ schnell zu uns kommen, und unsere 120 Mitarbeiter können nicht mehr länger hier in den Büros arbeiten.

MATTHIAS PRADER: Während wir noch am Strand lagen,

hat Michi alles organisiert: Hardware und Software aufgerüstet, sprich zusätzliche Lizenzen, einen zweiten TerminalServer, genügend USB-Kopfhörer und Internetsticks angekauft. Michi war überzeugt: Wir müssen diese 30.000 Euro in die Hand nehmen. Denn sollte es tatsächlich zu einem Lockdown kommen, dann müssen wir pronto sein.

Und Sie haben aus der Ferne zugestimmt? HANNES: Schnell zu entscheiden, das liegt in unserer

DNA. In solchen Momenten kann man nicht über Monate Kosten abwägen – dann ist der Zug abgefahren.

Wie haben Sie die Mitarbeiter darauf vorbereitet? MICHAEL: Wir haben sie in drei Etappen ins Homeoffice

überstellt. Am 10. März, als Ministerpräsident Conte Italien zur Sperrzone erklärt hat, hatten wir noch 60 Mitarbeiter auf dem Campus. Unser Glück war, dass wir aus verlässlicher Quelle bereits um 16.55 Uhr vom Lock-

down erfahren haben. Mitarbeiter, die bereits auf dem Weg nach Hause waren, mussten zurück ins Unternehmen und ihre Arbeitsgeräte mitnehmen. Die Stunden bis zur Pressekonferenz am Abend waren dennoch die Hölle. Denn in der Zwischenzeit zirkulierten jede Menge Fake News. MATTHIAS: Am Ende verkündete Conte tatsächlich den Lockdown. Ja, und wir hatten all unsere Mitarbeiter zu Hause und konnten ab dem kommenden Tag voll operativ tätig sein. Wir hatten keinen Tag Stillstand. Und wie haben Ihre 700 Kunden auf den Lockdown reagiert? HANNES: Sie verfielen in eine gewaltige Schockstarre.

Die meisten haben wie panisch Lebensmittellieferanten, aber auch Werbekampagnen oder Kataloge gestoppt. Unsere Telefone sind heiß gelaufen, wir haben beruhigt, beraten und massiv Infos weitergegeben. Über die Pandemie, über die politische Situation, über Hygienemaßnahmen. Unsere Kunden hatten Informationsbedarf, und wir wollten für sie da sein.

Und so ist die Idee der Webinare entstanden? MICHAEL: Ja, genau. Mit der Zeit haben wir es zeitlich

nicht mehr geschafft, jeden Hotelier einzeln mit immer

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BAUEN ZU CORONAZEITEN Niederstätter-Webinar: Das Baugewerbe wurde durch die Pandemie tiefgreifend verändert. Beim Online-Event wurden neue Trends und Technologien analysiert, die einen Neustart ermöglichen.

Foto: Niederstätter

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eilnehmer des Niederstätter-Webinars waren der Architekt Andrea Allegri, Vizepräsident von Ance Verona, und die Journalistin und Architektin Donatella Bollani. Ausführlich analysierten sie neue Trends und Techniken für den Neustart. Gianni Botteon, Projektleiter von Webuild, und Michele Cicala von Ance Giovani brachten Erfahrungen aus der Praxis ein und stellten neue Technologien vor. Anschließend wurden LiDAT, das innovative Fernsteuerungssystem für Baumaschinen, und der optimal ab-

gestimmte Allroundservice von Niederstätter vorgestellt. Das System ermöglicht es, den Betrieb von Kranen auf einer Baustelle direkt online einzusehen. Weiterhin behandelte ein Niederstätter-Experte Steuererleichterungen für den Ankauf von Maschinen 4.0. Sehen Sie sich das Video des Events in voller Länge an: niederstaetter.it/webinar. ❧ infobox

Niederstätter AG www.niederstaetter.it

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Foto: Daniel Tomba und Daniel Miotto

GENIALE IDEEN

Hannes Gasser, 40, ist bei Brandnamic die Pfeilspitze im Verkauf und in der Beratung.

