EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser, Normalerweise bin ich kein Mensch für eine Schreibblockade – aber gerade musste ich doch gefühlte 100Mal ansetzen: das letzte MAGAZIN ist ein Jahr alt und in der Zwischenzeit ist so unfassbar viel passiert, dass ich einfach nicht mehr wusste, womit ich anfangen sollte: Ein Rückblick? Etwas ganz Aktuelles? Ich habe in der letzten Zeit so viele Kommentare geschrieben, mich so geärgert – keine Stimmung, die ich ins MAGAZIN transportieren möchte. Aber einfach ist das nicht: die gerade beendete Fußball EM lieferte so viele Anlässe, sich zu ärgern – ob es die Sonderstellung der Stadionveranstaltung unter der Flagge eines selbsternannten Modellprojektes war (Spoileralarm: es lief nicht besonders gut) oder die Forderungen der UEFA nach Ausnahmen und Sonderbehandlung in Zeiten, in denen immer noch jede Menge kleiner Veranstaltungen aus zum Teil seltsamen Gründen abgesagt werden. Besucher:innen, die sich (natürlich) nicht an die Regeln hielten und deren Auftreten das Zeug hatte, alle Bemühungen derer, die sich tatsächlich bemühen, zu ruinieren. Apropos „geschrieben“ Im letzten Jahr wurde, glaube ich, so viel geschrieben wie nie zuvor. Keine Sicherheitskonzepte, aber dafür Hygienekonzepte, Schriften zur Erstellung von Hygienekonzepten, Ratgeber über Ratgeber. Wie viel davon am Ende dauerhaften Bestand haben wird, wird man sehen – nicht wenig wurde geschrieben, damit es unter einem Namen veröffentlicht werden konnte, vieles ist schon lange wieder vergessen – was nicht wirklich erstaunlich ist im Hinblick auf die rasante Entwicklung. „Vergänglichkeit“ ist dabei auch ein schönes Schlagwort – hier insbesondere die Vergänglichkeit der Lerneffekte. Dabei haben wir so viel lernen können und auch tatsächlich gelernt – es wäre doch schön, wenn wir uns dieses Wissen bewahren würden – für das nächste Mal oder auch für den ganz normalen Weiterbetrieb. Daher soll das MAGAZIN vielleicht vor allem auch eine Dokumentationsfunktion haben – einfach mal ein paar Sachen aufschreiben, vielleicht kann ja jemand etwas damit anfangen. Wobei – neben der Dokumentation wird es in dieser Ausgabe vor allem auch um Meinungen gehen – das ist der Vorteil, einfach selbst entscheiden zu
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Kurz hatte ich überlegt, diese Ausgabe die „Depri“-Ausgabe zu nennen. Wenn ich nun aber auf die Texte und das Engagement der Schreibenden schaue, dann bin ich eigentlich total positiv gestimmt und schaue optimistisch nach vorne.« können, was veröffentlicht wird. Wir haben keinen Druck von oben - niemand der uns vorschreibt, womit wir uns beschäftigen sollen (oder eben auch nicht). Wir bringen das MAGAZIN heraus mit Inhalten, die uns gut gefallen – in diesem Fall ist es neben der Sicherheit auch die Nachhaltigkeit und das Thema der psychischen Gesundheit in dieser Zeit, in dieser Branche, in dieser Branche in dieser Zeit. Kurz hatte ich überlegt, diese Ausgabe die „Depri“-Ausgabe zu nennen, weil ich mich – siehe oben – so viel geärgert habe und so frustriert über das ein oder andere war. Wenn ich nun aber auf die Texte und das Engagement der Schreibenden schaue, dann bin ich eigentlich total positiv gestimmt und schaue optimistisch nach vorne – nicht nur auf die Veröffentlichung des MAGAZINS, sondern auf die Entwicklung unserer Branche, die es am Ende doch immer wieder schafft, ein gutes Gefühl zu schaffen. Gespannt, was die Lesenden denken, Sabine Funk