Dichtung
139
einem Fremden im Geburtsort geworden und nach dem Ableben meines Vaters wird sich das noch verstärken. Nach zwei Stunden war die Wohnung gänzlich leer. Wir verabschiedeten uns von den Vermietern, die wir vermutlich nicht mehr sehen würden und verließen das Domizil des letzten Familienangehörigen. Nichts erinnerte mehr an ihn, außer zwei Körben mit einigen Utensilien seines Lebens. Sein Dasein war abgewickelt – die „Datei gelöscht“ und nur in unserem Bewusstsein würde er noch einige Zeit weiterleben. Am Ende eines 93-jährigen Lebens blieben nur zwei Körbe mit Erinnerungen.
Hans Günther Lauth hat väterlichseits seine Wurzeln in Billed, wurde aber in Falkenstein, im Landkreis Cham, 1952 geboren und arbeitete nach beruflichen Zwischenstationen in Regensburg, München, Fürth und Aschaffenburg, zuletzt als Berufsschullehrer in Wiesau, in der nördlichen Oberpfalz. In seinen Gedichten, Geschichten, Fotografien und Lichtmalereien spiegelt er die Schönheit der oberpfälzischen Landschaft, aber auch das Selbstbewusstsein der Menschen an der Grenze zu Franken und Böhmen. https://grenzlauthe.jimdo.com
besuch in der heimat war wieder mal in meinem heimatort um nach dem tod des vaters seine konten aufzulösen und seine letzte formale existenz abzuwickeln der bank-angestellte erzählt mir zunächst etwas von der geschichte des ortes und übersieht die tatsache dass ich hier geboren wurde und aufgewachsen bin im laufe seiner formalen arbeit teilt er mir den
Hans Günther Lauth
neuesten tratsch aus dem dorf mit und übersieht die tatsache dass ich die genannten personen gar nicht mehr kenne am schluss schenkt er mir ein buch des heimatvereins über den ort meiner jugend ich bedanke mich und weiß dass ich nur mehr als fremder in der heimat war