denselben Informationen zu versorgen. Mitte April haben wir dann das erste Webinar organisiert. Zuerst ganz rudimentär vor dem Computer. MATTHIAS: Da wir Toptechniker im Haus haben, konnten wir uns in Bild und Ton immer professioneller präsentieren. Mittlerweile haben wir ein eigenes Studio samt Green-Screen und Teleprompter. Diese Professionalität kam gut an, teilweise verfolgten unsere Webinare über 1.000 Zuschauer aus Südtirol, Österreich, Deutschland und sogar aus Kroatien. Mittlerweile haben Sie über 20 Webinare organisiert – zu Themen, die mit Ihrem Business eigentlich wenig zu tun haben. Warum macht man so was? MICHAEL: Unsere Webinare haben sich stets an Themen

orientiert, die Leute gerade beschäftigen. Das ging von politischen Entscheidungen und Infektionszahlen über Hygienevorschriften, Rechtssicherheit und Bankfinanzierungen bis hin zu den psychischen Folgen der Pandemie. Im Webinar mit dem Psychologen Rolf Schmiel kam sogar das Thema Selbstmord zur Sprache – das war schon sehr emotional.

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Sie sind die vergangenen Jahre stetig gewachsen, beschäftigen mittlerweile über 120 Mitarbeiter. Hatten Sie denn nie Sorge, dass Ihr Unternehmen diese Krise nicht durchstehen würde? HANNES: Terroranschläge oder Naturkatastrophen,

diese Szenarien haben wir die vergangenen Jahre wiederholt durchgespielt. Aber dass eine Pandemie von heute auf morgen weltweit den Stecker zieht, darauf wären wir nie gekommen. Wir haben von Beginn an überlegt, welche neue Wege wir gehen können. Stehen bleiben und abwarten, war nie eine Option für uns.

Ihre Kunden, also die Hotels, durften 2,5 Monate nicht aufsperren. Ist damit nicht auch Ihr Umsatz völlig eingebrochen? MICHAEL: Nein, denn die Projekte gingen ja weiter.

Wenn auch anders als geplant. Kunden haben die Zeit für Optimierungen genutzt. Websiten wurden aktualisiert, Kataloge erneuert, und es wurde viel kommuniziert. Mit Erfolg, muss man sagen. Wer mit den Gästen über Social Media, E-Mail oder Newsletter ständig in Kontakt blieb, ist jetzt wieder gut belegt. Und jene Hotels, die aus ▶

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GENIALE IDEEN

Seiser Alm, Kastelruth, Südtirol

NEUEN PROJEKTEN ENTGEGEN. GLAUBEN SIE AN DAS MÖGLICHE. WER VIEL VORHAT, KOMMT ZU UNS. Hypo Vorarlberg Leasing steht Ihnen zur Seite und leistet die Unterstützung und finanzielle Beratung, die Ihr Unternehmen benötigt. Wir besitzen das Know-how, um Ihren Projekten neuen Schwung und Innovationskraft zu verleihen. Gemeinsam loten wir neue Investitionsmöglichkeiten aus, damit Sie Ihre Ideen verfolgen und Ihre Pläne perfektionieren können. Hypo Vorarlberg Leasing AG, Norditalien www.hypoleasing.it ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl

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Foto: Daniel Tomba und Daniel Miotto

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Matthias Prader, 38, kümmert sich bei Brandnamic um alles Organisatorische, vom Personal über EDV bis hin zu Rechtsthemen.

Panik alles ad acta gelegt haben, kämpfen jetzt mit Auslastungsproblemen. HANNES: In der Hotellerie ging es für 30 Jahre ja nur nach oben. Es gab in den vergangenen Jahren nie eine Motivation, wirklich etwas zu verändern. In dieser Phase des Lockdowns haben sich viele Hoteliers die Zeit genommen, über Ihr Geschäftsmodell nachzudenken. Und sie haben sich auch mal die Zahlen ganz genau angesehen. Und wie viel hat Ihr Unternehmen in dieser Zeit investiert? MATTHIAS: Neben der technischen Aufrüstung haben wir

