Billeder Heimatblatt 2022

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Billeder Heimatblatt 2022 Ausgabe35.

Herausgegeben von der HOG Billed

heimathaus-billed.de

Schausteller und Fahrgeschäfte an der Kirchweih am 27. Oktober 2022. Links im Bild der QR Code zu einem Video über die Billeder Kirchweih.

Billeder Heimatblatt 2022

Dezember 2022 | 35. Ausgabe

Inhalt

3 Vorwort, Werner Gilde

4 KulTour-Tag in Billed, Astrid Ziegler

7 Bericht “Billeder KulTour-Tag”, Hans Rothgerber

8 Rede zum Billeder KulTour-Tag, Katharina Eismann

12 Bildbericht zum Billeder KulTour-Tag, Astrid Ziegler 22 Lada cu zestre, Hans Rothgerber 24 Der Billeder “Kerweihstrauß” geht nach Bayern, Astrid Ziegler 34 “Kerweih” ist Kult, Hans Rothgerber 38 Jubiläumsfeier Städtepartnerschaft KA - TM, Werner Gilde und Astrid Ziegler 40 30 Jahre Städtepartnerschaft KA-TM, Jo Wagner 42 Das Sommerfest des KV LBS Karlsruhe öffnete erneut seine Tore 46 Herbstkonzert des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe, Irmgard Triess und Dietmar Giel

52 Allerheiligen im Banat, Astrid Ziegler

57 Allerheiligen in Karlsruhe: „Wir gedenken unserer Toten!“ 2022, Irmgard Triess 62 Ansprache von Werner Wolf, Vorsitzender der HOG Triebswetter 68 „Banater Schwabenkinder“ feiern 10-jähriges Jubiläum, Miriam Österreicher

70 Traubenball der Banater Schwaben in KA 74 Kathreinenball in Billed

76 Gespiegelt im Granit des Gedenkens, Astrid Ziegler

78 Der Titel „Das schönste Haus im Banat“ geht nach Billed, Hans Rothgerber

80 Endlich wieder in der Heimat, Christa Duțică

Impressum

84 Wir Drei auf dem Weg in den goldenen Herbst unserer alten Heimat, Elisabeth Martini 86 Drei-Generationen-Reise nach Billed, Heide Kallert 90 Eine amerikanische Hochzeit in Assisi, Anna Schütz 92 Von Kiltge über Kiltgen zu Gilde, Johann Steiner 96 Einst Schüler in Billed, E. Martini, B. Wagner, A. Mann, H. Schütz 100 Gschichte aus dr Scholzeit, Hermann Schütz 102 Schnorkse und pischpre, bamble und gumbe, Erika Weith 104 Auswanderungen aus dem Veischedetal in das österreichisch-ungarische Banat 1763 – 1788, Walter Stupperich 124 Gegen den Strom, Günther Lauth 132 Im Gespräch mit Peter Krier, Hans Rothgerber 136 Ein großes Lob den Billedern, Elisabeth Martini 140 Der Einsatz hat sich gelohnt!, Pfarrer Bonaventura Dumea, Roswitha Csonti 146 Roswitha Csonti zum 60. Geburtstag, W. Tobias 149 Dankesgruß aus Bürmoos 150 Zum 80. Geburtstag von Elisabeth Martini, H. Gebel, W. Gilde, G. Welter, H. Schnur 152 Große Erfolge als Komponist und Texter gefeiert 154 Schachmeisterschaft 2022 der Banater Schwaben, Alfred Selpal 157 Statistik unserer Landsleute weltweit, Hans Herbst und Werner Tobias

Herausgeber: Heimatortsgemeinschaft Billed e.V. | heimathaus-billed.de Redaktion: Elisabeth Martini | Bildredaktion, Grafik, Layout und Satz: Hans Rothgerber | Auflage: 1.100

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Unser Heimatblatt

Grundsätzlich

wird das Billeder Heimatblatt allen Landsleuten kostenlos zuge stellt. Da wir für Druck und Versand je Buch 10.- € leisten müssen, bitten wir Sie, eine Spende auf das Konto der HOG Billed, IBAN: DE95661900000000111791

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Spenden können auch auf unser Paypal-Konto überwiesen werden. konto@heimathaus-billed.de

Um ihre Überweisung einordnen zu können, schreiben Sie bitte auf den Überweisungsschein Vorname (auch der Ehefrau), Familienname, Ortschaft und Zweck. Wir erwarten keine Spende von Landsleuten mit geringer Rente, von Arbeitslosen und von den Landsleuten aus Billed. Wir freuen uns, dass wir Ihnen unser Heimatblatt als Zeichen unserer Verbundenheit übermitteln können. Wir bitten jedoch um Verständnis dafür, dass wir wohlsituierten Landsleuten ohne Gegenleistung die nächste Ausgabe nicht mehr zusenden.

Landsleute, deren Anschrift sich geändert oder in deren Familien ein Ereignis (Geburt, Hochzeit, Todesfall) stattgefunden hat, bitten wir um Mitteilung an Hans Herbst, Freiligrathweg 14, 76571 Gaggenau Tel. 07225-77233, hans.herbst@billed.de Ihre Meinungen und Äußerungen zum Heimatblatt, Ihre Vorschläge und Ideen richten Sie bitte an die Redaktion: Elisabeth Martini, Kronenstraße 36, 76133 Karlsruhe, Telefon 0721/379214 Druckfehler, Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Au-

torenbeiträge sind namentlich gekennzeichnet und die inhaltliche Verantwortung liegt bei diesen. Die Redaktion dankt allen diesjährigen Mitarbeitern für ihre Beiträge und Bilder und möchte gleichzeitig alle Landsleute auffordern, Artikel bzw. Anregungen für das Heimatblatt auch im nächsten Jahr zu senden.

Der Vorstand der HOG Billed Gewählt am 8.06.2019 bei der Hauptversammlung in Karlsruhe

Ehrenvorsitzender: Peter Krier Vorsitzender: Werner Gilde, Tel. 0721-863891 Stellvertreter: Ralf Gilde: ralf.gilde@googlemail.com Schriftführer: Adelheid Müller, Tel. 0721-1331547 Kassenwart: Jakob Muttar, Tel. 0721-784177, Email: j.muttar@web.de Beisitzer: Elisabeth Martini, Tel. 0721-379214, Email: emartini@gmx.net Hans Rothgerber

Email: joharo@gmx.de Hans Herbst, Tel. 07225-77233 Email: hans.herbst@billed.de Adam Tobias, Tel. 0721-865315 Email: ea.tobias@web.de Werner Tobias, Tel. 06138-941031 Email: werner.tobias@billed.de

Mitglieder unserer HOG, die auch nach Weihnachten das Heimatblatt nicht erhalten haben, mögen sich unmittelbar an Werner Gilde oder Hans Herbst wenden.

2 In eigener Sache

Liebe Landsleute, liebe Freunde, es ist die Zeit des Jahres gekommen, in der man auch Bilanz zieht, was gelungen ist und was hätte besser sein können. Neben einem erneuten Krieg auf europäischem Boden hat auch weiterhin das Corona-Virus unser gesellschaftliches Leben in vielen Bereichen beschnitten. Traditionelle Veranstaltungen mussten auch dieses Jahr teilweise verschoben oder abgesagt werden.

Wie heißt es so schön, am Ende des Tunnels gibt es Licht. So den „Billeder KultourTag“, initiiert von Astrid Ziegler und Hans Rothgerber, den Machern der Website banat-tour.de. Mit dem Ulmer Treffen zu Pfingsten ist der Landsmannschaft der Banater Schwaben gelungen, einen Neuanfang unserer traditionellen Veranstaltungen zu starten. Der Kreisverband Karlsruhe konnte sein beliebtes Sommerfest durchführen unter der Mitwirkung der BilledAlexanderhausener Blasmusik. An Allerheiligen fand die Gedenkfeier am Billeder Stein auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe statt. Nach zwei Jahren war es auch wieder möglich für den gemischten Chor des Kreisverbandes der Banater Schwaben Karlsruhe, die Veranstaltung musikalisch zu umrahmen.

In Billed wurde dieses Jahr der Kirchturm renoviert und am letzten Wochenende im August fand da das Kirchweihfest, am 23. Oktober die Firmung mit 10 Firmlingen statt. Auch dieses Jahr gab es viele Besucher in unserem Heimathaus. Wir können unserer Roswitha und unserem Adam Csonti nicht genug für ihren Einsatz danken. Wir alle sind froh, dass wir sie haben. Nun möchte ich euch alle zum nächsten Billeder Heimat-

tag in Karlsruhe einladen. Unser „Billeder Treffen“ findet am 27. Mai 2023 in Karlsruhe statt. Durch eure Teilnahme stärkt ihr unsere Gemeinschaft. Außerdem konnten wir einen Film, der 1961 in Billed gedreht wurde, erwerben und werden diesen beim Heimattag vorführen. Zusätzlich ist eine Fahrt nach Billed im nächsten Jahr geplant. Nähere Angaben werdet ihr über unsere Homepage erfahren heimathaus-billed.de.

Damit unser Heimatblatt regelmäßig erscheint und unsere Homepage interessante und aktuelle Beiträge zeigen kann, verdienen Elisabeth Martini und Hans Rothgerber unseren großen Dank, ohne ihren Einsatz wäre unser Heimatblatt in dieser Aufmachung nicht möglich.

Das bevorstehende Weihnachtsfest und der Jahreswechsel bieten mir eine gute Möglichkeit, allen Engagierten, ob mit Beiträgen oder Geldspenden, ein großes Dankeschön auszusprechen. Mein besonderer Dank geht auch an alle unsere Mitglieder, die unseren Verein in irgendeiner Form unterstützen.

Mit herzlichem Dank für eure Unterstützung und in der Hoffnung, dass das kommende Jahr ein gutes wird, wünsche ich allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für das Jahr 2023!

Werner Gilde, Vorsitzender der HOG Billed

PS: Teilt uns bitte eure Geburten, Eheschließungen und Todesfälle mit. Ansprechpartner sind:

Hans Herbst: hans.herbst@billed.de

Werner Tobias: werner.tobias@billed.de

Vorwort 3

KulTour-Tag in Billed

Veranstaltungsprojekt von banat-tour.de

DieAktivitäten der Gemeinschaft der Banater Schwaben wurden durch die Restriktionen der Corona Pandemie erheblich eingeschränkt und fast gänzlich zum Erliegen gebracht.

Zwei Jahre lang gab es kaum Zusammenkünfte der Banater Schwaben in Deutschland und Reisen ins Banat haben nicht stattgefunden. In diesen Zeiten, in denen die realen Möglichkeiten reduziert waren, entstand durch die Initiative einiger Landsleute ein digitales Netzwerk. Auf der Internetseite banat-tour.de, die von Hans Rothgerber (HOG Billed) und Astrid Ziegler (HOG Paulisch) Anfang 2021 geschaffen worden war, fanden sich Gleichgesinnte, die ihre alte Heimat in neuartiger Weise thematisieren. Sie bedienen sich der Ausdrucksformen Text, Foto, und Video und kommen aus den Bereichen Geschichte, Journalistik, Literatur und Kunstfotografie. Inzwischen tragen immer mehr Interessierte durch ihre Erinnerungen an die alte Heimat Banat dazu bei, dass das Leben, die Sitten und Gebräuche der Banater Schwaben nicht in Vergessenheit geraten. Besonders erfreulich ist, dass auch viele junge Leute erreicht werden und dass sich auf der banat-tour.de viele Frauen zu Wort gemeldet haben.

Da für den Sommer 2022 eine gewisse Normalität die Corona-Situation betreffend zu erwarten ist, eröffnen sich auch für uns Banater Schwaben wieder Perspektiven für neue kulturelle Aktivitäten. Ein geeigneter Ort dafür ist das Billeder Heimathaus, in dem die in der alten Heimat verbliebenen Deutschen schon länger eine Basis

Astrid Ziegler für Veranstaltungen zur Pflege ihrer Traditionen haben. Neben einem geeigneten Veranstaltungssaal und großzügigen Freiflächen gibt es dort auch eine beliebte Heimatausstellung, die schon von zahlreichen Persönlichkeiten besichtigt wurde, zuletzt vom Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz.

In Billed gibt es außerdem die Banater Tanz- und Trachtengruppe Heiderose, die, obwohl in ihr mehrheitlich rumänische Jugendliche teilnehmen, das banatschwäbische Brauchtum vorbildlich pflegt. Da auch Hans Rothgerber und Astrid Ziegler aus Billed stammen, planen sie im Heimathaus am 10. Juni eine Veranstaltung unter dem Slogan „Billeder KulTour-Tag 2022“. In deren Rahmen sollen neue Autorinnen der Banattour, die auch in den Banater Zeitungen ADZ und Banater Post veröffentlicht haben, aus ihren Werken lesen. Als Publikum werden Gäste sowohl aus Rumänien als auch aus Deutschland geladen.

Es ist uns gelungen, die Schriftstellerin Katharina Sigrid Eismann, Autorin des Romans “Das Paprikaraumschiff”, im danube books Verlag erschienen, für eine Lesung zu gewinnen.

Brigitte Maxa ist eine weitere Autorin, die in ihren Texten an Banater Traditionen und an Ereignisse aus ihrer Kindheit erinnert.

Die dritte im Bunde ist Astrid Ziegler, die in ihren Beiträgen auf sinnliche und anschauliche Weise Geschichte und Geschichten vermittelt.

4 KulTour-Tag in Billed

Abbildung: Flyer der Veranstaltung

Die Veranstaltung wird abgerundet durch einen Film, vorgestellt von dem Fotografen und Videofilmer Hans Rothgerber. Es handelt sich um eine rumänische Produktion aus den 60er Jahren, die in Billed gedreht worden

war. Werner Gilde, Vorsitzender der HOG Billed, konnte den Streifen nach aufwendigen Recherchen aus den rumänischen Filmarchiven erwerben. In einer Diskussionsrunde im Anschluss daran, kann das Fehlen der deut-

schen Minderheit in dem kommunistischen Propagandafilm, der in dem ehemaligen Schwabendorf gedreht wurde, erörtert werden.

Es ist auch ein Auftritt der Tanz- und Trachtengruppe Heiderose mit Tanzlehrer Hansi Müller geplant, an den sich ein interkultureller Dialog mit den rumänischen Jugendlichen anschließen soll.

Nach der durch die Corona Pandemie verursachten langen Pause ist es wichtig, die Verbindung zur alten Heimat wieder aufzunehmen und auch vor Ort als Banater Schwaben mit einem kulturellen Programm wieder aktiv zu werden.

Schwerpunkte der Veranstaltung

1. Neue Banater Autorinnen aus Deutschland, die auf der Internetseite banat-tour.de, ADZ und Banater Post veröffentlicht haben, stellen sich vor und lesen aus ihren aktuellen Texten über das Banat und seine Geschichte.

2. Die junge, aktive Tanz- und Trachtengruppe Heiderose schafft banatschwäbische Atmosphäre durch ihre traditionellen Tänze und einfallsreichen Choreografien.

3. Vorführung und Analyse eines rumänischen Films „Lada cu zestre“ (Der Schrein mit der Aussteuer), mit Florin Piersic in einer der Hauptrollen aus dem Jahr 1961, der seinerzeit in Billed gedreht wurde.

Der stets beispielhaft von Adam Csonti gepflegte Rasen und Hof des Billeder Heimathauses

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in Billed

Bericht über den “Billeder KulTour-Tag”

Bewerbung der Veranstaltung

DieVeranstaltung mit ihren Inhalten wurde über die ADZ vom 01.06.2022, die Banater Post, über die banat-tour.de Internetseite und die Facebookseite von Astrid Ziegler beworben. Auf banat-tour.de/kultourtag-kontakt gibt es dazu einen Einladungsflyer mit Anmeldeformular.

Des Weiteren wurden 250 Einladungen mit dem Programmablauf gedruckt und rund 50 Persönlichkeiten der Landsmannschaft der Banater Schwaben, des Forums der Banater Deutschen in Rumänien, Verwaltungsorgane der Gemeinde Billed, Schriftsteller und Künstler direkt eingeladen.

Vorbereitungen

ImFestsaal des Billeder Heimathauses wurden rund 60 Stühle und 7 Tische für die Veranstaltung aufgestellt. Auf der Vorderseite wurden 2 Veranstaltungsbanner (1x2m, ein weiteres Banner wurde am Tor des Heimathauses befestigt) mit dem Inhalt der Veranstaltung und dem Hinweis der Förderung durch das Kulturwerk der Banater Schwaben und eine Beamer Leinwand aufgestellt. Hinten im Saal wurden ein Beamer sowie eine Verstärkeranlage mit Anschluss an 2 Funkmikrofone für Moderatorin Astrid Ziegler und die Referentinnen Katharina Eismann und Brigitte Maxa aufgestellt.

Ablauf

Die Referenten und ersten Gäste kamen gegen 13:00 Uhr, es waren Angehörige der Temeswarer Literatur-Stafette. Die Gäste wurden mit Sekt und Orangensaft im Hof des Billeder Heimathauses empfangen und konn-

ten bis zum Beginn der Veranstaltung auch die HeimatAusstellung besuchen.

Zur Eröffnung begrüßte die Veranstalterin und Moderatorin Astrid Ziegler die Gäste aus Deutschland, Österreich und aus vielen Ortschaften des Banats. Darunter befanden sich Christine Neu, Mitglied im Vorstand der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Erna Paler, Vorsitzende des Aufsichtsrats der AMG-Stiftung, der Banater Berglanddeutsche Kulturmanager Erwin Josef Ţigla, der Billeder Bürgermeister Ioan Ovidiu Oprișa, Dietlinde Huhn, Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Großsanktnikolaus und der Billeder Pfarrer Bonaventura Dumea. Auch die Medien waren vertreten durch Siegfried Thiel von der Banater Zeitung und Astrid Weiss von Radio Temeswar.

Es folgten die Lesungen, die von Bildprojektionen mittels Beamer flankiert wurden.

Die Historikerin Astrid Ziegler, deren Billeder Urgroßvater Johann Pierre der erste bekannte Billeder Heimatforscher war, liest “Die schönste Beschreibung Billeds aus der Feder des Dipl. Ing. Johann Pierre”, die dieser selbst bei der Eröffnung der Billeder Landwirtschafts- und Gewerbeausstellung vor rund 100 Jahren verlesen hat.

Ein anderer Beitrag von Astrid Ziegler hat den alten Birnbaum im Hof ihres Anwesens in Paulisch zum Thema. Es ist das Haus ihrer Vorfahren, das sie mit ihrer Familie erworben hat, um es vor dem Verfall zu bewahren. Zuletzt wurde Schnaps von diesem Birnbaum ausgeschenkt. Die Autorin Katharina Eismann begann mit einer “Rede

KulTour-Tag in Billed 7

zum Billeder KulTour-Tag” und las danach aus ihrem Roman “Das Paprika-Raumschiff”.

Brigitte Maxa, die in der ADZ und BZ veröffentlicht, liest die “Die Fähre am Fluss”, die die Zeit ihrer behüteten Kindheit in Paulisch zum Thema hat.

Am Ende der Lesungen kam es zu Diskussionen und Aussprachen insbesondere über das Thema Heimat und seine neue Bewertung bei den Generationen, die bei ihrer Auswanderung noch Kinder waren.

Gegen 19:00 Uhr, nach einem Sommergewitter, gab es einen Imbiss im Hof des Heimathauses.

Der 2. Teil der Veranstaltung beinhaltete Tanzvorführungen der “Billeder Heiderose” unter der Leitung von Edith Bartha und Tanzlehrer Hansi Müller. Es war unser Anliegen, die rumänischen Kinder, die die Traditionen der Banater Schwaben erhalten und verbreiten, einzubinden.

Zunächst tanzte die kleine Gruppe schwäbische Volkstänze in Blaufärber Trachten, danach die Großen in Kirchweih Trachten. Insgesamt waren es rund 40 Paare.

Zuletzt, ein Highlight der Tanzvorführung, machte auch der Bürgermeister Ovidiu Oprișa selbst mit. Er war früher nämlich auch in der Tanzgruppe “Billeder Heiderose” aktiv.

Im 3. Teil der Veranstaltung wurde der Kurzfilm aus der Zeit des Kommunismus, “Lada cu zestre” (Die Aussteuer-Truhe), der 1961 in Billed gedreht wurde, vorgeführt. Hans Rothgerber und Astrid Ziegler haben den Film mit deutschen Untertiteln versehen, damit er auch von den Gästen, die nicht rumänisch können, verstanden wird. Der Film bewirbt die Kollektivwirtschaft, einige Darsteller, wie Florin Piersic und Alexander Ternovits, sind später berühmt geworden. Der Film hatte auch bei den rumänischen Jugendlichen der Tanzgruppe, die nach der rumänischen Revolution von 1989 aufgewachsen sind, Aufsehen erregt. Auch sie wurden in eine Zeit zurückversetzt, die mittlerweile Geschichte ist. Zuletzt saßen noch viele Gäste im Billeder Heimathaus bei Imbiss und Getränken zum Ausklang der Veranstaltung bis spät in die Nacht zusammen.

Rede zum Billeder KulTour-Tag

Mitder Paprika an Bord in der realen Billeder Stube gelandet, im Banater Parallelogramm, am 45. Breitegrad. Wenn die Chemie stimmt, wirkt das wie Treibstoff und der ist bekanntlich teuer. Initialzündung für dieses Experiment waren die Telefonate mit Astrid Ziegler, der spannenden Macherin von Banat-Tour. Gut,

dass es kein Handyverbot im Lockdown gab. Die gebürtigen Temeswarerinnen turnten nicht nur über den Opernplatz, stiegen in die Dschanga, wirbelten durch die Kindheit, die Pubertät über die Pasarela. Das Eis war schnell gebrochen, unaufgeregt haben wir der Coronalethargie ein Schnäppchen geschlagen.

8 KulTour-Tag
in Billed

in Billed

Es hat gefunkt zwischen begradigten Strommasten, seine Fotografien sind ein Gedicht. Hans Rothgerber ist die sensible Linse im Hintergrund. Mein Dank geht an die herzlichen Gastgeber!

Zwischen zwei Welten aufgewachsen, meldet sich die zweite und die dritte Generation zu Wort. Die Emigrantenkinder verschaffen sich Raum für ihre eigene Geschichtswahrnehmung. Die Kofferkinder, die Dschangakinder. Ihre Vorreiterinnen und Sprachrohr sind Schriftstellerinnen wie Yvonne Hergane, Iris Wolff, sowie Szenen aus dem Paprikaraumschiff. Unerhört, nicht verhört, nicht eingesperrt und doch auf Wachsamkeit und Achtsamkeit mal geherzt, mal getrimmt, eine Generation im Wechselbad zwischen Herkunft und Ankunft.

Die Emigrantenkinder wollen sich vernetzen, neue Ausdrucksformen bündeln in Sprache, Kunst, Geschichte, Film, Tanz, Folklore, Jazz, Performance. Geschichte als Blog, Astrid Zieglers Banat-Tours Plattform ist ein erfolgreiches Beispiel.

Unverzüglich brachten die beiden leidenschaftlichen Banater das Konzept aufs Papier. Die andere Idee setzte prompt die Förderung durch das Kulturwerk der Banater Schwaben in Gang. Danke für die Aufgeschlossenheit und für die Unterstützung. Frischer Wind ist unersetzlich in der Diaspora, damit sie nicht verstaubt, ausstirbt. Die Emigrantenkinder als Zeitzeugen ihrer Erlebnisse –da gibt es Gesprächs- und Nachholbedarf! Lassen Sie nun die Jamben vom Rosendiwan baumeln:

In der pannonischen „Heed“, in der Mitte zwischen Äquator und Nordpol. Die Heed und Hood verwechselte ich bereits als Kind. Wann immer „Triebswetter“, rumänisch Tomnatic über die Lippen meiner Nee-Oma wehte,

wetterten schwarze Windzungen in meiner Fantasie. Dass Triebswetter kein düsteres Nest war und das Wetter nicht mies, erfuhr ich viel später am Kachelofen meiner Eltern in der neuen Heimat im hessischen Obertshausen. Der Name stand Pate für die Schwarzerde: kein Himmel auf Erden, sondern himmlische Erde, eine verdrehte donauschwäbische Metapher. Ein Samenkorn reichte, und der Kukuruz schoss regelrecht nach Hü und Hott.

Die Paprika, das Nachtschattengewächs mit südamerikanischen Wurzeln, ist ein unerschöpflicher Fundus. 40 Sorten oder 400 wurden in der Paprikahochburg kreiiert? Spitze, runde, dreieckige, gelbe, rote – schwärmt der Macher der Billeder Kultourtage am Telefon.

Doch das allein reichte nicht. Neben Haus und Hof und Familie bestellten die Frauen riesige Paprikakolonien, ein arbeitsintensiver und lukrativer Nebenverdienst. Alt und Jung wurde eingespannt, so manche Jungs verdrückten sich im Hambar, spionierten durchs Guckloch. Wir Stadtkinder hingen am Rockzipfel der Mütter auf dem Josefstädter Markt. In Freidorf, im Temeswarer Salatdorf, wuchs nur die grüne Spitzpaprika, also rappelten wir uns auf und ratterten mit der Dschanga zu den Fratschlerinnen aus Billed bzw. Triebswetter, um pungaweise prächtige Gogoschari (rumänisch Paprika) zu gepfefferten Preisen zu ergattern.

Wieder ins Gedränge der Dschanga, auf dem Heimweg, wurde die Paprika im Zecker „vorgekocht“. Keine Zeit für die Siesta. In der Sommerküche, die Schürzen umgebunden, den Essig-Öl-Sud gekocht und die heiße Frucht in Dunstgläser getaucht und versiegelt, auch ein Metier der Frauen. In den nokturnen Regalen der Speis schimmerte ein tiefrotes Gemälde, die aufgereihten

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Dunstgläser. Winterabend für Winterabend schnabulierte die Familie saftige säuerlich-süße Ölpaprika zum durchwachsenen Schinken, solange der Vorrat reichte. Und wir Kinder verdrehten die Augen: Schon wieder „Eelpaprika un Schunge“. Schon wieder riechen deine Hände nach „muraturi“ (rumänisch Saures), rümpften wir die Nase.

Mit dem ersten Vogelgezwitscher war auch die letzte Ölpaprika vertilgt, die Dunstgläser schummerig. Von Februar bis November standen Schweißperlen auf der Stirn. Mit Sonnenkraft, Wasser, Pferdemist. Mit viel Pflege entfalteten sich die zarten Paprikapflänzchen zu prächtigen Kolonien. Die zündende Idee hatten auch die Billeder 1945 nach der Enteignung der Felder und Gerätschaften. Ausgelaugt, das Kriegstrauma in den Knochen, aber gleichzeitig kreativ und zäh.

Wiederholt sich die Geschichte? 2022 - seit zwei Jahreszeiten konfrontiert mit der Verwüstung der Ukraine, der Schwarzerde im Donbass. Putins imperialistischer Feldzug ist brutale Realität und hinterlässt verbrannte Erde, zerreisst Familien.

Und nun schlage ich eine Brücke an den Mainbogen nach Offenbach, auf eine Veranstaltung der Hochschule für Gestaltung mit dem simplen Namen UND. Eine Studentin mit asiatischen Wurzeln kredenzte fermentiertes Gemüse, schwärmte vom nachhaltigen Prozess des Reifens. Ihre Abschlussarbeit wird sie auch darüber schreiben. Was in mir das Banater Sommerritual wachrüttelte.

UND die Idee vom Teilen, vom Mitteilen. Vom Weitergeben. Vom Generationenaustausch. Von und mit Frauen. Von der Vielfalt ihrer Aufgaben und Talente. Vom Austausch. Vom Entdecken. Es ist wie atmen. Die Papri-

ka als sinnliche Metapher, Banater Heimat und gleichzeitig auch Inspiration und Raum für Kreativität, ein Kreislauf im Spannungsbogen der Generationen. Verantwortung sucht nach Antworten. Rituale in ihrem ganzheitlichen Kontext, nicht nur konen für die Speis oder schmucke Trachten im Glaskasten. Vom Be Trachten. Es ist ein Kreislauf aus Dialog und Bewegung und Blick über den Tellerrand. Wir sind reich damit beschenkt.Lassen Sie sich verzaubern. Dieser Nachmittag ist mit dem Farmec (rumänisch Zauber) der Vielfalt fermentiert.

Wir lassen die Jamben vom Rosendiwan baumeln. Gehen Sie den Wortkreationen auf den Grund über Stock und Stein und mit dem Tanzbein zu interkulturellen Festen bis nach Serbien auf die Ruga. Mit Textpassagen über die Temeswarer Innere zwischen heute und gestern chauffiere und echauffiere ich Sie durch das „verstaubte“ Klein-Wien im Klartext Timisoara und nicht Temeschburg, auf Kindheitsspuren während der Diktatur. Eine Spritztour querfeldein nach Sacklas und durchs Leben zwischen heute und gestern. Im Paprikaraumschiff tummeln sich drei Generationen Überlebenskünstler von Banaterra bis in die Mainmetropole, selten eine pathetische Reise.

Im Koffer habe ich einen Koffer, eine Tasche, einen Zecker (in Österreich, rumänisch Punga) mit dem Slogan donaublauer Schrift: „Kann Spuren von Heimat enthalten“ - ein Geschenk von Frau Antipow, Kuratorin im Haus des Deutschen Ostens aus München. Geschenke erzählen vom Glück, eine Brücke oder gar mehrere zu schlagen.

SKEismann

Juni in Steinheim/Billed

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Lesung von Katharina Eismann

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Bildbericht zum Billeder KulTour-Tag

Daswar der Billeder KulTourTag: Viele nette Leute waren dabei, aus allen Ecken des Banats, sogar aus dem Bergland, aus Deutschland und Österreich angereist. Vertreter des Vorstands der Landsmannschaft der Banater Schwaben trafen auf Mitglieder des deutschen Forums. Verschiedene Kreise kamen zusammen und Menschen lernten sich kennen und kamen ins Gespräch. Katharina Eismann, Brigitte Maxa und ich, als Vertreterinnen einer neuen Generation, meldeten sich zu Wort. Folklore, getanzt von jungen engagierten Tänzerinnen und Tänzern, die Billeder Bevölkerung feierte mit. Das war das Besondere an dieser Veranstaltung in Billed. Natürlich in dem

bekannten wunderschönen Ambiente des Heimathauses, bei bester Laune und liebevoll zubereiteter Verköstigung. Das Kulturwerk der Banater Schwaben hat die Veranstaltung möglich gemacht, Siegfried Thiel von der Banater Zeitung unterstützt und begleitet, das Ehepaar Csonti im Billeder Heimathaus perfekt organisiert. Hans Rothgerber hat in gewohnter Zuverlässigkeit für die Technik gesorgt, fotografiert und gefilmt.

Hier die Fotodoku von Hans für die, die da waren als Erinnerung und die, die gerne dabei gewesen wären, zum digitalen Miterleben. Wir Veranstalter sagen DANKE, wir haben uns in eurer Mitte sehr wohl gefühlt.

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Der Billeder Kultour-Tag in Bildern und Videos

Vorbereitungen zur Veranstaltung: Zubereitung der Buffetplatten. Von links: Brigitte Maxa, Roswitha Csonti, Astrid Ziegler und Eduard Thöres.

Siegfried Thiel, Chefredakteur der Banater Zeitung, und Christine Neu, Vorstandsmitglied der Landsmannschaft der Banater Schwaben, im Gespräch mit Dietlinde Huhn, Vorsitzende des Forums der Deutschen in Großsanktnikolaus.

Im Hintergrund rechts der Billeder Bürgermeister Ovidiu Ioan Oprișa im Gespräch mit Adam Csonti

Gäste im Hof des Billeder Heimathauses, im Hintergrund der dunkelblaue Himmel, der ein Sommergewitter ankündigt

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Astrid Ziegler eröffnet und moderiert die Veranstaltung

Die Gäste kamen aus zahlreichen Ortschaften des Banats, aus Deutschland und Österreich. 3. von links ist Astrid Weiss von Radio Temeswar.

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Erwin Josef Țigla in der Bildmitte, Veranstalter der Reschitzaer Literaturtage, ist aus Reschitza angereist Katharina Eismann liest aus ihrem Roman „Das Paprikaraumschiff“

Edimann und Sepp, zwei Billeder Originale und Entertainer aus Karlsruhe, zuständig für das, was Leib und Seele zusammenhält.

Vom Küchenteam des Heimathauses mit viel Liebe hergerichtetes Buffet für die Festgesellschaft

Abbildung rechts QR-Code zu dem Bericht auf banat-tour.de „Bildbericht zum Billeder KulTour-Tag“

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Abbildungen 1. 2. 3. 4.

