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Rückblick
Fundstück über Billeder bei der Durchsicht alter Zeitungen
Vier Schneider in einer Familie Helmut Heimann, Neue Banater Zeitung vom 09. Mai 1986, Auf dem Lande zu Hause
V
on weit und breit kommen die Kunden in die Schneiderei der Billeder Genossenschaft für Produktion, Warenaufkauf und -absatz, die im Handelskomplex der Großgemeinde untergebracht ist. Dies trifft nicht nur auf die umliegenden Ortschaften wie Klein- oder Großjetscha, Schandra sowie Uihel zu, sondern auch in Temeswar und in den Nachbarkreisen hat sich längst herumgesprochen, dass in der von Meister Adam Csonti (54) geleiteten Werkstätte Qualitätsarbeit geleistet wird. Der Name Csonti ist schon seit vielen Jahren zum Gütezeichen in dieser Branche geworden. Dies gilt jedoch nicht nur für Vetter Adam, der seit nunmehr 36 Jahren in diesem Beruf tätig ist, sondern auch für seine Gattin Margarethe (49) und die Söhne Adam (29) und Erwin (22), die allesamt hier tätig sind. Vier Schneider also in einer Familie – eine für heutige Verhältnisse recht seltene Sachlage. Der Umgang mit Zwirn und Nadel hat diesem fleißigen Handwerkerquartett Anerkennung eingebracht. Zusammen ist man immer bestrebt, den vorgesehenen Warenproduktionsplan, der sich auf ungefähr 15 000 Lei beläuft, zu erfüllen. Natürlich ergeben sich auch Schwierigkeiten, doch noch immer ist es der Csonti-Familie gelungen, die aufgetretenen Hindernisse erfolgreich aus dem Weg zu räumen und mit neuem Elan ans Tagwerk zu gehen. Viel hätte nicht gefehlt, damit es nicht zu dieser bewundernswerten Familientradition gekommen wäre. Den Anfang machte natürlich der Vater, dessen Wunschtraum
es als Kind schon immer war, Seiler zu werden. Doch nicht immer kommt es im Leben, wie man es sich vorstellt. So ging er bei Schneidermeister Johann Bauer in Schandra drei Jahre lang in die Lehre und ebenfalls dort begann er in der Konsumgenossenschaft seine berufliche Laufbahn. Nach dem Militärdienst heiratete er, zog nach Billed, wo er bis 1962 zu Hause arbeitete und dann der Schneiderei, der KG, deren Leiter er seit zwölf Jahren ist, beitrat. In seine Fußstapfen traten auch seine beiden Söhne Adi, der ursprünglich Elektriker werden wollte, seit 1975 hier tätig ist, sowie Erwin, der ebenfalls die UCECOM-Berufsschule absolvierte und seit drei Jahren in der Schneiderei des Handelskomplexes arbeitet. Auch in der knapp bemessenen Freizeit gibt es eine Menge Arbeit. Vetter Adam ist nämlich auch ein Meister im Gemüsebau und in der Bienenzucht. In seinem großen Hausgarten werden hauptsächlich Tomaten und Paprika gezogen. Seit mehr als dreißig Jahren schon, aber ohne die Hilfe seiner Söhne Adam und Erwin sowie deren Gattinnen Roswitha, die in der Buchhaltung des Billeder agroindustriellen Einheitsrates arbeitet, und Ingrid, Kindergärtnerin der LPG-Einheit, wäre dies kaum möglich. Am glücklichsten ist Vetter Adam jedoch, wenn Enkelin Melitta auf Besuch kommt. Beim Spiel mit der Kleinen vergisst er dann für einige Zeit die Probleme und Sorgen des Alltages und schöpft neue Kraft für die bevorstehenden Aufgaben, deren es genug gibt.