weitere 30.000 Euro investiert, um in unserem Restaurant, in den Büros und auch in unserem Fitnessstudio all die Abstandsregeln und Hygienevorschriften einzuhalten. MICHAEL: Außerdem haben wir unseren Kunden viele Tools kostenlos zur Verfügung gestellt: Beratungen, Texte und Videos für ihre Gästekommunikation und auch unsere Webinare. Hätten wir diese Leistungen in Rechnung gestellt, kämen wir auf über eine halbe Million Euro. Entschuldigen Sie die Frage: Aber warum macht man so was? MICHAEL: Hannes und ich haben über Jahre selbst in

der Hotellerie gearbeitet, wir konnten mit den Hoteliers richtig mitfühlen. Die Hotels wurden ja von heute auf morgen geschlossen, Saisonen wurden frühzeitig beendet, die Umsätze sanken auf null. 50

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HANNES: Geht es den Hotels schlecht, geht es auch uns

schlecht. Deshalb wäre es zu kurzfristig gedacht, jetzt nur den ökonomischen Erfolg im Auge zu behalten. Wir müssen alles geben, damit unsere Branche wieder Fahrt aufnimmt. Denn die Krise ist ja noch nicht vorbei.

Mussten Sie eigentlich Mitarbeiter in den Lohnausgleich schicken? MATTHIAS: Nur einige wenige im Monat Mai, da sie

keinen Urlaub mehr aufbrauchen konnten. Seit 25. Mai sind wir aber wieder alle operativ auf dem Campus tätig. HANNES: Viele hatten sicher genug vom Homeoffice und merken erst jetzt, wie wichtig die Trennung zwischen dem Arbeitsplatz und dem eigenen Zuhause ist. Ich persönlich wäre nicht dafür geschaffen, von zu Hause aus zu arbeiten. Michi und ich hatten das Glück, hier bleiben zu dürfen, gemeinsam mit unserem Techniker waren wir quasi sieben Tage die Woche auf dem Campus. MATTHIAS: Während ich in Quarantäne war. Ich habe mich – wie übrigens meine ganze Familie – Ende März mit dem Coronavirus infiziert. Ich hatte zwar für acht Tage Fieber, Geruchs- und Geschmacksverlust, aber zum Glück keinen schlimmeren Krankheitsverlauf. Und Gott sei Dank auch keine Mitarbeiter angesteckt. Sie sind sehr schnell in Ihren Entscheidungen, ist das Mut oder Übermut? MICHAEL: Natürlich kann viel schiefgehen, aber wir

handeln sehr intuitiv. Auch bei neuen Investitionen.

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GENIALE IDEEN PR-INFO

HEUTE ZUKUNFT SCHAFFEN

Die Digitalisierung hat während der Coronakrise an Bedeutung gewonnen. Das IT-Unternehmen systems aus Südtirol unterstützt Betriebe bei der Umsetzung.

Foto: Systems GmbH

D „Wir möchten klare Lösungsansätze aufzeigen und Betrieben dabei helfen, an den richtigen Stellen digital aufzurüsten“, betont Günter Wimmer, CSMO von systems.

ie Auswirkungen der Coronapandemie haben nicht nur im privaten Bereich für einen Digitalisierungsschub gesorgt. Auch Unternehmen haben in den vergangenen Monaten zunehmend erkannt, wie automatisierte Prozesse die tägliche (Fern-)Arbeit erleichtern können – und an welchen Stellen noch digitales Optimierungspotenzial besteht. Der Südtiroler IT-Experte systems beschäftigt sich schon seit einigen Jahren intensiv mit den Themen Digitalisierung und „Internet of Things“ (IoT). Mit 30 Jahren Erfahrung und Expertise in den verschiedensten Geschäftsfeldern – von der IT-Infrastruktur über die IT-Security und Digitalisierung von Geschäftsprozessen bis hin zur Softwareentwicklung – begleitet systems seine Kunden heute auf ihrem Weg zum smarten Unternehmen. Die frühzeitige Auseinandersetzung mit diesem Thema lohnt sich: Durch die Implementierung automatisierter Prozesse lässt sich der Arbeitsalltag erleichtern und gleichzeitig die Effizienz sowie Flexibilität von Produktionsabläufen steigern. Das spart dem Unternehmen auf lange Sicht nicht nur Zeit und Ressourcen, sondern auch Kosten. Zu den Herausforderungen der Coronakrise zählt das ortsunabhängige Arbeiten bzw. die Einrichtung des mobilen Arbeitsplatzes. „Wir unterstützen Unterneh-