Abbildungen

Links: Tanzlehrer Hansi Müller mit den Kleinen, die von ihren Angehörigen begleitet wurden. Schon seit einiger Zeit haben wir das Vergnügen, die Tätigkeit als Tanzlehrer von Hansi Müller im Banat zu verfolgen.

In den von ihm betreuten Gruppen engagieren sich rumänische Kinder und Jugendliche zusammen mit dem Nachwuchs der wenigen noch im Banat verbliebenen Banater Deutschen. Als wir unseren KulTour-Tag in Billed planten, war er sofort bereit, mit seiner Billeder Heiderose ehrenamtlich aufzutreten.

Auf der Veranstaltung traten dann die von der Billeder Gemeinde geförderten Gruppen auf, sowohl die Kindergruppe als auch die jungen Erwachsenen mit insgesamt 38 Paaren.

Abbildung rechts

QR-Code zu dem Video „Ein Herz für banat-schwäbisches Brauchtum“

Abbildungen

Tanzvorführung der Trachtenpaare der Billeder Heiderose unter der Leitung von Hansi Müller.

Abbildung rechts, in der Bildmitte, der Billeder Bürgermeister Ovidiu Ioan Oprișa, früher selbst Mitglied in der Tanzgruppe.

Abbildung unten QR-Code zu dem Video „Ein Herz für banat-schwäbisches Brauchtum“

Lada cu zestre (Die Aussteuer-Truhe)

Die Kollektivierung der Landwirtschaft Rumäniens, eine Umgestaltung nach dem Vorbild der sowjetischen Kolchosen, wurde von Propaganda-Kampagnen begleitet und 1962 offiziell als abgeschlossen erklärt.

Die Kollektivwirtschaften der Banater Heide waren wirtschaftlich landesweit sehr erfolgreich. Der kommunistische Propaganda Apparat ließ dies auch künstlerisch ausschlachten. So z.B. durch Petru Vintilă, Schriftsteller und Redakteur der damals bedeutendsten rumänischen Literaturzeitschrift Luceafărul, der 1961 in dem Reportageband Șoseaua milionarilor (Die Straße der Millionäre) über die strahlenden Erfolge der Kollektiven berichtet. Auszüge daraus waren sogar in den Schulbüchern enthalten. Ich kann mich noch erinnern, wir mussten das damals lernen.

Die Billeder Kollektivwirtschaft, am 8. März 1948 gegründet, gehörte zu den erfolgreichsten im Land. Nicht zuletzt durch den Fleiß vieler ihrer Mitglieder, der enteigneten Billeder Bauern.

Auf Arbeitsbesuch in die Billeder Kollektive kamen mehrmals sogar die Staatschefs. Und so hatten die Parteikader der Kulturabteilung, zur Krönung der Propaganda-Kampagne mit einem Kurzfilm, die Großgemeinde Billed ausgesucht.

Der Sozialistische Realismus war eine ideologisch begründete Stilrichtung der Kunst des 20. Jahrhunderts, ging von der Sowjetunion aus und verbreitete sich im ganzen Ostblock. Der sozialistische Realismus versuchte formal, Romantik und Realismus zu vereinen, hierbei

sollte die Art der Darstellung als Methode dem Realismus entnommen werden, der positive Geist und die Emotionen hingegen der Romantik, um so eine neue, revolutionäre Romantik entstehen zu lassen.

Man könnte glauben, dass die Macher des Films die Vorgehensweise des sozialistischen Realismus ad absurdum führen, indem sie den Dichter und Publizisten Toma Popescu, in seiner Art sich an Ort und Stelle zu inspirieren, durch Situationskomik als letzten Depp darstellen. Bemerkenswert subtil ist auch die Tatsache, dass das Wort Partei (gemeint ist die kommunistische Partei Rumäniens) überhaupt nicht vorkommt - was in den späteren Propagandafilmen nicht mehr auszudenken war.

Heute wissen wir, wie die Geschichte mit der Kollektive ausgegangen ist. Zwischen Realität und positivem Geist klaffte ein unüberwindbarer Abgrund.

Der Film versetzt uns, wie in eine Zeitreise, an den Anfang der 1960er Jahre, als man einen neuen Menschen heranzüchten wollte. Auf diejenigen, die in diese Zeit hineingeboren wurden, muss der Film recht glaubwürdig gewirkt haben.

Unter der Regie von Francisc Munteanu spielten auch die später überragenden Künstlerpersönlichkeiten Florin Piersic und Alexander Ternovits mit. Josef Herbst, der die Billeder Heimatortskartei bis zu seinem Ableben geführt hatte, kommt als Statist zweimal vor. Florin Piersic hat bei ihm sogar übernachtet.

Werner Gilde konnte die Digitalisierung des Streifens vom rumänischen Filmarchiv für die Heimatgemein -

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schaft Billed erwerben. Geplant ist, den Film auch beim Billeder Heimattag 2023 in Karlsruhe vorzuführen. Die deutschen Untertitel im Video wurden von Hans Rothgerber und Astrid Ziegler übersetzt.

Abbildung: Szene aus dem Film „Lada cu zestre“ mit dem Billeder Josef Herbst, der als Statist ein Pferdegespann an der Kamera vorbeiführt. Von hinten der Schauspieler Alexander Ternovits, der hier sein Debut hatte. Der Film wurde 1961 in Billed gedreht.

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Der Billeder “Kerweihstrauß” geht nach Bayern

Mit dem bayerischen Defiliermarsch zur Billeder “Kerweih”

In Bayern gibt es die beliebte Erzählung von Ludwig

Thoma über den Wachmann Aloysius, den berühmten Münchner im Himmel, dem es im Jenseits so langweilig wurde, dass er von Gott zurück auf die Erde gesendet ward, um der bayerischen Regierung die göttliche Eingebung zu bringen. Des vielen Mannas und des HallelujaSingens überdrüssig, landete er im Hofbräuhaus, wo er seinen himmlischen Auftrag beim guten Hofbräu-Bier dermaßen vergass, dass die Politiker der Landesregierung heute noch auf diese Inspiration warten.

Dies hier ist die Geschichte der Münchener Familie Ziegler, die im Rahmen ihres Sommerurlaubs in Paulisch die Gelegenheit bekam, zum ersten Mal eine Banater Kirchweih mitzuerleben.

Benno, der Familienvater, ist ganz klar Bayer und Münchener wie Aloysius. Wie dieser auch dem Wohlleben und der Tradition zugeneigt, überzeugter Oktoberfestbesucher.

Komplizierter ist die Identität der Mutter Astrid, von ihrer Herkunft her Banater Schwäbin, väterlicherseits mit Wurzeln in Billed. Sie wuchs in Temeswar auf, kam als Kind nach München. Als Erwachsene aber zog es sie wieder zurück in die neue alte Heimat.

Ihre Tochter Victoria, die Protagonistin dieser Erzählung, ist natürlich Münchnerin, aber laut eigener Aussage „auch Banaterin und da und dort zu Hause“. Denn sie wuchs als Kleinkind auch in einem Haus in Paulisch auf,

lernte Rumänisch und Schwowisch. In München tanzt sie schon seit Jahren mit großer Begeisterung in der Banater Tanzgruppe, wo auch Brauchtum und Dialekt vermittelt werden.

Eines haben die drei aber gemeinsam, sie waren noch nie auf einer Banater “Kerweih”.

In Paulisch herrschen in den Sommerferien paradiesische Zustände: gegenüber einem bekannten Weingut wohnend, befindet man sich quasi an der Quelle des Rebensafts. Statt des himmlischen Mannas gibt es zur Zeit die köstlichsten “Paradeis” im Garten. Und doch wird es irgendwann langweilig, so dass man wie Aloysius Gesellschaft und Unterhaltung sucht. Ein Glück, dass man zur Billeder Kirchweih eingeladen wurde, die jährlich im Hochsommer stattfindet, heuer am Samstag, dem 27. August, im Rahmen des Dorffestes „Zilele Biledului“.

Die Zieglers stiegen also am Samstagmorgen ins Auto und fuhren, wie sonst zum Oktoberfest in Dirndl und Lederhosen zur “Kerweih”. Zur musikalischen Einstimmung hörten sie unterwegs sowohl den Bayerischen Defiliermarsch (auf Wunsch von Benno) als auch die Banater Dorfmusikanten (Musikwunsch von Astrid).

Auf der vorbildlich organisierten Billeder Kerweih

In Billed wartete der Banater Kerweihvater Hansi Müller, unter dessen kundiger Ägide in diesem Sommer schon zahlreiche Kirchweihfeste stattgefunden hatten.

Als Besucher aus Bayern fragt man sich unwillkürlich, was es mit diesem Feiertag auf sich hat, wodurch er sich

24 Brauchtum

Die Billeder Heiderose mit Tanzlehrer Hansi Müller und der Trachtenbeauftragten Edith Bartha vor dem Kirchweihumzug im Hof des Kulturheimes. Die zweite von rechts ist Vicky, die frischgebackene Kerweih-Debütantin, von dem bayerischen Pendant unterscheidet und was es für Gemeinsamkeiten gibt.

Das Verbindende liegt auf der Hand: Es ist das Fest des Kirchenpatrons, das sowohl hier als auch dort mit einem feierlichen Gottesdienst und dazugehörender Unterhaltung, mit Essen und Trinken begangen wird. In Bayern findet die Kirchweih landesweit einheitlich am dritten Oktoberwochenende statt. Dann gibt es den traditionellen Gansbraten mit Knödeln und als Gebäck die in Schmalz gebratene “Aus’zogne”. Die Vereinheitlichung

hatte im Jahr 1866 stattgefunden, da es vorher mit den vielen Feiertagen ganzjährig zu unzähligen Arbeitsausfällen gekommen war, die die Obrigkeiten nicht mehr hinnehmen wollten.

Im Banat dagegen gibt es noch die unterschiedlichen Termine. Schon den ganzen Sommer über konnte man von Dorf zu Dorf reisen, um zu feiern. So zum z.B. nach Glogowatz, Rekasch, Nitzkydorf, Hatzfeld und weitere Ortschaften, bevor Hansi Müller Ende August im Bunde mit der Gemeinde und der örtlichen Unterstützung die

Mit dem “Kerweihstrauß” an der Spitze, zu den Klängen der “Banater Musikanten” unter der Leitung von Josif Dorel Antal, setzte sich der Zug vom Kulturheim aus in Bewegung.

Billeder Kerweih organisierte. Zur Veranstaltung kamen neben der “Billeder Heiderose” auch die Tanzgruppen aus Busiasch, Großjetscha, Nitzkydorf, Hatzfeld und Neuparlota, insgesamt 42 Paare, “Kerweihbuwe und - modle”. Die mitwirkenden Jugendlichen, die diese wichtige Tradition der Banater Schwaben, die “schwowische Kerweih”, ermöglichen und hochhalten, und zwar mit viel Freude und Enthusiasmus, sind mehrheitlich rumänischer Nationalität.

Plötzlich „Kerweih-Mädche“ Zu unserer freudigen Überraschung stellte die Trachtenbeauftragte Edith Bartha unserer Vicky eine passende Billeder Festtagstracht zur Verfügung und Hansi Müller lud sie ein, beim Umzug mitzumarschieren. Vicky, die frischgebackene Kerweih-Debütantin, war natürlich begeistert. Wir Münchner lernten schnell die für die Kirchweih wichtigen Begriffe wie: Kerweihstrauß, Geldhähr, Kerweihschteck, Kerweihnarr, Kerweihwein, Verletzitehrung.

Mit dem “Kerweihstrauß” an der Spitze, zu den Klängen der “Banater Musikanten” unter der Leitung von Josif Dorel Antal, setzte sich der Zug vom Kulturheim aus in Bewegung.

Der Parcours sollte bei hochsommerlicher Hitze durch die große Heide-Gemeinde von einem Ende zum anderen führen. Zuerst wurden Vortänzer und Vortänzerin abgeholt, die bei der letzten Kirchweih den Strauß ersteigert hatten. Auf dem Weg dorthin erklang immer wieder statt des tra-

ditionellen “Buwe, was hamm mer heit!” die zeitgemäßere Variante: “Buwe und Mädche, was hamm mer heit!”

Man wurde sehr gastfreundlich in die Höfe gebeten, wo die Trachtenpaare, die Kapelle und auch die Begleiter des Zuges durch einen kleinen Imbiss und durch Getränke verköstigt wurden.

In diesen Pausen traf man auch auf weitere Gäste aus Deutschland. Neben ausgewanderten Billedern begleiteten auch Besucher, die aus den Nachbarorten stammten

Vicky, Bildmitte, in der Billeder Festtagstracht beim Umzug

und nach vielen Jahren wieder in ihre alten Heimat gekommen sind den Zug.

Der nächste Stopp war im Forum der Billeder Deutschen, dem Heimathaus, wo das Ehepaar Csonti feierlich abgeholt wurde und nach altem Brauch einen Ehrenwalzer tanzte. Dort beehrten auch der Abgeordnete der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, Prof. Ovidiu Victor Ganț und der DFDB-Vorsitzende Dr. Johann Fernbach die Billeder Kerweih mit ihrem Besuch und un-

terstrichen damit die Bedeutung dieser Veranstaltung.

Nachdem sich auch hier alle Beteiligten durch ein liebevoll zubereitetes Buffet und Erfrischungsgetränke gestärkt hatten, brachen sie zum anderen Ende des Dorfes auf, um auch den Billeder Bürgermeister Ovidiu Oprişa einzuladen.

Dabei führte der Zug am ehemaligen Haus der Billeder Roman-Urgroßeltern von Vicky, die sie in München als Kleinkind noch kennen gelernt hatte, vorbei. Wer, wie

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Verköstigung bei der Familie Musta. Man wurde sehr gastfreundlich in die Höfe gebeten, wo die Trachtenpaare, die Kapelle und auch die Begleiter des Zuges durch einen kleinen Imbiss und durch Getränke verköstigt wurden.

Mit dem Abgeordneten der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, Prof. Ovidiu Victor Ganț, im Heimathaus.

Mit „Kirchweihvater“ Hansi Müller und den Banater Musikanten am Ende des Festzuges

Ehrentanz beim Einladen des Billeder Bürgermeisters Ovidiu Oprișa, rechts im Bild, der auch Mitglied der Billeder Heiderose war.

2 3 2. 3. 4. 4 1. Abbildungen
Festgottesdienst in der Billeder Kirche mit Pfarrer Bonaventura Dumea

FulminanteAbbildungVorführung der Trachtengruppen auf dem Sportplatz der Gemeindeschule

Abbildung oben: Die Kindergruppe bei der Abschlussveranstaltung Abbildung unten: Benno Ziegler ersteigert den Kirchweihstrauß für seine Tochter Victoria

Brauchtum

in der Satire von Ludwig Thoma geschehen, an ein Jenseits glaubt, kommt nicht umhin, sich vorzustellen, dass selbst die Vorfahren stolz auf die Parade der Trachten herabblickten.

Der göttliche Segen wurde von Pfarrer Bonaventura Dumea auch im Rahmen eines sehr festlichen Gottesdienstes dem Strauß, den Paaren und allen Anwesenden erteilt. Der katholische Ritus ist den Bayern natürlich vertraut, hier im Banat wurde er durch die Dreisprachigkeit auf deutsch, ungarisch und rumänisch bereichert.

Billeder Kerweih-Prinzessin, wie einst die Urgroßmutter

Den krönenden Abschluss des Festprogramms bildete der Einmarsch und die fulminanente Vorführung der Trachtengruppen am Sportplatz der Gemeindeschule. Sogar die Kleinsten aus der Kindergruppe durften hier dabei sein und beeindruckten die Zuschauer auf den vollen Tribünen mit ihren Darbietungen.

Als weiterer Höhepunkt wurde der Tradition entsprechend der “Kerweihstrauß” verlizitiert. Dabei geschah ein kleines Billeder Kerweih-Wunder: Der Strauß wandert zum ersten Mal in seiner Geschichte vom Banat nach Bayern, in die Heimat von Aloysius.

Die zukünftige Vortänzerin Victoria Ziegler freut sich schon darauf, im nächsten Jahr zusammen mit ihrem “Kerweihbuh” Edi die Gesellschaft im Billeder Heimathaus begrüßen und bewirten zu dürfen.

Sie tritt als Vortänzerin in die Fußstapfen ihrer Billeder Urgroßmutter Mizzi Pierre, für die vor genau 84 Jahren ebenfalls der Billeder Rosmareinstrauß ersteigert worden war.

Die zukünftige Vortänzerin Victoria Ziegler mit ihren Eltern und dem Billeder Kirchweihstrauß

Astrid Ziegler im Gespräch mit Eduard Thöress über seine Erinnerungen an die Zeit als Kirchweihbub in Billed. Das Video befindet sich auf dem Youtube-Kanal banat tour und ist auch über den QR Code, im Bild rechts, zu finden.

DieKirchweih hat sich im Laufe der Zeit immer wieder den gesellschaftlichen Veränderungen angepasst. Früher, ohne Internet und Fernsehen und im Angesicht von bäuerlicher Schwerstarbeit wurde das Fest tagelang mit Essen, Trinken und Tanzen in der ganzen Dorf-

gemeinschaft gefeiert. Gleichzeitig war es ein Initiationsritus für die Dorfjugend, die dabei feierlich in den Kreis der Heiratsfähigen aufgenommen wurde.

In der Nachkriegszeit wurde die Kirchweih als Fest der schwäbischen Dorfgemeinschaft wieder aufgenom-

“Kerweih” ist Kult Auf der Billeder Kirchweih 2022
Hans Rothgerber

Veranstaltungen

men. Eduard Thöress, der viermal als Kirchweih Bub dabei war, erinnert sich im Video im Gespräch mit Astrid Ziegler an diese Zeit.

Heuer organisierten das Forum der Billeder Deutschen, zusammen mit der Gemeindeverwaltung und der lokalen Tanzgruppe “Billeder Heiderose”, die Veranstaltung, bei der unter der Leitung von Tanzlehrer Hansi Müller auch

Trachtenpaare aus anderen Ortschaften mitmachten. Astrid Ziegler ist zusammen mit ihrer Tochter Vicky zum ersten Mal auf einer Kirchweih im Banat. Die Leiterin der “Billeder Heiderose”, Edith Barta, ermöglichte es Vicky, deren Urgroßeltern aus Billed stammen, sogar als „Kerweih Mädche“ teilzunehmen. Dabei sollte für die Jugendliche ein Wunsch in Erfüllung gehen.

Bei der Billeder Kirchweih 2022 wurden wie früher Hut und Tuch versteigert. In der Bildmitte Florian Helfrich, der aus Stuttgart angereist war, mit dem Hut.

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Abbildung oben

Am späten Abend spielten die Banater Musikanten zum Tanzen auf dem Sportplatz der Billeder Grundschule.

Abbildung rechts oben Billeder und Gäste aus Deutschland bei der Tanzveranstaltung auf dem Sportplatz der Billeder Grundschule. Abbildung rechts unten Im Hof der Schule gab es Bänke und Verkaufsstände mit Essen und Trinken

Jubiläumsfeier Städtepartnerschaft Karlsruhe - Temeswar

Dadas gesellschaftliche Leben inzwischen wieder Fahrt aufnehmen kann, werden auch Jubiläumsfeiern wieder möglich. Am Freitag, dem 7. Mai fanden in Karlsruhe die Feierlichkeiten zur dreifachen Städtepartnerschaft statt: 35 Jahre mit der ostdeutschen Stadt Halle, 30 Jahre mit der Banater Hauptstadt Temeswar und 5 Jahre mit dem russischen Krasnodar.

Wir besuchten zusammen mit Werner Gilde, der als Mitglied im Vorstand des Freundeskreises KarlsruheTemeschburg auch geladen war, den Festakt.

Der Freundeskreis sieht sich als Bindeglied zwischen den beiden Städten mit dem Zweck des wirtschaftlichen und kulturellen Austauschs. In ihm engagieren sich viele gebürtige Temeswarer und ausgewanderte Schwaben aus den umliegenden Banater Dörfern. Dadurch ergab sich im Lauf der Jahre auch ein enger Kontakt zur HOG Billed und zum Kreisverband der Banater Schwaben Karlsruhe, die mit ihrer Banater Tanzgruppe zahlreiche Feste des Freundeskreises durch schwungvolle Tänze und prächtige Trachten bereicherte.

Durch die Corona Krise waren Treffen und Feiern nicht möglich gewesen, so dass die Jubiläumsveranstaltung gleichzeitig die erste große Zusammenkunft seit der Pandemie darstellte. Passend zum festlichen Charakter spielte das Jugendorchester Karlsruhe zu Beginn, das auch schon vor dem Festakt ein wunderschönes Konzert vor dem Rathaus für ein breites Publikum gegeben hatte.

Die Veranstaltung wurde durch den Oberbürgermeister von Karlsruhe, Dr. Frank Mentrup, eröffnet, der die

Delegationen der Partnerstädte Temeswar und Halle begrüßte und in seiner Rede auch erklärte, warum bedingt durch den Ukraine Krieg kein Vertreter aus Krasnodar anwesend sein konnte. Es gehe darum, falsche politische Signale zu vermeiden, was aber den Kontakt zu den Menschen in Krasnodar nicht unterbinde. Die Nachrichten von Bekannten aus der russischen Stadt dienten dazu, die Situation der Menschen dort differenziert zu betrachten. Oberbürgermeister Mentrup unterstrich die Wichtigkeit der Städtepartnerschaften, indem er die vielfältigen gemeinsamen Projekte erwähnte.

Von dem produktiven Austausch im Laufe der 35 Jahre währenden Partnerschaft berichtete auch der Bürgermeister der Stadt Halle an der Saale, Egbert Geier.

Die Stadt Temeswar war durch den Vize-Bürgermeister Ruben Lațcău vertreten, da Dominic Fritz an diesem Wochenende durch die Neueröffnung der Innerstädtischen Synagoge in Temeswar unabdingbar war. Der junge Vize erwies sich als würdiger Vertreter und referierte in seiner Rede auf Englisch über die Vorteile der langjährigen Zusammenarbeit mit Karlsruhe, mit Blick auf die multiethnische Tradition der künftigen europäischen Kulturhauptstadt.

Nach den Ansprachen folgte eine künstlerische Darbietung einer Akrobatin aus Halle, die zeigte, wie elegant es ist zu jonglieren und doch wie schwierig. Die Parallele liegt auf der Hand: Stellt nicht auch eine trilaterale Partnerschaft einen Jonglierakt dar, vor allem angesichts der derzeitigen politischen Situation?

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Das Gleichgewicht halten muss man auch auf dem Gefährt, das die Stadt Karlsruhe den Gast-Bürgermeistern von Temeswar und Halle zum Geschenk gemacht hat. Eines der Präsente war jeweils ein Elektroroller, den sie sogleich ausprobierten und damit ihre Fähigkeit zu balancieren unter Beweis stellten.

Die Bereitschaft zu gemeinsamem verbalen Austausch wurde in einer Diskussionsrunde gezeigt, in der auch die Vorsitzende des Freundeskreises Karlsruhe-Temeschburg, Alexandra Ries, an der Debatte teilnahm. Die wichtige Rolle der privaten Initiativen war schon vorher in einem Video verdeutlicht worden, in dem eindrucksvolle Interviews die Bedeutung der Vereine herausstellten.

Nach dem würdigen Festakt, in dem auch die sehr gelungene Moderation und die Simultanübersetzung ins Rumänische über Kopfhörer hervorzuheben ist, gab es die Gelegenheit zum persönlichen Austausch am Buffet. Wir Billeder hatten bei Speis und Trank die Gelegenheit, mit dem Karlsruher Oberbürgermeister persönlich zu spre-

Blick in den vollbesetzten Festsaal im Karlsruher Rathaus mit dem projizierten Logo des Jubiläums

chen. Er würdigte auch in diesem Kreis nochmal die Rolle der Banater Schwaben als Brückenbauer beim Zustandekommen der Städtepartnerschaft. Auch erinnerte er sich noch an einen Besuch im Banat im Billeder Heimathaus im Juni 2015. Damals wurde in Temeswar ein Doppelabschlussprogramm „Bachelor Wirtschaftsinformatik“ zwischen der West-Universität und der Hochschule Karlsruhe, Technik und Wirtschaft, unterzeichnet.

Wir konnten Herrn Oberbürgermeister Mentrup bei dieser Gelegenheit auch unseren banat-tour.de Blog vorstellen und luden ihn zur geplanten Veranstaltung Billeder KulTour-Tag ins Billeder Heimathaus ein.

Im Rahmen der Jubiläumsfeier der 30-jährigen Städtepartnerschaft Karlsruhe-Temeswar manifestierte sich nicht zuletzt auch die gelungene Integration der Aussiedler aus dem Banat in ihre neue Heimat. Besonders die Billeder, die in großer Zahl hier leben, können sagen, dass sie hier nicht nur eine neue Heimat, sondern in der Fächerstadt auch eine heimliche Hauptstadt gefunden haben.

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Astrid Ziegler im Gespräch mit Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup und Werner Gilde

30 Jahre Städtepartnerschaft Karlsruhe-Temeswar Delegationsreise

in die Partnerstadt

Gerade

in diesen unsicheren/unfriedlichen Zeiten soll der gegenseitige Austausch persönlich gelebt werden, besonders mit den Partnerstädten. So war in der vergangenen Woche eine Delegation mit Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup anlässlich der 30-Jahr-Feier der Städtepartnerschaft in Temeswar. Die Vertreterinnen und Vertreter der Parteien, vom Freundeskreis Karlsruhe-Temeswar, Kulturamt, Stadtbibliothek, Stadtjugendausschuss, Jugendorchester und der Landsmannschaft der Banater Schwaben führten dabei zahlreiche Fachgespräche und tauschten sich mit der Verwaltung aus. Was 1992 als Städtefreundschaft begann, wurde 1997 in eine offizielle Städtepartnerschaft umgewandelt – und werde gelebt, so der Oberbürgermeister, und verwies auf die vielen bestehenden Kontakte, die diese Partnerschaft auch zu einer Freundschaft machten.

Temeswar, Hauptstadt des Banats mit rund 320.000 Einwohnern, ist als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Region im kommenden Jahr Europäische Kulturhauptstadt. Karlsruhe als Partnerstadt bringe sich hierbei natürlich gerne und vielfältig ein, bekräftigte Dr. Mentrup im Projektzentrum. Gerade der multizentrale und agile Ansatz der drittgrößten Stadt Rumäniens mit ihren rund 14.000 historischen Gebäuden kam bei der Karlsruher Delegation bestens an. Das biete genügend Möglichkeiten, sich einzubringen.

Auf der Agenda der Gespräche standen neben dem politischen Austausch auch Fachgespräche zwischen den je-

weiligen Ämtern, die einige Projekte zwischen den Städten weiter konkretisiert haben, Besuch des deutschsprachigen Nikolaus-Lenau-Gymnasiums, Begegnungen mit dem Deutschen Forum, Locationsuche für ein Projekt des Künstlers Jonas Denzel im Rahmen der UNESCO City of Media Arts Karlsruhe für die Kulturhauptstadt Europas sowie zahlreiche kulturelle Austausche.

Gewissermaßen angedockt an die Delegation war auch eine Auswahl der Alten Herren des KSC, die ein Freundschaftsspiel gegen die Rathausmannschaft von Temeswar austrug (0 zu 2 verloren), und eine Bürgerreise über den Freundeskreis Karlsruhe-Temeswar, der in der langjährigen Städtepartnerschaft ein verbindendes Element ist und Europa im Alltag greifbar macht. Am Sonntag hat Frau Salomon, die unser ständiger Begleiter war, die Delegation durch die Altstadt begleitet und über die Sehenswürdigkeiten gesprochen. Auf Wunsch von Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup sind wir zusammen mit der Stadträtin Christine Weber von den GRÜNEN am frühen Sonntagmorgen nach Billed ins Heimathaus gefahren. Hier fand eine Führung durch Adam Csonti, Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen aus Billed, statt. Wir haben die Kirche besucht und am Kalvarienberg halt gemacht. Ich konnte den beiden Besucher sehr viel über das Banat und die Banater Schwaben erzählen. Ich hoffe, ich war ein guter Brückenbauer. Für Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup war es schon der zweite Besuch in meinem Heimatort.

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Werner Gilde, Bildmitte, als Delegierter der Landsmannschaft der Banater Schwaben in der Karlsruher Delegation mit dem Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, links im Bild, und dem Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz, rechts im Bild.

Eine lebendige Städtepartnerschaft trage dazu bei, das Verständnis über Grenzen hinweg zu schaffen, so Regina Lochner, deutsche Konsulin in Temeswar: Da sei dieses Jubiläum ein schönes Signal. Eine solche Partnerschaft entwickle sich im Laufe der Jahre auch weiter, betonte Temeswars Oberbürgermeister Dominic Fritz, der übri-

gens in Baden-Württemberg geboren ist: Solche Partnerschaften funktionieren, wenn sie mit Leben gefüllt seien, das mache Lust auf weitere Jahre. Da waren sich Fritz und Dr. Mentrup einig – und besiegelten dies beim Festakt mit einer gemeinsamen Erklärung: Diese Partnerschaft soll fortgesetzt, vertieft und weiter ausgebaut werden.

Das Sommerfest des Kreisverbandes der Landsmannschaft der Banater Schwaben Karlsruhe öffnete erneut seine Tore

25. Juni 2022 fand das 12. Sommerfest des Kreisverbandes der Landsmannschaft der Banater Schwaben Karlsruhe statt. Das Vereinsgelände des FC Südstern 06 e.V. lud in strahlender, sommerlicher Atmosphäre die Gäste zum Verweilen ein. Nach einer zweijährigen Pause, Corona bedingt, war es sozusagen ein Neustart. Die Organisatoren sorgten für schattige Sitzgruppen, die Musik der Billed-Alexanderhausener Blaskapelle war schon von weitem zu hören, in der Luft lag der Duft von Gegrilltem,

Am

kalte Getränke standen bereit. All das lud die Menschen ein, sich wohl zu fühlen.

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch die Begrüßung des Vorsitzenden Werner Gilde. Günter Weber, der Ehrenvorsitzende des FC Südstern, freute sich, dass in diesem Jahr das Sommerfest wieder hier auf dem Gelände stattfinden konnte. Er hieß alle herzlich willkommen, übermittelte die besten Grüße vom gesamten Vorstand des FC Südstern 06 e.V. und wünschte allen eine

Werner Gilde, Vorsitzender des Kreisverbandes Karlsruhe der Banater Schwaben, eröffnet die Veranstaltung

gute Unterhaltung. Die Billed-Alexanderhausener Blaskapelle mit den Solisten Melitta und Dietmar Giel spielte mit sehr viel Freude ein Stück nach dem anderen und lud die Gäste dazu ein, das Tanzbein zu schwingen, was natürlich zu einer guten Stimmung führte. Einen großen Dank an die Musik, ist sie doch schließlich das Herzstück unseres Sommerfestes.

Durch die Wirtsleute des FC Südstern war für Speis und Trank bestens gesorgt. Wie immer war die Kuchentheke ein Hingucker, denn so viele schöne Kuchen und Torten, in einer Reihe angeordnet, sind schon bewundernswert. Die Kuchen waren Spenden von Gästen, Hel-

ferinnen sowie Mitglieder der Kulturgruppen des Kreisverbandes der Banater Schwaben Karlsruhe. Allen ein herzliches Dankeschön dafür! Danken möchte wir auch allen Gästen für ihr Kommen. Und dass unser Bemühen, eine fröhliche, ungezwungene Begegnung zu ermöglichen, so angenommen wurde.

Das Sommerfest ging mit Tanz und guter Laune zu Ende. Die Stimmung hat sich zum Ende hin immer mehr gesteigert, aber bekannterweise soll man Schluss machen, wenn es am schönsten ist. Es war ein gelungenes Fest und wir hoffen auf ein noch besseres Fest 2023! Der Vorstand

Die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen und die Solisten Melitta und Dietmar Giel. Foto: Cornel Gruber

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Abbildungen linke Seite Gäste beim Sommerfest

Abbildung oben Mahlzeit für die Musikanten. Fotos: Cornel Gruber

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Herbstkonzert des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe

Nachfast mehr als zwei Jahren coronabedingter Gesangs-Abstinenz startete der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe am 2. Oktober erstmals wieder in der Öffentlichkeit mit einem Herbstkonzert, welches in der katholischen Sankt-Josef-Kirche in Karlsruhe-Grünwinkel stattfand. Unter dem Motto „Ein musikalischer Strauß voll duftender Blumen“ trug der Chor unter der Leitung der Pianistin Sonja Salman ein reichhaltiges Programm an Liedern vor, die größtenteils den Blumen gewidmet waren. Freuen durfte man sich sowohl auf Werke aus der Klassik als auch aus der Unterhaltungsmusik.

