EDITORIAL
Freunde der finanzwelt, woran erkannt man, dass sich das Jahr zu Ende neigt? Die Tage werden kürzer, es wird ein wenig kälter, Weihnachtsmärkte öffnen ihre Pforten (oder zum Teil viele leider auch nicht), übermäßig Weihnachtsdeko und -süßigkeiten in den Regalen der Supermärkte (nervig) und im Radio geht es wieder los mit „Last Christmas“ von Wham! (meganervig). Nichts gegen George Michael und diesen anderen da. Aber spätestens nach dem vierten Mal innerhalb von drei Stunden im Autoradio (erst auf hr3, dann auf NDR 2) muss meine Spotify Playlist „mission(no)control“ herhalten, mit den perfekten Songs für eine halbwegs freie A5 oder A7. Bei Liedern wie „Take a look around“, „Vertigo“ oder „All you ever wanted“ geht dann der Grinch in mir durch... Aber wir erkennen das Ende des Jahres auch immer am Cover der finanzwelt 06, also der Dezemberausgabe. Hier sehen wir „alle Jahre wieder“ die „Köpfe der Branche“ und im Heft lesen wir die „Stimmen der Branche“. Aufmerksamen Beobachtern ist sicher schon aufgefallen, dass von mehr als 150 „Stimmen der Branche“ in den letzten Jahren nur ganz wenige weibliche Stimmen waren. Und eine davon, Antje Montag, Gründerin und Vorstand des Hamburger Emissionshauses CH2, ist bei einem Poloturnier im September dieses Jahres tödlich verunglückt. Furchtbar, traurig, unfassbar. Aber auch die Tatsache, dass uns von den Gesellschaften nur so wenige Frauen genannt werden und somit auf das Cover kommen, ist traurig, findet Oliver Pradetto, einer der männlichen Chefs von blau direkt. Und ja, es gibt dort in der Führungsriege gleich mehrere Frauen. Und um etwas gegen diesen männlichen Überhang auf dem Cover zu tun, wollten die Lübecker dieses Jahr ihre Anzeigeseite zwischen den Stimmen der Branche nutzen, um den zwar zahlenmäßig
wenigen, aber doch vorhandenen weiblichen, hochrangigen Führungskräften und Entrepreneuren Raum zu geben. Klar sind wir von der finanzwelt da mit dabei! Von 55 identifizierten Damen auf Geschäftsleitungsebene, in Vorständen oder besonders erfolgreichen Vertriebsdamen (Jungmakler-Award-Gewinnerinnen beispielsweise) konnten am Ende 25 überzeugt werden teilzunehmen. Warum nur 25? Wenn man eine männliche „Branchenstimme“ fragt, kann er es kaum erwarten, sich auf dem Titel zu sehen. Bei den Frauen hingegen scheuen viele, sich öffentlich zu zeigen. Vielleicht wollen sie sich nicht in den Vordergrund spielen, sich nicht in einer vermeintlich feministischen Aktion zeigen? Ich habe eine andere Vermutung: Sie wollen die Männerwelt nicht verunsichern. Denn wenn diese Powerfrauen erst mal loslegen... dann zieht Euch warm an, liebe männlichen Kollegen. Warum ich das vermute? Einfach den Roundtable im Heft zu Frauen in der Finanzbranche lesen. Denn die haben es gewaltig drauf!!! Übrigens: Wenn wir den Frauen eine Stimme geben wollen, dann nicht nur als Bild, denn das wäre irgendwie ja das Gegenteil von Feminismus: Nein, dann sollten sie auch genau wie jeder Mann eine Stimme in der finanzwelt bekommen. Also kann man natürlich äquivalent zu den Bildern auch fast alle „Stimmen der Branche“ Statements der Frauen im Heft nachlesen. Aber auch hier gilt: „Wer zu spät kommt...“ In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen, friedliche Weihnachten und ein tolles neues Jahr 2022! Ihr Lenard von Stockhausen
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finanzwelt 06 | 2021
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