men dabei, all ihre gewohnten Arbeitsabläufe zu digitalisieren, zu automatisieren und zu koordinieren – und die Teamarbeit von zu Hause oder unterwegs so effizient wie möglich zu gestalten“, so Wimmer. Erfahrene Service-Techniker sorgen dafür, dass das IT-System stabil weiterläuft – an 365 Tagen im Jahr. Zudem hat systems während der Coronakrise aktuelle Kundenanforderungen wie Zutrittsregelungen, Personenzählung, Besucherstromanalyse oder Temperaturkontrollsysteme sofort erkannt. Dank der langjährigen Erfahrung konnte der IT-Experte schnell reagieren und seine Kunden mit intelligenten Lösungen dabei unterstützen, die vorgegebenen Regelungen einzuhalten – automatisch und unkompliziert. Seit 30 Jahren steht systems für Innovation, Professionalität, Zuverlässigkeit und Servicequalität. Über 3.000 zufriedene Kunden vertrauen bereits auf die IT-Experten mit Standorten in Bozen, Bruneck und Schlanders. Die systems GmbH ist dank ihres Knowhows und ihrer Erfahrung der Partner in Südtirol, Triveneto und Österreich, wenn es um Digitalisierung, IoT und zukunftsorientierte Lösungen geht.

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Wir lieben es, neue Pfade zu beschreiten. Daher entwickeln wir schon heute zukunftsweisende Lösungen für die Digitalisierung Ihres Unternehmens. WIR BEGLEITEN SIE IN DIE DIGITALE ZUKUNFT.

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Foto: Daniel Tomba und Daniel Miotto

GENIALE IDEEN

Tolle Chancen muss man nicht nur erkennen, sondern auch ergreifen. Davon sind die drei Inhaber der Kommunikationsagentur Brandnamic überzeugt.

So war der Umzug auf den Campus vor 1,5 Jahren eine reine Bauchentscheidung. Wir haben die Immobilie gesehen und wussten sofort: Das wird unser neuer Standort. MATTHIAS: Erst als wir uns mit den Eigentümern einig wurden, haben wir die Kosten kalkuliert. Tolle Chancen muss man nicht nur erkennen, sondern auch ergreifen. HANNES: Ich sage immer: Sind die Kosten zu hoch, muss eben mehr Umsatz generiert werden. Nach dem Motto: Wenn hinten viel rausgeht, muss vorne viel reingehen. Nach diesem Prinzip arbeiten wir. In diesem Punkt wirken Sie sehr ausgeglichen, im Grunde sind Sie aber ganz unterschiedliche Typen, oder? MATTHIAS: Ich bin sicher der Ruhepol, während

Michi und Hannes auch mal in Rage geraten. HANNES: Das stimmt. Wobei ich noch impulsiver bin als Michi. Er ist etwas feinfühliger. Das Wort Stillstand kennen wir aber beide nicht, es muss immer vorwärtsgehen, immer Gas, immer schnell. Vor allem sind wir totale Optimisten, es kommt selten vor, dass wir kein Licht am Ende des Tunnels sehen. MICHAEL: Und es kommt auch selten vor, dass wir nicht gut drauf sind.

Wie haben Sie sich eigentlich gefunden? MICHAEL: Wir haben alle drei bei Christoph Lucerna gear-

beitet, der diese Agentur 1997 gegründet hat. Nach einigen Jahren im Betrieb hat er uns mit je fünf Prozent am Unternehmen beteiligt. Ja, und im Dezember 2009 hat er uns auch die restlichen 85 Prozent der Anteile zum Verkauf angeboten.