Für das zahlreich erschienene Publikum hatte sich das langersehnte Warten gelohnt, einen gemütlichen Abend mit Bekannten und Freunden zu genießen. Die Menschen im Publikum strahlten vor freudiger Erwartung, sie begrüßten sich und erzählten, wie sehr sie in den zurückliegenden Jahren die Auftritte des Chors vermisst haben.

Die Moderation des Konzerts hatten die Jugendlichen Holger Giel, Kerstin Klein, Sarah Klein und Miriam Österreicher inne, die durch das Programm führten und dem Publikum Wissenswertes zu den einzelnen Liedern mitteilten.

Der erste Programmteil wurde vom Chor mit dem Lied „Hereinspaziert“ aus der Operette „Der Schätzmeister“ des österreichischen Komponisten Carl Michael Ziehrer eröffnet. Es folgte ein Strauß wunderbarer Blumenlieder, welche zu einem Blumen-Medley gebündelt waren und bei jedem der Anwesenden ein warmes Er-

innern an die Vergangenheit hervorrief. In wunderbarer Abwechslung sangen der Chor und der Kleine Chor die Lieder: „Tulpen aus Amsterdam“, „La Pastorella“, “Weißer Holunder“, „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ und „Edelweiß“.

Das darauffolgende Lied „Draußen in Sievering“, aus der Feder von Johann Strauß Sohn, welches von den beiden Sopranistinnen des Chors Melitta Giel und Irmgard Holzinger-Fröhr vorgetragen wurde, versetzte das Publikum in einen zauberhaften Traum von Musik. Beide Sängerinnen unterstützen den Chor schon seit mehr als 30 Jahren in gewohnt professioneller Art und Weise und tragen dadurch in großem Maße zum anspruchsvollen musikalischen Niveau des Chors bei.

Das anschließend vom Chor vorgetragene Lied „Im Holderstrauch“ von Hermann Kirchner beschreibt die Geschehnisse rund um den Holderstrauch.

Es folgte das von dem Banater Komponisten Hans Walter komponierte Lied „Schöne Rosen“. In diesem Lied werden die Rosen als Botschafter von Liebe und Zuneigung besungen. In gekonnter Art und Weise trug der Chor dann das deutsche Volkslied „Die Gedanken sind frei“ vor. Dieses Lied bringt in Zeiten politischer Unterdrückung oder Gefährdung die Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit zum Ausdruck.

Der erste Programmteil endete mit dem „Walzer Nr. 2“. Dieser Walzer in einem tanzbaren Dreivierteltakt von Dmitri Schostakowitsch ist heute weltbekannt und wird als Filmmusik verwendet. Die deutsche Textfassung

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trägt den Titel „Sonntags im Park“. Zu diesem Walzer präsentierten die beiden Tanzpaare der Tanzgruppe „Banater Schwabenkinder“, Sarah Klein mit Thomas Fröhr und Miriam Österreicher mit Holger Giel, ihr Können. Die tänzerischen Einlagen waren von eindrucksvoller Disziplin und perfektem Synchronismus geprägt. Die Choreografie dazu wurde von Dagmar Österreicher erstellt.

So endete der erste Teil des Konzerts mit ausgiebigem Applaus und zufriedenen Gästen, die sich in der Pause mit rumänischen Spezialitäten (Eugenia und Baton) stärken und mit Getränken erfrischen konnten.

Der zweite Teil des Konzerts wurde mit dem von Ludwig van Beethoven komponiertenLied „An die Freude“ eröffnet. Schon die Ausdruckskraft und die majestätische

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Der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe in der katholischen Sankt-Josef-Kirche in Karlsruhe-Grünwinkel. Foto: Cornel Gruber

Der Flyer zur Veranstaltung

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Unter dem Motto „Ein musikalischer Strauß voll duftender Blumen“ trug der Chor unter der Leitung der Pianistin Sonja Salman ein reichhaltiges Programm an Liedern vor, die größtenteils den Blumen gewidmet waren. Foto: Cornel Gruber

Melodie waren ein Hinweis auf das, was noch im zweiten Teil folgen sollte.

Mit der Ballade von Hal David und Burt Bacharach “Mich stört kein Regen und kein Wind“ konnten die Sängerinnen und Sänger des Kleinen Chors das Publikum erfreuen. Dazu präsentierten die Jugendlichen der Tanzgruppe „Banater Schwabenkinder“ eine Tanzeinlage mit dem passenden Accessoire gegen Regen und Wind, nämlich dem Regenschirm.

Die darauffolgenden Rosenlieder, welche zu einem Medley zusammengefasst waren, konnten nur schwer durch andere Lieder übertrumpft werden. Der Chor sang äußerst gefühlvoll die Lieder „Die Rose“, „Des Sommers letzte Rose“, „Lebe wohl, du schwarze Rose“ und „Du bist die Rose vom Wörthersee“. Ergänzt wurde das Medley durch den Solovortrag des Tenors Dietmar Giel, der das von Carl Millöcker komponierte Lied „Dunkelrote Rosen“ vortrug und passend dazu der Chorleiterin einen Blumenstrauß mit dunkelroten Rosen überreichte, sowie durch das von den beiden Sopranistinnen Irmgard Holzinger-Fröhr und Melitta Giel vorgetragene Lied „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ von Carl Zeller, welches bei so manchem schöne Momente aus der Jugendzeit weckte und im Stillen mitsingen ließ.

Mit dem Lied „Die Blümelein, sie schlafen“, ein Wiegen-, Schlaf- oder Gutenachtlied von Johannes Brahms, sangen sich die Sängerinnen und Sänger des Kleinen Chors eindrucksvoll in die Herzen des aufmerksamen Publikums. Für den Fall, dass die Zuhörer in den Schlaf ver-

Abbildung: Die Sopranistinnen des Chors Irmgard Holzinger-Fröhr und Melitta Giel. Foto: Cornel Gruber

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fallen, wurden diese anschließend durch drei vom Chor vorgetragenen Stimmungslieder geweckt.

Bei den Liedern „Anneliese“ (auch hier sind Blumen im Spiel, die jedoch in den Fluss geschmissen wurden), „Mein kleiner grüner Kaktus“ (der immer wieder sticht) und die „Rosamunde-Polka“, (die bei keiner Tanzunterhaltung im Banat fehlen durfte), ging das Publikum geradezu euphorisch klatschend und auch mitsingend mit.

Auch die Jugendlichen der Tanzgruppe ließen es sich nicht nehmen, das Tanzbein zu schwingen.

Mit den Dankesworten des Chorvorsitzenden Dietmar Giel an das zahlreich erschienene Publikum und an alle Mitgestalter, die als Dankeschön mit je einer Rose beschenkt wurden, ging ein schöner und gelungener Abend zu Ende, der die mehr als zweijährige Pause vergessen ließ und noch lange in guter Erinnerung bleiben wird.

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Tanzeinlage der beiden Tanzpaare der Tanzgruppe „Banater Schwabenkinder“, Sarah Klein mit Thomas Fröhr und Miriam Österreicher mit Holger Giel. Die Choreografie wurde von Dagmar Österreicher erstellt. Foto: Cornel Gruber

Allerheiligen im Banat

Es lebe der Billeder Kerchhof und alle seine Toten

Dasin Wiener Mundart gesungene Lied von Wolfgang Ambros fand ich schon immer sowohl frech als auch rührend: Es lebe der Zentralfriedhof und olle seine Todn, der Eintritt ist für Lebende heit ausnahmslos verboten…

Ausgerechnet dieser Song, den man heutzutage nicht mehr so oft hört, ging mir durch den Kopf, als Adam Csonti vor Allerheiligen so freundlich war, sich Zeit zu nehmen, um uns über die Billeder Friedhöfe zu führen. Adam ist Vorsitzender des örtlichen Demokratischen Forums der Deutschen, Mitglied im Gemeinderat und koordiniert auch die Friedhofspflege. Diese Arbeit in der Abgeschiedenheit steht nicht im Rampenlicht, wie die festlichen Bräuche der Banater Schwaben, gehört aber genauso zum Erhalt von Tradition und Brauchtum. Denn auch die letzten Ruhestätten unserer Vorfahren und Angehörigen sollen würdig erhalten werden, solange noch Leute am Leben sind, um ihrer zu gedenken. Deshalb können wir Menschen wie Adam und anderen Engagierten in den Gemeindeverwaltungen, den Heimatgemeinschaften des deutschen Forums und der Landsmannschaft dankbar sein, die sich um diese stille Pflege der Gräber kümmern.

In Billed gibt es keine zentrale Begräbnisstätte, sondern zwei „Kerchhöfe“, an jedem Ende des Dorfes einen. Diese banat-schwäbische Bezeichnung stammt von unseren Vorfahren aus den Herkunftsgebieten, denn in Billed wurde um die Kirche herum nie bestattet.

Doch obwohl es keinen Friedhof in der Mitte der Gemeinde gibt, ist meine Assoziation zum legendären Wiener Zentralfriedhof zutreffend. Dass Billed das Musterdorf der Kaiserin Maria Theresia im Banat war, lernte hier jedes Kind. Da die Bestattung der Verstorbenen ein wichtiger Bestandteil der Kulturgeschichte einer menschlichen Gemeinschaft ist, orientierte man sich offenbar auch diesbezüglich an dem großen Wiener Vorbild.

In Wien hatte es schon seit 1410 eine Bruderschaft zur Leichenbestattung gegeben, die Eintrittsgebühr dazu war ein Pfund Wachs. In der Barockzeit wurden die Begräbnisse immer prunkvoller, den Höhepunkt der Prachtentfaltung bildete der kunstvolle Sarg der besagten Maria Theresia.

Seit 1867 gab es in der Hauptstadt Österreichs schon Bestattungsunternehmen, deren Bedienstete wurden „Pompfüneber“ (von franz. pompe funebre, Begräbnisprunk) genannt. Die Herren, die das letzte Geleit gaben, waren vornehm schwarz livriert und trugen eindrucksvolle Kopfbedeckungen. Dieses Phänomen wurde in Billed offenbar übernommen. Nur 20 Jahre nach Wien gab es seit 1887 einen Bestattungsverein, dem jeder Bewohner einen Obulus entrichtete, um sicher zu gehen, dass im Gegenzug für ein würdiges christliches Begräbnis gesorgt wurde. Auch die Billeder Verstorbenen traten, begleitet von schwarz befrackten Männern mit federgeschmückten Hüten auf einer von Pferden gezogenen barock anmutenden Totenkutsche, den letzten Gang bzw.

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die letzte Fahrt an. Das Musterdorf war also musterhaft auch in den Totenbräuchen, der letzte Erdenweg der Bewohner wurde auch hier zelebriert.

Uniformierte Bestatter und Totenwagen sind inzwischen Geschichte, wie mir Adam Csonti im Gespräch über den Friedhof berichtete, die Sitten und Gebräuche ändern sich auch im Banat. Auch die Totenwache zu Hause, die in den Banater Dörfern bis in die letzten Jahre noch üblich war, gehört der Vergangenheit an. Inzwi-

schen wird vor der Beerdigung in den Friedhofskapellen Abschied genommen, was für die trauernde Familie eine erhebliche Entlastung sein dürfte.

Schon bei meinen früheren Besuchen war mir aufgefallen, dass die übrigens auch digital dokumentierten Friedhöfe vorbildlich gepflegt sind. Kaum Gras und Unkraut, keine umgefallenen oder schiefen Grabsteine. Viele Gräber sind mit Blumen bepflanzt, die betonierten Grabstätten haben selten Risse.

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Videoaufnahme mit Astrid Ziegler im Gespräch mit Adam Csonti auf dem Neugässer Friedhof in Billed kurz vor Allerheiligen. Das Video auf dem Youtube-kanal banat tour ist auch über den QR Code im Bild oben zu finden

Diese Friedhöfe sind keine toten Gottesäcker, wie die katholischen Friedhöfe in manchen ehemaligen schwäbischen Dörfern. Sie wirken belebt, ja sogar lebendig. Gerade vor Allerheiligen herrscht eine geschäftige Betriebsamkeit.

Adam erklärt, dass schon seit geraumer Zeit, nach einem Beschluss des Gemeinderats, auch orthodoxe Bürger in der ehemals katholischen Begräbnisstätte ihre letzte Ruhe finden. Eine gute Entscheidung, die die Friedhöfe gerettet hat, denn so kehrte auch nach der Aussiedlung der meisten Billeder Deutschen dort neues Leben ein. Die rumänischen, griechisch orthodoxen Bewohner übernahmen mit der Zeit den Brauch, die Gräber für Allerheiligen mit Blumen und Kerzen zu schmücken. Der Beitrag der Gemeinschaft und der vorbildliche Einsatz von Adam Csonti für die kontinuierliche Pflege haben zur Folge, dass der Billeder Friedhof auch heute noch ein Musterfriedhof ist.

Hans Rothgerber, der uns bei unserem Rundgang mit der Kamera begleitet hat, liefert seinen Landsleuten mal wieder ein ganz besonderes Video. Der Streifzug mit moderner Aufnahmetechnik, der uns ganz nah an die Gräber führt, wechselt sich ab mit beeindruckenden Aufnahmen, die die ganze Pracht des Blumen- und Kerzenmeeres aus der Vogelperspektive zeigen. Es werden Zusammenhänge in Geschichte und Gesellschaft hergestellt, die zeigen, dass Bestattung und Friedhofspflege nicht isoliert zu sehen, sondern vielmehr auch Bestandteil unserer gemeinsamen christlichen Kultur sind. Die Hintergrundmusik kommt von einer CD-Aufnahme mit dem Billeder Kirchen-

chor aus dem Jahr 1999, darunter auch „Ave Maria“, ein Liedsolo von Imgard Holzinger-Fröhr.

Mit der genialen und zum Thema passenden Metapher des Banater Dichters Horst Samson, Titel seines neuesten Lyrikbands „Der Tod ist noch am Leben“, die ich zum Schluss zitieren möchte, beende ich meine Betrachtungen. Die Gedanken über unsere Sterblichkeit, Bestattungsorte und -riten werden uns weiterhin beschäftigen. Auch wenn dieses Leben, bis wir das Eintrittsticket zur ewigen Ruhe erhalten, gelebt sein will. Ganz im Sinne der barocken Auffassung des „memento mori“.

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Gräber auf dem Neugässer Friedhof an Allerheilingen

Werner Gilde, Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Billed, eröffnet die Gedenkfeier. Foto: Cornel Gruber

Programmablauf an Allerheiligen auf dem Hauptfriehof in Karlsruhe Beginn: 14 Uhr

Glockengeläut (Billeder Kirchenglocken) •

Chor der Banater Schwaben Karlsruhe: Wohin soll ich mich wenden • Ansprache von Werner Wolf, Vorsitzender der HOG Triebswetter •

Gedicht vorgetragen von Gerlinde Gilde •

Chor der Banater Schwaben Karlsruhe: Näher mein Gott zu dir •

Vorlesung der Verstorbenen von Werner Tobias •

Chor der Banater Schwaben Karlsruhe: Ich bete an die Macht der Liebe •

Gemeinsames Beten mit Elisabeth Luckhaub •

Chor der Banater Schwaben Karlsruhe: Glocken der Heimat •

Ende: 14:30 Uhr

Allerheiligen in Karlsruhe: „Wir gedenken unserer Toten!“ 2022 Irmgard Triess

Die Totengedenkfeier fand am 01.November um 14. 00 Uhr im Karlsruher Hauptfriedhof, am Billeder Gedenkstein statt. Die anwesenden Landsleute wurden mit dem Glockengeläut aus dem Banat begrüßt. Es war ein tiefgehendes, emotionales Gefühl, das noch mit dem 1. Lied des Banater Chores: „Wohin soll ich mich wenden“ von Franz Schubert unterstrichen wurde.

Werner Gilde, Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Billed, eröffnete die Gedenkfeier und übergab das Wort

Werner Wolf, von der HOG Triebswetter, der die Ansprache hielt.

In seiner Rede erwähnte er die Bedeutung dieses katholischen Feiertages. Er geht zurück bis ins vierte Jahrhundert, als man die heiligen Märtyrer ehrte. In späteren Jahren wurde Allerheiligen und Allerseelen zusammen gelegt und seither feiern die Menschen diesen Tag, indem sie die Gräber ihrer Toten besuchen und mit Blumen und Kerzen schmücken. Der Redner erinnert sich

Der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe unter der Leitung des Dirigenten Ortwin Meinhardt. Foto: Cornel Gruber

an die mit Chrysanthemen geschmückten und mit Kerzen beleuchteten Gräber in der alten Heimat, was ihn als Jugendlichen schon beeindruckte und bis heute in Erinnerung blieb.

Er wünscht den Anwesenden einen besinnlichen Feiertag und endet seine Rede mit den Worten: „Die Toten sind nicht gestorben, sondern nur vorangegangen.“

Anschließend trug Gerlinde Gilde das Gedicht „Monat des Gedenkens“ von Julius Schuster vor. Dem Inhalt des Gedichtes entnehmen wir, dass alles auf Erden ein natürliches Wandeln ist: die Toten, die fallenden Blätter, die nebligen Schauer.

Wir gedenken der Lieben mit brennenden Herzen und frommen Gebeten. Der Dichter gibt uns Hoffnung und

Ansprache von Werner Wolf, Vorsitzender der HOG Triebswetter. Foto: Cornel Gruber Gedichtvortrag von Gerlinde Gilde. Foto: Cornel Gruber

Werner Tobias verliest die Liste der verstorbenen Billeder Landsleute des vergangenen Jahres. Foto: Cornel Gruber

Beten mit Elisabeth Luckhaub. Foto: Cornel Gruber Trost, dass das Leben weiter geht und nach Frost und Kälte immer ein Frühling folgt. Der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe unter der Leitung des Dirigenten Ortwin Meinhardt sang das Lied: „Näher mein Gott zu dir“, was Werner Tobias als Anlass nahm, die verstorbenen Billeder Landsleute des vergangenen Jahres vorzulesen.

Es folgt das Lied: „Ich bete an die Macht der Liebe“, Satz Manfred Bühler.

Elisabeth Luckhaub trat zum Mikrophon und sprach ein Gebet, das alle Menschen in ihrer Trauer mitnahm. „Wir beten für unsere verstorbenen Angehörigen, mit denen wir in Dankbarkeit verbunden bleiben. Wir beten für unsere verstorbenen Bischöfe, Priester und alle, die im

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Dienste der Kirche standen. Wir beten für die Gefallenen, die Vermissten und die vielen, die bei Luftangriffen ums Leben gekommen sind. Sie erwähnte die Toten, die in Russland und im Baragan verschleppt wurden und ums Leben kamen. Auch an die Lebenden richtet sich das Gebet, die sich um die Instandhaltung der Friedhöfe im Banat und die Pflege der Gräber und Denkmäler in der neuen Heimat einsetzen. Das Gebet endet mit dem „Vater unser“, und dem Segen durch das geweihte Wasser, das das vergossene Blut Jesus Christi symbolisiert.

Mit dem Lied: „Glocken der Heimat“, Satz Helmut Meinhardt, endet die Andacht. Werner Gilde bedankt sich bei allen, die mitgewirkt haben und wünscht allen eine gute Zeit und Gesundheit.

Der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe unter der Leitung von Helmut Meinhardt. Foto Cornel Gruber

Ansprache von Werner Wolf, Vorsitzender der HOG Triebswetter

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Landsleute,

Der Tod ordnet die Welt neu. Scheinbar hat sich nichts verändert, und doch ist alles anders geworden.

Mitdiesen Worten möchte ich Sie hier auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe begrüßen und danke Ihnen allen, dass Sie heute zu Allerheiligen zum „Billeder Kreuz“, der Gedenkstätte der Billeder Landsleute, gekommen sind. Es ist zur Tradition geworden, dass man hier an dieser Stelle die Ahnen ehrt, sich an deren und das eigene Schicksal erinnert und hier das alte Dorfbild wieder aufleben lässt. Heute, zu Allerheiligen, möchten wir an dieser Stätte, traditionell, wie viele Menschen seit Jahrhunderten in großen Teilen der Welt des Andenkens der Verstorbenen gedenken und Grablichter auf den Gräbern entzünden.

Allerheiligen ist ein sehr alter katholischer Feiertag. Er geht auf einen Gedenktag zu Ehren aller heiligen Märtyrer im vierten Jahrhundert zurück. Lange gedachte man der Menschen, die für den christlichen Glauben ihr Leben ließen, am ersten Sonntag nach Pfingsten. Erst im achten Jahrhundert wurde der Festtag auf alle Heiligen ausgedehnt.

Offizieller Feiertag ist Allerheiligen in Deutschland seit 835. Im 16. Jahrhundert verschob man das Fest auf den Herbst. Seit dieser Zusammenlegung mit Allerseelen ist Allerheiligen noch populärer. Bis heute hat sich der Charakter der beiden kirchlichen

Feiertage deutlich gewandelt. Noch immer hält die katholische Kirche am 1. November morgendliche Messfeiern zu Ehren aller christlichen Heiligen und Märtyrer ab. Im Mittelpunkt steht jedoch die Auseinandersetzung mit dem Tod naher Angehöriger. Man geht auf den Friedhof, schmückt die Gräber, ein Zeichen der Liebe und Wertschätzung den Verstorbenen gegenüber. Man betet für die Verstorbenen und entzündet eine Kerze, die man Seelenlicht nennt. Sie symbolisiert das ewige Leben nach dem Tod.

Ich kann mich noch ganz genau an die Feierlichkeiten zu Allerheiligen in meinem Heimatdorf, Triebswetter, erinnern, als wir Kinder mit den Eltern, die mit Chrysanthemen schön geschmückten Gräber unserer Verstorbenen besuchten und Kerzen anzündeten. Manchmal war es sehr kalt, aber unglaublich schön. Wie ein Lichtermeer sehe ich heute noch vor meinen Augen den hell erleuchteten Friedhof vor mir. Später, als Jugendlicher, beeindruckten mich zu Allerheiligen die erleuchteten katholischen Friedhöfe, welche bei der Bahnfahrt nach Temeswar überall auf der Strecke zu sehen waren.

Zwischen damals und heute liegen viele Jahrzehnte. Im Laufe der Zeit hat sich alles gewandelt. In den Dörfern im Banat bleiben heute zu Allerheiligen viele Gräber dunkel. Es ist niemand mehr da, der eine Kerze anzündet. In vielen Banater Dörfern leben keine Banater Schwaben mehr. Die wenigen, dort verbliebenen Landsleute, schaffen es nicht mehr, die Friedhöfe wie früher zu pflegen. Diese Tatsache trug dazu bei, dass aktuell viele Heimatsortsgemeinschaften sich als Ziel gesetzt haben, mit Hilfe der

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hier lebenden Landsleute, sich für die Pflege und Instandhaltung der katholischen Friedhöfe in der alten Heimat einzusetzen. Durch die Pflege der Friedhöfe und der Gräber soll weiterhin das Gedächtnis der Toten geehrt werden. Das ist nicht immer leicht, aber es gelingt vielen.

Bei meinen letzten Reisen im Banat bin ich durch zahlreiche Ortschaften gefahren, einige davon habe ich besucht. Darunter war auch Billed.

Meines Erachtens kann sich Billed auch heute als eine gutsituierte Gemeinde sehen lassen. Dies zeugt auch von einer konstruktiven Zusammenarbeit der Landsmannschaft mit der Gemeindeverwaltung und einem guten Verhältnis zu der dort lebenden Bevölkerung.

Es ist beeindruckend, wie im Laufe der Jahre die Feier zu Allerheiligen, hier an diesem würdigen Ort, zur Tradition geworden ist. Ich war erfreut und gleichzeitig geehrt, als Werner Gilde mich angesprochen hat, die diesjährige Begrüßungsrede zu dieser Feier zu halten.

In diesem Sinne lasst uns heute zusammen an alle Verstor-

benen in der alten und neuen Heimat denken. Wir wollen der Opfer von Gewalt und Krieg, Kinder, Frauen und Männer aller Völker, der Soldaten, die in den Weltkriegen starben und der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene oder Flüchtlinge ihr Leben verloren haben, gedenken.

Wir wollen mit den Müttern und mit allen, die Leid um ihre Toten tragen, trauern. Wir denken auch an jene, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und die, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Unser Leben als Christen steht aber im Zeichen der Hoffnung auf ein ewiges Leben. Deswegen soll der Tod nur die Grenze des irdischen Lebens sein. Die Toten alle sind - nicht gestorben – nur voran gegangen.

Ich wünsche nun allen Anwesenden ein besinnliches Allerheiligen und Allerseelen. Kommen Sie weiterhin gut durch die Zeit.

Während der Ansprache von Werner Wolf, Vorsitzender der HOG Triebswetter. Foto: Cornel Gruber

Abbildungen oben und unten Gedenkgottesdienst mit Pfarrer Bonaventura Dumea an Allerheiligen auf dem Neugässer Friedhof in Billed

Abbildung Der Neugässer Friedhof an Allerheiligen 2022

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Firmung in Billed am 23. Oktober 2022. Spendung des heiligen Sakraments der Firmung in der Pfarrkirche von Billed. Heilige Messe, zelebriert von Seiner Exzellenz Josef Csaba Pál, Diözesanbischof von Temeswar.
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Veranstaltungen
Firmung in Billed. Im Bild die zehn Firmlinge aus Billed und den Filialen Neubeschenowa, Alexanderhausen und Kleinbetschkerek mit Pfarrer Bonaventura Dumea und Seiner Exzellenz Josef Csaba Pál, Diözesanbischof von Temeswar.

Der Bundesvorsitzende Peter-Dietmar Leber und der Kreisvorsitzende Norbert Neidenbach überreichten der Tanzgruppe und ihrer Leiterin Dagmar Österreicher Ehrenurkunden. Fotos: KV Rastatt

„Banater Schwabenkinder“ feiern 10-jähriges Jubiläum

Miriam Österreicher

Am 18.06.2022 wurde in der Oberwaldhalle in RastattRauental das zehnjährige Jubiläum der Tanzgruppe „Banater Schwabenkinder“ durch den Kreisverband Rastatt veranstaltet. Dazu bereiteten wir, die Jugendlichen der Tanzgruppe „Banater Schwabenkinder“, mit unserer Tanzleiterin Dagmar Österreicher ein vielfältiges, ausgewogenes und zweiteiliges Programm vor.

Der erste Programmteil beinhaltete zwischen unseren dargebotenen Tänzen die Grußworte der Ehrengäste Peter-Dietmar Leber, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Richard Jäger, Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg sowie Stefan Ihas, Präsident des Weltdachverbandes der Donauschwaben.

Die

Des Weiteren unterstützte uns in beiden Teilen des Festtagsprogramms die Jugendtanzgruppe der Banater Schwaben aus Augsburg, indem wir mehrere Tänze gemeinsam vorführten.

Außerdem brachten wir eine Jubiläumsfestschrift und ein Malbuch heraus, die sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreuten.

Jedes unserer vier Mitglieder innerhalb der Tanzgruppe der „Banater Schwabenkinder“ hat Banater Wurzeln. Wir pflegen gemeinsam das Brauchtum und die Tradi-

tion unserer Banater Vorfahren durch Tanz- und Theatervorführungen. Damit wollen wir ein Stückchen Heimat zurückholen. Neben den zahlreichen Weihnachtsveranstaltungen des Kreisverbandes Rastatt treten wir unter anderem auf dem jährlichen Osterball in Rastatt sowie auf den Landestrachtenfesten und HOG-Treffen auf. Die Heimatliebe zum Dorf Billed ist in unserer Tanzgruppe durch Thomas Fröhr vertreten, denn seine Großmutter Marliese Holzinger stammt aus diesem Banater Dorf.

Jubiläumsfeier wurde von den „Banater Schwabenkindern“, von Jugendlichen der Tanzgruppe Augsburg und den Solisten Irmgard Holzinger-Fröhr, Melitta Giel und Dietmar Giel gestaltet.

Traubenball

der

Banater Schwaben in Karlsruhe

Schwungvoll

startete die Band „Die Palomas“ den hervorragenden Abend. Sofort füllte sich die Tanzfläche mit vielen, tanzfreudigen Gästen.

Mit dem Aufmarsch der Tanzgruppenpaare/Mitglieder und den drei Traubenkörbe wurde der kulturelle Teil der Veranstaltung eröffnet. Die Kulturreferentin des Kreisverbandes Heidi Müller begrüßte die Gäste. Obzwar die sechs Trachtenpaare schon lange Pandemie bedingt nicht mehr geprobt hatten, ist der Auftritt mit der Polka „Veilchenblaue Augen“ gelungen.

Bis zur Verlosung der drei Traubenkörbe, wie jedes Jahr von den Mädchen und Frauen liebevoll dekoriert, standen diese als Dekorationsteil am vorderen Rand der Bühne.

Unsere Verlosung hat reibungslos geklappt und die drei Gewinner waren schnell ermittelt. Es folgte ein Ehrentanz für die glücklichen Gewinner. Sie dürfen nächstes Jahr den Traubenball mit einem Ehrentanz eröffnen.

Wie immer war es ein stimmungsvoller und erfolgreicher Abend, an dem die Tanzfläche bis in die frühen Morgenstunden prall gefüllt war.

Wir danken den zahlreichen Gästen für euer jährliches Erscheinen, denn nur durch euch kann der Abend perfekt werden. Auch bei der Band „Die Palomas“ bedanken wir uns herzlich für die grandiose musikalische Gestaltung, von der wir nie genug bekommen werden. Ein großes Danke an alle Tanzgruppenmitglieder und weitere Helfer im Hintergrund, für die Unterstützung.

Aufmarsch der Trachtenpaare der Tanzgruppe zur Eröffnung der Veranstaltung im Kühlen Krug. Foto: Cornel Gruber

Tanzvorführung der Trachtengruppe der Banater Schwaben Karlsruhe. Foto: Cornel Gruber

Abbildung oben: Heidi Müller moderiert die Veranstaltung. Abbildung unten: Tanzvorführung der Trachtengruppe. Fotos: Cornel Gruber

Die Gewinner der Traubenkörbe. Foto: Cornel Gruber

Kathreinenball in Billed

DerKathreinenball ist der letzte Ball vor der besinnlichen Zeit. Gepflegt wird dieses Brauchtum in den deutschsprachigen Alpenländern und im fränkischen Raum. Und am 19.11.2022 heuer auch in Billed als:

Balul Katerinelor si concurs de gulas la ceaun. (Kathreinenball und Kesselgulasch-Wettbewerb).

Organisatoren und Veranstalter waren der Billeder Rentnerverein, die Mannschaft Wilderose Palo -

Abbildung links Tanzunterhaltung beim Kathreinenball im Billeder Kulturheim. Abbildung oben Organisatoren und Jury beim Kesselgulasch-Wettbewerb Abbildung rechts unten Miss & Mister Kathrein 2022!

Fotos: Ovidiu Oprișa

ta/Bihor, Mariana Bozga, Zsolt Mot und Hansi Müller. Mit dabei waren die Tanzgruppen aus Großjetscha, Nitzkydorf, Hatzfeld, Großsanktnikolaus und Palota. Platz 1 bei der Gulasch-Kostprobe ging an die Wilderose Palota.

Zum Abschluss gab es eine Wahl zu „Miss & Mister Kathrein 2022“.

Bei der Festansprache von Peter Krier zur 250-Jahrfeier der Gemeinde Billed im August 2015. Foto: Cornel Gruber.

Gespiegelt im Granit des Gedenkens

Spieglein, Spieglein an der Wand heißt es eigentlich, doch die glatte dunkle Fläche, in der ich mein Spiegelbild schließlich fand, hängt an keiner Zimmer- oder Hauswand. Es ist die Oberfläche eines Gedenksteins. Er steht neben der Kirche in Billed, dem Banater Dorf nahe Temeswar, in dessen Friedhof viele Generationen meiner Vorfahren liegen, die sich seit der Gründung des Musterdorfs der Kaiserin Maria-Theresias dort niedergelassen hatten.

Am 30. August 2015 war ich seit langer Zeit wieder in den Herkunftsort meines Vaters gefahren, denn dort fand ein großes Jubiläum statt, nämlich die Feier der Ansiedlung der Einwanderer aus verschiedenen Regionen durch die große Habsburger-Kaiserin, Billeds großer runder Geburtstag, sein 250-jähriges Jubiläum.

