STANDPUNKT
Behinderung und Migration in der Sonderpädagogik – einige Anmerkungen zu einem schwierigen Verhältnis Von Diana Sahrai
D
as Thema Migration kommt in der Sonderpädagogik in unterschiedlichen Kontexten vor. So ist Mehrsprachigkeit ein wichtiger Arbeitsbereich in der Logopädie und die Kleinklassen für Fremdsprachige fallen in vielen Kantonen in den Verantwortungsbereich der Schulischen Heilpädagogik. Zudem zeigen Studien immer wieder, dass Schüler*innen mit Migrationshintergrund signifikant häufiger die Diagnose «Sonderpädagogischer Förderbedarf» erhalten (etwa in den Bereichen Lernen
oder Verhalten). In den letzten Jahren ist zudem in Folge der neuen Fluchtbewegungen der Zusammenhang von Flucht und Trauma stark in den Vordergrund gerückt. Ein weiterer etwas anders gelagerter Kontext ist die besondere Situation von Schüler*innen mit einer Behinderung, die ebenfalls einen Migrationshintergrund haben, also die Frage der Intersektionalität dieser beiden Dimensionen. Während in den ersten genannten Kontexten Migration selbst als Teil der Sonderpädagogik verstanden wird oder die Kategorien vermengt sind, bildet sie im letztgenannten Kontext also eine zusätzliche Kategorie, die zu Behinderung dazu kommt.
«Intuitiv ist es relativ naheliegend, dass Mehrsprachigkeit keine Störung darstellt und kulturelle Differenz keine Behinderung ist.» 16 DAS HEFT PH-Magazin Nr. 5 2021