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HANNES: Wir waren jung, 29 und 27 Jahre alt. Und wir

hatten nichts. Entsprechend schwierig war es einen Kredit zu bekommen. Eine Bank hat uns schließlich vertraut und mit Hilfe unserer Väter, die für uns gebürgt haben, hat es mit der Finanzierung geklappt. MATTHIAS: Wir haben die 20 Mitarbeiter übernommen und sind mit dem neuen Namen Brandnamic durchgestartet. Erst als eine rein touristische Unternehmensberatung, dann kamen die Abteilungen Text, Grafik und Web dazu, später der Werbebereich und die SoftwareEntwicklung und seit zwei Jahren auch noch die Bereiche Foto und Video. Und wichtig: Wir haben unsere Väter sehr schnell von ihrer Aufgabe entbunden. Wie gut funktioniert eine Dreierkonstellation an der Spitze – geraten Sie sich nie in die Haare? HANNES: Zwischenzeitlich waren wir auch mal zu viert.

Jetzt sind wir wieder das ursprüngliche Kernteam, und wir haben uns so organisiert, dass sich jeder auf das konzentrieren kann, was er richtig gut kann. MATTHIAS: Michi ist unser Netzwerker, Ideengeber und Kommunikator, und Hannes ist unsere Pfeilspitze im Verkauf und in der Beratung. Ja, und bei mir geht es um alles Organisatorische, vom Personal über EDV bis hin zu Rechtsthemen. MICHAEL: Genau unsere Dreierkonstellation macht uns aus. Es braucht jemand, der viele Kunden bringt, jemand, der sie gut betreut, und jemand, der das alles organisatorisch möglich macht. ◀ INTERVIEW: VERENA PLIGER

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INNOVATIVES EINKAUFSERLEBNIS

Foto: Würth

Würth Italien investiert massiv in Innovation. Jetzt wurde das erste automatisierte Geschäft in Italien eröffnet. Es bietet den Einkauf und das Abholen von mehr als 2.000 Artikeln – 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche.

Der Würth Automatic Store ermöglicht den Kunden, vor Ort in Selbstbedienung einzukaufen. Mehr als 2.000 Artikel können über den Touchscreen ausgewählt werden.

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ndustrie 4.0, auch bekannt als vierte industrielle Revolution, fordert ständig neue innovative Berührungspunkte mit dem Kunden. Erst recht in Zeiten dieser Krise. Würth Italien hat darauf reagiert und den Würth Automatic Store entwickelt. Ein innovatives Konzept, das den Kunden ein verbessertes Einkaufserlebnis bietet und zugleich die geforderte Distanz garantiert. Der vollständig automatisierte Store ermöglicht den Kunden, vor Ort in Selbstbedienung einzukaufen. Mehr als 2.000 Artikel können über den Touchscreen ausgewählt werden. Ebenso können Bestellungen, die über die WürthApp oder auf www.wuerth.it getätigt wurden, jederzeit rund um die Uhr, also 24 Stunden am Tag und an 7 Tagen die Woche, abgeholt werden. Effizient, schnell und sicher. Der Würth Automatic Store, der mit dem SMAU 2019 Award ausgezeichnet wurde, lässt die Customer Experience Realität werden. Mit einem innovativen Selbstbedienungs-Touchpoint revolutioniert er das Einkaufserlebnis. Die Handwerker vor Ort haben die Produkte ständig verfügbar, und zugleich kann der Lagerbestand in Echtzeit überprüft werden.

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„Wir sehen es als unsere Hauptaufgabe, nach innovativen Lösungen zu suchen, damit unsere Kunden ihre Prozesse noch weiter optimieren können. Der Würth Automatic Store bietet die perfekte Kombination aus physischen Vertriebsdienstleistungen und den Vorteilen des digitalen Verkaufs“, meint Nicola Piazza, Geschäftsführer von Würth Italia, bei der Präsentation der Produktneuheit am Hauptsitz in Neumarkt. Der erste Prototyp wird auf dem Firmengelände von Cubi Srl in Sommacampagna in der Provinz Verona installiert. In Kürze sollen weitere Automatic Stores in ganz Italien folgen. Entwickelt wurde das Projekt in Zusammenarbeit mit Hevolus Innovation – Microsofts internationalem Partner für Mixed Reality und der Technologiepartner von Würth Italia für Open-Innovation-Initiativen – sowie von ICAM, einem Unternehmen, das sich auf die Planung und Herstellung innovativer automatischer Systeme für die Lagerung und den Vertrieb von Materialien im industriellen Bereich spezialisiert hat. Würth investiert, forscht und entwickelt. Um den Kunden technologisch fortschrittliche Lösungen anzubieten, hat Würth eine