Da ich in meiner Kindheit elf Jahre lang viele Sonnund Ferientage im Haus meiner Großeltern verbracht, Geschichten von glücklichen und weniger glücklichen Ta-

gen erzählt bekommen hatte und mich mit dem Ort verbunden fühlte, fuhr ich hin. Ich blieb einige Stunden, in denen ich den Umzug der Trachtenpaare und deren Einzug in die Kirche zum feierlichen Gottesdienst verfolgte. Dann die eindringliche Rede von Peter Krier, des Ehrenvorsitzenden der Heimatgemeinschaft Billed, vor dem Gedenkstein für die Toten durch Krieg und Deportation. Beeindruckt und wie gebannt staunte ich, denn ich hatte von der Existenz dieses Mahnmals nicht gewusst. Darauf fand ich damals die Namen zweier meiner Vorfahren, die nicht bei den anderen Ahnen auf dem Billeder Friedhof liegen. Mein Urgroßvater Johann Pierre ist in der Bărăgan Steppe geblieben, wo eine Überschwemmung des Pruth sein Grab weggespült hatte und sein Sohn gleichen Namens im Baltikum bei Narwa. Ob es das Kriegsgrab dieses Onkels, der Anfang 1944 am anderen Ende Europas gefallen ist, noch gibt, wissen wir nicht. Dafür las ich seinen Namen auf dem schwarzen glatten Granitstein, dachte auch an meine Urgroßmutter, meine Großmutter und meinen Vater, die um Mann, Sohn, Bruder und Großvater getrauert hatten. Danach fuhr ich heim, ohne weiter an den Feierlichkeiten teilzunehmen, denn ich hatte eine kleine Tochter, die in Paulisch auf mich wartete.

Jahre später sollte ich Hans Rothgerber kennen lernen, Billeder wie mein Vater, der im dortigen deutschen Forum im Billeder Heimathaus eine beeindruckende Ausstellung über die Geschichte der Gemeinde seit der Ansiedlung konzipiert hatte, die 2015 anlässlich des großen Festes feierlich eröffnet worden war. Auch war er für Fotos, Videos und die mediale Verewigung der Feier zuständig gewesen.

Nachdem ich ihm vor kurzem in einem unserer Telefonate erzählt hatte, dass ich damals bei der 250 Jahr-Feier am Rande dabei war und wir uns dort sicher im wahrsten Sinn des Wortes über den Weg gelaufen sind, durchforstete er das alte Fotomaterial, um mich vielleicht auf einem der zahlreichen Bilder als Zaungast zu finden. Es schien aber wie verhext, trotz unzähliger Aufnahmen war keine Spur von mir auf den Bildern vorhanden.

Bis er auf einmal auf ein Foto stieß, das die Gedenkfeier vor dem Mahnmal zeigt. Man sieht den Schauplatz von einem leicht erhöhten Standpunkt, von Cornel Gruber aufgenommen, den Redner Krier, das Publikum, den Bürgermeister und die festlich gekleideten Vertreter der HOG nach der Kranzniederlegung.

Ich habe dich gefunden, mal sehen, ob du dich auch entdeckst, meinte Hans am Telefon. Ich konnte mich nirgends sehen, obwohl ich die Menschenmenge vor der Kirche genau musterte. Erst nach dem entscheidenden Tipp fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich war an diesem heißen Tag Ende August, als Billed 250 Jahre alt wurde, im Sommerkleid in der Spiegelung des polierten schwarzen Granits abgebildet. Direkt über den Namen meines Urgroßvaters und Großonkels.

Auf die Idee, im dunklen Spiegel eines Steins zu suchen, wäre ich, die ich nicht Hans‘ prüfenden FotografenBlick habe, nie gekommen.

An den Tenor der Rede kann ich mich noch gut erinnern. Die Ansprache beinhaltete die Botschaft, dass unser wichtigstes Gut der Frieden sei. Krier rief seine Großmutter, die zwei Weltkriege erlebt und durchlitten hatte als Zeugin auf, um vor Krieg und Diktatur zu warnen, das weiß ich noch heute.

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Heute …

Inzwischen vergeht kein Tag, an dem man nicht mit der allgegenwärtigen Gefahr des Krieges in der Ukraine konfrontiert wird. Was geht mir durch den Kopf, wenn ich mich gespiegelt sehe im Granit des Gedenkens, in Gedanken katapultiert in die Vergangenheit?

Ich denke an meine vier Kinder und dass ich ihnen, wenn ihr Leben bedroht wäre, raten würde, keiner Ideo-

logie zu folgen und sich nicht instrumentalisieren zu lassen. Häuser, Wohnungen, Hab und Gut zurückzulassen, wenn es sein muss und das, was man im Kopf hat, mitnehmen. Und dorthin gehen, wo man mit seiner Familie überleben kann und es sicher ist. So wie meine Urahnen vor über 250 Jahren und neun Generationen ins Banat aufgebrochen waren. Wie meine Eltern es zu Zeiten der kommunistischen Diktatur mit mir getan haben.

Der Titel „Das schönste Haus im Banat“ geht nach Billed

(Titlul de „cea mai frumoasă casă din Banat 2022” merge la Biled)

dem jährlich vom „Muzeul Național al Banatului“ ausgeschriebenen Wettbewerb votierte sowohl die Jury als auch das Publikum das Foto von Simona Cintar – „Casa din Biled“ aus 12 der in die nähere Auswahl geschafften Fotos, zum Sieger. Auf dem Giebel des Hauses steht: Adam und Hilde Welter. Das Haus in der Billeder Hauptgasse mit der Hausnummer 397 wurde im Dorf auch „Siwascher Haus“ genannt. Spiegelbildlich befand sich über dem Hof noch ein kleineres, sogenanntes „Vorpalthaus“, das allerdings schon abgerissen wurde.

Bei

Das das Haus zwar in keinem guten Zustand, aber immerhin noch unverändert dasteht, ist auch dem Umstand zu verdanken, dass es sich teilweise noch im Besitz der Gemeinde befindet.

Abbildung links

Bericht in „TIMIS ONLINE“, www.tion.ro

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Noch schön im Verfall. Das Haus Nr. 397 in der Billeder Hauptgasse im Mai 2021. Foto: Hans Rothgerber

Von links nach rechts: Christa Duțică, Roswitha Csonti und Adam Csonti in der Gartenlaube im Heimathaus

Endlich wieder in der Heimat

Verbunden

mit dem 60-jährigen Maturatreffen im Nikolaus Lenau Lyzeum fand auch der langersehnte Besuch in der alten Heimat statt. Von Weitem erkennt man den Kalvarienberg und in der Ferne den Kirchturm der vertrauten Kirche in Billed.

Der Besuch bei der Tochter meiner Schulfreundin Fraunhofer Anna war wie immer sehr angenehm. Csonti Ingrid ist seit Jahren immer wieder hilfsbereit. Genau-

Christa Duțică so Adam und Roswitha Csonti. Im Deutschen Forum wurden meine Freundin und ich bewirtet und durch das Haus geführt. Für das Heimatsmuseum müsste man einen ganzen Tag zur Verfügung haben.

Da habe ich ein Foto von den Roman Brüdern entdeckt. Franz, mein Vater, und Georg, mein Onkel, mit den Mitarbeitern im Sägewerk. Aber auch eines mit meiner Großmutter, Pierre Elsa, auf dem Tennisplatz.

Abb. 1 - Schlussfest 1954

1. Reihe von links nach rechts: Thöres Inge, Fischer Veronika, Herrenreich Emma, Wilhelm Susanna, Lisching Elisabeth

2. Reihe von links nach rechts: Keller Adam, Schwarz Adam, Slavik Ewald, Schwarz Johann, Popovici Nikolaus, Hartmaier Josef

3. Reihe von links nach rechts: Mann Peter, Lauer Susanne, Fraunhofer Anna, Schubert Margareta, Leidecker Josef

4. Reihe von links nach rechts: Gezda Barbara, Roman Christa, Steiner Helmut, Rădulescu Bogdana, Wes Nancsi, Maier Elisabeth

Nicht klein war die Überraschung, ein Ölbild zu entdecken, das nach dem wohlbekannten Foto meiner Großeltern im Baragan vor ihrem Unterschlupf gemacht wurde. Mein Großvater, Ing. Pierre Johann, in dem Sessel, den ich so gerne als einziges Möbelstück von Zuhause gehabt hätte. Meine Großmutter sucht seitlich den Schatten. Auf der Suche nach der alten Schule fand ich nur einen freien Platz. Hatte aber schon darüber gelesen, dass die

Abb. 2 - Schlussfest 1954

1. Reihe unten von links nach rechts: Lisching Lissi, Schubert Grete, Stadtfeld Hermine, Fischer Vera, Lauer Susi, Wilhelm Susi

2. Reihe von links: Rădulescu Bogdana, Gezda Bewi

3. Oben von links nach rechts: Leidecker Josef, Roman Christa, Popovici Klosi

Schule baufällig war und abgetragen wird. In Erinnerung sind die Fotos mit den lieben Klassenkollegen und mit unserer jungen hübschen Lehrerin, Herrenreich Emma, geblieben. (Abb. 1 und 2)

Wichtig sind mir die Fotos mit meinen Freundinnen und mit der Tanzgruppe in der schönen schwäbischen Tracht. (Abb. 3 und 4) Dank der Klassentreffen in Deutschland, wo ich glückli-

Abb. 3 - Jugendfreundinnen

Unten von links nach rechts: Fischer Vera, Thöres Inge, Stadtfeld Hermine

Oben von links nach rechts: Schubert Grete, Roman Christa, Gezda Bewi

Abb. 5 - Meine Freundinnen

Thöres Inge, links, und Schubert Grete, rechts

Abb. 4 - Tanzgruppe 1958

Von links nach rechts: Stadtfeld Josef, Lauer Susi, Peter Mann, Fraunhofer Anna, Praisach Herbert, Keller Adam, Roman Christa, Steiner Hans, Schubert Grete, Thomas Hans cherweise dabei sein konnte, sind wir uns Kollegen wieder nach Jahren näher gekommen.

Meine Freundinnen, Thöres Inge und Schubert Grete, treffe ich gewöhnlich, wenn ich bei meiner Tochter Carmen in Ingolstadt weile. (Abb. 5) Da sprechen wir gerne schwäbisch und erinnern uns an unsere schöne Kindheit und Jugend.

Auf dem gut gepflegten Neugässer Friedhof habe ich an den Gräbern meiner Roman Großeltern und unseres lieben Bruders Franz, sowie am Grab unserer lieben Omalein ein Gebet gesprochen.

Aber auch das Grab meiner Urgroßeltern, Johann und Katharina Bier, mit dem schönen schwarzen Grabstein, hat mich zum Nachdenken und Erinnern bewegt.

Abb. 6 - Mein Urgroßvater Johann Bier

Die Aufnahme stammt wahrscheinlich aus dem Jahr 1930

Urgroßvater (Abb. 6) ist im Jahre 1937 mit 78 Jahren verstorben. Die Großi ist 90 Jahre alt geworden, ich kann mich noch gut an sie erinnern. Jeden Sonntag Nachmittag gingen Mutti und die 3 Kinder sowie unsere Großmutter in die Altgasse an die Ecke zu Besuch. Da gabs

die feinen Nusskipferl, deren Geschmack ich heute noch im Sinn habe.

Der Tag in Billed ist wie im Fluge vergangen, ich habe mir vorgenommen, so bald wie möglich wieder zu kommen. Für mich bleibt bis zum Lebensende Billed - HEIMAT.

Wir Drei auf dem Weg in den goldenen Herbst unserer alten Heimat

Zwarwar die Hinfahrt nicht gerade etwas für Aug‘ und Herz, denn es regnete streckenweis, doch je näher wir unserem Ziel kamen, desto freundlicher wurde auch die Natur – gewiss zu unserer Begrüßung! Heimatliche Gefühle überkamen uns, als Adi Csonti schon vor dem Forums-Tor auf uns wartete. Unser gepflegtes Heimathaus empfängt alle seine Gäste aufs angenehmste, lässt jeden sich zuhause fühlen. So auch uns: Hannelore, Roland und mich, die wir einige Jahre nicht mehr da waren. Leider!

Selbst ein wohlschmeckendes Gemüsesüppchen hat man für uns bereit gehalten,was den langen Weg vergessen ließ und das Gespräch beflügelte, die WiedersehensFreude steigerte.

Die drei Doppelzimmer im Neubau waren somit belegt, denn außer uns war auch Hans Hahn aus Bologna da, den vor allem das Billeder Fischbecken mit seinen außerordentlichen Exemplaren immer wieder nach der alten Heimat zieht.

Unter der freundlichen Obhut von Adi und Roswitha fiel uns das Heimisch-Werden nicht schwer: Stets fanden sich für uns alle interessante Gesprächsthemen und Gründe zum Zuprosten.

Gewiss wollten wir Drei vor allem unsere Verwandten-Gräber besichtigen und die nötigen Reparatur- und Pflegearbeiten von Fachleuten machen lassen. Manches konnte schon zeitnah ausgeführt, anderes auf nächstes Jahr verschoben werden. Im Allgemeinen machen die beiden Friedhöfe einen be-

sonders gepflegten Eindruck: Immer mehr Gräber werden gereinigt, umsorgt, für Allerheiligen herausgeputzt, was jeden Besucher angenehm beeindruckt. Zum Glück fand sich auch die Person ein, die die - für uns - neue Friedhofskapelle vor dem Sauerländer Friedhof zeigte und Erläuterungen geben konnte, auch den Hinweis, dass die Stühle – was auch ersichtlich ist – baldigst ersetzt werden müssten. Roland sah die Lösung, wenn nur der Transport von Karlsruhe nach Billed gesichert wäre...

Die kurzen Ausflüge nach Temeswar ließen uns staunen über unzählige neue, imposante Bauten und Firmen, über all die Bemühungen, die „unsere“ Stadt als europäische Kulturhauptstadt der Welt im besten Licht präsentieren soll. Allein da ist noch manches zu tun!

Nicht nur das Banater Wetter war uns äußerst günstig gesinnt, auch die Menschen, mit denen wir uns trafen, waren gastfreundlich, entgegenkommend, so dass wir uns besonders wohl fühlten und die Zeit mit Roswitha und Adi, mit Maria und Mircea, mit Aurelia und Aurel als auch mit der sonntäglichen Kartenpartie im Forum besonders genossen, was auch das Foto verdeutlicht. Allen gilt unser herzlicher Dank und unser Versprechen, sie immer wieder gerne zu besuchen.

Schon auf der Rückreise fassten wir deshalb den Entschluss, bald wieder zu kommen, womöglich im Frühjahr! Wenn die Urlaubszeit es erlaubt...

PS: Fast vergessen hätte ich dabei unseren Abstecher zum Stift Melk, das wir immer wieder von der Autobahn

84 Begegnungen

aus bewunderten und deshalb gewünscht haben, es näher zu sehen, besser kennen zu lernen.

Unser Wunsch hat sich nur zum Teil erfüllt, weil wir erst spät ankamen und nur die weitläufige Anlage besichtigen und bestaunen konnten, aber verinnerlichen konn-

ten, dass auch unsere Vorfahren, auf dem Weg die Donau abwärts ins Banat, fasziniert hochschauten zu dem herrlichen Bau, der Benediktinerabtei, die sich jedem einprägt, auf weiteren Besuch einlädt, ebenso wie die 5.000Einwohner zählende österreichische Stadt Melk.

Stift Melk, das wir immer wieder auf dem Weg ins Banat von der

Autobahn aus bewunderten Begegnung bei der Billeder Kartenpartie: v.l.: Fauer Nikolaus, Adam Csonti, Elisabeth Martini, Hans Hahn, Erwin Rieder, Roland Russ und Nikolaus Maier.

Drei-Generationen-Reise nach Billed

Einlang gehegter Plan konnte im Sommer 2022 ausgeführt werden: die Drei-Generationen-Reise nach Billed. Der Wunsch war von den Enkeln, damals 15 und 13 Jahre alt, ausgegangen. Nachdem sie im Sommer 2019 mit ihren Eltern zum ersten Mal in Billed waren, stand für sie fest: Wir möchten wieder dorthin; dann sollen Oma und Opa Schütz dabei sein, sollen uns zeigen und erzählen, wie und wo sie in Billed aufgewachsen sind, wie ihre Familien und sie selbst dort gelebt haben.

Nach zwei Jahren Pandemie erschien es uns allen als etwas sehr Besonderes, als neun Mitglieder der Familie sich – aus verschiedenen Gegenden Deutschlands mit der Bahn durch Österreich und Ungarn angereist – in den letzten Juli-Tagen 2022 in Temesvar zusammenfanden. Vier Tage verbrachten wir in dieser Stadt, die sich darauf vorbereitet, 2023 Europäische Kulturhauptstadt zu werden, anschließend reisten wir für drei Tage nach Billed.

Jede der neun Personen wird die Tage ein wenig anders erlebt und unterschiedliche Eindrücke mitgenommen haben. Das wird verständlich, wenn mit bedacht wird, was die Einzelnen in ihrer Lebensgeschichte mit dem Ort Billed verbindet. Die Großeltern, die bei ihrer Ausreise erwachsen waren und eine eigene Familie gegründet hatten, freuten sich über den Wunsch der Enkel, doch erfüllte sie ein wenig skeptische Erwartung, was sie würden zeigen können; wieviel von dem, das ihre Eltern und ihre Vorfahren geschaffen haben, noch wieder zu erkennen ist und was sich wie verändert hat. Ihre Tochter und ihr Sohn hatten in einem prägenden frühen Alter

mehrere Jahre in Billed gelebt, waren nach einer Grundschulzeit in Temesvar mit den Eltern ausgereist und im Westen Deutschlands erwachsen geworden; sie waren gespannt, welche Erinnerungen lebendig werden; der Ehemann der Tochter, ohne biographischen Bezug zum Banat, aber seit vielen Jahren eingelebt in die Familie und ihre Geschichte, nahm intensiven Anteil daran. Die Enkel, zwei jugendliche Kinder der Tochter und ihr etwas jüngerer Cousin, näherten sich offen und neugierig allem, was sie über das Leben ihrer Großeltern und ihrer Eltern in diesem fremden Land erfahren. Die Mit-Großmutter und Autorin dieses Textes hatte zwei Motive, an der Reise teilzunehmen: Ich kam mit Kindheitsbildern aus ländlicher Gegend „Westpreußens“, heute in Polen gelegen, und der Flucht am Ende des 2. Weltkriegs, ich kannte das Verlassen einer Kindheitsheimat; vor allem hatte ich den intensiven Wunsch, jetzt Billed kennen zu lernen, nachdem ich in 25 Jahren (seit dem Beginn der Verbindung unserer Familien) viel von diesem Ort und vom Banat gehört und „Schwowisch“ zu verstehen gelernt habe. Monate vor der Reise waren die Gästezimmer im Billeder Heimathaus von Roswitha und Adam Csonti gebucht worden, dort fanden wir alle angenehme Unterkunft. Der Ort für unsere Mahlzeiten und lange Gespräche war die gemütliche, schattige Laube im Garten. Von dort brachen wir meist dreimal am Tag – vormittags, nachmittags und abends – je nach Lust und Befinden in unterschiedlicher Zusammensetzung zu langen Spaziergängen durch den Ort auf; einen Nachmittag verbrachten wir in der Aus-

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Heide

stellung zur Geschichte im Heimathaus. Eher langsamen Schrittes, weil überall Erinnerungen wach wurden, mitgeteilt und aufgenommen werden wollten, durchwanderten wir die Straßen, die in gleichmäßigem Schachbrettmuster den Ort ganz gerade von Ost nach West und von Nord nach Süd durchziehen, so wie sie zu Zeiten der Besiedlung im 18. Jahrhundert geplant wurden. Die Straßen sind gesäumt von Obstbäumen, die willkommenen Schatten boten; die Mirabellen waren voll reif, lagen am Boden, daneben viele noch nicht ganz reife Pflaumen. Nur ein Bruchteil davon werde heutzutage geerntet und verarbeitet.

Bei den Häusern, in denen die Großeltern als Kinder oder nahe Verwandte früher lebten, blieben wir lange stehen und schauten, was von außen zu erkennen war; angesichts der wirklichen Orte und durch die ausführlichen Erzählungen wurden Arbeit und Wirtschaften der Erwachsenen, frühe Mitarbeit der einstigen Kinder, auch Spiel und kindliche Streiche, die nicht selten empfindliche Strafen nach sich zogen, lebendig. Manchmal gab es wegen der langen Zeit, die inzwischen vergangen ist, unterschiedliche Meinungen, wer von den Bekannten und Verwandten wo gewohnt und was sich dort genau zugetragen hatte. Auf mich wirkte der Ort an diesen sonnigen, heißen Sommertagen freundlich, auch wenn manche Häuser verfallen sind und viele Anwesen nur ahnen lassen, mit wieviel Sorgfalt sie einst gepflegt und mit schmiedeeisernen Toren und Zäunen geschmückt waren. Die Kirchen, einige - nicht alle - Schulen und das Kulturhaus stehen noch am selben Ort, auch von dem dort Erlebten gibt es viel zu erzählen. Die Enkel und auch ich waren beeindruckt, wie fließend sich die Großeltern mit manchen

der heutigen Hauseigentümer in deren Sprache unterhalten konnten; das hatten sie in der Schule und im Beruf gelernt, aber in den Jahren in Deutschland seither kaum nutzen können. Die meist jungen Besitzer gaben bereitwillig Auskunft, wie und mit welchen Baustoffen sie die Häuser in viel Eigenarbeit modernisieren wollen. Nur wenige Menschen im Ort leben ganz von der eigenen Landwirtschaft, einen der Höfe mit großen Feldern und vielen Tieren durften wir uns von innen ansehen.

Die Sprachkenntnisse der Großeltern waren besonders wichtig, als Kontakt mit dem Billeder Gesundheitswesen nötig wurde, denn ein Mitglied unserer „Reisegruppe“ litt mehrere Tage lang unter immer quälenderer schmerzhafter Verstopfung. Billed hat einen ärztlichen Notdienst, der nachts und bis morgens früh um 8 Uhr erreichbar ist und aufgesucht werden kann. Die Ärztin gab beruhigende Auskunft, das Leiden könne am Klima- und Ernährungswechsel liegen, komme bei Besuchern Rumäniens öfter vor, müsse aber unbedingt behandelt werden; sie verschrieb Medikamente, die in den Apotheken des Ortes dank der erwähnten Sprachkenntnisse nach mehreren Besuchen zu bekommen waren und die das Übel zum Glück bis zum nächsten Tag zum Verschwinden brachten.

Soweit es ihre Zeit erlaubte, setzten sich Adam und Rowitha Csonti zu uns in die Laube, berichteten über das Leben und die Lebensverhältnisse im heutigen Billed. Der soziale Dienst „Essen auf Rädern“ bestimmt jeden Vormittag; zwei Mitarbeiterinnen aus dem Ort kochen mit Roswitha 40 Mahlzeiten, die dann in mit Namen beschrifteten „Henkelmännern“ mit dem Fahrrad zu bedürftigen alten Menschen gebracht werden, wobei zugleich das Gefäß vom Vortag abgeholt und mit zurück-

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gebracht wird – ein gut funktionierendes und für die Betroffenen sehr hilfreiches System.

Als wir vor der Rückreise nach Temeswar eine Stunde am Bahnhof in Billed verbrachten, weil für unseren Zug eine längere Verspätung angesagt war, konnten wir einen Wirtschaftsbetrieb, der wahrscheinlich Arbeitsplätze für Menschen aus Billed bietet, bei der Arbeit beobachten. Zu dem Betrieb gehören hoch aufragende Silos, wie sie zahlreich in der Umgebung zu sehen sind; hier stehen sie nah bei den Gleisen. Ein Güterzug wurde mittels einer großen Schütte mit Getreide aus einem der Silos beladen. Unsere Wartezeit wurde angenehm und ein wenig erheiternd unterbrochen, als wir bemerkten, dass ungefähr alle fünf Minuten der Lokomotivführer den Zug um eine Wagenlänge vorwärtsbewegte, um den nächsten leeren Wagen in die richtige Position zu bringen, so dass wieder eine Portion Getreide niederprasseln konnte. Erst im Rückblick wurde uns ganz bewusst, welche Vo-

raussetzungen diese Reise mit ihren aufwändigen Vorbereitungen und dem schwierigen Zeitmanagement bei allen Beteiligten ermöglicht hatten: Jedem und jeder einzelnen lag viel daran, die frühere Heimat der Großeltern und Eltern wiederzusehen oder neu kennenzulernen und sich mit der Geschichte und dem Wandel von Billed und dem Banat auseinanderzusetzen; wir wussten aber auch, dass das Zeitfenster für dieses Unternehmen wegen des Alters der Enkel und der Großeltern begrenzt ist. Eine Reisegruppe in dieser Zusammensetzung wurde möglich durch den engen Zusammenhalt, der diese wie viele Familien der Banater Schwaben auszeichnet, in dem sie sich nicht abschließen, sondern sich für hinzukommende Mitglieder und für andere Sicht- und Lebensweisen, vor allem der jüngeren Generationen, öffnen. Erfüllt von wieder erweckten Erinnerungen und neuen Eindrücken verließen wir Billed; das gemeinsam Erlebte hat uns enger verbunden und wird lange nachwirken.

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Eine amerikanische Hochzeit in Assisi

Seit

mein Onkel und Path (Pate) Franz Backes nach dem Krieg nicht ins Banat zurückgekehrt, sondern nach Amerika ausgewandert war, lebten unsere Familien sehr weit entfernt voneinander. Dennoch blieb die Verbindung recht eng, zunächst zwischen meinem Path, seinen Eltern sowie seiner Schwester und seinem Schwager, also meinen Eltern, später auch zwischen mir und meiner Cousine Linda und meinem Cousin Frank. Mit Linda habe ich oft telefoniert (sie konnte genug Deutsch bzw. eine Mischung aus Schwowisch und Hoch-Deutsch), Frank haben wir regelmäßig gesehen, da er sehr oft aus beruflichen Gründen in Deutschland war und uns dabei häufig besucht hat, manchmal auch zusammen mit seiner Frau Jo. Doch nach Lindas überraschendem Tod 2018 und Franks Rentenbeginn im vorletzten Jahr ist der Kontakt seltener geworden.

Umso mehr haben wir uns gefreut, als wir überraschend eine Einladung zur Hochzeit von Lindas zweitem Sohn bekommen haben. Die Hochzeit sollte in Italien stattfinden, in der Nähe von Assisi, obwohl auch Erics Frau Amerikanerin ist. Da auch unsere Kinder und ihre Familien (wenigstens teilweise) sowie Franz und Frieda Dugonitsch hinfuhren, Frank und Jo auch kommen wollten, haben auch wir uns zu der Reise entschlossen.

Gefeiert wurde Ende Mai in einem sehr schön gelegenen und auf Hochzeiten spezialisierten Castello oberhalb von Assisi: Sonntag war Zeit für Begrüßung und Austausch und einige lustige Kennenlernspiele. Die eigentliche Hochzeit fand am Montag statt, im Freien und

mit einem weiten Blick über die hügelige Landschaft, mit sehr gutem Essen, Musik und Tanz bis weit nach Mitternacht. Am Dienstag, dem dritten Tag, haben sich nach einem gemeinsamen Frühstück alle wieder auf den Weg gemacht, viele der Gäste aus Amerika zu weiteren Reisezielen in Europa, wir nach einem erneuten Rundgang durch Assisi, mehreren Kirchen- und Klosterbesichtigungen am nächsten Tag zurück nach Hause.

Lindas Mann Bob hatte uns bei seiner Begrüßung ausdrücklich als „seine Familie aus Deutschland“ genannt und alle hatten sich sehr gefreut, dass wir so zahlreich gekommen waren. Und so war es mal wieder eine Hochzeit, die uns trotz der eigentlich großen Entfernung zusammengeführt hat, wie 1969, als mein Path mit seiner Familie zu meiner Hochzeit nach Billed gekommen war, Linda und ich uns dabei kennengelernt hatten.

Im Jahr 1979, als sie und ihr Vater auch zur Hochzeit von Franz und Frieda gekommen waren. Und wie damals haben sich manche der jüngeren Familienmitglieder zum ersten Mal gesehen und kennengelernt – vielleicht ist dabei ja wieder eine neue familiäre Verbindung entstanden.

Abbildung rechts oben

Das Brautpaar mit Geschwistern und dem Vater des Bräutigams, Hermann und Anna Schütz und ihre Kinder

Abbildung rechts unten

Die amerikanisch-deutsche Hochzeitsgesellschaft beim Kennenlerntag vor der Hochzeit in Assisi

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Von Kiltge über Kiltgen zu Gilde

Die Geschichte eines Familiennamens und die Herkunft seiner Träger

„Liebes

Schwestergen … guten Tag meine kleine hochgelahrte ... Närrgen … Engelken …“ So wendet sich kein anderer als Johann Wolfgang Goethe (17491832) als 16-Jähriger in einem Brief an seine Schwester Cornelia.

Wir schreiben das Jahr 1765, es ist das Jahr der Gründung des Dorfes Billed in der Banater Heide. Der angehende Dichter verwendet die damals offensichtlich weit verbreitete Verkleinerungsform mit der Endung gen statt chen. Er meint damit Schwesterchen, Närrchen und Engelchen. Was dem Franken 1765 teuer war, ist dem Siebenbürger Sachsen heute noch billig. Im Siebenbürgisch-Sächsischen ist diese Diminutivform noch immer üblich. Findet der Siebenbürger eine Frau namens Rose liebenswert, sagt er schon einmal Rosgen. Diese Art der Diminutiv-Bildung hat es vor mehr als 250 Jahren offensichtlich auch im Luxemburgischen gegeben, das auch ein fränkischer Dialekt ist, und zwar eng verwandt mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen. In anderen deutschen Dialekten wird das Diminutiv mit der Endsilbe ke gebildet. So auch im moselfränkischen Dialekt in Luxemburg. So heißt heute noch ein etwas klein gewachsener Rat in Mecklenburg Rätke (Rätchen) oder klein Wilhelm am Niederrhein Willke (Willichen). Und dann die andere Mundart-Eigenheit: Was für den einen das stimmlose g ist, ist für den anderen Landsmann das k. Im Fränkischen wird g meist k ausgesprochen. So auch im moselfränkischen Dialekt in Luxemburg. Deshalb auch Kiltge und Kiltgen statt Gilde.

Als Goethe den Brief an seine Schwester verfasst hat, tragen sich zwei Brüder in Götzingen (Luxemburg) mit dem Gedanken, ins Banat auszuwandern. Im Sommer 1767 treffen sie in Großjetscha ein. Der eine namens Nikolaus Gilde, um 1742 in Götzingen geboren und am 16. Juni 1821 in Großjetscha gestorben, der andere, sein Bruder Michael, geboren um 1744 in Götzingen, im Kirchenbuch eingetragen unter dem Familiennamen Kiltgen, gestorben 1833 in Großjetscha. Der Vater der beiden ist in den Kirchenbüchern in Götzingen zu finden unter dem Namen Michael Kiltge. Dieser Michael Kiltge hat neben den beiden ausgewanderten Söhnen mit seiner Frau Maria Theis zwei weitere Jungen gezeugt. Sie sind als Petrus Kiltgen (1740) und Antonius Kiltgen (1743) im Götzinger Kirchenbuch verzeichnet. Das Dorf Götzingen hat heute gut 500 Einwohner.

Wie ungenau Pfarrer und Beamte mit Namen in jener Zeit umgegangen sind, zeigen nicht nur die Eintragungen in Götzingen, sondern auch jene in Wien, wo sich die Siedler registrieren lassen mussten, um gültige Pässe ausgestellt zu bekommen, Nikolaus Gilde ist in den Wiener Ausreiselisten unter dem Namen Niclas Gild aus Luxemburg verzeichnet. In Großjetscha sind die 15 Kinder des Nikolaus alle unter dem Familiennamen Gilde im Geburtenregister zu finden. Davon haben acht das vierte Jahr nicht erlebt, unter ihnen auch die fünf erstgeborenen. Das fünftgeborene, Josef (1775), ist der Stammvater der Billeder Gilde-Linie. Begründen wird sie sein 1804 geborener

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Abbildung

Von Kiltgen zu Petgen ist es nicht weit. Das Weingut Karl Petgen liegt im zu Perl gehörenden Nennig am rechten Saarufer. Auf der anderen Seite ist Luxemburg, woher die Kiltgens, die Vorfahren der Gildes, stammen. Die alte Verkleinerungsform hat sich im Falle Gilde nicht erhalten, dafür aber im Namen Petgen (Peterchen).

Foto: Johann Steiner

Sohn Jakob, der sich in Billed niederlassen wird.

Der Bruder des Nikolaus, Michael Kiltgen, wird zwölf Kinder zeugen. Davon wird die Hälfte den Namen Kiltgen, die andere den Namen Gilde erhalten. Von den sechs Kindern mit dem Namen Kiltgen wird lediglich ein Sohn das heiratsfähige Alter erreichen, jedoch zwei Jungen namens Gilde, und zwar Theodor und Philipp. In der nächsten Generation ist der Name Kiltgen verschwunden.

