Billeder Heimatblatt 2021

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Rückblick

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Mein erster Weizenschnitt

W

ir hatten 1948 im Herbst 4 Joch (1 Joch = 0,575ha; 1 Hektar = 100 Ar) mit Weizen angebaut, der im Sommer 1949 geerntet werden sollte. Da alle landwirtschaftlichen Maschinen der Bauern enteignet waren, musste mit der Sense geerntet werden. Ich hatte von Großvater Hubert zwei Sensen bekommen. Eine zum Mähen von Gras und Klee und eine nur für Halmfrüchte: Weizen, Gerste, Hafer usw. Es waren zwei Markensensen aus Österreich „Tip Top Schwedenstahl“. Großvater lehrte mich auch, sie zu „dengeln“, sie durch Klopfen auf dem Dengelstuhl scharf zu machen und sie mit dem Wetzstein dann zu schärfen. Und so ging es in den Weizenschnitt. Die Seile zum Binden der Garben hatten wir schon aus Lieschen, die wir im Fluss geschnitten hatten, zuhause gemacht. Sensenwurf und Sensenbogen hatte ich auch von Großvater bekommen und so fehlte nur noch die Technik des Mähens. Vater Lambert hatte darin auch keine große Erfahrung und so hat es uns der Schwager von Vater Lambert, Michael Stadtfeld, erst einmal gezeigt. Er und Vaters Schwester Elisabeth waren auch bei der Ernte dabei. Mutter hat hinter mir „gekleckt“ (das Gemähte zu Garben gelegt), Vaters Schwester Elisabeth war hinter Vater, Schwester Marie hat die Seile gelegt und Michael hat die Garben gebunden und schon teilweise zu Haufen gesetzt.

Josef Herbst

Wir waren im „Kleinen Flur“, dort waren die Felder 400 m lang. (Von einem Gewann-Weg zum anderen). Wir hatten es wie alle anderen auf ca. 200 m aufgeteilt, damit man eher zum Wagen zum Wasser kam. Mit jedem Maden der Sense ging es besser. Damals wusste ich noch nicht, welch‘ gute Sense ich hatte. Neben uns erntete Steiner Martin (Wilbergs) *1887. Er war Rasierer und verdiente sich und seiner Familie in der Erntezeit das Brot für das ganze Jahr. Er machte Pause, kam herüber und sagte: „Seppi geh an meinen Wagen und bring‘ uns die eingekühlte Schnapsflasche.“ Er nahm meine Sense und probierte sie aus und ich ging wie angesagt zum Wagen und brachte den Schnaps. Nachdem jeder einen Schluck getrungen hatte, ging es weiter. Ich wollte meine Sense, als ich merkte, dass sie stumpf wird, mit dem Wetzstein schärfen. Doch ich hatte keinen Erfolg. Da kam der Veter Martin wieder rüber und sagte: „Die Frau, einen Pinsel oder Bürste und die Sense gibt man nicht aus der Hand.“ Er hatte meine Sense mit Knoblauch eingerieben und daran greift kein Wetzstein. Er hat mir seine Reserve- Sense gegeben und meine zu Mittag gedengelt und wieder in Ordnung gebracht. Die Sensen haben wir auch mit in den Baragan genommen.


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