Reihe von Innovations- und Forschungsprojekten ins Leben gerufen. So hat Würth in Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten, Unternehmen und Start-ups im NOI Techpark in Bozen Süd den Würth Innovation Hub geschaffen. Außerdem wurde eine Produktund Service-Plattform mit Hardware- und Software-Tools entwickelt. So bietet HoloBusiness eine Reihe von Lösungen, die von der Projektierung und Ausbildung über die Präsentation bis hin zum Verkauf von Produkten und Systemen reichen. Zudem wurde kürzlich der Würth HoloMaintenance Link eingeführt: https://www.wuerth.it/holomaintenance/. Diese Plattform ermöglicht Handwerkern und kleinen Unternehmen, ihre Wartungsarbeiten per „Smartworking“ durchzuführen. ❧

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Würth GmbH Bahnhofstraße 51 39044 Neumarkt (BZ) www.wuerth.it

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Foto: Dmitry Zvolskiy/Pexels

Trendexperte Pierre Nierhaus ist ßberzeugt: Die Individualgastronomie muss jetzt mehr denn je mit einem klaren Profil glänzen.


GASTRONOMIE

„Die Schnellen fressen die Langsamen“

Foto: Martin Joppen

Gastfreundschaft ist der Umsatzbringer Nummer eins. Gerade jetzt, in Zeiten der Krise. Davon ist Trendexperte Pierre Nierhaus überzeugt. Im Interview spricht er über erfolgreiche Gastrostrategien in Zeiten von Panik und Ungewissheit.

Vom Pleitier zum Trend- und Changeexperten. Der Frankfurter Pierre Nierhaus berät heute die Großen der Hospitality-Branche.

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b mit Jack Nicholson oder Hugh Grant – Pierre Nierhaus hat als Marketingexperte die ganz Großen der amerikanischen Filmindustrie beraten. Davon geblieben sind nur noch Erinnerungen. Skurrile und wunderschöne zugleich. Denn vor 30 Jahren hat der Frankfurter das Filmbusiness gegen die Gastronomie eingetauscht. 13 Gastrobetriebe mit über 400 Mitarbeitern hat er eröffnet, darunter das Bierhaus oder das New York Café in Frankfurt.

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Bis Anfang der 2000er-Jahre wurde er als „Konzeptkönig der Gastronomie“ gefeiert, dann folgte der tiefe Fall. Er nahm einen Investor mit ins Boot, wurde ausgebootet und stand plötzlich mit Verbindlichkeiten von über 1,6 Millionen Euro vor dem Aus. „Ich war finanziell – aber nie moralisch – ganz unten angekommen.“ Der erfolgsgewohnte Gastronom rappelte sich wieder auf. Heute ist er als Keynote-Speaker rund um den Globus

gut gebucht. Für die Gastronomie, Hotellerie und die Hospitalitybranche ist er Konzeptentwickler und Experte im Chance-Management. Neben seinen Trendworkshops in Metropolen wie London, New York oder Las Vegas hat er sich als Buchautor einen Namen gemacht. Gerade ist sein neuestes Buch erschienen: „Echt freundlich. Mach Dein Projekt erfolgreich.“ Wie das inmitten dieser Krise gelingen soll – der Trendexperte im Interview. Südtirol Panorama | 01.2020

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GASTRONOMIE SÜDTIROL PANORAMA: Wie schwer tut sich die Gastronomie, wieder auf die Beine zu kommen? PIERRE NIERHAUS: Fakt ist, dass

im Moment nichts mehr so ist, wie es bisher war. Jetzt geht es erst mal darum, den Betrieb unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen wieder zu eröffnen. Dann kommt die zweite Phase: Wie kann der Cashflow wieder auf ein Niveau gehoben werden, dass man überhaupt überleben kann? Ja, und dann kommt die dritte und wichtigste Etappe. Man muss sich die Frage stellen, ob das eigene Geschäftsmodell auch noch in zehn bis 15 Jahren funktionieren kann.