In Billed, aber auch in Großjetscha wird Gilde einer der häufigsten Familiennamen sein. Nach Ermittlungen des Heimatforschers Wilhelm Weber hat es 1971 in Billed 17 Familien mit dem Namen Gilde gegeben. Damit rangieren die Gildes an sechster Stelle nach Slavik (32), Mann (26), Klein (22), Thöres (22) und Hehn (18).

Doch zurück zur Billeder Gilde-Linie. Bis zum Exodus der Banater Deutschen nach dem Fall des Kommunismus 1989 werden dem Einwanderer Nikolaus Gilde in der neuen Heimat neun Generationen folgen. Nur wenige der neunten Generation erblicken das Licht der Welt in Deutschland. Die meisten der zehnten Generation werden aber schon in der alten-neuen Heimat Deutschland geboren. So auch Ralf Gilde, 1990 in Karlsruhe. Er hat den Stammbaum seiner Vorfahren mit Hilfe des aus Kleinbetschkerek stammenden Peter Senn erstellt. Dieser Artikel fußt auf den Ermittlungen Senns, Katharina Jobbas Mann, und Ralf Gildes.

Senn beschäftigt sich mit Ahnenforschung seit 2005. Er hat inzwischen 86.500 Personen in seiner Datenbank erfasst. Bei seinen Ermittlungen in Luxemburg ist es um die Vorfahren seiner Frau, um die Vorfahren der Familie Jobba, gegangen. Durch Zufall kontaktiert Senn 2007 in Luxemburg Rob Deltgen, der zur Jobba-Verwandtschaft gehört.

Deltgen ist der Vorsitzende von Luxracines.lu, es ist der Verein, der sich mit der Förderung von lokalen historischen und genealogischen Forschungen in Luxemburg und der Veröffentlichung der Ergebnisse beschäftigt. Senn ist inzwischen Mitglied von Luxracines.lu. und kann die Daten von Luxemburg oder von „Frisch+Banat“ durchsuchen.

Senns Forschungen sind aber nicht nur bei Jobba stehengeblieben. Er wollte weitere Familiennamen erforschen, wie Buttel, Reuter, Willwerth, Röser, Lichtfusz, Eichert, Alexius, Berg, Groß, Theissen, Thöresz (Tyres), Packi, Mumper und Mecher. Und mit dem Familiennamen Mecher hat er über Deltgen im September 2017 Pierrot Frisch kennengelernt, er ist inzwischen längst sein Freund. Frisch hat bei www.luxracines.lu die Genealogie „ Frisch+Banat“ aufgebaut (47.547 Personen, 18.656 Familien). Diese Genealogie erfasst die Luxemburger Auswanderer ins Banat. Mit dieser Bekanntschaft beginnt eine Zeit des regen Austausches von Daten. In den Banater Familienbüchern fehlen meistens Geburts- und Heiratsdaten der Einwanderer, Geburtsdaten ihrer Kinder und teilweise die Angaben deren Eltern. Deshalb hat Senn seinem Freund Frisch Kopien aus Banater Familienbüchern geschickt, und Frisch hat Senn die Ergänzungen der Daten zukommen lassen und in seiner Genealogie „Frisch+Banat“ erfasst. Senn hat den E-Mail-Austausch zum Teil gedruckt, es sind inzwischen zwei dicke Ordner geworden. Werner Gilde, der Vorsitzende der HOG Billed, hat Senn irgendwann angesprochen, ob er ihm vielleicht in der Erforschung seiner Vorfahren helfen könnte, und hat von seinem Freund Frisch die vorhin festgehaltenen Daten erhalten.

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Rückblick
Peter und Klara Schubert (Haus Nr. 833) mit Enkelinnen Wilmi, Lise und Rose im Sommer 1943. Einsender Wilmy Schortje

Einst Schüler in Billed

Elisabeth Martini, Barbara Wagner, Anna Mann, Hermann Schütz che vis-a-vis versammelten, Feiertag feierten.

Jahrgänge haben die Billeder Schule bzw. die deutsche Abteilung derselben besucht; die meisten von ihnen waren überzeugt, ein besonderer Jahrgang zu sein, gewesen zu sein. So auch der Jahrgang 1942, im Laufe der Jahre ergänzt durch einzelne Vertreter der Jahrgänge 1943 – um die geforderte Schüleranzahl der Klassen zu sichern – und 1940, 1941 nach der Heimkehr der Baragan-Verschleppten. Für Letztere war es nicht leicht, in paar Monaten sich einzugliedern und Kenntnisse aufzuholen, zumal manche 5 Jahre nur Rumänisch-Unterricht hatten.

Viele

Rückblickend fällt es mir ein, dass im Allgemeinen das Klassenleben „normal“ verlief, was natürlich lustige und weniger lustige Zwischenfälle nicht ausschloss.

Wenn ich auf „unsere“ Schülerstreiche eingehe, möchte ich vorausschicken, dass diese eher kindlich-naiv als böswillig-zerstörerisch waren – wie wir es heute als Mobbing in manchen Schulen erleben, was nicht selten zu Verzweiflung führt, ausweglos scheint.

Wie Ex-Kollegin Bewi sich erinnert, war unser größter Streich der vom Jahr 1956 und wir in der siebten Klasse (damals Abgangsklasse): Einstimmig hatten wir beschlossen, am Ostermontag statt in die Schule in die Kirche zu gehen. Die fälligen Strafen waren uns egal. Als logische Folge klingelte die Schulglocke an Ostermontag nur für zwei unserer Kollegen, die unter Strafandrohung ihrer Väter in der Klasse erschienen, während wir uns vor der Kir-

Am Tag darauf wurden wir schon am Schultor eingesammelt, mussten heim und mit einem Elternteil wiederkommen. Ohne unser Dabeisein wurde die Situation besprochen – während wir frei hatten. Doch Strafe musste sein! Unsere Klasse durfte beim Abschlussfest nicht mitwirken, auch durfte die sechste Klasse – wie üblich – zum Abschied nicht unseren Klassenraum schmücken und uns am Tor empfangen.

Mitfühlend hat unsere Klassenlehrerin Maria Jobba (SCH.) an jeden Platz einen schönen, sinnigen Spruch gelegt, worüber wir uns gefreut haben.“Mir ist nicht bekannt, dass Derartiges vorher oder nachher nochmal passiert ist. Wir waren Rebellen!“ (Bewi). Als solche haben wir unser „privates“ Abschlussfest – so unter uns – bei der Kollegin Susi in der Sauerländergasse organisiert, bei Musik getanzt und allen Kummer vergessen, zumal wir nun auseinadergingen, verschiedene Lebenswege einschlugen.

Die kleinen Streiche wollen wir natürlich auch nicht vergessen, wobei es sowohl die allzu strengen Lehrer (aus unserer Sicht) als auch die Kollegen betraf (mit denen man es ja wagen konnte). Bevorzugt war da Deutschlehrer Wolz, der öfters seine

Abbildung rechts

Rechts unten im Bild die sogenannte „Braunschule“ vor ihrem Abriss im Jahr 2021

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Brille oder sein Stuhlkissen in der Kanzlei vergaß und schon beim Betreten der Klasse rief: „Schütz, meine Brille...!“ Und der flitzte schon los.

Einmal betrat dieser Lehrer den Klassenraum, forderte Ruhe, doch wir schienen das zu überhören. Am Katheder angekommen, wartete er, um plötzlich ganz laut zu werden: „Sie wurschteln, wursteln...“ und unerwartet flog das Deutschbuch bis an die hintere Klassenwand, haarscharf an Lissis Kopf vorbei.

Das Ganze blieb ohne Folgen, da unsere Eltern mit viel gewichtigeren Problemen konfrontiert waren. Deswegen war es der größte Spaß, Lehrer Wolz mit seiner Vorliebe für Blumen reinzulegen.

Stets roch er daran, wenn sie auf dem Pult standen, so auch als es Kaiserkronen waren. Das nutzte Hans - weniger am Deutschunterricht als an einem Streich interessiert - bestrich kurz vor dessen Erscheinen die Blumen mit Tinte. Die ganze Klasse wartete gespannt: Er roch daran und die Klasse wurde unruhig. Da stand der Übeltäter ganz unschuldig auf und sagte (wie üblich): „Genosse Professor, Genosse Professor hat Tinte an der Nase.“ Die Klasse lachte laut auf ... Es vergingen Sekunden, bis Lehrer Wolz mit einem Schmunzeln sagte: “Weimer, komm mal her!“ Der ging hin, bekam eine Ohrfeige, setzte sich wieder an seinen Platz und der Unterricht begann.

Hatte es der anders interessierte Weimer auf Kollegen abgesehen, dann musste auch mal ein Zopf dran glauben. Das wurde damals nicht gar als Katastrophe ausgelegt,

sondern eben nur der andere Zopf auch gekürzt (Anna). Andere Zeiten, andere Maßnahmen.

Erfinderisch war unser Kollege Weimer auch. Da erinnert sich manch einer an das Ziehen an Socken und Strümpfen, das so plötzlich von unten kam. Da kroch der „Übeltäter“doch mit präparierten Heftklammern an einer Schnur unter die Bänke und zog die vor ihm Sitzenden an den Socken bzw. Strümpfen. Er hatte seine Freude an den verdutzten Gesichtern der Betroffenen.

Streiche waren nur ein Ventil, um mit dem Frust der Zeit fertig zu werden. Als Not herrschte, brachten wir Schüler vor Unterrichtsbeginn sogar das nötige Brennholz in die Klasse. Auch beschenkten wir unsere Klassenlehrerin zu Weihnachten mit einem geschmückten Christbaum, weil wir ihr eine Freude machen, unsere Dankbarkeit zeigen wollten. Das Leben war eben doch bunt!

Durch Lehrer Hans Weber angeregt, spielten wir viel Völkerball, kämpften verbissen um den Sieg. Der war uns Mädchen natürlich trotz aller Anstrengungen nicht gegeben, da der Lehrer stets das Lager der Jungs verstärkte, was Kollegin Bewi zur Rotglut reizte.

Abbildungen links

Der Innenhof der ehemaligen „Braunschule“ in Aufnahmen von Hans Martini im Jahr 2005

Im Braun-Gebäude fühlten wir uns geborgen, zumal Wess Nantsch und Vedr Feri für Ordnung und Sauberkeit sorgten, nicht immer allzu rücksichtsvoll. Dass dieser Ort unserer gemeinsamen Schulzeit, der Ort vieler angenehmer oder unangenehmer Erinnerungen jetzt überhaupt nicht mehr existiert, abgetragen wurde, weil er seinen Zweck erfüllt hatte, nicht mehr gebraucht, dementsprechend nicht gewartet wurde, vergammelte, stimmt uns nachdenklich, traurig. Auch Achtzigjährige waren mal Kinder, haben ihre Erinnerungen und unsere sind zum Teil an die Billeder Braun-Schule geknüpft.

Rückblick 99

Gschichte aus dr Scholzeit

Bevor

ich anfang zu schreiwe, hoff ich, dass die ehemaliche Klassekumraade mer nett bees sen, wann ich ehre Naame nenn. Ich hätt se gäre um ehre Erlaubnis gfrot, awer leider sen se nimmi uner uns.

De braavschte aus dr Klass: Waaret de Hans odr de Hermann? Weil ich e schlemme Schiller waar, obwohl recht groß, musst ich ab dr 5. Klass immer vore setze, dass die Lehrerinne un Lehre mich besser beowachte kenne, was ich so treib.

Beim Deitschunerricht hatte mr de Herr Wolz. E aarich gude Lehre, wie aach all unser anre Lehrerinne un Lehre. Er hat aarich laut on betont gerett un aach vorgeles. In dr 5. Klass hat de Weimer Hans hinner mer gsetzt, (wahrscheinlich waar ne dann doch braaver wie ich).

Ich wääs nimmi genau, wie et war: Han ich net ofgepasst odr wollt de Herr Wolz mich priefe, ob ich mei Hausaufgabe gemach han - of jede Fall hat ne mich ofgeruf. De Hans hat et irgendwie fertichgebrong, mich an dr Lehn von dr Bank fescht zu benne, so dass ich nett han kenne ofstehn. Weil mer das net gelung is, hat de Hans schon herzhaftich gelacht. Nohdem de Herr Wolz mich nochmol ofgeruf hat un ich emmer noch nett ofgstan sen, wollt ne sich die Gschicht anschaue, vor was de Hansun mittlerweil aa noch paar anre - das so luschtich fenne, dass ich net ofstehn. Ich han jo proweert, haat jo schon de Fuß newer dr Bank, awer läder es et mr net gelung. Do hat de Herr Wolz mr of de Fuß getreet, das hat recht weh geton, er waar jo kä Leichtgwicht. Nateerlich han vill et luschtich gfon, was‘m Hans do gelung es.

Welch Strof mr kritt han, wääs ich nimmi genau, awer ich denk, e paar Kopfniss waare bestimmt drbei. Bei dr nächscht Gschicht waar ich mol net drbei, awer han se noch recht gut in Erinnerung. Et waar zufällich aa in dr 5. Klass un in dr Deitschston vom Herrn Wolz. De Maurer Adam un de Matto Fery han hine in dr letscht Bank gsetzt un hann, wie mer Billeder gsaat han, Fickmill (Mühle) gspillt. Äne von dene Zwaa hat als Figure Bohne katt. De Herr Wolz muss gemerkt han, dass die Zwo sich met was beschäftiche, hat sich ganz vorsichtich bes an die Bank gschlich, wo die Zwo gsetzt on gspilt han. Wahrscheinlich waar die Partie aarich spannend, dass se net gemerkt han, dass se beowacht gen. Wie de Herr Wolz drvor gstan un gsiehn hat, was die treiwe, es et ausm rausgfahr: „In meiner Stunde spielt ihr Bohnen?“ Was die Zwaa vorch Strof kritt han, wäs ich nimmi, awer ohne es et bestimmt nett gewehn.

Bei dr nächscht Aktion waar ich aa beteilicht, et waar kä enzl Aktion, ich wäs awer net, von wem die Idee gstammt hat, die hat sich in dr 6. odr 7. Klass zugetraa.

An dr Kerweih hat mr so kläne Balle kaafe kenne, wo met Sähmehl gfillt un an Milichgummi gebonn waare for se werfe un selwer fange odr mr hat of jemand anre geworf, gewehnlich of Mädcher. Ewich han die Balle jo net kal, no han mr de Gummi for Puschka ingsetzt: Än Enn hat mr um de Daume, das anre Enn um de Zeigefinger gebunn, un schon hat mr e Puschka kat. Als Munition hat mr die Stille von de Kaschtanierblätter benutzt, on Zielscheib waare oft die Mädcher, wann se aus dr Mai-

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Die Jahrgänge 1945-46 im Schuljahr1958-1959. Aus dem Bilderalbum von Elvira Slavik.

andacht komm sen. Das hat ganz scheen weh geton on aa bloe Flecke genn, derfor well ich mich noch entschuldiche.

In der Zeit es mr in der Schol nett of Waffen kontrolleert gen, un so haat ich mei Puschka meischt im Hossesack. An dr Mauer iwer die Gass von der Schol han in dere Zeit die Biller vom Marx, Engels, Lenin on vom Stalin khonk. Am e schene Taach hat äne von uns die Vier als Zielscheib ausgsucht, awer well mr kä Stillä von Kastanierblätter haade, hann mr aus Papierknedle Munition gemach - un schon es de erfolgreiche Kampf losgang.

In korzer Zeit waare die vier Herrschafte dorchlechert wie e grob Sipp.

Die Frau Slavik hat das wahrscheinlich in dr Erdkunde-Ston gsiehn. Ich menn nett, dass se uns gfrot hat, wer das waar, hat glei de Scholdiener, de Vedr Fery, beauftragt, die Biller abzuhänge un nei inzurahme, awer mit Glas drvor. Dasmoll sen mr gaarnet gstroft gen, vielleicht aa ausm gewisse Grund...

PS

E Schriftstellerin hat mol behaupt: „Die Farbe der Erinnerung trügt“. Kann schon sen!

Schnorkse und pischpre, bamble und gumbe

ImSchwowischen und natürlich auch im Billedrischen gibt es verschiedene Möglichkeiten, Wörter zu bilden. Ich habe mir mal die Tätigkeits- und Eigenschaftswörter angesehen und ganz entzückende Wörter gefunden, die man so im Hochdeutschen nicht kennt und bei denen man „et Maul so richtig voll holle kann.“

Die Bildung der Tätigkeitswörter geschieht mit folgenden Endsilben: -se, re, -le und -e. Hier ein paar Beispiele mit der Endsilbe -se: hoppse – hüpfen jukse – jauchzen gaapse – gähnen gaudse – bellen schnorkse – schnarchen spautse – spucken kräkse – stöhnen tripse – tröpfeln worgse – würgen schlurpse – schlurfen

Die Wörter, die auf -re enden, lassen sich auch ganz wunderbar aneinanderreihen: joomre – jammern glure – glotzen pischpre – flüstern plennre – umziehen bollre – knallen flatschre – flattern gammre – verlangen, dieses Wort wird übrigens nur in Billed verwendet

Mit der Endsilbe -le kann man sich an folgenden Wörtern erfreuen: hutschle – schaukeln broddle – nörgeln, murren knoddle – erfolglos an einer Sache tätig sein bamble – baumeln zwiwle – piesaken kamble – kämmen, das wird so auch in Österreich verwendet fratschle – Kleinhandel betreiben verstrudle – verstreuen puddle – wühlen, dieses Wort kommt aus dem Englischen, wo es planschen bedeutet

Mit der Endsilbe -e möchte ich auf folgende echte Billeder Tätigkeitswörter hinweisen: gumbe – schlummern lunze – im Bett oder auf dem Diwan faulenzen maaje – besuchen balwiere – rasieren plättsche – klatschen schucke – etwas z.B. einen Ball hin und her schieben schenne – schimpfen pichte – lauern pattsche – platzen gfrette – sich mühen picke – kleben

Diese letzten beiden Wörter sind wienerischen Ursprungs. Es ist erstaunlich, dass besonders in den rheinfränkischen

102 Dialekt

Banater Mundarten, also auch im Billedrischen, viele Wörter aus dem Wienerischen übernommen wurden. Ich erinnere nur an Riwisle, Inbrenn, Gerwe, Karfiol, Plutzer, Tatzn, Frääs, Fopper und viele andere mehr. Auch bei den Eigenschaftswörtern gibt es schöne Beispiele für besondere Billeder Wörter: dambich – kurzatmig, schon Goethe hat das Wort dämperich bei Pferden verwendet glihdich – glühend bakschierlich – niedlich grutzich – verkümmert knuschtich – schmutzig kohnich – schimmlig, Kahn ist ein altes Wort für Schimmel ooschärich – unansehnlich, schwach entwickelt plackich – kahl rapplich – unberechenbar schiwatzich – grindig, kommt aus dem Rotwelschen Schibatz für Krätze schmudich – schwül stromich – gestreift wackrich – wach Wenn man sich diese kleine Auswahl der Tätigkeits-

und Eigenschaftswörter durchliest, bekommt man schon einen Eindruck der kraftvollen Billeder Mundart. Ich genieße es immer, wenn jemand mit mir so richtig billedrisch spricht. Ich verstehe alles und speichere es ab, aber es fällt mir schwer eine Unterhaltung auf Billedrisch zu führen. Und immer, wenn ich denke, jetzt kenne ich in der Theorie jedes Wort, jede Wendung, kommt wieder etwas Neues, was ich tatsächlich noch nicht gewusst habe. Deshalb werde ich immer weiterlernen und mein Billedrisch erweitern.

So geht es mir auch mit den anderen beiden Dialekten, für die mein Herz schlägt. Zum einen das Wienerische, dem das Billedrische so viele schöne Wörter zu verdanken hat. Auch hier erweitere ich ständig meinen Wortschatz, doch damit werde ich wohl genauso wenig fertig werden. Aber die Freude ein neues Wort zu entdecken ist einfach zu schön.

Zum anderen geht es mir so mit meinem Fränkisch. Ich spreche es schon, aber natürlich nicht so vollkommen und rein wie echte Franken. Aber ich übe ja erst seit 60 Jahren. Und deshalb will ich meine Ausführungen auch mit dem Fürther Jodler beenden: Däi hulli alli oo – Die hole ich alle ab

Die Küchenwand in der Billeder Heimatausstellung

Auswanderungen aus dem Veischedetal in das

österreichisch-ungarische Banat 1763 – 1788 (Teil 2)

(Teil 1 im Heimatblatt 2020 Seiten 66-77)

Die Ansiedlung der Auswanderer im Banat

Nach der Registrierung in Wien bekamen die Auswanderer neben der Auszahlung von 6 Florin Reisegeld auch die erforderlichen Ansiedlungspässe für die Weiterfahrt. Auf Schiffen und Flößen ging es dann auf den letzten Streckenabschnitt donauabwärts über Ofen in Richtung Banat. Die Fahrt auf der unteren Donau war noch gefährlicher als die Fahrt nach Wien, da hier der Wasserweg noch weitgehend unausgebaut war. Dazu kam das ungewohnte Klima. Anhaltender Landregen wechselte mit tropischer Hitze. Sumpffieber in den Überschwemmungsgebieten und die schon erwähnten klimatischen Bedingungen führten schon während der Reise zu zahleichen Todesfällen. Wegen Seuchengefahr musste man oft im Ausbootungshafen Pantschowa eine dreiwöchige Quarantäne über sich ergehen lassen. Für die Jahre 1767 und 1768 ist bezeugt, dass nur etwa ein Drittel der Auswanderer überhaupt das Banat erreichte. Die niederschmetternden Eindrücke des Landes und die vielen Krankheitsfälle stimmten viele Siedler missmutig. Etliche Familien gaben auf und kehrten heim. Ansonsten dauerte im günstigsten Falle die Reise von Wien bis in das Banat rund 15 Tage.

Nicht alle Kolonisten, die sich in Wien hatten registrieren lassen, kamen in ihrer neuen Heimat an. Wie oben schon angedeutet, dezimierten Unglücke, Krankheit oder Tod die Reisenden. Eine nicht unbeträchtliche Anzahl folgte auch den Lockungen privater ungarischer Grund-

herrschaften. Sie ließ sich dann in Ungarn nieder. Der Prozentsatz der durch Tod oder Privatansiedlung abgängigen Kolonisten wird auf 10 – 20 % geschätzt.17

Nach der ersehnten Ankunft machte sich oft eines breit: Enttäuschung. Das viel gerühmte Land entpuppte sich als ödes, morastiges Flachland, das erst unter Aufbietung aller Kräfte urbar gemacht werden musste. Die Ansiedlerhäuser – sehr bescheidene Bauten, die im Prinzip aus gestampftem Lehm mit Stroh- oder Schilfdächern nach ein und demselben Modell errichtet wurden – waren oft noch nicht fertig gestellt. Die Ansiedlung der ersten Familien in den Jahren 1763 bis 1765 wurde daher nicht, wie ursprünglich vorgesehen, in den durch Entwässerung siedlungsfähig gemachten Gebieten vorgenommen, sondern ausnahmslos in schon bestehenden deutschen Dörfern wie Bruckenau, Perjamosch und anderen. Mit dem Bau neuer Häuser oder Dörfer musste noch begonnen werden. Die Kolonisten wurden daher zunächst bei früheren deutschen Ansiedlern einquartiert. Bis zur Fertigstellung der eigenen Häuser dauerte es manchmal mehrere Jahre. Die Ansiedlungsbehörden zahlten den quartiergebenden Familien für die Aufnahme von Ansiedlerfamilien, die noch keine Bleibe hatten,

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Walter Stupperich, Heimatforscher aus Grevenbrück

pro Kopf und Nacht einen Kreuzer, den sogenannten „Schlafkreuzer“. Diese „Schlafkreuzer-Rechnungen“, die letztendlich Zahlungs- und Verrechnungslisten der Ansiedlerbehörden waren, sind heute wertvolle Dokumente, die aufgrund der vielen Eintragungen Auskunft geben können über sowohl die quartiergebenden Familien als auch über die neuen Ansiedler. Die Schlafkreuzer-Rechnungen sind heute Teile der „Banater Akten“, die sich im Österreichischen Staatsarchiv befinden.

Unendlich schwer hatten es die Siedler in ihrer neuen Heimat. Der völlig überwucherte Boden musste gerodet und die Sümpfe mussten entwässert werden. Am Anfang standen Not und Tod. Furchtbare Opfer forderten die Pest- und Cholera-Epidemien sowie das Sumpffieber. Bereits am Ende des ersten Jahres im Banat starben viele Einwanderer des ersten Einwanderer-Zugs. Das Sterben ging weiter in den Jahren 1767 – 1769. Schon vier Jahre später raste eine neue Seuchenwelle über die junge Siedlergemeinde. In den Jahren 1770 und 1771 waren wiederum viele Opfer zu beklagen.18 Bald zog sich das Banat einen furchtbaren Namen zu: „Grab der Deutschen“.19 Es liegt die Vermutung nahe, dass die Zahl der Aussiedler innerhalb von fünf Jahren auf fast die Hälfte seines ursprünglichen Bestandes zusammengeschmolzen war. Ein hoher Blutzoll, den die neue Heimat von ihren Kindern forderte!20 Wie der Verfasser dieser Zeilen von jetzt in Deutschland ansässigen ehemaligen Banatern gehört hat, ist man auch der Meinung, dass die Sauerlän-

der, die von der Heimat her ein raueres Klima gewohnt waren, mit dem feuchten Klima in den Sumpfgebieten des Banates nicht so gut klar kamen wie etwa die süddeutschen Siedler, die doch ursprünglich ein milderes Klima gewohnt waren.

Die Ankömmlinge aus dem Sauerland wurden in geschlossenen Gruppen zumeist im Norden des Banats angesiedelt, dem man vor allem im Falle eines neuen Türkenkrieges große militärische Bedeutung beimaß. Das schon bestehende Tschanad wird zu einem Zentrum der Sauerländer, ebenso wie die Ortschaften St. Nikolaus oder Bruckenau, die mit ihren „Sauerländer Gassen“ oder ihrem „Sauerländer Eck“ von der Herkunft der Siedler zeugen. Die Sauerländer bleiben anfangs gern unter sich. Ihr starker landsmannschaftlicher Zusammenhalt wird durch verwandtschaftliche Beziehungen und ihre Sprache verstärkt. Doch schon in der zweiten Generation wird diese Absonderung für ein neues Gemeinschaftsgefühl aufgegeben. Mit der Vermischung verschiedener Dorfkulturen bildet sich im Banat ein eigenes Brauchtum heraus, das über die Eigenarten jedes Dorfes hinaus viele gemeinsame Züge trägt.

17 Treude: Auswanderungen, S. 28ff.

18 Treude: Auswanderung, S. 63.

19 Retzlaff, Hans: Deutsche Bauern im Banat. 1939, S.9ff.

20 Stracke, Klemens: Zweihundert Jahre, S.58ff.

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Ahnenforschung
Dorfsiegel Billiet 1772

Einzelpersonen und –schicksale

Dieersten Banat-Auswanderer aus dem hiesigen Raum, die in Wien registriert wurden (15. März 1765), waren – wie oben schon beschrieben- die Kirchveischeder Joannes Jostes, Friedrich Jostes, Joannes Coers und Valentin Bense.

Joannes Jostes, der mit Ehefrau Agnes Wise und Töchterchen Anna Margarete auswanderte, sowie der ledige Friedrich Jostes, sicherlich sein Bruder, wurden in Perjamosch angesiedelt. Der Ort liegt im nördlichen Teil des rumänischen Banats, nahe der ungarischen Grenze. Bereits 1724 waren hier die ersten deutsche Siedler in dem zu jenem Zeitpunkt entvölkerten Ort eingetroffen. Der Familienname „Jostes“ hatte sich nach der in Wien erfolgten Registrierung in „Jost“ verändert. Nach Angaben Friedhelm Treudes verstarb Friedrich Jost in Perjamosch am 5. August 1786 im Alter von 64 Jahren21. Wenngleich in dem Ortsfamilienbuch von Perjamosch22 bei diesem Verstorbenen ein anderer Geburtsort steht, gehe ich davon aus, dass es sich hier um den Auswanderer aus Kirchveischede handelt. Friedrich Jost heiratete zweimal. Aus der ersten Ehe gingen neun Kinder hervor, in der zweiten Ehe waren es zehn Kinder. Sieben Kinder starben im Kindesalter. Zwei Generationen weiter, bis 1893, kann man die Nachkommen dieses Friedrich Jost in Perjamosch noch verfolgen. Es ist möglich, dass die zuletzt dort ansässige Familie in einen anderen Ort zog oder im Mannesstamm ausstarb. Von dem Mitausgewanderten Joannes Jost nebst Ehefrau und Kind sind keine weiteren Angaben vorhanden.

Über das Schicksal der zwei weiteren Kirchveischeder Auswanderer Joannes Coers und Valentin Bense konnte

nichts ermittelt werden. Beide Familien sind in den Kirchveischeder Kirchenbüchern nachweisbar. Da es in jener Zeit zwei Personen mit Namen Joannes Coers in Kirchveischede gab (Joannes Coers, geb. 27. 3. 1718, Joannes Coers geb. 11. 1. 1733) ist wegen fehlender weiterer Angaben nicht feststellbar, wer von diesen beiden ausgewandert ist. Aufgrund sowohl der vorhandenen Kirchveischeder Kopfschatzregister von 1759 und 1764 als auch des Viehschatzregisters von 1760 ist von einer beschränkten wirtschaftlichen Lage des Joannes Coers auszugehen. Im späteren Kopfschatzregistern von 1784 taucht dann der Name „Geers“ auf. Dieser Name könnte sich aus „Coers“ entwickelt haben. Auch von dem ausgewanderten Valentin Bense, geb. 1723, kann sowohl in Kirchveischede als auch im Banat nichts Näheres ermittelt werden.23

Die ersten Auswanderer aus Bilstein landeten am 30. 4. 1765 in Wien. Es waren dieses Johann Fischler (Fischer) und Friedrich Bender. Es folgten dann am 14. 5. 1765 Alexander Bauermann, Anton Schuhmacher, Johann Schultz, Johann Rulach, Franz Göckel, Caspar Bruma und Alexander Mosbauer. Am 29. 5. 1765 gibt ein Johann Peter Korek als Heimatangabe „Wildstein aus Westphalen“, also Bilstein ist hier gemeint, an. Dieser Auswanderer wird um 1718 in Bilstein geboren worden sein, wohnte nachweislich nach seiner Heirat mit Katharina Quieters aus Rönkhausen in Schönholthausen. Zugleich mit Johann Peter Korek landet ein Bernhard Fohs in Wien.

Am 10. 6. 1765 kommen dann noch Heinrich (Fochs) Voss, David Vaso (Voss) und Johann Degenhart in Wien an. Am 31. 5. 1766 werden Johann Weißenfels, Johann Adam Pana und Johann Wilhelm Nebeling und am

106 Ahnenforschung

5. 6. 1766

Johann Lekers in Wien

registriert.

Die Bilsteiner Auswanderer Friedrich Bender, Johann Degenhart und Heinrich Voss wurden in Tschanad angesiedelt. Der Ort liegt im westlichsten Zipfel von Rumänien, nördlich von Sankt-Nikolaus, dicht an der Grenze zu Ungarn. Die Gemeinde befindet sich zwischen dem Marosch und der Aranka, wobei der Marosch die natürliche Grenze zu Ungarn bildet. Bereits zwischen 1723 und 1726 wurden schon einige deutsche Familien dort angesiedelt. In den Jahren 1764 – 65 wurde Deutsch-Tschanad von Baron Laffort um 139 Häuser mit Familien aus dem Sauerland erweitert. Diese Familien stellten fast ein Drittel der gesamten Ansiedler in diesem Ort.

Friedrich Bender, geb. um 1724 in Bilstein, war in erster Ehe verheiratet mit Anna Maria (Geburtsname unbekannt) aus Menden/Sauerland. Sie war wohl den Strapazen der Reise nicht gewachsen und starb in Tschanad am 4. 1. 1766 im Alter von 30 Jahren. In zweiter Ehe heiratete er Anna Maria Gerbl. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor, wovon zwei im Kindesalter starben. Kurz nach der Geburt des letzten Kindes verstarb die Mutter im Alter von 40 Jahren. Friedrich Bender heiratete zum dritten Mal, und zwar die Witwe Katharina Kluger, mit der er noch eine Tochter bekam. Nach dem Tod von Friedrich Bender am 30. 8. 1802 verliert sich die Spur dieser Familie im Banat24.

Über den Bilsteiner Auswanderer Heinrich Voss (in Wien registriert als „Fochs“) könnte es sich um den in Tschanad sesshaft gewordenen Heinrich Fuchs handeln, der allerdings bereits 1771 im Alter von 50 Jahren verstarb. Er bekam mit seiner Ehefrau Anna Maria sieben Kinder, von denen vier im Kindesalter verstarben. Aus

den Ehen seiner drei Söhne überlebten nur die weiblichen Nachkommen, sodass die Familie im Mannesstamm m. E. erlosch25.

Auch der am 29. Mai 1765 in Wien registrierte Bernhard Fohs (Voss, Fuchs) lässt sich in Tschanad nieder. Er ist offenbar ein Sohn des bereits genannten Heinrich Voss. Bernhard Voss bekommt mit seiner Ehefrau Anna Maria Katharina drei Kinder, die aber alle bereits früh versterben. Bernhard tritt einige Male als Trauzeuge in Tschanad auf, sonst ist aber über ihn nichts bekannt.

Der in Bilstein vor 1718 geborene Johann Peter Correk (Korek; registriert als „Koreck“) wanderte nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Katharina Quieters aus Rönkhausen um 1751 mit den zwei Kindern aus dieser Ehe sowie seiner 2. Ehefrau Anna Elisabeth und den vier Kindern aus dieser Ehe nach Ungarn aus. In Wien wurde er registriert am 29. 5. 1765. Nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau heiratete er erneut, und zwar Gertrude Heimberger aus Altenilpe. Mit ihr bekam er 11 Kinder. Aufgrund seiner zahlreichen Nachkommen, die auch überwiegend männlich waren, wuchsen in Tschanad zahlreiche Familien bzw. Generationen heran, die bei Interesse einer umfangreichen Familienforschung bedürften26 . Es kann daher hier nicht im Einzelnen darauf eingegangen werden.

Der Bilsteiner Auswanderer Johann Schultz (oder auch „Schulte) wurde offenbar in Groß Sankt Nikolaus/Banat angesiedelt. Näheres konnte aber nicht ermittelt werden. Ebenso wie Johann Schultz ließen sich Anton Schuhmacher und Johann Fischler (Fischer) in Groß Sankt Nikolaus nieder. Johannes Fischer, von Beruf Schuster und Schneider, hatte offenbar den Namen seiner Ehefrau Margaretha Fischer, gt. Cösters angenommen und

Ahnenforschung 107

hieß ursprünglich Johannes Hauffnagel. Er heiratete um 1760 die Witwe Margaretha Fischer, die drei minderjährige Kinder mit in die Ehe einbrachte27. Vor ihrer Abreise in das Banat verkauften die Eheleute am 26. 1. 1765 das Fischers Haus und Gut in Bilstein an Wilhelm Fischer28. Mit ihren drei Kindern Johannes, Anna Maria und Maria Elisabeth Fischer traten sie dann die Ausreise in das Banat an, auf der sie dann am 30. 4. 1765 in Wien registriert wurden.

Leider liegt von dem Ansiedlungsort Groß Sankt Nikolaus derzeit noch kein Ortsfamilienbuch vor, es soll aber in Bearbeitung sein. Vielleicht kann man dann erneut Recherchen über den Verbleib dieser Familien anstellen.

Der Ort Groß Sankt Nikolaus oder heute Sânnicolau

Mare liegt im äußersten Westen Rumäniens, 64 km nordwestlich von Timișoara (deutsch: Temeswar). Er ist eine Grenzstadt und liegt etwa 8 Kilometer von Ungarn und 25 Kilometer von Serbien entfernt. Der Ort befindet sich am Ufer der Aranka, einst ein Nebenarm des sechs Kilometer nördlich fließenden Marosch. Die ersten deutschen Siedler kamen hier bereits 1752 an und prägten das Ortsbild. Viele Sauerländer Familien ließen sich hier nieder. Im April 1765 zählte der Ort 164 deutsche Familien.

Die am gleichen Tag mit den Bilsteinern Johann Schultz und Anton Schuhmacher am 14. 5. 1765 in Wien registrierten Alexander Bauermann, Johann Rulach, Franz Göckel, Caspar Bruma und Andreas Mosbauer sind mit größter Wahrscheinlichkeit keine Bilsteiner gewesen. Sie haben sich sicherlich auf der Reise dem Trupp der Bilsteiner angeschlossen und sind daher in Wien als von Bilstein kommend erfasst worden. Über diese Personen liegen kei-

ne Angaben in den Kirchenbüchern von Bilstein vor. In den Banater Akten werden sie aber durchweg als „v. Bilstein, a. d. Kölnischen“ kommend aufgeführt.

Keine genauen Angaben über den Herkunftsort sind ebenso in den Banater Akten zu finden von dem am 10. 6. 1765 in Wien registrierten Bilsteiner Auswanderer David Vaso (Voss, Fuchs). Bei Johann Degenhart, der auch in dieser Bilsteiner Truppe verzeichnet wird, ist in den Banater Akten allerdings der Hinweis auf „Heinsberg b. Kirchhundem“ als Herkunftsort enthalten. Er wurde in Tschanad angesiedelt.

Von den Auswanderern Johann Weißenfels, Johann Adam Pana, Johann Wilhelm Nebeling und Johann Lekers, die im Mai und Juni 1766 in Wien ankamen, ist bekannt, dass Johann Weißenfels sich in dem Ort Sackelhausen unweit Temeswar niederließ. In Sackelhausen könnte sich auch Johann Wilhelm Nebeling niedergelassen haben, da hier ein nur wenige Monate altes Kind dieses Auswanderers gestorben ist. Allerdings findet sich auch in dem Ortssippenbuch von Billed eine Anna Nebeling aus Bilstein, geb. 1707, wieder, die zusammen mit dem vorhin genannten Johann Wilhelm Nebeling ausgewandert sein könnte. Nähere Aufzeichnungen liegen nicht vor.

21 Treude, Friedhelm: Auswanderung, S. 204.

22 Krämer, Anton: Perjamosch und Perjamosch-Haulikim Banat. 2000, S. 669.

23 Treude, Friedhelm: Auswanderung, S. 205.

24 Hinkel, Brunhilde: Ortssippenbuch Tschanad/Cenad 1764 – 2007. 2007, S. 114f.

25 Ebenda, S. 282ff.

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26 Ebenda, S. 543ff.

27 Stadt- und Landständearchiv Arnsberg, Schatzungsliste Bilstein 1764, Liste IV A 14/15

28 Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, Hzgtm.Westfalen, Hypothekenbuch des Amts Bilstein 1724 – 1810, Bd. 5, Fol.623 – 631

Abbildung

Ruhestätte der Familie Stuprich in Hatzfeld, 1965. (Archiv Walter Stupperich)Bild 3 / 8

Ursachen der Auswanderung

Dengrößten Teil der Banat-Auswanderer der Jahre 1765 bis 1768 stellte aber das Dorf Oberveischede. Insgesamt machten sich in diesen Jahren nach den vorliegenden Unterlagen 27 Familien/Personen auf den Weg in eine ungewisse Zukunft. Weitere neun Familien gingen 1786 noch ins Banat. Wenn man nur davon ausgeht, dass jeder der 36 registrierten Auswanderer sich mit Ehefrau und einem Kind auf den weiten Weg machte, wird dieses ein Aderlass von mindesten 100 Personen allein für Oberveischede gewesen sein. Warum wanderten deutlich mehr Personen von Oberveischede aus als z. B. aus dem benachbarten Kirchveischede? War es eine schlechtere wirtschaftliche Lage der betroffenen Familien oder waren die auf Provisionsbasis agierenden Werber hier besonders aktiv? Von diesem Exodus von rund 100 Personen bei errechneten 174 Einwohnern gemäß des Kopfschatzregisters von 1764 hat sich der Ort Oberveischede eigentlich nie wieder erholt. Schon aus den Schatzungslisten von 1784 geht hervor, dass Kirchveischede mehr Hofstätten und Einwohner hatte als Oberveischede. Vor der 1764 beginnenden Auswanderungswelle hatte Oberveischede eine größere Einwohnerzahl als Kirchveischede. Gemäß Kopfschatzregister29 1764 wurden in Kirchveischede bei 21 Hofstätten notiert: 50 schatzungspflichtige Eheleute, Wwe, Ledige • 25 Beilieger • 13 Kinder über 12 J. • 7 Knechte • 17 Mägde • 29 Kinder unter 12 J. • 141 insgesamt •

In Oberveischede zählte man im gleichen Register bei 28 Hofstätten: 55 schatzungspflichtige Eheleute, Wwe, Ledige • 33 Beilieger • 25 Kinder über 12 J. • 11 Knechte • 19 Mägde • 31 Kinder unter 12 J. • 174 insgesamt • Bilstein war der größte Ort im Veischedetal. Ohne die Geistlichkeit und ohne die churfürstlichen Bedientesten und deren Familien zählte der Ort bei 37 Hofstätten 30 83 schatzungspflichtige Eheleute, Wwe, Ledige • 99 Kinder über und unter 12 J. • 30 Knechte u. Mägde • 38 Beilieger • 250 insgesamt. •

Die erste Auswanderergruppe aus Oberveischede meldete sich in Wien am 27. März 1765 an. Elf Personen wurden mit ihren Familien dort registriert. Der Senior der Truppe dürfte Johann Rump, geb. um 1696, gewesen sein. Er reiste mit Frau und vier Kindern aus. Mit ihm reisten u. a. auch Jakob Rump, geb. 1706, und seine ganze Familie mit insgesamt zehn Personen aus. Jakob dürfte der Bruder des Johann gewesen sein. Hier stellt sich die Frage: Wie hoch mag die wirtschaftliche Not oder sogar die Verzweiflung in jener Zeit gewesen sein, dass sich noch die Männer im seinerzeit wirklich hohen Alter von 69 und 59 Jahren mit ihren Familien auf den langen und gefährlichen Weg in ein fernes und unbekanntes Land mit einer völlig ungewissen Zukunft gemacht haben? Sie konnten sicher in ihrer Heimat kaum überleben oder sa-

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hen keine Perspektiven für sich und ihre Kinder mehr im heimischen Oberveischede.

Beide Familien wurden in Bruckenau angesiedelt. Nachkommen des Johann Rump lassen sich noch drei Generationen in Bruckenau nachweisen. Wie auch bei vielen Auswandererfamilien üblich, starben die meisten Kinder schon im Kindesalter. Der Auswanderer Johann starb in Bruckenau im Jahr 1770 im Alter von 74 Jahren

Bruckenau (rum.: Pischia) liegt im Kreis Timiș, in der Region Banat, im Südwesten Rumäniens, 20 km nordöstlich von der Kreishauptstadt Timișoara (Temeswar). Die ersten Deutschen wurden 1724 während des Ersten Schwabenzugs angesiedelt. Sie kamen aus Trier, dem Elsass und Lothringen und nannten den Ort Bruckenau nach dem aus der alten Heimat mitgebrachten Namen Bruck an der Au. 1759 – 1763 fand eine zweite Kolonisierungswelle mit deutschen Kolonisten statt.

31 .
Ausschnitt aus der Landkarte des Kreises Olpe von 1950 (Quelle: Stadtarchiv Olpe)

In einer Verfügung vom 13. Mai 1767 wurden jedem Kolonisten 24 Joch zum Ackerbau und 6 Joch Wiesen zugeteilt. Im Jahr 1880 wohnten in Bruckenau 2926 Deutsche bei einer Bevölkerung von 5079 Einwohnern. Der Krieg und die Enteignung der deutschen Bauern in Rumänien nach 1945 entzog der ländlichen Bevölkerung die Lebensgrundlage.

Die vom Krieg verschont gebliebene Bevölkerung machte sich auf den Weg zurück in die alte Heimat Deutschland. Durch diese Aussiedlung lebten 2011 bei einer Gesamteinwohnerzahl von 3051 nur noch acht Deutsche in Bruckenau 32 .

Ebenfalls machten sich 1765 die aus Oberveischede mitausgewanderten Eheleute Heinrich und Anna Maria Springer in Bruckenau sesshaft. Sie bekamen in Bruckenau zwei Kinder, Paul und Katharina, die jeweils im ersten Lebensjahr verstarben. Anna Maria, die Ehefrau, starb 1769, ein halbes Jahr nach dem Tod der Tochter Katharina. Drei Monate später ehelichte Heinrich Springer am 9. 5. 1769 Eva Hantz. Mit ihr bekam er sieben Kinder. Aber lediglich Johann, geb. 1777, überlebte das kritische Kindesalter. Er heiratete 1800 Katharina Ehr. Von den vier Kindern aus dieser Ehe verstarben kurz nach der Geburt die ersten drei Kinder, es waren Söhne. Das jüngste Kind Barbara heiratete 1825 im Alter von 17 Jahren Stefan Holmik33. In Bruckenau verliert sich dann die Spur der Springers aus Oberveischede.

Bei dem gleichen Trupp aus Oberveischede, der sich am 27. 3. 1765 in Wien registrieren ließ, war auch Johann Kebbekus, geboren etwa 1743. Auch er ließ sich in Bruckenau nieder. Die Schreibweise seines Namens war im Banat aber fortan „Gebekusz“. Er bekam mit seiner

Ehefrau Elisabeth, die sehr wahrscheinlich mit ihm ausgewandert war, sieben Kinder. Alle Kinder, außer dem zweiten Sohn Johann Peter, der 20 Jahre alt wurde, starben im Alter von bis zu zwei Jahren. Elisabeth, die Ehefrau, starb am 21. 1. 1777, zwei Wochen nach der Geburt und dem Tod des siebten Kindes, im Alter von 34 Jahren. Johann heiratete eine Woche nach ihrem Tod Christina Plankenberger.

Die Erklärung für die relativ schnelle Wiederheirat, die bei vielen Aussiedlern zu beobachten ist, liegt darin, dass das für die Führung eines Hofes und einer Wirtschaft, vor allem jedoch für die Erziehung der Kinder, unbedingt notwendig war. Ferner war dies auch gesetzlich vorgegeben, damit die Kinder nicht dem Staat zur Last fielen. Johann und Christina bekamen drei Kinder, von denen die beiden Mädchen im Kindesalter verstarben. Der Sohn Heinrich, geb. 1780, überstand die kritischen Kinderjahre und konnte den Familienstamm fortführen. Er heiratete mit 19 Jahren Anna Ebert; sie bekamen sieben Kinder. Die Ehefrau starb dann auch recht jung im Alter von 31 Jahren. Drei Monate später heiratete der Witwer dann Margareta Petri. Sie bekamen drei Mädchen, von denen zwei im Kindesalter verstarben. Von den zwei Söhnen des Heinrich aus seiner ersten Ehe mit Anna Ebert setzten die Söhne Johann und Adam dann den Familienstamm fort. In Bruckenau verliert sich dann aber ab 1849 die Spur dieser Familie, vielleicht durch Umzug in einen anderen Ort34.

Dem Oberveischeder Auswanderer Johann Kebbekus sowie seinem Mitauswanderer Johann Heinrich Schneider hat es im Banat bzw. in Bruckenau anscheinend sehr gefallen. Beide erhielten im Oktober 1767 Pässe, um zum

112 Ahnenforschung

Verkauf ihrer sauerländischen Liegenschaften und zur Regelung von Erbschaftsangelegenheit anderer Kolonisten aus Oberveischede, nach Oberveischede zurückzukehren. Mit einer weiteren Gruppe aus Oberveischede zogen sie am 26. März 1768 wieder durch Wien ins Banat. Sie ließen sich aber erneut in Wien registrieren, um sicher die Vergünstigungen und Gelder ein zweites Mal zu erhalten. Diese zeitweiligen Heimkehrer, die sich dann mit einer neuen Gruppe wieder ins Banat aufmachten, waren keine Einzelfälle. Die kölnische Landesregierung wurde darauf aufmerksam und erließ einen scharfen Erlass gegen diese „Verführer“35.

Neben dem genannten Johann Kebbekus war ein anderer „Verführer“ der oben schon erwähnte Johann Heinrich Schneider (oder auch „Schnieders“), geb. um 1722, aus Oberveischede. Auch er kam mit dem großen Treck der Oberveischeder am 27. 3. 1765 in Wien an. Vor seiner Ausreise in das Banat hatten Johann Heinrich Schneider, gt. Kuse, und seine Ehefrau Eva Kuse am 5. März 1765 das Kusen Haus und Gut zu Oberveischede an die Eheleute Johann Peter Neuhaus, gt. Schneider, und Anna Margaretha Schneider36 verkauft.

Die Eheleute Johann Heinrich und Eva Schneider wurden wie ein Großteil der mitausgewanderten Dorfbewohner in Bruckenau angesiedelt. Johann Heinrich Schneider war es dann auch, der mit Johann Kebbekus nach Oberveischede zurückkehrte, seine Erbschaftsangelegenheiten regelte und mit einem neuen Trupp Oberveischeder sich am 26. März 1768 in Wien wieder neu registrieren ließ. Anschließend ging er wieder nach Bruckenau. Mit seiner mitausgewanderten Ehefrau Eva aus Oberveischede bekam er drei Kinder, die alle im frühen

Kindesalter verstarben. Er heiratete am 23. 11. 1773 die Witwe Magdalena Moier (oder Stoier, oder Mojem). Von ihren gemeinsamen drei Kindern verstarben frühzeitig die beiden Mädchen, der Sohn Jakob, geb. 1775, überlebte. Er heiratete 1797 Margareta Till. Sie bekamen zehn Kinder, davon vier Söhne. Diese Söhne und zwei Mädchen verstarben im Kindesalter. Die Überlebenden vier Mädchen gingen alle eine Ehe ein. Johann Heinrich Schneider starb in Bruckenau am 23. 10. 1787.37

Ein in der gleichen Truppe wie Rump, Springer, Kebbekus und Schneider ausgewanderter Franz Bendre (Bender) gab in Wien als Heimatangabe „Oberveischede“ an. Er stammt aber sehr wahrscheinlich aus Niederhelden, wo er als Sohn der Eheleute Kornelius und Katharina Bender um 1743 in Helden getauft wurde. Franz Bender heiratete in Bruckenau eine Anna Katharina, mit der er sieben Kinder bekam. Er selbst starb 1788 im Alter von 45 Jahren. Nur die älteste Tochter Elisabeth überlebte die Strapazen der ersten Ansiedlerjahre und heiratete später einen Valentin Ebert. Gemäß dem Familienbuch von Bruckenau lebte dort auch Heinrich, ein Bruder von Franz Bender. Über die Benders ist sonst nichts Näheres bekannt.

Johann Peter Sieler, geb. um 1740, aus Wenden, der verheiratet war mit Christine Föhrs aus Oberveischede gehörte auch zu dem Auswanderertrupp ins Banat. In den Wiener Akten wurde er als Johann Petersiller geführt, in den Bruckenauer Akten gibt es einen Witwer Peter Siller. Dass es sich hierbei um den Auswanderer handelt, ist anzunehmen, es fehlt aber der letzte Beweis. Später soll der Auswanderer in Hatzfeld angesiedelt worden sein. Näheres ist derzeit nicht bekannt38.

Ahnenforschung 113

Auch in Bruckenau angesiedelt wurde der aus Oberveischede stammende Hermann Krämer. Er kam mit einer Gruppe von Rieflinghauser Familien am 27. März 1766 in Wien an. Er heiratete noch im gleichen Jahr die Witwe Susanne Hirschlein. Johann Peter Sieler aus der Oberveischeder-Auswanderungsgruppe, der ein Jahr zuvor in Bruckenau sesshaft geworden war, war einer der beiden Trauzeugen39. Auch über den Verbleib dieser jungen Familie in Bruckenau konnte nichts ermittelt werden.

Die in einer großen Gruppe in Bruckenau angesiedelten Sauerländer wurden auch geschlossen angesiedelt. Die Bewohner der „Sauerländer Gasse“ Nummer 12 bis 48 sind durchweg die Oberveischeder Siedler. Die sauerländischen Familiennamen sind in Bruckenau noch lange erhalten geblieben.

Aus Oberveischede wanderte auch Mathias Kusen (Schreibweisen auch: Kuse, Cuzen, Kußen) 1765 ins Banat. Er war verheiratet mit Maria Elisabeth Siepen. Ihnen wurden in Oberveischede vier Kinder geboren40. Da bei seiner Registrierung in Wien sechs Personen angegeben wurden, ist er wohl mit seiner ganzen Familie ausgewandert. Mathias Kuse wird sicherlich der Schwager des mitausgewanderten Johann Heinrich Schneider gewesen sein, der Eva Kuse zur Ehefrau hatte. Wie zuvor schon erwähnt, hatten diese vor der Abreise ins Banat das Kusen Haus und Gut in Oberveischede verkauft.

Der Familie des Mathias Kusen wurde der Ort Billed als neuer Heimatort zugewiesen. Mathias Kuse wurde Besitzer des Hausplatzes Nr. 221 in der Sauerländer Gasse von Billed. Noch heute erinnert das Kusehaus in der Sauerländer Gasse an den sauerländischen Auswanderer. Maria Elisabeth Siepen, die Ehefrau des Mathias Kusen, bekam in

Billed noch zwei Kinder, Joannes (*1769) und Anna Maria (*1772), bevor sie dann allerdings schon am 29. 1. 1773 verstarb. Mathias Kusen heiratete dann am 22. 2. 1773 die Witwe Elisabetha Briser (oder auch „Drißer, Brüser“). Sie war die Witwe des Heinrich Brüser aus Benolpe/Kirchhundem, die zusammen am 1. 4. 1766 als Auswanderer in Wien registriert und in Billed angesiedelt worden waren. Sie bekamen noch ein Kind, und dann starb Mathias Kusen am 7. April 1776 im Alter von 58 Jahren41.

Das Wohnhaus in der Sauerländer Gasse 221 ging nach dem Tod des Mathias Kusen in andere Hände über. – Der mit seinen Eltern ausgewanderte älteste Sohn der Eheleute Mathias Kuse und Maria Elisabeth Siepen, Johann Peter Jodokus Kusen, geb. 1751, bezog das Haus Nr. 197 in der Sauerländer Gasse von Billed. Näheres konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Angehörige der Familie Kusen in Billed sind nicht mehr nachweisbar. Dieses kann bedingt sein durch das in den 1770er Jahren einsetzende große Sterben. Einige verließen auch den Ort, um sich anderswo niederzulassen.

Neben der Familie des Mathias Kusen wurde auch der aus Oberveischede im Jahr 1765 mitausgewanderte Johann Roth in Billed angesiedelt.42 Sein Name ist aber nicht zu finden in dem Grundbuchverzeichnis von Billed. Er ist aber verzeichnet in der Quartierliste der Sauerländischen Erstsiedler von Bruckenau von 1787. Wie zuvor schon berichtet, wurden in Bruckenau bereits etliche Oberveischeder Auswandererfamilien sesshaft. Sicherlich hat Johann Roth nur kurze Zeit in Billed gewohnt und ist dann nach Bruckenau gezogen. Billed ist eine Gemeinde im Kreis Timis im Südwesten Rumäniens. 1765 erfolgte die Ortsgründung als deut-

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sche Mustergemeinde mit 252 Häusern. Die Siedler kamen aus dem Rheinland und aus der Pfalz, aus Hessen, aus dem Sauerland, aus Baden und aus Württemberg, aus Luxemburg und aus Lothringen. Die Stärke der Sauerländer Einwanderung und ihr landsmannschaftlicher Zusammenhang führten auch in Billed zur zusammenhängenden Ansiedlung. In der „Sauerländer Gasse“ wohnten dann auch die Oberveischeder Auswanderer. Der Ort hatte im Jahr 1880 eine Gesamteinwohnerzahl von 4767 Personen, davon waren 4627 Deutsche. Im Jahr 2011 lebten dort insgesamt 3294 Personen, davon 85 Deutsche.43

Von der großen Gruppe der Oberveischeder Auswanderer, die am 26. März 1768 in Wien registriert wurden, ist bekannt, dass Hermann Huber (Huperts) in St. Nikolaus angesiedelt wurde. Peter Seiler (Sieler) ging nach Hatzfeld, wo schon viele Sauerländer Familien sich niedergelassen hatten.

Unter den ebenfalls mit dieser Auswanderergruppe in Wien ankommenden Oberveischeder waren auch Heinrich Schneider und Johannes Kebbekus, die sicher die Anführer dieser Gruppe waren. Wie schon zuvor berichtet, waren sie schon am 27. März 1765 in Wien registriert worden. Angeblich wegen dringender Erbschaftsangelegenheit kehrten sie nach Oberveischede zurück, um jetzt wieder mit neun weiteren Oberveischeder Familien ins Banat zurückzukehren. Schneider und Kebbekus werden sicherlich wieder nach Bruckenau zurückgekehrt sein, wo sie schon 1765 sesshaft geworden waren.

Wo die anderen zuvor bezeichneten Oberveischeder Personen/Familien angesiedelt wurden, die am 26. März 1768 in Wien registriert wurden, konnte nicht ermittelt werden. Darunter war auch ein Johannes Stup-

perich (Stuprich, Stuprecht). Zu dieser Zeit gab es keine Familie Stupperich in Oberveischede. Sicherlich kam er aus dem Kirchspiel Rhode, wo Stupperichs ansässig waren, und hatte sich dieser Oberveischeder Gruppe angeschlossen. Zwei Jahre zuvor waren drei Geschwister Stupperich aus Rhode, Johann Peter und Ehefrau Anna Dorothea Hardenacke (Benolpe, Drolshagen) und die ledigen Geschwister Johann Heinrich und Eva Maria Stupperich, bereits mit einem Trupp aus dem Raum Drolshagen in das Banat aufgebrochen und wurden am 8. April 1766 in Wien registriert. Alle drei wurden in Hatzfeld angesiedelt, wo die beiden Brüder zwei große Stammreihen von Stuprichs im Banat begründeten. Ob der mit der Oberveischeder Gruppe ausgewanderte Johannes Stupperich sich zu den Rhoder Stupperichs in Hatzfeld gesellte, ist nicht bekannt. Es konnte auch kein sonstiger Ansiedlungsort von ihm gefunden werden.

Ebenfalls keine Aussage zu den Ansiedlungsorten kann zu der Gruppe von acht Familien mit 25 Personen gemacht werden, die 18 Jahre später, also am 16. Juni 1786, in Wien ankam und dort auch registriert wurde. Wie zuvor bereits erwähnt, stammt diese Gruppe mit größter Wahrscheinlichkeit aus Oberveischede.

Aber auch weitere Familien aus der Veischederegion wagten nach 1778, der Zeit des „3. Schwabenzuges“, die Auswanderung in das Banat. So verkauften am 27. Februar 1782 die Eheleute Heinrich Winkelmann, gt. Stöven, und Maria Elisabeth Teipel aus Bilstein das Stöven Haus und Gut an ihren Bruder bzw. Schwager Christoph Teipel, Kirchveischede, um nach Ungarn auszusiedeln.44

Die Eheleute Friedrich und Maria Elisabeth Busch aus Kirchveischede ließen am 11. April 1787 das Buschs

Ahnenforschung 115

Dorfansicht von der Schlaah aus um 1960

(Quelle: Archiv Heimatfreunde Oberveischede)

Haus und Gut in Kirchveischede versteigern, da sie beabsichtigten, nach Ungarn auszuwandern.45

Die Unterlagen und Listen nach der Rückgliederung des Banats in den ungarischen Staatsverband 1778, also aus der Zeit des „3. Schwabenzuges“, werden im Ungarischen Nationalarchiv verwahrt und sind schwer zugänglich. Die Namen dieser zuletzt genannten Auswanderer wie auch anderer Auswanderer aus dieser Zeit in diese Region sind nicht in dem Quellenverzeichnis von Wilhelm/ Kallbrunner erfasst.

29 Landesarchiv Münster, Hztm. Westfalen: Landstände, Nr. 1910: Kopfschatzliste des Amtes Bilstein 1764

30 Stadt- und Landständearchiv Arnsberg, Schatzungsliste Bilstein 1764, Liste IV A 14/15

31 Schmidt, Martin und Edith: Familienbuch der katholischen Pfarrgemeinde Bruckenau und ihrer Filialen 1760 – 1852. S. 339 ff.

32 Wikipedia: Pischia (Bruckenau)

33 Schmidt, Martin und Edith: Familienbuch der katholischen Pfarrgemeinde Bruckenau und ihrer Filialen 1760 – 1852, S. 386ff.

34 Ebenda, S. 91ff.

35 Treude, Friedhelm: Auswanderung, S. 10, 194, 199.

36 Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, Hzgtm.Westfalen, Hypothekenbuch des Amts Bilstein 1724-1810, Bd.5., Fol.651 – 653

37 Schmidt, Martin und Edith: Familienbuch, S. 361f.

38 Treude, Friedhelm: Auswanderung, S. 50 u. 197f.

39 Ebend, S. 203., siehe auch: https:// heimathaus-billed.de/geschichte/ortssippenbuch

40 Landesarchiv Münster, Hztm. Westfalen: Landstände, Nr. 1910: Kopfschatzliste des Amtes Bilstein 1764

41 Wikete, Hans: Ortssippenbuch Billed 1765 – 2000

42 Weber, Wilhelm (Heimathaus Billed): Die Sauerländer in Billed; siehe auch: heimathaus-billed.de/geschichte

43 Wikipedia: Biled (Billed)

44 Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, Hzgtm.Westfalen, Hypothekenbuch des Amts Bilstein 1724-1810, Bd.5., Fol. 292-294;

45 Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, Hzgtm.Westfalen, Hypothekenbuch des Amts Bilstein 1724-1810, Bd.5., Fol.65 - 68

Die Sauerländer Gassen im Banat

ImZuge der Wiederaufsiedlung des durch den Türkenkrieg 1737/39 entvölkerten Raumes im Banat entstanden nach dem Willen der österreichischen Verwaltung schematische, auf dem Reißbrett entworfene Dorfanlagen, zumeist in Form eines Schachbrettmusters. Damit bestimmten – und bestimmen auch heute noch – breite, einander rechtwinklig schneidende Gassen das Ortsbild der neuen Dörfer. Vorgeschrieben wurde für die Haupt-

gassen eine Breite von 34 – 38 Metern, für die Quergassen eine Breite von 11 – 12 Metern, um die Ausbreitung etwaiger Feuersbrünste zu verhindern. Die einheitlich geplanten einstöckigen Streckhöfe, die mit ihrer Schmalseite zur Straße standen, vermittelten durch die extreme Gassenbreiten den Eindruck von Einförmigkeit und Eintönigkeit, jedoch kommt es auf die Sichtweise an: „Die stillen, trauten Winkel gab es nicht, dafür aber die wohltuende, ausholende Breite“.46

Abbildung unten links

Von Sauerländern bewohnte Häuser in Billed 1774, von Wilhelm Weber

Abbildung unten rechts Sauerländer im Billeder Grundbuch von 1774, von Wilhelm Weber

117
Ahnenforschung

Kühe auf der Sauerländer Hutweide auf dem Weg ins Dorf 2009. Foto: Hans Rothgerber

Es kann davon ausgegangen werden, dass eine geschlossene Ansiedlung der aus dem Sauerland stammenden Kolonisten in eigenen Gassen in bereits bestehenden Dörfern erfolgte. So wurde in Tschanad der Kern der Sauerländer Einwanderer in einem neuen Abschnitt der Hauptgasse angesiedelt, die dann den Namen „Sauerländer Eck“ trug. So gab es „Sauerländer Gassen“ in Groß Sankt Nikolaus, in Bruckenau und in Billed.

In Billed, einer Siedlungs-Neugründung auf der Banater Heide mit wenigstens 56 sauerländischen Familien, starben allerdings innerhalb von vier Jahren insgesamt 734 von höchstens 1000 Erstsiedlern. Aus dem Grund-

buch von Billed aus dem Jahr 1774 geht hervor, dass die meisten der in Billed beheimateten Sauerländer in der „Sauerländer Gasse“ gewohnt haben. Von dieser Gasse bekam der benachbarte Friedhof den Namen „Sauerländer Friedhof“. Die an einem Ende der Gasse befindliche Brücke über den Jer-Bach heißt „Sauerländer Brücke“ und die anschließende Hutweide „Sauerländer Hutweide“ (= Hutung oder Magerweide). Diese sauerländischen Namen wurden zu einem der meistgebrauchten Wörter im Sprachgebrauch der Billeder47.