Wie haben Sie die Gastronomie in den vergangenen Monaten erlebt?

Man hat in diesen Monaten gesehen: Nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen. Für bisher erfolgreiche und alteingesessene Gastronomen ging erst mal die Welt unter. Dafür konnten jüngere Start-ups – auch jene, die schlecht kapitalisiert waren – ordentlich punkten. Mit frischen Ideen, die sie

in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit umgesetzt haben. Vom Delivery Service über den Picknickkorb bis hin zur Kochbox mit feinsten Zutaten fürs Kochen zu Hause. Welche Initiativen haben Sie persönlich überrascht?

Vor allem die sozialen Projekte. „Kochen für Helden“ etwa. Ins Leben gerufen vom Berliner Sterne-Restaurant „Tulus Lotrek“. Anstatt nach der Schließung auf dem Sofa rumzuhängen, beschlossen die Inhaber, ihr Kühlhaus leerzukochen – und zwar für Leute, denen selbst keine Zeit zum Kochen blieb. Vor allem für Ärzte und Pflegepersonal. Mittlerweile haben sich der Gruppe deutschlandweit 103 Restaurants angeschlossen. Als Trendforscher sind Sie dafür bekannt, in die Zukunft zu blicken. Wie stark wurden Ihre bisherigen Prognosen von der Coronakrise eingebremst?

Die klassischen Megatrends wie Nachhaltigkeit, Urbanisierung und Gesundheit gelten nach wie vor. Sie haben sich in den vergangenen

Monaten aber beschleunigt oder verlangsamt. So gab es für die Nachhaltigkeit einen klaren Dämpfer. Konsumenten akzeptieren plötzlich wieder, dass Lebensmittel verpackt werden. Zugleich hat der Bereich Regionalität an Fahrt aufgenommen. Davon profitieren vor allem die Stadtteilkneipen, also die Bars und Restaurants um die Ecke, geführt von Inhabern, denen man vertraut. Und wie sieht es mit der Digitalisierung aus?

Die hat natürlich einen enormen Aufschwung erfahren. Buchungsund Kundenerfassungssysteme sind plötzlich auch für Individualgastronomen unverzichtbar. Wobei die Digitalisierung nur unterstützend wirken kann. Viel wichtiger ist es, als Gastgeber persönlich für die Gäste da zu sein. Das ist der größte Trumpf eines jeden Individualgastronomen. Ein Mc Donalds kann hier nie und nimmer mithalten. Toll an der Digitalisierung finde ich, dass sie so gerecht ist. Eine geile Facebookoder Instagram-Kampagne muss nicht viel Geld kosten – es braucht nur gute Ideen. Müssen Gastronomen jetzt umdenken?

Diese Krise ist der ideale Zeitpunkt, um sich mit dem eigenen Konzept auseinanderzusetzen. Ist es wirklich noch rentabel, ein Restaurant auch mittags zu öffnen, wo doch so viele Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten? Wobei das Mittagsgeschäft bereits seit Jahren vor sich hindümpelt. Denn die Zeiten, als ganze Teams auf Kosten des Unternehmens gemeinsam ins Restaurant gingen, sind lange vorbei. Lieber geht man mittags schnell in die Kantine oder zum Bäcker nebenan. Fotos: Pexels, Unsplash

Wie gut kennen Sie eigentlich Südtirols Gastronomie und Hotellerie?

Der To-go-Trend wird anhalten. Doch nicht alle Gerichte eignen sich zum Mitnehmen. Besonders gut funktionieren Gerichte wie Bowls und Pizza.

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Ich bin ein richtiger Südtirol-Fan. Und wäre die Erreichbarkeit etwas besser, würde ich noch öfter zu Ihnen kommen. Gerade jetzt, in Zeiten dieser Krise, wird Südtirol von ▶ ® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl

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GASTRONOMIE

Krisen zeigen uns: Man braucht immer einen Plan .

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GASTRONOMIE diesem Mix aus italienischem Flair und österreichischer Ordnung profitieren. Aber sicher werden auch Ihre Gastronomen umdenken müssen. Die Individualgastronomie muss mehr denn je mit einem klaren Profil glänzen. Denn spätestens seit dem Tönnies-Skandal wünschen sich die Gäste noch mehr Qualität. Zugleich muss man gerade jetzt noch rentabler arbeiten. Jeder Gastronom tut also gut daran, die eigene Speisekarte zu analysieren. Brauche ich wirklich 10 Hauptgerichte? Muss ich zusätzlich zur Tiroler Küche auch noch Italien rauf und runter kochen? Aus meiner Sicht nicht – weniger ist mehr.

Da immer mehr Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten, müssen auch Kantinen umdenken. Eine Idee: den Mitarbeitern das Mittagessen nach Hause liefern.

Foto: Oliver Jaist

Wie meinen Sie das?

Wie wird sich die Gastronomie weltweit verändern?

Der To-go-Trend wird anhalten. Wobei hier höchste Qualität gefragt ist. Man muss sich profilieren. Etwa indem man den besten Burger der Stadt macht und nur diesen ausliefert. Es eignet sich ohnehin nicht jedes Gericht zum Mitnehmen. Pizza oder diese modernen Gerichte wie Bowls, die nicht so temperaturempfindlich sind, funktionieren ganz wunderbar.

Neuerscheinung Pierre Nierhaus ist Konzeptentwickler und Experte im Chance-Management für die Gastronomie und Hotellerie. Gerade ist sein neuestes Buch erschienen: „Echt freundlich. Mach Dein Projekt erfolgreich.“ (Matthaes Verlag GmbH). Nierhaus ist überzeugt: Wer erfolgreich sein will, muss vor allem Menschen mögen.

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Südtirol Panorama | 01.2020

Kritisch wird es bei all den Speisen, die à la minute zubereitet werden, wie ein Schnitzel oder ein Steak. Und auch wenn im Moment in puncto Nachhaltigkeit ein Auge zugedrückt wird, hier müssen Gastronomen Signale setzen. Vor allem mit Kunststoffverpackungen muss vorsichtig umgegangen werden. Welche tollen Gastrokonzepte haben sich erledigt?

Harte Zeiten kommen auf reine Bars oder Diskotheken zu. Aber auch auf die Verkehrsgastronomie. Die vielen tollen Konzepte auf Flughäfen und Bahnhöfen werden Umsatzeinbrüche von 20 bis 30 Prozent erleiden. Auch Kantinen müssen umdenken, da in Zukunft noch mehr Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten. Durchaus vorstellbar, dass Kantinen künftig den Mitarbeitern das Mittagessen nach Hause liefern. Und welche neuen Trends zeichnen sich ab?

Wie gesagt: Mittags müssen viele Restaurants abspecken, dafür wird der Snack vom Bäcker, der idealerweise auch Salate zum Mitnehmen anbietet, stärker nachgefragt. Neue

Ideen sind auch in der Hotellerie gefragt, um die zum Teil schwache Buchungslage zu kompensieren. In Großstädten mieten sich immer mehr Mitarbeiter – natürlich zu einem niedrigen Preis – ein Hotelzimmer als Homeoffice an. Das könnte sich etablieren. Gerade eben ist Ihr neuestes Buch „Echt freundlich“ erschienen. Sie haben es kurz vor dem Lockdown fertiggestellt – wie aktuell ist Ihr Buch also noch?

Aktueller denn je. Denn bereits vor der Krise war klar, dass das Thema Werte für die Mitarbeiter-Findung immer wichtiger wird. Junge Leute wollen nicht mehr nur Geld verdienen und möglichst viel Freizeit haben, sie wollen etwas Sinnvolles tun. Sie suchen nach Heimat, nach Menschlichkeit. Diese Krise hat hier noch einmal den Turbo gezündet. Im Buch geht es auch sehr stark um das Thema Gastfreundschaft – sie ist der Umsatzbringer Nummer eins. Wobei Freundlichkeit immer echt, ehrlich und authentisch sein muss. Denn Gäste spüren sofort, wenn Ihr „have a nice day“ nur angelernt ist. ◀ INTERVIEW: VERENA PLIGER

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