In Hatzfeld, das im Frühjahr 1766 als Großdorf gegründet wurde, können wenigstens 45 sauerländische Fa-

Landschaft an der Sauerländer Brücke auf einem Aquarell des Banater Malers Franz Ferch

milien nachgewiesen werden. Sie ließen sich in der „Sauer-Gasse“ nieder. Bei dieser Bezeichnung dürfte es sich um eine Namensverkürzung oder –verstümmelung von „Sauerländer Gasse“ handeln, wie sie auch in anderen Orten nachgewiesen sind. Innerhalb weniger Jahrzehnte führten die durch Seuchen gerissenen, mit Sauerländern nicht mehr zu schließenden Lücken in Verbindung mit Einheirat oder Verkauf der Höfe zur Auflockerung der anfangs geschlossenen sauerländischen oder westfälischen Ansiedlungen. Eine große Zahl sauerländischer Familiennamen sind heute die letzten Zeugen einer sauerländischen Beteiligung an der Besiedlung des Banats48.

46 Engelmann, N.: Ein Buch der Erinnerung in Bild und Wort. Donauschwäbische Beiträge 31, Freilassing 1959, S.26

47 Weber, Wilhelm (Heimathaus Billed): Die Sauerländer in Billed ; siehe auch: heimathaus-billed.de/geschichte

48 Treude, Dr. Erhard: Sauerländer Gassen im Banat.

In: Westfalen, Nordwestdeutschland, Nordseesektor, von H. Kleinn und Geographische Kommission für Westfalen 1981. S.377 ff.

Die Entwicklung des Banats nach der Auswanderungswelle

Zumbesseren Verständnis der Lage der „Banater Schwaben“, wie sie sich fortan nannten, ein kurzer Rückblick in die Geschichte: Obwohl die Zahl der Banater Schwaben durch Seuchen usw. arg dezimiert wurde, kam es infolge extrem hoher Geburtenzahlen in den deutschen Ortschaften (etwa 170) zu einer wahren Bevölkerungsexplosion. Durch zähen Fleiß brachten die Schwaben es zu ständig wachsendem Wohlstand in dieser mittlerweile von Sümpfen trockengelegten fruchtbaren Ebene. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Banat aufgrund eines Abkommens in der Doppelmonarchie von Österreich an Ungarn abgetreten. Nach dem Ersten Weltkrieg sollte dann aber das Banat seine Einheit verlieren. Das Gebiet wurde gegen den Willen seiner Bevölkerung im Vertrag von Trianon 1920 dreigeteilt: Rumänien erhielt mit fast zwei Dritteln den größten Anteil, ein knappes Drittel fiel an das neugegründete Jugoslawien, während Ungarn sich mit einem kleinen Landstrich begnügen musste. Der rumänische Teil des Banats erlebte in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg eine ungeahnte positive Entwicklung auf allen Gebieten: wirtschaftlich, sozial und kulturell. Die Banater Schwaben machten aus diesem mit natürlichen Reichtümern gesegnetem Landstrich eine wahre Kornkammer, deren Wirtschaftskraft beispielhaft war. Es waren Jahrzehnte, in denen „Milch und Honig“ flossen, wo zu arbeiten und zu leben sich lohnte.

Diese Entwicklung wurde durch den Zweiten Weltkrieg jäh unterbrochen. Durch die Wirren des Weltkrieges wurde die Zahl der Banater Deutschen erneut dezimiert.

Gegen Ende des Krieges 1944 mussten sich die Banater Deutschen entscheiden, ob man vor der heranrückenden Sowjetarmee flüchten und damit die Heimat aufgeben oder ob man bleiben sollte. Pläne für eine organisierte Evakuierung lagen nicht vor. Die an ihren Wohnorten Verbliebenen waren recht- und wehrlos den Willküraktionen rumänischer staatlicher Stellen und von privater Seite ausgeliefert. Die Geflüchteten strebten in langen Wagenkolonnen der ungarischen und jugoslawischen Grenze zu. Viele kamen nicht über die Theiß und die Donau, da sie von Partisanen überfallen und ausgeraubt wurden.

Vom Januar 1945 bis zum Dezember 1949 wurden zwischen 70.000 und 80.000 Rumäniendeutsche auf Grund ethnischer Kriterien in die Sowjetunion verschleppt. Dort leisteten sie Zwangsarbeiten als Reparation für die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs, überwiegend in Bergwerken und Schwerindustriebetrieben in der Ukraine, aber auch im Kaukasus. Circa 33.000 Banater Schwaben wurden zwischen dem 14. und 16. Januar 1945 ausgehoben. In den Städten wurden die Betroffenen durch gemischte rumänisch-sowjetische Militärpatrouillen aus ihren Häusern geholt. Betroffen waren von dieser Deportation Männer zwischen 16 und 45 Jahren und Frauen zwischen 18 und 30 Jahren, außer Müttern mit Kindern unter einem Jahr. Die Deportierten mussten an sieben Tagen in der Woche täglich 12 Stunden bei unzureichender Hygiene und Ernährung Zwangsarbeit leisten. Um die 5.000 Personen, etwa 15 Prozent der Betroffenen, überlebten nicht49.

Als nach der Heimkehr der Russlandverschleppten und eines Großteils der Kriegsgefangenen im Frühjahr 1951 die so schwer geprüften Banater Schwaben an eine sich

120 Ahnenforschung

allmählich anbahnende Verbesserung ihrer Lage glaubten, geschah das, womit im Sommer 1951 keiner mehr rechnete, nämlich eine neuerliche Deportation, dieses Mal nicht nach Russland, sondern in die Baragan-Steppe Rumäniens. Damit begann wieder eine Leidenszeit für Tausende Banater Schwaben. Doch jetzt betraf es nicht nur sie allein wie 1945, als nur Deutsche zur Zwangsarbeit deportiert wurden. Aus 297 Ortschaften der Banater Grenzzone und des südwestlichen Olteniens wurden 12 791 Familien mit 40 320 Personen – Rumänen, Deutsche, Serben, Ungarn, Bulgaren und andere – in die Baragan-Steppe deportiert. Ein Viertel der Deportierten waren Rumäniendeutsche. Sie mussten 18 Dörfer eigenhändig erbauen und jahrelang unter zwangsaufenthaltsmäßigen Bedingungen leben50. Der Grund dieser neuerlichen Deportation war die Abkühlung des Verhältnisses zwischen Tito, dem Machthaber Jugoslawiens, und der UdSSR. Die Bevölkerung des westlichen rumänischen Banats im Gebiet der jugoslawischen Grenze wurde von der rumänischen Staatsführung als Sicherheitsrisiko eingestuft. Aus diesem Grund wurde von der rumänischen Führung ein Plan zur Säuberung des Grenzgebiets „von politisch unzuverlässigen Elementen“ entworfen.

1956 hatte sich dann der Konflikt zwischen Jugoslawien und der UdSSR entschärft. Zudem musste Rumänien, das der UNO beitreten wollte, vorher die Lager der Baragan-Steppe auflösen, wonach den überlebenden Verschleppten die Heimkehr dann erlaubt wurde.

Während das Deutschtum im jugoslawischen und ungarischen Teil des Banats fast völlig verschwand, konnte es sich im rumänischen Teil trotz Flucht und Vertreibung (1944), Deportation in die Sowjetunion (1945-1949) so-

wie Umsiedlungsmaßnahmen in die rumänische Baragan-Steppe (1951 – 1956) zunächst noch halten.51

Der Wille der Banater Deutschen, zu bleiben, war aber gebrochen, zumal sich in Bukarest die kommunistische Herrschaft etabliert hatte. Fast alle der noch in Rumänien ansässigen Deutschen wollten danach ihre angestammte Heimat verlassen und nach Deutschland, Österreich oder Amerika auswandern. 1978 vereinbarte die Bundesregierung mit der rumänischen Regierung unter Ceaușescu, dass pro Jahr 11.000 Deutsche ausreisen durften, für die jeweils 10.000 DM gezahlt wurden. Die rumänischen Behörden verlangten von den Ausreisewilligen aber noch 8.000 bis 20.000 DM zusätzlich.

Vor dem Hintergrund der Verschlechterung der allgemeinen gesellschaftlichen Existenzbedingungen, eines verschärften minderheitenpolitisch wirksamen Systemzwanges und einer anhaltenden Wirtschaftskrise kam es daher zu einer verstärkten Aussiedlung der Banater Schwaben in die Bundesrepublik, die in kurzer Zeit Massencharakter annahm, dem auch der Sturz des CeauşescuRegimes im Dezember 1989 und die damit einhergehende politische Wende nicht entgegenwirken konnte. Im Banat leben heute laut Volkszählung von 2011 insgesamt 14.523 Personen deutscher Volkszugehörigkeit. Von 1950 bis 2018 wurden insgesamt 430.330 rumäniendeutsche Aussiedler von Deutschland aufgenommen.52

Die Banater Deutschen haben durchweg alle eine schreckliche Vergangenheit hinter sich. Ganze Familien wurden ausgelöscht oder zerrissen. Die Familienbande wurden durch Tod, Flucht und Vertreibung aufgelöst. So hörte ich es auch von zahlreichen ehemaligen Banatern, die ich kontaktierte. Die meisten wussten nicht, wo ihre

Ahnenforschung 121

Eltern, Großeltern, Kinder oder Geschwister geblieben waren. Da zumeist auch jegliche Familienunterlagen verloren gegangen waren, konnten mir nur wenige Personen etwas über ihre Vorfahren berichten.

Den Banater Schwaben stand ein schmerzhafter Neuanfang bevor. Sie kehrten zwar in das Land, aus dem ihre Vorfahren kamen, zurück, aber sie standen vor dem Nichts. Die meisten siedelten sich im süddeutschen Raum an. Landsmannschaftlicher Zusammenhalt und landsmannschaftliche Unterstützung waren gefragt. Die Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V. wurde schon 1950 gegründet mit dem Zweck, den in die Bundesrepublik Deutschland ausgesiedelten Banater Schwaben Hilfestellung bei deren Eingliederung zu geben, die Landsleute

im Banat zu unterstützen sowie die Pflege des kulturellen Erbes zu fördern. Heute unterhält die Landsmannschaft gute Beziehungen zum Banat und den dort noch ansässigen Banater Schwaben und arbeitet mit einschlägigen Verbänden und Institutionen weltweit zusammen.

Gedenkfeier an dem Banater Gedenkstein auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe (Allerheiligen 2019). Auszug aus einer Ansprache von Werner Gilde, Vorsitzender der HOG Billed. „Im Gedenken an die vielen Menschen aus unserer heimischen Region, die sicher nicht ohne Not ihre Heimat, das Veischedetal, verlassen haben, möchte ich diesen Artikel beenden mit den Worten des Vorsitzenden der Heimatortgemeinde Billed, Herrn Werner Gilde, gesprochen anlässlich einer Gedenkfeier zu Allerheiligen

2019 auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe:

Wir gedenken der Soldaten, die an Fronten gefallen, derer, die vermisst blieben oder in Gefangenschaft verstorben sind. Wir gedenken in Ehrfurcht aller unserer Toten, der Ermordeten, der Erschossenen, der Verhungerten. Wir gedenken der Frauen, Mädchen und Männer, die nach Russland verschleppt und nicht heimgekehrt sind.

Wir gedenken derer, die die Deportation in den Baragan nicht überlebt haben.

Wir gedenken der unzähligen Toten, denen die Flucht nicht gelang, und die dabei ums Leben kamen. Wir gedenken: Aller vergessenen und versunkenen Namen, der Toten, die niemand beweint, der Vermissten, deren Geschick wir nicht wissen, der Verzweifelten, die sich das Leben nahmen.“

49 Wikipedia: Verschleppung von Rumäniendeutschen in die Sowjetunion: (zuletzt am 20. 12. 2019)

50 Weber, Wilhelm (Heimathaus Billed): Das Schicksal der Deutschen im Banat; siehe auch: heimathaus-billed.de/geschichte

51 Engelmann, Manfred: Die Banater Schwaben. Kurzinformation zur Geschichte der Banater Schwaben in Rumänien. Hrsg.: Landsmannschaft der Banater Schwaben aus Rumänien in Deutschland e. V.

52 Sebaux, Gwenola: (Spät-)Aussiedler aus Rumänien. In: Informationen zur politischen Bildung. Nr. 340/2019, S. 56 ff.

Der Sauerländer Friedhof an Allerheiligen 2022

Gegen den Strom

Eine Familiengeschichte - Einmal Billed und zurück

HansGünther Lauth ist einer der rührigsten Autoren der nördlichen Oberpfalz. Innerhalb von acht Jahren stellt er nun sein viertes Buch der Öffentlichkeit vor. Mit seinen Publikationen „Grenzlauthe“ (2014), „Selbstlauthe“ (2016) und „Lauthstark“ (2019) erwarb sich der seit 35 Jahren in Wiesau beheimatete Schriftsteller den Ruf eines humorvollen und hintersinnigen Lyrikers und Geschichtenerzählers Oberpfälzer Prägung. Zudem bereichert er seine Werke mit eigenen Fotografien und Lichtmalereien.

In „Gegen den Strom“ beschäftigt sich Hans Günther Lauth nun erstmals nicht mit seinen Landsleuten, ihren Eigenarten, Schwächen und Stärken.

Er sucht nach den Wurzeln der eigenen Familie und seine Forschungen führen ihn über hunderte Kilometer von genealogisch fassbaren Anfängen in Luxembourg in das ehemalige Habsburger Reich Österreich-Ungarn und seine Folgestaaten.

Er zeichnet ein Portrait der Familie Lauth, die im 18. Jahrhundert ihre Heimat verließ, um sich im Reich der Kaiserin Maria Theresia eine neue Lebensgrundlage aufzubauen. Im wörtlichen Sinne „Gegen den Strom“ geht es nach dem Zweiten Weltkrieg von Billed wieder zurück nach Deutschland. Hier findet die Familie im Süden der Oberpfalz eine neue Heimat.

Hans Günther Lauth ging in Roding und Regensburg zur Schule, studierte an der TU München und arbeitete

bis zu seiner Pensionierung als Lehrer an verschiedenen Berufsschulen in Fürth, Aschaffenburg und in Wiesau.

Heute ist der zweifache Großvater als Autor und Fotograf tätig, gründete 2015 die „Grenzlandschreiber” und ist Mitglied des „Literarischen Arbeitskreises Mitterteich”.

124 Dichtung
Ahnenforschung 125

Einsender:

126 Rückblick
Kartenpartie in Billed 1982. Von links: H. Pitzer, H. Welter, Franz Krogloth, G. Neumann, Josef Horbert, Hans Schiller, Katharina Krogloth Franz Krogloth
Rückblick 127
Angestellte der Billeder Konsumgenossenschaft (Cooperativa de consum) bei der Maisernte im November 1972. Einsender: Florica Chirțan
128 Rückblick
Im Hof von Katharina und Maria Gilde beim „Kukruz ablieschen“ im Oktober 1997. Einsender: Franz Krogloth
Rückblick 129
Der Hühnerhof von Katharina und Maria Gilde im Oktober 1997. Einsender: Franz Krogloth
130 Rückblick
Frauenpower: v.l.: A. Weiß, E. Lay, E. Herbst, B. Gilde, A. Martini, I. Hehn, E. Lenhardt Einsender: Anna Martini

Freunde

v.l.:

Rückblick 131
1986 bei Familie Lenhardt in Karlsruhe J. Herbst, I. Hehn, E. Lay, J. Lenhardt, E. Herbst, B. Gilde, A. Martini, F. Gilde, A. Weiß, N. Hehn sitzend: M. Lay, H. Weiß, J. Martini Einsender: Anna Martini

Im Gespräch mit Peter Krier

DieLandsmannschaft der Banater Schwaben feierte in Würzburg am 14. Mai sowohl das 35ste Jubiläum seit der Gründung des dortigen Heimathauses als auch die Wiedereröffnung nach dessen Renovierung. Dazu hatte das Kulturwerk der Banater Schwaben, aus dessen Vorstand Bernhard Fackelmann und Harald Schlapansky auch anwesend waren, die Mittel zur Verfügung gestellt.

Zu dem schönen Fest, das im weitläufigen Garten der Einrichtung stattfand, kamen auch zahlreiche engagierte Mitglieder der landsmannschaftlichen Gliederungen. Astrid Ziegler, die im Blog banat-tour.de über alles, was mit dem Banat zusammenhängt, schreibt, hatte am Rande der Veranstaltung die einmalige Gelegenheit, mit Peter Krier, einem Urgestein der Landsmannschaft und MitInitiator der Einrichtung, zu sprechen. Im Laufe seines langjährigen Engagements auf verschiedenen Ebenen hat Krier unglaublich viel für die Banater Schwaben bewirkt. Hans Rothgerber, Billeder wie Krier und Videofilmer, war mit der Kamera mit dabei.

In dem Gespräch mit Astrid Ziegler, die wichtige Fragen zu seiner Leistung und seiner Person stellt, erzählt Peter Krier über seine ehrenamtliche Tätigkeit im Dienst der Banater Schwaben, seine Lebenserfahrungen und -einstellungen. Im Lauf der Unterhaltung stellt sich die richtige Balance ein zwischen sachlich belegbaren Fakten und persönlichen Anschauungen einer beeindruckenden Persönlichkeit. Darin geht es sowohl um die Errungenschaften, die der ehemalige geschäftsführende Bundes-

vorsitzende und heutige Ehrenvorsitzende des Landesverbandes Bayern für seine Landsleute erzielen konnte. Aber auch Werte wie Zuverlässigkeit, Heimatliebe, Glaube und Hoffnung für die Zukunft werden angesprochen. Wer die Banater Schwaben verstehen will, ist herzlich dazu eingeladen, sich auf einen Dialog einzulassen, der vor der passenden und wunderschönen Kulisse der Würzburger Heimatstube stattfindet.

Peter Krier ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten aus den Reihen der Banater Deutschen, die sich ehrenamtlich in zahlreichen gemeinnützigen Organisationen und Verbänden über rund fünf Jahrzehnte hinweg um die Belange und das Wohl seiner Landsleute gekümmert und eingesetzt hat. Seine vielseitigen Aktivitäten und Initiativen erstrecken sich insbesondere auf sozialer, kultureller und politischer Ebene.

1935 in Billed geboren, verließ er 1970 mit seiner Familie Rumänien und fand ein neues Zuhause in Schweinfurt. Ehrenamtlich war er unter anderen geschäftsführender Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Landesvorsitzender Bayern, Mitbegründer und Vorsitzender des Hilfswerkes der Banater Schwaben, Vorsitzender der Adam-Müller-Guttenbrunn Stiftung. Er war im Vorstand beim Bund der Vertriebenen Bayern, in Schweinfurt, beim Sankt Gerhards Werk u.a. Nicht zuletzt war er Gründer und Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Billed.

Peter Krier ist Mitinitiator und Leiter von zahlreichen Projekten im Banat, wie die Restaurierung der Dreifaltig-

132 Leistung und Würdigung

keitssäule in Temeswar, das Stefan Jäger Haus in Hatzfeld, er organisierte und gestaltete Ausstellungen wie „Das Banat und die Banater Schwaben“, „Sklaven im Baragan“, „Hommage an Stefan Jäger“, „Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch“, er war Autor und Herausgeber von Büchern und Broschüren.

Für seine Leistungen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen: 1991 wurde ihm die Verdienstmedaille des Verdienstordens der BRD verliehen, 2002 auch das Verdienstkreuz am Bande der BRD, er erhielt die Prinz Eugen Nadel, die Ehrennadel in Gold u.a. siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Krier

Leistung und Würdigung 133
Astrid Ziegler im Gespräch mit Peter Krier im Heimathaus der Banater Schwaben in Würzburg. Das Video ist auf dem Youtube-Kanal banat tour oder über den QR Code rechts unten im Bild zu finden.

Banatschwäbischer Hausaltar im Banater Heimatmuseum in Würzburg. Fotos: banat-tour.de

134 Leistung und Würdigung

Banatschwäbische gute Stube im Banater Heimatmuseum in Würzburg

Leistung und Würdigung 135

Ein großes Lob den Billedern...

DasForums-Haus – unser Heimathaus – wird nicht nur von uns ausgewanderten Billedern gern besucht und besichtigt, sondern auch von Menschen aus der weiten Welt, die nach ihren Wurzeln suchen, nach Erläuterungen zur Geschichte des Banats, der Banater, der Billeder. Ihre Einschätzungen haben viele von ihnen schriftlich hinterlassen. Die meisten waren sehr erfreut und beeindruckt von dem hier Erlebten:

Ein Kompliment an die Initiatoren und die Menschen, welche das Haus mit all diesen Erinnerungen gestaltet haben und aufrecht erhalten.Vielen herzlichen Dank.

Maria und Marlen Hollerbach

Herzlichen Dank für die tolle Führung Susanne und Laura – 03. 2018

Herzlichen Dank für die eindrückliche Führung mit Herzblut.

Freundeskreis (9 Personen) aus Zürich / Schweiz –Mai 2018

Auf den Spuren der Banater Schwaben“ – bildlich anhand der Geschichte der Billeder erlebt. Glückwunsch an alle, welche diese Ausstellung realisiert haben. Danke für die Führung! Und das auch noch auf „Schwowisch“!

Forumsgruppe aus Großsanktnikolaus – Sept. 2018

Vielen Dank für die Pflege und Erhaltung dieses Kulturgutes.

Katharina – 2018 Eine richtige Schatzgrube! Danke. Astrid

Ein großes Lob den Billedern, danke an Roswitha und Adi, große Leistung für den Erhalt der Geschichte der Banater Schwaben.

Katharina – 2019 Unsere Traunaer Reisegruppe, die heute diese Anlage besuchte, war beeindruckt und überwältigt von all dem, was wir hier vorgefunden haben. Danke an Familie Csonti, die uns spontan empfangen und herumgeführt hat.

im Namen der Traunauer – Aug. 2019

Vielen Dank für die schöne und informative Ausstellung. Auch für unsere Kirche war das eine interessante Einführung in Geschichte und Kultur in Billed.

Heidelberg 2019

Dieses Museum ist das tollste Museum, das ich jemals gesehen habe, in dem man auch viele Dinge machen kann.

Emma-Sofia Hodis-Mayer aus Fürth – 8 Jahre alt

Vielen Dank für den wunderschönen Tag hier in Billed. Liebe Familie Csonti, weiter so!

136 Leistung und Würdigung

Abbildung

Hoher Besuch in der Billeder Heimatausstellung am 19. November 2022: v.l. Adam Csonti; Ovidiu Oprișa, Billeder Bürgermeister; Karlsruher Stadträtin Christine Weber; Dr. Frank Mentrup, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe; Werner Gilde

Die Gruppe der Burgberger aus Deutschland – Aug. 2019

Lieber Adi, liebe Roswitha, vielen herzlichen Dank für die tolle Gastfreundschaft, wir haben uns alle sehr wohl gefühlt.

Lieber Adi, danke auch für die tolle Führung im „Museum“, wir haben viel Neues dazu gelernt.

Familie Hellberg und Roth – Aug. 2019

Wir danken für einen intensiven, informativen Einblick ins deutsche Billed und seine mehr als schwierige Geschichte. Die Ausstellung und die sachkundige Führung haben uns sehr beeindruckt.

München – Sept. 2019

schaft, dieses Vermächtnis auch für die kommenden Generationen aller Ethnien am Leben zu erhalten.

In guter Verbundenheit Dominic Fritz – 2021

Eine sehr interessante Ausstellung! Wieder sind Mosaiksteine zu meinem Wissen über die Banater Geschichte hinzugekommen. Danke.

Konrad Fritz und Brigitte Hoffmann-Fritz , Eltern des Temeswarer Bürgermeisters Dominic Fritz – Juli 2021

Bewegte Geschichte – sehr interessante Führung. Vielen Dank.

Landau in der Pfalz – Aug. 2021

Danke für einen liebevollen Empfang, ein außergewöhnliches und schmackhaftes Mittagessen und eine sehr engagierte, informative Museumsführung.

Eine Gruppe aus Sachsen und Sachsen-Anhalt – Sept. 2019

Vielen Dank für die nette Führung, es war sehr interessant.

Lia und Giovani aus Italien auch Hanne und Edi Schortje

F. f. Frumos! Impresionant 2019

Welch eine beeindruckende Ausstellung! Billed mit seiner bewegten Geschichte als Ort der Gemeinschaft, der harten Arbeit, der Kultur und des Wohlstands ist bis heute eine Inspiration. Danke für die wertvolle Arbeit der Heimatortgemein-

Eine Gruppe aus Berlin auf Begegnungsreise nach Siebenbürgen und ins Banat – Okt. 2021

Multumim pentru aceasta minunata initiativa a Forumului German din Biled de a prezenta istoria comunitatii de Schwabi care au trait peste 250 de ani in Romania.

– Mai 2022

Mult succes! Cu deosebit respect si aleasa consideratie, viceamiral in retragere N. V. – Mai 2022

Wir sind zu Besuch mit den Enkeln auf den Spuren ihrer Vergangenheit. Danke.

J. Breitenbach, 06. 2022

Wir erfuhren viel über Menschen und ihr Schicksal: Vieles

138 Leistung
und Würdigung

Leistung und Würdigung

kannten wir nicht!“

Kreisverband der Siebenbürger Sachsen, Nürnberg

Heilbronn, 06. 2022

Bin wieder in der Heimat, wo ich einst so selig war.

– Juli 2022

Vielen Dank, dass Sie uns Ihre gesamte Sammlung von historischen und donauschwäbischen Gegenständen zeigten. Wir haben so viel gelernt! Danke!

Tony und Becky Wendt

Aufschlussreich! Habe vieles hinzugelernt und manches in Gedanken wiedererlebt. Danke!

E. – 2022

Das Schulamt M. und wir persönlich danken vielmals für die Gastfreundschaft und den spannenden Einblick in Ihre Geschichte.

Juli 2022

Vielen Dank, dass wir wieder erleben durften, wie es früher war, und so manche Erinnerungen wieder wach wurden.

Franz u. Maria Muth, Frankenthal/ Pfalz – Juli 2022

Einblick in die Geschichte und große Gastfreundschaft mit einem herzlichen Willkommen. Vielen Dank dafür.

Carmen H. – Juli 2022

...Wir danken herzlich für Speis und Trank, wünschen weiterhin viele Besucher, außerdem werden wir im Haus der Heimat Nürnberg über die Gastfreundschaft in Billed berichten.Gott segne Euch und gebe Euch Kraft, alles weiterzuführen zum Wohle der Gemeinschaft.

Vielen herzlichen Dank für die tolle Erklärung der Geschichte der Banater Schwaben, bedrückend, sehr informativ und doch auch humorvoll.

Verein Freunde von Bistritz‘ aus Wiehl / NRW – Sept. 2022

Nichts Schöneres hätte ich mir für meinen gestrigen 45. Geburtstag vorstellen können, als hier in Billed anzukommen, um nach 28 Jahren für wenige Tage in die Vergangenheit eintauchen zu dürfen. Tiefe Dankbarkeit begleitet mich. Zutiefst beeindruckt vom Reisen, von der Gastfreundschaft, der Möglichkeit einer Unterkunft in Billed , im Heimathaus, um gemeinsam mit meinem Partner das Dorf erkunden zu können und ihn auf eine Reise zu meinen Wurzeln mitzunehmen.

2022

Nur wer seine Wurzeln kennt, kann wachsen‘ Anselm Grün. Wir wurden heute im Banat ganz herzlich empfangen und haben viel über das Land und die Menschen erfahren und gelernt. Wir wünschen Land und Leute alles Gute für die Zukunft und danken Adam und Roswitha für ihre große Gastfreundschaft, Adam auch für die tiefen Einblicke in die Geschichte des Landes. Wir sind beeindruckt von der Ausstellung und seinem umfangreichen historischen Wissen... 2022

Das sind nur einige der Besuchermeinungen, wofür wir danken und auf weitere Stimmen hoffen...

139

Der Einsatz hat sich gelohnt!

Von Pfarrer Bonaventura Dumea und Roswitha Csonti

Fürdie Renovierung des Billeder Kirchturms hat sich Brunhilde Klein schon vor der Pandemie nach Handwerkern für das Streichen des Kirchturms umgesehen, doch dann stockte alles.

2021 hat das Bürgermeisteramt für die Kirchenreparatur 10.000 Lei versprochen, die nicht in Anspruch genommen wurden, weil auch Roswitha Csonti die Meinung vertrat, lieber 2022 die doppelte Summe zur Verfügung zu haben, was auch dem Bürgermeister recht war. Auch der Gemeindepfarrer Bonaventura Dumea stimmte zu.

Im September 2021 hat Roswitha sich mit Herrn Claudiu Calin vom Temescher Bistum beraten, wie wohl die Sache anzugehen wäre. Dieser gab ihr den Rat, mit dem Ökonom Nikola Laus zu sprechen, mit dem Pfarrer von Großsanktnikolaus Ando Attila und der Architektin Ramona Ehremberger.

In Großsanktnikolaus hat der Pfarrer den Billederinnen Brunhilde Klein und Roswitha Csonti Tipps gegeben, die für den weiteren Verlauf der Arbeiten sehr nützlich waren. Er vermittelte auch die Firma ECOVEST ALPIN. Den Vertrag mit dieser Firma unterschrieb im März 2022 Pfarrer Bonaventura Dumea. Beim Bistum in Temeswar waren noch dabei: Ökonom Pater NIKOLA LAUS, RAMONA EHREMBERGER, BRUNHILDE KLEIN und ROSWITHA CSONTI.

Gesamtkosten der Renovierung (Material + Arbeitslohn) 14.000 Euro. Die Arbeiten sollten im Mai beginnen. Weil aber noch

kein Geld auf dem Konto war, mussten die Arbeiter abziehen und erst am 11. Juli wiederkommen. Da es sehr heiß war, nur an Seilen gearbeitet wurde – was sehr schwer war – zog sich alles in die Länge. Abgeschlossen wurden die Arbeiten am 24.08.2022, dafür kamen: 7.000 Euro vom Rathaus – vielen Dank an den Bürgermeister und den Gemeinderat 5.000 Euro von der HOG Billed – danke an Werner Gilde und den Vorstand; 1.000 Euro vom Bistum Temeswar 1.000 Euro vom Pfarrhaus Billed Durchgführt wurden auch kleinere Reparaturen am Vorbau der Kirche (auch gestrichen), was nicht im ursprünglichen Vertrag ausgehandelt war und zusätzlich 625 Euro kostete.

Die Dachrinnen wären noch wichtig gewesen, die die Arbeiter angeseilt ersetzen, sauber machen und von innen anstreichen sollten und auch wollten. Dabei haben sie sich zwei Tage lang gequält, allein es ging nicht. Es mussten die Arbeiten eingestellt werden, da man nur mit Gerüst die Rinnen sanieren kann.

Was zur Zeit nicht absolut notwendig ist, zumal diese noch nicht so schlecht sind, um grunderneuert zu werden. Gereinigt sind sie und repariert, wo es dringend war.

Seitens des Vorstands der HOG Billed ein herzliches Vergeltsgott und Dankeschön an alle Beteiligten, die sich um die Erhaltung unsere Gemeindekirche bemüht haben und hoffentlich weiter bemühen.

140 Leistung und Würdigung

Abbildung oben Der Flyer für Spenden wurde in Karlsruhe und Umgebung bei insgesamt 24 Kirchengemeinden ausgelegt.

Nach der Sanierung der Billeder Kirche 1967 und 2007 sind erneut Reparaturen, insbesondere am Turm, nötig.

Leistung und Würdigung 141
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Höhenangstfreie Arbeiter der Firma Ecovest Alpin reparieren den Kirchturm

Rechts im Bild Pfarrer Bonaventura Dumea und Adam Csonti bei der Beaufsichtigung der Arbeiten

Leistung und Würdigung 143
Letzte Schönheitsreparaturen an der Kirche einige Tage vor dem Kirchweihfest am 27. August 2022 Die Kirche nach den Reparaturarbeiten im August 2022

Roswitha Csonti zum 60. Geburtstag

Ein Glücksfall für unsere Gemeinde

Kinner

wie die Zeit vergeht, möchte man sagen. Frisch und rege wie eh und je feierte unsere geschätzte Landsmännin Roswitha Csonti am 19. Februar ihren 60. Geburtstag im Kreise ihrer Lieben. An einem strahlenden Sonntag wurde in gemütlichem Beisammensein mit Familie und Verwandtschaft, bei reich gedeckter Tafel, das runde Wiegenfest begangen.

Roswitha, geb. Schuster, erblickte 1962 in unserer Nachbargemeinde Großjetscha das Licht der Welt. In Abständen wurden der Familie zwei weitere Mädchen und ein Junge geboren. Man kann sich vorstellen, dass die Mutter, ohne all die heutigen Haushaltsmaschinen, mit vier Kindern in jener Zeit gut beschäftigt war. Als ältere Schwester wurde Roswitha somit frühzeitig in die Betreuung und Versorgung der kleineren Geschwister eingebunden. Das hat nicht nur ihren Familiensinn, sondern ihre ganze Einstellung geprägt für das weitere Leben.

Nach acht Jahren Grundschule in ihrem Heimatort besuchte die Jugendliche die neunte und zehnte Klasse in Billed, um dann die Oberstufe am Gymnasium für Landwirtschaft, Fachrichtung Telemetrie, in Temeschburg abzuschließen. Ihren ersten Job trat Roswitha in der Billeder Maschinen und Traktoren Station SMT an, wo ihr Chef Johann Slavik ihr das Handwerkszeug der Buchhaltung beibrachte. Gern erinnert sie sich an gute Zeiten mit Kolleginnen wie Heidrun Pfersch, Elfriede Fürbacher, Susanne Lahni, Christine Gerhold und anderen, noch vor der großen Auswanderungswelle…

Nach einer Zwischenstation 1989 als Buchhalterin der Konsumgenossenschaft in Billed wechselte sie 1990 bis 1995 als Kindergärtnerin zum deutschen Kindergarten, während ihre Schwägerin, Ingrid Csonti, in Babypause ging. Parallel dazu hat sich Roswitha ab 1994 um die Billeder Sozialstation gekümmert, eine Abteilung der AdamMüller-Guttenbrunn Stiftung, deren Leitung sie ab 1995 ausschließlich übernommen hat.

Essen auf Rädern Was mit Essen auf Rädern für neun alte Menschen mühsam begonnen hat - heute versorgt Roswitha mit zwei Mitarbeiterinnen 40 bedürftige Bürger jeglicher Her-

146 Leistung und Würdigung

kunft mit täglicher Kost. Wir erinnern uns an die Bilder in dem Beitrag ‚Ein Glücksfall für Billed‘ von Johann Steiner im Heimatblatt 2019, die den Zustand des heutigen Heimathauses damals zeigen. Und wir alle wissen, wie dieses Anwesen heute glänzend dasteht, durch die Tatkraft und Fähigkeiten von Roswitha Csonti, mit all ihren Mitstreitern. In Haus und Hof erkennt man auf Schritt und Tritt die rührige Hand einer guten Hauswirtschafterin, neben all den unsichtbaren Verwaltungstätigkeiten im Hintergrund, die sie bewerkstelligt.

In ihrer selbstlosen, immer ruhigen, durchsetzungsfähigen Art unterstützt sie die Menschen bei Erledigungen, Amtsgängen und Arztbesuchen. Unzähligen Landsleuten im Ausland half sie bei der Beschaffung von Nachweisen, Bestätigungen und Arbeitspapieren für Standesamt, Rückerstattung oder Rentenbeantragung.

In ihrer Schulzeit schon lernte unsere heut Sechzigerin Adam Csonti in Billed kennen, der sie mit 18½ Jahren zum Traualtar führte. Das junge Paar gründete eine Familie und zog in das Haus von Adams Großeltern in der Sauerländer Gasse, in dem sie auch heute noch glücklich sind. Anders als für Roswithas Mutter und Geschwister, die 1991 wegzogen nach Deutschland, wie auch die meisten Billeder Landsleute, war Auswandern für die beiden, wie auch für seine gesamte Familie kein Thema. Im Gegenteil, das bezogene Haus wurde erhalten und ausgebaut, das ganze Einkommen hineingesteckt, um es sich heimelig einzurichten.

Mit der Geburt der Tochter Melitta 1983 dann war das Familienglück komplett. Wie damals üblich, trat Roswitha nach wenigen Monaten Elternzeit wieder in ihre Arbeitsstelle ein und die Oma nebenan kümmerte

sich rührend um die kleine Enkelin. Mutter und Tochter verstehen sich bis heute prächtig, beide verbindet die Liebe zur Familie und die Freude am Reisen. Früher, solang die Mutter noch lebte, verband Familie Csonti regelmäßig Verwandtenbesuche mit landsmannschaftlichen Treffen in Deutschland. Heute reist Roswitha gern, sooft es die Zeit zulässt mit Tochter Melitta, da Adam dieser, ihrer Leidenschaft, nicht so viel abgewinnen kann.

Zum Ausgleich neben Arbeit und Familie trat Roswitha, nachdem die meisten Deutschen weg waren und Brunhilde Klein die Organisten-Stelle in der kath. Kirche übernommen hat, in den Kirchenchor ein und ist bis heute tatkräftiges Mitglied davon.

Für Adam ist seine Ehefrau die beste Partie, die er sich vorstellen kann. Nicht nur, dass sie die gleiche Einstellung teilen, sie unterstützte ihn auch von Anfang an in seinen Unternehmungen, ob bei der Organisation von Handballfesten, Kirchweihen oder Veranstaltungen, die ohne sie nicht denkbar wären.

Adam-Müller-Guttenbrunn Medaille

Die 250-Jahrfeier im August 2015, zur Dorfgründung durch unsere Ahnen, stellte eine Mammut-Organisationsarbeit für Roswitha und alle Beteiligten in Billed dar. Im Zuge der Feierlichkeiten wurde unsere Jubilarin folgerichtig, durch die stellvertretende Bundesvorsitzende Christine Neu, mit der Adam-Müller-Guttenbrunn Medaille, höchste Auszeichnung der Landsmannschaft der Banater Schwaben, geehrt.

Liebe Roswitha, wie viele Stunden haben wir uns bei Besuchen bis tief in die Nacht, in gemütlicher Runde im Forum, gut unterhalten. Wie viele Gäste hast du in den vergangenen Jahren empfangen: Landsleute, Politiker und

147
Leistung und Würdigung

Abbildung

Würdenträger haben euer Haus besucht und sich stets gut umsorgt gefühlt. Dank deiner durchweg ruhigen, gutmütigen Verfassung hat man den Eindruck, das macht dir alles wenig Mühe - ich würde gern wissen, wie es vor einem großen Empfang in deinem Inneren aussieht, wenn in letzter Minute alles auf dem Punkt sein muss?

Im Namen unserer Landsleute in Deutschland sowie in

Billed und in aller Welt darf ich dir Roswitha herzlich zu deinem runden Ehrentag gratulieren. Ich wünsche dir vor allem Gesundheit und viel Freude mit deiner Familie. In unser aller Sinn wünsche ich mir, dass du uns mit all deinen Tätigkeiten und deiner Schaffenskraft noch lange erhalten bleibst und danke dir für deinen unermüdlichen Einsatz für die Gemeinschaft.

Hoher Besuch in der Billeder Sozialstation am 19. November 2022: v.l.: Dr. Frank Mentrup, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe; Adam Csonti; Roswitha Csonti; Christine Weber, Karlsruher Stadträtin.

Dankesgruß aus Bürmoos

Liebe Roswitha und Adi!

MitFreude habe ich vorgestern euer Weihnachtspaket mit dem neuen Billeder Heimatblatt erhalten. Gleich habe ich mich ans Lesen gemacht und habe wieder mit großem Interesse die vielen ernsten und lustigen Geschichten und Erzählungen aus Billed gelesen. Ganz aufmerksam habe ich den Bericht über „50 Jahre Handballverein Vointa Billed“ gelesen und dabei die Fotos mit dem Adi als begeisterter Handballer und Obmann des Vereins studiert.

Sehr berührend fand ich auch die Ablichtung des Berichtes über „Vier Schneider in einer Familie“ in der Neuen Banater Zeitung vom 9. Mai 1986.

Ich kann mich ja noch gut an die Eltern vom Adi und auch die Großmutter, die so gut und gerne für uns gekocht hat, erinnern.

Von Zeit zu Zeit schaue ich ja auch auf die Homepage der Billeder Heimatgemeinde. Da habe ich mir auch das Video über den Besuch des Heimatmuseums von Frau Ziegler und Frau Maxa angesehen. Es freut mich ganz besonders, dass euer beider Wirken für das Gemeinwohl der Billeder von der österreichischen Botschafterin in Rumänien bei ihrem Besuch mit dem neuen österreichischen Honorarkonsul von Temesvar gewürdigt wurde.

Ich möchte bei der Gelegenheit auch dem Redaktionsteam und dem Vorsitzenden der HOG Billed, Herrn Werner Gilde, meine Hochachtung über die immer wieder gelungene Gestaltung des „Billeder Heimatblattes“ aussprechen. Das verdient Anerkennung und Respekt! In meinem Bücherschrank nehmen die Heimatblätter einen bevorzugten Platz ein.

Zum 80. Geburtstag von Elisabeth Martini

Vorüber 50 Jahren trat ein Mensch in unser – des Jahrgangs 1960 – Leben, der, selbst damals noch keine 30 Jahre alt, sich als kompetenter Lotse durch unsere prägenden Entwicklungsjahre erweisen sollte: unsere Deutsch- und Klassenlehrerin Frau Elisabeth Martini, geb. Frick. Am 15. September 1971 begann für uns in Billed ein neuer Schulabschnitt. Wir hatten ab jetzt für jedes Fach einen anderen Lehrer.

Wir, ihre ehemaligen Schüler, erinnern uns an sie als gewissenhafte Lehrerin, auf die stets Verlass war. Kurz nach dem Klingelzeichen erschien sie bereits mit dem Katalog unter dem Arm in der Klasse, denn es gab viel, was sie uns lehren wollte – die Zeit war knapp und kostbar. Wir lernten auch viel bei ihr (d.h., wer lernen wollte) – einiges ist uns viel später erst bewusst geworden, wie wichtig es war.

Durch den hervorragenden Deutschunterricht, den uns Frau Martini erteilte, waren wir für die weiterführenden Schulen bestens gerüstet. Sie wusste genau, welches unsere Schwächen bei Aussprache und Grammatik im Hochdeutschen waren und versuchte, diese gezielt zu bekämpfen. Manche ihrer ehemaligen Schüler sind dankbar, dass sie ihnen „eingebläut“ hatte, das „S“ im Anlaut stimmhaft zu sprechen, den Komparativ richtig zu gebrauchen („größer als“ und nicht „größer wie“) usw. –und ihnen auf diese Weise eine „Blamage“ vor den „Städtlern“ und späteren Deutschlehrern ersparte. Die Liebe zum geschriebenen Wort und das Interesse an den großen Dichtern der deutschen Literatur wusste sie zu wecken. Es gibt mit Sicherheit niemanden vom Jahrgang 1960,

der sich nicht gern an die Klassenstunden erinnert. Es war nicht irgendeine Stunde, die man am Samstag zwischen 12.00 und 13.00 Uhr noch „abzusitzen“ hatte, nein, es war DIE Stunde. Die Themenvielfalt war schier grenzenlos; unerschöpflich schien das Wissens-reservoir unserer Lehrerin. Sie reichte die Fackel der Wissbegier an uns weiter, weckte unser Interesse, brachte uns zum Lesen (wenn sie auch ab und zu „illegale“ Westernhefte konfiszieren musste). Aber auch praktisches Wissen wurde vermittelt, wir wurden aufs Leben vorbereitet.

Elisabeth Frick (verh. Martini) als Schülerin

Auch was die außerschulischen Tätigkeiten betrifft, war Frau Martini eine der aktivsten ihres Berufsstandes. Die Ausflüge, auch wenn sie nur per Fahrrad zum „Krokewald“ oder in die „Kaul“ zum Eislaufen und Hockey spielen führten, wurden gerne angenommen wie auch die Besichtigung des Geburtshauses von Nikolaus Lenau in Lenauheim, eine Fahrt zum Eisernen Tor mit einer Schifffahrt auf der Donau, ein Museumsbesuch usw.

Um den Zusammenhalt zwischen Mädchen und Jungen zu stärken, organisierte Frau Martini Unterhaltungsnach-

150 Leistung und Würdigung

und Würdigung

mittage in der Schule. Mit dem Plattenspieler von Frieda Andre und zu Liedern wie „Zwei weiße Birken“, „Bohne in die Ohrn“, „Donauschwäbische Blasmusik“ lernten wir die ersten Tanzschritte, obwohl es trotzdem einige Schüler gibt, die sich bis heute zu ihren „Holzfüßen“ bekennen. Bildlich in Erinnerung blieb auch unser Abschied von unserer Klassenlehrerin. Wir begleiteten sie nach der Abschlussfeier an den Bahnhof. Für uns und sie selbst begann nun ein neuer Lebensabschnitt. Frau Martini wurde ab Herbst 1975 Lehrerin am Industrielyzeum Nr. 2. Rückblickend und zusammenfassend können ihre ehema-

ligen Schüler sagen: Es ist gut, dass es Lehrerinnen wie Elisabeth Martini gab, die es wagte, neue Wege zu beschreiten und gegen Überholtes zu kämpfen. Seit dem Jahr 1995 redigiert sie das Billeder Heimatblatt, schreibt Berichte über unsere Veranstaltungen und arbeitet engagiert im Vorstand der Heimatgemeinschaft Billed e.V. mit. Wir wünschen im Namen der ehemaligen Schüler/ innen und des gesamten Vorstandes der Heimatgemeinschaft Billed e.V. alles Gute zum 80. Geburtstag, weiterhin viel Spaß bei der Redaktion des Heimatblattes und vor allem: Gesundheit!

Abbildung

151
Leistung
Schulklasse des Jahrgangs 1960 mit der Klassenlehrerin Elisabeth Martini im Jahr 1975

Große Erfolge als Komponist und Texter gefeiert

Die Heimatortsgemeinschaft Billed trauert um Johann Mathis

DerKomponist und Texter Johann Mathis war einer der ganz Großen in der volkstümlichen Musikbranche Österreichs. Rund 1300 auf Tonträgern erschienene Lieder aus seiner Feder, die Zusammenarbeit mit vielen Spitzenformationen, die seine Lieder in ihr Repertoire aufnahmen, die weite Verbreitung seiner Kompositionen im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus und nicht zuletzt 30 Goldene- und zwei Platinschallplatten bezeugen sein erfolgreiches künstlerisches Schaffen. Am 30. März ist Johann Mathis im 84. Lebensjahr in seiner Heimatstadt Ried im Innkreis, die ihm vor einigen Jahren auch das Goldene Ehrenzeichen verliehen hatte, gestorben.

Johann Mathis stammte aus der Banater Heidegemeinde Billed. Dort, in der Vertgass, wurde er am 7. September 1938 geboren. Er war erst sechs Jahre alt, als er mit seiner Mutter im Herbst 1944 nach Westen flüchtete. In der oberösterreichischen Stadt Ried im Innkreis fand die Familie ein neues Zuhause. Hier lebte und arbeitete Johann Mathis bis an sein Lebensende. Ried und Österreich werden ihm zur Heimat.

Bald stellte sich heraus, dass Hansi, wie er gerufen wurde, musikalisch sehr begabt ist. Obwohl weitgehend Autodidakt, verfügte er dennoch über eine solide musikalische Bildung. Sie war die Grundlage für eine erfolgreiche Musikerkarriere. Noch während der Schulzeit hatte er begonnen, mit einem Trio in Bars zu spielen, um sich ein Taschengeld zu verdienen. 1959 gründete Mathis die mit fünf Musikern besetzte Tanzkapelle „Melodia“, die

auf Bällen und Hochzeiten spielte. 1965 wurde die Formation, deren Name auf „Johann Mathis-Combo“ geändert wurde, durch seine Schwester Anneliese als Sängerin verstärkt. Sie bestand bis 1990.

Schon früh begann Johann Mathis Lieder zu komponieren und die Texte dazu zu schreiben – vorerst nur für die eigene Kapelle, später immer öfter für andere Kapellen und Sänger. 1964 gelang ihm mit dem Lied „Abschied von der Mutter“, das er für Jahn Berthold, einen befreundeten, damals noch unbekannten Sänger geschrieben hatte, sein erster großer Erfolg. Dieses Lied wurde zum Renner bei allen Wunschkonzerten des ORF und landete auf Platz 4 in der Hitparade. Die Firma Ariola brachte den Titel sofort auf Schallplatte heraus. Die Single verkaufte sich 50000 Mal. „Abschied von der Mutter“ wurde zu einem Volkslied, das vor allem bei Hochzeiten im Osten Österreichs gespielt wird. Als „altösterreichisches Volkslied“ fand es Eingang in Band 1 (1983) der vom Österreichischen Volksliederwerk herausgegebenen Reihe „Corpus Musicae Popularis Austriacae“. Erst später erfuhr dessen Autor, der Volksmusikforscher Professor Walter Deutsch, dass der Komponist und Texter des Liedes noch lebt und Johann Mathis heißt.

Mit seinen Kompositionen machte sich Mathis einen Namen in der Szene der populären Unterhaltungsmusik, er wurde ein gefragter Komponist und Texter. Mitte der 1960er Jahre wurde der Komponist Werner Brüggemann auf Mathis aufmerksam und es begann eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Es entstanden Lieder für die

152 Leistung und Würdigung

Oben: QR-Code zu einem Beitrag über Hans Mathis anlässlich seines Besuches 2017 in Billed

legendären Linzer Buam und die Hitparadenstürmer D‘ Kasermandln. Fortan komponierte Mathis für viele erfolgreiche Gruppen wie Die Stoakogler, das Original Alpenland Quintett, das Original Tiroler Echo, Oesch’s die Dritten, die Zillertaler Schürzenjäger, die Kastelruther Spatzen oder das Duo Sigrid & Marina.

Johann Mathis landete mehrere Megahits, darunter das von Brüggemann komponierte Lied „Bergkameraden“, dessen Text von ihm stammt. Mehrere Gruppen haben dieses Lied gesungen, 1976 auch Klaus & Ferdl (D‘Kasermandln). Die LP mit diesem Lied war im April 1977 an erster Stelle der Österreichischen LP-Hitparade. Dafür gab es eine Platin-Schallplatte. Die „Bergkameraden“ sind längst zum Volkslied mutiert, das bei entsprechender Stimmung auf den Berghütten gesungen wird. Mathis‘ meistgespielter Titel war „Ich liebe die Berge meiner Heimat“, gesungen von den Zillertalern Schürzenjägern. Die LP-Produktion mit diesem Lied brachte es ebenfalls zu Platin. Das von Mathis für die Kastelruther Spatzen komponierte Lied „Die Frau von einem Musi-

Abbildung: In der Heimatausstellung entdeckt Hans Mathis bei seinem Besuch in Billed 2017 seine Mutter auf einer Aufnahme mit dem Billeder Kirchenchor aus dem Jahr 1930.

kant“ (auf dem 1990 erschienenen Album „Feuer im ewigen Eis“) wurde eine Million Mal verkauft. Es war sein größter CD-Verkaufs-Erfolg.

„Ich habe in meinem Leben nie gearbeitet – lediglich meinem Hobby gefrönt: Musizieren, Musiklehrer, Musikgeschäft, Texten und Komponieren. Es gibt nichts Schöneres auf Erden, als wenn man mit Liedern und Musik Menschen Freude bereiten kann“, bekannte Mathis einmal. Freude bereitete er auch seinen Billeder Landsleuten. Obwohl er seine Heimat im Kindesalter verlassen und im Innkreis eine neue Heimat gefunden hatte, bekannte er sich immer zu seiner Herkunft. Dank seiner Mutter, die ihm viel von Billed und der Banater Heimat vermittelte, fühlte er sich auch als Billeder. Seinem Heimatort widmete er das Lied „Ich denk so gerne an daheim – an Billed im Banat“. 1981 erstmals vorgetragen, wurde es zur Hymne der Billeder.

Die Heimatortsgemeinschaft Billed verneigt sich vor der Lebensleistung von Johann Mathis und trauert um ihren verdienstvollen Landsmann. Der Vorstand

Schachmeisterschaft 2022 der Banater Schwaben

Die 2015 unter der Schirmherrschaft der Landsmannschaft der Banater Schwaben gestartete Schachmeisterschaft ist 2022 in die 8. Runde gegangen und erfolgreich abgeschlossen werden. 2022 sind wieder neue Spieler hinzugekommen. Leider konnten wegen der CoronaPandemie nur drei der geplanten Turniere ausgetragen werden, das erste in Manching. Hier haben vier Teilnehmer unserer Meisterschaft, darunter auch drei Billeder, die Gelegenheit genutzt, bei einem lokalen Turnier des MBB SG Manching teilzunehmen. Das zweite Turnier wurde zum Heimatstreffen der Banater Schwaben in Ulm ausgetragen. Turniersieger wurde Peter Tillger (Temeswar), der als Preis einen Zinnteller mit Banater Wappen und Gravur erhalten hat. Das dritte Turnier wurde im September in Landshut ausgetragen und von Bruno Neusatz (Lippa) gewonnen, der sich damit wieder Platz eins der allgemeinen Rangliste gesichert hat. Innerhalb der OnlineGruppe wurden der Pokalwettbewerb im Ko. System so wie die Meisterschaft, aufgeteilt in drei Gruppen, ausgetragen. In der Online-Meisterschaft konnte Paul Deme (Temeswar) seinen Meistertitel von 2021 wieder erfolgreich verteidigen. Aus den zwei B-Gruppen, die von Günther Kratochwill und Werner Rollinger betreut wurden, steigen in der neuen Saison fünf Spieler in die A-Gruppe auf, darunter auch unser Landsmann Werner Billinger, der innerhalb der zweiten B-Gruppe den ersten Platz erzielt hat. Auch das Endspiel im Online-Pokal wurde wieder von Werner Billinger gegen Eugen Stein (Tolwad) mit 1,5 zu 0,5 gewonnen.

Turniere 2022 und die Plätze 1 bis 4

Manching / 19. März (lokal) Ulm / 4. Juni

1. (3.) Johann Menning /SB Peter Tillger / Temeswar

2. (5.) Alfred Selpal / Billed Manfred Wagner / Jahrmarkt

3. (6.) Gerhard Keller / Billed Eckhard Feisthammel / Kegl.

4. (8.) Werner Keller / Billed Alfred Selpal / Billed

Landshut / 3. Sept Online-Pokal 2022

1. Bruno Neusatz / Lippa Werner Billinger / Billed

2. Alfred Selpal / Billed Eugen Stein / Tolwad

3. Werner Rollinger / Warjasch Paul Deme / Temeswar

4. Günther Kratochwill /Warjasch Jonas Rackl / Neuarad

Online-Meisterschaft Abschlusstabelle 2022

Name Heimatort A-Gruppe

1. Paul Deme Temeswar 2. Eugen Stein Tolwad 3. Reinhold Becker Lenauheim 4. Reinhard Kaiser Kleinjetscha 5. Harald Lenhardt Billed

6. Jürgen Reingruber Paulisch B-Gruppe

1. Franz Labling Temeswar 2. Werner Staar Birda/Liebling 3. Reinhardt Kutschera Knees 4. Simon Göpfrich Sanktanna 5. Günther Kratochwill Warjasch

6. Stefan Wohlrab Nürnberg

154 Statistik

C-Gruppe

1. Werner Billinger Billed

2. Jochen Wollenweber Regensburg

3. Jonas Rackl Neuarad

4. Alfred Selpal Billed

5. Werner Rollinger Warjasch/Bakowa

6. Leonid Schurr Großmehring

Schachmeisterschaft der Banater Schwaben - Rangliste 2022

Name

Heimatort

1 Bruno Neusatz Lippa / Temeswar I. / Augsburg

2 Paul Deme Temeswar III. / Ingolstadt

3 Eugen Stein Tolwad / München

4 Reinhold Becker Lenauheim / Landau (Pfalz)

5 Werner Billinger Billed (548) / Rosenheim

6 Reinhard Kaiser Kleinjetscha / Karlsruhe

7 Peter Tillger Temeswar IV. / München

8 Konstantin Tryfon Temeswar I. / Frankfurt

9 Franz Labling Temeswar VI. / Heilbronn

10 Jürgen Reingruber Paulisch / Paris

11 Werner Staar Birda / Liebling / Lauf a.d. Pegnitz

12 Harald Lenhardt Billed (438) / Karlsruhe

13 Andreas Mihalko Darowa / Spaichingen 14 Josef Reingruber Glogowatz / Gilching 15 Jochen Wollenweber (neu) Regensburg

16 Jonas Rackl Neuarad / Ingolstadt

17 Reinhardt Kutschera Knees / Regensburg

18 Alfred Selpal Billed (192) / Manching 19 Werner Rollinger Warjasch / Bakowa / Landshut

20 Johann Menning Siebenbürgen / Ingolstadt

21 Andreas Menning Siebenbürgen / Ingolstadt

22 Manfred Wagner (neu) Jahrmarkt / München

23 Eckhard Feisthammel(neu) Keglewichhausen / Metzingen

24 Gerhard Keller Billed (270) / Baar-Ebenhausen

25 Simon Göpfrich Sanktanna / Nürnberg

26 Günther Kratochwill Warjasch / Landshut

27 Lorenz Klug Neuarad / Ingolstadt

28 Sven Rollinger Bakowa / Warjasch / Landshut

29 Werner Keller Billed (270) / Baar-Ebenhausen

30 Stefan Wohlrab Nürnberg

31 Leonid Schurr Kasachstan / Großmehring

Spiele und Turniere 2023

die Meisterschaft 2023 sind wieder mehrere Analog-Turniere in Planung. Diese werden auch im Internet unter: banater-schwaben.de bekannt gegeben. Für die neue Saison wurde auch eine Regeländerung vorgenommen, nämlich dass die Online ausgetragenen Spiele nur noch separat von der allgemeinen Rangliste gewertet werden. Somit werden unser Online-Pokal sowie auch die Online-Meisterschaft als separate Wettbewerbe an den Start gehen. Die A-Gruppe der Online-Meisterschaft wurde auf 12 Spieler aufgestockt, dafür wird im Gegenzug nur noch eine B-Gruppe an den Start gehen. Günther Kratochwill hat sich bereit erklärt, diese auch weiterhin zu betreuen.

Für

Weitere Teilnehmer aller Leistungsklassen sowie auch Landsleute, die bei der Organisation von Turnieren und Treffen mithelfen möchten, werden gebeten, sich bei Alfred Selpal unter der Rufnummer 08459/593660 oder der E-Mailadresse alfred-selpal@t-online.de zu melden, damit weitere Schachgruppen gegründet und bestehende ausgebaut werden können. Die Regeln zur Meisterschaft sind im Internet unter: heimathaus-billed.de/410 veröffentlicht.

Statistik 155

Vorwort, Werner Gilde ...................................................... 3 KulTour-Tag in Billed, Astrid Ziegler ............................. 4 Bericht über den “Billeder KulTour-Tag”, Hans Rothgerber ............................................................. 7 Rede zum Billeder KulTour-Tag, Katharina Eismann .. 8 Bildbericht zum Billeder KulTour-Tag, Astrid Ziegler ................................................................ 12 Lada cu zestre, Hans Rothgerber ..................................... 22 Der Billeder “Kerweihstrauß” geht nach Bayern, Astrid Ziegler ................................................................ 24 “Kerweih” ist Kult, Hans Rothgerber............................. 34 Jubiläumsfeier Städtepartnerschaft KarlsruheTemeswar, Werner Gilde und Astrid Ziegler ................ 38 30 Jahre Städtepartnerschaft Karlsruhe-Temeswar, Jo Wagner ..................................................................... 40 Das Sommerfest des KV der LBS Karlsruhe öffnete erneut seine Tore...................................................... 42 Herbstkonzert des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe, Irmgard Triess und Dietmar Giel............... 46 Allerheiligen im Banat, Astrid Ziegler .......................... 52 Allerheiligen in Karlsruhe: „Wir gedenken unserer Toten!“ 2022, Irmgard Triess ..................................... 57 Ansprache von Werner Wolf, Vorsitzender der HOG Triebswetter, ........................ 62 „Banater Schwabenkinder“ feiern 10-jähriges Jubiläum, Miriam Österreicher .................................. 68 Traubenball der Banater Schwaben in Karlsruhe .. 70 Kathreinenball in Billed .............................................. 74 Gespiegelt im Granit des Gedenkens, Astrid Ziegler ... 76 Der Titel „Das schönste Haus im Banat“ geht nach Billed, Hans Rothgerber .............................................. 78 Endlich wieder in der Heimat, Christa Duțică ........... 80

Wir Drei auf dem Weg in den goldenen Herbst unserer alten Heimat, Elisabeth Martini ................... 84 Drei-Generationen-Reise nach Billed, Heide Kallert .. 86 Eine amerikanische Hochzeit in Assisi, Anna Schütz ... 90 Von Kiltge über Kiltgen zu Gilde, Johann Steiner ...... 92 Einst Schüler in Billed, Elisabeth Martini, Barbara Wagner, Anna Mann, Hermann Schütz............ 96 Gschichte aus dr Scholzeit, Hermann Schütz ............ 100 Schnorkse und pischpre, bamble und gumbe, Erika Weith, geb. Leidecker ......................................... 102 Auswanderungen aus dem Veischedetal in das österreichisch-ungarische Banat 1763 – 1788, Walter Stupperich ....................................................... 104 Gegen den Strom, Günther Lauth .............................. 130 Im Gespräch mit Peter Krier, Hans Rothgerber ......... 132 Ein großes Lob den Billedern, Elisabeth Martini ..... 136 Der Einsatz hat sich gelohnt, Pfarrer Bonaventura Dumea und Roswitha Csonti ....... 140 Roswitha Csonti zum 60. Geburtstag, Werner Tobias ............................................................. 146 Dankesgruß aus Bürmoos ........................................ 140 Zum 80. Geburtstag von Elisabeth Martini, H. Gebel, W. Gilde, G. Welter, H. Schnur .................... 150 Große Erfolge als Komponist und Texter gefeiert......................................................... 150 Schachmeisterschaft 2022 der Banater Schwaben, Alfred Selpal ............................................................... 154 Statistik unserer Landsleute weltweit, Hans Herbst und Werner Tobias .................................. 157 Unsere Verstorbenen - 2022 ..................................... 158 Landsleute, die 2022 ihr Ehejubiläum feierten .... 160 Dem Alter die Ehre - 2022........................................ 166

192 Inhaltsverzeichnis
Das Zentrum der Gemeinde bei Nacht Höhenangstfreie Arbeiter der Firma Ecovest Alpin reparieren den Kirchturm

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Große Erfolge als Komponist und Texter gefeiert

4min
pages 154-155

Dankesgruß aus Bürmoos

1min
page 151

Zum 80. Geburtstag von Elisabeth Martini

3min
pages 152-153

Roswitha Csonti zum 60. Geburtstag, W. Tobias

4min
pages 148-150

Der Einsatz hat sich gelohnt

2min
pages 142-147

Ein großes Lob den Billedern, Elisabeth Martini

5min
pages 138-141

Im Gespräch mit Peter Krier, Hans Rothgerber

2min
pages 134-137

Gegen den Strom, Günther Lauth

2min
pages 126-133

Auswanderungen aus dem Veischedetal in das österreichisch-ungarische Banat 1763 – 1788,

34min
pages 106-125

Einst Schüler in Billed

4min
pages 98-101

Schnorkse und pischpre, bamble und gumbe

2min
pages 104-105

Gschichte aus dr Scholzeit, Hermann Schütz

3min
pages 102-103

Von Kiltge über Kiltgen zu Gilde, Johann Steiner

5min
pages 94-97

Eine amerikanische Hochzeit in Assisi

2min
pages 92-93

Endlich wieder in der Heimat, Christa Duțică

3min
pages 82-85

Der Titel „Das schönste Haus im Banat“ geht

1min
pages 80-81

Drei-Generationen-Reise nach Billed

6min
pages 88-91

Traubenball der Banater Schwaben in KA

1min
pages 72-75

Gespiegelt im Granit des Gedenkens, Astrid Ziegler

3min
pages 78-79

Allerheiligen im Banat, Astrid Ziegler

5min
pages 54-58

Ansprache von Werner Wolf, Vorsitzender der HOG Triebswetter

4min
pages 64-69

Banater Schwabenkinder“ feiern 10-jähriges

1min
pages 70-71

Herbstkonzert des Chores der Banater Schwaben

5min
pages 48-53

Allerheiligen in Karlsruhe: „Wir gedenken unserer Toten!“ 2022, Irmgard Triess

3min
pages 59-63

Das Sommerfest des KV LBS Karlsruhe öffnete erneut seine Tore

2min
pages 44-47

30 Jahre Städtepartnerschaft KA-TM, Jo Wagner

2min
pages 42-43

Jubiläumsfeier Städtepartnerschaft KA - TM

3min
pages 40-41

Bericht “Billeder KulTour-Tag” , Hans Rothgerber

2min
page 9

Vorwort, Werner Gilde

2min
page 5

“Kerweih” ist Kult, Hans Rothgerber

1min
pages 36-39

Bildbericht zum Billeder KulTour-Tag, Astrid Ziegler

3min
pages 14-23

Rede zum Billeder KulTour-Tag, Katharina Eismann

6min
pages 10-13

Lada cu zestre, Hans Rothgerber

2min
pages 24-25

Der Billeder “Kerweihstrauß” geht nach Bayern

7min
pages 26-35

KulTour-Tag in Billed, Astrid Ziegler

3min
pages 6-8
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